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Beständeübersicht

Bestand

20467 Rittergut Machern mit Zeititz

Datierung1557 - 1858
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)8,80
Geschichte des Ritterguts Machern [01]

Machern liegt westlich von Wurzen im heutigen Landkreis Leipzig (1445/47 Pflege Naunhof; 1606 Amt Grimma; ab 1843 Amt Wurzen; 1856 Gerichtsamt Wurzen; 1875 Amtshauptmannschaft Grimma; ab 1952 Landkreis Wurzen, ab 1994 Landkreis Muldentalkreis). Die Gerichtsbarkeit des schriftsässigen Ritterguts Machern und des Erb- und Allodialguts Zeititz erstreckte sich nur über die Dörfer Machern und Zeititz.
Von 1430 bis 1802 befand sich das altschriftsässige Rittergut Machern im Besitz der Familie von Lindenau. Albrecht von Lindenau, der zusammen mit seinen Brüdern Hanns und Burkart 1453 von Herzog Friedrich von Sachsen mit Machern, Zeititz, Polenz, Ammelshain und Lindenau belehnt wurde, gilt als Urvater der älteren Machernschen Linie. Diese Linie stirbt nach 200 Jahren und sieben Generationen 1665 aus. Danach übernahm Wolf von Lindenau, schon Eigentümer des Ritterguts Polenz, das durch den Dreißigjährigen Krieg stark in Mitleidenschaft gezogene Rittergut Machern. Erst hatten Wallensteins Truppen und dann schwedische Soldaten Machern geplündert und verwüstet. Außerdem grassierte die Pest im Dorf. Wolf von Lindenau, der neue Gutsherr, begründete die jüngere Machernsche Linie, die nun für die nächsten 137 Jahre im Besitz von Machern war. Vielleicht schon er, sicher aber sein Sohn aus fünfter Ehe, Gottfried Anselm, baute das aus der Renaissance stammende Schloss im barocken Stil um und ließ einen dritten Flügel errichten. [02] Reichsgraf Carl Heinrich August von Lindenau, der letzte Besitzer von Machern aus diesem Geschlecht, ließ die einstmals barocke Gartenanlage im Jahre 1782 umgestalten.
1802 erwarb Freifrau Anna von Wylich geb. von Stollberg-Wernigerode das Gut von Carl Graf von Lindenau und verkaufte es vier Jahre später an die Leipziger Kaufmannsfamilie Schnetger. Erster Besitzer, dem drei weitere aus dieser Familie folgen sollten, war der aus Westfalen stammende und in Leipzig als Kaufmann tätige Gottfried Wilhelm Schnetger. Bis 1945 wurde unter dieser Familie in Machern sehr erfolgreich Landwirtschaft betrieben und auf dem Zeititzer Gebiet Kohle gewonnen. Einen zusätzlichen wirtschaftlichen Aufschwung zog der Bau der ersten deutschen Ferneisenbahnstrecke Dresden-Leipzig, der 1836 in Machern begann, nach sich. Im Gegensatz zu dem Brandiser Gutsbesitzer, der sich gegen die Führung der Strecke durch sein Territorium gesperrt hatte, erkannte Gottfried Wilhelm Schnetger die Vorteile und unterstützte das Vorhaben durch günstige Landabgaben. [03]
Nach 1945 wurde das Rittergut mit dem Schloss Volkseigentum und seit 1991 ist die Gemeinde Machen dessen Besitzer.

Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Das Schriftgut des Ritterguts Machern ist aus zwei verschiedenen Überlieferungslinien hervorgegangen.
Als schriftsässiges Rittergut stellte Machern einen eigenständigen Gerichts- und Verwaltungsbezirk dar. Bei der Wahrnehmung der entsprechenden Kompetenzen in Justiz und Verwaltung entstand ein wesentlicher Teil des überlieferten Schriftgutes. Mit dem Übergang der privaten Gerichtsbarkeit an den Staat, der in Sachsen zwischen 1833 und 1856 erfolgte, wurde auch das Patrimonialgerichtsarchiv verstaatlicht. Die Gerichtsbarkeit und das entsprechende Archivgut des Ritterguts Machern übergab Gottfried Wilhelm Schnetger am 24. Januar 1850 an das Königliche Landgericht Wurzen. Dieser Teil der Überlieferung wurde bei der Wiederherstellung der Urprovenienzen aus den Nachfolgebehörden Amtsgericht Wurzen und Amtshauptmannschaft Grimma herausgelöst.
Der zweite Teil der Überlieferung, das Schriftgut der Rittergutswirtschaft, wurde erst mit der Bodenreform verstaatlicht. Im Rahmen der sogenannten "Schlossbergung" gelangten die Unterlagen zunächst ins damalige Landeshauptarchiv Dresden. Sie wurden dort 1953 mit einem handschriftlichen Repertorium (Archivsignaturen Nr. 1 – 496) erschlossen. 1962 wurde der Bestand unter der Bezeichnung "Gutsarchiv Machern" an das Staatsarchiv Leipzig übergeben. Hier wurde er mit den Akten der Patrimonialgerichtsbarkeit ergänzt, die bisher nur mit einer handschriftlichen Kartei (Archivsignaturen Nr. 497 – 553) erschlossen waren. Die Akte Nr. 504 wurde provenienzgerecht dem Bestand "Gerichtsamt Wurzen" zugeordnet.
Das Repertorium von 1953 genügte nicht mehr heutigen archivfachlichen Anforderungen. Gliederung und Zuordnung der Akten erfolgte offensichtlich nach sachlichen und nicht nach Provenienz-Gesichtspunkten. Die Titelbildung war zumeist unzureichend. Es fehlten Angaben zu Beruf oder Stand von Personen sowie zu deren Wohnort. Der Sachbetreff war nicht immer eindeutig erkennbar. Eine Bändebildung geschah nur in ganz wenigen Fällen.
Im Jahr 2011 fand eine Retrokonversion der Findmittel statt, in deren Rahmen die Erschließung verbessert wurde. Im Zuge dieser Retrokonversion wurden die Akten mit Hilfe der an das Gliederungsschema für Rittergutsbestände angelehnten Klassifikation ihrer Provenienz entsprechend geordnet und in der AUGIAS-Datenbank verzeichnet. Zusätzlich mussten die meisten der vorhandenen Titel korrigiert und, wenn nötig, Enthältvermerke angelegt werden. Arbeitsgrundlage für diese Verzeichnung war die "Erschließungsrichtlinie des Sächsischen Staatsarchivs". Erfasst wurden nach Möglichkeit die alten Registratursignaturen sowie frühere Archivsignaturen. Die Bildung von Bandreihen entstand in der Regel neu und in chronologischer Folge.
Die Register der Orts- und Personennamen, ebenfalls mit dem o. g. PC-Programm erstellt, orientierten sich an der fortlaufend vergebenen Indexnummer, die kursiv unter der Verzeichnungseinheit steht. Virtuell erfasst wurden die Gerichtsbücher des Ritterguts Machern, die sich heute im Teilbestand "Gerichtsbücher des Amtsgerichtes Wurzen" befinden.

Überlieferungsschwerpunkte

Der vorliegende Bestand enthält 567 Verzeichnungseinheiten, worunter 11 virtuell verzeichnete Gerichtsbücher aus dem Bestand "12613 Gerichtsbücher" fallen. Er umfasst die Jahre von 1557 bis 1858. Den mengenmäßigen Schwerpunkt der Überlieferung bilden die Unterlagen der Patrimonialherrschaft und hierbei wiederum die Akten der Straf- und Zivilgerichtsbarkeit sowie Erbschafts-, Nachlass- und Konkursangelegenheiten. In großer Anzahl sind auch Gerichtsprotokolle überliefert, die gemeinsam mit den Gerichtsbüchern einen Überblick über die Tätigkeit der Patrimonialgerichte im Bereich der freiwilligen Gerichtsbarkeit geben.
Von den Akten der Gutswirtschaft, die bei der Bewirtschaftung der "eigentümlichen Stücke", also der zum Rittergut gehörenden Eigenwirtschaft, entstanden, sind nur wenige Quellen überliefert. Sie beinhalten vorwiegend Verpachtungsangelegenheiten.
Von Interesse für Historiker sollten die Akten sein, die im Zusammenhang mit Militärangelegenheiten entstanden sind. Besonders die Zeit während und nach der französischen Besetzung am Anfang des 19. Jahrhunderts ist gut überliefert.
Leider sind nur relativ wenige Unterlagen aus dem Familienarchiv der Rittergutsbesitzer erhalten. Hervorzuheben sind dabei Akten mit Informationen zu den Rittergütern Gotha, Kossen und Nischwitz, die zeitweise ebenfalls im Besitz der Familie von Lindenau waren. Private Akten der Familie Schnetger für die Zeit von 1859 bis 1945 fehlen völlig. Auch vermisst man Akten zur Gestaltung des Parks in Machern.
Hinweise zur Benutzung

Die Erfassung erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch das Orts- und das Personenregister erstellt wurden.
Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 20467, Rittergut Machern Nr. (fettgedruckte Zahl).

Verweise auf korrespondierende Bestände

20008 Amt Grimma
20077 Königliches Landgericht Wurzen
20112 Gerichtsamt Wurzen
20138 Amtsgericht Wurzen
20350 Rittergut Brandis

J. Kunze
Aug. 2011

Besitzer der Rittergüter Machern und Zeititz

bis 1505
Heinrich von Lindenau (gest. 1505)
1505
Albrecht von Lindenau (gest. 1533)
1533
Heinrich von Lindenau (1496-1561)
1561
Wolff von Lindenau (1519-1589)
1589
Friedrich von Lindenau (1563-1634)
1634
Wolf Friedrich von Lindenau (1600-1642)
1642
Ernst Joachim von Lindenau (1607-1665)
1665
Wolf von Lindenau, kurf. Oberküchenmeister, Oberlandfischmeister, Amtshauptmann von Leipzig, Wurzen und Mutschen (1634-1710)
1710
Gottfried Anshelm von Lindenau (1693-1749)
1749
Heinrich Gottlieb Graf von Lindenau, kurf. Oberstallmeister und Kammerherr (1723-1789) Begründer der Lindenauschen Grafenlinie
1789
Carl Heinrich August Graf von Lindenau, Königlich-Preußischer Oberstallmeister und Generallieutenant (1755-1842)
1802
Anna Freifrau von Wylich (gest. 1806)
1806
Gottfried Wilhelm Schnetger (1770-1861)
1861
Wilhelm Eduard Schnetger (1799-1873)
1873
Wilhelm Eduard Heinrich Schnetger (1825-1903)
1903 – 1945
Paul Theodor Schnetger (1859-1952)



[01] Ausführlich zur Geschichte Macherns siehe: http://www.uni-leipzig.de/~mielke/machern1.htm und http://www.uni-leipzig.de/~mielke/lindenau/lindnau.htm (Stand: 24. Juli 2011). Die Mehrzahl der hier verwendeten Informationen zur Geschichte von Machern stammt von dieser Seite.
[02] Vgl. http://www.parkmachern.de/13833.html (Stand: 11.08.2011).
[03] Wie Anmerkung 2. Vgl. auch: StA-L, 20467, Rittergut Machern Nr. 20.
Grundlagen der Patrimonialherrschaft.- Gerichtsverwaltung.- Gerichtsbücher.- Gerichtsprotokolle.- Strafgerichtsbarkeit.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Lokalverwaltung.- Patronat.- Einziehung landesherrlicher Steuern und Zölle.- Grundherrlich-bäuerliche Verhältnisse.- Gutswirtschaft.- Familienarchive von Lindenau und Schnetger.
Von 1430 bis 1802 befand sich das im Territorium des Amts Grimma gelegene altschriftsässige Rittergut Machern im Besitz der Familie von Lindenau, bevor es an die Leipziger Kaufmannsfamilie Schnetger verkauft wurde. Das Dorf Machern gelangte 1836 durch Umbezirkung zum Amt Wurzen. Mit dem Rittergut Machern eng verbunden war das ebenfalls von der Familie Schnetger gekaufte Erb- und Allodialgut Zeititz. Die Gerichtsbarkeit des Ritterguts Machern mit Zeititz erstreckte sich nur über die Dörfer Machern und Zeititz. Diese Gerichtsbarkeit trat Gottfried Wilhelm Schnetger an den Staat ab; sie wurde am 24. Januar 1850 dem Königlichen Landgericht Wurzen übertragen.
  • 2011 | Findbuch / Datenbank
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