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Beständeübersicht

Bestand

20878 VEB Industriearmaturen Leipzig

Datierung1951 - 1995
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)11,40

Bestand enthält auch 5 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular

Geschichte des VEB Industriearmaturen Leipzig

Der VEB Industriearmaturen Leipzig hat seinen Ursprung in der Firma Schumann, die 1882 als Gießerei in Leipzig-Leutzsch gegründet wurde. Im Jahre 1918 erfolgte eine Umwandlung in eine Kommanditgesellschaft, nachdem zusätzlich die Produktion von Armaturen, im Jahre 1888 von Apparatebau-Erzeugnissen und im Jahre 1906 von Kokillenguss (als erste in Deutschland), aufgenommen wurde. In der weiteren Entwicklung wurden die Betriebsteile für Grauguss (1923) und Spritzguss (1926) neu eingerichtet. Der unterdessen unter dem Namen Schumann & Co., Eisengießerei und Apparatebau Leipzig arbeitende Betrieb führte sowohl im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg umfangreiche Rüstungsaufträge aus, die sich im Wesentlichen auf Armaturen und Apparate für U-Boote und die Granatenherstellung erstreckten. Die Zahl der Beschäftigen stieg bis auf rund 700 im Jahr 1943, davon ca. 89 Kriegsgefangene (Franzosen, Belgier, Tschechen u. a.).

Da der Betrieb keine Kriegsschäden davontrug, konnte bereits 1945 mit der Friedensproduktion begonnen werden. Auf Grund des Volksentscheides vom 30. Juni 1946 in Sachsen wurde der Betrieb enteignet. Am 1. Juli 1946 ging die Firma von der deutschen Selbstverwaltung des Bundeslandes Sachsen in sowjetisches Eigentum als Reparationsleistung über. Der Betrieb hatte die Bezeichnung "Staatliche Aktiengesellschaft Transmasch Schumann & Co., Leipzig" und war der sowjetischen Vermögensverwaltung unterstellt. Der größte Teil der Erzeugnisse wurde als Reparationsleistungen in die Sowjetunion geliefert. [01]
Zu der neu gebildeten Sowjetischen Aktiengesellschaft (SAG) Schumann & Co. Armaturen- und Apparatebau Leipzig gehörten:

1. das Armaturenwerk Leipzig (gegründet 1891)
2. die Gießerei Leipzig-Leutzsch (gegründet 1882). [02]

In Übereinstimmung mit dem Protokoll zwischen der UdSSR und der DDR vom 22. August 1953 über die Einstellung der Reparationsleistungen, erfolgte am 1. Januar 1954 die Übergabe des Betriebes in Volkseigentum unter dem Namen "VEB Industriearmaturen und Apparatebau Leipzig". [03] Nach zeitweilig auftretenden Problemen bei der Auslastung der in der Zeit der Sowjetischen Aktiengesellschaft stark erweiterten Kapazität konnten 1957 wieder betriebstypische Produkte gefertigt werden. Das waren vor allem Zubehör- und Ersatzteile für Kessel, Ölkühler, Wärmetauscher und ähnliches. Zur Bearbeitung von Ventilgehäusen wurde in diesem Jahr auch die erste vollautomatische Taktstrasse in Betrieb genommen. Bis 1965 waren bereits 33% der Produktion standardisiert. Exporte erfolgten in osteuropäische Länder, unter anderem in die Sowjetunion, in die Bundesrepublik Deutschland, nach Frankreich und Großbritannien. [04]

Zunächst unterstand der Betrieb der Hauptverwaltung Leichtmaschinenbau im Ministerium für Maschinenbau bzw. Allgemeinen Maschinebau. Später erfolgte eine Zuordnung zur VVB Armaturen bzw. Armaturen und Hydraulik, Halle.
Vom Ende der 1970er Jahre bis 1990 gehörte der VEB Industriearmaturen Leipzig zum Armaturenkombinat Magdeburg, mit Sitz in Magdeburg. Mit über 19000 Beschäftigten in 15 Betrieben und einer Sortimentsstruktur von mehr als 100000 Bauarten und Ausführungsvarianten gehörte das Armaturenkombinat zu den größten Armaturenproduzenten der Welt. Den international guten Ruf der Armaturen des Kombinates dokumentierten unter anderem ein Exportanteil von über 30%, Ausstellungen auf der Leipziger Messe und Auszeichnungen mit Goldmedaillen 1973, 1976, 1978 und 1984. Im Jahre 1982 feierte er sein 100jähriges Betriebsjubiläum. Im Armaturenkombinat waren bedeutende Hersteller von Industrie- und Sanitär-Armaturen der Deutschen Demokratischen Republik vereinigt. Zu ihm gehörten aber auch wichtige Zulieferindustrien, wie z. B. Gießereien für Stahlguß, Grauguß, Aluminium und Buntmetalle. Einige Betriebe des Kombinats in Magdeburg, Leipzig, Roßwein u. a. entwickelten und produzierten seit über 100 Jahren Armaturen. [05]

Der VEB Industriearmaturen- und Apparatebau Leipzig wurde mit notarieller Beurkundung vom 25. Juni 1990 (VEB und Treuhandanstalt) auf der Grundlage der Verordnung zur Umwandlung von volkseigenen Kombinaten, Betrieben und Einrichtungen in Kapitalgesellschaften vom 1. März 1990 [06] in die Industriearmaturen Leipzig GmbH im Aufbau umgewandelt. Eine Eintragung in das Handelsregister B des Kreisgerichtes Leipzig-Stadt erfolgte am 1. August 1990. In der Zeit von 1990 bis 1993 wurden alle betrieblichen Objekte außerhalb des Standortes Karl-Heine-Strasse durch die Treuhandanstalt Leipzig zum Verkauf angeboten bzw. bestehende Miet- und Pachtverträge gekündigt. Der Gießereibetrieb wurde per 28. Februar 1992 eingestellt.


Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Der Bestand Industriearmaturen Leipzig umfaßt insgesamt rd. 3,0 lfm sowie 79 Fotos.
Das Archivgut wurde in zwei Etappen an das Sächsische Staatsarchiv Leipzig übergeben:
1. 11. September 1997 - 0,70 lfm; 55 Akteneinheiten (außer einem Übergabeprotokoll lagen keine Findhilfsmittel vor).
2. 21. Juni 2001 - 2,30 lfm; 69 Akteneinheiten (keine Findhilfsmittel).
Das Schriftgut befand sich in den meisten Fällen in Ordnern und Mappen abgeheftet. Die Akten waren bis auf wenige Ausnahmen sauber und in einem guten Zustand.

Die Erschließung des Bestandes erfolgte in zwei verschiedenen Zeitabschnitten 1997 und 2001. Als Ergebnis der Erschließung des Archivgutes aus der Übernahme des Jahres 1997 lag bereits ein Findbuch über 55 Akteneinheiten vor. Durch die Bestandsergänzung im Juni 2001 erfolgte in Verbindung mit der Bearbeitung der neu übernommenen Unterlagen eine Überarbeitung der bereits erschlossenen Akteneinheiten, bei der die Datumsangaben, die Aktentitel und die Enthältvermerke überprüft wurden. Die Verzeichnungsangaben wurden, wenn erforderlich, präzisiert bzw. verbessert und die Gliederung aktualisiert.

Die Aktenbildung erfolgte nach Betreffen, Korrespondenzen und nach Schriftstückarten. Bei der Verzeichnung wurden die "Ordnungs- und Verzeichnungsgrundsätze für die staatlichen Archive der DDR" [07] als Orientierungshilfe benutzt. Anwendung fand die einfache und erweiterte Verzeichnung.
Der Bestand ist in Anlehnung an das Bewertungsmodell für den Registraturbildnertyp "Sozialistische Industrie" gegliedert, das allerdings nicht schematisch angewandt, sondern durch neue Bewertungsaspekte ergänzt wurde. Der Aufbau in den Gliederungspunkten erfolgte nur zum Teil chronologisch. Bei Bandbildung und auch Sortierfolge nach Sachgebieten wurde die Chronologie unterbrochen.

Während der Bewertung des Schriftgutes fiel nur sehr wenig Kassationsgut an.
Kassiert wurden Mehrfachüberlieferungen, leere Formulare und Zettel sowie kurze Notizblätter ohne historischen oder juristischen Wert.

Überlieferungsschwerpunkte

Der Gesamtbestand umfaßt den Zeitraum von 1951 bis 1995. Bei dem Bestand handelt es sich vorwiegend um technische Unterlagen, die vor allem dem Bereich Forschung und Entwicklung (technische Zeichnungen, technische Projekte, Neuentwicklungen, wissenschaftliche Abschlussberichte) zuzuordnen sind. Des Weiteren gehören zur Überlieferung viele DDR- und Fachbereichsstandards sowie andere technische Vorschriften. Leitungsunterlagen sind nur in geringem Umfang überliefert. Die schriftlichen Dokumentationen zur Betriebsgeschichte und Entwicklung des Industriezweiges Industriearmaturen Leipzig, Jahresabschlüssen, Forschung und Entwicklung sowie Wissenschaft und Technik sind sehr umfangreich belegt. Die restliche Überlieferung ist fragmentarisch. Für wissenschaftliche Forschungen zur DDR-Wirtschaftsgeschichte könnten die Dokumente "Analysen des Industriezweiges Armaturen" und auch die Unterlagen aus dem Bereich Forschung und Entwicklung, Wissenschaft und Technik von Interesse sein.

Verweis auf korrespondierende Bestände:

20867 Schumann & Co., Eisengießerei und Apparatebau Leipzig (1885 – 1947)
20870 SAG Schumann & Co. Leipzig (1946 – 1953)

J. Kunze

Leipzig, September 2001


[01] Vgl. StA Leipzig, VEB Industriearmaturen Leipzig, Nr. 1.
[02] Leipziger Wirtschafts-Handbuch (3. Band), hrsg. von der IHK Leipzig, Leipzig 1930.
[03] Vgl. StA Leipzig, VEB Industriearmaturen Leipzig, Nr. 44.
[04] Broschüre Plagwitz: Aus der Geschichte des Vorortes und seiner Industrie, hrsg. vom Rat der Stadt Leipzig, 1986, S. 65 – 67.
[05] Katalog: Armaturen aus der DDR, Büros von TechnoCommerz, Berlin.
[06] GBl. Der DDR, Teil I, 1990, Nr. 14, S. 107 ff.
[07] Ordnungs- und Verzeichnungsgrundsätze für die staatlichen Archive der DDR, hrsg. vom MdI der DDR, Potsdam 1964.
Leitung.- Planung.- Bilanzen.- Berichte.
Der VEB Industriearmaturen Leipzig wurde am 1. Januar 1954 in Umsetzung des sowjetisch-deutschen Protokolls vom 22. August 1953 über die Einstellung der Entnahmen der deutschen Reparationen aus der SAG Schumann & Co. gebildet. Er unterstand zunächst der Hauptverwaltung Leichtmaschinenbau. Später erfolgte die Zuordnung zur VVB Armaturen bzw. Armaturen und Hydraulik Halle. Der Betrieb produzierte vor allem Zubehör- und Ersatzteile für Kessel, Ölkühler und Wärmetauscher. Er wurde 1990 in die Industriearmaturen Leipzig GmbH im Aufbau umgewandelt.
Der Bestand enthält auch Schriftgut der Industriearmaturen Leipzig GmbH.
  • 1997 mit Nachtrag 2001 | Findbuch / Datenbank
  • 2017 | Abgabeverzeichnis für 7,9 lfm
  • 2025-02-25 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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