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Beständeübersicht

Bestand

20934 VVB Leder und Kunstleder Leipzig

Datierung1946 - 1980
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)18,87

Bestand enthält auch 7 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular

Vorbemerkung

Das vorliegende Findbuch ist das Ergebnis einer Konversion des bereits zu diesem Bestand vorhandenen maschinenschriftlichen Findbuches aus dem Jahr 1992. Ziel der Konversion war die Verbesserung der Recherchemöglichkeiten durch die Eingabe in die Erschließungs-datenbank Augias-Archiv. Dabei wurden die maschinenschriftlich vorliegenden Angaben ohne inhaltliche Veränderung in die digitale Form überführt. Die im Findbuch von 1992 verwendete Terminologie blieb folglich unberührt. Dies gilt sowohl für die einzelnen Ver-zeichnungsangaben als auch für die Findbucheinleitung.
Neu eingearbeitet wurden 2016 weitere Personalakten, v. a. von Direktoren der unterstellten VEB (0,3 lfm, Signaturen 664 – 668 und 737 – 744, Übernahme aus dem Bundesarchiv, Außenstelle Coswig 1996) und die bisher nicht überlieferten Geschäftsberichte der VVB für 1966 - 1977 (bisher nicht belegte Signaturen 401, 658, 203, Übernahme von der Rhenus Office Systems GmbH 2010).

Dolores Herrmann

August 2016

Geschichte der VVB Leder und Kunstleder Leipzig

Die Entwicklung des Industriezweiges Leder-Kunstleder-Pelz in der SBZ / DDR nach 1945 war gekennzeichnet von häufigen Umstrukturierungen. Den ersten Einschnitt hatte es 1948 gegeben, als mit der Erweiterung der Stellung der "Deutschen Wirtschaftskommission" (DWK) die bis zu diesem Zeitpunkt dem Land zugeordneten staatlichen Betriebe des Industriezweiges zentral unterstellt und als VVB (Z) Vereinigungen Volkseigener Betriebe (Zentrale) zusammengefasst wurden. Die von der Treuhand verwalteten Leder- und Kunstlederbetriebe wurden der VVB (Z) Lederherstellung Dresden zugeordnet.
Im Zeitraum von 1948 bis 1952 erfolgte eine Verstaatlichung vieler größerer Betriebe.[01] 1952 wurde die Leitung der Wirtschaft neu strukturiert. Die VVB (Z) wurden aufgelöst und Hauptverwaltungen gebildet. Die Hauptverwaltung Leder/Kunstleder/Pelz hatte ihren Sitz am traditionsreichen "Brühl" in Leipzig. Im Laufe der 1950er Jahre erreichte der staatliche Sektor in der Industrie das absolute Übergewicht. Auch im Industriezweig Leder und Kunstleder, indem noch relativ lange mittlere und kleinere Betriebe dominiert hatten, drang das Volkseigentum weiter vor.
Das Produktionsprofil sowie -volumen des Industriezweiges wurden durch die außen- und innenpolitische Situation geprägt. Während der Zeit des Kalten Krieges wurde der Rohstoff-export in die östlichen Länder Europas stark eingeschränkt oder war für die Zeit zu teuer. Das Defizit konnte im Industriezweig Leder nicht durch einheimische Produkte, wie Felle oder Häute abgedeckt werden. Die Situation verschärfte sich noch durch die Stagnation der landwirtschaftlichen Produktion in der DDR. So konnte zwar das Produktionsvolumen bei Leder von 1949 bis 1958 um das 2,4-fache gesteigert werden, jedoch Ende der 1950er Jahre war der Rohstoffmangel deutlich spürbar und zunehmend wurde nach Alternativen gesucht.
Eine erneute Veränderung der Wirtschaftsstruktur in der DDR wurde mit dem "Gesetz der Vervollkommnung und Vereinfachung der Arbeit des Staatsapparates in der DDR" vom 11. Februar 1958 wirksam. Damit war die staatliche Plankommission das oberste wirtschaftsleitende Organ. Ihr unterstanden Abteilungen, die nach dem Industriezweigprinzip gebildet wurden. Für die mittlere Leitung wurden "Vereinigungen Volkseigener Betriebe" (VVB) geschaffen. Die VVB war das leitende Wirtschaftsorgan für die ihr unterstellten staatlichen Betriebe und somit für die ökonomische und politische Entwicklung in den einzel-nen Betrieben und den zugeordneten Instituten und Projektierungsbüros verantwortlich.[02]
Bis zur Mitte des Jahres 1958 nahmen 74 VVB ihre Tätigkeit auf, wobei die jeweils unter-stellten VEB ihre juristische Selbstständigkeit erhielten. Die Zusammenfassung und Zu-ordnung von Betrieben geschah in ähnlicher Weise wie zuvor bei den Hauptverwaltungen. Betriebe mit gleicher Produktion bzw. aufeinanderfolgenden Produktionsstufen oder aber gemischter Produktion wurden in einer VVB zusammengefasst.[03]
Nach dem Beschluss über die Organisation und Leitung der zentralgeleiteten Betriebe der Leichtindustrie vom 13. Februar 1958 wurde die Hauptverwaltung Leder-Kunstleder-Pelz mit Sitz in Leipzig in die VVB Leder und Kunstleder Leipzig umgebildet.[04] Die Zahl der unter-stellten Betriebe wechselte häufig, denn sie wurden zusammengelegt, ausgegliedert oder neue kamen hinzu. Folgende Betriebe gehörten mit einer relativen Konstanz zur VVB:

VEB Freitaler Lederfabrik, ehemals Fa. Sohre AG,
VEB Lederfabrik Ostritz, ehemals Zweigniederlassung der Fa. Sohre AG,
VEB Neukirchner Lederfabrik, ehemals Fa. Otto Lehmann,
VEB Coswiger Lederwerk, ehemals Bierling GmbH,
VEB Lederfabrik Zug, ehemals Fa. Moritz Stecher,
VEB Lederfabrik Crimmitschau,
VEB Lederfabrik Hainichen,
VEB Lederwerke Weida, ehemals Fa. Otto & Albrecht Dix. und Fa. Franz Prasse,
VEB Lederwerke Neustadt/Orla, ehemals Fa. Max Schneider KG,
VEB Lederwerke "Einheit" Pößneck, ehemals Fa. Weidhase & Brüderlein,
VEB Lederfabrik Hirschberg, ehemals Fa. Heinrich Knoch AG,
VEB Lederfabrik Langensalza, ehemals Fa. F.C. Schander & Co,
VEB Lederfabrik Stadtilm, ehemals Fa. A. Th. Meißner AG,
VEB Lederfabrik Kirchhain, ehemals Fa. Walter Hollnigk AG,
VEB Lederwerk Guben, ehemals Fa. Emanuel Meyer,
VEB Lederfabrik Wolmirstedt, ehemals Fa. Otto Heim,
VEB Lederfabrik "Solidarität" Berlin,
VEB Lederfabrik Neustadt-Glewe, ehemals Norddeutsche Lederwerke AG,
VEB Cowaplast, Werk Coswig, ehemals Bierling GmbH,
VEB Linoleumwerk Kohlmühle, ehemals Fa. E. Keffler AG,
VEB Vogtländische Kunstlederfabrik Tannenbergsthal, ehemals Fa. Eduard Keffel AG,
VEB Vogtländische Wachstuchfabrik Treuen, ehemals Fa. Wachs- und Lederfabrik GmbH,
VEB Lederfabrik Siebenlehn, ehemals Fa. Kötitzer Ledertuch- und Wachstuch-Werke AG,
VEB Zweenfurter Kunstleder- und Wachstuchfabrik,
VEB Zentrales Maschinenreparaturwerk der Lederindustrie Leipzig,
VEB Zentrales Projektierungsbüro der Leder, Schuh- und Rauchwarenindustrie Borsdorf,
Deutsches Lederinstitut Freiberg.

Der Schwerpunkt der Leitungstätigkeit der VVB konzentrierte sich auf die Leder- und Kunstlederbetriebe. Die Betriebe der Rauchwarenindustrie waren den örtlichen Organen unterstellt.
Mit Wirkung vom 1. Januar 1974 wurden in dem Industriezweig erneut Strukturveränderungen wirksam und 56 Betriebe, unter anderem Kunstleder, übernommen. Der größte Teil der Betriebe war Anfang der 1970er Jahre verstaatlicht worden. Der Integrationsprozess vollzog sich bis 1976, das Kombinat Brühlpelz Leipzig wurde ebenfalls der VVB zugeordnet.
In den 1960er und 70er Jahren wurden große Investitionen getätigt, um chemische Stoffe zu entwickeln, die das Leder ersetzen, da die Rohstoffe immer wertvoller wurden. Das Ziel war die Produktion von synthetischem Material mit Ledereigenschaften (SML) vom Typ des Corforms oder anderen bekannten Produkten. Betriebe, die in die Forschungsvorhaben integriert wurden, waren für SML-Futtermaterial der VEB Zweenfurter Kunstleder- und Wachstuchfabrik Neustadt-Glewe und für SML-Obermaterial der VEB Vogtländische Kunstlederfabrik Tannenbergsthal. In dieser Phase wurden viele verschiedene Kunstleder-sorten entwickelt, die in der Produktion von Bekleidung, Schuhen und Täschnerwaren eine breite Anwendung fanden.[05]
Mit Wirkung vom 1. Januar 1979 wurde die VVB Leder und Kunstleder Leipzig in das "VEB Kombinat Kunstleder – und Pelzverarbeitung Leipzig" umgebildet.

Bestandsgeschichte und –bearbeitung

In den Jahren 1989 und 1990 wurden an das Staatsarchiv Leipzig ca. 25 lfm Akten aus dem Verwaltungsarchiv des bis 1990 bestehenden VEB Kombinat Kunstleder- und Pelzverar-beitung Leipzig, später Kunst- und Pelz-Center Leipzig, übergeben. Die Akten umfassen den Zeitraum von 1946 bis 1989. Verschiedene Provenienzen wurden ermittelt: VVB (Z) Leder-herstellung Dresden, VVB Leder und Kunstleder Leipzig, VEB Kombinat Kunstleder- und Pelzverarbeitung Leipzig und die Akten der Gewerkschaft. Von der VVB (Z) Lederher-stellung Dresden sind nur drei Akteneinheiten überliefert. Es handelt sich hierbei um Dokumente, Enteignungsurkunden und Schriftwechsel mit der Treuhand von später der VVB Leder und Kunstleder zugeordneten Betrieben. Die Akten der VVB Leder und Kunstleder Leipzig umfassen ca. 16 lfm, die des VEB Kombinat Kunstleder- und Pelzverarbeitung Leipzig ca. 9 lfm. Während der Bearbeitung wurde eine Bestandstrennung vorgenommen, da sich die Aufgaben und die Strukturen der Registraturbilder voneinander unterschieden. Zuerst wurden die Akten der VVB Leder und Kunstleder Leipzig erschlossen. Unterlagen, die über den Zeitraum von 1978 hinaus fortgeführt worden, wurden bei den Akteneinheiten belassen und diese entsprechend dem zeitlichen Umfang und dem Inhalt den Beständen zugeordnet.
Der Endbestand umfasste 12 lfm (679 Verzeichnungseinheiten) aus dem Zeitraum von 1946 bis 1980. Die Akten der VVB (Z) Lederherstellung Dresden und das Archivgut der Gewerkschaft bis 1978 wurden eingefügt. Bei beiden Teilbeständen wurde davon ausgegangen, dass es sich um Archivgut handelt, das in einem organisatorischen und registraturmäßigen Zusammenhang mit der VVB entstanden ist bzw. aus rechtlichen Gründen dort verwahrt wurde. Es handelt sich deshalb um einen zusammengefassten Bestand. Die Akten des VEB Kombinat Kunstleder- und Pelzverarbeitung Leipzig bilden einen eigenen Bestand. Bei der Bewertung und Erschließung stand eine Liste über archivwürdige Unterlagen zur Verfügung. Über die Registraturverhältnisse konnte kaum etwas ermittelt werden, ein Aktenplan existierte nicht. Die Aktenbildung, die überwiegend nach Betreffen vorgenommen wurde, wurde bei den Erschließungsarbeiten beibehalten und nur die Akten neu formiert, die als solche nicht mehr erkennbar waren, z.B. lose Schriftstücke, gesammelte vertrauliche Unterlagen u. a.

Überlieferungsschwerpunkte

Im Vergleich mit anderen VVB- Beständen muss festgestellt werden, dass die Überlieferung sehr lückenhaft ist. Zu jedem Strukturteil sind Dokumente vorhanden, jedoch liegt der Schwerpunkt in den 1970er Jahren. Erwähnenswert sind die Akten aus den Jahren 1946 bis 1949. Es handelt sich hierbei um Enteignungsurkunden von Betrieben, die teilweise später der VVB zugeordnet wurden. Eine relativ vollständige Reihe der Finanzberichterstattungen und Geschäftsberichte ist aussagekräftig zu den Leistungen und dem Produktionsprofil der einzelnen Betriebe. Gut nachvollziehen lässt sich die Entwicklung durch Produktion von "Synthetischen Material mit Ledereigenschaften". Informationen zur Zeitgeschichte, aber auch Regional- und Industriezweiggeschichte befinden sich ebenfalls im Bestand VEB Kombinat Kunstleder- und Pelzverarbeitung Leipzig.

Marion Külow

1992


[01] Gesetzblatt der DDR, Nr. 14 vom 13. Februar 1958, I/1958, S. 150 ff.
[02] Welsch, Heinz, Zur Bildung und Abgrenzung von Archivbeständen volkseigener Industriebetriebe, in: Archivmitteilungen der DDR 4/84, S. 123.
[03] Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig (StA-L), 20934 VVB Leder und Kunstleder Leipzig, Nr. 528.
[04] Ebenda, Nr. 574 und 576.
[05] Ebenda, Nr. 363.

Leitung und Organisation.- Enteignungsurkunden und Geschäftsberichte von zugeordneten Betrieben.- Internationale Zusammenarbeit.- Messen.- Forschung und Entwicklung.- Produktion.- Absatz.- Lohn und Personal.- Geschäftsberichte der VVB und der zugeordneten Betriebe.- Personalakten, überwiegend von Betriebsdirektoren.
1958 wurde die Hauptverwaltung Leder, Kunstleder, Pelz, Sitz Leipzig, aufgelöst und die VVB Leder und Kunstleder Leipzig gebildet. Ihr unterstanden Betriebe aus der gesamten DDR. Mit Wirkung vom 1. Januar 1979 wurde sie in den VEB Kombinat Kunstleder- und Pelzverarbeitung umgebildet.
Der Bestand enthält auch die Provenienzen VVB (Z) Lederverarbeitung Dresden (1948 bis 1952) und Hauptverwaltung Leder, Kunstleder, Pelz in Leipzig (1952 bis 1958).
  • 2016 | Findbuch / Datenbank
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