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Beständeübersicht

Bestand

20849 Julius Müller, Feuerwehrapparate Döbeln

Datierung1877 - 1950
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)0,22
Geschichte der Fa. Julius Müller

Im Jahre 1849 gründete der Gürtlermeister Ernst Julius Gottlieb Müller die später weit bekannte Spritzenfabrik in Döbeln. Sie gehörte zu den Unternehmen, die sich aus bescheidenen Anfängen heraus im In- und Ausland namhaft machten und expandierten. Anfänglich fertigte der neue Betrieb in dafür angemieteten Räumen Pfeifenringe, bis Ende der 1850er Jahre die Messinggießerei eingeführt wurde. Nach dem Erwerb einer Abteilung für Gelbgießerei vom Döbelner Kupferschmied Voigt Anfang der 1860er Jahre formierte sich der Betrieb in eine reine Gelbgießerei um. Der Firmeninhaber Julius Müller war ab 1862 Obermeister der Gürtlerinnung, bis diese rund zwanzig Jahre später aufgelöst wurde.

1868 mietete Müller in der Niedermühle Räume mit Kraftantrieb für Drehbänke und andere Maschinen an. Dass sein ältester Sohn, der ebenfalls das gleiche Handwerk erlernte, 1875 nach Döbeln zurückkehrte und sich in diesem Zeitraum die hiesige Ortsfeuerwehr gründete, gab Anlass zur Fertigung von Feuerlöschspritzen. Diese Produktionsnovellierung verlief so erfolgreich, dass sich die Firma Julius Müller über die königlich-sächsischen Grenzen hinaus einen guten Ruf erwarb. Lieferungen erfolgten neben Nord- und Südamerika, über China, Russland und den Orient in sämtliche Erdteile. Bis zur Errichtung der Zollschranken waren das zaristische Russland und die Donaumonarchie die Hauptabnehmer Müller`scher Feuerspritzen; danach expandierte das Familienunternehmen auch nach Bulgarien und die Türkei.

Eine erste Eintragung im Handelsregister erfolgte allerdings erst am 4. Juli 1879. Im Jahre 1894 vertraute Julius Müller sein namhaftes Geschäft dem ältesten Sohn, Otto Julius Müller, an. Der jüngere Sohn Müllers war bereits seit den 1880er Jahren städtischer Brandmeister Leipzigs. Durch das stetig wachsende Geschäft musste Otto Julius die Produktionsstätten erweitern, weshalb er 1901 die Kyllsche Maschinenfabrik samt allen Maschinen und der dazugehörigen Eisengießerei aufkaufte. Unter seiner Leitung differenzierte sich auch das Produktrepertoire: Neben Feuerspritzen fertigte die Firma seit Mitte der 1890er Jahre äußerst erfolgreich Fäkalienabfuhrwagen nach einem besonderen Patent, Fahrgeräte für städtische und andere Behörden sowie motorisierte Spritzen.

Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges bestand die Firma in der Rechtsform einer OHG. Am 22. November 1945 wurde sie auf Grundlage des Befehls 124 der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) in treuhänderische Verwaltung übernommen, durch Volksentscheid vom 30. Juni 1946 landeseigen und schließlich am 15. Oktober 1948 im Handelsregister gelöscht. Nachfolgebetrieb war der ebenfalls Feuerlöschfahrzeuge und –geräte vertreibende VEB Sächsische Feuerlöschgerätefabrik und Eisengießerei, der am 12. August 1952 im Handelsregister C eingetragen wurde. Am 23. Dezember 1954 erfolgte die Namensänderung in VEB Eisengießerei und Metallwerk Döbeln. In Folge der Eingliederung der Firma in den VEB Döbelner Beschläge- und Metallwerk wurde o. g. Firma am 15. Dezember 1958 im Handelsregister gelöscht.

Bestandsgeschichte und –bearbeitung

Das Sächsische Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig übernahm das Schriftgut der Firma Julius Müller, Feuerwehrapparate Döbeln, mit einer Laufzeit von 1877 bis 1950 von der Döbelner Beschläge und Metallwerk GmbH. Dabei handelt es sich um 0,22 lfm Unterlagen, 85 Produktfotos (positiv, schwarz/weiß) und 68 Glasplattennegative (schwarz/weiß). Die Akten wurden durch Herrn Dr. Handke, die fotografische Überlieferung durch Herrn Kühn erschlossen.

Überlieferungsschwerpunkte

Bei den Sachakten beinhaltet die nur rudimentär vorhandene Überlieferung vor allem Versicherungen, Verträge sowie Personal- und Produktionsangelegenheiten. Produktfotos sind in einem Album und in Form von Glasplattennegativen vorhanden. Sämtliche 68 Glasplattennegative wurden nach einer restauratorischen Behandlung gescannt. Ausdrucke dieser Scans bilden jetzt die Archivalieneinheiten Nr. 8 (Spritzen- und Hydrantenwagen) und Nr. 9 (motorisierte Löschfahrzeuge). Diese Ausdrucke sowie die Scans stehen für die Benutzung zur Verfügung, die Glasplattennegative (Nr. 10) sind für die Benutzung gesperrt. Eine Konkordanzliste (u. a. Signatur des Ausdrucks, Signatur der Original-Glasplatte) ist den Nr. 8 und 9 beigefügt. Die Signatur der Original-Glasplatte (ergänzt durch ein "D" für Durchsicht) entspricht auch dem Dateinamen des Scans.

Verweis auf korrespondierende Bestände

In folgenden Beständen des Sächsischen Staatsarchivs - Staatsarchiv Leipzig sind weiterführende Informationen über die Firma Julius Müller, Feuerwehrapparate Döbeln, zu finden:

- 20119 AG Döbeln, Nr. 684: Handelsregisterakten; Nr. 773: Konkurssache
- 20206 Oberfinanzpräsident Leipzig: Devisenprüfungen
- 20226 Kreisbauernschaft Döbeln: Zahlungsaufforderungen
- 20237 Bezirkstag / Rat des Bezirkes Leipzig: Sicherung von Vermögenswerten gemäß SMAD- Befehle Nr. 124 und 64)

Weiterhin existiert eine 2001 unter dem Titel Chronik der Familie Müller und der von ihr gegründeten Feuerlöschgerätefabrik Julius Müller erschienene Publikation von Hans Müller über das Familienunternehmen.

Martin Kühn

Februar 2011


Hans Müller: Chronik der Familie Müller und der von ihr gegründeten Feuerlöschgerätefabrik Julius Müller. 2001
Versicherungen.- Konkursverfahren.- Verträge.- Personal.- Produktion.- Produktfotos.
Die Firma Julius Müller wurde im Jahr 1849 gegründet und produzierte zunächst Pfeifenringe. Im Handelsregister erfolgte die erste Eintragung am 4. Juli 1879. Nach Sequestrierung und Enteignung wurde die Firma am 15. Oktober 1948 im Handelsregister gelöscht. Nachfolger war der VEB Sächsische Feuerlöschgerätefabrik und Eisengießerei. Die Firma produzierte und vertrieb weltweit Feuerlöschfahrzeuge, Feuerlöschgeräte und Fäkalienabfuhrwagen.
  • 2011 | Findbuch / Datenbank
  • 2025-02-25 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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