Beständeübersicht
Bestand
21075 A. H. Payne / Esche-Verlag GmbH, Leipzig
Datierung | 1910 - 1945 |
---|---|
Benutzung im | Staatsarchiv Leipzig |
Umfang (nur lfm) | 1,80 |
A. H. Payne und der Esche-Verlag waren separate Verlage, die allerdings, nachdem beide in den Besitz von Karl Joachim Friedrich Maack bzw. dessen Sohn Karl Johann Maack gelangten, sachlich und funktional verbunden waren. Sie teilten sich den Firmensitz in der Nonnenstraße 38 und einige Mitarbeiter waren für beide Verlage tätig. Das spiegelt sich auch in der Überlieferung wider, denn manche Akten enthalten Unterlagen von beiden Verlagen. Aus diesem Grund wurden die Unternehmen in einem Bestand zusammengefasst.
Zur Geschichte der Verlage Albert Payne und Esche-Verlag
Albert Henry Payne, 1812 in London geboren, hatte das Handwerk eines Stahlstechers erlernt. Gemeinsam mit dem Londoner Kupferstecher Ephraim Tixtor Brain kam er 1839 in die Messestadt Leipzig. Brain, der regelmäßig die Leipziger Messe beschickt hatte, gründete noch im selben Jahr in Leipzig eine eigene Firma. Sie wurde am 27. August 1839 als "Englische Kunstanstalt" ins Handelsregister eingetragen. In dieser Firma, die sich bis 1856 in einem der Häuser des Verlegers Benedikt Gottlieb Teubner befand, arbeitete auch Payne mit.
1845 erhielt Payne das Leipziger Bürgerrecht und wurde Mitinhaber der "Englischen Kunstanstalt". Als Gründungsjahr des Verlages ist aber erst das Jahr 1846 anzusehen, in welchem Payne die "Englische Kunstanstalt" aufkaufte und Brain nach London zurückkehrte. Fortan firmierte man unter dem Namen "Englische Kunstanstalt von A. H. Payne". Payne, der bis zu seinem Tod im Alter von 90 Jahren in Leipzig tätig blieb, baute neben der Stahl- und Kupferstecherei einen Verlag auf, der vor allem im Stahlstichverfahren illustrierte Werke und Musikalien vertrieb.[01]
Nach seinem Tod 1902 wurde das Unternehmen, das seinen Sitz inzwischen in Reudnitz hatte, von seinem Sohn Albert Payne weiterbetrieben. Dieser verstarb 1921. Im Jahr zuvor hatte er den Verlag an Karl Paul Schulze verkauft, der ihn bereits 1921 an Karl Joachim Friedrich Maack veräußerte. Maack verlegte den Firmensitz nach Leipzig-Wahren in die Königstraße 22. Ein Jahr später wurde dessen Sohn Karl Johann Maack Mitinhaber und der Verlag in eine offene Handelsgesellschaft umgewandelt. 1923 schied Karl Joachim Friedrich Maack aus der Firma aus und an seine Stelle trat die Dr. Karl Meyer GmbH. 1926 verließen dann beide vorherigen Inhaber das Unternehmen und Walter Brauch wurde Inhaber. Noch im selben Jahr wurde dieser durch Paul Felix Augustin abgelöst und 1927 wurde Karl Joachim Friedrich Maack wieder Inhaber, treuhänderisch für die Dr. Karl Meyer GmbH. Er schied 1938 aus der Firma aus. An seine Stelle trat Otto Rahm, der noch im selben Jahr von Karl Johann Maack abgelöst wurde.[02]
Der spätere Esche-Verlag wurde 1904 von den Gesellschaftern Maria und Arno Gutberlet als "M. Gutberlet Verlag GmbH" gegründet und befand sich in der Elisenstraße 103. Zweck des Unternehmens war der Betrieb einer Reise- und Versandbuchhandlung. Geschäftsführer war Eugen Gutberlet. 1913 ersetzte dieser Arno Gutberlet als Gesellschafter und die Firma wurde in eine offene Handelsgesellschaft umgewandelt. Im November 1914 geriet der Verlag in finanzielle Schwierigkeiten und beantragte die Geschäftsaufsicht in der Hoffnung, das Unternehmen nach dem Krieg wieder sanieren zu können. Spätestens 1918 befand sich Eugen Gutberlet im Kriegseinsatz. Am 13. Oktober 1921 wurde der Verlag von Karl Joachim Friedrich Maack gekauft. Firmensitz war seit 1922 die Nonnenstraße 38, in die auch der Payne-Verlag einzog. Geschäftsführer wurde Otto Rahm, der 1926 von Karl Joachim Friedrich Maack abgelöst wurde. Rahm trat aber 1927 zusammen mit Karl Dennstedt als Geschäftsführer wieder ein. 1936 wurde der Verlag von Karl Johann Maack übernommen und in Esche-Verlag umbenannt. Diese Bezeichnung bezieht sich auf die Esche (Yggdrasil) als allumfassenden Weltenbaum in der nordischen Mythologie. Der Name sollte symbolisch für besonders niveauvolle Verlagserzeugnisse stehen. Nach der Umbenennung fungierte die Firma ausschließlich als Verlag und nicht mehr als Reisebuchhandel. 1936 trat Karl Joachim Friedrich Maack als Geschäftsführer zurück, entließ aber 1938 als Inhaber die beiden Geschäftsführer Otto Rahm und Karl Dennstedt und übernahm die Geschäftsführung wieder selbst.[03]
Das Verlagsprofil änderte sich häufig, von Musikalien über Jugendbücher und Kriminalromane bis hin zu billiger Unterhaltungsliteratur. Es war vor allem der verlegerischen Initiative des damaligen Leiters des Payne-Verlags und Lektors im Esche-Verlag Werner Benndorf zu verdanken, dass das Unternehmen trotz Zensur, Geld-, Papier- und Personalmangel wieder einen Aufschwung nahm. So wurden viele namhafte Autoren, v. a. aus Lateinamerika, Spanien und dem Mittelmeerraum gedruckt. Beispielhaft seien Resat Nuri Güntekin mit seinem Werk "Der Zaunkönig", Aron Tamasi mit dem Roman "Ein Königssohn der Sekler" und Lopez y Fuentes mit "Mi General" und "El Indio" genannt. Auch die deutsche Erstausgabe von "Die goldene Schlange", verfasst von Ciro Alegria, wurde vom Payne-Verlag veröffentlicht. Die 1941 erfolgte Einberufung Benndorfs riss eine große Lücke in die Verlagstätigkeit, auch wenn er neben seinem militärischen Dienst weiterhin für das Unternehmen arbeitete. Der Verlag versuchte dem Personalmangel zu begegnen, indem er u. a. den Autor und späteren Redakteur beim "Ulenspiegel" Wolfgang Weyrauch während seines Militärdienstes 1940-1945 im Payne-Verlag als Lektor beschäftigte. Daneben wirkte Horst Wolf als Lektor, der 1948 Dramaturg am Leipziger Schauspielhaus wurde.
Nach Kriegsende erlangte der A. H. Payne-Verlag zunächst die Genehmigung für den Druck von Formularen, dann für den eigentlichen Verlag. Der Esche-Verlag erhielt weder eine Verkaufsgenehmigung noch eine Lizenz zur Weiterführung des Verlagsbetriebes und konnte so nach dem Krieg seine Tätigkeit nicht wieder aufnehmen.[04]
Nachdem der ehemalige Besitzer Karl Johann Maack die sowjetische Besatzungszone verlassen hatte, wurden beide Verlage 1949 durch Beschluss des Rates der Stadt Leipzig unter treuhänderische Verwaltung gestellt. Maack wurde 1950 wegen des Drucks von Schlüsseltafeln für die Wehrmacht und Büchern faschistischen und militärischen Inhalts sowie der fristlosen Entlassung eines wegen Zuwiderhandlung gegen die nationalsozialistischen Gesetze verurteilten Belegschaftsmitgliedes und dessen Anprangerung auf einer Belegschaftsversammlung vom Landgericht Leipzig als "Belasteter" eingestuft und verurteilt. Das gesamte Vermögen Maacks, darunter die Dr. Karl Meyer GmbH, A. H. Payne und der Esche-Verlag, wurden zu Wiedergutmachungszwecken eingezogen.[05]1952 wurden beide Verlage aus dem Handelsregister gelöscht.[06]
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
1985 wurden 1,5 lfm unbearbeitetes Archivgut der beiden Verlage vom Zentralen Staatsarchiv Potsdam in das Staatsarchiv Leipzig übernommen. 2003 erfolgte eine weitere Übergabe von 0,3 lfm Akten durch das Bundesarchiv Berlin.
Der Bestand umfasst im Wesentlichen Dokumente aus dem Zeitraum 1936 – 1945, also jenen Jahren, in denen die Firmen Karl Joachim Friedrich Maack und Karl Johann Maack gehörten, bzw. der Dr. Karl Meyer GmbH, deren Inhaber die beiden waren. Nur Dokumente zur Firmengeschichte, wie Handelsregistereintragungen, liegen vor diesem Zeitraum. Wenige vereinzelte Briefe wurden zwischen 1945 – 1951 verfasst. Es sind also schon rein zeitlich gesehen nur Bruchstücke der Firmenakten überliefert.
Die Registratur entstand in mehreren Bereichen der Verlage, wie Leitung, Lektorat, Haushalt-Finanzen. Die Ablage erfolgte alphabetisch und chronologisch. Bei der Bearbeitung wurde diese Aktenordnung beibehalten und nur die Mehrfachüberlieferung kassiert.
Für die Klassifikationsgruppen 02 Geschäftskorrespondenz, 03 Rechte und 04 Honorarabrechnungen mit Autoren und Übersetzern wurden die Autorennamen in den Enthält-Vermerk nur dann aufgenommen, wenn direkter Schriftwechsel stattfand. Darüber hinaus findet sich in diesen Akten weiterer Schriftwechsel (v. a. mit anderen Verlagen, Zeitungen und Geschäftspartnern) mit Bezug zu den aufgeführten Autoren und ihren Werken.
Überlieferungsschwerpunkte
Ein großer Teil des vorliegenden Bestandes bezieht sich auf den meistverkauften und -gelesenen, äußerst produktiven Autor des Esche-Verlages Zsolt Harsányi, einen ungarischen Großgrundbesitzer. Er schrieb biografische Romane über bedeutende Persönlichkeiten, wie z. B. Liszt, Galilei und Rubens. 1942 lagen dem Verlag eine halbe Million Vorbestellungen für seine Bücher vor.
Qualitativ gesehen kommt jedoch die größte Bedeutung der Korrespondenz des Payne-Verlages mit dem Autor Hans Henny Jahnn zu. Geboren wurde dieser deutsche Erzähler, Dramatiker, Essayist, Übersetzer, Orgelbauer von Weltruf, Musiktheoretiker und Herausgeber alter Orgelmusik 1894 in Hamburg. Er emigrierte 1933 über die Schweiz nach Dänemark. Seine Werke waren in Deutschland verboten. Erhalten geblieben sind in diesem Bestand 25 zum Teil handschriftliche Briefe Jahnns aus den Jahren 1940 – 1944. Sie dokumentieren das Leben eines deutschen Schriftstellers im Exil und das Bemühen des Payne-Verlages um den Autor und die Veröffentlichung seiner Werke in Deutschland.
Verweise auf korrespondierende Bestände
21765 Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig (I)
20242 Industrie- und Handelskammern Nordwestsachsens
20124 Amtsgericht Leipzig
Polizeiakte von Karl Johann Maack in: 20031 Polizeipräsidium Leipzig, Nr. PP-S 2086
Dolores Herrmann / Jonas Wenker
1988 / 2024
[01] Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, 21075 A. H. Payne / Esche-Verlag, Leipzig, Nr. 1.
[02] Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, 20124 Amtsgericht Leipzig, Nr. 39504.
[03] Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, 20124 Amtsgericht Leipzig, Nr. 35183.
[04] Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, 21765 Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig (I), Nr. F 02457.
[05] Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, 20031 Polizeipräsidium Leipzig, Nr. PP-S 2086.
[06] Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, 20124 Amtsgericht Leipzig, Nr. 39504.
Zur Geschichte der Verlage Albert Payne und Esche-Verlag
Albert Henry Payne, 1812 in London geboren, hatte das Handwerk eines Stahlstechers erlernt. Gemeinsam mit dem Londoner Kupferstecher Ephraim Tixtor Brain kam er 1839 in die Messestadt Leipzig. Brain, der regelmäßig die Leipziger Messe beschickt hatte, gründete noch im selben Jahr in Leipzig eine eigene Firma. Sie wurde am 27. August 1839 als "Englische Kunstanstalt" ins Handelsregister eingetragen. In dieser Firma, die sich bis 1856 in einem der Häuser des Verlegers Benedikt Gottlieb Teubner befand, arbeitete auch Payne mit.
1845 erhielt Payne das Leipziger Bürgerrecht und wurde Mitinhaber der "Englischen Kunstanstalt". Als Gründungsjahr des Verlages ist aber erst das Jahr 1846 anzusehen, in welchem Payne die "Englische Kunstanstalt" aufkaufte und Brain nach London zurückkehrte. Fortan firmierte man unter dem Namen "Englische Kunstanstalt von A. H. Payne". Payne, der bis zu seinem Tod im Alter von 90 Jahren in Leipzig tätig blieb, baute neben der Stahl- und Kupferstecherei einen Verlag auf, der vor allem im Stahlstichverfahren illustrierte Werke und Musikalien vertrieb.[01]
Nach seinem Tod 1902 wurde das Unternehmen, das seinen Sitz inzwischen in Reudnitz hatte, von seinem Sohn Albert Payne weiterbetrieben. Dieser verstarb 1921. Im Jahr zuvor hatte er den Verlag an Karl Paul Schulze verkauft, der ihn bereits 1921 an Karl Joachim Friedrich Maack veräußerte. Maack verlegte den Firmensitz nach Leipzig-Wahren in die Königstraße 22. Ein Jahr später wurde dessen Sohn Karl Johann Maack Mitinhaber und der Verlag in eine offene Handelsgesellschaft umgewandelt. 1923 schied Karl Joachim Friedrich Maack aus der Firma aus und an seine Stelle trat die Dr. Karl Meyer GmbH. 1926 verließen dann beide vorherigen Inhaber das Unternehmen und Walter Brauch wurde Inhaber. Noch im selben Jahr wurde dieser durch Paul Felix Augustin abgelöst und 1927 wurde Karl Joachim Friedrich Maack wieder Inhaber, treuhänderisch für die Dr. Karl Meyer GmbH. Er schied 1938 aus der Firma aus. An seine Stelle trat Otto Rahm, der noch im selben Jahr von Karl Johann Maack abgelöst wurde.[02]
Der spätere Esche-Verlag wurde 1904 von den Gesellschaftern Maria und Arno Gutberlet als "M. Gutberlet Verlag GmbH" gegründet und befand sich in der Elisenstraße 103. Zweck des Unternehmens war der Betrieb einer Reise- und Versandbuchhandlung. Geschäftsführer war Eugen Gutberlet. 1913 ersetzte dieser Arno Gutberlet als Gesellschafter und die Firma wurde in eine offene Handelsgesellschaft umgewandelt. Im November 1914 geriet der Verlag in finanzielle Schwierigkeiten und beantragte die Geschäftsaufsicht in der Hoffnung, das Unternehmen nach dem Krieg wieder sanieren zu können. Spätestens 1918 befand sich Eugen Gutberlet im Kriegseinsatz. Am 13. Oktober 1921 wurde der Verlag von Karl Joachim Friedrich Maack gekauft. Firmensitz war seit 1922 die Nonnenstraße 38, in die auch der Payne-Verlag einzog. Geschäftsführer wurde Otto Rahm, der 1926 von Karl Joachim Friedrich Maack abgelöst wurde. Rahm trat aber 1927 zusammen mit Karl Dennstedt als Geschäftsführer wieder ein. 1936 wurde der Verlag von Karl Johann Maack übernommen und in Esche-Verlag umbenannt. Diese Bezeichnung bezieht sich auf die Esche (Yggdrasil) als allumfassenden Weltenbaum in der nordischen Mythologie. Der Name sollte symbolisch für besonders niveauvolle Verlagserzeugnisse stehen. Nach der Umbenennung fungierte die Firma ausschließlich als Verlag und nicht mehr als Reisebuchhandel. 1936 trat Karl Joachim Friedrich Maack als Geschäftsführer zurück, entließ aber 1938 als Inhaber die beiden Geschäftsführer Otto Rahm und Karl Dennstedt und übernahm die Geschäftsführung wieder selbst.[03]
Das Verlagsprofil änderte sich häufig, von Musikalien über Jugendbücher und Kriminalromane bis hin zu billiger Unterhaltungsliteratur. Es war vor allem der verlegerischen Initiative des damaligen Leiters des Payne-Verlags und Lektors im Esche-Verlag Werner Benndorf zu verdanken, dass das Unternehmen trotz Zensur, Geld-, Papier- und Personalmangel wieder einen Aufschwung nahm. So wurden viele namhafte Autoren, v. a. aus Lateinamerika, Spanien und dem Mittelmeerraum gedruckt. Beispielhaft seien Resat Nuri Güntekin mit seinem Werk "Der Zaunkönig", Aron Tamasi mit dem Roman "Ein Königssohn der Sekler" und Lopez y Fuentes mit "Mi General" und "El Indio" genannt. Auch die deutsche Erstausgabe von "Die goldene Schlange", verfasst von Ciro Alegria, wurde vom Payne-Verlag veröffentlicht. Die 1941 erfolgte Einberufung Benndorfs riss eine große Lücke in die Verlagstätigkeit, auch wenn er neben seinem militärischen Dienst weiterhin für das Unternehmen arbeitete. Der Verlag versuchte dem Personalmangel zu begegnen, indem er u. a. den Autor und späteren Redakteur beim "Ulenspiegel" Wolfgang Weyrauch während seines Militärdienstes 1940-1945 im Payne-Verlag als Lektor beschäftigte. Daneben wirkte Horst Wolf als Lektor, der 1948 Dramaturg am Leipziger Schauspielhaus wurde.
Nach Kriegsende erlangte der A. H. Payne-Verlag zunächst die Genehmigung für den Druck von Formularen, dann für den eigentlichen Verlag. Der Esche-Verlag erhielt weder eine Verkaufsgenehmigung noch eine Lizenz zur Weiterführung des Verlagsbetriebes und konnte so nach dem Krieg seine Tätigkeit nicht wieder aufnehmen.[04]
Nachdem der ehemalige Besitzer Karl Johann Maack die sowjetische Besatzungszone verlassen hatte, wurden beide Verlage 1949 durch Beschluss des Rates der Stadt Leipzig unter treuhänderische Verwaltung gestellt. Maack wurde 1950 wegen des Drucks von Schlüsseltafeln für die Wehrmacht und Büchern faschistischen und militärischen Inhalts sowie der fristlosen Entlassung eines wegen Zuwiderhandlung gegen die nationalsozialistischen Gesetze verurteilten Belegschaftsmitgliedes und dessen Anprangerung auf einer Belegschaftsversammlung vom Landgericht Leipzig als "Belasteter" eingestuft und verurteilt. Das gesamte Vermögen Maacks, darunter die Dr. Karl Meyer GmbH, A. H. Payne und der Esche-Verlag, wurden zu Wiedergutmachungszwecken eingezogen.[05]1952 wurden beide Verlage aus dem Handelsregister gelöscht.[06]
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
1985 wurden 1,5 lfm unbearbeitetes Archivgut der beiden Verlage vom Zentralen Staatsarchiv Potsdam in das Staatsarchiv Leipzig übernommen. 2003 erfolgte eine weitere Übergabe von 0,3 lfm Akten durch das Bundesarchiv Berlin.
Der Bestand umfasst im Wesentlichen Dokumente aus dem Zeitraum 1936 – 1945, also jenen Jahren, in denen die Firmen Karl Joachim Friedrich Maack und Karl Johann Maack gehörten, bzw. der Dr. Karl Meyer GmbH, deren Inhaber die beiden waren. Nur Dokumente zur Firmengeschichte, wie Handelsregistereintragungen, liegen vor diesem Zeitraum. Wenige vereinzelte Briefe wurden zwischen 1945 – 1951 verfasst. Es sind also schon rein zeitlich gesehen nur Bruchstücke der Firmenakten überliefert.
Die Registratur entstand in mehreren Bereichen der Verlage, wie Leitung, Lektorat, Haushalt-Finanzen. Die Ablage erfolgte alphabetisch und chronologisch. Bei der Bearbeitung wurde diese Aktenordnung beibehalten und nur die Mehrfachüberlieferung kassiert.
Für die Klassifikationsgruppen 02 Geschäftskorrespondenz, 03 Rechte und 04 Honorarabrechnungen mit Autoren und Übersetzern wurden die Autorennamen in den Enthält-Vermerk nur dann aufgenommen, wenn direkter Schriftwechsel stattfand. Darüber hinaus findet sich in diesen Akten weiterer Schriftwechsel (v. a. mit anderen Verlagen, Zeitungen und Geschäftspartnern) mit Bezug zu den aufgeführten Autoren und ihren Werken.
Überlieferungsschwerpunkte
Ein großer Teil des vorliegenden Bestandes bezieht sich auf den meistverkauften und -gelesenen, äußerst produktiven Autor des Esche-Verlages Zsolt Harsányi, einen ungarischen Großgrundbesitzer. Er schrieb biografische Romane über bedeutende Persönlichkeiten, wie z. B. Liszt, Galilei und Rubens. 1942 lagen dem Verlag eine halbe Million Vorbestellungen für seine Bücher vor.
Qualitativ gesehen kommt jedoch die größte Bedeutung der Korrespondenz des Payne-Verlages mit dem Autor Hans Henny Jahnn zu. Geboren wurde dieser deutsche Erzähler, Dramatiker, Essayist, Übersetzer, Orgelbauer von Weltruf, Musiktheoretiker und Herausgeber alter Orgelmusik 1894 in Hamburg. Er emigrierte 1933 über die Schweiz nach Dänemark. Seine Werke waren in Deutschland verboten. Erhalten geblieben sind in diesem Bestand 25 zum Teil handschriftliche Briefe Jahnns aus den Jahren 1940 – 1944. Sie dokumentieren das Leben eines deutschen Schriftstellers im Exil und das Bemühen des Payne-Verlages um den Autor und die Veröffentlichung seiner Werke in Deutschland.
Verweise auf korrespondierende Bestände
21765 Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig (I)
20242 Industrie- und Handelskammern Nordwestsachsens
20124 Amtsgericht Leipzig
Polizeiakte von Karl Johann Maack in: 20031 Polizeipräsidium Leipzig, Nr. PP-S 2086
Dolores Herrmann / Jonas Wenker
1988 / 2024
[01] Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, 21075 A. H. Payne / Esche-Verlag, Leipzig, Nr. 1.
[02] Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, 20124 Amtsgericht Leipzig, Nr. 39504.
[03] Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, 20124 Amtsgericht Leipzig, Nr. 35183.
[04] Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, 21765 Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig (I), Nr. F 02457.
[05] Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, 20031 Polizeipräsidium Leipzig, Nr. PP-S 2086.
[06] Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, 20124 Amtsgericht Leipzig, Nr. 39504.
Geschäftskorrespondenz (u.a. Hans Henny Jahnn).- Verträge.- Manuskripte.- Prospekte.
Der Stahlstecher Albert Henry Payne, geboren 1812 in London, kam 1839 nach Leipzig. Zusammen mit E. T. Brain gründete er hier die Englische Kunstanstalt, die Payne 1846 allein übernahm. Neben der Stahl- und Kupferstecherei entwickelte sich auch das Verlagsgeschäft, vornehmlich mit illustrierten Familienjournalen und -kalendern, aber auch mit Musikalien. Bis 1920 war der Verlag in der Hand des Sohnes Albert Payne. 1922 erfolgte die Umwandlung in eine OHG. Zusammen mit der St. Antonius Buchhandlung und dem Volksverlag (seit 1936 Esche-Verlag) gehörte der Payne-Verlag seit 1923 zur Reisebuchhandlung Dr. Karl Meyer GmbH. Das Verlagsprofil änderte sich häufig, umfasste in den 30er Jahren neben deutschen Verfassern v. a. Autoren aus Lateinamerika, Spanien und dem Mittelmeerraum. 1949 gingen die Verlage in treuhänderische Verwaltung über. 1952 wurden der Payne- und Esche-Verlag im Handelsregister gelöscht.
- 1988 | Findbuch für 1,50 lfm
- 2025-02-25 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5