Beständeübersicht
Bestand
Geschichte des Ritterguts Pomßen
Das altschriftsässige Rittergut Pomßen lag westlich von Grimma, im Amt Grimma (1856 Gerichtsamt Grimma, 1875 Amtshauptmannschaft Grimma, 1952 Landkreis Grimma, 1994 Landkreis Muldentalkreis, 2008 Landkreis Leipzig). Die Gerichtsbarkeit erstreckte sich neben Pomßen über Albrechtshain, Erdmannshain, Eicha, Fuchshain, Seifertshain, Grethen, Klinga, Kleinsteinberg, Stockheim und das Städtchen Naunhof. 1856 wurde die Gerichtsbarkeit an das Justizamt Grimma (Pomßen, Grethen), das Königliche Gericht Lausick (Stockheim) und das Königliche Gericht Brandis (übrige Orte) abgegeben. Zur Ökonomie des Ritterguts gehörten u. a. die Vorwerke in Eicha und Fuchshain sowie eine Brennerei und Brauerei in Pomßen selbst.[01]
Pomßen war eines der bedeutendsten Rittergüter in Sachsen. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts besaß es die stärkste Wirtschaft und den größten Gerichtsbezirk im Leipziger Kreis.[02] Als erster Besitzer ist ein Nickel Pflugk für das Jahr 1439 nachgewiesen.[03] Die Familie Pflugk besaß das Rittergut bis ca. 1536.[04] Hans Georg von Ponickau (1508 – 1573) erwarb den Besitz wohl 1536. Er war als kursächsischer Rat und Kämmerer einer der mächtigsten Männer im Kurfürstentum Sachsen. In späteren Jahren wirkte er als Amtshauptmann von Grimma und Leipzig. Unter ihm erreichte der Besitz die größte Ausdehnung. Der Gerichtsbarkeit des Ritterguts unterstanden neben Pomßen Naunhof, Eicha, Albrechtshain, Erdmannshain, Kleinsteinberg, Fuchshain, Kleinbardau, Etzoldshain, Glasten, Reichersdorf, Heinersdorf, Seifertshain, Köhra, Beiersdorf, Bernbruch, Lauterbach, Großbuch, Grethen, Klinga, Lauterbach, Stockheim, Staudtnitz, Threna und Wachau. Nach seinem Tod übernahm der Sohn Johann George von Ponickau (1542 – 1613), der ebenfalls Amtshauptmann von Grimma war, das Rittergut. Sein Besitz umfasste die Ortschaften, welche noch bis zur Abgabe der Gerichtsbarkeit zur Herrschaft gehörten.
Das Rittergut Pomßen blieb bis 1782 im Besitz der Familie von Ponickau. Dann kaufte mit Andreas Ludewig ein Bürgerlicher den Besitz. 1791 erwarb Carl Sigismund Emilius von Üchteritz das Rittergut. Wegen Überschuldung kam die Gerichtsherrschaft 1815 unter Zwangsverwaltung (Sequestration), wohl eine Folge der Befreiungskriege, und wurde 1820 an den königlich-sächsischen Kammerkommerzienrats Johann Gottfried Dietze (? – 1830) versteigert. Seine Witwe verwaltete das Rittergut für den gleichnamigen Sohn (1823 – 1888) bis zum Abschluss von dessen Studium 1847. Johann Gottfried Dietze (jr.). war von 1858 – 1867 sächsischer Landtagsabgeordneter. Danach gehörte bis 1878 dem Reichstag an. 1883 verkaufte er das Rittergut an den Leipziger Kaufmann Karl Gottlieb Weiß. Dieser veräußerte den Besitz sieben Jahre später an Fürst Otto Friedrich von Schönburg-Waldenburg (1819 – 1893). Das Rittergut gehörte der Familie bis 1945.
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Der Hauptteil des Bestands ist nach 1960 aus den Lagerungsgemeinschaften Amtsgericht / Amtshauptmannschaft Grimma gebildet worden. 1962 kamen noch Akten aus dem Stadtarchiv Naunhof dazu. Die Formierung und Erschließung des Bestands erfolgte 1965 durch eine grob gliederte Findkartei (Nr. 1 – 548). Die Überlieferung konnte noch durch 29 Urkunden mit Regesten aus dem Hauptstaatsarchiv Dresden ergänzt werden. 2002 wurden einige Akten dem Bestand entnommen und provenienzgerecht den Beständen Gerichtsamt Grimma, Gerichtsamt Lausick, Königliches Gericht Brandis und AH Grimma zugefügt. Dadurch sind Fehlsignaturen entstanden. Sieben AE sind 2012 aus dem Bestand 20548 RG Mutzschen hinzugefügt worden (Nr. 549 – 555). Der Bestand wurde 2013 im Rahmen einer Retrokonversion in die Augias-Datenbank eingegeben. Zusätzlich wurden noch 17 zum Teil unerschlossene AE aus dem Forstamt Colditz hinzugefügt (Nr. 556 – 572). Durch Auflösung von doppelt vergebenen Signaturen kamen weitere Aktennummern hinzu (Nr. 573 – 577). Darüber hinaus wurden ein Orts- und Personenregister erstellt und die vorhandenen Gerichtsbücher im Bestand 12613 virtuell verzeichnet.
Überlieferungsschwerpunkte
Die Überlieferung umfasst den Zeitraum von 1533–1877 und 640 AE, einschließlich der 67 virtuell verzeichneten Gerichtsbücher und enthält sowohl Akten der Patrimonialgerichtsbarkeit als auch der Gutswirtschaft und des Familienarchivs. Dabei sind vor allem Unterlagen vom Ende des 18. und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vorhanden. Inhaltlich liegt der Schwerpunkt auf den Gerichtsprotokollen, der Freiwilligen Gerichtsbarkeit, der Lokalverwaltung und den grundherrlich-bäuerlichen Verhältnissen. Nur zwei AE gehen über die Abgabe der Patrimonialgerichtsbarkeit 1856 hinaus. Hervorzuheben sind die 29 Lehnsurkunden aus dem 16. und von Anfang des 17. Jahrhunderts, welche besonders die Familie von Ponickau betreffen.
Hinweise für die Benutzung
Die Erfassung erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch Orts- und Personenregister erstellt wurden.
Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 20522, RG Pomßen, Nr. (fettgedruckte Zahl).
Verweise auf korrespondierende BeständeHauptstaatsarchiv Dresden:
12613 Gerichtsbücher
Staatsarchiv Leipzig:
20008 Amt Grimma
20059 Königliches Gericht Brandis
Dr. Carsten Voigt
Juli 2014
[01] August Schumann, fortgeführt von Albert Schiffer, Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungs-Lexikon von Sachsen, Bd. 9, Zwickau 1822, S. 493.
[02] Ebd. S. 490.
[03] Zur Besitzgeschichte, wenn nicht anders ausgewiesen: Sachsens Kirchengalerie. Neunter Band: Die Inspektionen Leipzig und Grimma, Dresden o. J. [1844], S. 193 f.; Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.), Album der Rittergüter und Schlösser Sachsens, Bd. 1: Leipziger Kreis, Bautzen 1860, S. 29 f.; Neue Sächsische Kirchengalerie. Bd. 3: Die Ephorie Grimma links der Mulde, Leipzig 1911, Sp. 657 f.; http://www.ausflugs-tipp.de/objk_auf.php?ID=04-668-55 (Rittergut Pomßen, letzter Zugriff 09.07.2014)
[04] StA-L, 20522 RG Pomßen, U 6.
20522 Rittergut Pomßen
Datierung | 1525 - 1877 |
---|---|
Benutzung im | Staatsarchiv Leipzig |
Umfang (nur lfm) | 8,00 |
Geschichte des Ritterguts Pomßen
Das altschriftsässige Rittergut Pomßen lag westlich von Grimma, im Amt Grimma (1856 Gerichtsamt Grimma, 1875 Amtshauptmannschaft Grimma, 1952 Landkreis Grimma, 1994 Landkreis Muldentalkreis, 2008 Landkreis Leipzig). Die Gerichtsbarkeit erstreckte sich neben Pomßen über Albrechtshain, Erdmannshain, Eicha, Fuchshain, Seifertshain, Grethen, Klinga, Kleinsteinberg, Stockheim und das Städtchen Naunhof. 1856 wurde die Gerichtsbarkeit an das Justizamt Grimma (Pomßen, Grethen), das Königliche Gericht Lausick (Stockheim) und das Königliche Gericht Brandis (übrige Orte) abgegeben. Zur Ökonomie des Ritterguts gehörten u. a. die Vorwerke in Eicha und Fuchshain sowie eine Brennerei und Brauerei in Pomßen selbst.[01]
Pomßen war eines der bedeutendsten Rittergüter in Sachsen. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts besaß es die stärkste Wirtschaft und den größten Gerichtsbezirk im Leipziger Kreis.[02] Als erster Besitzer ist ein Nickel Pflugk für das Jahr 1439 nachgewiesen.[03] Die Familie Pflugk besaß das Rittergut bis ca. 1536.[04] Hans Georg von Ponickau (1508 – 1573) erwarb den Besitz wohl 1536. Er war als kursächsischer Rat und Kämmerer einer der mächtigsten Männer im Kurfürstentum Sachsen. In späteren Jahren wirkte er als Amtshauptmann von Grimma und Leipzig. Unter ihm erreichte der Besitz die größte Ausdehnung. Der Gerichtsbarkeit des Ritterguts unterstanden neben Pomßen Naunhof, Eicha, Albrechtshain, Erdmannshain, Kleinsteinberg, Fuchshain, Kleinbardau, Etzoldshain, Glasten, Reichersdorf, Heinersdorf, Seifertshain, Köhra, Beiersdorf, Bernbruch, Lauterbach, Großbuch, Grethen, Klinga, Lauterbach, Stockheim, Staudtnitz, Threna und Wachau. Nach seinem Tod übernahm der Sohn Johann George von Ponickau (1542 – 1613), der ebenfalls Amtshauptmann von Grimma war, das Rittergut. Sein Besitz umfasste die Ortschaften, welche noch bis zur Abgabe der Gerichtsbarkeit zur Herrschaft gehörten.
Das Rittergut Pomßen blieb bis 1782 im Besitz der Familie von Ponickau. Dann kaufte mit Andreas Ludewig ein Bürgerlicher den Besitz. 1791 erwarb Carl Sigismund Emilius von Üchteritz das Rittergut. Wegen Überschuldung kam die Gerichtsherrschaft 1815 unter Zwangsverwaltung (Sequestration), wohl eine Folge der Befreiungskriege, und wurde 1820 an den königlich-sächsischen Kammerkommerzienrats Johann Gottfried Dietze (? – 1830) versteigert. Seine Witwe verwaltete das Rittergut für den gleichnamigen Sohn (1823 – 1888) bis zum Abschluss von dessen Studium 1847. Johann Gottfried Dietze (jr.). war von 1858 – 1867 sächsischer Landtagsabgeordneter. Danach gehörte bis 1878 dem Reichstag an. 1883 verkaufte er das Rittergut an den Leipziger Kaufmann Karl Gottlieb Weiß. Dieser veräußerte den Besitz sieben Jahre später an Fürst Otto Friedrich von Schönburg-Waldenburg (1819 – 1893). Das Rittergut gehörte der Familie bis 1945.
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Der Hauptteil des Bestands ist nach 1960 aus den Lagerungsgemeinschaften Amtsgericht / Amtshauptmannschaft Grimma gebildet worden. 1962 kamen noch Akten aus dem Stadtarchiv Naunhof dazu. Die Formierung und Erschließung des Bestands erfolgte 1965 durch eine grob gliederte Findkartei (Nr. 1 – 548). Die Überlieferung konnte noch durch 29 Urkunden mit Regesten aus dem Hauptstaatsarchiv Dresden ergänzt werden. 2002 wurden einige Akten dem Bestand entnommen und provenienzgerecht den Beständen Gerichtsamt Grimma, Gerichtsamt Lausick, Königliches Gericht Brandis und AH Grimma zugefügt. Dadurch sind Fehlsignaturen entstanden. Sieben AE sind 2012 aus dem Bestand 20548 RG Mutzschen hinzugefügt worden (Nr. 549 – 555). Der Bestand wurde 2013 im Rahmen einer Retrokonversion in die Augias-Datenbank eingegeben. Zusätzlich wurden noch 17 zum Teil unerschlossene AE aus dem Forstamt Colditz hinzugefügt (Nr. 556 – 572). Durch Auflösung von doppelt vergebenen Signaturen kamen weitere Aktennummern hinzu (Nr. 573 – 577). Darüber hinaus wurden ein Orts- und Personenregister erstellt und die vorhandenen Gerichtsbücher im Bestand 12613 virtuell verzeichnet.
Überlieferungsschwerpunkte
Die Überlieferung umfasst den Zeitraum von 1533–1877 und 640 AE, einschließlich der 67 virtuell verzeichneten Gerichtsbücher und enthält sowohl Akten der Patrimonialgerichtsbarkeit als auch der Gutswirtschaft und des Familienarchivs. Dabei sind vor allem Unterlagen vom Ende des 18. und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vorhanden. Inhaltlich liegt der Schwerpunkt auf den Gerichtsprotokollen, der Freiwilligen Gerichtsbarkeit, der Lokalverwaltung und den grundherrlich-bäuerlichen Verhältnissen. Nur zwei AE gehen über die Abgabe der Patrimonialgerichtsbarkeit 1856 hinaus. Hervorzuheben sind die 29 Lehnsurkunden aus dem 16. und von Anfang des 17. Jahrhunderts, welche besonders die Familie von Ponickau betreffen.
Hinweise für die Benutzung
Die Erfassung erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch Orts- und Personenregister erstellt wurden.
Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 20522, RG Pomßen, Nr. (fettgedruckte Zahl).
Verweise auf korrespondierende BeständeHauptstaatsarchiv Dresden:
12613 Gerichtsbücher
Staatsarchiv Leipzig:
20008 Amt Grimma
20059 Königliches Gericht Brandis
Dr. Carsten Voigt
Juli 2014
[01] August Schumann, fortgeführt von Albert Schiffer, Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungs-Lexikon von Sachsen, Bd. 9, Zwickau 1822, S. 493.
[02] Ebd. S. 490.
[03] Zur Besitzgeschichte, wenn nicht anders ausgewiesen: Sachsens Kirchengalerie. Neunter Band: Die Inspektionen Leipzig und Grimma, Dresden o. J. [1844], S. 193 f.; Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.), Album der Rittergüter und Schlösser Sachsens, Bd. 1: Leipziger Kreis, Bautzen 1860, S. 29 f.; Neue Sächsische Kirchengalerie. Bd. 3: Die Ephorie Grimma links der Mulde, Leipzig 1911, Sp. 657 f.; http://www.ausflugs-tipp.de/objk_auf.php?ID=04-668-55 (Rittergut Pomßen, letzter Zugriff 09.07.2014)
[04] StA-L, 20522 RG Pomßen, U 6.
Grundlagen des Ritterguts.- Gerichtsverwaltung.- Gerichtsbücher.- Gerichtsprotokolle.- Strafgerichtsbarkeit.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Lokalverwaltung.- Patronat.- Einziehung landesherrlicher Steuern.- Grundherrlich-bäuerliche Verhältnisse.- Gutswirtschaft.- Familienarchive von Ponickau und von Üchteritz.
Westlich von Grimma im Territorium des Amts Grimma lag das altschriftsässige Rittergut Pomßen. Der Gerichtsbarkeit des Ritterguts unterstanden neben Pomßen die Dörfer Albrechtshain, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, Grethen, Klinga, Kleinsteinberg, Seifertshain und Stockheim sowie das Städtchen Naunhof. Das Gut gehörte seit 1536 der Familie von Ponickau. 1782 erwarb es Andreas Ludewig, der es 1791 an die Familie von Üchtritz verkaufte. Nach der Zwangsverwaltung ab 1815 erwarb der Kommerzienrat Johann Gottfried Dietze das Gut 1820. Im Besitz der Familie Dietze blieb es bis 1883. Auf Anordnung des Justizministeriums wurde am 14. Mai 1856 die Gerichtsbarkeit des Ritterguts über Pomßen und Grethen dem Justizamt Grimma übertragen, in Bezug auf Stockheim dem Königlichen Gericht Lausick, ansonsten dem Königlichen Gericht Brandis.
- 2014 | Findbuch / Datenbank
- 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5