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Beständeübersicht

Bestand

21074 Otto Zeising Nachf., Leipzig, Fabrik für Gummi- und Lederwalzen

Datierung1919 - 1967
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)0,80
Geschichte der Otto Zeising Nachf., Leder- und Gummiwalzenfabrik

1876 wurde die Firma Otto Zeising in Leipzig gegründet und spezialisierte sich auf die Herstellung von Walzen für das graphische Gewerbe. Ihren Sitz hatte sie in der Querstraße 8. Als Otto Zeising 1912 starb, übernahm der langjährige Angestellte Reinhold Taubitz den Betrieb. Seitdem führte das Unternehmen den Zusatz "Nachf." im Namen. 1926 starb Reinhold Taubitz und das Geschäft wurde von seiner Frau Anna weitergeführt.[01]
1943 wurde beim Bombardement der Stadt Leipzig das Fabrikgebäude total zerstört. 1944 wurde die Arbeit höchstwahrscheinlich wieder schrittweise aufgenommen. Seit 1946 tritt Kurt Reinhold Taubitz, Sohn des Reinhold Taubitz, als Firmeninhaber in Erscheinung. Vor allem die Beschaffung von Gummi, Leder und Plüsch als Bezugsstoffe gestaltete sich während der ersten Nachkriegsjahre als äußerst schwierig, da das Unternehmen oft keine Bewilligung der übergeordneten staatlichen Behörden erhielt. Ab 1947 wurde die Firma mehrmals geschlossen, da es an den benötigten Materialien mangelte. Trotzdem unternahm Kurt Taubitz weiterhin Bemühungen zur Beschaffung des Materials, unter anderem auch außerhalb der sowjetischen Besatzungszone. Er knüpfte neue Kontakte und schloss Verträge mit Kunden ab. Der Rohstoffmangel spiegelte sich auch in den gefertigten Produkten wieder. Wurden vor dem Krieg hauptsächlichen Walzen hergestellt und verkauft, musste man sich nun auf die Fertigung kleineren Handwalzen und Gravurkissen sowie der Durchführung von Instandsetzungsaufträgen beschränken. Dem Unternehmen war es oftmals nicht möglich, bereits angezahlte Ware herzustellen und zu liefern. Kunden wurden über Monate hinweg vertröstet, weshalb es vermehrt zu Klagen kam. In einem Wirtschaftsstrafbescheid der Landesregierung Sachsen, Ministerium für Industrie und Verkehr vom Januar 1949 wurde der Inhaber zu einer Geldstrafe, die jedoch ein Jahr später wieder aufgehoben wurde, verurteilt. Die Firma häufte auf Grund des fehlenden Umsatzes immer mehr Schulden an, konnte Miete und Sozialversicherung nicht mehr zahlen. Im September 1948 versuchte die Sozialversicherung, eine Pfändung des Vermögens durchzuführen. Diese blieb allerdings erfolglos, da das Kapital bereits in Sicherheit gebracht worden war. Daher beschloss der Rat der Stadt Leipzig am 12. Mai 1949 eine Gewerbeuntersagung. Allerdings bezeugt die vorhandene Kundenkorrespondenz der folgenden zwei Jahre zumindest eine Scheinexistenz der Firma. 1950 oder 1951 unternahm Kurt Taubitz einen letzten Versuch zur Rettung der Firma. Er trat in Kontakt mit dem Präsidenten der DDR, Wilhelm Pieck, was jedoch erfolglos blieb. Mit dem Beschluss des Amtsgerichts Leipzig zur Löschung der Firma aus dem Handelsregister 1951 und nochmals 1952 läuft auch die Kunden- und Lieferantenkorrespondenz aus.

Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Der Bestand Otto Zeising Nachf. wurde am 17. Mai 2000 von Lutz Fritzsche aus Bad Düben an das Staatsarchiv Leipzig abgegeben. Es handelt sich dabei um die Überreste des ehemaligen Firmenarchivs. Die Grundzüge einer Struktur waren zu erkennen, obwohl ein Teil des Bestandes lose und ungeordnet war. Im Rahmen der ersten Bearbeitung im Jahr 2002 ließ sich dieses Schriftgut größtenteils wieder zuordnen. Vereinzelt fanden sich in der Kundenkorrespondenz auch Korrespondenzen mit anderen Instanzen oder Personen. Diese wurden den Akten nicht entnommen. Es wurde eine Kassation im Umfang 0,1 lfm vorgenommen. Allgemeine Broschüren wurden in die Dienstbibliothek des Staatsarchives integriert, Gewerkschaftszeitungen aus den 1950er Jahren wurden dem Bestand FDGB – Bezirksvorstand Leipzig zugeordnet. Die Klassifikation des Bestandes erfolgte auf Grundlage des Ordnungsmodells für Bestände kapitalistischer Industriebetriebe. Es wurde eine einfache Verzeichnung unter Nutzung der Archivsoftware AUGIAS-Archiv vorgenommen. 2015 wurde das Findbuch in Vorbereitung der Online-Stellung redaktionell überarbeitet und die vorliegende Findbucheinleitung erstellt.

Überlieferungsschwerpunkte

Überliefert sind hauptsächlich Korrespondenzakten, Unterlagen der Buchführung, Werbematerialien sowie einzelne private Dokumente der Familie Taubitz. Da das Unternehmen 1943 durch einen Bombenangriff stark beschädigt wurde, sind aus der Zeit davor kaum Dokumente erhalten. Die Geschäfts- und Betriebsbuchhaltung ist fragmentarisch ab 1919 erhalten. Die Kernüberlieferung beginnt 1947 und endet 1967.

Hinweise für die Benutzung

Das Archivgut unterliegt personenbezogenen Schutzfristen gem. § 10 Abs. 1 Satz 3 SächsArchivG. Vorlage einiger Archivalien ist nur nach Verkürzung der Schutzfristen möglich.

Josefine Thiele

August 2015


[01] Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, 20124 Amtsgericht Leipzig, HRA 3348 (vormals HR 17245).
Bilanzen.- Kundenkorrespondenz.- Werbung.- Persönliche Unterlagen von Kurt Taubitz.
Die Firma Otto Zeising wurde 1876 in Leipzig gegründet. Sie stellte Walzen für das graphische Gewerbe her. Nach dem Tode Zeisings 1912 übernahm ein langjähriger Angestellter den Betrieb, der nunmehr als Otto Zeising, Nachf., firmierte. Durch Kriegseinwirkung wurde die Fabrik 1943 zerstört und 1952 im Handelsregister gelöscht.
  • 2002 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-11-19 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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