Beständeübersicht
Bestand
Geschichte des Ritterguts Mutzschen
Mutzschen liegt östlich von Grimma im Landkreis Leipzig (bis 1856: Amt Mutzschen; 1856: Gerichtsamt Wermsdorf; 1875: Amtshauptmannschaft Grimma; 1952: Landkreis Grimma; 1994: Landkreis Muldentalkreis; 2008 Landkreis Leipzig). Seit 1447 ist für Mutzschen ein Rittersitz verzeichnet, ab 1551 ein Rittergut.
Seit etwa 1400 waren die von Starschedel im Gebiet um Mutzschen ansässig.[01] Zu ihrem Besitz gehörten im 16. Jahrhundert neben der Herrschaft Mutzschen, auch das Vorwerk Wermsdorf, die Rittergüter Mahlis und Cannewitz und die Hälfte von Nerchau. Mutzschen erhielt 1544 verschiedene städtische Rechte verliehen. Zwischen 1574 und 1582 übernahm Kurfürst August den größten Teil der Starschedelschen Besitzungen, so auch die Stadt Mutzschen. In der Folgezeit wurde das Amt Mutzschen geschaffen. Gleichzeitig entstand das Rittergut Mutzschen, dem die Dörfer Roda, Fremdiswalde und die so genannten Schlosshäuser unterstanden. Als erster Besitzer des neuen Rittergutes ist der Kammerrat Dr. David von Döring überliefert. Ihm gelang es, eine ganze Reihe von Diensten, die zuvor dem Amt Mutzschen zustanden, für das Rittergut zu gewinnen. Über die Heirat seines Sohnes, August von Döring, kam das Gut an die Familie von Kanitz. Hans Christoph von Kanitz ließ das 1681 durch einen Brand zerstörte Schloss ab 1703 wieder aufbauen. Durch Erbgang und Heirat wechselte das Rittergut Mutzschen im 18. Jahrhundert häufig die Besitzer. Zu ihnen gehörten die Familien von Metzsch, von Zanthier, von Bünau und von Schönberg. Im Jahr 1827 kam das Rittergut zunächst an eine Erbengemeinschaft, zu der u. a. die Familien von Schönfeld und von Taube gehörten, bevor im selben Jahr Hans Friedrich Curt von Lüttichau alle Anteile der Rittergüter Mutzschen und Cannewitz in seinen Besitz brachte. Nach 1847 findet man auf Mutzschen ausschließlich bürgerliche Besitzer. Im Jahr 1919 übernahm die Stadt Mutzschen das Rittergut.
Das Rittergut Mutzschen besaß herrschaftliche Rechte in den Dörfern Roda, Fremdiswalde und in den so genannten Schlosshäusern.
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Das Rittergut war ein eigenständiger Gerichts- und Verwaltungsbezirk. Das überlieferte Schriftgut entstand bei der Wahrnehmung der entsprechenden Kompetenzen in Justiz und Verwaltung. Mit dem Übergang der privaten Gerichtsbarkeit an den Staat, der in Sachsen zwischen 1833 und 1856 erfolgte, wurde auch das Patrimonialgerichtsarchiv verstaatlicht. Friedrich Hermann Gaudich übertrug am 16. Juli 1852 die ihm zustehende Jurisdiktion an das Justizamt Mutzschen zu Wermsdorf.
Der Bestand ist vom damaligen Landeshauptarchiv Dresden ins Staatsarchiv Leipzig gelangt und wurde aus den Lagerungsgemeinschaften der Amtsgerichte und Amtshauptmannschaften gebildet. 1959 gelangte eine Akte vom Rat des Kreises Wurzen und 1964 ein Erbbuch aus der Heimatstube Mutzschen zum Bestand. Im Staatsarchiv Leipzig wurde der Bestand formiert, mit einer Findkartei (mit Gliederung) verzeichnet und signiert (Nr. 1 - 221). 2003 wurden einige Akteneinheiten provenienzgerecht den Beständen "Amt Mutzschen", "Gerichtsamt Grimma" und "Gerichtsamt Wermsdorf" zugeführt. Es existieren einige Fehlsignaturen. Im Jahr 2012 kamen 0,2 lfm (15 Akten) in Folge der Bearbeitung des Bestandes 20357 Rittergut Cannewitz bei Nerchau provenienzgerecht zum Bestand.
Die Findkartei genügte nicht mehr heutigen archivfachlichen Anforderungen. Die Titelbildung war zumeist unzureichend und der Sachbetreff nicht immer eindeutig erkennbar.
Im Jahr 2012 fand eine Retrokonversion der Findmittel statt, in deren Rahmen der Erschließungsstand verbessert wurde. Im Zuge dieser Retrokonversion wurden die Akten mit Hilfe einer in Anlehnung an das Gliederungsschema für Rittergutsbestände neu erarbeiteten Klassifikation geordnet und in der AUGIAS-Datenbank verzeichnet. Zusätzlich mussten viele der vorhandenen Titel korrigiert und, wenn nötig, Enthältvermerke angelegt werden. Arbeitsgrundlage für diese Verzeichnung war die "Erschließungsrichtlinie des Sächsischen Staatsarchivs". Erfasst wurden nach Möglichkeit die alten Registratursignaturen sowie frühere Archivsignaturen. Die Bildung von Bandreihen entstand in der Regel neu und in chronologischer Folge.
Bei der Bearbeitung wurden Fremdprovenienzen festgestellt. Sieben Akten wurden provenienzgerecht dem Bestand 20522 Rittergut Pomßen und drei Akten dem Bestand 22304 Pfarrdotalgericht Mutzschen zugeführt.
Die Register der Orts- und Personennamen, ebenfalls mit dem o. g. PC-Programm erstellt, orientieren sich an der fortlaufend vergebenen Indexnummer, die kursiv unter der Verzeichnungseinheit steht. Virtuell erfasst wurden die Gerichtsbücher des Ritterguts Mutzschen, die sich heute im Teilbestand "Gerichtsbücher des Amtsgerichtes Grimma" befinden, und zwei Akten aus dem Bestand "Stadt Mutzschen".
Überlieferungsschwerpunkte
Der vorliegende Bestand enthält 244 Verzeichnungseinheiten, einschließlich einer Urkunde, der 17 virtuell erfassten Gerichtsbücher und zwei ebenfalls virtuell aufgenommener Akten aus dem Bestand "Stadt Mutzschen". Er umfasst die Jahre von 1549 bis 1856. Den mengenmäßigen Schwerpunkt der Überlieferung bilden die Unterlagen der Patrimonialherrschaft und hierbei wiederum die Akten der Zivilgerichtsbarkeit, insbesondere zu Testaments- und Nachlassangelegenheiten. In großer Anzahl sind auch so genannte Gerichtsprotokolle überliefert, die gemeinsam mit den Gerichtsbüchern einen Überblick über die Tätigkeit der Patrimonialgerichte im Bereich der freiwilligen Gerichtsbarkeit geben.
Die Überlieferung zur Gutswirtschaft enthält Akten zur Verpachtung des Gutes sowie in geringer Zahl zum Wirtschaftsbetrieb.
Das Familienarchiv enthält einige wenige Akten der Familien von Zanthier und von Lüttichau.
Da die Rittergüter Cannewitz und Mutzschen häufig gemeinsame Besitzer hatten, findet man in beiden Beständen zahlreiche Unterlagen vom jeweils anderen Rittergut.
Hinweise zur Benutzung
Die Erfassung erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch das Orts- und das Personenregister erstellt wurden.
Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 20484 Rittergut Mutzschen Nr. (fettgedruckte Zahl).
Verweise auf korrespondierende Bestände
Jens Kunze
Oktober 2012
Besitzer des Ritterguts Mutzschen
[01] Reich, Helga, 900 Jahre Mutzschen: 1081 – 1981, Mutzschen 1981, S. 10 ff.
20484 Rittergut Mutzschen
Datierung | 1549 - 1856 |
---|---|
Benutzung im | Staatsarchiv Leipzig |
Umfang (nur lfm) | 3,30 |
Geschichte des Ritterguts Mutzschen
Mutzschen liegt östlich von Grimma im Landkreis Leipzig (bis 1856: Amt Mutzschen; 1856: Gerichtsamt Wermsdorf; 1875: Amtshauptmannschaft Grimma; 1952: Landkreis Grimma; 1994: Landkreis Muldentalkreis; 2008 Landkreis Leipzig). Seit 1447 ist für Mutzschen ein Rittersitz verzeichnet, ab 1551 ein Rittergut.
Seit etwa 1400 waren die von Starschedel im Gebiet um Mutzschen ansässig.[01] Zu ihrem Besitz gehörten im 16. Jahrhundert neben der Herrschaft Mutzschen, auch das Vorwerk Wermsdorf, die Rittergüter Mahlis und Cannewitz und die Hälfte von Nerchau. Mutzschen erhielt 1544 verschiedene städtische Rechte verliehen. Zwischen 1574 und 1582 übernahm Kurfürst August den größten Teil der Starschedelschen Besitzungen, so auch die Stadt Mutzschen. In der Folgezeit wurde das Amt Mutzschen geschaffen. Gleichzeitig entstand das Rittergut Mutzschen, dem die Dörfer Roda, Fremdiswalde und die so genannten Schlosshäuser unterstanden. Als erster Besitzer des neuen Rittergutes ist der Kammerrat Dr. David von Döring überliefert. Ihm gelang es, eine ganze Reihe von Diensten, die zuvor dem Amt Mutzschen zustanden, für das Rittergut zu gewinnen. Über die Heirat seines Sohnes, August von Döring, kam das Gut an die Familie von Kanitz. Hans Christoph von Kanitz ließ das 1681 durch einen Brand zerstörte Schloss ab 1703 wieder aufbauen. Durch Erbgang und Heirat wechselte das Rittergut Mutzschen im 18. Jahrhundert häufig die Besitzer. Zu ihnen gehörten die Familien von Metzsch, von Zanthier, von Bünau und von Schönberg. Im Jahr 1827 kam das Rittergut zunächst an eine Erbengemeinschaft, zu der u. a. die Familien von Schönfeld und von Taube gehörten, bevor im selben Jahr Hans Friedrich Curt von Lüttichau alle Anteile der Rittergüter Mutzschen und Cannewitz in seinen Besitz brachte. Nach 1847 findet man auf Mutzschen ausschließlich bürgerliche Besitzer. Im Jahr 1919 übernahm die Stadt Mutzschen das Rittergut.
Das Rittergut Mutzschen besaß herrschaftliche Rechte in den Dörfern Roda, Fremdiswalde und in den so genannten Schlosshäusern.
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Das Rittergut war ein eigenständiger Gerichts- und Verwaltungsbezirk. Das überlieferte Schriftgut entstand bei der Wahrnehmung der entsprechenden Kompetenzen in Justiz und Verwaltung. Mit dem Übergang der privaten Gerichtsbarkeit an den Staat, der in Sachsen zwischen 1833 und 1856 erfolgte, wurde auch das Patrimonialgerichtsarchiv verstaatlicht. Friedrich Hermann Gaudich übertrug am 16. Juli 1852 die ihm zustehende Jurisdiktion an das Justizamt Mutzschen zu Wermsdorf.
Der Bestand ist vom damaligen Landeshauptarchiv Dresden ins Staatsarchiv Leipzig gelangt und wurde aus den Lagerungsgemeinschaften der Amtsgerichte und Amtshauptmannschaften gebildet. 1959 gelangte eine Akte vom Rat des Kreises Wurzen und 1964 ein Erbbuch aus der Heimatstube Mutzschen zum Bestand. Im Staatsarchiv Leipzig wurde der Bestand formiert, mit einer Findkartei (mit Gliederung) verzeichnet und signiert (Nr. 1 - 221). 2003 wurden einige Akteneinheiten provenienzgerecht den Beständen "Amt Mutzschen", "Gerichtsamt Grimma" und "Gerichtsamt Wermsdorf" zugeführt. Es existieren einige Fehlsignaturen. Im Jahr 2012 kamen 0,2 lfm (15 Akten) in Folge der Bearbeitung des Bestandes 20357 Rittergut Cannewitz bei Nerchau provenienzgerecht zum Bestand.
Die Findkartei genügte nicht mehr heutigen archivfachlichen Anforderungen. Die Titelbildung war zumeist unzureichend und der Sachbetreff nicht immer eindeutig erkennbar.
Im Jahr 2012 fand eine Retrokonversion der Findmittel statt, in deren Rahmen der Erschließungsstand verbessert wurde. Im Zuge dieser Retrokonversion wurden die Akten mit Hilfe einer in Anlehnung an das Gliederungsschema für Rittergutsbestände neu erarbeiteten Klassifikation geordnet und in der AUGIAS-Datenbank verzeichnet. Zusätzlich mussten viele der vorhandenen Titel korrigiert und, wenn nötig, Enthältvermerke angelegt werden. Arbeitsgrundlage für diese Verzeichnung war die "Erschließungsrichtlinie des Sächsischen Staatsarchivs". Erfasst wurden nach Möglichkeit die alten Registratursignaturen sowie frühere Archivsignaturen. Die Bildung von Bandreihen entstand in der Regel neu und in chronologischer Folge.
Bei der Bearbeitung wurden Fremdprovenienzen festgestellt. Sieben Akten wurden provenienzgerecht dem Bestand 20522 Rittergut Pomßen und drei Akten dem Bestand 22304 Pfarrdotalgericht Mutzschen zugeführt.
Die Register der Orts- und Personennamen, ebenfalls mit dem o. g. PC-Programm erstellt, orientieren sich an der fortlaufend vergebenen Indexnummer, die kursiv unter der Verzeichnungseinheit steht. Virtuell erfasst wurden die Gerichtsbücher des Ritterguts Mutzschen, die sich heute im Teilbestand "Gerichtsbücher des Amtsgerichtes Grimma" befinden, und zwei Akten aus dem Bestand "Stadt Mutzschen".
Überlieferungsschwerpunkte
Der vorliegende Bestand enthält 244 Verzeichnungseinheiten, einschließlich einer Urkunde, der 17 virtuell erfassten Gerichtsbücher und zwei ebenfalls virtuell aufgenommener Akten aus dem Bestand "Stadt Mutzschen". Er umfasst die Jahre von 1549 bis 1856. Den mengenmäßigen Schwerpunkt der Überlieferung bilden die Unterlagen der Patrimonialherrschaft und hierbei wiederum die Akten der Zivilgerichtsbarkeit, insbesondere zu Testaments- und Nachlassangelegenheiten. In großer Anzahl sind auch so genannte Gerichtsprotokolle überliefert, die gemeinsam mit den Gerichtsbüchern einen Überblick über die Tätigkeit der Patrimonialgerichte im Bereich der freiwilligen Gerichtsbarkeit geben.
Die Überlieferung zur Gutswirtschaft enthält Akten zur Verpachtung des Gutes sowie in geringer Zahl zum Wirtschaftsbetrieb.
Das Familienarchiv enthält einige wenige Akten der Familien von Zanthier und von Lüttichau.
Da die Rittergüter Cannewitz und Mutzschen häufig gemeinsame Besitzer hatten, findet man in beiden Beständen zahlreiche Unterlagen vom jeweils anderen Rittergut.
Hinweise zur Benutzung
Die Erfassung erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch das Orts- und das Personenregister erstellt wurden.
Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 20484 Rittergut Mutzschen Nr. (fettgedruckte Zahl).
Verweise auf korrespondierende Bestände
Jens Kunze
Oktober 2012
Besitzer des Ritterguts Mutzschen
[01] Reich, Helga, 900 Jahre Mutzschen: 1081 – 1981, Mutzschen 1981, S. 10 ff.
Gerichtsverwaltung.- Gerichtsbücher.- Gerichtsprotokolle.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Lokalverwaltung.- Patronat.- Einziehung landesherrlicher Steuern und Zölle.- Grundherrlich-bäuerliche Verhältnisse.- Gutswirtschaft.- Familienarchiv.
Das altschriftsässige Rittergut Mutzschen östlich von Grimma befand sich auf dem Gebiet des Amts Mutzschen. Der Gerichtsbarkeit des Ritterguts unterstanden die Schlosshäuser in Mutzschen sowie die Dörfer Fremdiswalde und Roda. Zu den Besitzern des Guts seit dem 17. Jahrhundert zählten die adligen Familien Kanitz, Zanthier, Schönberg und Lüttichau. Erst ab 1847 gelangte das Rittergut an den Bürgerlichen Friedrich Hermann Gaudich, von dem die Gerichtsbarkeit am 16. Juli 1852 an das Justizamt Mutzschen zu Wermsdorf überging.
- 2012 | Findbuch / Datenbank
- 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5