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Beständeübersicht

Bestand

21031 Leipziger Feuer-Versicherungs-Anstalt AG

Datierung1868 - 1948
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)0,22
Geschichte der Leipziger Feuer-Versicherungs-Anstalt AG

Die Leipziger Feuer-Versicherungs-Anstalt AG wurde 1819 in Leipzig als eine der ersten privaten Feuerversicherungen Deutschlands gegründet. Die Initiative ging dabei von Carl Friedrich Ernst Weiße aus, der zuvor als Kaufmann in Berlin und Hamburg tätig gewesen war. Die Heirat mit Henriette Wilhelmine Schicht, einer Tochter des Leipziger Musikdirektors und Thomaskantors Gottfried Schicht, eröffnete ihm 1813 den Zugang zu einflussreichen Leipziger Bürgerkreisen. Hier gelang es Weiße in den Folgejahren, maßgebliche Honoratioren, insbesondere den Kammerrat und Teilhaber am Bankhaus Frege & Co., Christoph Heinrich Ploß, für sein Vorhaben zu gewinnen. Mit Unterstützung von Ploß sowie den Unternehmern David Anger, Christian Wilhelm Reichbach und Wilhelm Seyfferth erlangte er nach mehreren vergeblichen Anläufen im März 1819 schließlich doch noch die Konzession zur Einrichtung des Versicherungsgeschäfts[01] . Ende 1819 wurde im Gebrüder Holberg'schen Hause an der Ecke Petersstraße/Thomasgasse ein erstes Direktionsbüro eingerichtet. Das Unternehmen zählte zu dieser Zeit einschließlich des Bevollmächtigten fünf Mitarbeiter im Innendienst sowie 300 Vertreter im Reichsgebiet.[02]

Die Geschäftsentwicklung verlief anfänglich nicht zufriedenstellend. Geschäftsstockungen infolge der Konkurrenz- und Schadenfallsentwicklung bedrohten mehrfach den Unternehmensfortbestand. Unter der Ägide der neuen Bevollmächtigten Wilhelm Friedrich Kunze (1837 - 1855) sowie dann Philipp Franz Mainoni (1855 - 1869) trat ab den späten 1830er Jahren jedoch eine Konsolidierung und allmähliche Geschäftsexpansion ein, die sich in den Jahrzehnten von der Reichsgründung bis zum Ersten Weltkrieg dynamisierte. Zur Jahrhundertwende war ein Versicherungsbestand von drei Milliarden Mark erreicht; und Ende 1913 verfügte das Unternehmen neben der Hauptgeschäftsstelle in Leipzig bereits über 25 Geschäftsstellen (mit 180 Beschäftigten) sowie 6000 Vertreter im Reichsgebiet und Österreich-Ungarn. Die Zentrale in Leipzig, bei der mittlerweile schon 126 Personen beschäftigt waren, bezog aufgrund des Firmenwachstums noch vor Kriegsausbruch das neue Gesellschaftsgebäude am Dittrichring 22/24 in Leipzig.[03]

Nach dem Ersten Weltkrieg litt das Versicherungsgeschäft zunächst unter den Währungsturbulenzen, konnte nach der Währungsreform vom November 1923 jedoch wieder stabilisiert werden. Zugleich bemühte sich das Unternehmen um verstärkte Zusammenarbeit mit dem zweiten großen Leipziger Versicherungsunternehmen, der Alten Leipziger. Diese war durch den hohen Bestand an Auslandsversicherungen in Schweizer Franken, die versicherungsrechtlich in Devisen gedeckt werden mussten, in ernsthafte Schwierigkeiten geraten. Mitte 1924 bildete die Leipziger Feuerversicherungsanstalt AG mit der aus der Alten Leipziger hervorgegangenen Leipziger Lebensversicherungsgesellschaft AG (Alte Leipziger) unter dem Namen "Leipziger Versicherungskonzern'' eine Arbeits- und Interessengemeinschaft. Innerhalb des Konzerns blieb die jeweilige Selbständigkeit gewahrt, jedoch wurden die Außendienste miteinander verbunden und die Angebotspalette an Versicherungen durch weitere Tochterunternehmen verbreitert. Der Zusammenschluss scheiterte zunächst und wurde 1926 wieder aufgehoben. Vor dem Hintergrund des schleppenden Geschäfts während der Weltwirtschaftskrise lebte der Fusionsgedanke jedoch zu Anfang der 1930er Jahre wieder auf. 1932/1933 wurde die Arbeitsgemeinschaft wiederbelebt und 1934 verlegte die Alte Leipziger auch ihren Geschäftssitz in das Gebäude der Feuerversicherungsanstalt am Leipziger Dittrichring 22/24. Die organisatorische Selbständigkeit der einzelnen ,,Konzernglieder" blieb dabei gewahrt, jedoch wurden die Außendienste miteinander verbunden und die Versicherungsangebote koordiniert.[04]

Geschäftlich folgte bis zum Zweiten Weltkrieg analog zum gesamtwirtschaftlichen Aufschwung eine ,,Blütezeit" des Versicherungskonzerns. Die totale Niederlage und allierte Besatzung des faschistischen Deutschlands 1945 setzte ihr indes ein jähes Ende. Der Firmensitz am Leipziger Dittrichring wurde noch von der amerikanischen Militärregierung requiriert. Nach dem notdürftigen Umzug in die früheren Firmengebäude Katharinenstraße 3 und Markt 5/6 erfolgte dann unter der sowjetischen Militäradministration die schrittweise Abwicklung. Durch Befehl Nr. 10 der SMAD vom November 1945 mussten alle privaten Versicherungsgesellschaften ihre Geschäfte liquidieren, Liquidationsbilanzen aufstellen und ihre Zweig- und Außenstellen schließen. Das Geschäft konnte bis zum endgültigen Verbot Ende März 1946 zunächst noch einige Monate als Filiale der neuen Landesversicherungsanstalt Sachsens fortgeführt werden. Die Gesellschafter bereiteten indes zeitgleich von Hamburg die Verlegung des Hauptsitzes in die Westzone vor. Nach der Hamburger Hauptversammlung vom August 1946 wurden zunächst Zonenhauptverwaltungen in Hamburg und Stuttgart und Anfang 1947 dann eine neue Unternehmenszentrale in Bonn eingerichtet.[05]

Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Rudimente des Schriftgutes der Zweiganstalt, deren Schriftgut durch Luftangriffe im 2. Weltkrieg weitgehend vernichtet worden war, gelangten in die Registratur der "Stadt- und Kreisbank Halle" und von dort in die Verwaltungsarchive der Nachfolgebanken. Nach der Verwaltungsreform im Jahre 1952 wurde dieses Schriftgut in das Verwaltungsarchiv der Bezirksdirektion Leipzig der Staatsbank der DDR übergeben. Von dort kam es 1975 in das Staatsarchiv Leipzig und wurde hier erschlossen.

Überlieferungsschwerpunkte

Das Schriftgut entstammt zum Teil einer Ablieferung der Kreditanstalt für Wiederaufbau (Niederlassung Berlin - Außenstelle Sachsen) an das Hauptstaatsarchiv Dresden aus dem Jahre 1995. Nach der Übergabe an das Staatsarchiv Leipzig im Jahre 1997 wurde der Bestand zusammen mit Einzelakten aus dem aufgelösten Mischbestand ,,Leipziger Versicherungen" neu bearbeitet.

Hinweise für die Benutzung

Die Erfassung erfolgte mit der Archivsoftware AUGIAS 8.3. Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 21031, Leipziger Feuerversicherungsanstalt, Nr. (fettgedruckte Zahl).

M. Kukowski
August 1997


[01] Vgl. Volker Weiß, Leipziger Feuer-Versicherungs-Anstalt. Ein historischer Bogen von 1819 bis 1994, in: Die Vergangenheit bewahren - die Zukunft gewinnen. 1819 - 1994. Festschrift der Alten Leipziger Versicherung AG zum 175jährigen Jubiläum, Oberursel 1994, S. 14ff.
[02] Vgl. Festschrift 125 Jahre Leipziger Feuer-Versicherungs-Anstalt AG, o. O., 1944, S. 6, in StA-L, Leipziger Feuer-Versicherungs-Anstalt AG , Nr. 8.
[03] Vgl. ebd., S. 35 ff. Statuarische Entwicklung sowie Jahresberichte auch in StA-L, Amtsgericht Leipzig, HR 1400 sowie HR B 17.
[04] Vgl. ebd., S. 49 ff.
[05] Vgl. ebd., S. 61 ff.
Weiß, V.: Leipziger Feuer-Versicherungs-Anstalt. Ein historischer Bogen von 1819 bis 1994, in: Die Vergangenheit bewahren - die Zukunft gewinnen. 1819 - 1994. Festschrift der Alten Leipziger Versicherungs AG zum 175jährigen Jubiläum, Oberursel 1994, S. 14ff.
Lebensversicherungsscheine.- Hypothekenbriefe.- Festschrift.
Die Leipziger Feuer-Versicherungs-Anstalt AG wurde 1819 in Leipzig als eine der ersten privaten Feuerversicherungen Deutschlands gegründet. Nach anfänglich stockender Geschäftsentwicklung trat seit Mitte des 19. Jahrhunderts eine Konsolidierung und allmähliche Geschäftsexpansion ein. Ende 1913 verfügte das Unternehmen neben der Hauptsgeschäftsstelle in Leipzig bereits über 25 Geschäftstellen sowie 6.000 Vertreter im Reichsgebiet und Österreich-Ungarn. Seit 1924 arbeitete das Unternehmen eng mit dem zweiten großen Leipziger Versicherungsunternehmen, der Alten Leipziger, zusammen.
Durch Befehl Nr. 10 der SMAD vom November 1945 mussten alle privaten Versicherungsgesellschaften ihre Geschäfte liquidieren. Bis zum endgültigen Verbot im März 1946 konnte das Unternehmen noch einige Monate als Filiale der Landesversicherungsanstalt Sachsen fortgeführt werden. 1947 wurde in Bonn die neue Unternehmenszentrale eingerichtet.
  • 1997 | Findbuch / Datenbank
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