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Beständeübersicht

Bestand

20560 Rittergut Thallwitz (Patrimonialgericht)

Datierung1564 - 1849
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)5,40
Geschichte des Rittergutes Thallwitz

Das schriftsässige Rittergut Thallwitz befand sich nordwestlich von Wurzen. Eine frühe Erwähnung mit der Nennung von Henricus de Talwiz stammt aus dem Jahr 1266. [01] Nach Jahrhunderten in bischöflichem Besitz belehnte Johannes VI. von Salhausen Ludwig von Canitz im Jahr 1502 mit dem Rittergut. Im Besitz der Familie von Canitz blieb Thallwitz bis 1592. Danach folgte die Familie von Nitzschwitz. Um 1612 wurde Hanns von Plötz neuer Rittergutsbesitzer, 1654 Christian Siegmund von Holtzendorff. Die Familie von Hoym war von ca. 1740 bis 1832 Eigentümer. Seit dem 18. Jahrhundert war das Eigentum am Rittergut Thallwitz mit dem am Rittergut Ochsensaal verbunden. Der Familie von Hoym folgte das Fürstenhaus Reuß jüngere Linie, dessen Vertreter Heinrich XLV. der letzte Besitzer war (Vgl. Anlage). [02]

Ab dem 16. Jahrhundert gehörte das Rittergut Thallwitz zum Amt Wurzen, dann zum Gerichtsamt Wurzen und ab 1875 zur Amtshauptmannschaft Grimma. Zum Gerichtsbezirk des Ritterguts gehörten bis 1815 neben Thallwitz die Dörfer Canitz, Kollau (inkl. Vorwerk), Paschwitz, Sprotta und Wasewitz sowie die Vorwerke Bunitz und Mölbitz. In Folge des Wiener Friedens wurden Bunitz, Kollau, Mölbitz, Paschwitz und Sprotta dem preußischen Staat zugeordnet. Für die bei Sachsen gebliebenen Gebiete wurde die dem Rittergut zustehende Gerichtsbarkeit am 8. Mai 1849 an den Staat abgetreten und ging auf das Königliche Landgericht Wurzen. Zum gleichen Zeitpunkt ging auch die Gerichtsbarkeit des Pfarrdotalgerichts Thallwitz auf den Staat über. Sie war seit 1786 zusammen mit dem Patrimonialgericht des Rittergutes durch den jeweiligen Gerichtsverwalter ausgeübt worden.

1921 ging das Rittergut als bis dahin selbständiger Gutsbezirk in der politischen Gemeinde Thallwitz auf. 1945 wurde Heinrich XLV. Reuß j. L. als letzter Besitzer im Rahmen der Bodenreform enteignet. Das Schloss, das bis 1994 als Klinik für Gesichts- und Kieferchirurgie genutzt wurde, erhielt das Fürstenhaus Reuß 2008 zurück.

Bestandsgeschichte und –bearbeitung

Der Bestand ist vom damaligen Landeshauptarchiv Dresden in das Staatsarchiv Leipzig gelangt und aus den Lagerungsgemeinschaften AG Wurzen/ AH Grimma gebildet worden.
Die Unterlagen wurden 1962 in einer Findkartei verzeichnet. 1999 sind bei der Prüfung auf weitergeführte Akten fünf Akteneinheiten herausgelöst und zu den Beständen Kgl. Landgericht Wurzen, Gerichtsamt Wurzen und Amtshauptmannschaft Grimma hinzugefügt worden. 2012 wurde der Bestand neu bearbeitet und in die AUGIAS-Datenbank eingefügt.
Sechs Akten mit der Provenienz Pfarrdotalgericht Thallwitz wurden herausgelöst und zu einem eigenen Bestand formiert. Zwei Akten wurden dem Bestand Rittergut Püchau zugeordnet, jeweils eine Akte dem Bestand Domkapitelgericht Wurzen und Stadtgericht Wurzen.

Die Verzeichnung erfolgte in der Regel in einfacher Form. Es entstand ein Register der Orts- und Personennamen. Die im Bestand 12613 Gerichtsbücher befindlichen 18 Gerichtsbücher des Rittergutes Thallwitz wurden virtuell erfasst.
Überlieferungsschwerpunkte

Der Schwerpunkt der Überlieferung liegt bei den Gerichtsprotokollen und den Nachlassregulierungen. Gemeindeangelegenheiten und Unterlagen zur Gutswirtschaft sind nur fragmentarisch überliefert.

Hinweise zur Benutzung

Die Erfassung erfolgte mit der Archivsoftware AUGIAS 8.3, mit der auch das Orts- und Personenregister erstellt wurde. Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 20560, RG Thallwitz, Nr. (fettgedruckte Zahl).

Verweise auf korrespondierende Bestände

12613 Gerichtsbücher (StA-D)
22288 Pfarrdotalgericht Thallwitz
20502 Rittergut Ochsensaal
20024 Kreishauptmannschaft Leipzig
20071 Königliches Landgericht Wurzen
20112 Gerichtsamt Wurzen
20138 Amtsgericht Wurzen
20190 Bezirksschulamt Grimma
20233 Kreistag/Kreisrat Grimma

Volker Jäger

Juni 2012

Besitzer des Rittergutes Thallwitz

1502 Ludwig von Canitz

1520 Heinrich und Christoph von Canitz

1528 Hieronymus und Christoph von Canitz

1592 Christoph von Nitzschwitz

1602 Georg von Nitzschwitz

1612/1614 – 1629 Hanns von Plötz

1629 – 1639 Hans Georg, Hans Christian, Adam Arnd, Hans Wilhelm von Plötz

1639 Hans Georg von Plötz

1654 – 1683 Christian Siegmund von Holtzendorff (1630 - 1683)

1683 – 1715 Christoph Siegmund von Holtzendorff (1671 – 1715)

1715 – 1739 Gotthelf Siegmund von Holtzendorff (1658 – 1739)

1740 - 1764 Rahel Louisa Gräfin von Hoym geb. Gräfin v. Werthern (1699 - 1764)

1764 – 1783 Gotthelf Adolph Graf von Hoym (1731 – 1783)

1783 - 1832 Louise Henriette Gräfin von Hoym, später Fürstin von Reuß j. L. (1772 – 1832)

1836 - 1880 Sophie Adelheid Henriette Fürstin Reuß j. L. geb. Prinzessin Reuß-Ebersdorf (1800 - 1880)

1880 - 1913 Heinrich XIV. Fürst Reuß j. L. (1832 – 1913)

1913 - 1928 Heinrich XXVII. Fürst Reuß j. L. (1858 – 1928)

1928 – 1945 Heinrich XLV. Reuß j. L. (1895 – 1945)


[01] Codex Diplomaticus Saxoniae Regiae, II, 10, Nr. 16, S. 11.
[02] Neue Sächsische Kirchengalerie, Die Ephorie Grimma rechts der Mulde, Leipzig 1914.
Grundlagen der Rittergutsherrschaft.- Gerichtsverwaltung.- Gerichtsbücher.- Gerichtsprotokolle.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Lokalverwaltung.- Patronat.- Grundherrlich-bäuerliche Verhältnisse.
Nordwestlich von Wurzen im Territorium des Amts Wurzen befand sich das schriftsässige Rittergut Thallwitz. Zum Gerichtsbezirk des Ritterguts gehörten neben Thallwitz die Dörfer Canitz und Wasewitz sowie bis 1815 Bunitz, Kollau, Mölbitz, Paschwitz und Sprotta. Als Besitzer des Guts seit dem 16. Jahrhundert sind die Familien von Canitz, von Nitzschwitz, von Plötz, von Holtzendorf, von Hoym und die Fürsten von Reuß j. L. bekannt. Nach freiwilliger Abtretung der dem Rittergut zustehenden Gerichtsbarkeit ging diese am 8. Mai 1849 auf das Königliche Landgericht Wurzen über.
  • 2012 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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