Beständeübersicht
Bestand
21095 Buchhaus Leipzig
Datierung | 1949 - 1993 |
---|---|
Benutzung im | Staatsarchiv Leipzig |
Umfang (nur lfm) | 7,43 |
Bestand enthält auch 288 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular
Geschichte des Buchhauses Leipzig
Die Buchhaus Leipzig GmbH wurde am 21. Oktober 1949 gegründet. Gesellschafter waren der Leipziger Kommissions- und Großbuchhandel (LKG) und der Fachbuchverlag Leipzig. Das Buchhaus war der VOB Zentrag (Zentrale Druckerei-, Einkaufs- und Revisionsgesellschaft mbH) untergeordnet, die dem Zentralkomitee (ZK) der SED unterstand.[01] Zweck des Unternehmens war der Betrieb einer Sortiments-, Reise- und Versandbuchhandlung, die alle Bevölkerungsschichten im gesamten städtischen und vor allem im ländlichen Raum der DDR mit Literatur versorgen sollte. Mit Gründung wurden die Räume und der Vertrieb des aufgelösten Buch- und Zeitschriftenvertriebs Wolfram K.G. übernommen. Als Versandbuchhandlung war das Buchhaus Leipzig in der DDR einzigartig. Sitz war zunächst die Volckmarstraße 5, Leipzig.
1951 beschäftigte das Buchhaus 22 Mitarbeiter und übernahm unter anderem die Auslieferung der vom FDGB herausgegebenen "Bibliothek fortschrittlicher deutscher Schriftsteller" und den Versand von Literatur, die von der FDJ veröffentlicht wurde. Bis 1954 stieg die Anzahl der Mitarbeiter auf 270. Ab 1954 wurde das Buchhaus in spezialisierte Betriebsteile aufgegliedert. Neben der Zentrale Buchhaus Leipzig waren das der Fachbuchversand (1954), der Bauernbuchversand (1954), "Die Kassette" (1955) und die Versandbuchhandlung für Klassiker- und Gesamtausgaben.
1956 zog das Unternehmen in den Täubchenweg 83 in Leipzig. Außenstellen existierten in der Oststraße, der Querstraße und im Gasthof Mölkau. Im gleichen Jahr wurde das Buchhaus als Gesamtbetrieb: "Buchhaus Leipzig Versandbuchhandel der Deutschen Demokratischen Republik" neuformiert. Bis 1957 erfolgte die Bildung von vier weiteren Betriebsteilen: "Die Kleine Hausbibliothek" (1956), "Sportbuchversand" (1956), "Das Bild" (1956) und "Das Interbuch" (1957). Der Betriebsteil "Das Bild" vermarktete Reproduktionen von Gemälden und Grafiken sowie Land- und Umrisskarten. Das "Interbuch" war der Zentralversand für ausländische Literatur. Dazu gehörten fremdsprachige Ausgaben in Originalsprache sowie deutschsprachige Bücher aus den Verlagen der Sowjetunion und weiterer sozialistischer Partnerstaaten. Daneben wurde sozialistische Literatur, vor allem Werke des Dietz-Verlages, vertrieben.
1956 wurde die Abteilung Zahlenlotto in Zusammenarbeit mit dem VEB Zahlenlotto gegründet. Entwertete Lottoscheine konnten hier gegen Bücher eingetauscht werden. 200 Lottoscheine entsprachen einem Punkt. Bücher waren jeweils für ein bis sechs Punkte erhältlich. Innerhalb der ersten drei Jahre wurden durch diese Aktion über drei Millionen Bände verschickt.
Neben dem Vertrieb von Fach- und Unterhaltungsliteratur übernahm das Buchhaus Leipzig im Fachbuchversand den Vertrieb von außerhalb des Buchhandels erscheinenden Publikationen wie Normblättern, Lehrbriefen, Arbeitsschutz- und Preisanordnungen, Pflicht- und Zusatzliteratur für das Hoch- und Fachhochschulstudium sowie Gesetzesblättern.
Mit der "Kleinen Hausbibliothek" (1956) und dem "Buch der Jugend" (1957) bot das Buchhaus zwei monatliche Buchabonnements an.
Zum 1. Juli 1956 wurde die Volksbuchhandlung "Buch und Bild" in Erfurt durch das Buchhaus übernommen und zum 31. Dezember 1956 aufgelöst.[02] 1958 wurde das Buchhaus der Zentralen Leitung des Volksbuchhandels der DDR angeschlossen.
1960 erfolgte die Gründung von das moderne "Antiquariat", das als Zweitverkaufsstelle für mangelhafte Ware aus dem örtlichen Volksbuchhandel diente.
Durch die Abteilung "Die Kleine Hausbibliothek" wurde 1965 der buchclub 65 mit den monatlichen Buchabonnements "Buch des Monats" und "Buch der Jugend" gegründet, die zusammen bis zu 70.000 Abonnenten gleichzeitig verzeichnen konnten. In Zusammenarbeit mit der Zentralstelle für Kinder- und Jugendliteratur wurde auch ein "Buchclub der Kinder" ins Leben gerufen. 1985 wurden die Buchabonnements "Buch des Monats" und "Buch der Jugend" zusammengeführt.
1971 wurde das Buchhaus grundlegend neu strukturiert. Es entstanden die Handelsbereiche I und II. Der Handelsbereich I umfasste die Fachgebiete Fachliteratur, gesellschaftswissenschaftliche Literatur und Belletristik. Dem Handelsbereich II waren die Buchabonnements "Buch des Monats", "Buch der Jugend" sowie "Buchclub der Schüler" zugeordnet. Der 1976 gegründete Handelsbereich III war für Fortsetzungslieferungen und vertragsgebundene Lieferungen zuständig (u. a. Schülerbüchereien, Lehrbriefe und Standards). Daneben versorgte der Handelsbereich im Rahmen des "Kulturtausches" Bezieher in allen Teilen der Welt mit Büchern, Dias und Tonbändern im Auftrag des Herder-Instituts, der Deutschen Staatsbibliothek Berlin, des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten und weiterer Einrichtungen.[03]
Vorrangig wollte das Buchhaus Leipzig Leser in Orten ohne eigene Volksbuchhandlung ansprechen. 1980 wurde in Arbeitsteilung mit den örtlichen Volksbuchhandlungen beschlossen, den Vertrieb von Belletristikangeboten in Orten mit Volksbuchhandlung vollständig einzustellen. Zur gleichen Zeit intensivierte sich die internationale Versandtätigkeit. Versandt wurde vorerst nur in sozialistische Partnerstaaten, ab 1982 auch in nichtsozialistische Staaten, zum Großteil in die Bundesrepublik Deutschland.
Nach einem rasanten Wachstum des Buchhauses Leipzig in den 1950er Jahren, blieb der Warenumsatz von 1960 bis 1990 auf gleichbleibendem Niveau. Der Gewinn konnte dagegen leicht gesteigert werden. Die Anzahl der Mitarbeitenden sank von ca. 620 Mitarbeiter im Jahr 1960 auf ca. 330 Mitarbeiter 1985.[04]
Zum 30. Juni 1990 wurde das Buchhaus Leipzig mit Beschluss vom 1. März 1990 privatisiert und in die "Buchhaus Leipzig GmbH Versandbuchhandel" mit der Treuhandanstalt als alleinigem Gesellschafter umgewandelt.[05] Infolge verzögerter Warenlieferungen vonseiten der Verlage und sinkender Nachfrage verringerte sich der Umsatz in den Jahren 1990 und 1991 kontinuierlich und das Buchhaus geriet in Liquiditätsprobleme. Auch durch Aufnahme von Geschäftsbeziehungen zu westdeutschen Verlagen konnte der Umsatzrückgang nicht aufgehalten werden.[06]Die Neugründung des "Buchclub 65" als "Buchclub 90" in Kooperation mit dem Deutschen Bücherbund in Stuttgart brachte ebenfalls nicht den erwarteten Erfolg. Trotz massiver Entlassungen und Betriebsumstrukturierungen konnte die finanzielle Situation nicht stabilisiert werden. Zum 19. November 1991 wurde der Konkurs des Buchhauses festgestellt und die Liquidation beschlossen, die bis 1993 abgeschlossen wurde.[07]
Bestandgeschichte und –bearbeitung
1993 übernahm das Staatsarchiv Leipzig erstmals Unterlagen, darunter auch Filmmaterial, direkt vom Buchhaus Leipzig im Umfang von 2,5 laufenden Metern. Die Unterlagen aus dieser Übernahme wurde 1997 vorläufig erschlossen. Die Erschließung der AV-Medien erfolgte zwischen 2011 und 2014. 2017 wurden die letzten Akten des Buchhauses im Umfang von 4,73 laufenden Metern von der Rhenus Archiv Services GmbH übernommen, die die Unterlagen im Auftrag der Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS, ehemals Treuhandanstalt) verwahrte. Die Erschließung dieser Unterlagen erfolgte 2024.
Überlieferungsschwerpunkte
Im Bestand befindet sich eine vollständige Serie von Jahresabschlüssen aus dem Zeitraum 1949 bis 1991. Der Überlieferungsschwerpunkt liegt auf den 1980er und frühen 1990er Jahren. Insbesondere die Transformation zur Marktwirtschaft und die Liquidation des Unternehmens sind gut dokumentiert. In der Verzeichnungseinheit Nr. 216 findet sich eine ausführliche vierzigseitige Betriebsgeschichte von 1986. Die Fotosammlung dokumentiert das Buchhaus Leipzig in den 1950er- und 1960er-Jahren. Besonders im Fokus steht die Kultur- und Jugendpolitik.
Hinweise für die Benutzung
Der Bestand enthält Unterlagen, die nach § 10 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3b bzw. Nr. 3c des Sächsischen Archivgesetzes erst hundert Jahre nach der Geburt der betroffenen Person bzw. 60 Jahre nach Entstehung der Unterlagen benutzt werden dürfen. Die Vorlage dieser Archivalien ist nur nach gesonderter Prüfung im Wege des Antragsverfahrens zur Schutzfristenverkürzung möglich.
Verweise auf korrespondierende Bestände
21113 Zentrale Leitung des Volksbuchhandels der DDR, Leipzig
Literaturhinweise
Moritz, Sandra: Das Buchhaus bringt das Buch – Die Entwicklung des Buchhauses Leipzig und seine Funktion als zentraler Versandbuchhandel im Literaturvertrieb der DDR in den Jahren 1949-1971, 2008 (StA-L, Dienstbibliothek, A 2008/37)
Bähring, Helmut/Kurt Rüddiger (2008): Lexikon Buchstadt Leipzig. Von den Anfängen bis zum Jahr 1990. Tauchaer Verlag. Leipzig. S. 51-52.
Jonas Wenker
Oktober 2024
[01] Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, 21113 Zentrale Leitung des Volksbuchhandels der DDR, Leipzig, Nr. 226.
[02] Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, 21095 Buchhaus Leipzig, Nr. 28.
[03] Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, 21095 Buchhaus Leipzig, Nr. 50.
[04] Die Ausführungen bis hier beruhen maßgeblich auf der Betriebsgeschichte in: Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, 21095 Buchhaus Leipzig, Nr. 216.
[05] Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, 21095 Buchhaus Leipzig, Nr. 248.
[06] Ebd., Nr. 244.
[07] Ebd., Nr. 223.
Die Buchhaus Leipzig GmbH wurde am 21. Oktober 1949 gegründet. Gesellschafter waren der Leipziger Kommissions- und Großbuchhandel (LKG) und der Fachbuchverlag Leipzig. Das Buchhaus war der VOB Zentrag (Zentrale Druckerei-, Einkaufs- und Revisionsgesellschaft mbH) untergeordnet, die dem Zentralkomitee (ZK) der SED unterstand.[01] Zweck des Unternehmens war der Betrieb einer Sortiments-, Reise- und Versandbuchhandlung, die alle Bevölkerungsschichten im gesamten städtischen und vor allem im ländlichen Raum der DDR mit Literatur versorgen sollte. Mit Gründung wurden die Räume und der Vertrieb des aufgelösten Buch- und Zeitschriftenvertriebs Wolfram K.G. übernommen. Als Versandbuchhandlung war das Buchhaus Leipzig in der DDR einzigartig. Sitz war zunächst die Volckmarstraße 5, Leipzig.
1951 beschäftigte das Buchhaus 22 Mitarbeiter und übernahm unter anderem die Auslieferung der vom FDGB herausgegebenen "Bibliothek fortschrittlicher deutscher Schriftsteller" und den Versand von Literatur, die von der FDJ veröffentlicht wurde. Bis 1954 stieg die Anzahl der Mitarbeiter auf 270. Ab 1954 wurde das Buchhaus in spezialisierte Betriebsteile aufgegliedert. Neben der Zentrale Buchhaus Leipzig waren das der Fachbuchversand (1954), der Bauernbuchversand (1954), "Die Kassette" (1955) und die Versandbuchhandlung für Klassiker- und Gesamtausgaben.
1956 zog das Unternehmen in den Täubchenweg 83 in Leipzig. Außenstellen existierten in der Oststraße, der Querstraße und im Gasthof Mölkau. Im gleichen Jahr wurde das Buchhaus als Gesamtbetrieb: "Buchhaus Leipzig Versandbuchhandel der Deutschen Demokratischen Republik" neuformiert. Bis 1957 erfolgte die Bildung von vier weiteren Betriebsteilen: "Die Kleine Hausbibliothek" (1956), "Sportbuchversand" (1956), "Das Bild" (1956) und "Das Interbuch" (1957). Der Betriebsteil "Das Bild" vermarktete Reproduktionen von Gemälden und Grafiken sowie Land- und Umrisskarten. Das "Interbuch" war der Zentralversand für ausländische Literatur. Dazu gehörten fremdsprachige Ausgaben in Originalsprache sowie deutschsprachige Bücher aus den Verlagen der Sowjetunion und weiterer sozialistischer Partnerstaaten. Daneben wurde sozialistische Literatur, vor allem Werke des Dietz-Verlages, vertrieben.
1956 wurde die Abteilung Zahlenlotto in Zusammenarbeit mit dem VEB Zahlenlotto gegründet. Entwertete Lottoscheine konnten hier gegen Bücher eingetauscht werden. 200 Lottoscheine entsprachen einem Punkt. Bücher waren jeweils für ein bis sechs Punkte erhältlich. Innerhalb der ersten drei Jahre wurden durch diese Aktion über drei Millionen Bände verschickt.
Neben dem Vertrieb von Fach- und Unterhaltungsliteratur übernahm das Buchhaus Leipzig im Fachbuchversand den Vertrieb von außerhalb des Buchhandels erscheinenden Publikationen wie Normblättern, Lehrbriefen, Arbeitsschutz- und Preisanordnungen, Pflicht- und Zusatzliteratur für das Hoch- und Fachhochschulstudium sowie Gesetzesblättern.
Mit der "Kleinen Hausbibliothek" (1956) und dem "Buch der Jugend" (1957) bot das Buchhaus zwei monatliche Buchabonnements an.
Zum 1. Juli 1956 wurde die Volksbuchhandlung "Buch und Bild" in Erfurt durch das Buchhaus übernommen und zum 31. Dezember 1956 aufgelöst.[02] 1958 wurde das Buchhaus der Zentralen Leitung des Volksbuchhandels der DDR angeschlossen.
1960 erfolgte die Gründung von das moderne "Antiquariat", das als Zweitverkaufsstelle für mangelhafte Ware aus dem örtlichen Volksbuchhandel diente.
Durch die Abteilung "Die Kleine Hausbibliothek" wurde 1965 der buchclub 65 mit den monatlichen Buchabonnements "Buch des Monats" und "Buch der Jugend" gegründet, die zusammen bis zu 70.000 Abonnenten gleichzeitig verzeichnen konnten. In Zusammenarbeit mit der Zentralstelle für Kinder- und Jugendliteratur wurde auch ein "Buchclub der Kinder" ins Leben gerufen. 1985 wurden die Buchabonnements "Buch des Monats" und "Buch der Jugend" zusammengeführt.
1971 wurde das Buchhaus grundlegend neu strukturiert. Es entstanden die Handelsbereiche I und II. Der Handelsbereich I umfasste die Fachgebiete Fachliteratur, gesellschaftswissenschaftliche Literatur und Belletristik. Dem Handelsbereich II waren die Buchabonnements "Buch des Monats", "Buch der Jugend" sowie "Buchclub der Schüler" zugeordnet. Der 1976 gegründete Handelsbereich III war für Fortsetzungslieferungen und vertragsgebundene Lieferungen zuständig (u. a. Schülerbüchereien, Lehrbriefe und Standards). Daneben versorgte der Handelsbereich im Rahmen des "Kulturtausches" Bezieher in allen Teilen der Welt mit Büchern, Dias und Tonbändern im Auftrag des Herder-Instituts, der Deutschen Staatsbibliothek Berlin, des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten und weiterer Einrichtungen.[03]
Vorrangig wollte das Buchhaus Leipzig Leser in Orten ohne eigene Volksbuchhandlung ansprechen. 1980 wurde in Arbeitsteilung mit den örtlichen Volksbuchhandlungen beschlossen, den Vertrieb von Belletristikangeboten in Orten mit Volksbuchhandlung vollständig einzustellen. Zur gleichen Zeit intensivierte sich die internationale Versandtätigkeit. Versandt wurde vorerst nur in sozialistische Partnerstaaten, ab 1982 auch in nichtsozialistische Staaten, zum Großteil in die Bundesrepublik Deutschland.
Nach einem rasanten Wachstum des Buchhauses Leipzig in den 1950er Jahren, blieb der Warenumsatz von 1960 bis 1990 auf gleichbleibendem Niveau. Der Gewinn konnte dagegen leicht gesteigert werden. Die Anzahl der Mitarbeitenden sank von ca. 620 Mitarbeiter im Jahr 1960 auf ca. 330 Mitarbeiter 1985.[04]
Zum 30. Juni 1990 wurde das Buchhaus Leipzig mit Beschluss vom 1. März 1990 privatisiert und in die "Buchhaus Leipzig GmbH Versandbuchhandel" mit der Treuhandanstalt als alleinigem Gesellschafter umgewandelt.[05] Infolge verzögerter Warenlieferungen vonseiten der Verlage und sinkender Nachfrage verringerte sich der Umsatz in den Jahren 1990 und 1991 kontinuierlich und das Buchhaus geriet in Liquiditätsprobleme. Auch durch Aufnahme von Geschäftsbeziehungen zu westdeutschen Verlagen konnte der Umsatzrückgang nicht aufgehalten werden.[06]Die Neugründung des "Buchclub 65" als "Buchclub 90" in Kooperation mit dem Deutschen Bücherbund in Stuttgart brachte ebenfalls nicht den erwarteten Erfolg. Trotz massiver Entlassungen und Betriebsumstrukturierungen konnte die finanzielle Situation nicht stabilisiert werden. Zum 19. November 1991 wurde der Konkurs des Buchhauses festgestellt und die Liquidation beschlossen, die bis 1993 abgeschlossen wurde.[07]
Bestandgeschichte und –bearbeitung
1993 übernahm das Staatsarchiv Leipzig erstmals Unterlagen, darunter auch Filmmaterial, direkt vom Buchhaus Leipzig im Umfang von 2,5 laufenden Metern. Die Unterlagen aus dieser Übernahme wurde 1997 vorläufig erschlossen. Die Erschließung der AV-Medien erfolgte zwischen 2011 und 2014. 2017 wurden die letzten Akten des Buchhauses im Umfang von 4,73 laufenden Metern von der Rhenus Archiv Services GmbH übernommen, die die Unterlagen im Auftrag der Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS, ehemals Treuhandanstalt) verwahrte. Die Erschließung dieser Unterlagen erfolgte 2024.
Überlieferungsschwerpunkte
Im Bestand befindet sich eine vollständige Serie von Jahresabschlüssen aus dem Zeitraum 1949 bis 1991. Der Überlieferungsschwerpunkt liegt auf den 1980er und frühen 1990er Jahren. Insbesondere die Transformation zur Marktwirtschaft und die Liquidation des Unternehmens sind gut dokumentiert. In der Verzeichnungseinheit Nr. 216 findet sich eine ausführliche vierzigseitige Betriebsgeschichte von 1986. Die Fotosammlung dokumentiert das Buchhaus Leipzig in den 1950er- und 1960er-Jahren. Besonders im Fokus steht die Kultur- und Jugendpolitik.
Hinweise für die Benutzung
Der Bestand enthält Unterlagen, die nach § 10 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3b bzw. Nr. 3c des Sächsischen Archivgesetzes erst hundert Jahre nach der Geburt der betroffenen Person bzw. 60 Jahre nach Entstehung der Unterlagen benutzt werden dürfen. Die Vorlage dieser Archivalien ist nur nach gesonderter Prüfung im Wege des Antragsverfahrens zur Schutzfristenverkürzung möglich.
Verweise auf korrespondierende Bestände
21113 Zentrale Leitung des Volksbuchhandels der DDR, Leipzig
Literaturhinweise
Moritz, Sandra: Das Buchhaus bringt das Buch – Die Entwicklung des Buchhauses Leipzig und seine Funktion als zentraler Versandbuchhandel im Literaturvertrieb der DDR in den Jahren 1949-1971, 2008 (StA-L, Dienstbibliothek, A 2008/37)
Bähring, Helmut/Kurt Rüddiger (2008): Lexikon Buchstadt Leipzig. Von den Anfängen bis zum Jahr 1990. Tauchaer Verlag. Leipzig. S. 51-52.
Jonas Wenker
Oktober 2024
[01] Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, 21113 Zentrale Leitung des Volksbuchhandels der DDR, Leipzig, Nr. 226.
[02] Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, 21095 Buchhaus Leipzig, Nr. 28.
[03] Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, 21095 Buchhaus Leipzig, Nr. 50.
[04] Die Ausführungen bis hier beruhen maßgeblich auf der Betriebsgeschichte in: Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, 21095 Buchhaus Leipzig, Nr. 216.
[05] Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, 21095 Buchhaus Leipzig, Nr. 248.
[06] Ebd., Nr. 244.
[07] Ebd., Nr. 223.
Gebauer, Gertraude: Verlagsschriftgut im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig: Eine Bestandsanalyse. In: Leipziger Jahrbuch zur Buchgeschichte 4(1994) S. 311-320.
Gebauer, Gertraude: Stiefkind Verlagsarchive. In: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel (Leipzig) Nr. 29, 1980, S. 600.
Gebauer, Gertraude: Verlagsschriftgut im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig (Diskussionsbeitrag). In: Archiv-Geschichte-Region. Symposium zum 40jährigen Bestehen des Sächsischen Staatsarchivs Leipzig (1954-1994). Leipzig 1994.
Gebauer, Gertraude: Stiefkind Verlagsarchive. In: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel (Leipzig) Nr. 29, 1980, S. 600.
Gebauer, Gertraude: Verlagsschriftgut im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig (Diskussionsbeitrag). In: Archiv-Geschichte-Region. Symposium zum 40jährigen Bestehen des Sächsischen Staatsarchivs Leipzig (1954-1994). Leipzig 1994.
Direktiven und Richtlinien.- Jahresberichte.- Betriebsgeschichte.- Fotos.- Werbefilme.
Das Buchhaus Leipzig wurde am 21. Oktober 1949 gegründet und übernahm ab 1. November 1949 den Betrieb der Firma Wolfram KG, Leipzig. Als zentraler Versandbuchhandel hatte das Buchhaus die Aufgabe, Bücher an alle Bevölkerungskreise heran zu tragen. Erfasst werden sollten vor allem Regionen ohne buchhändlerische Infrastruktur. Seit 1954 wurde das Unternehmen in Betriebsteile mit spezieller Aufgabenstellung zergliedert. So entstanden der Fachbuchversand, der Bauernbuchversand, der Sportbuchversand, Die Kassette, Das Bild, Die Kleine Hausbibliothek, das Antiquariat und das Interbuch. 1964 existierten vier Handelsabteilungen.
Im Juli 1990 wurde das Buchhaus als Buchhaus Leipzig GmbH im Aufbau unter HRB 317 im Leipziger Handelsregister eingetragen, aber ab November 1991 liquidiert.
Im Juli 1990 wurde das Buchhaus als Buchhaus Leipzig GmbH im Aufbau unter HRB 317 im Leipziger Handelsregister eingetragen, aber ab November 1991 liquidiert.
- 1997 mit Nachtrag 1999 | Findbuch / Datenbank
- 2017 | Abgabeverzeichnis für 4,73 lfm
- 2025-02-25 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5