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Beständeübersicht

Bestand

21105 VE Einkaufshaus für Büchereien Leipzig

Datierung1934 - 1956
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)1,30

Bestand enthält auch 10 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular

Geschichte des VE Einkaufshaus für Büchereien Leipzig

Am 30. Juni 1920 wurde in Berlin das Einkaufshaus für Volksbüchereien GmbH von Walter Hofmann als eine Einrichtung der Deutschen Zentralstelle für Volksbüchereien gegründet. 1923 wurde die Hauptgeschäftsstelle nach Leipzig verlegt, wo das Unternehmen am 7. Juni in das Handelsregister Abteilung B, Blatt 667 eingetragen wurde. Die Geschäftsstelle in Berlin blieb als Zweigniederlassung bis 1935 bestehen. Der Gründungsgedanke der Gesellschaft bestand darin, ein Unternehmen aufzubauen, welches durch die Zusammenarbeit mit Buchgewerbe und Buchhandel der Förderung des volkstümlichen Büchereiwesens dienen sollte. Das Einkaufshaus verkaufte nicht nur die Druckerzeugnisse von Verlagen, sondern besaß auch eine eigene Buchbinderwerkstatt und war selbst als Herausgeber tätig. Ein Beispiel hierfür ist die Publizierung der "Illustrierten Kinderbuchbibliographie". Um die Büchereien zu entlasten, wurden die Medienwerke vor dem Weiterverkauf bereits mit Schutzumschlägen und Bibliothekssignaturen versehen.
In der Zeit des Nationalsozialismus war das Unternehmen der Reichsschrifttumskammer unterstellt und wurde 1935 umbenannt in Einkaufshaus für Büchereien GmbH. Ab dem Jahre 1940 errichtete die Gesellschaft Zweigniederlassungen in den von den Deutschen besetzten Gebieten. Diese befanden sich in Litzmannstadt, Posen, Leitmeritz, Straßburg und in Böhmisch-Leipa. Es existierte zu jener Zeit ebenfalls eine Filiale in Reutlingen. Während des Zweiten Weltkrieges erlitt die Hauptniederlassung in Leipzig große Verluste an Material und Maschinen. Am 4. Dezember 1943 wurden alle Produktionsanlagen sowie ein großer Teil der Roh- und Fertigdrucke in den Lagern durch Brandbomben beschädigt und zerstört. Der gesamte Verlust des Unternehmens in dieser Zeit wird bei etwa 11,5 Millionen Reichsmark angesetzt.
Nach Kriegsende übernahm das Einkaufshaus für Büchereien in den Jahren 1945/1946 bei den Verlagen verbliebene Bestände und verkaufte diese ausschließlich an Büchereien. Die unternehmenseigene Buchbinderei wurde verpachtet. Bis 1947 konzentrierte man sich auf die Herstellung von Schulbüchern. Mit der Volk und Wissen Verlagsgesellschaft wurde zu diesem Zwecke ein 3-Jahresvertrag abgeschlossen. Die Filiale in Reutlingen wurde abgewickelt.[01] Mit dem einsetzenden Aufbau der Volksbüchereien 1948/1949 nahm das Unternehmen seine ursprünglichen Aufgaben wieder verstärkt war und belieferte nun Kreis-, Stadt- und Gemeindebibliotheken sowie Betriebsbibliotheken mit Büchern. In diesen Jahren wurde Filialen in Weimar und Potsdam gegründet. Am 1. Juli 1952 wurde das Unternehmen in Volkseigentum überführt und trug fortan die Bezeichnung VE Einkaufshaus für Büchereien. Ab 1954 unterstand der Betrieb dem Ministerium für Kultur der DDR. Die Auflösung des Unternehmens erfolgte zum 31. Dezember 1955.
Das Einkaufshaus für Büchereien war eine zentrale Einrichtung des Buchhandels und des Büchereiwesens in Leipzig. Durch die enge Zusammenarbeit des Unternehmens mit Verlagen, Buchbindereien und -druckereien sowie Buchhandel und Bibliotheken und dem Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig erlangte es im Laufe seines Bestehens an großer Bedeutung für das Buchgewerbe über die Grenzen von Leipzig hinaus.

Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Der Bestand wurde Ende des Jahres 1966 aus dem Kreisarchiv Leipzig ohne Ablieferungsverzeichnis übernommen. Dabei handelte es sich um 9 laufende Meter Akten. Diese waren größtenteils in kaufmännischer Heftung nach Betreff angelegt wurden. Ein einheitlicher Aktenplan wurde nicht verwendet. Zu Beginn der Bearbeitung des Bestandes im Oktober 1967 wurden nach vorgenommener Bewertung 5,5 lfm Akten kassiert. Die 60 als archivwürdig bewerteten Akteneinheiten wurden verzeichnet und neu gebunden, wenn dies erforderlich war. Da die vorherige Registraturordnung nicht bekannt war, ordnete man die Akten grob nach Aufgabenbereichen. Im Juli 1968 erfolgte eine Neuordnung des Bestandes und 2 weitere Akteneinheiten wurden kassiert. Hierbei gliederte man den Bestand in die Untergruppen 1 Leitung, 2 Planung und Finanzen, 3 Produktion und Arbeitskräfte, 4 Sozialversicherung und 5 Gewerkschaft. Nach Abschluss der Arbeiten wurde im selben Jahr ein Findbuch maschinenschriftlich erstellt.
Ende September 2014 sollte die Retrokonversion dieses Findbuchs durch die Auszubildende zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste in der Fachrichtung Archiv, Josefine Thiele erfolgen. Das als Vorlage für die Retrokonversion dienende Findbuch wurde noch einmal neu gegliedert, die Systematik in 1 Leitung, 2 Finanzen und Vermögen, 3 Personal, Löhne und Sozialversicherung und 4 FDGB-Betriebsgruppe umstrukturiert. Die 58 Akteneinheiten wurden aufgrund festgestellter Fehler und Ungenauigkeiten des alten Findbuchs neu verzeichnet und die Nummern 38 bis 46, welche Lohn- und Gehaltskonten enthalten, nach den Filialen des VE Einkaufshauses geordnet. Eine zeitgleiche technische Bearbeitung erfolgte durch die Auszubildenden Marc Zschunke und Dennis-Veit Jentsch. Die Retrokonversion und Neuverzeichnung wurde im Oktober 2014 abgeschlossen.

Überlieferungsschwerpunkte

Die Überlieferung beschränkt sich auf die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis zur Auflösung 1955/1956, wobei das älteste Schriftstück aus dem Jahr 1934 stammt. Dies ist eine Niederschrift zu einer Mitgliederversammlung der Vereinigung für volkstümliches Büchereiwesen e.V. in Leipzig, mit welcher das damalige Einkaufshaus für Volksbüchereien sehr eng zusammen arbeitete. Im Allgemeinen finden sich in den Akten Unterlagen zur Arbeitsorganisation und den täglichen Arbeitsabläufen im Unternehmen. Sehr umfangreich ist die Überlieferung zu Finanzen und deren Planung. Die Bilanzen, Inventuren und Betriebspläne sowie die Lohn- und Gehaltskonten der Belegschaft geben Aufschluss über die wirtschaftliche und finanzielle Entwicklung des VE Einkaufshauses für Büchereien im Verlauf dieser Jahre. Über das Personal sind außer den Unterlagen einiger ausgeschiedener Mitarbeiter (darunter auch drei Sozialversicherungsausweise) und den bereits genannten Lohn- und Gehaltskonten keine weiteren Akten vorhanden.

Hinweise für die Benutzung

Der Bestand ist vollständig erschlossen und technisch bearbeitet und somit im vollen Umfang nutzbar. Zu beachten sind dennoch die Schutzfristen für das personenbezogene Schriftgut: Der Bestand enthält Unterlagen, die nach § 10 Abs. 1 Satz 3 des Sächsischen Archivgesetzes erst zehn Jahre nach dem Tod bzw. hundert Jahre nach der Geburt der betroffenen Person benutzt werden dürfen. Die Vorlage dieser Archivalien ist nur nach gesonderter Prüfung im Wege des Antragsverfahrens zur Schutzfristenverkürzung möglich. Aus technischen Gründen können Verzeichnungseinheiten, die mit einer personenbezogenen Schutzfrist gekennzeichnet sind, derzeit in der online-Fassung des Findbuchs nicht angezeigt werden. Wir empfehlen eine Nachfrage beim verwahrenden Archiv.
Die Unterlagen sind bis auf wenige handschriftliche Eintragungen sehr gut lesbar und in einem ihrem Alter entsprechenden, guten Zustand.

Verweise auf korrespondierende Bestände

• 21765 Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig
• 20256 Bezirksvertragsgericht Leipzig
• 20142 Kreis- Industrie- und Handelskammern Nordwestsachsens
• Handelsregisterakten Amtsgericht Leipzig, HRB 667Quellen und Literatur

• StA-L, 20124 Amtsgericht Leipzig, HRB 667 (Handelsregisterakte)
• StA-L, 21105 VE Einkaufshaus für Büchereien, Leipzig, Nr. 01-58

Josefine Thiele

Oktober 2014



[01] Parallel wurde am 26. Februar 1947 in Reutlingen die "Einkaufszentrale für Öffentlichen Büchereien GmbH" (ekz) gegründet, die heute noch besteht, siehe www.ekz.de/.
Vorarbeiten zur Herausgabe der III. Kinderbuchbibliographie.- Korrespondenzen zur monatlichen Beilage "Die Buchbesprechung".- Satzungen.- Gesellschafterverträge.- Betriebspläne.- Bilanzen.- Kriegsschäden.- Personal.- Lohnunterlagen.
Im Juni 1920 wurde das Einkaufshaus für Volksbüchereien als GmbH gegründet. Vorher in Berlin ansässig, war das Einkaufshaus seit 1923 im Leipziger Handelsregister eingetragen. Eine Zweigstelle wurde bis 1935 in Berlin geführt. Zwecke der Gesellschaft waren die Durchführung buchhändlerischer und -gewerblicher Unternehmungen und die Zusammenarbeit mit dem Buchhandel zur Förderung des volkstümlichen Büchereiwesens. Während der Zeit des Nationalsozialismus unterstand das Einkaufshaus der Reichsschrifttumskammer. 1935 wurde das Unternehmen umbenannt in Einkaufshaus für Büchereien GmbH. Seit 1940 entstanden Zweigstellen in Litzmannstadt, Posen, Leitmeritz, Straßburg und in Böhmisch-Leipa, außerdem bestand eine Niederlassung in Reutlingen. Im Juli 1952 wurde das Einkaufshaus in Volkseigentum überführt. Es unterstand bis 1953 dem Ministerium für Volksbildung, ab 1954 dem Ministerium für Kultur. Zum 31. Dezember 1955 erfolgte die Auflösung.
  • 2015 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-11-19 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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