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Beständeübersicht

Bestand

20935 VVB (Z) Pelz Leipzig

Datierung1923 - 1955
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)3,52
Zur Geschichte der VVB Pelz Leipzig

Die VVB Pelz Leipzig wurde auf der Grundlage des SMAD-Befehls Nr. 76 vom 23. April 1948 [01] und dem Beschluß der Deutschen Wirtschaftskommission vom 28. April 1948 am 1. Juli 1948 mit Sitz in Leipzig gebildet. Sie unterstand der DWK, Hauptverwaltung Leichtindustrie, nach der Gründung der DDR dem neu gebildeten Ministerium für Industrie, Hauptverwaltung Leichtindustrie und ab 1950 dem Ministerium für Leichtindustrie, Hauptverwaltung Leder-Schuhe-Rauchwaren.

Naheliegend war es, als Sitz der VVB Leipzig zu wählen, da hier viele Unternehmen der Pelzindustrie ansässig waren. Die Rauchwarenwirtschaft in Leipzig ist in 700 Jahren unter den jeweils gegebenen gesellschaftlichen Verhältnissen zu einem bedeutenden Weltzentrum organisch gewachsen. Der Wirtschaftszweig umfaßt industrielle Veredelungsbetriebe (Zurichtereien und Färbereien), handwerkschaftliche Kürschnereibetriebe und Handelsbetriebe.

Zur VVB Pelz Leipzig gehörten 1948 die Verwaltung (auch Hauptdirektion) in Leipzig und zehn staatliche Betriebe der Branchen Pelze und Filze (techn. Filze und Hüte). Durch Umstrukturierungen veränderten sich die Bezeichnungen sowie die Anzahl der Betriebe [02] . Ein 1951 überlieferter Entwurf eines Strukturplanes gibt einen Überblick der Verwaltung und ihrer Aufgaben [03] .

Die VVB Pelz Leipzig war Rechtsträger der ihr zugeordneten Betriebe. Sie hatte die Aufgabe, die rationelle und planmäßige Produktion zu organisieren und dabei die Rentabilität der Betriebe zu sichern. Gegenstand der Vereinigung war die Herstellung und der Vertrieb von Pelzen, Walkfilzen und deren Weiterverarbeitung sowie ähnlicher Erzeugnisse der Rauchwarenveredelungs-, Walkfilz- und huterzeugenden Industrie. Die VVB wurde von einem Hauptdirektor geleitet, dem als Vertreter ein kaufmännischer und ein technischer Direktor (Hauptingeniuer) unterstand. Der Vereinigung war ein Verwaltungsrat als beratendes und überwachendes Organ zugeordnet [04] .

Entsprechend der Produktionsstruktur der zur VVB gehörenden Betriebe arbeiteten diese in den Fachkommissionen "Hüte", "Filze", "Rauchwaren" und "Hutstoffe" mit. Um die Probleme der einzelnen Branchen gezielt zu beraten, gab es außerdem spezielle Tagungen. Die anleitende und kontrollierende Aufgabe der VVB wurde vorwiegend "vor Ort" wahrgenommen. Die Auswertung der Dienstreisen und Koordinierung evtl. einzuleitender Maßnahmen erfolgte in den Abteilungsleiterberatungen der VVB.

Da ab dem 1. Januar 1952 jeder volkseigene Betrieb juristisch selbständig wurde, entfiel die Existenzberechtigung der VVB`en. Entsprechend der Verordnung vom 20. März 1952 wurde die VVB Pelz Leipzig per 1. Mai 1952 in die Verw.VB Pelz Leipzig [05] umgebildet und übte im Auftrag der HV Leder-Schuhe-Rauchwaren eine anleitende und kontrollierende Funktion aus.

Die Lage der Rauchwarenindustrie gestaltete sich in den 1950er Jahren als sehr schwierig. Da wenige Devisen zur Verfügung standen, konnte nur ein Drittel der benötigten Felle und Häute importiert werden. Das wiederum hatte die Nichtauslastung von Produktionskapazitäten und Nichterfüllung des Exportplanes zur Folge. Die Verwaltung VB Pelz Leipzig wurde per 30. Juni 1955 [06] aufgelöst und die Betriebe der VVB Industriezweigleitung Leder, Kunstleder, Pelz unterstellt.

Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Die VVB Leder und Kunstleder Leipzig gab die Akten 1962 und 1965 an das damalige Deutsche Zentralarchiv, Dienststelle Coswig ab. Dort erfolgte die erste Bearbeitung 1966 mit der Herauslösung des Bestandes VVB Pelz Leipzig aus der Gesamtabgabe. Die Akten wurden 1969 erschlossen und eine handschriftliche Findkartei angefertigt. Ein Bearbeitungsbericht und das Kassationsprotokoll in der Bestandsakte geben Auskunft über die einzelnen Bearbeitungsschritte.

Der Bestand "VVB Pelz Leipzig" wurde vom Bundesarchiv, Außenstelle Coswig, an das Sächsischen Staatsarchiv Leipzig am 18. Juni 1996 übergeben. Es handelt sich um Unterlagen der VVB Pelz Leipzig, Verw.VB Pelz Leipzig, Betriebsgewerkschaftsleitung sowie einzelne Dokumente der zugeordneten Betriebe, die zum o. g. Bestand zusammengefaßt wurden, da die Registraturbildner in einem organisatorischen Zusammenhang stehen. Über die Registraturverhältnisse konnte kaum etwas ermittelt werden. Ein Aktenplan ist nicht überliefert. Die Aktenbildung erfolgte nach Betreffen, Korrespondenzen und Schriftstückarten. Auf den teilweise noch vorhandenen Aktendeckblättern sind die aktenführende Stelle, Betreffe und der zeitliche Umfang angegeben.

Eine Neubearbeitung einzelner bereits erschlossener Akten war erforderlich, da die Bestandstrennung nicht immer exakt vorgenommen wurde [07] . Bei der VVB Pelz Leipzig begonnene und der VVB IZL Leder, Kunstleder, Pelz weitergeführte Akten wurden in der Regel dem letztgenannten Bestand zugeordnet. Korrigiert wurde der Aktentitel nur, wenn dieser ungenau formuliert oder eine Neubildung von Akten notwendig war. Die innere Ordnung der Akteneinheiten wurde beibehalten. Lohn- und Personalunterlagen, Dokumente der Betriebsgewerkschaftsleitung sowie eine VS-Akte mußten neu erschlossen werden. Die Verzeichnung erfolgte auf der Grundlage der Ordnungs- und Verzeichnisgrundsätze von 1964 [08] . Dabei fanden die einfache und erweiterte Verzeichnung Anwendung.

Nach der 1969 erfolgten Erschließung wurde der Bestand entsprechend der Struktur der VVB gegliedert. Im Interesse der einheitlichen Gliederung von Wirtschaftsbeständen nach 1945 [09] erfolgte eine neue Bezeichnung einzelner Punkte. In der Gegenüberstellung wird deutlich, daß in der neuen Systematik nur einige Korrekturen vorgenommen wurden.

Alt Neu
Direktion Leitung und Organisation
Recht Recht
Arbeitskräfte Arbeit
Personalabteilung Kader/Bildung
Abt. Planung Planung
Kaufm. Abteilung (außer Vertrieb) Finanzen, Rechnungsführung und Statistik
Hauptbuchhalter, Revision, Investitionen "
Techn. Abteilung Forschung und Entwicklung
" Produktion
Kaufm. Abt./Vertrieb Absatz
Betriebsgewerkschaftsleitung.
Nach der Eingabe der Verzeichnungseinheiten in den PC, Programm AUGIAS, wurde die Feinsystematik erstellt und die Akten entsprechend zugeordnet. Es wurden lediglich Dubletten und einzelne Monatsberichte, wenn die Quartals- oder Jahresberichte vorhanden waren, in einem Umfang von ca. 0,5 lfm kassiert. Einige Unterlagen weisen infolge früherer feuchter Lagerung Stockflecke auf. Da die Papierqualität nicht gut ist, gibt es bereits jetzt einzelne Schäden (Abbröckeln der Ränder).

Überlieferungsschwerpunkte

Der Gesamtbestand umfaßt den Zeitraum von 1946 bis 1955. Darüber hinaus sind Unterlagen von 1923 bis 1945 überliefert, die meist im Zusammenhang mit der Übernahme von Betrieben oder Grundstücken zur VVB Pelz Leipzig in die Akten gelangten. Außerdem ist eine Patentakte der Fa. Zeumer & Göhler, Markranstädt, vorhanden. Der Bestand hat einen Umfang von 3,5 lfm.
Von der Kaufmännischen Abteilung ist ein großer Teil der Unterlagen überliefert. Zu nennen wären hier die Eröffnungsbilanzen der Betriebe zum 1. Juli 1948. Dagegen sind Jahresabschlußdokumente der folgenden Jahre oft nur von der VVB gesamt oder deren Verwaltung vorhanden.
Neben einer Reihe von bereits bearbeiteten Beständen ("Leipziger Rauchwarenbetriebe", "Hermelin-Verlag, Leipzig", "VEB Kombinat Kunstleder- und Pelzverarbeitung Leipzig") stehen hiermit dem Benutzer für Forschungen zur Industriezweiggeschichte weitere Unterlagen zur Verfügung.

Interessant für wissenschaftliche und sozialgeschichtliche Untersuchungen sind die Akten der Betriebsgewerkschaftsleitung. Sie kümmerte sich in dieser Zeit um viele soziale Angelegenheiten der Beschäftigten, beispielsweise auch um die Zuteilung dringend benötigter Haushaltsgegenstände.

M. Fechner

Leipzig, den 27.01.1998



[01] ZVOBl. S. 142 ff.
[02] vgl. Anlage 1
[03] vgl. Anlage 2, SächsStaL, VVB Pelz Leipzig, Nr. 177
[04] SächsStaL, VVB Pelz Leipzig, Nr. 52
[05] Min. Bl. S. 64 f.
[06] GBl II S. 250.
[07] Welsch, Heinz, Zur Bildung und Abgrenzung von Archivbeständen volkseigener Industriebetriebe, in: Archivmitteilungen. 1984, Heft 4, S. 122f.
[08] Ordnungs- und Verzeichnungsgrundsätze für staatliche Archive der DDR, hrsg. vom MdI der DDR, Potsdam 1964.
[09] Rahmenarchivgutverzeichnis für den Bereich Industrie, hrsg. vom MdI, Potsdam 1982.
Leitung und Organisation der VVB.- Übernahme, Anleitung und Kontrolle der Betriebe.- Personal.- Eröffnungsbilanzen der zugeordneten Betriebe, 1948.- Absatz.- Betriebsgewerkschaftsleitung.
Die VVB "Pelz" (Z) Vereinigung volkseigener Betriebe der Rauchwarenveredlung-, Walkfilz und huterzeugenden Industrie mit Sitz in Leipzig wurde 1948 gegründet. Zunächst waren ihr 11 Betriebe zugeordnet, weitere 7 kamen 1951 hinzu. Die Aufgabe der VVB bestand in der Verwirklichung rationeller und planmäßiger Produktion, der Sicherung der Rentabilität und der Entwicklung dieser volkseigenen Betriebe. 1952 erfolgte die Auflösung der Vereinigung Volkseigener Betriebe. An ihre Stelle trat die Verwaltung Volkseigener Betriebe Pelz (VVB Pelz), die Betriebe wurden juristisch selbständig. Nach der Auflösung der Verwaltung 1955 unterstellte man die zur VVB gehörigen volkseigenen Betriebe der VVB Industriezweigleitung Leder, Kunstleder, Pelz Leipzig.
  • 1998 | Findbuch / Datenbank
  • 2025-02-25 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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