Beständeübersicht
Bestand
20896 Schroedersche Papierfabrik, Golzern
Datierung | 1857 - 1953, 1962 |
---|---|
Benutzung im | Staatsarchiv Leipzig |
Umfang (nur lfm) | 12,30 |
Zur Geschichte der Schroederschen Papierfabrik Golzern
In der Nähe der Gebäude des heutigen VEB Papierfabrik Golzern, Kreis Grimma, stand seit 1838 eine Papiermühle, welche sich im Besitz der Fa. J. G. Stichel befand, der als Teilhaber Romilo Otto Gottschald angehörte. Nach einem Totalbrandschaden 1851 veranlaßte dieser seinen Schwager, Adolph Schroeder in Leipzig, den Inhaber der seit 1825 bestehenden Papiergroßhandlung Sieler & Vogel, Leipzig, mit ihm zusammen eine Papierfabrik mit modernstem Maschinenpark aufzubauen. Die Papiergroßhandlung, die ab 1855 im Alleinbesitz von A. Schroeder war, sollte den Absatz sichern.
Der Bau begann im Jahre 1860. Im Sommer 1862 wurde die Produktion aufgenommen. Nach dem Tode von Adolph Schroeder im Jahre 1876 übernahmen zwei der 3 Söhne, Max und Martin, die Geschäftsführung. Unter ihrer Leitung wurden für den Absatz durch das Stammhaus Sieler & Vogel, Leipzig, Filialen in Berlin (1882) und 7 Jahre später in Hamburg gegründet, denen 1924 noch eine weitere in München folgte. In der Max und Martin folgenden Leitung der Fabrik befanden sich nur Familienmitglieder; die Firma wurde zu einer Kommanditgesellschaft entwickelt, der ausschließlich Familienangehörige, bzw. angeheiratete Familienmitglieder als Gesellschafter angehörten. Die Oberleitung hatte jeweils ein Familienmitglied, so ab 1907 Fritz Schroeder, ab 1929 Georg Schroeder. Nach 1933 leitete als Betriebsführer Direktor Schwaneberger die Fabrik bis zur Übernahme ins Volkseigentum am 31.7.1947. Durch Ankauf kam 1882 auch eine abgebrannte Mühle in Böhlen, die sog. "Neumühle" in den Besitz der Papierfabrik. Sie wurde als Holzschleiferei wieder aufgebaut. Weiter wurden 1913 die Grundstücke der in Konkurs gekommenen Maschinenbauanstalt angekauft. Diese war nach einem Großbrand 1869, der große Teile der Maschinenbauanstalt vernichtet hatte, wieder aufgebaut worden. Sie befand sich in der Nachbarschaft der Papierfabrik, weshalb nunmehr durch den Ankauf auch die Wasserkraft dieses Werkes der Papierfabrik allein zugute kam.
In den Räumen der stillgelegten Maschinenbauanstalt wurden 1914 Lager für kriegsgefangene Franzosen, Russen und Serben eingerichtet, die zum größten Teil in Steinbrüchen, in geringem Umfang auch in der Papierfabrik arbeiteten. Auch im 2.Weltkrieg wurden im Werk Kriegsgefangene und Fremdarbeiter eingesetzt. 1944 wurde die Papierfabrikation eingestellt, die Räume wurden von Kriegsmaterial herstellenden bzw. kriegsverlagerten Betrieben belegt, bis die Zerschlagung des Hitlerfaschismus diesem Zweck ein Ende bereitete.
Am 1. August 1947 wurde der Betrieb ins Volkseigentum übernommen und erhielt den Namen VEB Papierfabrik Golzern.
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Der Aktenbestand dieses Familienbetriebes wurde 1963 dem Landesarchiv Leipzig auf Grund von Absprachen mit der Betriebsleitung des VEB Papierfabrik Golzern vollkommen ungeordnet und ohne Abgabeverzeichnis übergeben. Er umfaßte ca.16 lfm. Der Bestand wurde von dem Unterzeichneten geordnet, findbuchfertig verzeichnet und das kassationsreife Schriftgut entfernt, so daß als archivwürdiger Bestand nur noch 6,0 lfdm mit 367 Akten verbleiben.
Überlieferungsschwerpunkte
Der Bestand enthält alle Unterlagen, die Auskunft über die Gründung und Entwicklung des Betriebes, über die Produktionsmethoden und die Lohnverhältnisse sowie die soziale und kulturelle Entwicklung des Betriebes geben. Neben kriegsbedingtem Schriftgut, wie z. B. eines für das Jahr 1944 genauestens geführten Wachbuches über Luftlagemeldungen, Kriegsgefangenenangelegenheiten usw., sind besonders Vorgänge, welche die Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung betreffen, hervorzuheben, so z. B. die Verfolgung der KPD-Mitglieder 1933, Versuche der Werksleitung schon im kaiserlichen Deutschland, die Arbeiterschaft von der Wahl der SPD abzuhalten, verhängte Geldstrafen gegen Belegschaftsmitglieder und andere. Diese Akten sind im Quellennachweis zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung in Betrieben des Bezirkes Leipzig gesondert ausgewiesen.
Dr. Höhnel
Leipzig, am 30.4.1965
In der Nähe der Gebäude des heutigen VEB Papierfabrik Golzern, Kreis Grimma, stand seit 1838 eine Papiermühle, welche sich im Besitz der Fa. J. G. Stichel befand, der als Teilhaber Romilo Otto Gottschald angehörte. Nach einem Totalbrandschaden 1851 veranlaßte dieser seinen Schwager, Adolph Schroeder in Leipzig, den Inhaber der seit 1825 bestehenden Papiergroßhandlung Sieler & Vogel, Leipzig, mit ihm zusammen eine Papierfabrik mit modernstem Maschinenpark aufzubauen. Die Papiergroßhandlung, die ab 1855 im Alleinbesitz von A. Schroeder war, sollte den Absatz sichern.
Der Bau begann im Jahre 1860. Im Sommer 1862 wurde die Produktion aufgenommen. Nach dem Tode von Adolph Schroeder im Jahre 1876 übernahmen zwei der 3 Söhne, Max und Martin, die Geschäftsführung. Unter ihrer Leitung wurden für den Absatz durch das Stammhaus Sieler & Vogel, Leipzig, Filialen in Berlin (1882) und 7 Jahre später in Hamburg gegründet, denen 1924 noch eine weitere in München folgte. In der Max und Martin folgenden Leitung der Fabrik befanden sich nur Familienmitglieder; die Firma wurde zu einer Kommanditgesellschaft entwickelt, der ausschließlich Familienangehörige, bzw. angeheiratete Familienmitglieder als Gesellschafter angehörten. Die Oberleitung hatte jeweils ein Familienmitglied, so ab 1907 Fritz Schroeder, ab 1929 Georg Schroeder. Nach 1933 leitete als Betriebsführer Direktor Schwaneberger die Fabrik bis zur Übernahme ins Volkseigentum am 31.7.1947. Durch Ankauf kam 1882 auch eine abgebrannte Mühle in Böhlen, die sog. "Neumühle" in den Besitz der Papierfabrik. Sie wurde als Holzschleiferei wieder aufgebaut. Weiter wurden 1913 die Grundstücke der in Konkurs gekommenen Maschinenbauanstalt angekauft. Diese war nach einem Großbrand 1869, der große Teile der Maschinenbauanstalt vernichtet hatte, wieder aufgebaut worden. Sie befand sich in der Nachbarschaft der Papierfabrik, weshalb nunmehr durch den Ankauf auch die Wasserkraft dieses Werkes der Papierfabrik allein zugute kam.
In den Räumen der stillgelegten Maschinenbauanstalt wurden 1914 Lager für kriegsgefangene Franzosen, Russen und Serben eingerichtet, die zum größten Teil in Steinbrüchen, in geringem Umfang auch in der Papierfabrik arbeiteten. Auch im 2.Weltkrieg wurden im Werk Kriegsgefangene und Fremdarbeiter eingesetzt. 1944 wurde die Papierfabrikation eingestellt, die Räume wurden von Kriegsmaterial herstellenden bzw. kriegsverlagerten Betrieben belegt, bis die Zerschlagung des Hitlerfaschismus diesem Zweck ein Ende bereitete.
Am 1. August 1947 wurde der Betrieb ins Volkseigentum übernommen und erhielt den Namen VEB Papierfabrik Golzern.
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Der Aktenbestand dieses Familienbetriebes wurde 1963 dem Landesarchiv Leipzig auf Grund von Absprachen mit der Betriebsleitung des VEB Papierfabrik Golzern vollkommen ungeordnet und ohne Abgabeverzeichnis übergeben. Er umfaßte ca.16 lfm. Der Bestand wurde von dem Unterzeichneten geordnet, findbuchfertig verzeichnet und das kassationsreife Schriftgut entfernt, so daß als archivwürdiger Bestand nur noch 6,0 lfdm mit 367 Akten verbleiben.
Überlieferungsschwerpunkte
Der Bestand enthält alle Unterlagen, die Auskunft über die Gründung und Entwicklung des Betriebes, über die Produktionsmethoden und die Lohnverhältnisse sowie die soziale und kulturelle Entwicklung des Betriebes geben. Neben kriegsbedingtem Schriftgut, wie z. B. eines für das Jahr 1944 genauestens geführten Wachbuches über Luftlagemeldungen, Kriegsgefangenenangelegenheiten usw., sind besonders Vorgänge, welche die Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung betreffen, hervorzuheben, so z. B. die Verfolgung der KPD-Mitglieder 1933, Versuche der Werksleitung schon im kaiserlichen Deutschland, die Arbeiterschaft von der Wahl der SPD abzuhalten, verhängte Geldstrafen gegen Belegschaftsmitglieder und andere. Diese Akten sind im Quellennachweis zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung in Betrieben des Bezirkes Leipzig gesondert ausgewiesen.
Dr. Höhnel
Leipzig, am 30.4.1965
Festschrift zum 50jährigen Bestehen der Schroeder`schen Papierfabrik (Sieler & Vogel) in Golzern 1862 - 1912, Leipzig 1912 (L Schroedersche Papierfabrik).- Denkschrift zur Feier des fünfundsiebzigjährigen Jubiläums der Firma Sieler & Vogel in Leipzig, Leipzig 1900 (L Sieler).- Ein Jahrhundert Sieler & Vogel - Schrödersche Papierfabrik, Leipzig, Berlin, Hamburg, München. Werden und Wirken, Leipzig o. J. (L).- Festschrift des VEB Papierfabrik Golzern 1862 - 1962, Leipzig 1962 (L Papierfabrik)
Besitzverhältnisse und Eigentumsverhältnisse.- Bilanzen.- Kundenkorrespondenz.- Korrespondenz mit Fachverbänden und Behörden.- Arbeit und Soziales.
Die Papierfabrik wurde von 1860 bis 1862 durch Adolph Schroeder in Golzern bei Grimma errichtet. 1947 erfolgte die Verstaatlichung zum VEB Papierfabrik Golzern.
- 2005 | Findbuch / Datenbank
- 2024-11-19 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5