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Beständeübersicht

Bestand

20556 Rittergut Stösitz

Datierung1549 - 1896
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)9,96

Geschichte des Ritterguts Stösitz

Das altschriftsässige Rittergut Stösitz befand sich südwestlich von Riesa auf dem Gebiet des Amts Oschatz (1856 Gerichtsamt Riesa, 1875 Amthauptmannschaft Oschatz, 1952 Kreis Riesa, 1994 Landkreis Riesa-Großenhain, 2008 Landkreis Meißen). Das Erblehngut übte über die Dörfer Stösitz, Panitz und Plotitz die Obergerichtsbarkeit aus. Bis 1714 fielen auch Hahnefeld und Dösitz, sowie von 1664 bis 1714 Eulitz mit Ketzergasse unter die Gerichtsbarkeit des Ritterguts Stösitz, die 1856 verstaatlicht wurde. Zum Rittergut gehörte das Vorwerk Hahnefeld (bis 1714), eine Erbzinsmühle, ein Brauhaus und eine Schäferei.
Stösitz war schon im 13. Jahrhundert ein Herrensitz. Die erste namentliche Erwähnung eines Besitzers erfolgte 1283 mit Albert von Stescitz.[01] Um 1368 saß Meinhard von Limbach auf Stösitz. Seit Ende des 14. Jahrhunderts gehörte Stösitz der Familie von Ragewitz. Da 1519 Alexander von Ragewitz in Konkurs ging, musste er das Rittergut an Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen verkaufen, der Stösitz sofort mit Christoph von Loß (1574 – 1620) gegen Dahlen tauschte. Dieser baute das 1616 bei einem Feuer niedergebrannte Rittergut wieder neu auf und vererbte es an seine drei Söhne Abraham, Christoph und Joachim. Gegen 1630 wurde Stösitz von Christoph von Loß (? – 1664) allein verwaltet. Nachdem er kinderlos starb, fiel das Rittergut an Sophie von Pflug (? – 1668), geb. Loß. Diese kaufte von der Gerichtsherrschaft Schleinitz das Dorf Eulitz mit Ketzergasse hinzu. Nach dem Tod der Sophie von Pflug erbte ihre Tochter Anna Magdalena von Liebenau (? – 1671) das Gut, die es wiederum an ihre Tochter Marie Sophie von Miltitz (1646 – 1678) vererbte. Nach ihrem Tod wurde ihr Mann Heinrich Gebhard von Miltitz (1633 – 1688) neuer Besitzer von Stösitz. Ihm folgte wiederum die Tochter Johanne Louise von Neidschütz (1677 – 1702). Ihr Mann Christoph Adolph von Neidschütz war bis 1714 Lehnsherr auf Stösitz. In diesem Jahr übernahm er nach einem Teilungsvertrag mit seiner Tochter Henriette Margarethe (1699 – 1736) das Vorwerk Hahnefeld mit dem Dorf Dösitz als selbständiges Rittergut, während diese Stösitz erhielt. Zugleich gingen Eulitz und Ketzergasse wieder zurück an die Gerichtsherrschaft von Schleinitz. Da sich Henriette Margarethe von Neidschütz noch im selben Jahr mit Hanns George von Carlowitz (1689 – 1754) vermählte, wurde dieser der neue Besitzer des Ritterguts. Die Familie von Carlowitz sollte Stösitz fast hundert Jahre behalten. Das Rittergut ging 1754 zunächst an den Sohn Hanns Adolph von Carlowitz (1715 – 1783). Da dieser ohne Nachkommen verstarb, fiel Stösitz an Carl Wilhelm von Carlowitz (1742 – 1806) aus dem Zweig Ober-Rabenstein. Nach dessen Tod erhielten seine beiden Kinder Maximilian Carl von Carlowitz (1782 – 1833) und Erdmuthe Auguste Wilhelmine von Beust (1774 – 1854) den Besitz. Ihr Ehemann Friedrich Carl Leopold Freiherr von Beust (? – 1840) kaufte zwei Jahre später das Rittergut. Schließlich erwarb 1814 mit Johann Gottfried Hottewitzsch (? – 1821), der zugleich Hahnefeld besaß, der erste Bürgerliche Stösitz. Durch einen Erbvergleich ging das Rittergut an seine Tochter Johanne Friederike und ihren Mann Carl Gottlob von Stroisch, die Stösitz sehr lange, bis mindestens 1869, besaßen. Danach kaufte Franz Reinhold Kopp (? – 1891) das Rittergut. Im Besitz der Familie Kopp blieb es bis zur Enteignung 1945.

Besitzverhältnisse:

Jahr
um 1283
Albert von Stescis
um 1368
Meinhard von Limbach
um 1399
Wieland und Leonard von Ragewitz
um 1466
Kunz von Ragewitz
um 1501
Wieland von Ragewitz
um 1517
Wieland und Dietrich von Ragewitz
ca. 1538 – ca. 1573
Christoph und Andreas von Ragewitz
1574 – 1575
Hanns und Christoph von Ragewitz
1575 – 1583
Hanns Christoph, Andreas und Alexander von Ragewitz
1583 – 1607
Hanns Christoph von Ragewitz
1608 – 1619
Alexander von Ragewitz
1619 – 1620
Christoph von Loß
1620 – ca. 1630
Abraham, Christoph und Joachim von Loß
ca. 1630 – 1664
Christoph von Loß
1664 – 1668
Sophie von Pflug
1668 – 1671
Anna Magdalena von Liebenau
1671 – 1678
Marie Sophie von Miltitz
1678 – 1688
Heinrich Gebhardt von Miltitz
1688 – 1702
Johanne Louise von Neidschütz
1702 – 1714
Christoph Adolf von Neidschütz
1714
Henriette Margarethe von Neidschütz
1714 – 1754
Hanns George von Carlowitz
1755 – 1783
Hanns Adolph von Carlowitz
1783 – 1806
Carl Wilhelm von Carlowitz
1806 – 1808
Maximilian Carl von Carlowitz und Erdmuthe Auguste Wilhelmine von Beust
1808 – 1814
Friedrich Carl Leopold Freiherr von Beust
1814 – 1821
Johann Gottfried Hottewitzsch
1821 bis mindestens 1869
Johanne Friederike und Carl Gottlob Stroisch
bis 1891
Franz Reinhold Kopp (? – 1891)
ab 1891
Arno Kopp u. a.
bis 1945
Familie Kopp
Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Der Bestand kam 1962 in einem Umfang von ca. 6 lfm (Nr. 1 – 255) mit einem handschriftlichen Repertorium aus dem Landeshauptarchiv Dresden. Darüber hinaus wurden Akten des Patrimonialgerichts Stösitz aus den Beständen der Nachfolgebehörden ausgegliedert und dem Bestand provenienzgerecht hinzugefügt (ca. 1,2 lfm), sie blieben bis 2011 unerschlossen. In den 1990er Jahren erfolgte während eines Praktikums die Neuverzeichnung der Rechnungen des Ritterguts Stösitz (Nr. 256 – 347). Die laufenden Nummern 96, 106 und 107 sind Fehlsignaturen. Diese Akten wurden nicht aus dem Bestand entnommen, sondern offensichtlich geteilt. Dabei wurden ihnen neue laufende Nummern zugewiesen (vermutlich Nr. 284 – 313). 2011 wurde der ganze Bestand neu erschlossen und in die Augias-Datenbank eingegeben, die bisher unverzeichneten Akten erhielten die Nr. 348 – 393. Es wurde ein Orts- und Personenregister erstellt sowie die vorhandenen Gerichtsbücher im Bestand 12613 virtuell verzeichnet.

Überlieferungsschwerpunkte

Der zeitliche Rahmen des Bestands umfasst die Jahre 1549 – 1896. Es ist aber nur eine Akte vor dem Jahr 1602 vorhanden. Nur vier Privatakten reichen über das Jahr 1856, als die Patrimonialgerichtsbarkeit an das Königliche Gericht Riesa abgegeben wurde, hinaus. Die Mehrzahl der Akten stammt aus dem 18. Jahrhundert. Insgesamt umfasst der Bestand 390 AE. Den Schwerpunkt bilden Gerichtsprotokolle, die Einziehung der Steuern, Verpachtung von Grundstücken sowie vor allem verschiedene Rechnungen der Gutswirtschaft. Eine Besonderheit sind die weiteren Rittergüter, welche über das Privatarchiv der Familie von Carlowitz auf Stösitz überliefert worden sind.

Hinweise für die Benutzung

Die Erfassung erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch Orts- und Personenregister erstellt wurden.
Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 20556, RG Stösitz, Nr. (fettgedruckte Zahl).

Verweise auf korrespondierende Bestände
Hauptstaatsarchiv Dresden:
10548 Grundherrschaft Schleinitz
10576 Grundherrschaft Staucha
12613 Gerichtsbücher

Staatsarchiv Leipzig:
20015 Amt Oschatz
20368 Rittergut Dahlen
20413 Rittergut Hahnefeld

Carsten Voigt

November 2011



[01] Zur Besitzgeschichte: Staatsarchiv Leipzig, 20556 Rittergut Stösitz, Nr. 252; Ernst Eichler, Hans Walther, Die Ortsnamen im Gau Daleminze. Studien zur Toponymie der Kreise Döbeln, Großenhain, Meißen, Oschatz und Riesa, Bd. 1, Berlin 1966, S. 331; Stammtafeln des Reichs-Erbritterlichen Geschlechts von Carlowitz, Dresden 1854 (Bibliothek Staatsarchiv Leipzig); M. Carl Samuel Hoffmann, Historische Beschreibung der Stadt, des Amtes und der Diöces Oschatz in älteren und neueren Jahren, Oschatz 18722 (http://www.oschatz-damals.de/hfm/hfm235.html#stoe, letzter Zugriff: 14.11. 2011); August Schumann, fortgeführt von Albert Schiffer, Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungs-Lexikon von Sachsen, Bd. 11, Zwickau 1824, S. 404 f
Grundlagen der Patrimonialherrschaft.- Gerichtsverwaltung.- Gerichtsbücher.- Gerichtsprotokolle.- Strafgerichtsbarkeit.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Lokalverwaltung.- Patronat.- Einziehung landesherrlicher Steuern.- Grundherrlich-bäuerliche Verhältnisse.- Gutswirtschaft.- Familienarchive von Loß, von Miltitz, von Carlowitz, Hottewitzsch und Kopp.
Südwestlich von Riesa auf dem Gebiet des Amts Oschatz befand sich das altschriftsässige Rittergut Stösitz. Dieses Rittergut übte die Gerichtsbarkeit über die Dörfer Stösitz, Panitz und Plotitz aus, bis 1714 auch über Hahnefeld, Dösitz und Eulitz. Vom Ende des 14. bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts gehörte das Gut der Familie von Ragewitz. Weitere Besitzer waren die Familien von Loß, von Miltitz, von Neidschütz, von Carlowitz und von Beust. 1814 erwarb Johann Gottfried Hottewitzsch das Gut, das nun in bürgerlichem Besitz blieb (Familien Stroisch und Kopp). Im Zuge der Verstaatlichung der Justiz in Sachsen ging die Gerichtsbarkeit des Ritterguts am 29. April 1856 auf das Königliche Gericht Riesa über.
  • 2011 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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