Beständeübersicht
Bestand
Geschichte des Ritterguts Schönefeld
Das amtsässige Rittergut Schönefeld lag im Amt Leipzig (1856 Gerichtsamt Leipzig I, 1875 Amtshauptmannschaft Leipzig, 1915 nach Leipzig eingemeindet). Zum Rittergut gehörten Anfang des 19. Jahrhunderts eine Wasser- und zwei Windmühlen sowie eine Schäferei.[01] Im 19. Jahrhundert entstand die "Kolonie Eberstein", die sich zur Gemeinde Neuschönefeld entwickelte. Die Gerichtsbarkeit wurde im Juli 1854 an das Gerichtsamt Leipzig I abgegeben.
In der Ersterwähnung von Schönfeld aus dem Jahr 1270 wird ein Hoyer von Friedeberg als Besitzer genannt.[02] 1404 wird der Ratsmann Georg Thümmel mit dem Rittergut belehnt. In der Folge bleibt Schönefeld über 350 Jahre im Besitz der Familie von Thümmel. Da die Familie 1467 [?] auch mit dem Rittergut Paunsdorf belehnt worden war,[03] wurden beide Rittergüter bis 1511 zusammen verwaltet. Zum Besitz der Familie von Thümmel gehörte auch das Rittergut Volkmarsdorf, das bis etwa 1740, als es verkauft wurde, mit Schönefeld kombiniert war.[04] Die Geldschwierigkeiten, die Carl Heinrich von Thümmel zum Verkauf von Volkmarsdorf veranlasst hatten, waren auch die Ursache für den Verkauf von Schönefeld an den Hofrat Johann Friedrich Zeumer im Jahr 1754. Da er zwanzig Jahre später ohne einen direkten Nachfolger starb, übernahm das Rittergut der Kanzleidirektor Dr. Johann Christoph Schmidt, der seine Miterben auszahlte. Nach seinem Tod 1781 ging Schönefeld an seinen Sohn Dr. Gottlieb Friedrich Schmidt. Es folgten eine Reihe schneller Besitzwechsel, da Schmidt Schönefeld schon zwei Jahre später an den Leipziger Geschichtsprofessor Friedrich August Wilhelm Wenck verkaufte. Ein weiteres Jahr später erwarb Joachim Benjamin von Zschackwitz Schönefeld. 1788 kaufte Karoline Wilhelmine von Einsiedel das Rittergut, ehe es 1794 von dem Leipzig Kaufmann Johann Ulrich Schneider übernommen wurde.
Nun kam wieder Kontinuität in die Besitzverhältnisse. Da Johann Ulrich Schneider aufgrund seiner evangelisch-reformierten Religionszugehörigkeit zur damaligen Zeit in Sachsen keine Rittergüter erwerben durfte, wurde Ludwig Schneider, ein Rentamtssekretär aus Merseburg, als Besitzer vorgeschoben, während Johann Ulrich Schneider offiziell nur als Pächter galt.[05] Durch die Völkerschlacht wurde Schönefeld 1813 schwer beschädigt. Neben der Wassermühle und der Kirche brannte auch ein Großteil des Ritterguts, darunter das Schloss, nieder.[06] Die Tochter von Johann Ulrich Schneider, Marianne Wilhelmine Rosine Freifrau von Eberstein (1792 – 1849) erbte Schönefeld nach dem Tod des Vaters 1815. Nach ihrem Tod übernahm wiederum die Tochter Klara Hedwig Freifrau von Eberstein (1817 – 1900) als letzte Besitzerin das Rittergut. Sie baute 1876 ein neues Schloss in Schönefeld, welches heute noch steht. Nach ihrem Tod fielen Schloss und Rittergut der von ihr gegründeten Mariannenstiftung zu.
Besitzverhältnisse:
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Ein Teil des Bestandes ist um 1960 aus dem Archiv des Amtsgerichts Leipzig in das Staatsarchiv gekommen (Nr. 1 – 217). 1962 kam aus dem Leipziger Stadtarchiv ein weiterer Teil der Überlieferung, der noch durch Akten der Amtshauptmannschaft Leipzig ergänzt wurde. 1963 konnte der Bestand mit 352 AE formiert und mit einer handschriftlichen Findkartei erschlossen werden. 2002 wurden 12 AE provenienzgerecht ausgegliedert, wodurch Fehlsignaturen entstanden sind. 2012 wurde der Bestand im Rahmen einer Retrokonversion in die Augias-Datenbank eingeben. Dabei wurde ein Orts- und Personenregister erstellt.
Überlieferungsschwerpunkte
Der Bestand erstreckt sich über den Zeitraum von 1555 – 1854. Der zeitliche Schwerpunkt liegt eindeutig in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Inhaltlich dominieren Gerichtsprotokolle, die Zivilgerichtsbarkeit sowie Grundstücks- und Nachlass-angelegenheiten. Erwähnenswert sind die im Bestand enthaltenen Gerichtshandelsbücher, die bis 1740 Volkmarsdorf mitenthalten, und die recht zahlreichen Akten zum Patronat. Das Familienarchiv besteht dagegen nur aus einer Akte.
Hinweise für die Benutzung
Die Erfassung erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch Orts- und Personenregister erstellt wurden.
Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 20541, RG Schönefeld, Nr. (fettgedruckte Zahl).
Verweise auf korrespondierende BeständeStaatsarchiv Leipzig:
20096 Gerichtsamt Leipzig I
20511 RG Paunsdorf
20567 RG Volkmarsdorf
Dr. Carsten Voigt
April 2012
[01] August Schumann, fortgeführt von Albert Schiffer, Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungs-Lexikon von Sachsen, Bd. 10, Zwickau 1823, S. 661.
[02] Zur Besitzgeschichte von Schönefeld: Schönefeld. Aus Vergangenheit und Gegenwart. Eine Sammlung von Recherchen und Berichten, zusammengestellt von Otto Haacke, o. O. und o. J. [Leipzig 2007], S. 6-7 und 32-42; StA-L, 22179, Genealogische Mappenstücke, Ma 25468 (Familie Thümmel).
[03] Vgl. dazu: StA-L, 20511 RG Paunsdorf, Einleitung des Findbuchs (http://www.archiv.sachsen.de/ofind/StA-L/20511/index.htm, letzter Zugriff 10.4. 2012).
[04] Bis 1740 taucht Volkmarsdorf in den Gerichtshandelsbüchern von Schönefeld auf, danach nicht mehr. Vgl. StA-L, 20541 RG Schönefeld, Nr. 231.
[05] Vgl. StA-L, 20541 RG Schönefeld, Nr. 136.
[06] Schummann, Staatslexikon, S. 660.
20541 Rittergut Schönefeld (Patrimonialgericht)
Datierung | 1555 - 1854 |
---|---|
Benutzung im | Staatsarchiv Leipzig |
Umfang (nur lfm) | 10,40 |
Geschichte des Ritterguts Schönefeld
Das amtsässige Rittergut Schönefeld lag im Amt Leipzig (1856 Gerichtsamt Leipzig I, 1875 Amtshauptmannschaft Leipzig, 1915 nach Leipzig eingemeindet). Zum Rittergut gehörten Anfang des 19. Jahrhunderts eine Wasser- und zwei Windmühlen sowie eine Schäferei.[01] Im 19. Jahrhundert entstand die "Kolonie Eberstein", die sich zur Gemeinde Neuschönefeld entwickelte. Die Gerichtsbarkeit wurde im Juli 1854 an das Gerichtsamt Leipzig I abgegeben.
In der Ersterwähnung von Schönfeld aus dem Jahr 1270 wird ein Hoyer von Friedeberg als Besitzer genannt.[02] 1404 wird der Ratsmann Georg Thümmel mit dem Rittergut belehnt. In der Folge bleibt Schönefeld über 350 Jahre im Besitz der Familie von Thümmel. Da die Familie 1467 [?] auch mit dem Rittergut Paunsdorf belehnt worden war,[03] wurden beide Rittergüter bis 1511 zusammen verwaltet. Zum Besitz der Familie von Thümmel gehörte auch das Rittergut Volkmarsdorf, das bis etwa 1740, als es verkauft wurde, mit Schönefeld kombiniert war.[04] Die Geldschwierigkeiten, die Carl Heinrich von Thümmel zum Verkauf von Volkmarsdorf veranlasst hatten, waren auch die Ursache für den Verkauf von Schönefeld an den Hofrat Johann Friedrich Zeumer im Jahr 1754. Da er zwanzig Jahre später ohne einen direkten Nachfolger starb, übernahm das Rittergut der Kanzleidirektor Dr. Johann Christoph Schmidt, der seine Miterben auszahlte. Nach seinem Tod 1781 ging Schönefeld an seinen Sohn Dr. Gottlieb Friedrich Schmidt. Es folgten eine Reihe schneller Besitzwechsel, da Schmidt Schönefeld schon zwei Jahre später an den Leipziger Geschichtsprofessor Friedrich August Wilhelm Wenck verkaufte. Ein weiteres Jahr später erwarb Joachim Benjamin von Zschackwitz Schönefeld. 1788 kaufte Karoline Wilhelmine von Einsiedel das Rittergut, ehe es 1794 von dem Leipzig Kaufmann Johann Ulrich Schneider übernommen wurde.
Nun kam wieder Kontinuität in die Besitzverhältnisse. Da Johann Ulrich Schneider aufgrund seiner evangelisch-reformierten Religionszugehörigkeit zur damaligen Zeit in Sachsen keine Rittergüter erwerben durfte, wurde Ludwig Schneider, ein Rentamtssekretär aus Merseburg, als Besitzer vorgeschoben, während Johann Ulrich Schneider offiziell nur als Pächter galt.[05] Durch die Völkerschlacht wurde Schönefeld 1813 schwer beschädigt. Neben der Wassermühle und der Kirche brannte auch ein Großteil des Ritterguts, darunter das Schloss, nieder.[06] Die Tochter von Johann Ulrich Schneider, Marianne Wilhelmine Rosine Freifrau von Eberstein (1792 – 1849) erbte Schönefeld nach dem Tod des Vaters 1815. Nach ihrem Tod übernahm wiederum die Tochter Klara Hedwig Freifrau von Eberstein (1817 – 1900) als letzte Besitzerin das Rittergut. Sie baute 1876 ein neues Schloss in Schönefeld, welches heute noch steht. Nach ihrem Tod fielen Schloss und Rittergut der von ihr gegründeten Mariannenstiftung zu.
Besitzverhältnisse:
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Ein Teil des Bestandes ist um 1960 aus dem Archiv des Amtsgerichts Leipzig in das Staatsarchiv gekommen (Nr. 1 – 217). 1962 kam aus dem Leipziger Stadtarchiv ein weiterer Teil der Überlieferung, der noch durch Akten der Amtshauptmannschaft Leipzig ergänzt wurde. 1963 konnte der Bestand mit 352 AE formiert und mit einer handschriftlichen Findkartei erschlossen werden. 2002 wurden 12 AE provenienzgerecht ausgegliedert, wodurch Fehlsignaturen entstanden sind. 2012 wurde der Bestand im Rahmen einer Retrokonversion in die Augias-Datenbank eingeben. Dabei wurde ein Orts- und Personenregister erstellt.
Überlieferungsschwerpunkte
Der Bestand erstreckt sich über den Zeitraum von 1555 – 1854. Der zeitliche Schwerpunkt liegt eindeutig in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Inhaltlich dominieren Gerichtsprotokolle, die Zivilgerichtsbarkeit sowie Grundstücks- und Nachlass-angelegenheiten. Erwähnenswert sind die im Bestand enthaltenen Gerichtshandelsbücher, die bis 1740 Volkmarsdorf mitenthalten, und die recht zahlreichen Akten zum Patronat. Das Familienarchiv besteht dagegen nur aus einer Akte.
Hinweise für die Benutzung
Die Erfassung erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch Orts- und Personenregister erstellt wurden.
Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 20541, RG Schönefeld, Nr. (fettgedruckte Zahl).
Verweise auf korrespondierende BeständeStaatsarchiv Leipzig:
20096 Gerichtsamt Leipzig I
20511 RG Paunsdorf
20567 RG Volkmarsdorf
Dr. Carsten Voigt
April 2012
[01] August Schumann, fortgeführt von Albert Schiffer, Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungs-Lexikon von Sachsen, Bd. 10, Zwickau 1823, S. 661.
[02] Zur Besitzgeschichte von Schönefeld: Schönefeld. Aus Vergangenheit und Gegenwart. Eine Sammlung von Recherchen und Berichten, zusammengestellt von Otto Haacke, o. O. und o. J. [Leipzig 2007], S. 6-7 und 32-42; StA-L, 22179, Genealogische Mappenstücke, Ma 25468 (Familie Thümmel).
[03] Vgl. dazu: StA-L, 20511 RG Paunsdorf, Einleitung des Findbuchs (http://www.archiv.sachsen.de/ofind/StA-L/20511/index.htm, letzter Zugriff 10.4. 2012).
[04] Bis 1740 taucht Volkmarsdorf in den Gerichtshandelsbüchern von Schönefeld auf, danach nicht mehr. Vgl. StA-L, 20541 RG Schönefeld, Nr. 231.
[05] Vgl. StA-L, 20541 RG Schönefeld, Nr. 136.
[06] Schummann, Staatslexikon, S. 660.
Grundlagen des Ritterguts.- Gerichtsverwaltung.- Gerichtsbücher.- Gerichtsprotokolle.- Strafgerichtsbarkeit.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Lokalverwaltung.- Patronat.- Einziehung landesherrlicher Steuern.- Grundherrlich-bäuerliche Verhältnisse.
Das amtsässige Rittergut Schönefeld im Nordosten Leipzigs unterstand dem Amt Leipzig. Nach mehr als zwei Jahrhunderten im Besitz der Familie von Thümmel ging das Gut Mitte des 18. Jahrhunderts an die Familie Zeumer, dann an die Familien Schmidt, von Einsiedel, Schneider und von Eberstein. Aus der "Kolonie Eberstein" entstand im 19. Jahrhundert Neuschönefeld. Im Jahr 1854 trat Klara Hedwig Freifrau von Eberstein die Gerichtsbarkeit des Ritterguts freiwillig an den Staat ab. Diese Jurisdiktion wurde am 1. März 1854 dem Kreisamt Leipzig übertragen.
- 2012 | Findbuch / Datenbank
- 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5