Beständeübersicht
Bestand
20555 Rittergut Störmthal (Patrimonialgericht)
Datierung | 1606 - 1856 |
---|---|
Benutzung im | Staatsarchiv Leipzig |
Umfang (nur lfm) | 3,00 |
Geschichte des Ritterguts Störmthal
Störmthal gehört heute zum Landkreis Leipzig. Früher war das Rittergut dem Amt Leipzig, ab 1856 dem Gerichtsamt Rötha, ab 1875 der Amtshauptmannschaft Leipzig und ab 1952 dem Landkreis Leipzig zugeordnet. 1996 erfolgte der Zusammenschluss mit Großpösna. Der Ort Störmthal wurde 1306 in einem Zinsregister des Klosters Pegau, dem Störmthal damals untertan war, und der Rittersitz 1445 erstmals urkundlich erwähnt. [01] Vermutlich seit 1290 war das Rittergut Eigentum der Familie von Pflugk. Im Besitz dieser Familie blieben Störmthal und das Rittergut Liebertwolkwitz bis 1588. [02] In diesem Jahr erwarb Friedrich von Schönberg Störmthal und verkaufte es 1594 an Moritz von Starschedel auf Markkleeberg, der es nur zwei Jahre besaß.
Schon 1596 veräußerte er den Besitz weiter an Martin Schumartz (später Martin Schumartz von Krückelberg). 1628 erwarb der Leipziger Kaufmann Gotthard Plätzer Störmthal mit Liebertwolkwitz. Seine Erben, Johann Plätzer und Jobst Wenbeck (?), blieben bis etwa 1668 die Besitzer. Zu dieser Zeit erwarb der Leipziger Philipp Jünger beide Güter.
1675 übernahm Statz Friedrich von Fullen, Königlich Polnischer und Kurfürstlich Sächsischer Kriegsrat und Ober-Land-Kommissar, das Störmthaler Rittergut. 1706 erwarben die von Fullen auch das Rittergut Liebertwolkwitz. Damit waren die beiden Güter wieder vereinigt und wurden in der Folgezeit zusammen verwaltet.
Die Familie von Fullen veranlasste 1693 sowie 1786 Umbauten am Schloss in Störmthal. Es entstanden ein repräsentatives Schloss mit mehreren großen Wirtschaftsgebäuden und ein großzügig angelegter Park. Park, Tiergarten, sieben Fischteiche und ein heilkräftiger Brunnen entwickelten sich in späteren Jahren zu einem lohnenden Ausflugsziel der Leipziger Bürger. Unter Statz Hilmar von Fullen erbaute Zacharias Hildebrandt eine neue Orgel in der Störmthaler Kirche. Zur Orgelweihe am 2. November 1723 kam Johann Sebastian Bach persönlich nach Störmthal und führte seine "Störmthaler Kantate" auf.
1787 kam das Rittergut an die Grafen von Schönfeld. Während der Völkerschlacht im Oktober 1813 wurde Störmthal mehrmals geplündert und die Störmthaler erlitten erhebliche Verluste.
1824 übernahm Theodor von Watzdorf, Kammerherr am sächsischen Königshof und Mitglied der Ersten Kammer des Landtages auf Lebenszeit, Störmthal. Die Familie von Watzdorf blieb bis 1945 im Besitz des Gutes. Nach der 1945 erfolgten Enteignung diente das Schloss ab 1951 als Kinderheim. 1978 wurde es in ein Lehrlingswohnheim umgewandelt und als solches bis 1991 genutzt. Danach stand es leer. Seit 2007 befindet sich Schloss Störmthal in Privatbesitz und wird derzeit nach historischem Vorbild saniert.
Zum Rittergut gehörten die Dörfer Störmthal, Rödgen, Göltzschen, Dreiskau, Dahlitzsch und Kleinpötzschau.
Bestandsgeschichte und –bearbeitung
Als schriftsässiges Rittergut stellte Störmthal einen eigenständigen Gerichts- und Verwaltungsbezirk dar. Das überlieferte Schriftgut entstand bei der Wahrnehmung der entsprechenden Kompetenzen in Justiz und Verwaltung. Mit dem Übergang der privaten Gerichtsbarkeit an den Staat, der in Sachsen zwischen 1833 und 1856 erfolgte, wurde auch das Patrimonialgerichtsarchiv verstaatlicht. Die Gerichtsbarkeit und das entsprechende Archivgut des Ritterguts Störmthal gingen am 27. Februar 1856 an das Königliche Gericht Rötha. Der Hauptteil dieser Überlieferung gelangte um 1960 aus dem Archiv des Amtsgerichts Leipzig an das Staatsarchiv Leipzig. Er wurde mit Akten aus der Amtshauptmannschaft Leipzig ergänzt.
Die Unterlagen wurden als Bestand mit 95 Akteneinheiten formiert und 1965 durch eine handschriftliche Findkartei mit Gliederung erschlossen. 2002 wurden neun Akteneinheiten provenienzgerecht dem Bestand Gerichtsamt Rötha zugeführt, die Nr. 1, 6, 7, 11, 12, 39, 54 76 und 82 sind daher heute Fehlsignaturen. 2011 konnte eine Karte (K 1) über ein Leipziger Antiquariat erworben werden.
Im Jahr 2011 fand eine Retrokonversion der Findmittel statt, in deren Rahmen der Erschließungsstand verbessert wurde. Im Zuge dieser Retrokonversion wurden die Akten mit Hilfe einer in Anlehnung an das Gliederungsschema für Rittergutsbestände neu erarbeiteten Klassifikation entsprechend geordnet und in einer AUGIAS-Datenbank verzeichnet. Zusätzlich mussten eine ganze Reihe der vorhandenen Titel korrigiert und, wenn nötig, Enthältvermerke angelegt werden. Die Bildung von Bandreihen erfolgte in der Regel neu und in chronologischer Folge. Die Akte Nr. 78 wurde provenienzgerecht dem Bestand 20541 Rittergut Schönefeld zugeordnet und erhielt die neue Signatur RG Schönefeld Nr. 353.
Die Register der Orts- und Personennamen, ebenfalls mit dem o. g. PC-Programm erstellt, orientierten sich an der fortlaufend vergebenen Indexnummer, die kursiv unter der Verzeichnungseinheit steht. Virtuell erfasst wurden die Gerichtsbücher des Ritterguts Störmthal, die sich heute im Teilbestand "Gerichtsbücher des Amtsgerichtes Leipzig" befinden.
Überlieferungsschwerpunkte
Der vorliegende Bestand enthält 85 Verzeichnungseinheiten, hinzukommen 28 virtuell verzeichnete Gerichtsbücher aus dem Bestand "12613 Gerichtsbücher". Er umfasst die Jahre von 1606 bis 1862. Den mengenmäßigen Schwerpunkt der Überlieferung bilden die Unterlagen der freiwilligen Gerichtsbarkeit wie Erbschafts-, Nachlass- und Grundstücksangelegenheiten.
Verhältnismäßig umfangreich überliefert sind Akten mit Kirchen- und Schulangelegenheiten. Sie beinhalten u. a. die während der Völkerschlacht 1813 entstandenen Schäden und Verluste.
Schriftgut der Rittergutswirtschaft und ein Familienarchiv der Besitzer des Ritterguts Störmthal sind nicht überliefert.
Hinweise zur Benutzung
Die Erfassung erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch das Orts- und das Personenregister erstellt worden sind.
Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 20555, Rittergut Störmthal Nr. (fettgedruckte Zahl).
Verweise auf korrespondierende Bestände
20009 Amt Leipzig
20074 Königliches Gericht Rötha
20028 Amtshauptmannschaft Leipzig
20460 Rittergut Liebertwolkwitz
Jens Kunze
Leipzig 2011
Besitzer des Ritterguts Störmthal
[01] Vgl. Schumann, August, Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 11. Bd., Zwickau 1824, S. 400-404.
[02] Vgl. Einleitung StA-L, 20460, RG Liebertwolkwitz.
Störmthal gehört heute zum Landkreis Leipzig. Früher war das Rittergut dem Amt Leipzig, ab 1856 dem Gerichtsamt Rötha, ab 1875 der Amtshauptmannschaft Leipzig und ab 1952 dem Landkreis Leipzig zugeordnet. 1996 erfolgte der Zusammenschluss mit Großpösna. Der Ort Störmthal wurde 1306 in einem Zinsregister des Klosters Pegau, dem Störmthal damals untertan war, und der Rittersitz 1445 erstmals urkundlich erwähnt. [01] Vermutlich seit 1290 war das Rittergut Eigentum der Familie von Pflugk. Im Besitz dieser Familie blieben Störmthal und das Rittergut Liebertwolkwitz bis 1588. [02] In diesem Jahr erwarb Friedrich von Schönberg Störmthal und verkaufte es 1594 an Moritz von Starschedel auf Markkleeberg, der es nur zwei Jahre besaß.
Schon 1596 veräußerte er den Besitz weiter an Martin Schumartz (später Martin Schumartz von Krückelberg). 1628 erwarb der Leipziger Kaufmann Gotthard Plätzer Störmthal mit Liebertwolkwitz. Seine Erben, Johann Plätzer und Jobst Wenbeck (?), blieben bis etwa 1668 die Besitzer. Zu dieser Zeit erwarb der Leipziger Philipp Jünger beide Güter.
1675 übernahm Statz Friedrich von Fullen, Königlich Polnischer und Kurfürstlich Sächsischer Kriegsrat und Ober-Land-Kommissar, das Störmthaler Rittergut. 1706 erwarben die von Fullen auch das Rittergut Liebertwolkwitz. Damit waren die beiden Güter wieder vereinigt und wurden in der Folgezeit zusammen verwaltet.
Die Familie von Fullen veranlasste 1693 sowie 1786 Umbauten am Schloss in Störmthal. Es entstanden ein repräsentatives Schloss mit mehreren großen Wirtschaftsgebäuden und ein großzügig angelegter Park. Park, Tiergarten, sieben Fischteiche und ein heilkräftiger Brunnen entwickelten sich in späteren Jahren zu einem lohnenden Ausflugsziel der Leipziger Bürger. Unter Statz Hilmar von Fullen erbaute Zacharias Hildebrandt eine neue Orgel in der Störmthaler Kirche. Zur Orgelweihe am 2. November 1723 kam Johann Sebastian Bach persönlich nach Störmthal und führte seine "Störmthaler Kantate" auf.
1787 kam das Rittergut an die Grafen von Schönfeld. Während der Völkerschlacht im Oktober 1813 wurde Störmthal mehrmals geplündert und die Störmthaler erlitten erhebliche Verluste.
1824 übernahm Theodor von Watzdorf, Kammerherr am sächsischen Königshof und Mitglied der Ersten Kammer des Landtages auf Lebenszeit, Störmthal. Die Familie von Watzdorf blieb bis 1945 im Besitz des Gutes. Nach der 1945 erfolgten Enteignung diente das Schloss ab 1951 als Kinderheim. 1978 wurde es in ein Lehrlingswohnheim umgewandelt und als solches bis 1991 genutzt. Danach stand es leer. Seit 2007 befindet sich Schloss Störmthal in Privatbesitz und wird derzeit nach historischem Vorbild saniert.
Zum Rittergut gehörten die Dörfer Störmthal, Rödgen, Göltzschen, Dreiskau, Dahlitzsch und Kleinpötzschau.
Bestandsgeschichte und –bearbeitung
Als schriftsässiges Rittergut stellte Störmthal einen eigenständigen Gerichts- und Verwaltungsbezirk dar. Das überlieferte Schriftgut entstand bei der Wahrnehmung der entsprechenden Kompetenzen in Justiz und Verwaltung. Mit dem Übergang der privaten Gerichtsbarkeit an den Staat, der in Sachsen zwischen 1833 und 1856 erfolgte, wurde auch das Patrimonialgerichtsarchiv verstaatlicht. Die Gerichtsbarkeit und das entsprechende Archivgut des Ritterguts Störmthal gingen am 27. Februar 1856 an das Königliche Gericht Rötha. Der Hauptteil dieser Überlieferung gelangte um 1960 aus dem Archiv des Amtsgerichts Leipzig an das Staatsarchiv Leipzig. Er wurde mit Akten aus der Amtshauptmannschaft Leipzig ergänzt.
Die Unterlagen wurden als Bestand mit 95 Akteneinheiten formiert und 1965 durch eine handschriftliche Findkartei mit Gliederung erschlossen. 2002 wurden neun Akteneinheiten provenienzgerecht dem Bestand Gerichtsamt Rötha zugeführt, die Nr. 1, 6, 7, 11, 12, 39, 54 76 und 82 sind daher heute Fehlsignaturen. 2011 konnte eine Karte (K 1) über ein Leipziger Antiquariat erworben werden.
Im Jahr 2011 fand eine Retrokonversion der Findmittel statt, in deren Rahmen der Erschließungsstand verbessert wurde. Im Zuge dieser Retrokonversion wurden die Akten mit Hilfe einer in Anlehnung an das Gliederungsschema für Rittergutsbestände neu erarbeiteten Klassifikation entsprechend geordnet und in einer AUGIAS-Datenbank verzeichnet. Zusätzlich mussten eine ganze Reihe der vorhandenen Titel korrigiert und, wenn nötig, Enthältvermerke angelegt werden. Die Bildung von Bandreihen erfolgte in der Regel neu und in chronologischer Folge. Die Akte Nr. 78 wurde provenienzgerecht dem Bestand 20541 Rittergut Schönefeld zugeordnet und erhielt die neue Signatur RG Schönefeld Nr. 353.
Die Register der Orts- und Personennamen, ebenfalls mit dem o. g. PC-Programm erstellt, orientierten sich an der fortlaufend vergebenen Indexnummer, die kursiv unter der Verzeichnungseinheit steht. Virtuell erfasst wurden die Gerichtsbücher des Ritterguts Störmthal, die sich heute im Teilbestand "Gerichtsbücher des Amtsgerichtes Leipzig" befinden.
Überlieferungsschwerpunkte
Der vorliegende Bestand enthält 85 Verzeichnungseinheiten, hinzukommen 28 virtuell verzeichnete Gerichtsbücher aus dem Bestand "12613 Gerichtsbücher". Er umfasst die Jahre von 1606 bis 1862. Den mengenmäßigen Schwerpunkt der Überlieferung bilden die Unterlagen der freiwilligen Gerichtsbarkeit wie Erbschafts-, Nachlass- und Grundstücksangelegenheiten.
Verhältnismäßig umfangreich überliefert sind Akten mit Kirchen- und Schulangelegenheiten. Sie beinhalten u. a. die während der Völkerschlacht 1813 entstandenen Schäden und Verluste.
Schriftgut der Rittergutswirtschaft und ein Familienarchiv der Besitzer des Ritterguts Störmthal sind nicht überliefert.
Hinweise zur Benutzung
Die Erfassung erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch das Orts- und das Personenregister erstellt worden sind.
Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 20555, Rittergut Störmthal Nr. (fettgedruckte Zahl).
Verweise auf korrespondierende Bestände
20009 Amt Leipzig
20074 Königliches Gericht Rötha
20028 Amtshauptmannschaft Leipzig
20460 Rittergut Liebertwolkwitz
Jens Kunze
Leipzig 2011
Besitzer des Ritterguts Störmthal
[01] Vgl. Schumann, August, Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 11. Bd., Zwickau 1824, S. 400-404.
[02] Vgl. Einleitung StA-L, 20460, RG Liebertwolkwitz.
Grundlagen der Patrimonialherrschaft.- Gerichtsbücher.- Gerichtsprotokolle.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Lokalverwaltung.- Patronat.- Grundherrlich-bäuerliche Verhältnisse.
Das altschriftsässige Rittergut Störmthal südöstlich von Markkleeberg lag im Territorium des Amts Leipzig. Zu den Besitzern des Guts seit dem 17. Jahrhundert zählten die Familie von Fullen, die Grafen von Schönfeld und die Familie von Watzdorf. Die Patrimonialgerichtsbarkeit des Ritterguts wurde auf Anordnung des Justizministeriums am 27. Februar 1856 dem Königlichen Gericht Rötha übertragen.
- 2011 | Findbuch / Datenbank
- 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5