Beständeübersicht
Bestand
21061 Giesecke & Devrient AG, Druckerei, Leipzig
Datierung | 1785 - 1948 |
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Benutzung im | Staatsarchiv Leipzig |
Umfang (nur lfm) | 61,39 |
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Zur Geschichte der Giesecke & Devrient AG, Leipzig
Am 1. Juni 1852 gründeten Hermann Giesecke (1831-1900) und Alphonse Devrient (1821-1878) in Leipzig das Typographische Institut Giesecke & Devrient. [01] Hermann Giesecke, dessen Vater Christian Friedrich Giesecke Mitbegründer der Schriftgießerei J. G. Schelter & Giesecke war, absolvierte von 1846 bis 1849 eine Ausbildung zum Buchdrucker bei Bernhard Tauchnitz. Dort begegnete er Alphonse Devrient, dessen Vater Gründer der chemischen Fabrik J. E. Devrient in Zwickau war. Alphonse Devrient hatte sich bei der Fr. Nies'schen Buchdruckerei ebenfalls zum Buchdrucker ausbilden lassen und später eine Stelle bei Tauchnitz angetreten. Sowohl Hermann Giesecke als auch Alphonse Devrient erweiterten ihre drucktechnischen Kenntnisse bei verschiedenen Aufenthalten in Paris. [02]
Das anfängliche Geschäftsfeld der Firma umfasste Buch- und Kunstdrucke sowie Akzidenzdrucksachen. Mit Erweiterung der technischen Einrichtungen konnte es bald ausgedehnt und ein Großteil aller graphischen Techniken ausgeführt werden. Im Herbst 1852 wurde die Abteilung Lithographie und Steindruckerei eingerichtet und im nächsten Jahr die Kupfer- und Stahldruckerei, die die Grundlage für den bedeutenden Wertpapierdruck bildete; es folgten die Gravier- und die galvanische Anstalt. Mit Ausbau des Labors konnte gezielt an der Entwicklung neuer Verfahren und an der Steigerung der Sicherheit gegen Fälschungen gearbeitet werden. Von Anfang an galt bei Giesecke & Devrient ein hoher Qualitätsstandard. 1858 wurde das Geschäftsfeld um eine eigene Verlagstätigkeit erweitert und 1874 entstand die kartografische Abteilung.
Aus den Mieträumen in der Bosenstraße 1 (ab 1870 Nürnberger Straße 10) zog man 1858 in ein eigenes Geschäftshaus in der Bosenstraße 1b (Nürnberger Straße 12). Ende der 1860er Jahre wurden Häuser mit Gärten in der Johannisgasse sowie die Königstraße 13 erworben. Durch verschiedene Umbauten passte Giesecke & Devrient die Räumlichkeiten der wachsenden Firmentätigkeit an. 1873 konnte in der Johannisgasse 16 der Neubau gegenüber dem Stammhaus fertig gestellt werden und auf der später hinzugekommenen Nürnberger Straße 14 errichtete man 1894/95 einen Erweiterungsbau. Mit dem Kauf der Gebäude in der Nürnberger Straße 16 und 18 wurde das Firmengelände komplettiert und es entstand so eine bauliche Geschlossenheit. Als die städtische Elektrizitätsversorgung den Anforderungen nicht mehr genügte, errichtete man Mitte der 1890er Jahre im Hof ein selbstständiges Maschinen- und Kesselhaus.
Für ihre Druckerzeugnisse erhielt die junge Firma schon bald die ersten Auszeichnungen, so 1854 die Ehrenmedaille von der Preiskommission der Allgemeinen Deutschen Industrieausstellung in München und 1855 den ersten Preis von der Jury der Exposition Universelle in Paris, weitere Auszeichnungen folgten. [03] Neben Privatpersonen, Firmen und Künstlern (u. a. Max Klinger) zählten schon früh auch staatliche Stellen zu den Auftraggebern. So druckte Giesecke & Devrient 1864 Passformulare für Sachsen, später auch im Auftrag des Preußischen Ministeriums des Innern als Vertreter des Norddeutschen Bundes. Von 1899 bis zu ihrer Auflösung 1938 wurden Lose für die Sächsische Landeslotterie gedruckt.Der Verlagsteil der Firma widmete sich vorwiegend historisch-wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Mitte der 1860er Jahre vereinbarte das Sächsische Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts die Herausgabe des Codex diplomaticus Saxoniae Regiae. 1880 erschien die Beschreibung des Codex Rossanensis, 1898 der Codex selbst. Herausgegeben wurden des Weiteren die "Geschichte des Geschlechts von Schönberg meissnischen Stammes", kunstgeschichtliche Untersuchungen von Adolf Furtwängler sowie mehrere Bände zu den archäologischen Expeditionen von Ernst von Sieglin. Besondere Prachtausgaben waren z. B. Paul Bailleus "Königin Louise" und Paul Seidels "Friedrich der Große und die bildende Kunst". Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde das Erscheinen des seit 1897 regelmäßig herausgegebenen Hohenzollern-Jahrbuches eingestellt. Ab Ende der 1920er Jahre kam die Verlagstätigkeit dann zum Erliegen.
Aufträge für den Druck von Banknoten kamen in den ersten Jahren nach Firmengründung unter anderem von der Weimarischen Bank, der Leipziger Bank, der Geraer Bank, der Danziger Privat-Actien-Bank, von dem Herzogtum Sachsen-Altenburg und dem Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach. Gesetzliche Bestimmungen schränkten später deutsche Privatbanken in der Nutzung ihres Notenprivilegs ein, sodass 1900 nur noch vier Banken das Recht zur Notenemission behielten (die Sächsische Bank zu Dresden, die Bayerische Notenbank, die Württembergische und die Badische Bank). So begann Giesecke & Devrient in der Mitte der 1880er Jahre aufgrund der zurückgehenden deutschen Aufträge das Exportgeschäft zu intensivieren. Wurden vorher bereits Banknoten unter anderem für Kantone in der Schweiz und die Banco de Piura gedruckt, folgten nun umfangreiche Aufträge für Brasilien, Portugal, Paraguay und Uruguay und 1891 für Siam.
Trotz des massiven Rückgangs von Wertpapieraufträgen aufgrund der hohen Zinsrate ab 1913 konnte der Umsatz durch den Druck von Banknoten für Luxemburg, die bulgarische Nationalbank und insbesondere durch einen umfassenden Auftrag des osmanischen Finanzministeriums gesteigert werden. Um alle Aufträge qualitäts- und zeitgerecht bewältigen zu können, mussten 1916 im Industriepalast, Brandenburger Straße 14/16, zusätzliche Räume für eine weitere Druckerei gemietet werden.
Während der Inflation war es der Reichsbank nicht mehr möglich, dem wachsenden Bedarf an Banknoten nachzukommen. Unter den für den Hilfsdruck beteiligten Druckereien war auch Giesecke & Devrient. Ende September 1922 konnten die ersten 1000-Mark-Scheine ausgeliefert werden. Die Herstellung stand unter besonderer Anstrengung, da der Druck mit den rasch wachsenden Zahlenwerten nur schwer Schritt halten konnte; dies galt ebenso für die Schecks für Banken. Neben diesen Aufträgen wurden noch Hilfsbanknoten für die Bayerische Notenbank und die Sächsische Bank zu Dresden hergestellt, für die man später auch neue Noten druckte. Als die Talfahrt der deutschen Mark mit Einführung der Rentenmark beendet war, wurden in Leipzig noch die 5- und 50-Markscheine gedruckt.
Diesen auftragsreichen Zeiten folgte eine Phase der Stagnation. So beteiligte man sich im November 1925 zur Hälfte an der Monatszeitschrift "Das Magazin". Obwohl die Auflage gesteigert werden konnte, wurde der Anteil im April 1927 wieder verkauft, da sich die Auftragslage im Wertpapierbereich wieder etwas besserte. Dem Aufwertungsgesetz vom 16. Juli 1926 folgte eine Neuausgabe von Pfandbriefen und Zertifikaten, wobei Giesecke & Devrient insbesondere für Münchner, Hamburger und Berliner Hypothekenbanken arbeitete. Es folgten Aufträge für chinesische und ungarische Banknoten und in den 1930er und Anfang der 1940er Jahre Aufträge aus Spanien, Bulgarien, Luxemburg, Griechenland, Slowakei und Kroatien. Mit dem Entzug des Notenausgaberechts der Privatnotenbanken Ende 1935 brach wiederum ein wichtiger inländischer Auftragsbestand weg. In Deutschland kamen zum verbleibenden Druck von Schecks und Wertpapieren Wertmarkenaufträge von Behörden und anderen öffentlichen Stellen wie der Deutschen Arbeitsfront (Beitragsmarken), dem Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft (Brotmarken für die Wehrmacht) und dem Finanzministerium (Urkundensteuerzeichen). Für die Olympischen Spiele 1936 wurden die Eintrittskarten gedruckt.
Ein gesondertes Geschäftsfeld war der Druck von Karten. Unter Leitung von Prof. Hermann Credner begann die im April 1872 gegründete Geologische Landesuntersuchung des Königreichs Sachsen mit der Erarbeitung der Geologischen Spezialkarte von Sachsen 1 : 25 000. Die dafür nötige topographische Karte wurde vom topographischen Büro des Königlich Sächsischen Generalstabes erstellt. Nachdem Giesecke & Devrient diesem eine Probearbeit vorgelegt hatte, erhielt man den Auftrag zum Druck dieser Werke. [04] Anschließend folgten Aufträge des Großherzogtums Baden und der Westfälischen Berggewerkschaftskasse Bochum. Für das topographische Büro des Königlich Sächsischen Generalstabes wurde außerdem der sächsische Teil der Karte des Deutschen Reiches 1 : 100 000 erstellt. Ausländische Aufträge für Landkarten kamen aus Belgien, den Niederlanden und Südamerika. Außerdem druckte Giesecke & Devrient Stadtpläne von Chemnitz, Dresden und Leipzig. Nachdem die Arbeit an der Geologischen Spezialkarte von Sachsen beendet war, widmete sich Hermann Credner der Geologischen Übersichtskarte von Sachsen 1 : 250 000, 1908 veröffentlicht, und ihrer Verkleinerung auf 1 : 500 000, 1910 veröffentlicht. Während des Ersten Weltkrieges waren umfangreiche Arbeiten für das Reichsmarineamt zu erledigen. Nach 1918 kam die kartografische Abteilung wegen ausbleibender Aufträge fast zum Stillstand. Die Auftragslage besserte sich dann wieder durch die politischen Verhältnisse in den 1930er Jahren.
In den 1920er Jahren wurden verschiedene Wanderkarten gedruckt. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts begann die Zusammenarbeit mit dem Begründer des Deutschen Sprachatlas Georg Wenker. Ab 1927 erfolgten die Arbeiten für den von der N. G. Elwert'schen Verlagsbuchhandlung in Marburg verlegten Deutschen Sprachatlas.
Um im Zuge der Industrialisierung und der wachsenden internationalen Handelsbeziehungen Deutschlands auch in der Hauptstadt Berlin präsent zu sein, eröffnete Giesecke & Devrient am 1. Dezember 1889 in der Behrenstraße 32 eine Filiale. Sie war eine Firmenvertretung ohne eigene Geschäfte und ohne eigene Buchführung. Im wachsenden Berliner Bankenviertel musste sie mehrfach umziehen, zuerst in die Behrenstraße 5, 1909 in die Mauerstraße 34, 1911 in die Charlottenstraße 49, dort dann später in die Nrn. 50/51. Mit dem Kauf eines Geschäftsgebäudes in der Wallstraße 27 war im Sommer 1939 ein festes Domizil gefunden.
Die Berliner Filiale war von wesentlicher Bedeutung für die Erlangung von Banknotenaufträgen aus dem Ausland, für Wertpapieraufträge und Schecks Berliner Banken sowie Geschäftsdrucksachen großer Versicherungen.
Bereits Ende des 19. Jahrhunderts wurde allerdings schon überlegt, auch in Berlin zu drucken. 1923 schien dies mit Gründung der Firma Wertdruck, Büxenstein-Giesecke & Devrient GmbH realisiert. Sie war ein Gemeinschaftsunternehmen mit der Allgemeinen Verlags- und Druckereiges. mbH, Abt. W. Büxenstein, Berlin. Nach dem Tod von Georg Büxenstein und den wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Stinnes-Konzerns, zu dem W. Büxenstein gehörte, ging die junge Firma aber bereits 1926 in Liquidation.
Mit der feierlichen Begehung des 50-jährigen Bestehens der Firma wurde 1902 eine Jubiläumsstiftung der Firma Giesecke & Devrient als Unterstützungskasse für die Angestellten ins Leben gerufen. Diese löste sich Anfang der 1930er Jahre auf, denn anlässlich des 75-jähriges Firmenjubiläums war 1927 die Giesecke & Devrient-Gedächtnisstiftung zum gleichen Zweck gegründet worden.
Die Anzahl der Beschäftigten schwankte entsprechend der Auftragslage. Zehn Jahre nach Firmengründung waren 200 Mitarbeiter tätig, 1902 und 1927 jeweils 500. [05] In der Johannisgasse 16 befanden sich die Kantine und ein Gemeinschaftsraum. Es existierte ein firmeneigener Männergesangsverein und ab 1942 ein Betriebsorchester. Regelmäßig fanden Betriebsveranstaltungen statt. Für eine 25-jährige Betriebszugehörigkeit wurde den Mitarbeitern eine silberne und für eine 50-jährige eine goldene Ehrennadel verliehen.
Durch die besondere Stellung des Unternehmens kamen wiederholt hochrangige politische Personen zu Besuch, wie 1895 Albert von Sachsen, 1904 Georg von Sachsen und 1938 Georg Lenk, Wirtschaftsminister von Sachsen, sowie Martin Mutschmann, Reichsstatthalter und sächsischer Ministerpräsident.
Giesecke & Devrient präsentierte sich regelmäßig auf Weltausstellungen, der Bugra (Internationale Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik) und weiteren Ausstellungen. Die Firma war Mitglied in branchenüblichen Vereinen wie dem Deutschen Buchdruckerverein, dem Verein Leipziger Buchdruckerei-Besitzer, dem Verband Deutscher Offset- und Steindruckereibesitzer Leipzig, dem Bund der chemiegraphischen Anstalten, Kupfer- und Tiefdruckereien Deutschlands und dem Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig. Mit der Neuorganisation der Verbände unter den Nationalsozialisten gehörte die Firma der Wirtschaftsgruppe Druck und Papierverarbeitung und der Reichskulturkammer an.
1867 trat der Bruder Hermann Gieseckes, Bruno Giesecke (1835-1905), in die Firma ein. Er war verheiratet mit Leontine Roßbach (1847-1921), einer Enkelin von Benedictus Gotthelf Teubner. Bruno Giesecke hatte bei Giesecke & Devrient die Verantwortung für den Buchverlag und trat 1876 wegen unterschiedlicher Auffassungen bezüglich seiner Aufgaben wieder aus der Firma aus. Nachdem Alphonse Devrient 1878 kinderlos starb, kehrte Bruno in die Firma zurück und übernahm die technische Leitung. Er widmete sich insbesondere dem Bereich der Wertpapiere.
Ein Neffe von Alphonse Devrient, der Sohn des Bruders August Devrient mit gleichem Namen Alphonse Devrient (1861-1899), begann 1879 eine Lehre in der Firma. Mit Eröffnung der Berliner Filiale übernahm er deren Leitung. Zur Unterstützung der Leipziger Geschäftsführung kehrte er jedoch 1892 zurück. Die Leitung in Berlin übernahm dann Richard Brunner (1862-1937). Durch die Heirat von Alphonse Devrient jun. mit Charlotte Giesecke (1869-1940), einer Tochter von Bruno Giesecke, waren die beiden Gründerfamilien nun auch verwandtschaftlich verbunden.
Nach dem Tod von Alphonse Devrient jun. und Hermann Giesecke wurde mit dem 1. Januar 1901 die offene Handelsgesellschaft Giesecke & Devrient in eine Kommanditgesellschaft umgewandelt. Als Nachfolger der zwischen Hermann und Bruno Giesecke festgelegten Geschlechtslinien galten nun Raimund Giesecke (1856-1931) als Führer der Linie seines Vaters Hermann und Johannes Giesecke (1871-1913) als Führer der Linie seines Vaters Bruno.
Raimund Giesecke hatte 1872 eine Lehre im väterlichen Betrieb begonnen und seine 1878 erworbene Teilhaberschaft nach elfjähriger Abwesenheit 1899 wieder aufgenommen. Johannes Giesecke hatte 1898 nach seiner Ausbildung an der technischen Hochschule in Stuttgart und bei verschiedenen Firmen (u. a. J. G. Schelter & Giesecke, Koenig & Bauer, Kloster Oberzell) die technische Leitung der Firma übernommen und war seit April 1900 Teilhaber. Mit seiner Erkrankung im Februar 1912 entstand für Giesecke & Devrient eine schwierige Situation in der Geschäftsführung, da noch keiner der in Frage kommenden Nachfolger die einer Unternehmensführung entsprechende Reife und Qualifikation erreicht hatte. So wurde zu Beginn des Jahres 1913 Gustav von Frank (1859-1923) als familienfremder Teilhaber in die Firma aufgenommen. Er war Attaché der russischen Gesandtschaft in München und vorher Leiter der künstlerischen Abteilung der Akademie der Künste in St. Petersburg gewesen. Im Jahr von Franks Tod 1923 kam Ludwig Devrient (1894-1948), ein Sohn von Alphonse Devrient jun. und Charlotte Devrient, zu Giesecke & Devrient. Seine Ausbildung hatte er bei B. G. Teubner absolviert, wo er anschließend den technischen Betrieb leitete. Mit dem Verzicht von Herbert Giesecke (*1898) auf die Nachfolge seines Vaters Johannes übernahm Ludwig Devrient die Führung der Linie Bruno Giesecke. Im Gesellschaftsvertrag von Mai 1926 wurden er und Arthur Schiller (*1899) persönlich haftende Gesellschafter. Da Raimund Giesecke kinderlos blieb, holte er als Nachfolger der Linie Hermann Giesecke seinen Neffen Arthur 1915 aus den USA nach Leipzig. 1920 begann er eine Ausbildung bei Giesecke & Devrient und nahm später den Doppelnamen Giesecke-Schiller an.
Aufgrund der wirtschaftlichen Lage und der Erbauseinandersetzung nach dem Tod von Johannes Giesecke 1913 hatte man bereits in den 1920er Jahren die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft erwogen, die dann am 1. Oktober 1931 vollzogen wurde. Die AG übernahm die Grundstücke in der Nürnberger Straße 12 und 14, während die restlichen in das Eigentum der neu gebildeten Gesellschaft bürgerlichen Rechts Giesecke & Devrient übergingen, die wiederum von der AG verwaltet wurde.
Bereits im Juli 1930 wurde die Graphische Anstalt W. Gente in Hamburg erworben, die wie die Berliner Filiale Vermittlungsgeschäfte ohne eigene Buchführung tätigte. Zur gleichen Zeit nahm Alfred Devrient (*1902), ein Urenkel eines Bruders von Alphonse Devrient sen., seine Tätigkeit in der Firma auf. 1935 wurde er stellvertretendes Vorstandsmitglied und leitete ab 1936 die Berliner Filiale. Aufgrund seiner Schweizer Staatsangehörigkeit zog er sich 1940 von seinen Aufgaben zurück und siedelte im Juni 1943 in die Schweiz über.
1933 verpflichtete man Franz Helmberger, den ehemaligen Direktor der Reichsdruckerei, als technischen Leiter und Vorstandsmitglied.
Arthur Giesecke-Schiller übernahm nach vierjähriger Tätigkeit in Hamburg 1938 die Leitung der Verkaufsabteilung in Leipzig und 1940 den Posten des stellvertretenden Vorstandsmitglieds.
In den Anfangsjahren der AG wurde das Vertreternetz ausgebaut und der alte Maschinenbestand schrittweise erneuert. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung konnte im Geschäftsjahr 1935/36 erstmals eine Dividende ausgeschüttet werden.
Mit den Bombenangriffen der Royal Airforce vom 3. auf den 4. Dezember 1943 wurde die Firma zu 80 Prozent zerstört. Die Verwaltung zog in die Geschäftsräume der Buchdruckerei G. Kreysing in der Seeburgstraße 51, die von Giesecke & Devrient gepachtet wurde. Druckarbeiten wurden teilweise von anderen Druckereien wie Eschebach & Schaefer und der Dr. Karl Meyer GmbH ausgeführt. Schon 1942 hatte man bei der Suche nach einem Ausweichbetrieb außerhalb von Leipzig zum graphischen Großbetrieb Förster & Borries in Zwickau Kontakt aufgenommen. Dort wurde dann ein großer Teil der Aufträge ausgeführt und auch Leipziger Personal eingesetzt.
Ab dem 15. November 1945 stand die Firma unter Treuhandverwaltung der Stadt Leipzig. 1948 wurde sie enteignet und als VEB Deutsche Wertpapierdruckerei der Deutschen Notenbank in Berlin unterstellt. Im selben Jahr begann Siegfried Otto (1914-1997), ein Schwiegersohn von Ludwig Devrient, mit dem Neuaufbau von Giesecke & Devrient in München.
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Der Bestand der Giesecke & Devrient AG gelangte 1981 ins Staatsarchiv Leipzig. Mit 60 lfm wurde er aus dem Verwaltungsarchiv des VEB Wertpapierdruckerei der DDR, Leipzig, übernommen, wo er ohne klare Ordnung in einer handschriftlichen Liste mit den aus der Geschäftstätigkeit erwachsenen Aktentiteln erfasst war. Noch vor Ort erarbeiteten zwei Angestellte des Staatsarchivs eine Kartei, von der später ein Findbuch erstellt wurde. Dabei wurden Akten, die nach 1945 entstanden waren, dem Bestand der Wertpapierdruckerei zugeordnet. Als Grundlage der Gliederung diente das "Ordnungsmodell für Bestände kapitalistischer Industriebetriebe".
2008 wurde der Bestand technisch bearbeitet. Dabei wurden alle Metallteile entfernt und die Seiten der Akten foliiert. Die hauptsächlich einfache Verzeichnung konnte 2010/11 mittels einer Spende der Giesecke & Devrient GmbH, München, durch eine Neuverzeichnung verbessert werden. Die Aktentitel wurden zum großen Teil genauer erfasst, die Gliederung entsprechend überarbeitet. Mit Übertragung des Bestandes in die Archivdatenbank wurde ein Personen-, Orts- und Firmenregister erstellt.
Im Zuge der Bearbeitung des Bestandes des VEB Wertpapierdruckerei der DDR, Leipzig, konnten rund 30 Akten aufgrund ihrer Laufzeit aussortiert und in den Bestand der Giesecke & Devrient AG aufgenommen werden. [06]
Anfang Dezember 2011 gelangte der vormalige Bestand N 2048 (Nachlass Ludwig Devrient) als Abgabe aus dem Bundesarchiv Berlin in das Staatsarchiv Leipzig. Die 16 Verzeichnungseinheiten wurden in den Bestand übernommen und im Titel jeweils als "Dokumente aus dem Nachlass von Ludwig Devrient" gekennzeichnet. Ein weiterer Zugang aus dem Bundesarchiv im Mai 2018 wurde umgehend eingearbeitet (Nr. 1590 - 1593).
Überlieferungsschwerpunkte und Hinweise zur Benutzung
Trotz des hohen Kriegsverlustes der Giesecke & Devrient AG vermittelt das überlieferte Schriftgut einen guten Einblick in die Unternehmenstätigkeit. Innerhalb der einzelnen Gliederungspunkte sind die Titel strikt chronologisch geordnet.
Aus den ersten drei Jahren ist die Geschäftskorrespondenz relativ geschlossen überliefert. Aus den späteren Jahren überwiegt die Korrespondenz mit den Firmenvertretern im Ausland. Dabei wurde diejenige mit detaillierten Angaben zur Ausführung von Drucken dem Punkt Druckaufträge zugeordnet.
Eine eindeutige Zuordnung der Korrespondenz zwischen Hermann und Bruno Giesecke ist nicht möglich, da in ihr Privat- und Geschäftsangelegenheiten ineinander übergehen. Bis auf die umfangreiche Akte Nr. 786, in der sich auch Geschäftsbriefe an Hermann Giesecke bzw. Giesecke & Devrient befinden, wurde sie der Privatkorrespondenz zugeordnet. Bei den Familienunterlagen befinden sich Geburtsurkunden, Tauf- und Konfirmationsscheine. Die von Ludwig Devrient neben der Leitung von Giesecke & Devrient bekleideten Ämter (z. B. Vorsitzender des Schulausschusses der Meisterschule für das Graphische Gewerbe zu Leipzig und Bezirksvorsitzender des Deutschen Buchdrucker-Vereins e. V.) sind in der entsprechenden Korrespondenz gut dokumentiert.
Nach dem Tod von Richard Krug 1929 gehörte seine Tochter Annliese Devrient als geborene Krug zu den Erben der Firma Regel & Krug, Kunstanstalt und Verlag. Nach dem Tod ihrer Mutter 1933 schied sie aus und ihr Mann Ludwig Devrient, der bereits Aufsichtsratsmitglied war und der Firma Kredit zur Verfügung gestellt hatte, und Alfred Giesecke wurden Kommanditisten. [07] Nach gescheiterten Sanierungsversuchen ging die Firma jedoch 1936 in Konkurs. Alle diesbezüglichen Unterlagen sind unter dem Punkt Beteiligung bei Regel & Krug zusammengefasst.
Ungefähr die Hälfte der Archivalien sind dem Bereich Finanzen und Vermögen zuzuordnen, innerhalb dessen die Geschäftsbücher den Großteil ausmachen. Das italienische System der Buchführung wurde Mitte der 1930er durch Einführung der amerikanischen Buchführung abgelöst. Ab 1917 wurde die bis dahin im Zwei-Jahres-Turnus angefertigte Bilanz jährlich aufgestellt. Da die Buchhaltung jeden Geschäftsgang widerspiegelt, haben ihre Unterlagen eine große Bedeutung für den gesamten Bestand. So lassen sich z. B. Nachweise zu Aufträgen, über die im Punkt Druckaufträge nichts überliefert ist, in den Auftrags- und Kalkulationsbüchern oder bei den Rechnungen finden. Bei Verzeichnung der Geschäftsbücher wurden weitgehend deren äußere Beschriftungen übernommen. Nur in wenigen Fällen wurden sie leicht umformuliert oder genauere Inhaltsangaben in Klammern zugefügt. Um Reihen besser erfassen zu können, denn diese sind nicht immer anhand des Titels zu erkennen (z. B. Änderung der Beschriftung von einem zum nächsten Geschäftsbuch), wurden die Datierungen durch die Monatsangaben präzisiert. Da somit die Zusammenführung von Reihen innerhalb der Gliederungspunkte schwierig ist, wurde es bei einer rein chronologischen Ordnung belassen.
Die Revisionsberichte der Sächsischen Revisions- und Treuhandgesellschaft AG, Leipzig, wurden teilweise mehrfach im Bestand belassen, da sie mit verschiedenen Anstreichungen versehen sind.
Die Ausführung von Druckaufträgen wird teilweise detailliert in Briefwechseln mit den Auftraggebern oder deren Vertreter besprochen. Sehr umfangreich ist dies z. B. mit der Bayerischen Notenbank der Fall.
Bei den Druckmustern überwiegt der Teil der Wertpapiere. Zu den Banknoten sind Muster fast aller Aufträge vorhanden.
Die mit überlieferten Akten der Buchdruckerei G. Kreysing und des Verlages Dr. Fritz Fikentscher wurden in einem Punkt zusammengefasst, da sie aufgrund der personellen Verbindung nicht immer eindeutig zu trennen sind. Fritz Fikentscher war seit 1910 Teilhaber der Buchdruckerei und wurde nach dem Ausscheiden von Hans Kreysing 1912 alleiniger Inhaber. Als sie 1944 von Giesecke & Devrient gepachtet wurde, war sie im Besitz der Witwe Elisabeth Fikentscher. [08]
Die alten Archivsignaturen des Bestandes N 2048 (Nachlass Ludwig Devrient) aus dem Bundesarchiv wurden in die Datenbank übernommen.
Einige Akten unterliegen Sperrfristen für personenbezogenes Archivgut gemäß § 10 Abs. 1 Satz 3 des Sächsischen Archivgesetzes sowie Benutzungsbeschränkungen aufgrund von Brandschäden gemäß § 9 Abs. 2 Nr. 4 des Sächsischen Archivgesetzes.
Verweis auf korrespondierende Bestände
Der sich zeitlich anschließende Bestand des VEB Wertpapierdruckerei der DDR, Leipzig, befindet sich ebenfalls im Staatsarchiv Leipzig (Bestandssignatur 21111).
Maren Worrich
Dezember 2011
Quellen und Literatur
Das Etablissement von Giesecke & Devrient in Leipzig. Leipzig, 1862.
Fünfundsiebzig Jahre Giesecke & Devrient. Privatdruck, Leipzig, 1928.
Theodor Bruno Giesecke. Aus Anlaß der 100jährigen Wiederkehr seines Geburtstages den Nachkommen gewidmet von Ludwig Devrient. Leipzig, 1935.
Jungmann-Stadler, Franziska; Devrient, Ludwig: Giesecke & Devrient. Banknotendruck 1854 - 1943. Regenstauf, 2009.
Jungmann-Stadler, Franziska; Devrient, Ludwig: Giesecke & Devrient. Banknotendruck 1955 - 2002. Köln, Weimar, Wien, 2014.
Leber, Marianne: Giesecke, Hermann. In: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 382 f., Onlinefassung: http://www.deutsche-biographie.de/pnd118694790.html (Stand Oktober 2011).
Prell, Jan Hendrik; Böttge, Horst: Giesecke & Devrient 1852 - 2002. Werte im Wandel der Zeit. Stuttgart, 2002.
Schäfer, Michael: Familienunternehmen und Unternehmerfamilien. Zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der sächsischen Unternehmer 1850 - 1940. München, 2007.
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 2. Berlin/Eberswalde 1903, S. 319-322, Onlinefassung: http://www.zeno.org/nid/20011435372 (Stand April 2011).
Stiftung Benedictus Gotthelf Teubner Leipzig / Dresden / Berlin / Stuttgart (2001-2010): http://www.stiftung-teubner-leipzig.de/2002-weiss-juergen-giesecke-und-devrient-und-teubner.htm (Stand Oktober 2011).
[01] Die folgende Firmengeschichte basiert auf den Akten des Bestandes und der am Ende der Einleitung aufgeführten Literatur.
[02] Vgl. StA-L, 21061 Giesecke & Devrient AG, Nr. 780 und 838.
[03] Fünfundsiebzig Jahre Giesecke & Devrient. Leipzig, Privatdruck 1928, S. 5.
[04] Fünfundsiebzig Jahre Giesecke & Devrient. Leipzig, Privatdruck 1928, S. 138.
[05] Vgl. Das Etablissement von Giesecke & Devrient in Leipzig; Schmidt, Rudolf: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker; StA-L, 21061 Giesecke & Devrient AG, Nr. 1406.
[06] Siehe Konkordanz in der Einleitung des Findbuches des Bestandes 21111 VEB Wertpapierdruckerei der DDR, Leipzig.
[07] Vgl. StA-L, 21061 Giesecke & Devrient AG, Nr. 770.
[08] Vgl. StA-L, 20124 AG Leipzig, HRA 223 (Handelsregisterakte).
Am 1. Juni 1852 gründeten Hermann Giesecke (1831-1900) und Alphonse Devrient (1821-1878) in Leipzig das Typographische Institut Giesecke & Devrient. [01] Hermann Giesecke, dessen Vater Christian Friedrich Giesecke Mitbegründer der Schriftgießerei J. G. Schelter & Giesecke war, absolvierte von 1846 bis 1849 eine Ausbildung zum Buchdrucker bei Bernhard Tauchnitz. Dort begegnete er Alphonse Devrient, dessen Vater Gründer der chemischen Fabrik J. E. Devrient in Zwickau war. Alphonse Devrient hatte sich bei der Fr. Nies'schen Buchdruckerei ebenfalls zum Buchdrucker ausbilden lassen und später eine Stelle bei Tauchnitz angetreten. Sowohl Hermann Giesecke als auch Alphonse Devrient erweiterten ihre drucktechnischen Kenntnisse bei verschiedenen Aufenthalten in Paris. [02]
Das anfängliche Geschäftsfeld der Firma umfasste Buch- und Kunstdrucke sowie Akzidenzdrucksachen. Mit Erweiterung der technischen Einrichtungen konnte es bald ausgedehnt und ein Großteil aller graphischen Techniken ausgeführt werden. Im Herbst 1852 wurde die Abteilung Lithographie und Steindruckerei eingerichtet und im nächsten Jahr die Kupfer- und Stahldruckerei, die die Grundlage für den bedeutenden Wertpapierdruck bildete; es folgten die Gravier- und die galvanische Anstalt. Mit Ausbau des Labors konnte gezielt an der Entwicklung neuer Verfahren und an der Steigerung der Sicherheit gegen Fälschungen gearbeitet werden. Von Anfang an galt bei Giesecke & Devrient ein hoher Qualitätsstandard. 1858 wurde das Geschäftsfeld um eine eigene Verlagstätigkeit erweitert und 1874 entstand die kartografische Abteilung.
Aus den Mieträumen in der Bosenstraße 1 (ab 1870 Nürnberger Straße 10) zog man 1858 in ein eigenes Geschäftshaus in der Bosenstraße 1b (Nürnberger Straße 12). Ende der 1860er Jahre wurden Häuser mit Gärten in der Johannisgasse sowie die Königstraße 13 erworben. Durch verschiedene Umbauten passte Giesecke & Devrient die Räumlichkeiten der wachsenden Firmentätigkeit an. 1873 konnte in der Johannisgasse 16 der Neubau gegenüber dem Stammhaus fertig gestellt werden und auf der später hinzugekommenen Nürnberger Straße 14 errichtete man 1894/95 einen Erweiterungsbau. Mit dem Kauf der Gebäude in der Nürnberger Straße 16 und 18 wurde das Firmengelände komplettiert und es entstand so eine bauliche Geschlossenheit. Als die städtische Elektrizitätsversorgung den Anforderungen nicht mehr genügte, errichtete man Mitte der 1890er Jahre im Hof ein selbstständiges Maschinen- und Kesselhaus.
Für ihre Druckerzeugnisse erhielt die junge Firma schon bald die ersten Auszeichnungen, so 1854 die Ehrenmedaille von der Preiskommission der Allgemeinen Deutschen Industrieausstellung in München und 1855 den ersten Preis von der Jury der Exposition Universelle in Paris, weitere Auszeichnungen folgten. [03] Neben Privatpersonen, Firmen und Künstlern (u. a. Max Klinger) zählten schon früh auch staatliche Stellen zu den Auftraggebern. So druckte Giesecke & Devrient 1864 Passformulare für Sachsen, später auch im Auftrag des Preußischen Ministeriums des Innern als Vertreter des Norddeutschen Bundes. Von 1899 bis zu ihrer Auflösung 1938 wurden Lose für die Sächsische Landeslotterie gedruckt.Der Verlagsteil der Firma widmete sich vorwiegend historisch-wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Mitte der 1860er Jahre vereinbarte das Sächsische Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts die Herausgabe des Codex diplomaticus Saxoniae Regiae. 1880 erschien die Beschreibung des Codex Rossanensis, 1898 der Codex selbst. Herausgegeben wurden des Weiteren die "Geschichte des Geschlechts von Schönberg meissnischen Stammes", kunstgeschichtliche Untersuchungen von Adolf Furtwängler sowie mehrere Bände zu den archäologischen Expeditionen von Ernst von Sieglin. Besondere Prachtausgaben waren z. B. Paul Bailleus "Königin Louise" und Paul Seidels "Friedrich der Große und die bildende Kunst". Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde das Erscheinen des seit 1897 regelmäßig herausgegebenen Hohenzollern-Jahrbuches eingestellt. Ab Ende der 1920er Jahre kam die Verlagstätigkeit dann zum Erliegen.
Aufträge für den Druck von Banknoten kamen in den ersten Jahren nach Firmengründung unter anderem von der Weimarischen Bank, der Leipziger Bank, der Geraer Bank, der Danziger Privat-Actien-Bank, von dem Herzogtum Sachsen-Altenburg und dem Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach. Gesetzliche Bestimmungen schränkten später deutsche Privatbanken in der Nutzung ihres Notenprivilegs ein, sodass 1900 nur noch vier Banken das Recht zur Notenemission behielten (die Sächsische Bank zu Dresden, die Bayerische Notenbank, die Württembergische und die Badische Bank). So begann Giesecke & Devrient in der Mitte der 1880er Jahre aufgrund der zurückgehenden deutschen Aufträge das Exportgeschäft zu intensivieren. Wurden vorher bereits Banknoten unter anderem für Kantone in der Schweiz und die Banco de Piura gedruckt, folgten nun umfangreiche Aufträge für Brasilien, Portugal, Paraguay und Uruguay und 1891 für Siam.
Trotz des massiven Rückgangs von Wertpapieraufträgen aufgrund der hohen Zinsrate ab 1913 konnte der Umsatz durch den Druck von Banknoten für Luxemburg, die bulgarische Nationalbank und insbesondere durch einen umfassenden Auftrag des osmanischen Finanzministeriums gesteigert werden. Um alle Aufträge qualitäts- und zeitgerecht bewältigen zu können, mussten 1916 im Industriepalast, Brandenburger Straße 14/16, zusätzliche Räume für eine weitere Druckerei gemietet werden.
Während der Inflation war es der Reichsbank nicht mehr möglich, dem wachsenden Bedarf an Banknoten nachzukommen. Unter den für den Hilfsdruck beteiligten Druckereien war auch Giesecke & Devrient. Ende September 1922 konnten die ersten 1000-Mark-Scheine ausgeliefert werden. Die Herstellung stand unter besonderer Anstrengung, da der Druck mit den rasch wachsenden Zahlenwerten nur schwer Schritt halten konnte; dies galt ebenso für die Schecks für Banken. Neben diesen Aufträgen wurden noch Hilfsbanknoten für die Bayerische Notenbank und die Sächsische Bank zu Dresden hergestellt, für die man später auch neue Noten druckte. Als die Talfahrt der deutschen Mark mit Einführung der Rentenmark beendet war, wurden in Leipzig noch die 5- und 50-Markscheine gedruckt.
Diesen auftragsreichen Zeiten folgte eine Phase der Stagnation. So beteiligte man sich im November 1925 zur Hälfte an der Monatszeitschrift "Das Magazin". Obwohl die Auflage gesteigert werden konnte, wurde der Anteil im April 1927 wieder verkauft, da sich die Auftragslage im Wertpapierbereich wieder etwas besserte. Dem Aufwertungsgesetz vom 16. Juli 1926 folgte eine Neuausgabe von Pfandbriefen und Zertifikaten, wobei Giesecke & Devrient insbesondere für Münchner, Hamburger und Berliner Hypothekenbanken arbeitete. Es folgten Aufträge für chinesische und ungarische Banknoten und in den 1930er und Anfang der 1940er Jahre Aufträge aus Spanien, Bulgarien, Luxemburg, Griechenland, Slowakei und Kroatien. Mit dem Entzug des Notenausgaberechts der Privatnotenbanken Ende 1935 brach wiederum ein wichtiger inländischer Auftragsbestand weg. In Deutschland kamen zum verbleibenden Druck von Schecks und Wertpapieren Wertmarkenaufträge von Behörden und anderen öffentlichen Stellen wie der Deutschen Arbeitsfront (Beitragsmarken), dem Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft (Brotmarken für die Wehrmacht) und dem Finanzministerium (Urkundensteuerzeichen). Für die Olympischen Spiele 1936 wurden die Eintrittskarten gedruckt.
Ein gesondertes Geschäftsfeld war der Druck von Karten. Unter Leitung von Prof. Hermann Credner begann die im April 1872 gegründete Geologische Landesuntersuchung des Königreichs Sachsen mit der Erarbeitung der Geologischen Spezialkarte von Sachsen 1 : 25 000. Die dafür nötige topographische Karte wurde vom topographischen Büro des Königlich Sächsischen Generalstabes erstellt. Nachdem Giesecke & Devrient diesem eine Probearbeit vorgelegt hatte, erhielt man den Auftrag zum Druck dieser Werke. [04] Anschließend folgten Aufträge des Großherzogtums Baden und der Westfälischen Berggewerkschaftskasse Bochum. Für das topographische Büro des Königlich Sächsischen Generalstabes wurde außerdem der sächsische Teil der Karte des Deutschen Reiches 1 : 100 000 erstellt. Ausländische Aufträge für Landkarten kamen aus Belgien, den Niederlanden und Südamerika. Außerdem druckte Giesecke & Devrient Stadtpläne von Chemnitz, Dresden und Leipzig. Nachdem die Arbeit an der Geologischen Spezialkarte von Sachsen beendet war, widmete sich Hermann Credner der Geologischen Übersichtskarte von Sachsen 1 : 250 000, 1908 veröffentlicht, und ihrer Verkleinerung auf 1 : 500 000, 1910 veröffentlicht. Während des Ersten Weltkrieges waren umfangreiche Arbeiten für das Reichsmarineamt zu erledigen. Nach 1918 kam die kartografische Abteilung wegen ausbleibender Aufträge fast zum Stillstand. Die Auftragslage besserte sich dann wieder durch die politischen Verhältnisse in den 1930er Jahren.
In den 1920er Jahren wurden verschiedene Wanderkarten gedruckt. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts begann die Zusammenarbeit mit dem Begründer des Deutschen Sprachatlas Georg Wenker. Ab 1927 erfolgten die Arbeiten für den von der N. G. Elwert'schen Verlagsbuchhandlung in Marburg verlegten Deutschen Sprachatlas.
Um im Zuge der Industrialisierung und der wachsenden internationalen Handelsbeziehungen Deutschlands auch in der Hauptstadt Berlin präsent zu sein, eröffnete Giesecke & Devrient am 1. Dezember 1889 in der Behrenstraße 32 eine Filiale. Sie war eine Firmenvertretung ohne eigene Geschäfte und ohne eigene Buchführung. Im wachsenden Berliner Bankenviertel musste sie mehrfach umziehen, zuerst in die Behrenstraße 5, 1909 in die Mauerstraße 34, 1911 in die Charlottenstraße 49, dort dann später in die Nrn. 50/51. Mit dem Kauf eines Geschäftsgebäudes in der Wallstraße 27 war im Sommer 1939 ein festes Domizil gefunden.
Die Berliner Filiale war von wesentlicher Bedeutung für die Erlangung von Banknotenaufträgen aus dem Ausland, für Wertpapieraufträge und Schecks Berliner Banken sowie Geschäftsdrucksachen großer Versicherungen.
Bereits Ende des 19. Jahrhunderts wurde allerdings schon überlegt, auch in Berlin zu drucken. 1923 schien dies mit Gründung der Firma Wertdruck, Büxenstein-Giesecke & Devrient GmbH realisiert. Sie war ein Gemeinschaftsunternehmen mit der Allgemeinen Verlags- und Druckereiges. mbH, Abt. W. Büxenstein, Berlin. Nach dem Tod von Georg Büxenstein und den wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Stinnes-Konzerns, zu dem W. Büxenstein gehörte, ging die junge Firma aber bereits 1926 in Liquidation.
Mit der feierlichen Begehung des 50-jährigen Bestehens der Firma wurde 1902 eine Jubiläumsstiftung der Firma Giesecke & Devrient als Unterstützungskasse für die Angestellten ins Leben gerufen. Diese löste sich Anfang der 1930er Jahre auf, denn anlässlich des 75-jähriges Firmenjubiläums war 1927 die Giesecke & Devrient-Gedächtnisstiftung zum gleichen Zweck gegründet worden.
Die Anzahl der Beschäftigten schwankte entsprechend der Auftragslage. Zehn Jahre nach Firmengründung waren 200 Mitarbeiter tätig, 1902 und 1927 jeweils 500. [05] In der Johannisgasse 16 befanden sich die Kantine und ein Gemeinschaftsraum. Es existierte ein firmeneigener Männergesangsverein und ab 1942 ein Betriebsorchester. Regelmäßig fanden Betriebsveranstaltungen statt. Für eine 25-jährige Betriebszugehörigkeit wurde den Mitarbeitern eine silberne und für eine 50-jährige eine goldene Ehrennadel verliehen.
Durch die besondere Stellung des Unternehmens kamen wiederholt hochrangige politische Personen zu Besuch, wie 1895 Albert von Sachsen, 1904 Georg von Sachsen und 1938 Georg Lenk, Wirtschaftsminister von Sachsen, sowie Martin Mutschmann, Reichsstatthalter und sächsischer Ministerpräsident.
Giesecke & Devrient präsentierte sich regelmäßig auf Weltausstellungen, der Bugra (Internationale Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik) und weiteren Ausstellungen. Die Firma war Mitglied in branchenüblichen Vereinen wie dem Deutschen Buchdruckerverein, dem Verein Leipziger Buchdruckerei-Besitzer, dem Verband Deutscher Offset- und Steindruckereibesitzer Leipzig, dem Bund der chemiegraphischen Anstalten, Kupfer- und Tiefdruckereien Deutschlands und dem Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig. Mit der Neuorganisation der Verbände unter den Nationalsozialisten gehörte die Firma der Wirtschaftsgruppe Druck und Papierverarbeitung und der Reichskulturkammer an.
1867 trat der Bruder Hermann Gieseckes, Bruno Giesecke (1835-1905), in die Firma ein. Er war verheiratet mit Leontine Roßbach (1847-1921), einer Enkelin von Benedictus Gotthelf Teubner. Bruno Giesecke hatte bei Giesecke & Devrient die Verantwortung für den Buchverlag und trat 1876 wegen unterschiedlicher Auffassungen bezüglich seiner Aufgaben wieder aus der Firma aus. Nachdem Alphonse Devrient 1878 kinderlos starb, kehrte Bruno in die Firma zurück und übernahm die technische Leitung. Er widmete sich insbesondere dem Bereich der Wertpapiere.
Ein Neffe von Alphonse Devrient, der Sohn des Bruders August Devrient mit gleichem Namen Alphonse Devrient (1861-1899), begann 1879 eine Lehre in der Firma. Mit Eröffnung der Berliner Filiale übernahm er deren Leitung. Zur Unterstützung der Leipziger Geschäftsführung kehrte er jedoch 1892 zurück. Die Leitung in Berlin übernahm dann Richard Brunner (1862-1937). Durch die Heirat von Alphonse Devrient jun. mit Charlotte Giesecke (1869-1940), einer Tochter von Bruno Giesecke, waren die beiden Gründerfamilien nun auch verwandtschaftlich verbunden.
Nach dem Tod von Alphonse Devrient jun. und Hermann Giesecke wurde mit dem 1. Januar 1901 die offene Handelsgesellschaft Giesecke & Devrient in eine Kommanditgesellschaft umgewandelt. Als Nachfolger der zwischen Hermann und Bruno Giesecke festgelegten Geschlechtslinien galten nun Raimund Giesecke (1856-1931) als Führer der Linie seines Vaters Hermann und Johannes Giesecke (1871-1913) als Führer der Linie seines Vaters Bruno.
Raimund Giesecke hatte 1872 eine Lehre im väterlichen Betrieb begonnen und seine 1878 erworbene Teilhaberschaft nach elfjähriger Abwesenheit 1899 wieder aufgenommen. Johannes Giesecke hatte 1898 nach seiner Ausbildung an der technischen Hochschule in Stuttgart und bei verschiedenen Firmen (u. a. J. G. Schelter & Giesecke, Koenig & Bauer, Kloster Oberzell) die technische Leitung der Firma übernommen und war seit April 1900 Teilhaber. Mit seiner Erkrankung im Februar 1912 entstand für Giesecke & Devrient eine schwierige Situation in der Geschäftsführung, da noch keiner der in Frage kommenden Nachfolger die einer Unternehmensführung entsprechende Reife und Qualifikation erreicht hatte. So wurde zu Beginn des Jahres 1913 Gustav von Frank (1859-1923) als familienfremder Teilhaber in die Firma aufgenommen. Er war Attaché der russischen Gesandtschaft in München und vorher Leiter der künstlerischen Abteilung der Akademie der Künste in St. Petersburg gewesen. Im Jahr von Franks Tod 1923 kam Ludwig Devrient (1894-1948), ein Sohn von Alphonse Devrient jun. und Charlotte Devrient, zu Giesecke & Devrient. Seine Ausbildung hatte er bei B. G. Teubner absolviert, wo er anschließend den technischen Betrieb leitete. Mit dem Verzicht von Herbert Giesecke (*1898) auf die Nachfolge seines Vaters Johannes übernahm Ludwig Devrient die Führung der Linie Bruno Giesecke. Im Gesellschaftsvertrag von Mai 1926 wurden er und Arthur Schiller (*1899) persönlich haftende Gesellschafter. Da Raimund Giesecke kinderlos blieb, holte er als Nachfolger der Linie Hermann Giesecke seinen Neffen Arthur 1915 aus den USA nach Leipzig. 1920 begann er eine Ausbildung bei Giesecke & Devrient und nahm später den Doppelnamen Giesecke-Schiller an.
Aufgrund der wirtschaftlichen Lage und der Erbauseinandersetzung nach dem Tod von Johannes Giesecke 1913 hatte man bereits in den 1920er Jahren die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft erwogen, die dann am 1. Oktober 1931 vollzogen wurde. Die AG übernahm die Grundstücke in der Nürnberger Straße 12 und 14, während die restlichen in das Eigentum der neu gebildeten Gesellschaft bürgerlichen Rechts Giesecke & Devrient übergingen, die wiederum von der AG verwaltet wurde.
Bereits im Juli 1930 wurde die Graphische Anstalt W. Gente in Hamburg erworben, die wie die Berliner Filiale Vermittlungsgeschäfte ohne eigene Buchführung tätigte. Zur gleichen Zeit nahm Alfred Devrient (*1902), ein Urenkel eines Bruders von Alphonse Devrient sen., seine Tätigkeit in der Firma auf. 1935 wurde er stellvertretendes Vorstandsmitglied und leitete ab 1936 die Berliner Filiale. Aufgrund seiner Schweizer Staatsangehörigkeit zog er sich 1940 von seinen Aufgaben zurück und siedelte im Juni 1943 in die Schweiz über.
1933 verpflichtete man Franz Helmberger, den ehemaligen Direktor der Reichsdruckerei, als technischen Leiter und Vorstandsmitglied.
Arthur Giesecke-Schiller übernahm nach vierjähriger Tätigkeit in Hamburg 1938 die Leitung der Verkaufsabteilung in Leipzig und 1940 den Posten des stellvertretenden Vorstandsmitglieds.
In den Anfangsjahren der AG wurde das Vertreternetz ausgebaut und der alte Maschinenbestand schrittweise erneuert. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung konnte im Geschäftsjahr 1935/36 erstmals eine Dividende ausgeschüttet werden.
Mit den Bombenangriffen der Royal Airforce vom 3. auf den 4. Dezember 1943 wurde die Firma zu 80 Prozent zerstört. Die Verwaltung zog in die Geschäftsräume der Buchdruckerei G. Kreysing in der Seeburgstraße 51, die von Giesecke & Devrient gepachtet wurde. Druckarbeiten wurden teilweise von anderen Druckereien wie Eschebach & Schaefer und der Dr. Karl Meyer GmbH ausgeführt. Schon 1942 hatte man bei der Suche nach einem Ausweichbetrieb außerhalb von Leipzig zum graphischen Großbetrieb Förster & Borries in Zwickau Kontakt aufgenommen. Dort wurde dann ein großer Teil der Aufträge ausgeführt und auch Leipziger Personal eingesetzt.
Ab dem 15. November 1945 stand die Firma unter Treuhandverwaltung der Stadt Leipzig. 1948 wurde sie enteignet und als VEB Deutsche Wertpapierdruckerei der Deutschen Notenbank in Berlin unterstellt. Im selben Jahr begann Siegfried Otto (1914-1997), ein Schwiegersohn von Ludwig Devrient, mit dem Neuaufbau von Giesecke & Devrient in München.
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Der Bestand der Giesecke & Devrient AG gelangte 1981 ins Staatsarchiv Leipzig. Mit 60 lfm wurde er aus dem Verwaltungsarchiv des VEB Wertpapierdruckerei der DDR, Leipzig, übernommen, wo er ohne klare Ordnung in einer handschriftlichen Liste mit den aus der Geschäftstätigkeit erwachsenen Aktentiteln erfasst war. Noch vor Ort erarbeiteten zwei Angestellte des Staatsarchivs eine Kartei, von der später ein Findbuch erstellt wurde. Dabei wurden Akten, die nach 1945 entstanden waren, dem Bestand der Wertpapierdruckerei zugeordnet. Als Grundlage der Gliederung diente das "Ordnungsmodell für Bestände kapitalistischer Industriebetriebe".
2008 wurde der Bestand technisch bearbeitet. Dabei wurden alle Metallteile entfernt und die Seiten der Akten foliiert. Die hauptsächlich einfache Verzeichnung konnte 2010/11 mittels einer Spende der Giesecke & Devrient GmbH, München, durch eine Neuverzeichnung verbessert werden. Die Aktentitel wurden zum großen Teil genauer erfasst, die Gliederung entsprechend überarbeitet. Mit Übertragung des Bestandes in die Archivdatenbank wurde ein Personen-, Orts- und Firmenregister erstellt.
Im Zuge der Bearbeitung des Bestandes des VEB Wertpapierdruckerei der DDR, Leipzig, konnten rund 30 Akten aufgrund ihrer Laufzeit aussortiert und in den Bestand der Giesecke & Devrient AG aufgenommen werden. [06]
Anfang Dezember 2011 gelangte der vormalige Bestand N 2048 (Nachlass Ludwig Devrient) als Abgabe aus dem Bundesarchiv Berlin in das Staatsarchiv Leipzig. Die 16 Verzeichnungseinheiten wurden in den Bestand übernommen und im Titel jeweils als "Dokumente aus dem Nachlass von Ludwig Devrient" gekennzeichnet. Ein weiterer Zugang aus dem Bundesarchiv im Mai 2018 wurde umgehend eingearbeitet (Nr. 1590 - 1593).
Überlieferungsschwerpunkte und Hinweise zur Benutzung
Trotz des hohen Kriegsverlustes der Giesecke & Devrient AG vermittelt das überlieferte Schriftgut einen guten Einblick in die Unternehmenstätigkeit. Innerhalb der einzelnen Gliederungspunkte sind die Titel strikt chronologisch geordnet.
Aus den ersten drei Jahren ist die Geschäftskorrespondenz relativ geschlossen überliefert. Aus den späteren Jahren überwiegt die Korrespondenz mit den Firmenvertretern im Ausland. Dabei wurde diejenige mit detaillierten Angaben zur Ausführung von Drucken dem Punkt Druckaufträge zugeordnet.
Eine eindeutige Zuordnung der Korrespondenz zwischen Hermann und Bruno Giesecke ist nicht möglich, da in ihr Privat- und Geschäftsangelegenheiten ineinander übergehen. Bis auf die umfangreiche Akte Nr. 786, in der sich auch Geschäftsbriefe an Hermann Giesecke bzw. Giesecke & Devrient befinden, wurde sie der Privatkorrespondenz zugeordnet. Bei den Familienunterlagen befinden sich Geburtsurkunden, Tauf- und Konfirmationsscheine. Die von Ludwig Devrient neben der Leitung von Giesecke & Devrient bekleideten Ämter (z. B. Vorsitzender des Schulausschusses der Meisterschule für das Graphische Gewerbe zu Leipzig und Bezirksvorsitzender des Deutschen Buchdrucker-Vereins e. V.) sind in der entsprechenden Korrespondenz gut dokumentiert.
Nach dem Tod von Richard Krug 1929 gehörte seine Tochter Annliese Devrient als geborene Krug zu den Erben der Firma Regel & Krug, Kunstanstalt und Verlag. Nach dem Tod ihrer Mutter 1933 schied sie aus und ihr Mann Ludwig Devrient, der bereits Aufsichtsratsmitglied war und der Firma Kredit zur Verfügung gestellt hatte, und Alfred Giesecke wurden Kommanditisten. [07] Nach gescheiterten Sanierungsversuchen ging die Firma jedoch 1936 in Konkurs. Alle diesbezüglichen Unterlagen sind unter dem Punkt Beteiligung bei Regel & Krug zusammengefasst.
Ungefähr die Hälfte der Archivalien sind dem Bereich Finanzen und Vermögen zuzuordnen, innerhalb dessen die Geschäftsbücher den Großteil ausmachen. Das italienische System der Buchführung wurde Mitte der 1930er durch Einführung der amerikanischen Buchführung abgelöst. Ab 1917 wurde die bis dahin im Zwei-Jahres-Turnus angefertigte Bilanz jährlich aufgestellt. Da die Buchhaltung jeden Geschäftsgang widerspiegelt, haben ihre Unterlagen eine große Bedeutung für den gesamten Bestand. So lassen sich z. B. Nachweise zu Aufträgen, über die im Punkt Druckaufträge nichts überliefert ist, in den Auftrags- und Kalkulationsbüchern oder bei den Rechnungen finden. Bei Verzeichnung der Geschäftsbücher wurden weitgehend deren äußere Beschriftungen übernommen. Nur in wenigen Fällen wurden sie leicht umformuliert oder genauere Inhaltsangaben in Klammern zugefügt. Um Reihen besser erfassen zu können, denn diese sind nicht immer anhand des Titels zu erkennen (z. B. Änderung der Beschriftung von einem zum nächsten Geschäftsbuch), wurden die Datierungen durch die Monatsangaben präzisiert. Da somit die Zusammenführung von Reihen innerhalb der Gliederungspunkte schwierig ist, wurde es bei einer rein chronologischen Ordnung belassen.
Die Revisionsberichte der Sächsischen Revisions- und Treuhandgesellschaft AG, Leipzig, wurden teilweise mehrfach im Bestand belassen, da sie mit verschiedenen Anstreichungen versehen sind.
Die Ausführung von Druckaufträgen wird teilweise detailliert in Briefwechseln mit den Auftraggebern oder deren Vertreter besprochen. Sehr umfangreich ist dies z. B. mit der Bayerischen Notenbank der Fall.
Bei den Druckmustern überwiegt der Teil der Wertpapiere. Zu den Banknoten sind Muster fast aller Aufträge vorhanden.
Die mit überlieferten Akten der Buchdruckerei G. Kreysing und des Verlages Dr. Fritz Fikentscher wurden in einem Punkt zusammengefasst, da sie aufgrund der personellen Verbindung nicht immer eindeutig zu trennen sind. Fritz Fikentscher war seit 1910 Teilhaber der Buchdruckerei und wurde nach dem Ausscheiden von Hans Kreysing 1912 alleiniger Inhaber. Als sie 1944 von Giesecke & Devrient gepachtet wurde, war sie im Besitz der Witwe Elisabeth Fikentscher. [08]
Die alten Archivsignaturen des Bestandes N 2048 (Nachlass Ludwig Devrient) aus dem Bundesarchiv wurden in die Datenbank übernommen.
Einige Akten unterliegen Sperrfristen für personenbezogenes Archivgut gemäß § 10 Abs. 1 Satz 3 des Sächsischen Archivgesetzes sowie Benutzungsbeschränkungen aufgrund von Brandschäden gemäß § 9 Abs. 2 Nr. 4 des Sächsischen Archivgesetzes.
Verweis auf korrespondierende Bestände
Der sich zeitlich anschließende Bestand des VEB Wertpapierdruckerei der DDR, Leipzig, befindet sich ebenfalls im Staatsarchiv Leipzig (Bestandssignatur 21111).
Maren Worrich
Dezember 2011
Quellen und Literatur
Das Etablissement von Giesecke & Devrient in Leipzig. Leipzig, 1862.
Fünfundsiebzig Jahre Giesecke & Devrient. Privatdruck, Leipzig, 1928.
Theodor Bruno Giesecke. Aus Anlaß der 100jährigen Wiederkehr seines Geburtstages den Nachkommen gewidmet von Ludwig Devrient. Leipzig, 1935.
Jungmann-Stadler, Franziska; Devrient, Ludwig: Giesecke & Devrient. Banknotendruck 1854 - 1943. Regenstauf, 2009.
Jungmann-Stadler, Franziska; Devrient, Ludwig: Giesecke & Devrient. Banknotendruck 1955 - 2002. Köln, Weimar, Wien, 2014.
Leber, Marianne: Giesecke, Hermann. In: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 382 f., Onlinefassung: http://www.deutsche-biographie.de/pnd118694790.html (Stand Oktober 2011).
Prell, Jan Hendrik; Böttge, Horst: Giesecke & Devrient 1852 - 2002. Werte im Wandel der Zeit. Stuttgart, 2002.
Schäfer, Michael: Familienunternehmen und Unternehmerfamilien. Zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der sächsischen Unternehmer 1850 - 1940. München, 2007.
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 2. Berlin/Eberswalde 1903, S. 319-322, Onlinefassung: http://www.zeno.org/nid/20011435372 (Stand April 2011).
Stiftung Benedictus Gotthelf Teubner Leipzig / Dresden / Berlin / Stuttgart (2001-2010): http://www.stiftung-teubner-leipzig.de/2002-weiss-juergen-giesecke-und-devrient-und-teubner.htm (Stand Oktober 2011).
[01] Die folgende Firmengeschichte basiert auf den Akten des Bestandes und der am Ende der Einleitung aufgeführten Literatur.
[02] Vgl. StA-L, 21061 Giesecke & Devrient AG, Nr. 780 und 838.
[03] Fünfundsiebzig Jahre Giesecke & Devrient. Leipzig, Privatdruck 1928, S. 5.
[04] Fünfundsiebzig Jahre Giesecke & Devrient. Leipzig, Privatdruck 1928, S. 138.
[05] Vgl. Das Etablissement von Giesecke & Devrient in Leipzig; Schmidt, Rudolf: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker; StA-L, 21061 Giesecke & Devrient AG, Nr. 1406.
[06] Siehe Konkordanz in der Einleitung des Findbuches des Bestandes 21111 VEB Wertpapierdruckerei der DDR, Leipzig.
[07] Vgl. StA-L, 21061 Giesecke & Devrient AG, Nr. 770.
[08] Vgl. StA-L, 20124 AG Leipzig, HRA 223 (Handelsregisterakte).
H.Baier: Wertpapiere-mit Sicherheit dabei. Gründung der Druckerei Giesecke & Devrient vor 150 Jahren. In: Leipziger Blätter Nr. 40/2002; Giesecke & Devrient 1852-2002, Werte im Wandel der Zeit, Stuttgart 2002.
Gesellschaftsverträge.- Aufsichtsratssitzungen.- Geschäftsberichte.- Patente.- Geschäftsbücher.- Bilanzen.- Produktion.- Absatz.- Druckmuster.- Betriebsvertretungen.- Betriebsgeschichtliche Sammlung.- Familienangelegenheiten.
Die Firma Giesecke & Devrient wurde 1852 in Leipzig von Hermann F. Giesecke und Alphonse Devrient als typographisches Institut gegründet. 1901 entstand eine Zweigniederlassung in Berlin. Seit 1931 wurde das Unternehmen als AG geführt. Neben Banknoten und Wertpapieren aller Art stellte das Unternehmen auch Geschäftsdrucksachen, Bücher, Landkarten und Stadtpläne her. Modernste technische Verfahren und künstlerische Meisterschaft machten die Firma weltbekannt. Aufträge kamen aus Brasilien, Paraguay, Uruguay, Thailand und China. Nach Sequestrierung wurde der Betrieb 1948 volkseigener Betrieb des Landes Sachsen.
Im Bestand sind auch Unterlagen des Verlags Dr. Fikentscher, der Buchdruckerei Kreysing sowie der Druckerei Regel und Krug enthalten.
Im Bestand sind auch Unterlagen des Verlags Dr. Fikentscher, der Buchdruckerei Kreysing sowie der Druckerei Regel und Krug enthalten.
- 2011 | Findbuch / Datenbank
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