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Beständeübersicht

Bestand

20548 Rittergut Sellerhausen

Datierung1706 - 1856
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)4,21

Geschichte des Ritterguts Sellerhausen

Das amtsässige Rittergut Sellerhausen lag östlich der Stadt Leipzig im Amt Leipzig (1856 Gerichtsamt Leipzig I, 1875 Amtshauptmannschaft Leipzig, 1890 nach Leipzig eingemeindet). Die Gerichtsbarkeit erstreckte sich neben dem Dorf Sellerhausen noch auf das 1812 gegründete Neusellerhausen.[01] Die Gerichtsbarkeit wurde 1856 dem Kreisamt Leipzig übertragen.
Sellerhausen war nur kleines Rittergut über dessen Besitzgeschichte wenig bekannt ist. Ende des 17. Jahrhunderts besaß es, zusammen mit dem Rittergut Schönau, der Leipziger Jurist Bartholomäus Leonhard von Schwendendörffer (auch Schwendendorff, 1631 – 1705), der u. a. Professor an der Universität Leipzig und Domherr am Hochstift Merseburg war.[02] Da er keine männlichen Nachkommen hinterließ, ging das Rittergut an einen Gottfried Siegmund Trübe über.[03] Auf welche Weise, ob durch Kauf oder Vererbung ist unbekannt. Seit 1713 gehörte Sellerhausen dem Schwiegersohn von Bartholomäus Leonhard von Schwendendorff, Johann Franz Born (1669 – 1732), Domherr des Hochstifts Merseburg und Ratsherr in Leipzig, der auch das Rittergut Schönau besaß. Nach dessen Tod übernahm seine Witwe Johanna Elisabeth beide Rittergüter. Von 1737 an war ihr Bruder Johann Leonhard von Schwendendorff (? – 1747) für eine Dekade Gerichtsherr auf Sellerhausen.[04] Er konnte auch die Stadt Groitzsch und das Rittergut Schönau zu seinem Besitz zählen. Da dieser wiederum keine direkten männlichen Nachkommen hatte, ging sein Besitz über die weibliche Linie an die Familie Winckler von Schwendendorff (auch von Winckler). Neuer Besitzer wurde der noch minderjährige Jacob Benedict Winckler von Schwendendorff (1733 – 1760), dessen gleichnamiger Vater die Rittergüter Dölitz und Stünz besaß. Der jüngere Brüder Carl Christoph (1740 –1810) erbte 1760 Sellerhausen, Schönau und Groitzsch.[05] Als sein Vater zwanzig Jahre später starb, übernahm er auch Dölitz mit Stünz.[06] Bis zur Abgabe der Gerichtsbarkeit 1856 verblieb die Gerichtsherrschaft über Sellerhausen bei der Familie Winckler von Schwendendorff. Das Rittergut hingegen wurde schon im 18. Jahrhundert verkauft. Damit scheint die Grundherrschaft von der Gerichtsherrschaft getrennt worden zu sein. So erwarb 1776 der bekannte Leipziger Buchhändler Philipp Erasmus Reich das Rittergut Sellerhausen. In den 1850er Jahren gehörte es der Familie von Apel.[07]

Besitzverhältnisse:

JahrRittergutsbesitzer
? – 1705
Bartholomäus Leonhard von Schwendendörffer
1706 – 1712
Gottfried Siegmund Trübe
1713 –1732
Johann Franz Born
1732 – 1737
Johanna Elisabetha Born
1737 – 1747
Johann Leonhard von Schwendendorff
1748 – 1760
Jacob Benedict Winckler von Schwendendorff (jun.)
1760 – 1810
Carl Christoph Winckler von Schwendendorff
bis 1856
Familie von Schwendendorff (Gerichtsherrschaft)
Bestandsgeschichte und -bearbeitung


Der Hauptteil des Bestands (Nr. 1 – 111) ist um 1960 aus dem Archiv des Amtsgerichts Leipzig in das Staatsarchiv gekommen. Durch vier Akten der Amtshauptmannschaft Leipzig (Nr. 112 – 115) konnte die Überlieferung ergänzt werden. Weitere Akten kamen aus dem Stadtarchiv Leipzig 1962 hinzu. 1963 wurde der Bestand mit 175 AE formiert und durch eine grobgegliederte handschriftliche Findkartei erschlossen. Acht AE wurden 2002 provenienzgerecht dem Gerichtsamt Leipzig I zugeordnet, wodurch Fehlsignaturen entstanden sind. 2013 wurde der Bestand im Rahmen einer Retrokonversion in die Augias-Datenbank eingeben. Dabei wurde ein Orts- und Personenregister erstellt sowie die vorhandenen Gerichtsbücher im Bestand 12613 virtuell verzeichnet.

Überlieferungsschwerpunkte

Der Bestand enthält nur Akten der Patrimonialgerichtsbarkeit aus den Jahren 1706 – 1856. Nur wenige Akten geben über die Zeit vor 1760 Auskunft. Der zeitliche Schwerpunkt liegt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Inhaltlich dominieren Gerichtsprotokolle, Nachlass- und Grundstücksangelegenheiten.

Hinweise für die Benutzung

Die Erfassung erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch Orts- und Personenregister erstellt wurden.
Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 20548, RG Sellerhausen, Nr. (fettgedruckte Zahl).
Das Findbuch ist nach folgendem Schema angeordnet:

Verweise auf korrespondierende Bestände

20373 RG Dölitz
20539 RG Schönau

Carsten Voigt

September 2013



[01] August Schumann, fortgeführt von Albert Schiffer, Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungs-Lexikon von Sachsen, Bd. 11, Zwickau 1824, S. 87 f.
[02] StA-L, 21899 Genealogischer Nachlass Ernst Müller, Nr. 17; Ernst Heinrich Kneschke (Hrsg.), Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexikon, Bd. 8, Leipzig 1868, S. 408.
[03] StA-L, 20548 RG Sellerhausen, Nr. 170.
[04] Ebd. Nr. 171.
[05] StA-L, 20373 RG Dölitz, Nr. 201.
[06] Siehe dazu: Einleitung zum Bestand StA-L, 20373 RG Dölitz.
[07] StA-L, 20548 RG Sellerhausen, Nr. 001.
Gerichtsverwaltung.- Gerichtsbücher.- Gerichtsprotokolle.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Lokalverwaltung.- Grundherrlich-bäuerliche Verhältnisse.
Das amtsässige Rittergut Sellerhausen im Osten Leipzigs war dem Amt Leipzig unterstellt. Das Gut befand sich seit Ende des 17. Jahrhunderts im Besitz der Familie von Schwendendorff, später der Familie von Apel. Auf Anordnung des Justizministeriums wurde die dem Rittergut zustehende Patrimonialgerichtsbarkeit am 18. Juli 1856 dem Kreisamt Leipzig übertragen.
  • 2013 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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