Beständeübersicht
Bestand
Zur Geschichte des Musikverlages August Cranz GmbH, Leipzig
Der Verlag wurde 1814 in Hamburg von August Heinrich Cranz gegründet.[01] Sein Sohn Alwin erwarb 1876 den Wiener Musikverlag C. A. Spina. Dadurch wurde der Verlag zum Originalverlag für die Operette "Die Fledermaus" von Johann Strauss (Sohn). Auch im weiteren Verlauf blieb die Operettenmusik ein wichtiger Programmbestandteil des Verlags.[02] Im Juni 1897 errichtete August Cranz eine Zweigniederlassung in Leipzig und siedelte im August 1899 ganz nach Leipzig über.[03] Ihren Sitz hatte die Firma in der Hospitalstraße 14. Am 7. Oktober 1921 wurde der Verlag in eine GmbH umgewandelt,[04] der Geschäftsführer war Oscar Cranz. Er war der Enkel des Firmengründers August Heinrich Cranz und der Sohn von August Alwin Cranz. Nach seinem Ausscheiden (laut Handelsregister am 8. März 1930; tatsächlich war Cranz am 24. September 1929 in Boston gestorben) übernahm Arthur Kirchner die Geschäftsleitung. Seit dem 4. September 1931 teilte er sich sein Amt mit dem in Brüssel lebenden Arzt Alwin Henry Cranz.[05] Am 31. August 1937 schied Arthur Kirchner aus dem Verlag aus und wurde durch den Kaufmann Oscar Conrad Stölzel ersetzt.[06]
Vor dem Zweiten Weltkrieg war der Musikverlag August Cranz GmbH ein florierendes kleines Unternehmen. So hatte man 1939 immerhin 11 Angestellte und 4 Arbeiter beschäftigt und machte in den Vorkriegsjahren einen durchschnittlichen Umsatz von rund 200.000 Reichsmark, sowie einen Gewinn zwischen 14.000 und 39.000 Reichsmark. In den Bombenangriffen des Jahres 1943 verlor der Verlag den größten Teil seiner Bestände. Das Firmengelände wurde dabei vollständig zerstört.[07] Der dabei entstandene Schaden wurde auf über 2 Millionen Reichsmark beziffert. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges stand der damalige Geschäftsführer Stölzel vor großen Problemen. Er musste die geschäftlichen Angelegenheiten in Leipzig unter den schwierigen Nachkriegsbedingungen klären, während sich zwei Mitglieder der Eigentümerfamilie Cranz im Ausland aufhielten (Alwin Henry Cranz in Wien und Albert Cranz in Brüssel). Beide wurden zudem durch ernste Erkrankungen an der Fortführung der Geschäfte gehindert.
Neben den allgemeinen Probleme der Zeit nach 1945 und den Auslandsaufenthalten von Alwin Henry Cranz und Albert Cranz sowie deren Erkrankungen, trat noch erschwerend hinzu, dass dem Verlag keine Drucklizenz erteilt wurde. Dementsprechend konnte die Arbeit des Verlages nicht fortgeführt werden. Da die Familie Cranz nicht über finanzielle Mittel in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) verfügte und auch aus dem Ausland keine Überweisungen durchgeführt werden konnten, stand es in der Nachkriegszeit sehr schlecht um den Verlag.
Mit der Einsetzung eines Treuhänders über das ausländische Vermögen des Verlages begann in den 1950er Jahren der endgültige Untergang des Verlages am Standort Leipzig, in dem zum Schluss nur noch Geschäftsführer Stölzel, der Ende 1951 nach Westdeutschland übersiedelte, und eine stundenweise engagierte Hilfskraft arbeiteten.[08] Der Niedergang des Verlages erscheint umso bedauerlicher, da es zu dieser Zeit ein reges Interesse an den Ausgaben des Verlags gegeben hat, wie die zahlreichen Anfragen an den Treuhänder zeigen. Da der Verlag aber auch später keine Drucklizenz, sondern nur eine Verkaufsgenehmigung bekam, konnten die Werke nicht wieder aufgelegt werden und die Opernhäuser, Berufs- und Hobbymusiker mussten andere Wege finden, um an die gewünschten Noten zu gelangen. Im Jahr 1952 wurde dann auf Grund einer Verfügung des Ministeriums für Wirtschaft und Arbeit vom 16. Februar 1952 der Leipziger Teil des Cranz-Musikverlages liquidiert.[09] Der Verlag siedelte in der Folge nach Westdeutschland über und führte seine Geschäfte in Wiesbaden fort.
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Die Akten aus dem Musikverlages August Cranz GmbH, Leipzig gelangten vor 1967 in das Staatsarchiv Leipzig. Die 1967 erstellte Findkartei wurde im Jahr 2008 durch die Praktikantin Theresa Schmotz retrokonvertiert, die auch eine Findbucheinleitung vorbereitete. Im Jahr 2011 wurden die bis dahin nur unzureichend erfassten Werke (Musikalien) durch Nils Schwarz erschlossen und die Findbucheinleitung fertiggestellt.
Überlieferungsschwerpunkte
Der Bestand 21080 Musikverlag August Cranz GmbH, Leipzig weist bei insgesamt geringem Umfang zwei Überlieferungsschwerpunkte auf. Zum einen enthält der Bestand umfangreiche Unterlagen zur Treuhandverwaltung bzw. den finanziellen Angelegenheiten des Verlages. Besonders aufschlussreich sind hier die erhaltenen Vorgänge um die Firma in den 1940er Jahren. Hier lassen sich an konkreten Zahlen die Kriegsverluste nachvollziehen.
Den zweiten Schwerpunkt bildet die Überlieferung von Musikalien. So liegen zu verschiedenen Werken von mehreren Komponisten Notensätze und Rollen- bzw. Textbücher vor, die vom Verlag an Orchester leihweise versandt und zumeist mit umfangreichen Anmerkungen wieder an den Verlag zurück geschickt wurden. Bei den versandten Notensätzen sowie Rollen- bzw. Textbüchern handelte es sich in der Regel um bis dahin unveröffentlichte Werke.
Hinweise zur Benutzung
Durch die Überarbeitung der im Bestand enthaltenen Musikalien, v. a. die sachgerechte Teilung von Sammelmappen, ergaben sich Veränderungen in den Signaturen, die der folgenden Konkordanz zu entnehmen sind:
Nils Schwarz
Juli 2011
[01] Sächsisches Staatsarchiv – Staatsarchiv Leipzig (StA-L), 21765 Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig (I), Nr. 1711, Bl. 34-35.
[02] Ebenda, Bl. 21.
[03] Ebenda, präzisiert durch die Registerakte, s. Fußnote 4.
[04] Ebenda, Bl. 25. Die Musikverlag August Cranz GmbH, Leipzig war im Leipziger Handelsregister unter HR 20453, 1938 umgeschrieben auf HRB 617, eingetragen. Eine Registerakte mit Datierung 1897-1921 befindet sich im Bestand 20124 Amtsgericht Leipzig, Nr. 30192.
[05] Ebenda.
[06] Ebenda, Bl. 25 und 30.
[07] Ebenda, Bl. 16.
[08] Ebenda, Bl. 3 und 6-7.
[09] Ebenda, Bl. 2.
21080 August Cranz GmbH, Leipzig
Datierung | 1886 - 1957 |
---|---|
Benutzung im | Staatsarchiv Leipzig |
Umfang (nur lfm) | 0,55 |
Zur Geschichte des Musikverlages August Cranz GmbH, Leipzig
Der Verlag wurde 1814 in Hamburg von August Heinrich Cranz gegründet.[01] Sein Sohn Alwin erwarb 1876 den Wiener Musikverlag C. A. Spina. Dadurch wurde der Verlag zum Originalverlag für die Operette "Die Fledermaus" von Johann Strauss (Sohn). Auch im weiteren Verlauf blieb die Operettenmusik ein wichtiger Programmbestandteil des Verlags.[02] Im Juni 1897 errichtete August Cranz eine Zweigniederlassung in Leipzig und siedelte im August 1899 ganz nach Leipzig über.[03] Ihren Sitz hatte die Firma in der Hospitalstraße 14. Am 7. Oktober 1921 wurde der Verlag in eine GmbH umgewandelt,[04] der Geschäftsführer war Oscar Cranz. Er war der Enkel des Firmengründers August Heinrich Cranz und der Sohn von August Alwin Cranz. Nach seinem Ausscheiden (laut Handelsregister am 8. März 1930; tatsächlich war Cranz am 24. September 1929 in Boston gestorben) übernahm Arthur Kirchner die Geschäftsleitung. Seit dem 4. September 1931 teilte er sich sein Amt mit dem in Brüssel lebenden Arzt Alwin Henry Cranz.[05] Am 31. August 1937 schied Arthur Kirchner aus dem Verlag aus und wurde durch den Kaufmann Oscar Conrad Stölzel ersetzt.[06]
Vor dem Zweiten Weltkrieg war der Musikverlag August Cranz GmbH ein florierendes kleines Unternehmen. So hatte man 1939 immerhin 11 Angestellte und 4 Arbeiter beschäftigt und machte in den Vorkriegsjahren einen durchschnittlichen Umsatz von rund 200.000 Reichsmark, sowie einen Gewinn zwischen 14.000 und 39.000 Reichsmark. In den Bombenangriffen des Jahres 1943 verlor der Verlag den größten Teil seiner Bestände. Das Firmengelände wurde dabei vollständig zerstört.[07] Der dabei entstandene Schaden wurde auf über 2 Millionen Reichsmark beziffert. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges stand der damalige Geschäftsführer Stölzel vor großen Problemen. Er musste die geschäftlichen Angelegenheiten in Leipzig unter den schwierigen Nachkriegsbedingungen klären, während sich zwei Mitglieder der Eigentümerfamilie Cranz im Ausland aufhielten (Alwin Henry Cranz in Wien und Albert Cranz in Brüssel). Beide wurden zudem durch ernste Erkrankungen an der Fortführung der Geschäfte gehindert.
Neben den allgemeinen Probleme der Zeit nach 1945 und den Auslandsaufenthalten von Alwin Henry Cranz und Albert Cranz sowie deren Erkrankungen, trat noch erschwerend hinzu, dass dem Verlag keine Drucklizenz erteilt wurde. Dementsprechend konnte die Arbeit des Verlages nicht fortgeführt werden. Da die Familie Cranz nicht über finanzielle Mittel in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) verfügte und auch aus dem Ausland keine Überweisungen durchgeführt werden konnten, stand es in der Nachkriegszeit sehr schlecht um den Verlag.
Mit der Einsetzung eines Treuhänders über das ausländische Vermögen des Verlages begann in den 1950er Jahren der endgültige Untergang des Verlages am Standort Leipzig, in dem zum Schluss nur noch Geschäftsführer Stölzel, der Ende 1951 nach Westdeutschland übersiedelte, und eine stundenweise engagierte Hilfskraft arbeiteten.[08] Der Niedergang des Verlages erscheint umso bedauerlicher, da es zu dieser Zeit ein reges Interesse an den Ausgaben des Verlags gegeben hat, wie die zahlreichen Anfragen an den Treuhänder zeigen. Da der Verlag aber auch später keine Drucklizenz, sondern nur eine Verkaufsgenehmigung bekam, konnten die Werke nicht wieder aufgelegt werden und die Opernhäuser, Berufs- und Hobbymusiker mussten andere Wege finden, um an die gewünschten Noten zu gelangen. Im Jahr 1952 wurde dann auf Grund einer Verfügung des Ministeriums für Wirtschaft und Arbeit vom 16. Februar 1952 der Leipziger Teil des Cranz-Musikverlages liquidiert.[09] Der Verlag siedelte in der Folge nach Westdeutschland über und führte seine Geschäfte in Wiesbaden fort.
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Die Akten aus dem Musikverlages August Cranz GmbH, Leipzig gelangten vor 1967 in das Staatsarchiv Leipzig. Die 1967 erstellte Findkartei wurde im Jahr 2008 durch die Praktikantin Theresa Schmotz retrokonvertiert, die auch eine Findbucheinleitung vorbereitete. Im Jahr 2011 wurden die bis dahin nur unzureichend erfassten Werke (Musikalien) durch Nils Schwarz erschlossen und die Findbucheinleitung fertiggestellt.
Überlieferungsschwerpunkte
Der Bestand 21080 Musikverlag August Cranz GmbH, Leipzig weist bei insgesamt geringem Umfang zwei Überlieferungsschwerpunkte auf. Zum einen enthält der Bestand umfangreiche Unterlagen zur Treuhandverwaltung bzw. den finanziellen Angelegenheiten des Verlages. Besonders aufschlussreich sind hier die erhaltenen Vorgänge um die Firma in den 1940er Jahren. Hier lassen sich an konkreten Zahlen die Kriegsverluste nachvollziehen.
Den zweiten Schwerpunkt bildet die Überlieferung von Musikalien. So liegen zu verschiedenen Werken von mehreren Komponisten Notensätze und Rollen- bzw. Textbücher vor, die vom Verlag an Orchester leihweise versandt und zumeist mit umfangreichen Anmerkungen wieder an den Verlag zurück geschickt wurden. Bei den versandten Notensätzen sowie Rollen- bzw. Textbüchern handelte es sich in der Regel um bis dahin unveröffentlichte Werke.
Hinweise zur Benutzung
Durch die Überarbeitung der im Bestand enthaltenen Musikalien, v. a. die sachgerechte Teilung von Sammelmappen, ergaben sich Veränderungen in den Signaturen, die der folgenden Konkordanz zu entnehmen sind:
Nils Schwarz
Juli 2011
[01] Sächsisches Staatsarchiv – Staatsarchiv Leipzig (StA-L), 21765 Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig (I), Nr. 1711, Bl. 34-35.
[02] Ebenda, Bl. 21.
[03] Ebenda, präzisiert durch die Registerakte, s. Fußnote 4.
[04] Ebenda, Bl. 25. Die Musikverlag August Cranz GmbH, Leipzig war im Leipziger Handelsregister unter HR 20453, 1938 umgeschrieben auf HRB 617, eingetragen. Eine Registerakte mit Datierung 1897-1921 befindet sich im Bestand 20124 Amtsgericht Leipzig, Nr. 30192.
[05] Ebenda.
[06] Ebenda, Bl. 25 und 30.
[07] Ebenda, Bl. 16.
[08] Ebenda, Bl. 3 und 6-7.
[09] Ebenda, Bl. 2.
Treuhandverwaltung.- Finanzen.- Musikalien.
Der Musikverlag August Cranz wurde 1814 in Hamburg gegründet und siedelte 1897 nach Leipzig über. A. Cranz war der Verleger der Wiener Musikerfamilie Strauß. 1921 wurde das Unternehmen in eine GmbH umgewandelt. Seit 1952 befand es sich in Liquidation.
- 2011 | Findbuch / Datenbank
- 2024-11-19 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5