Beständeübersicht
Bestand
Geschichte des Ritterguts Prießnitz und seiner Besitzer
Prießnitz, gelegen etwa in der Mitte eines Dreiecks zwischen Borna, Frohburg und Lausick, gehört zu den ältesten schriftlich erwähnten Orten im Leipziger Raum.
Der bereits im 10. Jh. bestehende königliche Wirtschaftshof
"nostre curtem Presnize"
wurde mit einer Urkunde Kaiser Ottos II., ausgestellt in Magdeburg 977 Juli 30 dem Merseburger Bischof Giseler geschenkt.
Als das Bistum Merseburg im Jahre 981 für einige Jahre wieder aufgelöst wurde, ließ sich der nunmehr Magdeburger Erzbischof Giseler von Kaiser Otto im Jahre 983 seinen Besitz von "villam Bresniza" in einer Urkunde, ausgestellt im italienischen Matera 983 Januar 31, bestätigen.
Nachdem Kaiser Heinrich II. das Bistum Merseburg wiederherstellte, müssen noch Jahre vergangen sein, ehe es dem umtriebigen Bischof Thietmar im Jahre 1012 gelang, sich alle früheren Schenkungen an das Bistum Merseburg, die noch nicht erneut bestätigt worden waren, urkundlich zu sichern; darunter auch Prießnitz in einer Urkunde, ausgestellt in Magdeburg 1012 Oktober 17.
Man kann wohl zu Recht annehmen, dass sich in Prießnitz ein im sorbischen Siedelgebiet errichteter bedeutender Wirtschaftshof befand, der zeitgleich mit Zwenkau und Kohren im Gau Chutizi urkundlich genannt, allerdings nicht zu der strategischen Bedeutung dieser letztgenannten Höfe gefunden hat.
Um 1100 siedelt Wiprecht von Groitzsch fränkische Siedler im Gebiet von Wyhra und Eula an; Lausick erscheint als Mittelpunkt des Unternehmens. Die neuen Siedlungen werden vielfach mit den Namen ihrer Gründer bezeichnet. In diesen Zusammenhang gehören Elbisbach und Trebishain. Unter Beibehaltung des slawischen Namens (Ort am Birkenwald) erhält auch Prießnitz fränkischen Zuzug. Die Erhaltung des slawischen Namens lässt auf eine bereits bestehende und nicht unbedeutende sorbische Siedlung um den königlichen/bischöflichen Wirtschaftshof mit Kirche schließen.
Die Anlage eines erweiterten Straßenangerdorfes – Gewannflur mit Gutsblöcken – und die seit dem 16. Jahrhundert nachweisbaren 20 ½ Hufen, besetzt mit mindestens 37 besessenen Mann, zusammen mit damals 40 Einwohnern, lassen erkennen, dass Prießnitz zu den bedeutenden planmäßigen Gründungen im Zuge der Ostkolonisation gehört, wobei die fränkischen Siedler friedlich mit der vorgefundenen slawischen Bevölkerung den Ort besiedelt haben dürften.
Der Wirtschaftshof muß auch in dieser Zeit zu einem Herrensitz unter der Lehnshoheit der Burggrafen von Altenburg, später Burggrafen von Leisnig ausgebaut worden sein. Das 1269 ersterwähnte Trebishain, stets nach Prießnitz gepfarrt, ebenfalls eine sorbische Siedlung, hat vermutlich in dieser Zeit zur Herrschaft Flößberg gehört, später unterstand die Hälfte des Ortes der Herrschaft Prießnitz.
Ob Prießnitz zusammen mit Flößberg um 1200 zum Allodialbesitz der Burggrafen von Altenburg gehört hat, ist urkundlich nicht belegt.
In den Jahren 1377/1380 erhält Heinrich von Einsiedel durch Burggraf Albrecht von Leisnig die Anwartschaft auf die Güter des Heinrich Marschalk von Frohburg im Dorf Prießnitz.
Im Jahre 1421 wird das bereits vor 1400 in den Besitz der Einsiedels gekommene Prießnitz als Leibgedinge der Anna von Ende, Ehefrau des Conrad von Einsiedel auf Kohren mit Jahnshain bestätigt und im Jahre 1423 gehören den Brüdern Claus und Conrad (Cunz) von Einsiedel urkundlich bereits folgende Güter:
- Schloß Gnandstein mit dem Dorf unter dem Schloß, das Gehölz Stöckigt,
- die Dörfer Dolsenhain und Wüstenhain, das Holz die Bocka, ferner Dorf und
- Vorwerk Prießnitz mit allen Gerichten und dem halben Dorf Trebishain.
In den Jahren 1441 und 1453 belehnt Burggraf Otto von Leisnig die Brüder Ritter Hildebrand, Georg, Wittigo, Hans d. Ä. und Hans d. J. mit den bereits im Jahre 1423 genannten Gütern, so auch dem Dorf Prießnitz; ein Vorwerk oder Gut werden hier allerdings nicht genannt.
Im Jahre 1461 gehört Prießnitz in der nächsten Generation den Brüdern Claus, Hans, Georg und Hildebrand von Einsiedel, die im Lehnbrief Herzog Friedrichs von Sachsen für Heinrich von Einsiedel als mitbelehnte Vettern des umfangreichen Besitzes um Gnandstein und Kohren – zusammengeführt von dessen Vater Ritter Hildebrand – genannt werden.
Die 1464 belehnten Brüder Claus, Hans, Georg und Hildebrand sind die Söhne des zuletzt 1453 genannten Hans d. Ä. – eines Bruders des Ritters Hildebrand. Der wohl bescheidene Besitz von Prießnitz zwingt diese Erben zur Aufnahme von Diensten, z.B. für den Landesherrn oder den Kaiser.
Der Besitz Prießnitz ist nachweislich seit 1465 verschuldet, was sich bis Anfang des 16. Jahrhunderts verschlimmert. Weil Heinrich von Einsiedel auf Gnandstein immer wieder die Zinsen für die Prießnitzer Schulden bezahlt hat, um den Familienbesitz zu halten, muß Valentin von Einsiedel auf Prießnitz bereits im Jahre 1503 für sich und seine Erben auf die Rechte auf Gnandstein aus der Gesamtbelehnung verzichten. Als Valentin von Einsiedel, der letzte Besitzer dieser Linie, dann im Jahre 1533 stirbt, nehmen die Brüder Heinrich Hildebrand und Heinrich Abraham von Einsiedel auf Gnandstein sofort die Herrschaft Prießnitz - notariell abgesichert – in Besitz mit der Verpflichtung, alle restlichen Schulden zu begleichen. (vgl. Rittergut Gnandstein/Urkunden, Index-Nr. 83-84)
Als die oben genannten Brüder im Jahre 1534 ihre Erbteilung vornehmen, kommt Prießnitz zur Herrschaft Gnandstein und verbleibt fortan eng mit der späteren Gnandsteiner Linie verbunden, auch wenn es in den Jahren 1560 bis 1570 zunächst an Haubold, einen Sohn des Heinrich Hildebrand, durch Los gefallen war. Der Wert von Prießnitz war damals 8969 Gulden.
Nach erneuten Erbteilungen gelangt Prießnitz neben Gnandstein und Wolftitz an Hildebrand von Einsiedel (1528-1598), um dann innerhalb der von ihm begründeten "Gnandsteiner Linie" vererbt zu werden.
Die nächsten Besitzer waren dessen Sohn Hans (1575-1639) und wiederum dessen Sohn Heinrich (1601-1652). Nachdem letzterer ohne Hinterlassung männlicher Erben gestorben ist, erben Haubold von Einsiedel auf Gnandstein (1627-1687) und Curt von Einsiedel (1597-1668), Enkel des Stammvaters Hildebrand und Sohn eines durch Geldlos abgefundenen Abraham (1571-1642) je zur Hälfte die Besitzrechte an Prießnitz. Als 1687 auch der Gnandsteiner Haubold ohne Erben stirbt, fällt der Gesamtbesitz der Gnandsteiner Linie an die noch lebenden Söhne des Curt,
August (1649-1713) und Abraham (1654-1706)
die damit die jüngere Gnandsteiner Linie begründen.
August von Einsiedel sitzt seit 1678 auf Prießnitz und seit 1700 auf Wolftitz. Diese Güter gehören dann bis zum Jahre 1783 eng zusammen. Durch Zersplitterungen des Erbes und Erbstreitigkeiten verschuldet Prießnitz im 19. Jahrhundert so stark, dass im Jahre 1894 eine Zwangsverwaltung eingefürt werden muß und trotz aller Bemühungen der mitbelehnten Vettern ein Verkauf des alten Familienbesitzes im Jahre 1919 an einen Fabrikanten Vogel aus Chemnitz unausweichlich ist. An diesen waren die letzten Besitzer seit Jahren mit zuletzt 190000 Mark verschuldet.
Die Gerichtsherrschaft Prießnitz umfasst vom Ende des 17. bis Mitte des 19. Jahrhunderts auch Schönau und seit alters her die Hälfte von Trebishain. Zu den Prießnitzer Rechten gehörten auch Jagd- und Hutungsrechte auf Nenkersdorfer Fluren und auf einem Teil der Wüstung Kaisershain, was immer wieder zu Streitigkeiten mit den Nachbarherrschaften und mit den Untertanen geführt hat.
Im Bauernkrieg des Jahres 1525 beteiligten sich von den 38 Bauern der Gemeinde Prießnitz 36 am "Bornschen Haufen" und wurden mit Strafgeldern belegt.
1540 leben in Prießnitz 39 Bauernfamilien – 13 Pferdner und 12 Hintersässer, in Trebishain 15 Bauernfamilien – 5 Pferdner und 10 Hintersässer. Zwischen 1560 und 1570 hat Haubold von Einsiedel zwei Bauerngüter ausgekauft, was in der Folgezeit vor allem auch Anlaß zu Streitigkeiten um die Höhe der Frondienste geworden ist.
Die Bauern des Dorfes Prießnitz waren ökonomisch relativ stark und selbstbewusst, führten seit dem 16. Jahrhundert zahlreiche Prozesse gegen ihre Herrschaft und bauten sich im Jahre 1712 auf dem Dorfanger eines der wenigen "Bauernrathäuser" Sachsens, ein Umgebindebau.
Die Zahl der Einwohner des im Jahre 1732 als "Flecken" bezeichneten Ortes betrug im Jahre 1814
364 Personen, die 24 Pferde und 163 Kühe
besaßen.
Der vermutlich an der Stelle des bischöflichen Wirtschaftshofes errichtete stattliche Pfarrhof – eine Dreiseitanlage – nach Brand im Jahre 1773 neu aufgefürt, und die dem Apostel Petrus geweihte Kirche zu Prießnitz übertreffen derartige Bauten anderer Orte. Dieses Patrozinium ist auch ein Beleg für eine sehr alte Kirche. Die jetzige Kirche dürfte um 1500 auf alten Mauern erbaut sein und wurde im Jahre 1616 durch Hans von Einsiedel im Inneren im niederländischen Spätrenaissancestil prachtvoll erneuert. Sie gehört zu den drei bedeutendsten Kreuzkirchen Sachsens und ist nicht zuletzt durch die dort aufgehängte Reihe von Bildern aller bedeutenden Reformatoren bekannt geworden.
Eine enge kirchliche und schulische Verbindung bestand zu dem erst im Jahre 1948 eingemeindeten Dorf Elbisbach, da die dortige Kirche stets eine Filialkirche von Prießnitz gewesen ist. Das Dorf Elbisbach selbst gehörte nach der Einsiedelschen Erbteilung des Jahres 1560 zur Herrschaft Syhra/Hopfgarten. Es war im Jahre 1458 vom Benediktinerkloster Chemnitz an Hildebrand von Einsiedel verkauft worden.
Das Rittergut Prießnitz umfasste um 1900 noch 473 ha, dazu Brennerei und Schafzucht. Die Ökonomie war überwiegend verpachtet.
Zum erhalten gebliebenen Schlosskomplex gehört ein architektonisch herausragendes Pächterwohnhaus im Barockstil mit einer dreiseitig geschlossenen Anlage.
Die Einsiedelschen Besitzer des Rittergutes Prießnitz waren:Bestandsgeschichte
Die ältesten heute zum Teil noch erhaltenen Urkunden (s. Findbuch Rittergut Gnandstein-Urkunden) und einzelnen Aktenschriftstücke aus dem 15. und Anfang 16. Jahrhundert sind bei den "Prießnitzer Vettern" als Besitzer des altschriftsässigen Rittergutes entstanden und zunächst in Prießnitz archiviert worden.
Nach Übernahme von Prießnitz durch die Gnandsteiner Besitzer im Jahre 1533 gelangten diese Quellen vermutlich nach Gnandstein und blieben dort auch als Prießnitz in den Jahren 1560/62 wieder als selbstständiges Rittergut geführt wurde, bzw. sind 1570 wieder nach Gnandstein gekommen, als Hildebrand von Einsiedel (1528-1598) die Rittergüter Gnandstein, Wolftitz und Prießnitz übernahm. Prießnitz wurde dann "vom Gnandstein aus regiert" bis Hildebrand seinem Sohn Hans von Einsiedel (1575-1639) das Rittergut Prießnitz im Jahre 1595 übergab.
Aus der Zeit des Hans und seines Sohnes Heinrich (1601-1652) sind leider im Bestand fast keine Quellen, auch nicht aus der Gerichtsbarkeit, erhalten geblieben, wenn man von wenigen Einzeldokumenten zu Fragen des Verhältnisses zwischen Herrschaft und Untertanen absieht, die Mitte des 18. Jahrhunderts von Gerichtsverwaltern gesammelt worden sind.
Über die beim Tod des Hans von Einsiedel im Jahre 1639 vorhanden gewesenen Akten und Urkunden existiert eine Zusammenstellung im Inventar (Aktennummer 192).
Das eigentliche Familienarchiv ist ebenso wenig erhalten geblieben wie das vermutlich stets im Pächterhaus aufbewahrte Gutsarchiv. Alle diese Akten sind nach Kauf des Rittergutes Prießnitz durch den Fabrikanten Vogel im Jahre 1919 "wagenweise" in die Papierfabrik geschafft und dort verkollert worden, wie die Familie von Einsiedel und das HSTA Dresden erst im Jahre 1932(!) geschockt feststellen mussten (RG Gnandstein, Aktennummer 766).
Der Hauptteil des Bestandes besteht aus den Akten der Patrimonialgerichtsbarkeit, die am 14. Februar 1854 zunächst an das Königliche Landgericht in Borna abgegeben worden waren und Anfang der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts im damaligen Landesarchiv Leipzig aus den Abgabegemeinschaften Amtshauptmannschaft Borna und Amtsgericht Lausick herausgelöst worden sind. Dazu konnten im Jahre 1970 noch 1,2 lfm aus dem Grassi-Museum übernommen werden, die nach 1945 zusammen mit anderem Kulturgut aus Gnandstein oder Wolftitz gerettet worden waren. Im Jahre 1997 sind dann bei Beginn der Ordnungsarbeiten an den Einsiedelschen Rittergütern aus den o. g. Beständen einige weitere Akten zu Prießnitz gelegt worden, deren Provenienz eindeutig war.
Erfreulicherweise sind vier Akten besonderer Art erhalten geblieben, die Gerichtsverwalter Mitte des 18. Jahrhunderts zu Fragen des Verhältnisses zwischen Herrschaft und Gemeinde zusammengestellt haben (Akten Nr. 156-158). Eine weitere Akte mit Abschriften der Rechte für die Altgemeinde ist durch Ankauf im Jahre 1912 an das HSTA Dresden gelangt ("Fronregister von Prießnitz" Loc.13533).
Bestandsbearbeitung
Der Bestand wurde im Jahre 2002 in den Monaten August bis September neu verzeichnet, nachdem er um 1965 und nach 1970 bereits von Hilfskräften provisorisch erschlossen worden war.
Da die Neuerschließung nach den umfangreichen Arbeiten am Bestand Rittergut Gnandstein - Findbücher für Urkunden und für Akten – und nach Bearbeitung anderer Einsiedelscher Rittergüter stattgefunden hat, konnten die Erkenntnisse aus diesen Beständen besonders zur Familiengeschichte genutzt werden. Dabei war auch die häufige Personalunion nicht nur mit Gnandstein, sondern auch mit Wolftitz zu beachten.
Die Neuverzeichnung erfolgte ausschließlich in den alten Verzeichnungseinheiten. Die alte Kartei bleibt numerisch geordnet als zusätzliches Hilfsmittel erhalten. Die Verzeichnung erfolgte nur in wenigen Fällen erweitert, da die Titel meist ausreichten, allerdings wurden bei den inhaltlich relevanten Gruppen zahlreiche Verweise angebracht.
Wegen der komplizierten Familiengeschichte und der bedauerlichen Verluste sind in der Bestandsanalyse zahlreiche Verweise auf Quellen in anderen Einsiedelschen Rittergutsbeständen zu finden.
Die Bestandsgliederung erfolgte hinsichtlich der Bestandsgruppe Patrimonialherrschaft den Vorgaben für die Gliederung der Grundherrschaftsarchive, wie diese seit den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts für die Mehrzahl der entsprechenden Bestände im STAL Anwendung gefunden hat. Für die unbedeutenden Teile Gutswirtschaft und Familienarchiv konnten Untergliederungen fast entfallen.
Der Bestand Rittergut Prießnitz besteht aus 215 Akteneinheiten – 5,5 lfm, Aktennummern 1 - 216. Die Aktennummer 151 entfällt, da sie zum Bestand Landgericht Borna geordnet wurde.
Bestandsanalyse
Der Bestand ist, wie angeführt, stark dezimiert, nicht zuletzt, weil das Rittergut im Jahre 1919 von den letzten Einsiedelschen Besitzern verkauft werden musste. Erfreulicherweise ist es möglich, mit Hilfe der Überlieferung des Bestandes Rittergut Gnandstein, auch der gesondert erschlossenen Urkunden sowie Quellen der benachbarten Rittergüter Hopfgarten und Syhra, die Verluste etwas auszugleichen.
- Gerichtsherrschaft/Patrimonialgericht
Über die Lehns- und Eigentumsverhältnisse, Umfang und Wert des Rittergutes sowie Rechte der Herrschaft gegenüber den Untertanen sind wertvolle Zusammenstellungen von Originalen und Abschriften aus der Zeit von 1533-1772 erhalten geblieben.
Im Bestand Gnandstein – Urkunden – sind Lehnsurkunden aus der Zeit von 1453-1640 im Original und darüber hinaus in Abschriften für die Zeit bis zum 19. Jahrhundert in verschiedenen Beständen wegen der Erbschaftsstreitigkeiten um diesen Besitz zu finden in:
- Rittergut Gnandstein – Urkunden - Index-Nr. 6 ,34, 92, 97, 102, 112, 116, 120 und 126.
- Rittergut Gnandstein Index-Nr. 623-627, 633-635, 696-697.
- Rittergut Hopfgarten Index-Nr. 464-465.
- Rittergut Syhra Index-Nr. 478.
Über den Umfang des Prießnitzer Teiles in der Erbteilung von 1560 gibt der Anschlag über die Einkünfte – Frondienste, Erbzinsen und Naturalabgaben – Auskunft:
- Rittergut Gnandstein Index-Nr. 415 und 721.
- Rittergut Hopfgarten Index-Nr. 442-443.
Von der eigentlichen Gerichtsbarkeit sind vor allem die Gerichtsprotokolle aus den Jahren 1663-1684 und 1720-1854 erhalten geblieben. Im Sächsischen HStA Dresden befinden sich die Gerichtsbücher bereits für frühere Jahrzehnte. Aus dieser Zeit bis zum späten 17. Jahrhundert sind alle anderen Quellen zur Prießnitzer Patrimonialgerichtsbarkeit verloren gegangen, d.h. sie wurden schon vor Mitte des 19. Jahrhunderts kassiert.
Von der Strafgerichtsbarkeit sind wenige Verfahren vor allem zu sittlichen Verfehlungen und Diebstahl (9 AE) von 1658-1845 vorhanden.
Von der Zivilgerichtsbarkeit existieren einige Klagen und Gegenklagen mit Nachbarherrschaften um strittige Hutungs- und Triftgerechtigkeiten und Leistungen der Untertanen vor allem wegen der Fluren Kaisershain und Nenkersdorf von 1683-1820 (5 AE).
Weitere Klagen der Prießnitzer Herrschaft gegen die Besitzer auf Flößberg:
wegen Übergriffen auf die Mühle zu Trebishain 1501-1502 in:
- Rittergut Gnandstein Index-Nr. 1344
wegen strittiger Jagdrechte 1542 und 1551 in:
- Rittergut Hopfgarten Index-Nr. 424
- Rittergut Gnandstein Index-Nr. 1345
wegen strittiger Jagdrechte 1773-1775 in:
- Rittergut Gnandstein Index-Nr. 1382.
Klagen zwischen den Einsiedelschen Herrschaften Prießnitz, Syhra und Hopfgarten um Frondienste von Untertanen, Jagd- und Hutungsrechte im Kaisershain und Grenzgebieten:
Jagdrechte an der Grenze nach Elbisbach 1682-1688 in:
- Rittergut Gnandstein Index-Nr. 1472-1473, 1731-1734, 1375
Frondienste der Trebishainer 1683-1692 in:
- Rittergut Hopfgarten Index-Nr. 306-308
- Rittergut Syhra Index-Nr. 137-139.
Im Bestand sind nur aus dem 19. Jahrhundert zwei Klagen der Herrschaft gegen die Untertanen erhalten geblieben, obwohl nachweislich im 17. und 18. Jahrhundert Dienstverweigerungen und Klagen bis vor das Oberhofgericht stattgefunden haben (s. Bestand Rittergut Gnandstein). Verträge nach Streitigkeiten sind in den Sammlungen der Rechte (Akten Nr. 156-158) enthalten.
Quellen in anderen Beständen:
Vertrag des Haubold von Einsiedel mit der Gemeinde Trebishain, 1564 in:
- Rittergut Syhra Index-Nr. 135
Klagen der Gemeinde zu Prießnitz gegen die Herrschaft um Frondienste für aufgekaufte Bauerngüter, Baufrondienste, Zwangsdienstjahre für Bauernkinder und Einhaltung der Hutung und Trift 1605, 1730-1835 in:
- Rittergut Gnandstein Index-Nr. 731, 1353, 1374, 1377-1381, 1384, 1390
Klagen der Herrschaft und der Gemeinde Nenkersdorf gegen die von Einsiedel auf Prießnitz wegen Jagd-, Hutungs- und Triftrechten auf Nenkersdorfer Fluren 1659-1667, 1687-1703, 1824-1831 in:
- Rittergut Gnandstein Index-Nr. 1357-1367, 1370, 1387-1389.
Klagen der Untertanen untereinander sind aus den Jahren 1654-1845 (20 AE) erhalten. Sie behandeln Streitigkeiten zu Geldforderungen, auch Forderung des Zehnten für das Pfarrlehn, Erbschaftsstreitigkeiten, Grundstücks- und Grenzdifferenzen sowie Gemeinderechte und die unerlaubte Aneignung von Gemeindeland.
Quellen von der Freiwilligen Gerichtsbarkeit sind nur spärlich erhalten:
- Grundstückskäufe und –verkäufe von 1683-1833 (12 AE),
darunter auch Akten über die Schenke zu Prießnitz vom 17. Jh. und über den Gasthof zu Schönau 19. Jh.
- Testamente und Nachlassregelungen von 1682-1851 (18 AE).
Der Schwerpunkt der Überlieferung liegt in der Zeit von Mitte des 18. bis Mitte des 19. Jh.. Erhalten sind auch einige eigenhändige Testamente von Untertanen.
Von der Lokalverwaltung fehlen fast alle Quellen über Handwerk und Gewerbe vor dem 19. Jahrhundert. Gut dokumentiert ist die Brandversicherungskasse mit Wertangaben über die Häuser der zur Herrschaft gehörigen Gemeinden von 1762-1839 (5 AE).
Erhalten sind weiterhin Quellen zu Militärwesen und Kriegslasten von 1774-1820 (5 AE), mit Angaben über die vorhandenen Pferde und Kriegsdienstfuhren.
Aus dem 16. Jahrhundert sind einige Klagen zu Streitigkeiten zwischen dem Rat zu Borna und den Einsiedels sowie den Gemeinden zu Prießnitz und Trebishain um Brau- und Schankrechte 1546-1562, 1590-1593 erhalten in:
- Rittergut Gnandstein Index-Nr. 707, 709, 724, 1248, 1346-1349
Quellen über Kriegsdienste und Kriegsereignisse in Prießnitz:
Kriegsereignisse und Aufstellung von Kriegsschäden in Prießnitz 1547
- in: Rittergut Gnandstein Index-Nr. 707
- Musterung der Einsiedelschen Lehnsleute, Aufstellung der Wehren einzelner Dörfer 1614
- in: Rittergut Gnandstein Index-Nr. 262
- Musterung für Kriegsdienste und gemeinsame Ausrüstung eines Heerwagens durch Gnandstein, Syhra und Prießnitz im Jahre 1630
- in: Rittergut Gnandstein Index-Nr. 734
Patronat, Kirchen- und Schulangelegenheiten
Im Bestand sind vor allem Quellen über das Schulwesen von 1730-1850 (5 AE) zu finden.
Über Pfarr- und Kirchenbauten sowie Schulgebäude in Prießnitz, Elbisbach und Schönau sind Akten von 1577-1852 erhalten, einige auch mit kolorierten Bauzeichnungen aus dem 18. Jahrhundert (7 AE).
In anderen Beständen zu finden sind:
Kirchenrechnungen von Prießnitz 1538-1539
- in: Rittergut Gnandstein Index-Nr. 699
Brunnenbau bei der Pfarre zu Prießnitz und Benutzung des Kirchhofs zu Elbisbach 1557
- in: Rittergut Gnandstein Index-Nr. 721
Besetzung des Schuldienstes zu Prießnitz 1775 und 1796
- in: Rittergut Hopfgarten Index-Nr. 209 und 211
Herstellung des Kirchsteigs zwischen Trebishain und Prießnitz 1824-1837
- in: Rittergut Syhra Index-Nr. 278
Ablösung der dem Pfarrlehn zu Prießnitz von einigen Gerichtsuntertanen zu Trebishain zustehenden Frondienste 1842
- in: Rittergut Syhra Index-Nr. 358
Über die Einsiedelsche Testamentsstiftung und die Prießnitzer Gelder, es waren 180 Gulden, 1564, 1779-1859
- in: Rittergut Gnandstein Index-Nr. 319, 323, 724.
Vom Steuerwesen sind nur Akten von 1794-1847 (4 AE) erhalten. Aus ihnen können die Namen der Einwohner und der Wert ihres Besitzes in Prießnitz, Trebishain und Schönau ermittelt werden.
Steuerregister der Prießnitzer Untertanen im 16. Jahrhundert sind für die Jahre 1546-1547 und 1588 erhalten
- in: Rittergut Gnandstein Index-Nr. 707 und 398.
Von Quellen über die Grundherrschaftlichen Verhältnisse ist das Prießnitzer Erb- und Fronregister von 1600 mit Nachträgen bis 1624 erhalten geblieben. Wertvolle Angaben befinden sich in den bereits genannten Zusammenstellungen von grundsätzlichen Vereinbarungen, die Mitte des 18. Jahrhunderts für Zwecke der Gerichtsverwalter gesammelt bzw. abgeschrieben worden sind (Index-Nr. 1-4).
Über die Verweigerung von Frondiensten und Abgaben sind Akten aus der Zeit von 1723-1806 (7 AE) vorhanden.
Die Dokumente über frühere Auseinandersetzungen sind leider verloren gegangen, wenn man von den unter Klagen zwischen Gerichtsherrschaft und Untertanen im Bestand, bzw, bes. im Rittergut Gnandstein genannten Positionen absieht.Im HStA Dresden befindet sich unter der Signatur
Loc. 13533 - "Fronregister von Prießnitz"
eine im Jahre 1912 angekaufte Akte, vermutlich aus der Provenienz der Altgemeinde. In dieser Akte befinden sich Abschriften zahlreicher Urkunden und Verträge von 1535-1743 zwischen Herrschaft und Untertanen. Die Zusammenstellung dürfte von einem von der Gemeinde beauftragten Juristen Mitte des 18. Jahrhunderts vorgenommen worden sein. Enthalten sind z.B. das Fronregister, Klagen und Vergleiche zu strittigen Frondiensten und Geldabgaben sowie Festlegungen zur Beköstigung von Frönern und Gesinde. Die Akte ist als eine Art Gegenüberlieferung zu den unter Nr. 156-158 im vorliegenden Bestand befindlichen Zusammenstellungen des Gerichtsverwalters für Zwecke der Prießnitzer Herrschaft anzusehen.
- Gutswirtschaft
Aus diesem so wichtigen Bereich fehlen alle Akten aus der Provenienz der Gutsverwalter oder Gutspächter. Erhalten sind einige Quellen, die der Herrschaft zur Kenntnis übergeben worden sind, bzw. im Falle der Pachtverträge als Ausfertigung für die Herrschaft entstanden.
Fast alle Nachrichten über Bauten vor 1919 fehlen, sieht man vom Bau eines Schafstalles 1674 (1 AE) und einer Nachricht über Instandsetzungsarbeiten am Gebäude des Rittergutes mit Inventar aus den Jahren 1742-1745 ab.
Vom Umbau des Rittergutes in den Jahren 1919-1920 sind Pläne vorhanden.
Über Einnahmen und Ausgaben informiert nur eine Akte von 1793.
Weitere Quellen sind Lohnbücher für Gärtner und Verkäufe aus dem Garten des Rittergutes von 1742-1745 bzw. 1773.
Erhalten sind Pachtverträge aus den Jahren 1669, 1739, 1745, 1751 und 1803-1814 (2 AE) mit Aufstellungen über landwirtschaftliches Inventar und Wertangaben, in einem Fall auch ein Pachtvertrag über das Rittergut Döllnitz/Saalkreis von 1675.
Nachrichten über die Ernteerträge des Rittergutes Prießnitz aus den Jahren 1664-1672 und 1714-1720 sind enthalten
- in: Rittergut Hopfgarten Index-Nr. 362.
Einahmen und Ausgaben des Ritterguts Prießnitz 1754-1758, 1772
- in: Rittergut Wolftitz Index-Nr. 401-403.
- Familienarchiv
Durch die Verschuldung des Besitzes und die verschiedenen Erbansprüche auch auswärtiger Familienangehöriger dürfte das Familienarchiv bereits seit dem 19. Jahrhundert nicht mehr den Umfang anderer derartiger Bestände gehabt haben. Die Verluste nach Verkauf des Rittergutes im Jahre 1919 wurden bereits geschildert. Für Prießnitz kann aber vor allem in den Quellen des Bestandes Rittergut Gnandstein ein gewisser Ersatz gesehen werden, weshalb die entsprechenden Urkunden und Akten hier ausführlich dargestellt werden.
Im Bestand Rittergut Prießnitz selbst sind Akten von 1639-1655, 1734, 1820-1828 und 1858 (5 AE) vorhanden, von denen besonders das Inventar nach dem Tod des Hans von Einsiedel im Jahre 1639 mit einem umfangreichen Inventar genannt werden soll.
Aus dem 15. und frühen 16. Jahrhundert existieren im Gnandsteiner Bestand wertvolle Urkunden und Akten über die Prießnitzer Besitzer, ihre Belehnungen, Erbschaftsteilungen und Verschuldungen, aber auch deren amtliche Tätigkeit für Verwaltung und Militär:
Lehnsurkunden und Erbteilungen 1476-1508
- Rittergut Gnandstein- Urkunden - Index-Nr. 31-33, 58
- Rittergut Gnandstein Index-Nr. 688-689
Schulden der Prießnitzer Vettern 1465-1531
- Rittergut Gnandstein Index-Nr. 687-695
Leibgedinge für die Witwe des Claus von Einsiedel 1511
- Rittergut Gnandstein Index-Nr. 690
Tätigkeit des Hildebrand von Einsiedel in kaiserlichen Kriegsdiensten 1479-1491
- Rittergut Gnandstein Index-Nr. 690
- Rittergut Gnandstein – Urkunden – Index-Nr. 39
Tätigkeit des Claus von Einsiedel als Amtmann zu Wolkenstein 1481-1486
- Rittergut Gnandstein Index-Nr. 690
- Rittergut Gnandstein – Urkunden – Index-Nr. 40.
Über die Erbteilung des Hildebrand von Einsiedel unter seinen Söhnen von 1595 und die Übernahme des Rittergutes durch Hans von Einsiedel und seine Erben sind nur Schriftstücke im Gnandsteiner Bestand erhalten geblieben 1595, 1632-1643
- Rittergut Gnandstein Index-Nr. 731, 755 und 758.
Die Auseinandersetzungen um das Erbe Prießnitz nach dem Tod des Heinrich von Einsiedel im Jahre 1652 in Rittergut Gnandstein Index-Nr. 800, 1402-1403. Hierbei befinden sich auch Auszüge aus Lehnsbriefen seit 1464.
Streitigkeiten um die Belehnung mit Prießnitz und Erbschaftsstreitigkeiten wiederholen sich Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts
- Rittergut Hopfgarten Index-Nr. 467-471
- Rittergut Gnandstein Index-Nr. 817.
- Rittergut Wolftitz Index-Nr. 429
Weitere Quellen zu Lehnsfragen vor allem auch der Mitbelehnten, Erbschaftsdifferenzen seit 1756 und Auflösung dieser Rechte 1918/19
- Rittergut Gnandstein Index-Nr. 918, 906-909, 633-638, 1019
- Rittergut Hopfgarten Index-Nr. 478-479.
Persönliche Nachlassdokumente von zwei Persönlichkeiten, die Besitzer oder Mitbesitzer von Prießnitz gewesen sind:
Curt von Einsiedel, Halle/Döllnitz (1597-1668)
Inventar des Nachlasses und Nachlassregelung 1668-1669, 1678
- Rittergut Gnandstein Index-Nr. 809-810
Urkunden aus dienstlicher Tätigkeit und Lehnsanwartschaften im Herzogtum Magdeburg
- Rittergut Gnandstein – Urkunden – von 1649, 1650, 1655, 1661 Index-Nr. 130, 132, 134, 136
Haubold von Einsiedel (1792-1867)
Abschrift seines Tagebuchs
- Rittergut Gnandstein Index-Nr. 1152.
Im Prießnitzer Bestand befindet sich ein Konzeptbuch von 1820-1828 dieses Haubold von Einsiedel, der zeitweilig in Leumnitz bei Gera lebte und dort Fürstlich-Reußischer Landrat war, ehe er im Jahre 1856 das Rittergut Prießnitz übernommen hat.
Verweis auf andere Bestände
Staatsarchiv Leipzig:
- Rittergut Gnandstein
- Rittergut Hopfgarten
- Rittergut Syhra
- Rittergut Wolftitz
- Kreisstände des Leipziger Kreises
- Ältere Kreishauptmannschaft Leipzig
- Amt Borna
- Amt Leipzig
- Königliches Landgericht Borna
- Gerichtsamt Borna
- Amtsgericht Lausick
- Amtshauptmannschaft Borna
Archiv des Pfarramtes Prießnitz
Verzeichnis der verwendeten Literatur:
Gedruckte Quellen und Nachschlagewerke:
1. Genealogisches Handbuch des Adels, Bd. 66, Adelige Häuser A Bd. XIV 1977
2. Thietmar von Merseburg, Chronik, Berlin 1966
3. Urkundenbuch des Hochstifts Mersburg, bearb. von Paul Kehr, Bd. 1: 962-1357, Halle 1899
Literatur:
Göschel, Joachim: Die Orts-, Flur- und Flussnamen der Kreise Borna und Geithain, Köln/Graz 1964
Heise: Album der Rittergüter und Schlösser des Königreichs Sachsen, Leipzig o. J.
Helbig, Herbert: Untersuchungen über die Kirchenpatrozinien in Sachsen auf siedlungsgeschichtlicher Grundlage, Berlin 1940
Mehlhose, Philipp: Beiträge zur Reformationsgeschichte, Ephorie Borna, Leipzig 1935
Sächsische Kirchengalerie, Ephorie Borna: alte Ausgabe 1837 - ca. 1845; neue Ausgabe 1900 – 1914
v. Mansberg: Erbarmannschaft der wettinischen Lande, Bd. 1, Dresden 1903, S. 370-421.
November 2002
Helga Reich
20523 Rittergut Prießnitz
Datierung | 1533 - 1920 |
---|---|
Benutzung im | Staatsarchiv Leipzig |
Umfang (nur lfm) | 5,50 |
Geschichte des Ritterguts Prießnitz und seiner Besitzer
Prießnitz, gelegen etwa in der Mitte eines Dreiecks zwischen Borna, Frohburg und Lausick, gehört zu den ältesten schriftlich erwähnten Orten im Leipziger Raum.
Der bereits im 10. Jh. bestehende königliche Wirtschaftshof
"nostre curtem Presnize"
wurde mit einer Urkunde Kaiser Ottos II., ausgestellt in Magdeburg 977 Juli 30 dem Merseburger Bischof Giseler geschenkt.
Als das Bistum Merseburg im Jahre 981 für einige Jahre wieder aufgelöst wurde, ließ sich der nunmehr Magdeburger Erzbischof Giseler von Kaiser Otto im Jahre 983 seinen Besitz von "villam Bresniza" in einer Urkunde, ausgestellt im italienischen Matera 983 Januar 31, bestätigen.
Nachdem Kaiser Heinrich II. das Bistum Merseburg wiederherstellte, müssen noch Jahre vergangen sein, ehe es dem umtriebigen Bischof Thietmar im Jahre 1012 gelang, sich alle früheren Schenkungen an das Bistum Merseburg, die noch nicht erneut bestätigt worden waren, urkundlich zu sichern; darunter auch Prießnitz in einer Urkunde, ausgestellt in Magdeburg 1012 Oktober 17.
Man kann wohl zu Recht annehmen, dass sich in Prießnitz ein im sorbischen Siedelgebiet errichteter bedeutender Wirtschaftshof befand, der zeitgleich mit Zwenkau und Kohren im Gau Chutizi urkundlich genannt, allerdings nicht zu der strategischen Bedeutung dieser letztgenannten Höfe gefunden hat.
Um 1100 siedelt Wiprecht von Groitzsch fränkische Siedler im Gebiet von Wyhra und Eula an; Lausick erscheint als Mittelpunkt des Unternehmens. Die neuen Siedlungen werden vielfach mit den Namen ihrer Gründer bezeichnet. In diesen Zusammenhang gehören Elbisbach und Trebishain. Unter Beibehaltung des slawischen Namens (Ort am Birkenwald) erhält auch Prießnitz fränkischen Zuzug. Die Erhaltung des slawischen Namens lässt auf eine bereits bestehende und nicht unbedeutende sorbische Siedlung um den königlichen/bischöflichen Wirtschaftshof mit Kirche schließen.
Die Anlage eines erweiterten Straßenangerdorfes – Gewannflur mit Gutsblöcken – und die seit dem 16. Jahrhundert nachweisbaren 20 ½ Hufen, besetzt mit mindestens 37 besessenen Mann, zusammen mit damals 40 Einwohnern, lassen erkennen, dass Prießnitz zu den bedeutenden planmäßigen Gründungen im Zuge der Ostkolonisation gehört, wobei die fränkischen Siedler friedlich mit der vorgefundenen slawischen Bevölkerung den Ort besiedelt haben dürften.
Der Wirtschaftshof muß auch in dieser Zeit zu einem Herrensitz unter der Lehnshoheit der Burggrafen von Altenburg, später Burggrafen von Leisnig ausgebaut worden sein. Das 1269 ersterwähnte Trebishain, stets nach Prießnitz gepfarrt, ebenfalls eine sorbische Siedlung, hat vermutlich in dieser Zeit zur Herrschaft Flößberg gehört, später unterstand die Hälfte des Ortes der Herrschaft Prießnitz.
Ob Prießnitz zusammen mit Flößberg um 1200 zum Allodialbesitz der Burggrafen von Altenburg gehört hat, ist urkundlich nicht belegt.
In den Jahren 1377/1380 erhält Heinrich von Einsiedel durch Burggraf Albrecht von Leisnig die Anwartschaft auf die Güter des Heinrich Marschalk von Frohburg im Dorf Prießnitz.
Im Jahre 1421 wird das bereits vor 1400 in den Besitz der Einsiedels gekommene Prießnitz als Leibgedinge der Anna von Ende, Ehefrau des Conrad von Einsiedel auf Kohren mit Jahnshain bestätigt und im Jahre 1423 gehören den Brüdern Claus und Conrad (Cunz) von Einsiedel urkundlich bereits folgende Güter:
- Schloß Gnandstein mit dem Dorf unter dem Schloß, das Gehölz Stöckigt,
- die Dörfer Dolsenhain und Wüstenhain, das Holz die Bocka, ferner Dorf und
- Vorwerk Prießnitz mit allen Gerichten und dem halben Dorf Trebishain.
In den Jahren 1441 und 1453 belehnt Burggraf Otto von Leisnig die Brüder Ritter Hildebrand, Georg, Wittigo, Hans d. Ä. und Hans d. J. mit den bereits im Jahre 1423 genannten Gütern, so auch dem Dorf Prießnitz; ein Vorwerk oder Gut werden hier allerdings nicht genannt.
Im Jahre 1461 gehört Prießnitz in der nächsten Generation den Brüdern Claus, Hans, Georg und Hildebrand von Einsiedel, die im Lehnbrief Herzog Friedrichs von Sachsen für Heinrich von Einsiedel als mitbelehnte Vettern des umfangreichen Besitzes um Gnandstein und Kohren – zusammengeführt von dessen Vater Ritter Hildebrand – genannt werden.
Die 1464 belehnten Brüder Claus, Hans, Georg und Hildebrand sind die Söhne des zuletzt 1453 genannten Hans d. Ä. – eines Bruders des Ritters Hildebrand. Der wohl bescheidene Besitz von Prießnitz zwingt diese Erben zur Aufnahme von Diensten, z.B. für den Landesherrn oder den Kaiser.
Der Besitz Prießnitz ist nachweislich seit 1465 verschuldet, was sich bis Anfang des 16. Jahrhunderts verschlimmert. Weil Heinrich von Einsiedel auf Gnandstein immer wieder die Zinsen für die Prießnitzer Schulden bezahlt hat, um den Familienbesitz zu halten, muß Valentin von Einsiedel auf Prießnitz bereits im Jahre 1503 für sich und seine Erben auf die Rechte auf Gnandstein aus der Gesamtbelehnung verzichten. Als Valentin von Einsiedel, der letzte Besitzer dieser Linie, dann im Jahre 1533 stirbt, nehmen die Brüder Heinrich Hildebrand und Heinrich Abraham von Einsiedel auf Gnandstein sofort die Herrschaft Prießnitz - notariell abgesichert – in Besitz mit der Verpflichtung, alle restlichen Schulden zu begleichen. (vgl. Rittergut Gnandstein/Urkunden, Index-Nr. 83-84)
Als die oben genannten Brüder im Jahre 1534 ihre Erbteilung vornehmen, kommt Prießnitz zur Herrschaft Gnandstein und verbleibt fortan eng mit der späteren Gnandsteiner Linie verbunden, auch wenn es in den Jahren 1560 bis 1570 zunächst an Haubold, einen Sohn des Heinrich Hildebrand, durch Los gefallen war. Der Wert von Prießnitz war damals 8969 Gulden.
Nach erneuten Erbteilungen gelangt Prießnitz neben Gnandstein und Wolftitz an Hildebrand von Einsiedel (1528-1598), um dann innerhalb der von ihm begründeten "Gnandsteiner Linie" vererbt zu werden.
Die nächsten Besitzer waren dessen Sohn Hans (1575-1639) und wiederum dessen Sohn Heinrich (1601-1652). Nachdem letzterer ohne Hinterlassung männlicher Erben gestorben ist, erben Haubold von Einsiedel auf Gnandstein (1627-1687) und Curt von Einsiedel (1597-1668), Enkel des Stammvaters Hildebrand und Sohn eines durch Geldlos abgefundenen Abraham (1571-1642) je zur Hälfte die Besitzrechte an Prießnitz. Als 1687 auch der Gnandsteiner Haubold ohne Erben stirbt, fällt der Gesamtbesitz der Gnandsteiner Linie an die noch lebenden Söhne des Curt,
August (1649-1713) und Abraham (1654-1706)
die damit die jüngere Gnandsteiner Linie begründen.
August von Einsiedel sitzt seit 1678 auf Prießnitz und seit 1700 auf Wolftitz. Diese Güter gehören dann bis zum Jahre 1783 eng zusammen. Durch Zersplitterungen des Erbes und Erbstreitigkeiten verschuldet Prießnitz im 19. Jahrhundert so stark, dass im Jahre 1894 eine Zwangsverwaltung eingefürt werden muß und trotz aller Bemühungen der mitbelehnten Vettern ein Verkauf des alten Familienbesitzes im Jahre 1919 an einen Fabrikanten Vogel aus Chemnitz unausweichlich ist. An diesen waren die letzten Besitzer seit Jahren mit zuletzt 190000 Mark verschuldet.
Die Gerichtsherrschaft Prießnitz umfasst vom Ende des 17. bis Mitte des 19. Jahrhunderts auch Schönau und seit alters her die Hälfte von Trebishain. Zu den Prießnitzer Rechten gehörten auch Jagd- und Hutungsrechte auf Nenkersdorfer Fluren und auf einem Teil der Wüstung Kaisershain, was immer wieder zu Streitigkeiten mit den Nachbarherrschaften und mit den Untertanen geführt hat.
Im Bauernkrieg des Jahres 1525 beteiligten sich von den 38 Bauern der Gemeinde Prießnitz 36 am "Bornschen Haufen" und wurden mit Strafgeldern belegt.
1540 leben in Prießnitz 39 Bauernfamilien – 13 Pferdner und 12 Hintersässer, in Trebishain 15 Bauernfamilien – 5 Pferdner und 10 Hintersässer. Zwischen 1560 und 1570 hat Haubold von Einsiedel zwei Bauerngüter ausgekauft, was in der Folgezeit vor allem auch Anlaß zu Streitigkeiten um die Höhe der Frondienste geworden ist.
Die Bauern des Dorfes Prießnitz waren ökonomisch relativ stark und selbstbewusst, führten seit dem 16. Jahrhundert zahlreiche Prozesse gegen ihre Herrschaft und bauten sich im Jahre 1712 auf dem Dorfanger eines der wenigen "Bauernrathäuser" Sachsens, ein Umgebindebau.
Die Zahl der Einwohner des im Jahre 1732 als "Flecken" bezeichneten Ortes betrug im Jahre 1814
364 Personen, die 24 Pferde und 163 Kühe
besaßen.
Der vermutlich an der Stelle des bischöflichen Wirtschaftshofes errichtete stattliche Pfarrhof – eine Dreiseitanlage – nach Brand im Jahre 1773 neu aufgefürt, und die dem Apostel Petrus geweihte Kirche zu Prießnitz übertreffen derartige Bauten anderer Orte. Dieses Patrozinium ist auch ein Beleg für eine sehr alte Kirche. Die jetzige Kirche dürfte um 1500 auf alten Mauern erbaut sein und wurde im Jahre 1616 durch Hans von Einsiedel im Inneren im niederländischen Spätrenaissancestil prachtvoll erneuert. Sie gehört zu den drei bedeutendsten Kreuzkirchen Sachsens und ist nicht zuletzt durch die dort aufgehängte Reihe von Bildern aller bedeutenden Reformatoren bekannt geworden.
Eine enge kirchliche und schulische Verbindung bestand zu dem erst im Jahre 1948 eingemeindeten Dorf Elbisbach, da die dortige Kirche stets eine Filialkirche von Prießnitz gewesen ist. Das Dorf Elbisbach selbst gehörte nach der Einsiedelschen Erbteilung des Jahres 1560 zur Herrschaft Syhra/Hopfgarten. Es war im Jahre 1458 vom Benediktinerkloster Chemnitz an Hildebrand von Einsiedel verkauft worden.
Das Rittergut Prießnitz umfasste um 1900 noch 473 ha, dazu Brennerei und Schafzucht. Die Ökonomie war überwiegend verpachtet.
Zum erhalten gebliebenen Schlosskomplex gehört ein architektonisch herausragendes Pächterwohnhaus im Barockstil mit einer dreiseitig geschlossenen Anlage.
Die Einsiedelschen Besitzer des Rittergutes Prießnitz waren:Bestandsgeschichte
Die ältesten heute zum Teil noch erhaltenen Urkunden (s. Findbuch Rittergut Gnandstein-Urkunden) und einzelnen Aktenschriftstücke aus dem 15. und Anfang 16. Jahrhundert sind bei den "Prießnitzer Vettern" als Besitzer des altschriftsässigen Rittergutes entstanden und zunächst in Prießnitz archiviert worden.
Nach Übernahme von Prießnitz durch die Gnandsteiner Besitzer im Jahre 1533 gelangten diese Quellen vermutlich nach Gnandstein und blieben dort auch als Prießnitz in den Jahren 1560/62 wieder als selbstständiges Rittergut geführt wurde, bzw. sind 1570 wieder nach Gnandstein gekommen, als Hildebrand von Einsiedel (1528-1598) die Rittergüter Gnandstein, Wolftitz und Prießnitz übernahm. Prießnitz wurde dann "vom Gnandstein aus regiert" bis Hildebrand seinem Sohn Hans von Einsiedel (1575-1639) das Rittergut Prießnitz im Jahre 1595 übergab.
Aus der Zeit des Hans und seines Sohnes Heinrich (1601-1652) sind leider im Bestand fast keine Quellen, auch nicht aus der Gerichtsbarkeit, erhalten geblieben, wenn man von wenigen Einzeldokumenten zu Fragen des Verhältnisses zwischen Herrschaft und Untertanen absieht, die Mitte des 18. Jahrhunderts von Gerichtsverwaltern gesammelt worden sind.
Über die beim Tod des Hans von Einsiedel im Jahre 1639 vorhanden gewesenen Akten und Urkunden existiert eine Zusammenstellung im Inventar (Aktennummer 192).
Das eigentliche Familienarchiv ist ebenso wenig erhalten geblieben wie das vermutlich stets im Pächterhaus aufbewahrte Gutsarchiv. Alle diese Akten sind nach Kauf des Rittergutes Prießnitz durch den Fabrikanten Vogel im Jahre 1919 "wagenweise" in die Papierfabrik geschafft und dort verkollert worden, wie die Familie von Einsiedel und das HSTA Dresden erst im Jahre 1932(!) geschockt feststellen mussten (RG Gnandstein, Aktennummer 766).
Der Hauptteil des Bestandes besteht aus den Akten der Patrimonialgerichtsbarkeit, die am 14. Februar 1854 zunächst an das Königliche Landgericht in Borna abgegeben worden waren und Anfang der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts im damaligen Landesarchiv Leipzig aus den Abgabegemeinschaften Amtshauptmannschaft Borna und Amtsgericht Lausick herausgelöst worden sind. Dazu konnten im Jahre 1970 noch 1,2 lfm aus dem Grassi-Museum übernommen werden, die nach 1945 zusammen mit anderem Kulturgut aus Gnandstein oder Wolftitz gerettet worden waren. Im Jahre 1997 sind dann bei Beginn der Ordnungsarbeiten an den Einsiedelschen Rittergütern aus den o. g. Beständen einige weitere Akten zu Prießnitz gelegt worden, deren Provenienz eindeutig war.
Erfreulicherweise sind vier Akten besonderer Art erhalten geblieben, die Gerichtsverwalter Mitte des 18. Jahrhunderts zu Fragen des Verhältnisses zwischen Herrschaft und Gemeinde zusammengestellt haben (Akten Nr. 156-158). Eine weitere Akte mit Abschriften der Rechte für die Altgemeinde ist durch Ankauf im Jahre 1912 an das HSTA Dresden gelangt ("Fronregister von Prießnitz" Loc.13533).
Bestandsbearbeitung
Der Bestand wurde im Jahre 2002 in den Monaten August bis September neu verzeichnet, nachdem er um 1965 und nach 1970 bereits von Hilfskräften provisorisch erschlossen worden war.
Da die Neuerschließung nach den umfangreichen Arbeiten am Bestand Rittergut Gnandstein - Findbücher für Urkunden und für Akten – und nach Bearbeitung anderer Einsiedelscher Rittergüter stattgefunden hat, konnten die Erkenntnisse aus diesen Beständen besonders zur Familiengeschichte genutzt werden. Dabei war auch die häufige Personalunion nicht nur mit Gnandstein, sondern auch mit Wolftitz zu beachten.
Die Neuverzeichnung erfolgte ausschließlich in den alten Verzeichnungseinheiten. Die alte Kartei bleibt numerisch geordnet als zusätzliches Hilfsmittel erhalten. Die Verzeichnung erfolgte nur in wenigen Fällen erweitert, da die Titel meist ausreichten, allerdings wurden bei den inhaltlich relevanten Gruppen zahlreiche Verweise angebracht.
Wegen der komplizierten Familiengeschichte und der bedauerlichen Verluste sind in der Bestandsanalyse zahlreiche Verweise auf Quellen in anderen Einsiedelschen Rittergutsbeständen zu finden.
Die Bestandsgliederung erfolgte hinsichtlich der Bestandsgruppe Patrimonialherrschaft den Vorgaben für die Gliederung der Grundherrschaftsarchive, wie diese seit den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts für die Mehrzahl der entsprechenden Bestände im STAL Anwendung gefunden hat. Für die unbedeutenden Teile Gutswirtschaft und Familienarchiv konnten Untergliederungen fast entfallen.
Der Bestand Rittergut Prießnitz besteht aus 215 Akteneinheiten – 5,5 lfm, Aktennummern 1 - 216. Die Aktennummer 151 entfällt, da sie zum Bestand Landgericht Borna geordnet wurde.
Bestandsanalyse
Der Bestand ist, wie angeführt, stark dezimiert, nicht zuletzt, weil das Rittergut im Jahre 1919 von den letzten Einsiedelschen Besitzern verkauft werden musste. Erfreulicherweise ist es möglich, mit Hilfe der Überlieferung des Bestandes Rittergut Gnandstein, auch der gesondert erschlossenen Urkunden sowie Quellen der benachbarten Rittergüter Hopfgarten und Syhra, die Verluste etwas auszugleichen.
- Gerichtsherrschaft/Patrimonialgericht
Über die Lehns- und Eigentumsverhältnisse, Umfang und Wert des Rittergutes sowie Rechte der Herrschaft gegenüber den Untertanen sind wertvolle Zusammenstellungen von Originalen und Abschriften aus der Zeit von 1533-1772 erhalten geblieben.
Im Bestand Gnandstein – Urkunden – sind Lehnsurkunden aus der Zeit von 1453-1640 im Original und darüber hinaus in Abschriften für die Zeit bis zum 19. Jahrhundert in verschiedenen Beständen wegen der Erbschaftsstreitigkeiten um diesen Besitz zu finden in:
- Rittergut Gnandstein – Urkunden - Index-Nr. 6 ,34, 92, 97, 102, 112, 116, 120 und 126.
- Rittergut Gnandstein Index-Nr. 623-627, 633-635, 696-697.
- Rittergut Hopfgarten Index-Nr. 464-465.
- Rittergut Syhra Index-Nr. 478.
Über den Umfang des Prießnitzer Teiles in der Erbteilung von 1560 gibt der Anschlag über die Einkünfte – Frondienste, Erbzinsen und Naturalabgaben – Auskunft:
- Rittergut Gnandstein Index-Nr. 415 und 721.
- Rittergut Hopfgarten Index-Nr. 442-443.
Von der eigentlichen Gerichtsbarkeit sind vor allem die Gerichtsprotokolle aus den Jahren 1663-1684 und 1720-1854 erhalten geblieben. Im Sächsischen HStA Dresden befinden sich die Gerichtsbücher bereits für frühere Jahrzehnte. Aus dieser Zeit bis zum späten 17. Jahrhundert sind alle anderen Quellen zur Prießnitzer Patrimonialgerichtsbarkeit verloren gegangen, d.h. sie wurden schon vor Mitte des 19. Jahrhunderts kassiert.
Von der Strafgerichtsbarkeit sind wenige Verfahren vor allem zu sittlichen Verfehlungen und Diebstahl (9 AE) von 1658-1845 vorhanden.
Von der Zivilgerichtsbarkeit existieren einige Klagen und Gegenklagen mit Nachbarherrschaften um strittige Hutungs- und Triftgerechtigkeiten und Leistungen der Untertanen vor allem wegen der Fluren Kaisershain und Nenkersdorf von 1683-1820 (5 AE).
Weitere Klagen der Prießnitzer Herrschaft gegen die Besitzer auf Flößberg:
wegen Übergriffen auf die Mühle zu Trebishain 1501-1502 in:
- Rittergut Gnandstein Index-Nr. 1344
wegen strittiger Jagdrechte 1542 und 1551 in:
- Rittergut Hopfgarten Index-Nr. 424
- Rittergut Gnandstein Index-Nr. 1345
wegen strittiger Jagdrechte 1773-1775 in:
- Rittergut Gnandstein Index-Nr. 1382.
Klagen zwischen den Einsiedelschen Herrschaften Prießnitz, Syhra und Hopfgarten um Frondienste von Untertanen, Jagd- und Hutungsrechte im Kaisershain und Grenzgebieten:
Jagdrechte an der Grenze nach Elbisbach 1682-1688 in:
- Rittergut Gnandstein Index-Nr. 1472-1473, 1731-1734, 1375
Frondienste der Trebishainer 1683-1692 in:
- Rittergut Hopfgarten Index-Nr. 306-308
- Rittergut Syhra Index-Nr. 137-139.
Im Bestand sind nur aus dem 19. Jahrhundert zwei Klagen der Herrschaft gegen die Untertanen erhalten geblieben, obwohl nachweislich im 17. und 18. Jahrhundert Dienstverweigerungen und Klagen bis vor das Oberhofgericht stattgefunden haben (s. Bestand Rittergut Gnandstein). Verträge nach Streitigkeiten sind in den Sammlungen der Rechte (Akten Nr. 156-158) enthalten.
Quellen in anderen Beständen:
Vertrag des Haubold von Einsiedel mit der Gemeinde Trebishain, 1564 in:
- Rittergut Syhra Index-Nr. 135
Klagen der Gemeinde zu Prießnitz gegen die Herrschaft um Frondienste für aufgekaufte Bauerngüter, Baufrondienste, Zwangsdienstjahre für Bauernkinder und Einhaltung der Hutung und Trift 1605, 1730-1835 in:
- Rittergut Gnandstein Index-Nr. 731, 1353, 1374, 1377-1381, 1384, 1390
Klagen der Herrschaft und der Gemeinde Nenkersdorf gegen die von Einsiedel auf Prießnitz wegen Jagd-, Hutungs- und Triftrechten auf Nenkersdorfer Fluren 1659-1667, 1687-1703, 1824-1831 in:
- Rittergut Gnandstein Index-Nr. 1357-1367, 1370, 1387-1389.
Klagen der Untertanen untereinander sind aus den Jahren 1654-1845 (20 AE) erhalten. Sie behandeln Streitigkeiten zu Geldforderungen, auch Forderung des Zehnten für das Pfarrlehn, Erbschaftsstreitigkeiten, Grundstücks- und Grenzdifferenzen sowie Gemeinderechte und die unerlaubte Aneignung von Gemeindeland.
Quellen von der Freiwilligen Gerichtsbarkeit sind nur spärlich erhalten:
- Grundstückskäufe und –verkäufe von 1683-1833 (12 AE),
darunter auch Akten über die Schenke zu Prießnitz vom 17. Jh. und über den Gasthof zu Schönau 19. Jh.
- Testamente und Nachlassregelungen von 1682-1851 (18 AE).
Der Schwerpunkt der Überlieferung liegt in der Zeit von Mitte des 18. bis Mitte des 19. Jh.. Erhalten sind auch einige eigenhändige Testamente von Untertanen.
Von der Lokalverwaltung fehlen fast alle Quellen über Handwerk und Gewerbe vor dem 19. Jahrhundert. Gut dokumentiert ist die Brandversicherungskasse mit Wertangaben über die Häuser der zur Herrschaft gehörigen Gemeinden von 1762-1839 (5 AE).
Erhalten sind weiterhin Quellen zu Militärwesen und Kriegslasten von 1774-1820 (5 AE), mit Angaben über die vorhandenen Pferde und Kriegsdienstfuhren.
Aus dem 16. Jahrhundert sind einige Klagen zu Streitigkeiten zwischen dem Rat zu Borna und den Einsiedels sowie den Gemeinden zu Prießnitz und Trebishain um Brau- und Schankrechte 1546-1562, 1590-1593 erhalten in:
- Rittergut Gnandstein Index-Nr. 707, 709, 724, 1248, 1346-1349
Quellen über Kriegsdienste und Kriegsereignisse in Prießnitz:
Kriegsereignisse und Aufstellung von Kriegsschäden in Prießnitz 1547
- in: Rittergut Gnandstein Index-Nr. 707
- Musterung der Einsiedelschen Lehnsleute, Aufstellung der Wehren einzelner Dörfer 1614
- in: Rittergut Gnandstein Index-Nr. 262
- Musterung für Kriegsdienste und gemeinsame Ausrüstung eines Heerwagens durch Gnandstein, Syhra und Prießnitz im Jahre 1630
- in: Rittergut Gnandstein Index-Nr. 734
Patronat, Kirchen- und Schulangelegenheiten
Im Bestand sind vor allem Quellen über das Schulwesen von 1730-1850 (5 AE) zu finden.
Über Pfarr- und Kirchenbauten sowie Schulgebäude in Prießnitz, Elbisbach und Schönau sind Akten von 1577-1852 erhalten, einige auch mit kolorierten Bauzeichnungen aus dem 18. Jahrhundert (7 AE).
In anderen Beständen zu finden sind:
Kirchenrechnungen von Prießnitz 1538-1539
- in: Rittergut Gnandstein Index-Nr. 699
Brunnenbau bei der Pfarre zu Prießnitz und Benutzung des Kirchhofs zu Elbisbach 1557
- in: Rittergut Gnandstein Index-Nr. 721
Besetzung des Schuldienstes zu Prießnitz 1775 und 1796
- in: Rittergut Hopfgarten Index-Nr. 209 und 211
Herstellung des Kirchsteigs zwischen Trebishain und Prießnitz 1824-1837
- in: Rittergut Syhra Index-Nr. 278
Ablösung der dem Pfarrlehn zu Prießnitz von einigen Gerichtsuntertanen zu Trebishain zustehenden Frondienste 1842
- in: Rittergut Syhra Index-Nr. 358
Über die Einsiedelsche Testamentsstiftung und die Prießnitzer Gelder, es waren 180 Gulden, 1564, 1779-1859
- in: Rittergut Gnandstein Index-Nr. 319, 323, 724.
Vom Steuerwesen sind nur Akten von 1794-1847 (4 AE) erhalten. Aus ihnen können die Namen der Einwohner und der Wert ihres Besitzes in Prießnitz, Trebishain und Schönau ermittelt werden.
Steuerregister der Prießnitzer Untertanen im 16. Jahrhundert sind für die Jahre 1546-1547 und 1588 erhalten
- in: Rittergut Gnandstein Index-Nr. 707 und 398.
Von Quellen über die Grundherrschaftlichen Verhältnisse ist das Prießnitzer Erb- und Fronregister von 1600 mit Nachträgen bis 1624 erhalten geblieben. Wertvolle Angaben befinden sich in den bereits genannten Zusammenstellungen von grundsätzlichen Vereinbarungen, die Mitte des 18. Jahrhunderts für Zwecke der Gerichtsverwalter gesammelt bzw. abgeschrieben worden sind (Index-Nr. 1-4).
Über die Verweigerung von Frondiensten und Abgaben sind Akten aus der Zeit von 1723-1806 (7 AE) vorhanden.
Die Dokumente über frühere Auseinandersetzungen sind leider verloren gegangen, wenn man von den unter Klagen zwischen Gerichtsherrschaft und Untertanen im Bestand, bzw, bes. im Rittergut Gnandstein genannten Positionen absieht.Im HStA Dresden befindet sich unter der Signatur
Loc. 13533 - "Fronregister von Prießnitz"
eine im Jahre 1912 angekaufte Akte, vermutlich aus der Provenienz der Altgemeinde. In dieser Akte befinden sich Abschriften zahlreicher Urkunden und Verträge von 1535-1743 zwischen Herrschaft und Untertanen. Die Zusammenstellung dürfte von einem von der Gemeinde beauftragten Juristen Mitte des 18. Jahrhunderts vorgenommen worden sein. Enthalten sind z.B. das Fronregister, Klagen und Vergleiche zu strittigen Frondiensten und Geldabgaben sowie Festlegungen zur Beköstigung von Frönern und Gesinde. Die Akte ist als eine Art Gegenüberlieferung zu den unter Nr. 156-158 im vorliegenden Bestand befindlichen Zusammenstellungen des Gerichtsverwalters für Zwecke der Prießnitzer Herrschaft anzusehen.
- Gutswirtschaft
Aus diesem so wichtigen Bereich fehlen alle Akten aus der Provenienz der Gutsverwalter oder Gutspächter. Erhalten sind einige Quellen, die der Herrschaft zur Kenntnis übergeben worden sind, bzw. im Falle der Pachtverträge als Ausfertigung für die Herrschaft entstanden.
Fast alle Nachrichten über Bauten vor 1919 fehlen, sieht man vom Bau eines Schafstalles 1674 (1 AE) und einer Nachricht über Instandsetzungsarbeiten am Gebäude des Rittergutes mit Inventar aus den Jahren 1742-1745 ab.
Vom Umbau des Rittergutes in den Jahren 1919-1920 sind Pläne vorhanden.
Über Einnahmen und Ausgaben informiert nur eine Akte von 1793.
Weitere Quellen sind Lohnbücher für Gärtner und Verkäufe aus dem Garten des Rittergutes von 1742-1745 bzw. 1773.
Erhalten sind Pachtverträge aus den Jahren 1669, 1739, 1745, 1751 und 1803-1814 (2 AE) mit Aufstellungen über landwirtschaftliches Inventar und Wertangaben, in einem Fall auch ein Pachtvertrag über das Rittergut Döllnitz/Saalkreis von 1675.
Nachrichten über die Ernteerträge des Rittergutes Prießnitz aus den Jahren 1664-1672 und 1714-1720 sind enthalten
- in: Rittergut Hopfgarten Index-Nr. 362.
Einahmen und Ausgaben des Ritterguts Prießnitz 1754-1758, 1772
- in: Rittergut Wolftitz Index-Nr. 401-403.
- Familienarchiv
Durch die Verschuldung des Besitzes und die verschiedenen Erbansprüche auch auswärtiger Familienangehöriger dürfte das Familienarchiv bereits seit dem 19. Jahrhundert nicht mehr den Umfang anderer derartiger Bestände gehabt haben. Die Verluste nach Verkauf des Rittergutes im Jahre 1919 wurden bereits geschildert. Für Prießnitz kann aber vor allem in den Quellen des Bestandes Rittergut Gnandstein ein gewisser Ersatz gesehen werden, weshalb die entsprechenden Urkunden und Akten hier ausführlich dargestellt werden.
Im Bestand Rittergut Prießnitz selbst sind Akten von 1639-1655, 1734, 1820-1828 und 1858 (5 AE) vorhanden, von denen besonders das Inventar nach dem Tod des Hans von Einsiedel im Jahre 1639 mit einem umfangreichen Inventar genannt werden soll.
Aus dem 15. und frühen 16. Jahrhundert existieren im Gnandsteiner Bestand wertvolle Urkunden und Akten über die Prießnitzer Besitzer, ihre Belehnungen, Erbschaftsteilungen und Verschuldungen, aber auch deren amtliche Tätigkeit für Verwaltung und Militär:
Lehnsurkunden und Erbteilungen 1476-1508
- Rittergut Gnandstein- Urkunden - Index-Nr. 31-33, 58
- Rittergut Gnandstein Index-Nr. 688-689
Schulden der Prießnitzer Vettern 1465-1531
- Rittergut Gnandstein Index-Nr. 687-695
Leibgedinge für die Witwe des Claus von Einsiedel 1511
- Rittergut Gnandstein Index-Nr. 690
Tätigkeit des Hildebrand von Einsiedel in kaiserlichen Kriegsdiensten 1479-1491
- Rittergut Gnandstein Index-Nr. 690
- Rittergut Gnandstein – Urkunden – Index-Nr. 39
Tätigkeit des Claus von Einsiedel als Amtmann zu Wolkenstein 1481-1486
- Rittergut Gnandstein Index-Nr. 690
- Rittergut Gnandstein – Urkunden – Index-Nr. 40.
Über die Erbteilung des Hildebrand von Einsiedel unter seinen Söhnen von 1595 und die Übernahme des Rittergutes durch Hans von Einsiedel und seine Erben sind nur Schriftstücke im Gnandsteiner Bestand erhalten geblieben 1595, 1632-1643
- Rittergut Gnandstein Index-Nr. 731, 755 und 758.
Die Auseinandersetzungen um das Erbe Prießnitz nach dem Tod des Heinrich von Einsiedel im Jahre 1652 in Rittergut Gnandstein Index-Nr. 800, 1402-1403. Hierbei befinden sich auch Auszüge aus Lehnsbriefen seit 1464.
Streitigkeiten um die Belehnung mit Prießnitz und Erbschaftsstreitigkeiten wiederholen sich Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts
- Rittergut Hopfgarten Index-Nr. 467-471
- Rittergut Gnandstein Index-Nr. 817.
- Rittergut Wolftitz Index-Nr. 429
Weitere Quellen zu Lehnsfragen vor allem auch der Mitbelehnten, Erbschaftsdifferenzen seit 1756 und Auflösung dieser Rechte 1918/19
- Rittergut Gnandstein Index-Nr. 918, 906-909, 633-638, 1019
- Rittergut Hopfgarten Index-Nr. 478-479.
Persönliche Nachlassdokumente von zwei Persönlichkeiten, die Besitzer oder Mitbesitzer von Prießnitz gewesen sind:
Curt von Einsiedel, Halle/Döllnitz (1597-1668)
Inventar des Nachlasses und Nachlassregelung 1668-1669, 1678
- Rittergut Gnandstein Index-Nr. 809-810
Urkunden aus dienstlicher Tätigkeit und Lehnsanwartschaften im Herzogtum Magdeburg
- Rittergut Gnandstein – Urkunden – von 1649, 1650, 1655, 1661 Index-Nr. 130, 132, 134, 136
Haubold von Einsiedel (1792-1867)
Abschrift seines Tagebuchs
- Rittergut Gnandstein Index-Nr. 1152.
Im Prießnitzer Bestand befindet sich ein Konzeptbuch von 1820-1828 dieses Haubold von Einsiedel, der zeitweilig in Leumnitz bei Gera lebte und dort Fürstlich-Reußischer Landrat war, ehe er im Jahre 1856 das Rittergut Prießnitz übernommen hat.
Verweis auf andere Bestände
Staatsarchiv Leipzig:
- Rittergut Gnandstein
- Rittergut Hopfgarten
- Rittergut Syhra
- Rittergut Wolftitz
- Kreisstände des Leipziger Kreises
- Ältere Kreishauptmannschaft Leipzig
- Amt Borna
- Amt Leipzig
- Königliches Landgericht Borna
- Gerichtsamt Borna
- Amtsgericht Lausick
- Amtshauptmannschaft Borna
Archiv des Pfarramtes Prießnitz
Verzeichnis der verwendeten Literatur:
Gedruckte Quellen und Nachschlagewerke:
1. Genealogisches Handbuch des Adels, Bd. 66, Adelige Häuser A Bd. XIV 1977
2. Thietmar von Merseburg, Chronik, Berlin 1966
3. Urkundenbuch des Hochstifts Mersburg, bearb. von Paul Kehr, Bd. 1: 962-1357, Halle 1899
Literatur:
Göschel, Joachim: Die Orts-, Flur- und Flussnamen der Kreise Borna und Geithain, Köln/Graz 1964
Heise: Album der Rittergüter und Schlösser des Königreichs Sachsen, Leipzig o. J.
Helbig, Herbert: Untersuchungen über die Kirchenpatrozinien in Sachsen auf siedlungsgeschichtlicher Grundlage, Berlin 1940
Mehlhose, Philipp: Beiträge zur Reformationsgeschichte, Ephorie Borna, Leipzig 1935
Sächsische Kirchengalerie, Ephorie Borna: alte Ausgabe 1837 - ca. 1845; neue Ausgabe 1900 – 1914
v. Mansberg: Erbarmannschaft der wettinischen Lande, Bd. 1, Dresden 1903, S. 370-421.
November 2002
Helga Reich
Grundlagen der Patrimonialherrschaft.- Gerichtsverwaltung.- Gerichtsprotokolle.- Strafgerichtsbarkeit.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Lokalverwaltung.- Patronat.- Grundherrlich-bäuerliche Verhältnisse.- Gutswirtschaft.- Familienarchiv von Einsiedel.
Der Gerichtsbarkeit des südlich von Lausick auf dem Gebiet des Amts Borna gelegenen altschriftsässigen Ritterguts Prießnitz unterstanden neben dem gleichnamigen Ort auch das Dorf Schönau und die Hälfte von Trebishain. Das Gut befand sich über Jahrhunderte ausschließlich im Besitz der Familie von Einsiedel. Nach Abtretung der dem Rittergut zustehenden Gerichtsbarkeit an den Staat ging diese am 14. Februar 1854 an das Königliche Landgericht Borna.
- 2002 | Findbuch / Datenbank
- 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5