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Beständeübersicht

Bestand

21107 VEB E. A. Seemann Buch- und Kunstverlag Leipzig

Datierung1922 - 1996
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)45,75

Bestand enthält auch 1 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular

Geschichte des VEB E. A. Seemann Buch- und Kunstverlag Leipzig

Der Verlag E. A. Seemann wurde 1858 in Essen gegründet und war seit 1861 in Leipzig ansässig. Eine wissenschaftliche Untersuchung zur über 150jährigen Verlagsgeschichte liegt bisher nicht vor, umso nützlicher bleibt die verlagseigene Festschrift "Kunstliteratur und Reproduktion. 125 Jahre Seemann Verlag im Dienste der Erforschung und Verbreitung der Kunst" aus dem Jahr 1983. Die folgende Kurzdarstellung muss sich auf diese und andere abschließend aufgeführte Literatur stützen. Für die Geschichte des Verlags bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs sei auf die Einleitung im Findbuch zum Bestand 21082 E. A. Seemann, Leipzig, verwiesen.
1945 übernahm die Enkelin des Verlagsgründers Ernst Arthur Seemann, Irmgard Nussbaum-Seemann, die Verlagsleitung, nachdem der vorherige Verlagsleiter, ihr Bruder Elert Seemann, in den Westen geflüchtet war. Eine Verlagsgenehmigung wurde im Februar 1946 erteilt. Als bekannt wurde, dass Irmgard Nussbaum-Seemann eine Umsiedlung des Verlags nach Bayern plante, verließ sie im Februar 1952 die DDR. Der Verlag wurde nach dieser "Republikflucht" verstaatlicht und ab August 1952 als Volkseigener Betrieb weitergeführt.
In den folgenden Jahrzehnten wurde der Verlag systematisch zum führenden Kunstverlag der DDR aufgebaut und bestritt neben dem Verlag der Kunst in Dresden und dem Henschel-Verlag für Kunst und Gesellschaft den Großteil der Kunstbuchproduktion in der DDR. Als Verlagsleiter fungierten Otto Halle (1952-1955), Gerhard Keil (1955-1987) und Rudolf Winkler (ab 1987); langjähriger Cheflektor war Alfred Langer. Seit 1951 war der Verlag in der Jacobstraße 6 ansässig und blieb dies bis 1996.
Wichtige Projekte waren die Fortführung des "Thieme-Becker-Künstler-Lexikons", zunächst ab 1953 durch das von Hans Vollmer erarbeitete "Allgemeine Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts". Ihm folgte 1969 das fünfbändige "Lexikon der Kunst" folgte. Mit der Neubearbeitung des berühmten "Thieme-Becker" begann man Ende der 1960er Jahre. Das "Allgemeine Künstlerlexikon der Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker" (AKL) war zunächst auf 30 Bände angelegt. Doch verzögerte sich die Herausgabe des ersten Bandes bis zum Jahr 1983; die Bände 2 und 3 folgten im Dreijahresrhythmus. Seit April 1991 wurde das Werk im K.G. Saur Verlag fortgeführt, der seit 2006 zur Gruppe Walter de Gruyter gehört.

Hauptproduktionsbereiche des Verlags waren Kunstbücher und Reproduktionen: Neben Kunstlexika erschien Literatur zur Bildenden Kunst, Kunstwissenschaft, Architektur (u. a. Reihen "Schlösser und Gärten", "Kunstgeschichtliche Städtebücher") und Volkskunst, u. a. zum außereuropäischen Raum (vorder- und mittelasiatische, indische Kunst). Bedeutende Künstler und Museen wurden in Tafelbänden vorgestellt. Ein weiteres Element des Verlagsprogramms waren Gemäldereproduktionen. Zudem gab der Verlag Kalender, Mappen und Kunstpostkarten heraus. Neben "Seemanns Kunstkalender" (ab 1947) erschien seit Ende der 1960er Jahre der Monatskalender "Das schöne Detail" sowie drei unterschiedlich ausgerichtete Postkartenkalender. Die Herausgabe von Zeitschriften war bereits 1950 eingestellt worden, als der letzte Jahrgang der "Zeitschrift für Kunst" erschienen war.
Im Jahr 1988 erschienen 53 Titel, davon 28 Erstausgaben; im Verlag arbeiteten über 50 Mitarbeiter. Nach der Wende im Herbst 1989 wurde der Verlag im Juni 1990 in eine GmbH i. A. umgewandelt. Die Mitarbeiterzahl wurde erheblich reduziert, 1991 wurde durch die Treuhandanstalt die Privatisierung eingeleitet. Der Verlag wurde 1992 an Silvius Dornier verkauft, der ihn in die neu gegründete Dornier Medienholding mit Sitz in Berlin eingliederte. Lektorat und Herstellung des Verlages blieben in Leipzig. Zum April 2003 erwarben die Gesellschafter Bernd Kolf und Dr. Jürgen A. Bach die drei Verlage Seemann, Henschel und Edition Leipzig.

Bestandsgeschichte

Bereits 1976 nahm das Staatsarchiv Leipzig mit dem VEB E. A. Seemann Kontakt auf und wies darauf hin, dass es mit Inkrafttreten der Verordnung über das staatliche Archivwesen der DDR im selben Jahr das für den Verlag zuständige Endarchiv geworden war. Eine erste Übergabe von Archivgut erfolgte im Jahr 1981; 1984 wurden die übernommenen 37 laufenden Meter Akten (darunter auch Altunterlagen aus den Jahren vor 1945) per Findkartei erschlossen (Nummern 1 bis 1708). Im Oktober 1991 nahm das Staatsarchiv Leipzig mit dem E. A. Seemann Verlag GmbH, Herrn Dr. Fischer, Kontakt auf. Im März und April 1996 kam es zur Abgabe weiterer Unterlagen im Umfang von 12 laufenden Metern, die erschlossen und in der Findkartei ergänzt wurden. Eine Anfrage des K. G. Saur Verlags, München / Leipzig vom August 1999 zur Übernahme von zu diesem Zeitpunkt rd. 250 laufenden Metern Unterlagen aus der Redaktion des "Allgemeinen Künstlerlexikons" (Künstler-Archiv), lehnte das Staatsarchiv Leipzig ab. Die Unterlagen wurden vom Sächsischen Wirtschaftsarchiv e. V. übernommen.
Die Findkartei wurde 2013 retrokonvertiert, d. h. in die Erschließungssoftware des Staatsarchivs übertragen, die vorliegende Einleitung 2014 in Vorbereitung der online-Stellung des Findbuchs ergänzt.

Überlieferungsschwerpunkte

Neben Unterlagen der Geschäftsführung, darunter Akten zu den Literatur-Arbeitsgemeinschaften und zur Zusammenarbeit mit übergeordneten staatlichen Einrichtungen enthält der Bestand v. a. Akten der Lektorate. Den Schwerpunkt bilden die Titelakten, d. h. Akten, die zu Verlagstiteln (Einzelwerke, Reihenwerke, Kalender o. a.) angelegt wurden. Sie enthalten ein breites Spektrum von Dokumenten, darunter Korrespondenz mit Autoren, interne Vermerke, Dokumente aus dem Herstellungsprozess, aber auch Manuskripte und Druckvorstufen.

Hinweise für die Benutzung

Bei der Verzeichnung des Bestands auf Karteikarten wurde in vielen Fällen die sogenannte Gruppenverzeichnung angewandt: Mehrere Akten wurden mit einem gleichlautenden Titel und Enthält-Vermerk sowie einer Gesamtdatierung (Laufzeit über die Akten hinweg) verzeichnet. Für eine Präzisierung der Angaben ist die Überprüfung an den Akten selbst notwendig; dies konnte im Rahmen des Retrokonversionsprojektes 2013 und kann aus Ressourcengründen auch bis auf weiteres nicht geleistet werden. Außerdem wurden unterschiedliche Inhalte von manchen Akten auf mehreren Karteikarten unter der jeweils gleichen laufenden Nummer erfasst und in der Findkartei an unterschiedlicher Stelle eingeordnet. Bei der Retrokonversion wurden diese Nummern daher mehr als einmal aufgenommen und erscheinen jetzt im Findbuch an verschiedenen Stellen. Auch hier wäre für eine Bereinigung eine Prüfung an den Akten notwendig. Um einen online-Zugang zu den Verzeichnungsangaben zu ermöglichen, müssen diese Ungenauigkeiten bis auf weiteres in Kauf genommen werden.
Die in der Findkartei verwendete innere Ordnung des Bestands (Klassifikation) wurde 2014 überarbeitet, um eine größere Übersichtlichkeit des Bestands zu erreichen. Im Rahmen dieser Nachbearbeitung wurden zahlreiche Titelakten Buch- und anderen Publikationsreihen des Verlags zugewiesen. Diese Zuweisung konnte aber noch nicht abgeschlossen werden; sie wird sukzessive fortgesetzt.
Das Archivgut stammt teilweise auch aus der Zeit nach dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland am 3. Oktober 1990. Es unterliegt daher verschiedenen Schutzfristen gemäß § 10 Sächsisches Archivgesetz, für einen Teil der Akten ist auch § 9 Sächsisches Archivgesetz zu beachten.
Zu verweisen ist noch auf den Bestand U 83 Redaktion Allgemeines Künstlerlexikon, Leipzig, im Sächsischen Wirtschaftsarchiv. Er umfasst v. a. Materialsammlungen der Redaktion zu den einzelnen Künstlern.

Literatur

Alfred Langer: Kunstliteratur und Reproduktion. 125 Jahre Seemann Verlag im Dienste der Erforschung und Verbreitung der Kunst, Leipzig 1983

Eintrag zu E. A. Seemann in Helmut Bähring / Kurt Rüddiger: Lexikon Buchstadt Leipzig. Von den Anfängen bis zum Jahr 1990, Taucha 2008, S. 221f.

Ute Willer / Susanne Müller-Wolff: 150 Jahre E. A. Seemann. Die Geschichte des ältesten deutschen Kunstverlages 1858-2008, Leipzig 2008

Christoph Links: Das Schicksal der DDR-Verlage. Die Privatisierung und ihre Konsequenzen, Berlin 2009, S. 160-163

Thekla Kluttig

April 2014
Gebauer, Gertraude: Verlagsschriftgut im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig: Eine Bestandsanalyse. In: Leipziger Jahrbuch zur Buchgeschichte 4 (1994) S. 311-320.
Gebauer, Gertraude: Stiefkind Verlagsarchive. In: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel (Leipzig) Nr. 29, 1980, S. 600.
Gebauer, Gertraude: Verlagsschriftgut im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig (Diskussionsbeitrag). In: Archiv-Geschichte-Region. Symposium zum 40jährigen Bestehen des Sächsischen Staatsarchivs Leipzig (1954-1994). Leipzig 1994.
Verlagsleitung.- Titelakten der Lektorate.- Themenpläne.- Finanzen.- Messeberichte.- Internationale Zusammenarbeit.
Der Verlag E. A. Seemann erhielt 1946 die Lizenz der SMAD zur Wiederaufnahme der verlegerischen Tätigkeit. Im August 1952 wurde er verstaatlicht. Das Verlagsprofil setzte sich aus Kunstlexika, Kunstmappen und -kalendern sowie Literatur aus den Gebieten der bildenden Kunst, der Kunstwissenschaften und der Architektur zusammen. Als bekanntestes Werk gilt das Allgemeine Lexikon der bildenden Künstler, der "Thieme-Becker". 1972 erfolgte die Übernahme des Postreiter-Verlags, Halle. 1992 privatisiert, wurde das Unternehmen von der Verlagsgruppe Dornier erworben.
  • 2014 | Findbuch / Datenbank
  • 2015 | Abgabeverzeichnis für 3,25 lfm
  • 2024-11-19 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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