Beständeübersicht
Bestand
Geschichte des Ritterguts Zweinaundorf
Das altschriftsässige Rittergut Zweinaundorf lag östlich der Stadt Leipzig im Amt Leipzig (1856 Gerichtsamt Leipzig I, 1875 Amtshauptmannschaft Leipzig, 1934 Zusammenschluss mit Mölkau, 1952 Landkreis Leipzig, 1994 Landkreis Leipziger Land, 1999 nach Leipzig eingemeindet). Die Gerichtsbarkeit erstreckte sich nur über das gleichnamige Dorf und wurde 1855 an das Kreisamt Leipzig abgegeben.
Alle bekannten Rittergutsbesitzer in Zweinaundorf waren Leipziger Bürger. Bis zum 17. Jahrhundert war das spätere Zweinaundorf in Unter- und Obernaundorf getrennt.[01] Das Lehngut in Unternaundorf gehörte zur Pflugkschen Lehnskurie. Die ersten bekannten Besitzer kamen aus der Leipziger Ratsherrenfamilie Schulte und wurden 1432 mit dem Gut belehnt. 1506 ging Unternaundorf an Lintacher über, eine angesehene Familie in Leipzig, die ebenfalls einige Ratsleute unter ihren Angehörigen hatte.[02] 1588 erwarb Marcus Scipio (? – 1593) das Rittergut. Zwar gingen schon im 15. Jahrhundert ein Teil der Zinsen von Obernaundorf an das Lehngut in Unternaundorf, ansonsten hatte Obernaundorf aber ein eigenständiges Rittergut, welches 1487 im Besitz von Caspar Melkow war. Um die Wende zum 16. Jahrhundert fiel Obernaundorf an den Landesherren, der 1508 Asmus Schulte belehnte. Seitdem wurden beide Rittergüter zusammen verwaltet, Obernaundorf aber unterstand im Gegensatz zu Unternaundorf dem Amt Leipzig. Erst 1607 wurden beide Orte vereinigt, indem der Leipziger Ratsherr und Jurist Dr. Johann Scipio (1564 – 1617) die Obergerichte über Obernaundorf erhielt und zugleich dort Land kaufte. Dadurch entstand der Ort Zweinaundorf, der aber weiter aus zwei Gemeinden bestand.
Die Familie Scipio hatte das Rittergut Zweinaundorf bis 1726 in ihrem Besitz. In diesem Jahr kaufte es der Leipziger Kreisamtmann Dr. Thomas Wagner (? – 1737).[03] Dessen Sohn, Andreas Wagner, verkaufte Zweinaundorf an den Leipziger Bürgermeister Rudolph August Schubarth (1694 – 1770). Nach dessen Tod 1770 wurde sein Schwiegersohn Carl Ferdinand Hommel (1722 – 1781), der auch die Rittergüter Großzschepa und Quesitz besaß, neuer Gerichtsherr auf Zweinaundorf.[04] Von dessen Söhnen Rudolph und August Hommel erwarb David Anger (? – 1839), ein Leipziger Tuch- und Wollhändler, der auch die Rittergüter Eythra und Mausitz sowie die Gerichtsbarkeit über die Stadt Groitzsch besaß, Zweinaundorf.[05] Von Alexander Anger kaufte der Leipziger Postmeister Heinrich Robert Moltrecht den Besitz.[06] 1854 verkauften die Erben Moltrechts das Rittergut an den Kaufmann Wilhelm Kelbe aus Leipzig. 1945 wurde die Familie Seeger-Kelbe enteignet. Das Rittergutsgebäude diente später als Schule. Seit 1998 ist das ehemalige Rittergut das Stadtgut Mölkau.
Besitzverhältnisse:
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Der Hauptteil des Bestands (1 – 51) ist um 1960 aus dem Archiv des Amtsgerichts Leipzig in das Staatsarchiv gelangt und konnte noch durch Akten der Amtshauptmannschaft Leipzig ergänzt werden. Die Formierung und Erschließung des Bestands erfolgte 1965 mit 79 AE durch eine ungegliederte Findkartei. 1999 kam noch eine AE (Nr. 80) aus dem Hauptstaatsarchiv Dresden hinzu, drei AE sind 2002 provenienzgerecht ausgegliedert und den Beständen Amt Leipzig bzw. Gerichtsamt Leipzig I zugeordnet worden. 2013 wurde der Bestand im Rahmen einer Retrokonversion in die Augias-Datenbank eingeben. Dabei wurde ein Orts- und Personenregister erstellt und die vorhandenen Gerichtsbücher im Bestand 12613 Gerichtsbücher virtuell verzeichnet.
Überlieferungsschwerpunkte
Der Bestand enthält nur Akten der Patrimonialgerichtsbarkeit aus den Jahren 1672 –1854. Sieht man von den Gerichtsbüchern ab, setzt die Überlieferung erst 1760 ein, wobei die meisten Akten aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stammen. Der inhaltliche Schwerpunkt liegt auf der Freiwilligen Gerichtsbarkeit.
Hinweise für die Benutzung
Die Erfassung erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch Orts- und Personenregister erstellt wurden.
Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 20595, RG Zweinaundorf, Nr. (fettgedruckte Zahl).
Verweise auf korrespondierende BeständeHauptstaatsarchiv Dresden:
12613 Gerichtsbücher
Staatsarchiv Leipzig:
20380 RG Eythra mit Mausitz
20408 RG Großzschepa
20527 RG Quesitz
Carsten Voigt
Oktober 2013
[01] Zur Geschichte des Ritterguts, wenn nicht anders angegeben: Werner Emmerich, Erich Rosenbaum unter Mitarbeit von Rudolf Moschkau und Peter Sachse: Mölkau-Zweinaundorf. Eine Heimatgeschichte, Beucha 1995 (Reprint von 1937), S. 55-68, 96-109, 114-131, 145-154.
[02] StA-L, 20595 RG Zweinaundorf, Nr. 80, Bl. 173.
[03] StA-L, GB AG Leipzig (Abg. 1931), Nr. 1063.
[04] StA-L, GB AG Leipzig, Nr. 199.
[05] StA-L, GB AG Leipzig, Nr. 201.
[06] StA-L, GB AG Leipzig, Nr. 202.
20595 Rittergut Zweinaundorf (Patrimonialgericht)
Datierung | 1509 - 1854 |
---|---|
Benutzung im | Staatsarchiv Leipzig |
Umfang (nur lfm) | 1,70 |
Geschichte des Ritterguts Zweinaundorf
Das altschriftsässige Rittergut Zweinaundorf lag östlich der Stadt Leipzig im Amt Leipzig (1856 Gerichtsamt Leipzig I, 1875 Amtshauptmannschaft Leipzig, 1934 Zusammenschluss mit Mölkau, 1952 Landkreis Leipzig, 1994 Landkreis Leipziger Land, 1999 nach Leipzig eingemeindet). Die Gerichtsbarkeit erstreckte sich nur über das gleichnamige Dorf und wurde 1855 an das Kreisamt Leipzig abgegeben.
Alle bekannten Rittergutsbesitzer in Zweinaundorf waren Leipziger Bürger. Bis zum 17. Jahrhundert war das spätere Zweinaundorf in Unter- und Obernaundorf getrennt.[01] Das Lehngut in Unternaundorf gehörte zur Pflugkschen Lehnskurie. Die ersten bekannten Besitzer kamen aus der Leipziger Ratsherrenfamilie Schulte und wurden 1432 mit dem Gut belehnt. 1506 ging Unternaundorf an Lintacher über, eine angesehene Familie in Leipzig, die ebenfalls einige Ratsleute unter ihren Angehörigen hatte.[02] 1588 erwarb Marcus Scipio (? – 1593) das Rittergut. Zwar gingen schon im 15. Jahrhundert ein Teil der Zinsen von Obernaundorf an das Lehngut in Unternaundorf, ansonsten hatte Obernaundorf aber ein eigenständiges Rittergut, welches 1487 im Besitz von Caspar Melkow war. Um die Wende zum 16. Jahrhundert fiel Obernaundorf an den Landesherren, der 1508 Asmus Schulte belehnte. Seitdem wurden beide Rittergüter zusammen verwaltet, Obernaundorf aber unterstand im Gegensatz zu Unternaundorf dem Amt Leipzig. Erst 1607 wurden beide Orte vereinigt, indem der Leipziger Ratsherr und Jurist Dr. Johann Scipio (1564 – 1617) die Obergerichte über Obernaundorf erhielt und zugleich dort Land kaufte. Dadurch entstand der Ort Zweinaundorf, der aber weiter aus zwei Gemeinden bestand.
Die Familie Scipio hatte das Rittergut Zweinaundorf bis 1726 in ihrem Besitz. In diesem Jahr kaufte es der Leipziger Kreisamtmann Dr. Thomas Wagner (? – 1737).[03] Dessen Sohn, Andreas Wagner, verkaufte Zweinaundorf an den Leipziger Bürgermeister Rudolph August Schubarth (1694 – 1770). Nach dessen Tod 1770 wurde sein Schwiegersohn Carl Ferdinand Hommel (1722 – 1781), der auch die Rittergüter Großzschepa und Quesitz besaß, neuer Gerichtsherr auf Zweinaundorf.[04] Von dessen Söhnen Rudolph und August Hommel erwarb David Anger (? – 1839), ein Leipziger Tuch- und Wollhändler, der auch die Rittergüter Eythra und Mausitz sowie die Gerichtsbarkeit über die Stadt Groitzsch besaß, Zweinaundorf.[05] Von Alexander Anger kaufte der Leipziger Postmeister Heinrich Robert Moltrecht den Besitz.[06] 1854 verkauften die Erben Moltrechts das Rittergut an den Kaufmann Wilhelm Kelbe aus Leipzig. 1945 wurde die Familie Seeger-Kelbe enteignet. Das Rittergutsgebäude diente später als Schule. Seit 1998 ist das ehemalige Rittergut das Stadtgut Mölkau.
Besitzverhältnisse:
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Der Hauptteil des Bestands (1 – 51) ist um 1960 aus dem Archiv des Amtsgerichts Leipzig in das Staatsarchiv gelangt und konnte noch durch Akten der Amtshauptmannschaft Leipzig ergänzt werden. Die Formierung und Erschließung des Bestands erfolgte 1965 mit 79 AE durch eine ungegliederte Findkartei. 1999 kam noch eine AE (Nr. 80) aus dem Hauptstaatsarchiv Dresden hinzu, drei AE sind 2002 provenienzgerecht ausgegliedert und den Beständen Amt Leipzig bzw. Gerichtsamt Leipzig I zugeordnet worden. 2013 wurde der Bestand im Rahmen einer Retrokonversion in die Augias-Datenbank eingeben. Dabei wurde ein Orts- und Personenregister erstellt und die vorhandenen Gerichtsbücher im Bestand 12613 Gerichtsbücher virtuell verzeichnet.
Überlieferungsschwerpunkte
Der Bestand enthält nur Akten der Patrimonialgerichtsbarkeit aus den Jahren 1672 –1854. Sieht man von den Gerichtsbüchern ab, setzt die Überlieferung erst 1760 ein, wobei die meisten Akten aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stammen. Der inhaltliche Schwerpunkt liegt auf der Freiwilligen Gerichtsbarkeit.
Hinweise für die Benutzung
Die Erfassung erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch Orts- und Personenregister erstellt wurden.
Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 20595, RG Zweinaundorf, Nr. (fettgedruckte Zahl).
Verweise auf korrespondierende BeständeHauptstaatsarchiv Dresden:
12613 Gerichtsbücher
Staatsarchiv Leipzig:
20380 RG Eythra mit Mausitz
20408 RG Großzschepa
20527 RG Quesitz
Carsten Voigt
Oktober 2013
[01] Zur Geschichte des Ritterguts, wenn nicht anders angegeben: Werner Emmerich, Erich Rosenbaum unter Mitarbeit von Rudolf Moschkau und Peter Sachse: Mölkau-Zweinaundorf. Eine Heimatgeschichte, Beucha 1995 (Reprint von 1937), S. 55-68, 96-109, 114-131, 145-154.
[02] StA-L, 20595 RG Zweinaundorf, Nr. 80, Bl. 173.
[03] StA-L, GB AG Leipzig (Abg. 1931), Nr. 1063.
[04] StA-L, GB AG Leipzig, Nr. 199.
[05] StA-L, GB AG Leipzig, Nr. 201.
[06] StA-L, GB AG Leipzig, Nr. 202.
Grundlagen des Ritterguts.- Gerichtsverwaltung.- Gerichtsbücher.- Gerichtsprotokolle.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Lokalverwaltung.- Patronat.- Einziehung landesherrlicher Steuern und Zölle.- Grundherrlich-bäuerliche Verhältnisse.
Das im Osten Leipzigs gelegene Rittergut Zweinaundorf bestand ursprünglich aus dem amtsässigen Obernaundorf sowie Unternaundorf, das zur Pflugkschen Lehnskurie gehörte. Beide Rittergüter wurden meist gemeinsam verwaltet und 1607 zu Zweinaundorf vereinigt. Zu den Besitzern zählten die Leipziger Bürger-Familien Schulte, Lintacher, Scipio, Wagner, Hommel, Anger und Moltrecht. Mit der Verstaatlichung der Justiz in Sachsen ging die Gerichtsbarkeit des Ritterguts am 2. November 1855 an das Kreisamt Leipzig.
- 2013 | Findbuch / Datenbank
- 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5