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Beständeübersicht

Bestand

20477 Rittergut Modelwitz

Datierung1565 - 1860
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)3,50

Geschichte des Ritterguts Modelwitz
Modelwitz gehört heute zur Stadt Schkeuditz bei Leipzig (früher Amt Schkeuditz, ab 1816 Kreis Merseburg, 1952 Landkreis Leipzig, 1994 Landkreis Leipziger Land, 1999 Landkreis Delitzsch, 2008 Landkreis Nordsachsen). Das Rittergut Modelwitz war ein amtsässiges Rittergut, welches wahrscheinlich Anfang des 19. Jahrhunderts die Schriftsässigkeit erlangte. Die Obergerichtsbarkeit lag beim Amt Schkeuditz. Zum Rittergut gehörte eine Schenke. Modelwitz gehörte zu jenem Teil Sachsens, der 1815 an Preußen fiel, wobei es direkt an der preußisch-sächsischen Grenze lag. Die Patrimonialgerichtsbarkeit wurde wahrscheinlich 1849 abgegeben.[01] Das Dorf Modelwitz bestand zu früheren Zeiten aus zwei Teilen, die zunächst Ober- bzw. Untermodelwitz hießen. Im 18. Jahrhundert setzte sich die Bezeichnung Groß- und Kleinmodelwitz durch. Da Großmodelwitz identisch mit Obermodelwitz und Kleinmodelwitz mit Untermodelwitz war, werden im Findbuch durchgängig die Bezeichnungen Groß- bzw. Kleinmodelwitz verwendet.
Das Gut wurde schon 1181 erstmals erwähnt. Bis zur Reformation hatte das Kloster St. Petri bei Merseburg die Lehnsherrschaft inne. 1535 wurde das Rittergut in einen Ober- und Unterhof geteilt. Der eigentliche Gutshof war Unter-Modelwitz. Das Kloster St. Petri gab dem Rat zu Leipzig den Unterhof zu Lehen, der ihn als Afterlehnsnehmer nur an Leipziger Bürger vergeben bzw. verkaufen durfte. 1566 werden beide Güter unter Hiernoymus von Kommerstadt, Domherr von Merseburg, wiedervereint. Von diesem Zeitpunkt an sind Unter- und Oberhof des Ritterguts Modelwitz in einer Hand. Es besteht jedoch eine getrennte Lehnsherrschaft. Der Rat der Stadt Leipzig (Unterhof) bzw. die Merseburgische Stifts-Kanzlei (Oberhof) vergaben das Rittergut Modelwitz bis in zur Mitte des 18. Jahrhunderts getrennt als Afterlehen, während der Landesherr die Oberlehnsherrschaft inne hatte. Von der Familie Kommerstadt gelangt das Rittergut an die von Üchteritz auf Lützschena.[02] 1676 tauscht Heinrich von Üchteritz Modelwitz gegen die Güter Wernsdorf und Kössuln (bei Nessa) mit Carl Rudolph und Christoph Moritz von Neitschütz.[03] Acht Jahre später wurden Georg Haubold von Ende und Carl Heinrich von Ende mit dem Rittergut Modelwitz belehnt. 1717 kaufte Heinrich Julius Bernd, ein anhaltinischer Amtmann, Modelwitz.
Nur ein Jahr blieb Modelwitz im Besitz des preußischen Kriegs- und Domänenrats Wilhelm Koch,[04] ehe es Erdmann Moritz Friedrich von Oppel 1731 erwarb.[05] Er starb schon zwei Jahre später, so dass sein unmündiger Sohn Christian Wilhelm sein Nachfolger wurde.[06] Danach ist die weitere Besitzgeschichte unklar. 1771 wird wiederum ein Christian Wilhelm von Oppel als Herr auf Modelwitz benannt. Auf ihn folgte 1811 der Geheime Finanzrat Julius Wilhelm von Oppel und dessen Bruder Carl Wilhelm. Dieser Zweig der von Oppel hat seinen Hauptsitz auf Wellerswalde (bei Oschatz) und besaß ein weiteres Rittergut in Krebs.[07] Da die Lehnsfolge ungeklärt war, verblieb Modelwitz zunächst einmal unter Verwaltung der Stifts-Kabzlei in Merseburg. Schließlich konnte Carl Adam Traugott von Wuthenau seine Ansprüche durchsetzen und wurde Mitbesitzer von Modelwitz.[08] 1821 werden nur noch die Brüder von Oppel als Besitzer erwähnt.[09] 1825 ist Carl Wilhelm von Oppel alleiniger Inhaber des Ritterguts.[10] Nach dessen Tod 1833 fällt Modelwitz an seinen Sohn Georg Wilhelm von Oppel.[11] Später werden auch seine Brüder Carl Julius Wilhelm und Friedrich Wilhelm als Mitinhaber des Ritterguts genannt.[12] 1855 kaufte Robert Peltz das Rittergut und 1912 übernahm es die Rentengutsgesellschaft Merseburg, die bis zur Bodenreform 1945 Inhaberin bleibt.[13]
JahrBesitzer des Ritterguts Modelwitz[14]
1181
Graf Theodor von Wettin
1490
Familie Calitzsche aus Gortzig
1500
Wolf Bosse (?)
1535 (Oberhof)
Merten Bufe
1540 (Oberhof)
Adam Bufe
1545 (Oberhof)
Martin, Wolf und Christian Bufe
1562 (Oberhof)
Julius und Adam Bufe
1535 (Unterhof)
Rat der Stadt Leipzig als Afterlehen an Christoph Zobel
1557 (Unterhof)
Clauss Wolf
1565 (Oberhof),
1566 (Unterhof)
Hieronymus von Kommerstadt
1576
Gottfried und Christoph von Kommerstadt
1591
von Üchteritz auf Lützschena
1612
Bernhard von Üchteritz
bis 1676
Heinrich von Üchteritz
1676–1703
Carl Rudolph und Christoph Moritz von Neitschütz
1704–1717
Georg Haubold und Carl Heinrich von Ende (ab 1713 allein)
1717–1730
Heinrich Julius Bernd
1730
Wilhelm Koch
1731–1733
Erdmann Moritz Friedrich von Oppel
1733–1810
Christian Wilhelm von Oppel (Vater und Sohn?)
ab 1811
Carl Wilhelm, Julius Wilhelm von Oppel und Carl Adam Traugott von Wuthenau
um 1821
Carl Wilhelm und Julius Wilhelm von Oppel
1825
Carl Wilhelm von Oppel
1833
Georg Wilhelm von Oppel
um 1846
Carl Julius Wilhelm, Friedrich Wilhelm und Georg Wilhelm von Oppel
1855
Robert Peltz
1899
Anna Peltz
1912–1945
Rentengutsgesellschaft Merseburg
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Der Großteil der Unterlagen gelangte 1959 vom Stadtarchiv Schkeuditz ins Staatsarchiv Leipzig. 1963 wurde die Akten erschlossen und ein maschinenschriftliches Findbuch erstellt. Die Akten wurden im Findbuch entsprechend der Ordnung neu nummeriert. Es wurde aber versäumt den Bestand neu zu signieren, so dass die alten Nummern gültig blieben. 1995 fand eine Bestandsrevision statt. 2010 wurde der Bestand durch Retrokonversion in die Augias-Datenbank eingegeben und dabei ein Orts- und Personenregister angelegt. Die Gliederung wurde der Systematik für Rittergutsbestände des Staatsarchivs Leipzig angepasst. Diese unterteilt sich nun in drei Hauptgruppen: Patrimonialherrschaft, Gutswirtschaft und Familienarchiv.

Überlieferungsschwerpunkte
Der Bestand umfasst den Zeitraum von 1565–1860 und 244 AE. Jedoch sind vor dem 18. Jahrhundert nur wenige Akten überliefert. 1855, im Jahr des Verkaufs des Ritterguts durch die Familie von Oppel, bricht die Überlieferung, mit Ausnahme von einer Akte, ab. Die bis 1849 reichenden Patrimonialgerichtsakten bilden einen Schwerpunkt des Bestandes. Wobei vor allem Verwaltungsangelegenheiten, Gerichtsprotokolle, Akten der Zivilgerichtsbarkeit und der freiwilligen Gerichtsbarkeit überliefert sind. Daneben ist noch die Gutswirtschaft recht gut überliefert, wobei besonders zahlreich Wirtschaftsrechnungen erhalten geblieben sind.

Hinweise für die Benutzung
Die Erfassung erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch Orts- und Personenregister erstellt wurden.
Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 20477, RG Modelwitz, Nr. (fettgedruckte Zahl).

Verweise auf korrespondierende Bestände
Hauptstaatsarchiv Dresden:
10329 Grundherrschaft Krebs
Staatsarchiv Leipzig:
20018 Amt Schkeuditz
20571 Rittergut Wellerswalde

Dr. Carsten Voigt, Oktober 2010


[01] Dafür gibt es keinen direkten Nachweis. Jedoch reichen die Akten des Modelwitzer Patrimonialgerichts bis 1849. In diesem Jahr wurde die Patrimonialgerichtsbarkeit in Preußen aufgehoben. Vgl. dazu: Manfred Wilde, Die Ritter- und Freigüter in Nordsachsen. Ihre verfassungsrechtliche Stellung, ihre Siedlungsgeschichte und ihre Inhaber, Limburg an der Lahn 1997, S. 89
[02] Ebd., S. 427–429.
[03] StA-L, 20477 RG Modelwitz, Nr. 109 (im Folgenden: RG Modelwitz).
[04] Wilde, S. 429.
[05] RG Modelwitz, Nr. 22.
[06] Ebd., Nr. 109.
[07] Ebd., Nr. 150.
[08] Ebd., Nr. 109 und 165.
[09] Ebd., Nr. 110.
[10] Ebd., Nr. 190.
[11] Ebd., Nr. 149.
[12] Ebd., Nr. 102 und 191.
[13] Wilde, S. 430.
[14]  Wilde, S. 427-430; RG Modelwitz, Nr. 22, 109, 110, 149, 150, 190, 191 und 209.
Grundlagen der Patrimonialherrschaft.- Gerichtsverwaltung.- Gerichtsbücher.- Gerichtsprotokolle.- Strafgerichtsbarkeit.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Lokalverwaltung.- Patronat.- Grundherrlich-bäuerliche Verhältnisse.- Gutswirtschaft.- Familienarchiv von Oppel.
Das ursprünglich amtsässige Rittergut Modelwitz, vereinigt aus den Teilen Groß- und Kleinmodelwitz, lag südöstlich von Schkeuditz im Territorium des Amts Schkeuditz. Bis Ende des 16. Jahrhunderts befand sich das Gut im Besitz der Familie von Kommerstadt, der die Familie von Üchteritz folgte. Seit 1731 war es im Besitz der Familie von Oppel. Im Jahr 1815 kam das Rittergut Modelwitz zu Preußen.
  • 2010 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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