Beständeübersicht
Bestand
Geschichte des Ritterguts Mockau
Das amtsässige Rittergut Mockau lag nordöstlich der Stadt Leipzig im Amt Leipzig (1856 Gerichtsamt Taucha, 1875 Amtshauptmannschaft Leipzig, 1915 nach Leipzig eingemeindet). Die Gerichtsbarkeit wurde 1856 dem Königlichen Gericht Taucha übertragen.
Das Rittergut gelangte schon sehr zeitig in bürgerlichen Besitz und gehörte zu den nur sieben Rittergütern im Leipziger Kreis, die durchgängig seit dem 17. Jahrhundert bis in das 19. Jahrhundert hinein in bürgerlichem Besitz waren.[01] Es gehörte wenigstens seit 1613 bis 1695 der Familie Wirth.[02] Ungewöhnlich ist, dass einige Rittergutsbesitzer aus dieser Familie Pfarrer waren.[03] 1695 erwarb ein Heinrich Linck das Rittergut.[04] Wahrscheinlich handelte es sich dabei um den Leipziger Apotheker Linck (1638 – 1717), der eine bekannte Naturalien- und Kuriositätensammlung aufbaute. Nur drei Jahre später wechselte Mockau erneut den Besitzer. Neuer Grund- und Gerichtsherr wurde Abraham Christoph Platz (1658 – 1728), der aus einer angesehenen Leipziger Juristenfamilie stammte und Bürgermeister von Leipzig war.[05] Mockau blieb bis 1768 im Besitz der Familie Platz, dann wurde das Rittergut für sechs Jahre unter Zwangsverwaltung gestellt. 1774 kaufte Johann Friedrich Semmel, ein Kaufmann aus Gera, Mockau.[06] Seit 1788 wurden die Brüder Carl Friedrich Semmel und Marcus Friedrich Semmel (? – 1801), letzterer war Bürgermeister in Gera, als Besitzer des Ritterguts geführt. Der Leipziger Floßmeister Christian Gottlob Deutrich (1741 – 1805) erwarb 1797 von den Brüdern Semmel den Besitz.[07] Sein Sohn Johann Ludwig Deutrich verkaufte das Rittergut 1811 an Johann David Förster (? – 1814), ein Leipziger Kaufmann, der 1812 auch das Rittergut Kleinzschocher erwarb. Von dessen gleichnamigem Sohn (? – 1827) kaufte der Ökonomieamtmann Wilhelm Gustab Sintensis 1821 Mockau.[08] Rudolph Freiherr von Bünau (1790 – 1860) war in den zehn Jahren von 1829 bis 1839 der einzig bekannte adelige Gerichtsherr auf Mockau. 1839 kaufte von ihm Friedrich Alexander Gontard-Lutteroth (1810 – 1849) das Rittergut.[09] Diese Familie blieb bis 1912 im Besitz von Mockau. In diesem Jahr erwarb die Stadt Leipzig das Rittergut und baute auf dem Gelände den Flughafen Mockau.[10]
Besitzverhältnisse:
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Der Bestand ist um 1960 aus den Abgabegemeinschaften Amtsgericht Taucha / Amtshauptmannschaft Leipzig gebildet worden. 1962 kamen weitere Akten aus dem Stadtarchiv Leipzig hinzu. Der Bestand wurde 1965 formiert und durch eine Findkartei erschlossen. Die Nr. 1 und 2 sind 1999 provenienzgerecht dem Bestand Gerichtsamt Taucha hinzugefügt worden und sind deshalb Fehlsignaturen. 2013 wurde der Bestand im Rahmen einer Retrokonversion in die Augias-Datenbank eingeben. Dabei wurde ein Orts- und Personenregister erstellt sowie die vorhandenen Gerichtsbücher im Bestand 12613 virtuell verzeichnet.
Überlieferungsschwerpunkte
Die Überlieferung enthält nur Akten der Patrimonialgerichtsbarkeit aus den Jahren 1613 bis 1856. Die meisten Akten beziehen sich auf die Freiwillige Gerichtsbarkeit. Außerdem befinden sich elf Gerichtsbücher in dem kleinen Bestand. Zeitlich liegt der Schwerpunkt auf dem 19. Jahrhundert bis zur Abgabe der Gerichtsbarkeit 1856.
Hinweise für die Benutzung
Die Erfassung erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch Orts- und Personenregister erstellt wurden.
Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 20474, RG Mockau, Nr. (fettgedruckte Zahl).
Verweise auf korrespondierende Bestände
Staatsarchiv Leipzig:
20009 Amt Leipzig
20437 Rittergut Kleinzschocher
Dr. Carsten Voigt
Sept. 2013
[01] Axel Flügel, Bürgerliche Rittergüter. Sozialer Wandel und politische Reform in Kursachsen (1680-1844), Göttingen 2000, S. 110.
[02] StA-L, 20474 RG Mockau, Nrn, 28 – 30, 37.
[03] August Schumann, fortgeführt von Albert Schiffer, Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungs-Lexikon von Sachsen, Bd. 18, Zwickau 1833, S. 188; Wolfgang Schmale, Archäologie der Grund- und Menschenrechte in der Frühen Neuzeit. Ein deutsch-französisches Paradigma, München 1997, S. 399 – 402.
[04] StA-L, 20474 RG Mockau, Nr. 30.
[05] Ebd.
[06] StA-L, 20474 RG Mockau, Nr. 32.
[07] StA-L, 20474 RG Mockau, Nr. 33.
[08] StA-L, 20474 RG Mockau, Nr. 34.
[09] StA-L, 20474 RG Mockau, Nr. 35.
[10] Http://de.wikipedia.org/wiki/Flughafen_Leipzig-Mockau (letzter Zugriff 12. September 2013).
20474 Rittergut Mockau (Patrimonialgericht)
Datierung | 1613 - 1856 |
---|---|
Benutzung im | Staatsarchiv Leipzig |
Umfang (nur lfm) | 2,20 |
Geschichte des Ritterguts Mockau
Das amtsässige Rittergut Mockau lag nordöstlich der Stadt Leipzig im Amt Leipzig (1856 Gerichtsamt Taucha, 1875 Amtshauptmannschaft Leipzig, 1915 nach Leipzig eingemeindet). Die Gerichtsbarkeit wurde 1856 dem Königlichen Gericht Taucha übertragen.
Das Rittergut gelangte schon sehr zeitig in bürgerlichen Besitz und gehörte zu den nur sieben Rittergütern im Leipziger Kreis, die durchgängig seit dem 17. Jahrhundert bis in das 19. Jahrhundert hinein in bürgerlichem Besitz waren.[01] Es gehörte wenigstens seit 1613 bis 1695 der Familie Wirth.[02] Ungewöhnlich ist, dass einige Rittergutsbesitzer aus dieser Familie Pfarrer waren.[03] 1695 erwarb ein Heinrich Linck das Rittergut.[04] Wahrscheinlich handelte es sich dabei um den Leipziger Apotheker Linck (1638 – 1717), der eine bekannte Naturalien- und Kuriositätensammlung aufbaute. Nur drei Jahre später wechselte Mockau erneut den Besitzer. Neuer Grund- und Gerichtsherr wurde Abraham Christoph Platz (1658 – 1728), der aus einer angesehenen Leipziger Juristenfamilie stammte und Bürgermeister von Leipzig war.[05] Mockau blieb bis 1768 im Besitz der Familie Platz, dann wurde das Rittergut für sechs Jahre unter Zwangsverwaltung gestellt. 1774 kaufte Johann Friedrich Semmel, ein Kaufmann aus Gera, Mockau.[06] Seit 1788 wurden die Brüder Carl Friedrich Semmel und Marcus Friedrich Semmel (? – 1801), letzterer war Bürgermeister in Gera, als Besitzer des Ritterguts geführt. Der Leipziger Floßmeister Christian Gottlob Deutrich (1741 – 1805) erwarb 1797 von den Brüdern Semmel den Besitz.[07] Sein Sohn Johann Ludwig Deutrich verkaufte das Rittergut 1811 an Johann David Förster (? – 1814), ein Leipziger Kaufmann, der 1812 auch das Rittergut Kleinzschocher erwarb. Von dessen gleichnamigem Sohn (? – 1827) kaufte der Ökonomieamtmann Wilhelm Gustab Sintensis 1821 Mockau.[08] Rudolph Freiherr von Bünau (1790 – 1860) war in den zehn Jahren von 1829 bis 1839 der einzig bekannte adelige Gerichtsherr auf Mockau. 1839 kaufte von ihm Friedrich Alexander Gontard-Lutteroth (1810 – 1849) das Rittergut.[09] Diese Familie blieb bis 1912 im Besitz von Mockau. In diesem Jahr erwarb die Stadt Leipzig das Rittergut und baute auf dem Gelände den Flughafen Mockau.[10]
Besitzverhältnisse:
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Der Bestand ist um 1960 aus den Abgabegemeinschaften Amtsgericht Taucha / Amtshauptmannschaft Leipzig gebildet worden. 1962 kamen weitere Akten aus dem Stadtarchiv Leipzig hinzu. Der Bestand wurde 1965 formiert und durch eine Findkartei erschlossen. Die Nr. 1 und 2 sind 1999 provenienzgerecht dem Bestand Gerichtsamt Taucha hinzugefügt worden und sind deshalb Fehlsignaturen. 2013 wurde der Bestand im Rahmen einer Retrokonversion in die Augias-Datenbank eingeben. Dabei wurde ein Orts- und Personenregister erstellt sowie die vorhandenen Gerichtsbücher im Bestand 12613 virtuell verzeichnet.
Überlieferungsschwerpunkte
Die Überlieferung enthält nur Akten der Patrimonialgerichtsbarkeit aus den Jahren 1613 bis 1856. Die meisten Akten beziehen sich auf die Freiwillige Gerichtsbarkeit. Außerdem befinden sich elf Gerichtsbücher in dem kleinen Bestand. Zeitlich liegt der Schwerpunkt auf dem 19. Jahrhundert bis zur Abgabe der Gerichtsbarkeit 1856.
Hinweise für die Benutzung
Die Erfassung erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch Orts- und Personenregister erstellt wurden.
Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 20474, RG Mockau, Nr. (fettgedruckte Zahl).
Verweise auf korrespondierende Bestände
Staatsarchiv Leipzig:
20009 Amt Leipzig
20437 Rittergut Kleinzschocher
Dr. Carsten Voigt
Sept. 2013
[01] Axel Flügel, Bürgerliche Rittergüter. Sozialer Wandel und politische Reform in Kursachsen (1680-1844), Göttingen 2000, S. 110.
[02] StA-L, 20474 RG Mockau, Nrn, 28 – 30, 37.
[03] August Schumann, fortgeführt von Albert Schiffer, Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungs-Lexikon von Sachsen, Bd. 18, Zwickau 1833, S. 188; Wolfgang Schmale, Archäologie der Grund- und Menschenrechte in der Frühen Neuzeit. Ein deutsch-französisches Paradigma, München 1997, S. 399 – 402.
[04] StA-L, 20474 RG Mockau, Nr. 30.
[05] Ebd.
[06] StA-L, 20474 RG Mockau, Nr. 32.
[07] StA-L, 20474 RG Mockau, Nr. 33.
[08] StA-L, 20474 RG Mockau, Nr. 34.
[09] StA-L, 20474 RG Mockau, Nr. 35.
[10] Http://de.wikipedia.org/wiki/Flughafen_Leipzig-Mockau (letzter Zugriff 12. September 2013).
Gerichtsbücher.- Gerichtsprotokolle.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Lokalverwaltung.- Patronat.- Einziehung landesherrlicher Steuern.- Grundherrlich-bäuerliche Verhältnisse.
Das amtsässige Rittergut Mockau, nordöstlich von Leipzig gelegen, unterstand dem Amt Leipzig. Zu den häufig wechselnden Besitzern des Guts seit dem 17. Jahrhundert gehörten der Pfarrer Wirth, der Apotheker Linck, Bürgermeister Platz, die Familien Semmel, Deutrich, Förster und Sintensis sowie die Familie Gontard-Lutteroth. Im 19. Jahrhundert war das Gut für 10 Jahre im Besitz des Rudolph Freiherrn von Bünau. Die dem Rittergut zustehende Patrimonialgerichtsbarkeit wurde am 2. Juni 1856 dem Königlichen Gericht Taucha übergeben.
- 2013 | Findbuch / Datenbank
- 2024-11-19 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5