Beständeübersicht
Bestand
20682 Thüringer Gasgesellschaft, Leipzig
Datierung | 1859 - 1967 |
---|---|
Benutzung im | Staatsarchiv Leipzig |
Umfang (nur lfm) | 115,34 |
Bestand enthält auch 158 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular
Vorbemerkung
Das vorliegende Findbuch ist das Ergebnis einer Konversion der zu diesem Bestand vorhandenen Ablieferungslisten aus den 1950er Jahren. Ziel der Konversion war die Verbesserung der Recherchemöglichkeiten durch die Eingabe in die Erschließungsdatenbank Augias-Archiv. Dabei wurden die vorliegenden Angaben in die digitale Form überführt, eine grundlegende Überarbeitung erfolgte nicht.
Geschichte der Thüringer Gasgesellschaft, Leipzig[01]
1867 gründete der Kommerzienrat Theodor Weigel mit einem Kapital von 450.000 RM in Gotha die Thüringer Gasgesellschaft (ThGG). Zwei Gaswerke in Aschersleben und Bitterfeld bildeten den Grundstock des Unternehmens. Der Erwerb mehrerer Gaswerke in der Umgebung Leipzigs (Leipzig-Sellerhausen, Leipzig-Lindenau) machte 1873 eine Verlegung des Firmensitzes hierher notwendig. 1893 erstreckte sich der Geschäftsbereich bereits auch auf Preußen, Österreich und Bayern.
In den ersten Jahren produzierte das Unternehmen Erzeugungs- und Verteilungsanlagen zur Gasversorgung auf Steinkohlenbasis. 1902 begann der Aufbau eines Netzes zur Versorgung mit Elektroenergie, 1904 die Gasfernversorgung. 1914/15 benennt das Handbuch der Aktiengesellschaften den Zweck des Unternehmens wie folgt: Erbauung, Erwerb, Pacht und Betrieb von Gasanstalten und von Anlagen zur Beleuchtung und Kraftabgabe aller Art sowie Beteiligung an solchen Unternehmen und deren Betrieb. Zu dieser Zeit gehörten bereits 24 Gas- und Elektrizitätswerke zum Besitz der ThGG. Sieben weitere waren gepachtet und an neun Werken bestanden Beteiligungen. Damit wurden 438 Städte und Gemeinden mit 900.000 Einwohnern versorgt. Das Unternehmen beschäftigte 2.905 Arbeiter und 355 Beamte. Den Vorsitz des Aufsichtsrates führte der Bankier Ferdinand Frege.
Anfangs befand sich der größte Teil des Unternehmens in Privatbesitz. Nach 1912 wurden mit Städten und Gemeinden sog. "gemischtwirtschaftliche Unternehmungen" gebildet.
Ab den 1920er Jahren dehnte die ThGG ihre Tätigkeit nach Baden-Württemberg aus. Im Harz und in Niedersachsen entstanden mit Werken in Bad Harzburg (später Goslar), Osterode, Kassel und Sarstedt neue Schwerpunkte. Einige Jahre später erwarb die ThGG die Mehrheit an der Aktiengesellschaft für Licht- und Kraftversorgung (LUK), München, sowie Anteile an der Rheinischen Wasserwerks Gesellschaft. 1930 erwarben die Preussische Elektrizitäts AG und die Elektra AG, Dresden (ab 1918: Aktiengesellschaft Sächsische Werke, ASW) zu gleichen Teilen die Mehrheit an der ThGG.
In den Jahren 1930 bis 1939 dehnten sich die energiewirtschaftlichen Aktivitäten vom Rhein bis nach Ostpreußen und von der Nordsee bis über die südlichen Landesgrenzen hinaus aus. Das Aktienkapital stieg bis 1940 auf 40 Mill. RM an. 1942 wurden von der Thüringer Gasgesellschaft 42 Gasunternehmen mit 125 Gaswerken und 30 Elektrizitätsversorgungsunternehmen mit 55 Elektrizitätswerken betreut, die über das ganze Reichsgebiet verstreut waren. Sie versorgten 4.000 Städte und Gemeinden mit ca. 4 Mill. Einwohnern.
Im Zweiten Weltkrieg hatten vornehmlich die Werke im westlichen Teil Deutschlands Schäden zu verzeichnen. Auf Grund des Befehls 124 der Sowjetischen Militäradministration Deutschlands wurden 1945 die Werke in Thüringen und Sachsen-Anhalt unter Sequester gestellt. Die Werke in Sachsen konnten ihren Betrieb bis 1948 fortführen, vermutlich, weil sich der größte Teil von ihnen in den Händen des Staates bzw. der Kommunen befand. Die Hauptleitung der Thüringer Gasgesellschaft und ihr in Sachsen liegender Besitz ging auf der Grundlage des Befehls 76 der SMAD mit Wirkung zum 1. Juli 1948 in Volkseigentum über und auf den Energiebezirk Ost über. Die neue Firmenbezeichnung lautete Energiebezirk Ost Vereinigung volkseigener Betriebe (Z) Thüringer Gas.
Bestandsgeschichte und –bearbeitung
Die Unterlagen der Thüringer Gasgesellschaft wurden in den Jahren 1956 und 1958 vom Nachfolger des Energiebezirkes Ost VVB (Z), dem VEB Verbundnetz Ost, zusammen mit Ablieferungslisten an das Staatsarchiv Leipzig übergeben. Die aus den 1950er Jahren stammenden Ablieferungslisten wurden 2019 retrokonvertiert. Die ursprüngliche Klassifikation wurde 2020 überarbeitet. Fehlende Angaben wurden ergänzt. Korrekturen und Vereinheitlichungen erfolgten nur in geringem Umfang.
Überlieferungsschwerpunkte
Zu den Schwerpunkten der Überlieferung gehören Vorstands-, Generalversammlungs- und Aufsichtsratsangelegenheiten, Beteiligungsverhältnisse, Anleihen und Hypotheken, Personalakten, Werbung, Statistik, Versicherungsangelegenheiten und Unternehmensbeteiligungen.
Hinweise zur Benutzung
Die Erfassung erfolgte mit der Archivsoftware AUGIAS 9.1. Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 20682, Thüringer Gasgesellschaft, Leipzig, Nr. (fettgedruckte Zahl).
Korrespondierende Bestände
20869 Thügina GmbH, Leipzig
20679 Gaswerk Engelsdorf GmbH
C. Fritzsche / V. Jäger
1980 / 2020
[01] Weigel, Th., Gedenkschrift zum 25-jährigen Bestehen der Thüringer Gasgesellschaft zu Leipzig, Leipzig 1885; Freudenthal, Karl, Thüringer Gasgesellschaft, Leipzig. Die Führung und Bewirtschaftung energiewirtschaftlicher Unternehmungen, Leipzig 1938; Adler, René, Staatsmonopolistische Regulierung und Verschmelzung der Interessen von Staat und Privatunternehmen in der Energiewirtschaft – dargestellt am Beispiel der Entwicklung der Thüringer Gasgesellschaft, Diplomarbeit, Leipzig 1990.
Das vorliegende Findbuch ist das Ergebnis einer Konversion der zu diesem Bestand vorhandenen Ablieferungslisten aus den 1950er Jahren. Ziel der Konversion war die Verbesserung der Recherchemöglichkeiten durch die Eingabe in die Erschließungsdatenbank Augias-Archiv. Dabei wurden die vorliegenden Angaben in die digitale Form überführt, eine grundlegende Überarbeitung erfolgte nicht.
Geschichte der Thüringer Gasgesellschaft, Leipzig[01]
1867 gründete der Kommerzienrat Theodor Weigel mit einem Kapital von 450.000 RM in Gotha die Thüringer Gasgesellschaft (ThGG). Zwei Gaswerke in Aschersleben und Bitterfeld bildeten den Grundstock des Unternehmens. Der Erwerb mehrerer Gaswerke in der Umgebung Leipzigs (Leipzig-Sellerhausen, Leipzig-Lindenau) machte 1873 eine Verlegung des Firmensitzes hierher notwendig. 1893 erstreckte sich der Geschäftsbereich bereits auch auf Preußen, Österreich und Bayern.
In den ersten Jahren produzierte das Unternehmen Erzeugungs- und Verteilungsanlagen zur Gasversorgung auf Steinkohlenbasis. 1902 begann der Aufbau eines Netzes zur Versorgung mit Elektroenergie, 1904 die Gasfernversorgung. 1914/15 benennt das Handbuch der Aktiengesellschaften den Zweck des Unternehmens wie folgt: Erbauung, Erwerb, Pacht und Betrieb von Gasanstalten und von Anlagen zur Beleuchtung und Kraftabgabe aller Art sowie Beteiligung an solchen Unternehmen und deren Betrieb. Zu dieser Zeit gehörten bereits 24 Gas- und Elektrizitätswerke zum Besitz der ThGG. Sieben weitere waren gepachtet und an neun Werken bestanden Beteiligungen. Damit wurden 438 Städte und Gemeinden mit 900.000 Einwohnern versorgt. Das Unternehmen beschäftigte 2.905 Arbeiter und 355 Beamte. Den Vorsitz des Aufsichtsrates führte der Bankier Ferdinand Frege.
Anfangs befand sich der größte Teil des Unternehmens in Privatbesitz. Nach 1912 wurden mit Städten und Gemeinden sog. "gemischtwirtschaftliche Unternehmungen" gebildet.
Ab den 1920er Jahren dehnte die ThGG ihre Tätigkeit nach Baden-Württemberg aus. Im Harz und in Niedersachsen entstanden mit Werken in Bad Harzburg (später Goslar), Osterode, Kassel und Sarstedt neue Schwerpunkte. Einige Jahre später erwarb die ThGG die Mehrheit an der Aktiengesellschaft für Licht- und Kraftversorgung (LUK), München, sowie Anteile an der Rheinischen Wasserwerks Gesellschaft. 1930 erwarben die Preussische Elektrizitäts AG und die Elektra AG, Dresden (ab 1918: Aktiengesellschaft Sächsische Werke, ASW) zu gleichen Teilen die Mehrheit an der ThGG.
In den Jahren 1930 bis 1939 dehnten sich die energiewirtschaftlichen Aktivitäten vom Rhein bis nach Ostpreußen und von der Nordsee bis über die südlichen Landesgrenzen hinaus aus. Das Aktienkapital stieg bis 1940 auf 40 Mill. RM an. 1942 wurden von der Thüringer Gasgesellschaft 42 Gasunternehmen mit 125 Gaswerken und 30 Elektrizitätsversorgungsunternehmen mit 55 Elektrizitätswerken betreut, die über das ganze Reichsgebiet verstreut waren. Sie versorgten 4.000 Städte und Gemeinden mit ca. 4 Mill. Einwohnern.
Im Zweiten Weltkrieg hatten vornehmlich die Werke im westlichen Teil Deutschlands Schäden zu verzeichnen. Auf Grund des Befehls 124 der Sowjetischen Militäradministration Deutschlands wurden 1945 die Werke in Thüringen und Sachsen-Anhalt unter Sequester gestellt. Die Werke in Sachsen konnten ihren Betrieb bis 1948 fortführen, vermutlich, weil sich der größte Teil von ihnen in den Händen des Staates bzw. der Kommunen befand. Die Hauptleitung der Thüringer Gasgesellschaft und ihr in Sachsen liegender Besitz ging auf der Grundlage des Befehls 76 der SMAD mit Wirkung zum 1. Juli 1948 in Volkseigentum über und auf den Energiebezirk Ost über. Die neue Firmenbezeichnung lautete Energiebezirk Ost Vereinigung volkseigener Betriebe (Z) Thüringer Gas.
Bestandsgeschichte und –bearbeitung
Die Unterlagen der Thüringer Gasgesellschaft wurden in den Jahren 1956 und 1958 vom Nachfolger des Energiebezirkes Ost VVB (Z), dem VEB Verbundnetz Ost, zusammen mit Ablieferungslisten an das Staatsarchiv Leipzig übergeben. Die aus den 1950er Jahren stammenden Ablieferungslisten wurden 2019 retrokonvertiert. Die ursprüngliche Klassifikation wurde 2020 überarbeitet. Fehlende Angaben wurden ergänzt. Korrekturen und Vereinheitlichungen erfolgten nur in geringem Umfang.
Überlieferungsschwerpunkte
Zu den Schwerpunkten der Überlieferung gehören Vorstands-, Generalversammlungs- und Aufsichtsratsangelegenheiten, Beteiligungsverhältnisse, Anleihen und Hypotheken, Personalakten, Werbung, Statistik, Versicherungsangelegenheiten und Unternehmensbeteiligungen.
Hinweise zur Benutzung
Die Erfassung erfolgte mit der Archivsoftware AUGIAS 9.1. Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 20682, Thüringer Gasgesellschaft, Leipzig, Nr. (fettgedruckte Zahl).
Korrespondierende Bestände
20869 Thügina GmbH, Leipzig
20679 Gaswerk Engelsdorf GmbH
C. Fritzsche / V. Jäger
1980 / 2020
[01] Weigel, Th., Gedenkschrift zum 25-jährigen Bestehen der Thüringer Gasgesellschaft zu Leipzig, Leipzig 1885; Freudenthal, Karl, Thüringer Gasgesellschaft, Leipzig. Die Führung und Bewirtschaftung energiewirtschaftlicher Unternehmungen, Leipzig 1938; Adler, René, Staatsmonopolistische Regulierung und Verschmelzung der Interessen von Staat und Privatunternehmen in der Energiewirtschaft – dargestellt am Beispiel der Entwicklung der Thüringer Gasgesellschaft, Diplomarbeit, Leipzig 1990.
09.03
Aufsichtsratssitzungen.- Enteignung 1948.- Geschäftsberichte.- Finanzen.- Personalakten.- Pensionskasse.- Bauakten.- Grundstücksangelegenheiten.- Technische Berichte.- Rohrnetzpläne.- Beteiligung an Gas- und Elektrizitätswerken (Geschäftsberichte und Satzungen).- Mitgliedschaft in Vereinigungen.
Die Thüringer Gasgesellschaft AG (ThGG) entstand 1867 in Gotha. 1873 verlegte sie ihren Sitz nach Leipzig. In der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts war die Entwicklung der ThGG durch die Zunahme des Geschäfts mit Elektroenergie sowie die Pacht von Energieerzeugungsanlagen bzw. deren Betrieb durch gemischtwirtschaftliche Unternehmen geprägt. Die ThGG entwickelte sich zu einer technischen und kaufmännischen Beratungs- und Betriebsführungsgesellschaft und war 1928 eines der größten Privatunternehmen in der deutschen Energiewirtschaft. Während des Zweiten Weltkriegs war sie an der wirtschaftlichen Ausbeutung der besetzten Länder beteiligt. Auf der Grundlage des Befehls Nr. 76/1948 der SMAD gingen die Hauptleitung der ThGG und ihr in Sachsen liegender Besitz zum 1. Juli 1948 auf den Energiebezirk Ost über. Die neue Firmenbezeichnung lautete Energiebezirk Ost Vereinigung Volkseigener Betriebe (Z) Thüringer Gas.
- 2020 | Findbuch / Datenbank
- 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5