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Beständeübersicht

Bestand

20558 Rittergut Strehla

Datierung1579 - 1856
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)3,90
Geschichte des Ritterguts Strehla [01]

Strehla liegt nordwestlich von Riesa im Landkreis Riesa-Großenhain (bis 1856: Amt Oschatz; ab 1856: Gerichtsamt Strehla; ab 1875: Amtshauptmannschaft Oschatz; ab 1952: Landkreis Riesa; ab 1994: Landkreis Riesa-Großenhain; ab 2008: Landkreis Meißen; jetzt Riesa-Großenhain).

Das altschriftsässige Rittergut und die Stadt Strehla waren von 1383 bis 1945 ununterbrochen im Besitz der Familie Pflug. Eine erste, allerdings eher mythische, Erwähnung eines Ottos von Pflug auf Strehla stammt aus dem Jahr 1289. Um 1400 besaß ein Otto Pflug neben den Gütern Frauenhain, Zabeltitz Tiefenau und Lampertswalde auch Strehla. Nach seinem Tod vollzog sich die erste Teilung des Ritterguts Strehla. In dieser Zeit zerfiel die Herrschaft Strehla in die beiden Vorwerke Strehla-Trebnitz und Strehla-Görzig, zu denen auch das Gut Lampertswalde je zur Hälfte gehörte. Mit diesem Gut blieben beide Strehlaer Güter viele Jahre eng verbunden. Fast über den gesamten Zeitraum, in dem sich Strehla im Besitz der Familie Pflug befand, waren andere Linien dieses Geschlechts Mitbelehnte von Strehla, bzw. die Pflugs auf Strehla Mitbelehnte anderer Güter, wie z. B. Otto Pflug (-1512) auf Strehla-Görzig, der auch Canitz und ab 1492 Lausen besaß, oder Sebastian Pflug (1482-1557) auf Strehla-Görzig, dem auch Kreinitz, Groß-Rügeln und ab 1540 Canitz gehörte. Dam Pflug (1602-1662) auf Strehla-Trebnitz besaß gleichzeitig Lößnig (bei Strehla) und Gersdorf und Hans Siegmund Pflug (1649-1710) auf Strehla-Trebnitz herrschte auch über Kreinitz, Lößnig und Altenbelgern.

Nur Mitte des 16. Jahrhunderts war Strehla vorübergehend nicht in der Hand der Familie Pflug. Am 5. Mai 1544 verpfändete Otto Pflug der Ältere zu Strehla seinen Besitz und das Städtlein Strehla sowie die Dörfer Lichtensee und Zaußwitz für 1900 Gulden an seinen Schwager Dietrich von Starschedel auf Mutzschen. Trotzdem ist Strehla den Pflug damals nicht verloren gegangen. Ein Otto Pflug kaufte es auf. Er erwirkte vom Kurfürst den Bescheid, dass Strehla nicht den Gläubigern zufiel. Dieser Otto Pflug, der Görzig kaufte, erhielt als Erbschaft auch den Trebnitzer Teil dazu und brachte somit wieder den ganzen Besitz von Strehla in seine Hand. Allerdings teilten seine Erben das Gut erneut.

Erst am 7. Juli 1837 wurde Strehla nach dem Verkauf des Trebnitzer Teils durch Heinrich Erdmann Siegmund Pflug an seinen Vetter Wilhelm Eberhard Ferdinand Pflug auf Görzig wieder zusammengefügt. Dieser stiftete das vereinigte Strehla am 7. September 1870 zu einem Familienfideikommiss und bestimmte Otto Wilhelm Ewald Georg Pflug zu seinem Nachfolger.

Im 20. Jahrhundert, wohl als Reaktion auf Inflation und Wirtschaftskrise, entstand neben der Landwirtschaft ein zweites wirtschaftliches Standbein der Familie in Strehla. Man gründete eine Firma mit dem Namen "Von Pflugk'sches Granitpflastersteinwerk GmbH, Strehla (Elbe)", mit dem Sortiment Bordschwellen, Bordkanten, Stecksteine, Werkstücke, Reinsteine, Kopfsteine, Steinschlag, Steinsplitt in allen Größen.

Letzter Besitzer von Strehla war Bernhard Gustav Georg Pflug. 1945 wurde das Gut enteignet und das Rittergutsarchiv vernichtet.

Das Rittergut Strehla verfügte über herrschaftliche Rechte in der Stadt Strehla und den Dörfern Görzig, Kleinrügeln, Lichtensee und Trebnitz sowie über Teile von Bobersen, Forberge, Oppitzsch, Pulsen und Zaußwitz.


Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Das Rittergut war ein eigenständiger Gerichts- und Verwaltungsbezirk. Das überlieferte Schriftgut entstand bei der Wahrnehmung der entsprechenden Kompetenzen in Justiz und Verwaltung. Mit dem Übergang der privaten Gerichtsbarkeit an den Staat, der in Sachsen zwischen 1833 und 1856 erfolgte, wurde auch das Patrimonialgerichtsarchiv verstaatlicht. Im Juni 1856 ging auf Anordnung des Justizministeriums die Gerichtsbarkeit des Ritterguts über die Stadt Strehla, die Dörfer Görzig, Kleinrügeln und Trebnitz sowie über Anteile von Oppitzsch und Zaußwitz an das Königliche Gericht Strehla, über Lichtensee und Anteile von Pulsen an das Justizamt Großenhain, über Anteile von Bobersen und Forberge an das Königliche Gericht Riesa und über die Mark Börtewitz an das Königliche Landgericht Oschatz.

Der Bestand gelangte offensichtlich vom damaligen Landeshauptarchiv Dresden ins Staatsarchiv Leipzig und wurde aus den Lagerungsgemeinschaften des Amtsgerichts Riesa und der Amthauptmannschaft Oschatz gebildet. Im Staatsarchiv Leipzig wurde der Bestand 1970 formiert, mit einer Findkartei (ohne Gliederung) verzeichnet und signiert (Nr. 1 - 80). 1999 wurde eine Akteneinheit (Nr. 25) provenienzgerecht dem Bestand "Gerichtsamt Strehla" zugeführt. 2002 gelangten weitere vier Akten und 2012 zwei Urkunden aus dem Hauptstaatsarchiv nach Leipzig.

Die Findkartei genügte nicht mehr heutigen archivfachlichen Anforderungen. Die Titelbildung war teilweise unzureichend und der Sachbetreff nicht immer eindeutig erkennbar. Im Jahr 2012 fand eine Retrokonversion des Findmittels statt, in deren Rahmen der Erschließungsstand verbessert wurde. Im Zuge dieser Retrokonversion wurden die Akten mit Hilfe einer in Anlehnung an das Gliederungsschema für Rittergutsbestände neu erarbeiteten Klassifikation geordnet und in der AUGIAS-Datenbank verzeichnet. Zusätzlich mussten viele der vorhandenen Titel korrigiert und, wenn nötig, Enthältvermerke angelegt werden. Arbeitsgrundlage für diese Verzeichnung war die "Erschließungsrichtlinie des Sächsischen Staatsarchivs". Erfasst wurden nach Möglichkeit die alten Registratursignaturen sowie frühere Archivsignaturen. Die Bildung von Bandreihen entstand in der Regel neu und in chronologischer Folge.

Die Register der Orts- und Personennamen, ebenfalls mit dem o. g. EDV-Programm erstellt, orientieren sich an der fortlaufend vergebenen Indexnummer, die kursiv unter der Verzeichnungseinheit steht. Virtuell erfasst wurden die Gerichtsbücher des Ritterguts Strehla, die sich heute im Teilbestand "Gerichtsbücher des Amtsgerichtes Riesa" befinden.


Überlieferungsschwerpunkte

Der vorliegende Bestand enthält 118 Verzeichnungseinheiten, einschließlich zweier Urkunden und der 32 virtuell erfassten Gerichtsbücher. Er umfasst die Jahre von 1579 bis 1856. Den mengenmäßigen Schwerpunkt der Überlieferung bilden die Unterlagen der Patrimonialherrschaft. In großer Anzahl sind so genannte Gerichtsprotokolle überliefert, die gemeinsam mit den Gerichtsbüchern einen Überblick über die Tätigkeit der Patrimonialgerichte im Bereich der freiwilligen Gerichtsbarkeit geben.

Eine Überlieferung zur Gutswirtschaft sowie ein Familienarchiv existiert nicht.

Von Interesse für die Forschung dürften einige Akten zur Untersuchung von Straftaten im Zusammenhang mit den revolutionären Ereignissen von 1849 sein.


Hinweise zur Benutzung

Die Erfassung erfolgte mit dem EDV-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch das Orts- und das Personenregister erstellt wurden.


Verweise auf korrespondierende Bestände

20008Amt Grimma
20015Amt Oschatz
20024Kreishauptmannschaft Leipzig
20071Königliches Landgericht Oschatz
20102Gerichtsamt Oschatz
20108Gerichtsamt Strehla
20135Amtsgericht Strehla
20425Rittergut Hopfgarten bei Lausick



Jens Kunze
November 2012


Besitzer des Ritterguts Strehla

Strehla-TrebnitzStrehla-Görzig
1309Nickel Pflug
1384Otto Pflug
bis 1438Otto Pflugbis 1492Georg Pflug (1410-1492)
bis 1482Hans Pflug
bis 1496Otto Pflug
bis 1504Christoph Pflug (-1504)bis 1512Otto Pflug (-1512)
bis 1533Dam Pflug (1486-1533)
um 1540Nickel Pflug
bis 1548Centurius Pflug (-1548)
bis 1554Haubold Pflug (-1554)bis 1557Sebastian Pflug (1482-1557)
bis 1568Otto Pflug (1523-1568)
bis 1578Hans Pflug (1510-1578)bis 1581Otto Pflug d. Schwarze
bis 1586Dam Pflug (1536-1586)(-1583)
bis 1603Otto Pflug (1543-1603)1581-1603Otto Pflug (1543-1603)
bis 1622Otto Heinrich Pflug (1579-1622)
1627-1631Innocent Pflug (1608-1631)1627-1690Hans Pflug d. Ä. (1617-1690)
1627-1662Dam Pflug (1602-1662)-1691Hans Pflug (1642-1691)
-1678Innocent Pflug (1639-1678)-1708Innocent Pflug (1648-1708)
-1710Hans Siegmund Pflug (1649-1710)-1711Dam Pflug (1647-1711)
-1759Dam Siegmund Pflug (1700-1759)-1772Johann Christoph Pflug (1705-1772)
-1802Wilhelm Siegmund Julius Pflug (1739-1802)-1776Otto Ferdinand Pflug (1699-1776)
bis 1826Heinrich Erdmann Siegmund Pflugbis 1826Wilhelm Eberhard Ferdinand Pflug (1779-1872)
ab 1826Wilhelm Eberhard Ferdinand Pflug (1779-1872)
bis 1931Otto Wilhelm Ewald Georg Pflug (1862-1931)
bis 1945Bernhard Gustav Georg Pflug (1891-1958)




[01] Quelle: Zahlreiche Unterlagen und Manuskripte von Hans-Jürgen Pflug aus Adelebsen.
Grundlagen des Ritterguts.- Gerichtsverwaltung.- Gerichtsbücher.- Gerichtsprotokolle.- Strafgerichtsbarkeit.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Lokalverwaltung.
Das altschriftsässige Rittergut Strehla, nordwestlich von Riesa gelegen, zählte zum Territorium des Amts Oschatz. Das Gut befand sich seit dem 14. Jahrhundert im Besitz der Familie von Pflug. Es war zeitweise in die Güter Strehla-Trebnitz und Strehla-Görzig unterteilt. Im Juni 1856 ging auf Anordnung des Justizministeriums die Gerichtsbarkeit des Ritterguts über die Stadt Strehla, die Dörfer Görzig, Kleinrügeln und Trebnitz sowie über Anteile von Oppitzsch und Zaußwitz an das Königliche Gericht Strehla, über Lichtensee und Anteile von Pulsen an das Justizamt Großenhain, über Anteile von Bobersen und Forberge an das Königliche Gericht Riesa und über die Mark Börtewitz an das Königliche Landgericht Oschatz.
  • 2012 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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