Beständeübersicht
Bestand
20986 Messepalast Handelsstätte Dresdner Hof, Leipzig
Datierung | 1910 - 1945 |
---|---|
Benutzung im | Staatsarchiv Leipzig |
Umfang (nur lfm) | 1,50 |
Geschichte des Registraturbildners
Die Firma "Messepalast Handelsstätte Dresdner Hof" wurde am 13. Oktober 1911 [01] von Richard Pudor als Personengesellschaft mit der Absicht gegründet als Hauptpächter die Räume des neu erbauten Dresdner Hofes während der Leipziger Messen an Aussteller weiter zu vermieten. Der Dresdner Hof wurde 1911/12 innerhalb von nur elf Monaten erbaut. Für die Umsetzung des Bauprojekts wurde im September 1911 eine Aktiengesellschaft mit dem Namen "Bau-AG am Neumarkt" gegründet. Das Unternehmen erwarb die Baugrundstücke, übernahm den Abriss der alten Gebäude und errichtete den Neubau. Unter den erwähnten alten Häusern befand sich auch der Gasthof "Dresdner Hof" der Namensgeber für das neue Gebäude wurde. Die "Bau-AG am Neumarkt", später in Dresdner Hof AG" umbenannt, war eine reine Grundstücksgesellschaft. Die gewerbliche Nutzung des Dresdner Hofes übernahm das Unternehmen von Richard Pudor. Er mietete die 1. – 5. Etage, die er nach einigen Umbaumaßnahmen wiederum an Messeaussteller weitervermietete.
Im Dresdner Hof waren in erster Linie Aussteller aus den Segmenten Hausrat (besonders Glaswaren aller Art), Leder-, Schmuck- und Galanteriewaren sowie Spielwaren, Musikinstrumente, Sportartikel und Automaten vertreten.
Das Unternehmen "Messepalast Handelsstätte Dresdner Hof" war im Messehausverband organisiert und handelte entsprechend dessen Satzung und der in den regelmäßigen Sitzungen beschlossenen Richtlinien. Auch in den Krisenjahren der Weimarer Republik konnte die Firma, gefördert durch Mietnachlässe, eine gute Auslastung der Ausstellungsfläche erreichen und gute Geschäftsergebnisse erzielen. Zu ernsthaften wirtschaftlichen Problemen kam es erst, als in den Jahren nach 1936 schwerwiegende Differenzen zwischen Pudor und der "Dresdner Hof AG" auftraten und der Firma von Pudor mehrmals die Pachtverträge gekündigt wurden. Während des Dritten Reiches litt das Unternehmen nach einem kurzen Aufschwung mehr und mehr unter den Einschränkungen des freien Handels, die aus der Wirtschaftspolitik der Nationalsozialisten resultierten. Mit Beginn des Krieges wurden die Geschäftsbedingungen noch schwieriger, bis schließlich 1942 alle deutschen Messen abgesetzt wurden. Die Firma "Messepalast Handelsstätte Dresdner Hof" bestand aber bis zum Tod des Richard Pudor am 14. April 1950 weiter und wurde am 26. Oktober 1956 aus dem Handelsregister gelöscht. [02]
Bestandsgeschichte und –bearbeitung
Der Bestand "Messepalast Handelsstätte Dresdner Hof" wurde im April 1999 durch die "Dr. Hanne Grundstücksgesellschaft mbH" an das Sächsische Staatsarchiv Leipzig übergeben. Mitarbeiter dieser Grundstücksgesellschaft hatten das Schriftgut bei der von ihnen durchgeführten Sanierung des Gebäudes Grimmaische Straße 29 gefunden. Über die Geschichte der überlieferten Unterlagen sind keine weiteren Einzelheiten bekannt.
Bei den Unterlagen handelte es sich um etwa 0,7 lfm Akten sowie vier Karteikästen mit größtenteils ungeordneten Karteikarten. Das Schriftgut war verschmutzt und wies v. a. an Aktenrändern Brandschäden auf. Einige der vorgefundenen Bündel waren erheblich beschädigt.
Der zeitliche Umfang umfasst 1912 – 1945. Von einer Kassation ist auf Grund des geringen Umfangs der Überlieferung weitgehend abgesehen worden, lediglich zwei stark brandgeschädigte Akten mit Rechnungsbelegen und Kontoauszügen wurden vernichtet. Die Klassifikation des Schriftgutes wurde in Anlehnung an das Magdeburger Ordnungsmodell für Betriebe vor 1945 erarbeitet. Die Sortierung der Karteikarten erfolgte nach Firmennamen und den Herkunftsorten der Firmen.
Überlieferungsschwerpunkte
Der vorliegende Bestand besteht in erster Linie aus Geschäftsbüchern, Akten zur Mitgliedschaft im Messehausverband sowie zwei umfangreichen Karteien zu Mietern der Ausstellungsflächen im Dresdner Hof. Dazu kommen noch einige Geschäftsberichte der "Bau-AG am Neumarkt" sowie deren Nachfolgerin "Dresdner Hof AG", die den Dresdner Hof verpachteten und in denen Richard Pudor viele Jahre Aufsichtsratsmitglied war.
Von großem Interesse für die Forschung dürften die sehr umfangreichen Mieterkarteien sein. Deren Auswertung wird, insbesondere in Hinblick der Nutzung der Leipziger Messe durch kleine Unternehmen und Handwerker der heute zum Kunstgewerbe gehörenden Geschäftszweige, interessante Erkenntnisse erbringen. Ebenso beachtenswert sind die Unterlagen, die die Mitgliedschaft im Messehausverband betreffen. Sie zeigen, wie die Messeunternehmen versuchten auf die sich schnell ändernden Geschäftsbedingungen zu reagieren.
Verweise auf korrespondierende Bestände
20202 Leipziger Messeamt (I)
20982 Leipziger Messe- und Ausstellungs-AG
Juli 1999
Jens Kunze
[01] StA-L, 20124 AG Leipzig, HR A 2647.
[02] Ebenda.
Die Firma "Messepalast Handelsstätte Dresdner Hof" wurde am 13. Oktober 1911 [01] von Richard Pudor als Personengesellschaft mit der Absicht gegründet als Hauptpächter die Räume des neu erbauten Dresdner Hofes während der Leipziger Messen an Aussteller weiter zu vermieten. Der Dresdner Hof wurde 1911/12 innerhalb von nur elf Monaten erbaut. Für die Umsetzung des Bauprojekts wurde im September 1911 eine Aktiengesellschaft mit dem Namen "Bau-AG am Neumarkt" gegründet. Das Unternehmen erwarb die Baugrundstücke, übernahm den Abriss der alten Gebäude und errichtete den Neubau. Unter den erwähnten alten Häusern befand sich auch der Gasthof "Dresdner Hof" der Namensgeber für das neue Gebäude wurde. Die "Bau-AG am Neumarkt", später in Dresdner Hof AG" umbenannt, war eine reine Grundstücksgesellschaft. Die gewerbliche Nutzung des Dresdner Hofes übernahm das Unternehmen von Richard Pudor. Er mietete die 1. – 5. Etage, die er nach einigen Umbaumaßnahmen wiederum an Messeaussteller weitervermietete.
Im Dresdner Hof waren in erster Linie Aussteller aus den Segmenten Hausrat (besonders Glaswaren aller Art), Leder-, Schmuck- und Galanteriewaren sowie Spielwaren, Musikinstrumente, Sportartikel und Automaten vertreten.
Das Unternehmen "Messepalast Handelsstätte Dresdner Hof" war im Messehausverband organisiert und handelte entsprechend dessen Satzung und der in den regelmäßigen Sitzungen beschlossenen Richtlinien. Auch in den Krisenjahren der Weimarer Republik konnte die Firma, gefördert durch Mietnachlässe, eine gute Auslastung der Ausstellungsfläche erreichen und gute Geschäftsergebnisse erzielen. Zu ernsthaften wirtschaftlichen Problemen kam es erst, als in den Jahren nach 1936 schwerwiegende Differenzen zwischen Pudor und der "Dresdner Hof AG" auftraten und der Firma von Pudor mehrmals die Pachtverträge gekündigt wurden. Während des Dritten Reiches litt das Unternehmen nach einem kurzen Aufschwung mehr und mehr unter den Einschränkungen des freien Handels, die aus der Wirtschaftspolitik der Nationalsozialisten resultierten. Mit Beginn des Krieges wurden die Geschäftsbedingungen noch schwieriger, bis schließlich 1942 alle deutschen Messen abgesetzt wurden. Die Firma "Messepalast Handelsstätte Dresdner Hof" bestand aber bis zum Tod des Richard Pudor am 14. April 1950 weiter und wurde am 26. Oktober 1956 aus dem Handelsregister gelöscht. [02]
Bestandsgeschichte und –bearbeitung
Der Bestand "Messepalast Handelsstätte Dresdner Hof" wurde im April 1999 durch die "Dr. Hanne Grundstücksgesellschaft mbH" an das Sächsische Staatsarchiv Leipzig übergeben. Mitarbeiter dieser Grundstücksgesellschaft hatten das Schriftgut bei der von ihnen durchgeführten Sanierung des Gebäudes Grimmaische Straße 29 gefunden. Über die Geschichte der überlieferten Unterlagen sind keine weiteren Einzelheiten bekannt.
Bei den Unterlagen handelte es sich um etwa 0,7 lfm Akten sowie vier Karteikästen mit größtenteils ungeordneten Karteikarten. Das Schriftgut war verschmutzt und wies v. a. an Aktenrändern Brandschäden auf. Einige der vorgefundenen Bündel waren erheblich beschädigt.
Der zeitliche Umfang umfasst 1912 – 1945. Von einer Kassation ist auf Grund des geringen Umfangs der Überlieferung weitgehend abgesehen worden, lediglich zwei stark brandgeschädigte Akten mit Rechnungsbelegen und Kontoauszügen wurden vernichtet. Die Klassifikation des Schriftgutes wurde in Anlehnung an das Magdeburger Ordnungsmodell für Betriebe vor 1945 erarbeitet. Die Sortierung der Karteikarten erfolgte nach Firmennamen und den Herkunftsorten der Firmen.
Überlieferungsschwerpunkte
Der vorliegende Bestand besteht in erster Linie aus Geschäftsbüchern, Akten zur Mitgliedschaft im Messehausverband sowie zwei umfangreichen Karteien zu Mietern der Ausstellungsflächen im Dresdner Hof. Dazu kommen noch einige Geschäftsberichte der "Bau-AG am Neumarkt" sowie deren Nachfolgerin "Dresdner Hof AG", die den Dresdner Hof verpachteten und in denen Richard Pudor viele Jahre Aufsichtsratsmitglied war.
Von großem Interesse für die Forschung dürften die sehr umfangreichen Mieterkarteien sein. Deren Auswertung wird, insbesondere in Hinblick der Nutzung der Leipziger Messe durch kleine Unternehmen und Handwerker der heute zum Kunstgewerbe gehörenden Geschäftszweige, interessante Erkenntnisse erbringen. Ebenso beachtenswert sind die Unterlagen, die die Mitgliedschaft im Messehausverband betreffen. Sie zeigen, wie die Messeunternehmen versuchten auf die sich schnell ändernden Geschäftsbedingungen zu reagieren.
Verweise auf korrespondierende Bestände
20202 Leipziger Messeamt (I)
20982 Leipziger Messe- und Ausstellungs-AG
Juli 1999
Jens Kunze
[01] StA-L, 20124 AG Leipzig, HR A 2647.
[02] Ebenda.
Geschäftsberichte.- Protokolle des Messehausverbands.- Steuern und Bilanzen.- Kundenkartei.
Die Firma Messepalast Handelsstätte Dresdner Hof wurde 1911 von Richard Pudor gegründet. Im damals neu erbauten Dresdner Hof mietete Pudor fünf Etagen an und vermietete sie zu Messezwecken weiter. Im Haus waren vor allem Aussteller aus den Gruppen Hausrat, Leder-, Schmuck- und Spielwaren sowie Musikinstrumente und Sportartikel anzutreffen. Die Firma wurde 1956 aus dem Handelsregister gelöscht.
- 1999 | Findbuch / Datenbank
- 2024-11-19 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5