Beständeübersicht
Bestand
Zur Geschichte des Ritterguts Mölbis
Mölbis, zwischen Leipzig und Borna am Rande des Espenhainer Kohlentagebaus gelegen, gehört zu den älteren slawischen Siedlungen und ist seit 1230 als Herrensitz und 1350 als Allodium belegt. Verwaltungsmäßig war Mölbis bis Mitte des 19. Jahrhunderts ins Amt Borna einbezirkt, grundherrschaftlich unterstand es 1548 dem Rittergut Markkleeberg, später dann dem Rittergut Mölbis.[01]
Die beiden ältesten im vorliegenden Bestand überlieferten Quellen weisen Georg von Haugwitz, 1566 noch "zue Clebergk" (Markkleeberg),[02] 1574 als Erb-, Lehn- und Gerichtsherrn auf Mölbis aus.[03] Das Lehen umfasste die Dörfer Mölbis (einschließlich des Kirchenlehns), Blasdorf und Braunzig, die wüste Mark Crossen und das halbe Dorf Trages, einschließlich der höheren und niederen Gerichtsbarkeit über diese Dörfer und ihre Fluren.[04] In den späteren Lehnbriefen an die von Starschedel, die 1577 das Rittergut von Georg von Haugwitz gekauft und es fast 100 Jahre im Familienbesitz hatten, wird immer wieder der gleiche Text verwendet, in dem es heißt, dass alles so beliehen wird (einschließlich der höheren Gerichtsbarkeit), wie es schon Georg von Haugwitz vom Kurfürst August erhalten hat.[05]
Als die von Starschedel das Rittergut 1669 an Wolf Hildebrandt von Gutstädt verkauften, wurde auf Antrag dieses neuen Besitzers 1670 das amtssässige Rittergut Mölbis in ein schriftsässiges verwandelt.[06]
Unter den von Bose, die das Rittergut Ende 17. Jahrhunderts von den Gutstädts übernahmen, erhielt das Rittergut 1722 den Status eines altschriftsässigen Rittergutes.[07] Auch der Mölbiser Schlossbau von 1714 stammte von den Boses,[08] die wie die von Starschedel etwa 100 Jahre lang die Erb-, Lehn- und Gerichtsherrschaft in Mölbis und den dazugehörigen Orten ausgeübt haben.
Die Gerichtsbarkeit über ihre Untertanen ließen die Mölbiser Rittergutsbesitzer durch einen Notar ausüben, den sie im Beisein aller Untertanen zum Gerichtsverwalter verpflichteten. So wurde das älteste überlieferte Gerichtsprotokoll von Mölbis 1639 von Abraham Franke, öffentlicher Notar und Starschedelscher Gerichtsverwalter zu Mölbis, angelegt und geführt.[09]
Der Gerichtsverwalter (auch Gerichtshalter oder Gerichtsdirektor genannt) hatte auch über alle vorgefallenen gerichtlichen Handlungen und vorgebrachten Klagen und Rügen sorgfältig Protokoll zu führen und alle abgeschlossenen Verträge in Gerichtsbücher einzutragen. Er musste dafür Sorge tragen, dass die landesherrlichen Gesetze, Mandate und Anweisungen im Dorf regelmäßig bekannt gemacht und eingehalten wurden sowie auch die landesherrlichen Steuern eintreiben. Erst mit dem Gesetz vom 11. August 1855 "Über die künftige Einrichtung der Behörden erster Instanz für die Rechtspflege und Verwaltung" ging die "Patrimonialgerichtsbarkeit jeder Art auf den Staat über".[10] Damit hörte auch das Patrimonialgericht Mölbis auf zu bestehen. Am 27. Februar 1856 wurde die Gerichtsbarkeit des Ritterguts über den Anteil von Trages dem Königlichen Landgericht Borna übertragen, ansonsten dem Königlichen Gericht Rötha.
Die Suche nach dem Schlossarchiv von Mölbis führt in das Jahr 1937, als der Espenhainer Braunkohlentagebau eröffnet wurde, dem Mölbis später seinen traurigen Ruf als dreckigstes Dorf der DDR zu verdanken hatte. Der Mölbiser Bürgermeister teilte 1945 auf Anfrage an den Leipziger Oberbürgermeister mit, dass von den Besitzern schon 1937 alles verkauft und verteilt worden ist und das Schloss zur Bodenreform leer stand.[11] Der Bürgermeister verwendete sich sehr für die Reparatur des Schlosses, aber es wurde 1949 abgerissen.[12]
Rittergutsbesitzer und Gerichtsherren von Mölbis[13]
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Das vorliegende Findbuch fasst die Akten des Staatsarchivs (im Wesentlichen Patrimonialgericht Mölbis, Signaturen Nr. 1 – 69) und das Depositum von Wolfgang Sperling, ab Nr. 70) zusammen. Beide Teilbestände entstammen ursprünglich derselben Provenienz und Registratur.
Die Akten Nr. 1 – 69 wurden mit der Auflösung des Patrimonialgerichts Mölbis 1856 an das Königliche Gericht Rötha abgegeben und sind über dessen Nachfolgebehörden schließlich ins Archiv gelangt. Im Zuge der Wiederherstellung der Urprovenienzen wurden sie in den 1960er Jahren aus diesen Nachfolgebehörden (Amtsgericht und Amtshauptmannschaft Borna) herausgelöst. Das Depositum konnte das Sächsische Staatsarchiv Leipzig 1996 aus Privatbesitz von Dr. Sperling übernehmen. Der Hauptteil des Bestands wurde 1998 bearbeitet und ein Findbuch erstellt. Weitere Unterlagen kamen 2022 zum Bestand. Ebenso wurden die Gerichtsbücher aus dem Bestand 12613 Gerichtsbücher (im Hauptstaatsarchiv Dresden) dem Findmittel virtuell zugeordnet.
Die alte Registraturordnung basierte auf dem Litterierungsprinzip, die Akten sind alphabetisch abgelegt worden. Es wurde daher eine neue innere Ordnung erstellt, orientiert an den Funktionen eines Patrimonialgerichts.[29]
Überlieferungsschwerpunkte
Älteste Akten sind die Pfarrmatrikel von 1574 (Nr. 52), das Erbbuch von 1620 (Nr. 211) und die ersten Bände der Gerichtsprotokolle, die 1639 einsetzen und relativ geschlossen bis ins 19. Jahrhundert hinein vorliegen. Die Masse der Überlieferung setzt Ende des 17. Jahrhunderts mit den "Hochadlig von Bosischen Gerichten" ein und konzentriert sich auf die unmittelbare Ausübung von Gerichtsbarkeit.
Korrespondierende Bestände im Staatsarchiv Leipzig sind:
• 22020 "Sammlung Sperling" (zur Ortsgeschichte von Mölbis, gemeinsam mit dem Depositum Rittergut Mölbis ans Staatsarchiv abgegeben),
• 20006 Amt Borna,
• 20107 Gerichtsamt Rötha.
Quellen- und Literaturverzeichnis
Staatsarchiv Leipzig (= StA-L):
Amt Borna, Nr. 683, Nr. 742
Rittergut Mölbis (Patrimonialgericht), Nr. 35, 38, 52, 69, 132, 174, 178, 191, 215, 352 – 353, 364/1, 386.
Rittergut Borna, Nr. 81.
Gesamtkatalog deutscher Personalschriften und Leichenpredigten (Abt. Deutsche Zentralstelle für Genealogie).
Stadtarchiv Leipzig:
Stadtverordnete und Rat (= StV u. R), Nr. 8546.
Enders, Lieselott, Ordnungsprobleme bei Guts- und Familienarchiven im Brandenburgischen Landeshauptarchiv Potsdam, in: Archivmitteilungen, hg. von der Staatlichen Archivverwaltung der DDR, 3/1960, S. 96 – 106.
Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen, 1855.
Haun, Friedrich Johannes, Bauer und Gutsherr in Kursachsen. Schilderung der ländlichen Wirtschaft und Verfassung im 16., 17. und 18. Jahrhundert, Straßburg 1892.
Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen, bearb. von Karlheinz Blaschke, Leipzig 1957.
Mehlhose, Ph., Beiträge zur Reformationsgeschichte der Ephorie Borna (Ortsgeschichte), Leipzig 1935, S. 248 – 256.
Pönicke, G. A., Album der Rittergüter und Schlösser des Königreichs Sachsen, 5 Bde., Leipzig 1854 – 1865, Bd. 1 (= Leipziger Kreis) S. 116 – 117.
Sperling, Wolfgang, Zur Geschichte des Dorfes Mölbis, in: Mölbis (= Südraumjournal 1), hg. von der Gemeinde Mölbis in Zusammenarbeit mit dem Christlichen Umweltseminar Rötha e. V. und PRO LEIPZIG e. V., Leipzig/Mölbis 1995.
Steche, R., Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, 15. Heft: Amtshauptmannschaft Borna, Dresden 1890, S. 78.
D. Herrmann
1998
[01] Blaschke, Karlheinz, Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen, Leipzig 1957, S. 12.
[02] SächsStA-L, 20479 RG Mölbis Nr. 352.
[03] Ebenda, Nr. 52.
[04] Blasdorf und Braunzig sind Wüstungen, Crossen Ortsteil von Mölbis, Trages heute eingemeindet nach Hainichen.
[05] SächsStA-L, Amt Borna Nr. 682: Die aus der kurfürstl. Kanzlei erteilten Lehnbriefe 1648 – 1652, darin: Lehnbrief über das Rittergut Mölbis an die beiden Gebrüder von Starschedel 1648 (Bl. 110). In diesem Lehnbrief wird auf die Belehnung von Georg Haugwitz Bezug genommen.
[06] SächsStA-L, RG Mölbis Nr. 386.
[07] Ebenda.
[08] Steche, R., Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, 15. Heft: Amtshauptmannschaft Borna, Dresden 1890, S. 78. Es findet sich hier jedoch keine weitere Beschreibung des Schlosses, nur der Kirche von Mölbis.
[09] SächsStA-L, RG Mölbis Nr. 35.
[10] Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen, 1855.
[11] Stadtarchiv Leipzig, StV u. R Nr. 8546.
[12] Sperling, Wolfgang, Zur Geschichte des Dorfes Mölbis, in: Mölbis (= Südraumjournal 1), hg. von der Gemeinde Mölbis in Zusammenarbeit mit dem Christlichen Umweltseminar Rötha e. V. und PRO LEIPZIG e. V., Leipzig/Mölbis 1995.
[13] Für den Zeitraum der Überlieferung im Bestand RG Mölbis.
[14] SächsStA-L, RG Mölbis Nr. 352.
[15] Auswertung des Lehnbriefes in: Mehlhose, Ph., Beiträge zur Reformationsgeschichte der Ephorie Borna (Ortsgeschichte), Leipzig 1935, S. 249. Als Quelle werden die Lehnbriefe über Mölbis 1520 – 1709 im heutigen Sächs. Hauptstaatsarchiv Dresden angegeben.
[16] Ebenda.
[17] SächsStA-L, RG Mölbis Nr. 35.
[18] Lehnbrief in: Sächs. StAL, Amt Borna Nr. 682.
[19] Extrakt aus dem Kaufvertrag in: SächsStA-L, RG Mölbis Nr. 38.
[20] Ebenda, Nr. 364/1.
[21] Ebenda, Nr. 353.
[22] Zu den Boses auf Mölbis vgl. auch im Folgenden: Sperling, Wolfgang (wie Anm. 12).
[23] SächsStA-L, RG Mölbis Nr. 132: Gerichtsprotokoll der Langischen Gerichte 1790 – 1793. Ebenda, Nr. 169 und 187 ebenfalls "Ergangen bei den Herrlich Langischen Gerichten 1790".
[24] Kaufvertrag in: Ebenda, Nr. 371.
[25] Ebenda, z. B. Nr. 178 und Nr. 191: "Ergangen vor den Adligen Görnischen Gerichten zu Mölbis 1795 und 1796". Nach Poenicke, G. A. Album der Rittergüter und Schlösser des Königreichs Sachsen, Bd. 1, Leipzig 1856, S. 118, handelt es sich dabei um den Preuß. Geheimrat Gern, der das Rittergut für seine Frau in Lehen hatte.
[26] SächsStA-L, RG Mölbis Nr. 174: "Ergangen vor den Hochadligen Hopfgartschen Gerichten zu Mölbis 1798".
[27] SächsStA-L, Amt Borna Nr. 742: Taxation und Versteigerung des RG Mölbis, 1816 – 1834.
[28] Pönicke, G. A. (wie Anm. 26). Für 1866 wird er auch als Besitzer ausgewiesen in: StAL, RG Mölbis Nr. 215.
[29] Vgl. dazu auch Enders, Lieselott, Ordnungsprobleme bei Guts- und Familienarchiven im Brandenburgischen Landeshauptarchiv Potsdam, in: Archivmitteilungen, hg. von der Staatlichen Archivverwaltung der DDR, 3/1960, S. 96 – 106.
20479 Rittergut Mölbis
Datierung | 1538 - 1866 |
---|---|
Benutzung im | Staatsarchiv Leipzig |
Umfang (nur lfm) | 8,25 |
Zur Geschichte des Ritterguts Mölbis
Mölbis, zwischen Leipzig und Borna am Rande des Espenhainer Kohlentagebaus gelegen, gehört zu den älteren slawischen Siedlungen und ist seit 1230 als Herrensitz und 1350 als Allodium belegt. Verwaltungsmäßig war Mölbis bis Mitte des 19. Jahrhunderts ins Amt Borna einbezirkt, grundherrschaftlich unterstand es 1548 dem Rittergut Markkleeberg, später dann dem Rittergut Mölbis.[01]
Die beiden ältesten im vorliegenden Bestand überlieferten Quellen weisen Georg von Haugwitz, 1566 noch "zue Clebergk" (Markkleeberg),[02] 1574 als Erb-, Lehn- und Gerichtsherrn auf Mölbis aus.[03] Das Lehen umfasste die Dörfer Mölbis (einschließlich des Kirchenlehns), Blasdorf und Braunzig, die wüste Mark Crossen und das halbe Dorf Trages, einschließlich der höheren und niederen Gerichtsbarkeit über diese Dörfer und ihre Fluren.[04] In den späteren Lehnbriefen an die von Starschedel, die 1577 das Rittergut von Georg von Haugwitz gekauft und es fast 100 Jahre im Familienbesitz hatten, wird immer wieder der gleiche Text verwendet, in dem es heißt, dass alles so beliehen wird (einschließlich der höheren Gerichtsbarkeit), wie es schon Georg von Haugwitz vom Kurfürst August erhalten hat.[05]
Als die von Starschedel das Rittergut 1669 an Wolf Hildebrandt von Gutstädt verkauften, wurde auf Antrag dieses neuen Besitzers 1670 das amtssässige Rittergut Mölbis in ein schriftsässiges verwandelt.[06]
Unter den von Bose, die das Rittergut Ende 17. Jahrhunderts von den Gutstädts übernahmen, erhielt das Rittergut 1722 den Status eines altschriftsässigen Rittergutes.[07] Auch der Mölbiser Schlossbau von 1714 stammte von den Boses,[08] die wie die von Starschedel etwa 100 Jahre lang die Erb-, Lehn- und Gerichtsherrschaft in Mölbis und den dazugehörigen Orten ausgeübt haben.
Die Gerichtsbarkeit über ihre Untertanen ließen die Mölbiser Rittergutsbesitzer durch einen Notar ausüben, den sie im Beisein aller Untertanen zum Gerichtsverwalter verpflichteten. So wurde das älteste überlieferte Gerichtsprotokoll von Mölbis 1639 von Abraham Franke, öffentlicher Notar und Starschedelscher Gerichtsverwalter zu Mölbis, angelegt und geführt.[09]
Der Gerichtsverwalter (auch Gerichtshalter oder Gerichtsdirektor genannt) hatte auch über alle vorgefallenen gerichtlichen Handlungen und vorgebrachten Klagen und Rügen sorgfältig Protokoll zu führen und alle abgeschlossenen Verträge in Gerichtsbücher einzutragen. Er musste dafür Sorge tragen, dass die landesherrlichen Gesetze, Mandate und Anweisungen im Dorf regelmäßig bekannt gemacht und eingehalten wurden sowie auch die landesherrlichen Steuern eintreiben. Erst mit dem Gesetz vom 11. August 1855 "Über die künftige Einrichtung der Behörden erster Instanz für die Rechtspflege und Verwaltung" ging die "Patrimonialgerichtsbarkeit jeder Art auf den Staat über".[10] Damit hörte auch das Patrimonialgericht Mölbis auf zu bestehen. Am 27. Februar 1856 wurde die Gerichtsbarkeit des Ritterguts über den Anteil von Trages dem Königlichen Landgericht Borna übertragen, ansonsten dem Königlichen Gericht Rötha.
Die Suche nach dem Schlossarchiv von Mölbis führt in das Jahr 1937, als der Espenhainer Braunkohlentagebau eröffnet wurde, dem Mölbis später seinen traurigen Ruf als dreckigstes Dorf der DDR zu verdanken hatte. Der Mölbiser Bürgermeister teilte 1945 auf Anfrage an den Leipziger Oberbürgermeister mit, dass von den Besitzern schon 1937 alles verkauft und verteilt worden ist und das Schloss zur Bodenreform leer stand.[11] Der Bürgermeister verwendete sich sehr für die Reparatur des Schlosses, aber es wurde 1949 abgerissen.[12]
Rittergutsbesitzer und Gerichtsherren von Mölbis[13]
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Das vorliegende Findbuch fasst die Akten des Staatsarchivs (im Wesentlichen Patrimonialgericht Mölbis, Signaturen Nr. 1 – 69) und das Depositum von Wolfgang Sperling, ab Nr. 70) zusammen. Beide Teilbestände entstammen ursprünglich derselben Provenienz und Registratur.
Die Akten Nr. 1 – 69 wurden mit der Auflösung des Patrimonialgerichts Mölbis 1856 an das Königliche Gericht Rötha abgegeben und sind über dessen Nachfolgebehörden schließlich ins Archiv gelangt. Im Zuge der Wiederherstellung der Urprovenienzen wurden sie in den 1960er Jahren aus diesen Nachfolgebehörden (Amtsgericht und Amtshauptmannschaft Borna) herausgelöst. Das Depositum konnte das Sächsische Staatsarchiv Leipzig 1996 aus Privatbesitz von Dr. Sperling übernehmen. Der Hauptteil des Bestands wurde 1998 bearbeitet und ein Findbuch erstellt. Weitere Unterlagen kamen 2022 zum Bestand. Ebenso wurden die Gerichtsbücher aus dem Bestand 12613 Gerichtsbücher (im Hauptstaatsarchiv Dresden) dem Findmittel virtuell zugeordnet.
Die alte Registraturordnung basierte auf dem Litterierungsprinzip, die Akten sind alphabetisch abgelegt worden. Es wurde daher eine neue innere Ordnung erstellt, orientiert an den Funktionen eines Patrimonialgerichts.[29]
Überlieferungsschwerpunkte
Älteste Akten sind die Pfarrmatrikel von 1574 (Nr. 52), das Erbbuch von 1620 (Nr. 211) und die ersten Bände der Gerichtsprotokolle, die 1639 einsetzen und relativ geschlossen bis ins 19. Jahrhundert hinein vorliegen. Die Masse der Überlieferung setzt Ende des 17. Jahrhunderts mit den "Hochadlig von Bosischen Gerichten" ein und konzentriert sich auf die unmittelbare Ausübung von Gerichtsbarkeit.
Korrespondierende Bestände im Staatsarchiv Leipzig sind:
• 22020 "Sammlung Sperling" (zur Ortsgeschichte von Mölbis, gemeinsam mit dem Depositum Rittergut Mölbis ans Staatsarchiv abgegeben),
• 20006 Amt Borna,
• 20107 Gerichtsamt Rötha.
Quellen- und Literaturverzeichnis
Staatsarchiv Leipzig (= StA-L):
Amt Borna, Nr. 683, Nr. 742
Rittergut Mölbis (Patrimonialgericht), Nr. 35, 38, 52, 69, 132, 174, 178, 191, 215, 352 – 353, 364/1, 386.
Rittergut Borna, Nr. 81.
Gesamtkatalog deutscher Personalschriften und Leichenpredigten (Abt. Deutsche Zentralstelle für Genealogie).
Stadtarchiv Leipzig:
Stadtverordnete und Rat (= StV u. R), Nr. 8546.
Enders, Lieselott, Ordnungsprobleme bei Guts- und Familienarchiven im Brandenburgischen Landeshauptarchiv Potsdam, in: Archivmitteilungen, hg. von der Staatlichen Archivverwaltung der DDR, 3/1960, S. 96 – 106.
Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen, 1855.
Haun, Friedrich Johannes, Bauer und Gutsherr in Kursachsen. Schilderung der ländlichen Wirtschaft und Verfassung im 16., 17. und 18. Jahrhundert, Straßburg 1892.
Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen, bearb. von Karlheinz Blaschke, Leipzig 1957.
Mehlhose, Ph., Beiträge zur Reformationsgeschichte der Ephorie Borna (Ortsgeschichte), Leipzig 1935, S. 248 – 256.
Pönicke, G. A., Album der Rittergüter und Schlösser des Königreichs Sachsen, 5 Bde., Leipzig 1854 – 1865, Bd. 1 (= Leipziger Kreis) S. 116 – 117.
Sperling, Wolfgang, Zur Geschichte des Dorfes Mölbis, in: Mölbis (= Südraumjournal 1), hg. von der Gemeinde Mölbis in Zusammenarbeit mit dem Christlichen Umweltseminar Rötha e. V. und PRO LEIPZIG e. V., Leipzig/Mölbis 1995.
Steche, R., Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, 15. Heft: Amtshauptmannschaft Borna, Dresden 1890, S. 78.
D. Herrmann
1998
[01] Blaschke, Karlheinz, Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen, Leipzig 1957, S. 12.
[02] SächsStA-L, 20479 RG Mölbis Nr. 352.
[03] Ebenda, Nr. 52.
[04] Blasdorf und Braunzig sind Wüstungen, Crossen Ortsteil von Mölbis, Trages heute eingemeindet nach Hainichen.
[05] SächsStA-L, Amt Borna Nr. 682: Die aus der kurfürstl. Kanzlei erteilten Lehnbriefe 1648 – 1652, darin: Lehnbrief über das Rittergut Mölbis an die beiden Gebrüder von Starschedel 1648 (Bl. 110). In diesem Lehnbrief wird auf die Belehnung von Georg Haugwitz Bezug genommen.
[06] SächsStA-L, RG Mölbis Nr. 386.
[07] Ebenda.
[08] Steche, R., Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, 15. Heft: Amtshauptmannschaft Borna, Dresden 1890, S. 78. Es findet sich hier jedoch keine weitere Beschreibung des Schlosses, nur der Kirche von Mölbis.
[09] SächsStA-L, RG Mölbis Nr. 35.
[10] Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen, 1855.
[11] Stadtarchiv Leipzig, StV u. R Nr. 8546.
[12] Sperling, Wolfgang, Zur Geschichte des Dorfes Mölbis, in: Mölbis (= Südraumjournal 1), hg. von der Gemeinde Mölbis in Zusammenarbeit mit dem Christlichen Umweltseminar Rötha e. V. und PRO LEIPZIG e. V., Leipzig/Mölbis 1995.
[13] Für den Zeitraum der Überlieferung im Bestand RG Mölbis.
[14] SächsStA-L, RG Mölbis Nr. 352.
[15] Auswertung des Lehnbriefes in: Mehlhose, Ph., Beiträge zur Reformationsgeschichte der Ephorie Borna (Ortsgeschichte), Leipzig 1935, S. 249. Als Quelle werden die Lehnbriefe über Mölbis 1520 – 1709 im heutigen Sächs. Hauptstaatsarchiv Dresden angegeben.
[16] Ebenda.
[17] SächsStA-L, RG Mölbis Nr. 35.
[18] Lehnbrief in: Sächs. StAL, Amt Borna Nr. 682.
[19] Extrakt aus dem Kaufvertrag in: SächsStA-L, RG Mölbis Nr. 38.
[20] Ebenda, Nr. 364/1.
[21] Ebenda, Nr. 353.
[22] Zu den Boses auf Mölbis vgl. auch im Folgenden: Sperling, Wolfgang (wie Anm. 12).
[23] SächsStA-L, RG Mölbis Nr. 132: Gerichtsprotokoll der Langischen Gerichte 1790 – 1793. Ebenda, Nr. 169 und 187 ebenfalls "Ergangen bei den Herrlich Langischen Gerichten 1790".
[24] Kaufvertrag in: Ebenda, Nr. 371.
[25] Ebenda, z. B. Nr. 178 und Nr. 191: "Ergangen vor den Adligen Görnischen Gerichten zu Mölbis 1795 und 1796". Nach Poenicke, G. A. Album der Rittergüter und Schlösser des Königreichs Sachsen, Bd. 1, Leipzig 1856, S. 118, handelt es sich dabei um den Preuß. Geheimrat Gern, der das Rittergut für seine Frau in Lehen hatte.
[26] SächsStA-L, RG Mölbis Nr. 174: "Ergangen vor den Hochadligen Hopfgartschen Gerichten zu Mölbis 1798".
[27] SächsStA-L, Amt Borna Nr. 742: Taxation und Versteigerung des RG Mölbis, 1816 – 1834.
[28] Pönicke, G. A. (wie Anm. 26). Für 1866 wird er auch als Besitzer ausgewiesen in: StAL, RG Mölbis Nr. 215.
[29] Vgl. dazu auch Enders, Lieselott, Ordnungsprobleme bei Guts- und Familienarchiven im Brandenburgischen Landeshauptarchiv Potsdam, in: Archivmitteilungen, hg. von der Staatlichen Archivverwaltung der DDR, 3/1960, S. 96 – 106.
Grundlagen des Ritterguts.- Gerichtsverwaltung.- Gerichtsbücher.- Gerichtsprotokolle.- Strafgerichtsbarkeit.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Lokalverwaltung.- Patronat.- Einziehung landesherrlicher Steuern.- Grundherrlich-bäuerliche Verhältnisse.
Das altschriftsässige Rittergut Mölbis östlich von Rötha lag im Territorium des Amts Borna. Neben Mölbis erstreckte sich die Gerichtsbarkeit des Ritterguts auf Blasdorf und Braunzig, die wüste Mark Crossen und das halbe Dorf Trages. Besitzer des Guts seit dem 16. Jahrhundert waren die Herren von Haugwitz, von Starschedel, von Gutstädt, von Bose, Lange, von Wilcke, von Goerne, von Hopfgarten, Brand von Lindau und Wünning. Am 27. Februar 1856 wurde die Gerichtsbarkeit des Ritterguts über den Anteil von Trages dem Königlichen Landgericht Borna übertragen, ansonsten dem Königlichen Gericht Rötha.
- 2022 | Findbuch / Datenbank
- 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5