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Beständeübersicht

Bestand

20460 Rittergut Liebertwolkwitz (Patrimonialgericht)

Datierung1596 - 1850
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)4,10

Geschichte des Ritterguts Liebertwolkwitz
Das neuschriftsässige Rittergut Liebertwolkwitz mit dem zugehörigen Städtchen Liebertwolkwitz lag südöstlich von Leipzig, im Amt Leipzig (1856 Gerichtsamt Leipzig I, 1875 Amtshauptmannschaft Leipzig, 1952 Landkreis Leipzig, 1994 Landkreis Leipziger Land, 1999 Stadt Leipzig). Erstmals erwähnt wurde der Ort 1040 als Niwolkesthorp.[01] Die Gerichtsbarkeit wurde nur über Liebertwolkwitz ausgeübt und bereits 1842 an das Kreisamt Leipzig abgegeben. In Liebertwolkwitz bestanden drei Gemeinden, die herrschaftliche Gemeinde, die direkt dem Rittergut zugeordnet war, die kleine und die große Gemeinde. Jede Gemeinde hatte einen eigenen Richter. Das Rittergut wurde seit dem 16. Jahrhundert fast durchgängig als Nebengut vom Rittergut Störmthal aus verwaltet. Deshalb hatte es auch keine eigene Schäferei. In Liebertwolkwitz gab es aber ein Brauhaus und eine Gemeindeschmiede.[02]
Die frühen Besitzer von Liebertwolkwitz sind unbekannt. 1431 wird ein Götz von Ende als Gerichtsherr erwähnt. 1511 kaufte Andreas von Pflugk auf Knauthain und Störmthal das Gut von Paul von Breitenbach.[03] Im Besitz der Familie Pflugk blieb Störmthal mit Liebertwolkwitz bis 1588, ehe es der Schwager von Dam von Pflugk, Friedrich von Schönberg, erhielt. Sechs Jahre später wurden die beiden Rittergüter an Moritz von Starschedel auf Markkleeberg verkauft. Schon 1596 veräußerte er den Besitz weiter an Martin Schumartz (später Martin Schumartz von Krückelberg). 1628 erwarb der Leipziger Kaufmann Gotthard Plätzer Störmthal mit Liebertwolkwitz. Seine Erben Johann Plätzer und Jobst Wenbeck (?) blieben bis etwa 1650 die Besitzer. Zu dieser Zeit erwarb der Leipziger Philipp Jünger beide Güter. Seine Witwe Gertraude Jünger wurde 1681 als Gerichtsherrin von Liebertwolkwitz geführt. 1688 war der Hofrat Dr. Ludwig Lenz, der wohl die Witwe geheiratet hatte, der Besitzer des Ritterguts. 1696 kaufte der Schriftsteller Heinrich von Ziegler und Kliphausen Liebertwolkwitz. Da er nur ein Jahr später starb, übernahm seine Frau Sabina von Ziegler und Kliphausen, geb. von Lindenau, das Rittergut. 1706 verkaufte sie es an die Witwe von Statz Friedrich von Fullen, Anna Dorothea von Fullen (? – 1715), geb. von Seidlitz, die es für ihren Sohn Statz Hilmar von Fullen (1691 – 1751) erwarb. Damit wurde das Rittergut wieder mit Störmthal vereinigt. Seitdem wurden beide Rittergüter durchgängig zusammen verwaltet. Die Tochter von Statz Hilmar von Fullen, Erdmuthe Dorothea Magdalena von Schönfeld (1720 –1787), übernahm nach seinem Tod 1751 beide Rittergüter. Ein Jahr später wurde ihr zweiter Mann, Johann Friedrich Graf Vitzthum von Eckstädt (? – 1786), neuer Gerichtsherr. Graf Johann Hilmar Adolf von Schönfeld (1743 – 1820) erbte 1787 beide Rittergüter. Nach dessen Tod gingen sie 1820 an seinen Sohn Ludwig Moritz Adolf Graf von Schönfeld (1797 – 1883) über. Dieser verkaufte vier Jahre später Störmthal mit Liebertwolkwitz an Rudolf Friedrich Theodor von Watzdorf (1804 – 1880). Das Rittergut Liebertwolkwitz blieb bis ins 20. Jahrhundert hinein im Besitz dieser Familie.

Besitzverhältnisse:
JahrRittergutsbesitzer
um 1431
Götz von Ende
bis 1511
Paul von Breitenbach
ab 1511
Andreas von Pflugk
bis 1588
Dam von Pflugk
1588 – 1594
Friedrich von Schönfeld
1594 – 1596
Moritz von Starschedel
1596 – 1628
Martin Schumartz
1628 – 1636 (?)
Gotthard Plätzer
1636 – 1650 (?)
Johann Plätzer, Jobst Wenbeck
1650 – ca. 1675
Philipp Jünger
um 1681
Gertraude Jünger
um 1688
Ludwig Lenz
1696 – 1697
Heinrich von Ziegler und Kliphausen
1697 – 1706
Sabina von Ziegler und Kliphausen
1706 – 1751
Hilmar Statz von Fullen
1751 – 1752
Erdmuthe Dorothea Magdalena von Schönfeld
1752 – 1786
Johann Friedrich Graf Vitzthum von Eckstädt
1787 – 1820
Johann Hilmar Adolf Graf von Schönfeld
1820 – 1824
Ludwig Moritz Adolf Graf von Schönfeld
1824 – 1880
Rudolf Friedrich Theodor von Watzdorf
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Der erste Teil der Überlieferung (Nr. 1 – 86) gelangte um 1960 aus dem Archiv des Amtsgerichts Leipzig in das Staatsarchiv. Durch die Akten der Amtshauptmannschaft Leipzig und einer Abgabe des Stadtarchivs Leipzig konnte der Bestand 1962 ergänzt werden (Nr. 87 –166). Er wurde 1965 durch eine ungegliederte Findkartei erschlossen. 2002 wurden 10 Akten provenienzgerecht den Beständen Amt Leipzig und Gerichtsamt Leipzig I zugefügt, weshalb die Nummern 34 – 36, 73, 77, 78, 81, 82, 130 und 142 Fehlsignaturen sind. 2011 wurde der Bestand im Rahmen einer Retrokonversion in die Augias-Datenbank eingeben. Dabei wurde ein Orts- und Personenregister erstellt sowie die vorhandenen Gerichtsbücher im Bestand 12613 virtuell verzeichnet.

Überlieferungsschwerpunkte
Die Überlieferung umfasst einen zeitlichen Rahmen von 1596 – 1861. Schwerpunktmäßig sind Akten vom Ende des 18. Jahrhunderts bis zur Abgabe der Gerichtsbarkeit 1842 überliefert. Einige wenige Akten der Gemeinde Liebertwolkwitz gehen über die Abgabe der Jurisdiktion hinaus. Der Bestand umfasst nur die Patrimonialgerichtsbarkeit. Hervorzuheben ist die relativ umfangreiche Überlieferung der Lokalverwaltung und des Patronats. Daneben sind vor allem Gerichtsprotokolle, Grundstücks- und Nachlassangelegenheiten vorhanden.

Hinweise für die Benutzung
Die Erfassung erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch Orts- und Personenregister erstellt wurden.
Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 20460, RG Liebertwolkwitz, Nr. (fettgedruckte Zahl).

Verweise auf korrespondierende BeständeHauptstaatsarchiv Dresden:
12613 Gerichtsbücher
Staatsarchiv Leipzig:
20009 Amt Leipzig
20096 Gerichtsamt Leipzig I
20555 Rittergut Störmthal

Dr. Carsten Voigt
November 2011



[01] Ernst Eichler, Elisabeth Lea und Hans Walter, Die Ortsnamen des Kreises Leipzig, Halle (Saale) 1960, S. 98.
[02] August Schumann, fortgeführt von Albert Schiffer, Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungs-Lexikon von Sachsen, Bd. 5, Zwickau 1824, S. 712 f.; Schumann, Staatslexikon, Bd. 13, 1826, S. 312.
[03] Zur Besitzgeschichte: StA-L, 20460 Rittergut Liebertwolkwitz, Nr. 84 f. und 143-145; Hauptstaatsarchiv Dresden, 12613 GB AG Leipzig, Nr. 95; Sachsens Kirchengalerie. Neunter Band: Die Inspektionen Leipzig und Grimma, Dresden o. J. [1844], S. 6. und 143; Pönicke, Gustav Adolf (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser Sachsens, Bd. 1: Leipziger Kreis, Bautzen 1860, S. 73-75; http://www.uni-leipzig.de/~mielke/lindenau/lindnau2.htm (letzter Zugriff 30.11.2011).
Grundlagen der Patrimonialherrschaft.- Gerichtsverwaltung.- Gerichtsbücher.- Gerichtsprotokolle.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Lokalverwaltung.- Patronat.- Grundherrlich-bäuerliche Verhältnisse.
Liebertwolkwitz, ein neuschriftsässiges Rittergut mit dazu gehörendem Vasallenstädtchen, lag südöstlich von Leipzig auf dem Gebiet des Amts Leipzig. Seit dem 16. Jahrhundert wurde das Gut meist gemeinsam mit Störmthal verwaltet. Es gehörte u. a. den Familien Pflugk, von Schönfeld, Jünger und von Ziegler und Kliphausen. Ab 1706 gehörte das Rittergut der Familie von Fullen, ab 1752 den Grafen Vitzthum von Eckstädt, im 19. Jahrhundert der Familie von Watzdorf. Von Rudolph Friedrich Theodor von Watzdorf ging die dem Rittergut zustehende Gerichtsbarkeit nach Abtretung an den Staat am 30. März 1842 auf das Kreisamt Leipzig über.
Der Bestand enthält auch Unterlagen des Gemeinderats Liebertwolkwitz von 1848 bis 1850.
  • 2011 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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