Beständeübersicht
Bestand
21108 Edition Leipzig, Verlag für Kunst und Wissenschaft
Datierung | 1951 - 1996 |
---|---|
Benutzung im | Staatsarchiv Leipzig |
Umfang (nur lfm) | 106,33 |
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Geschichte des Verlags Edition Leipzig
Trotz der bedeutenden Rolle des Verlags Edition Leipzig liegt bisher keine wissenschaftliche Publikation vor, die die Geschichte dieses Verlags umfassend untersucht. Für den Zeitraum bis 1985 liegt mit "Edition Leipzig. Ansichten zu einer Verlagsgeschichte" eine facettenreiche Darstellung vor. [01] Die folgende kurze Firmengeschichte basiert hieraus sowie auf der Einleitung zu dem 1985 erstellten Findbuch, das eine erste größere Abgabe im Umfang von 20 laufenden Metern umfasste. Diese Einleitung wurde geringfügig überarbeitet und hinsichtlich der Bestandsgeschichte und –bearbeitung ergänzt und aktualisiert.
Im Jahre 1960 trat mit der Gründung von Edition Leipzig ein neues Verlagshaus mit internationaler Geltung in die Reihe traditionsreicher Leipziger Verlage. Nach längerer Planung wurde die Gründung mit Wirkung vom 1. Januar 1960 vorgenommen. Impulse kamen bereits Mitte der 1950er Jahre von der VVB Verlage, von der Deutschen Buchexport-GmbH, dem Ministerium für Kultur, aber auch durch die Gründung des ungarischen Fremdsprachenverlages "Corvina" und des tschechoslowakischen Verlages "Artia". Es gab nicht nur umfassende Ausarbeitungen um das Verlagsprofil und um Strukturvorstellungen, auch die Diskussion um die Namensgebung nahm einen breiten Raum ein. Namen wie "Leipziger Buchverlag GmbH" und noch im Dezember 1959 "Libra" standen im Gespräch, bis der Name "Edition Leipzig, Verlag für Kunst und Wissenschaft", bestätigt wurde.
Im Gründungsexposé vom 2. Mai 1958 wurden die Schwerpunkte für die Gründung eines eigenständigen Exportverlages fixiert, so vor allem die Bedeutung der Erhöhung des Exportes im Buchhandel und die Verschärfung der Beziehungen der Parallelverlage in der Bundesrepublik Deutschland. Auch die voraussichtliche Profilierung wurde angesprochen, wobei anfangs die Betonung auf Fremdsprachen-Verlag, noch nicht auf Auflagenexport, lag. 1959 in den Räumen des Seemann-Verlages Leipzig, Jacobstr. 6, etabliert und auch als "Fremdsprachenverlag Edition" bezeichnet, erfolgte im Jahr darauf die Übersiedelung in die Karlstr. 20. Später kamen noch Räumlichkeiten in der Karl-Liebknecht-Straße 64 und 77 hinzu.
Die Organisationsstruktur des Verlages hatte sich Mitte der 1960er Jahre etabliert und wies folgende Strukturteile auf: Verlagsleiter, Cheflektor (darunter Lektorate), Herstellung, Absatz/Werbung, Hauptbuchhalter, Kader/Arbeit. Der Verlag war vorübergehend der VVB Verlage, Berlin, nachgeordnet und ab 1963 der HV Verlage und Buchhandel des Ministeriums für Kultur unterstellt. Namhafte Repräsentanten des Verlagshauses waren als Verlagsleiter: Johannes Egloff (Eintrittsdatum 01.10.1959), Helmut Bähring (1962), Elmar Faber (1976, vorher Cheflektor), Dieter Nadolski (ab 1983). Cheflektoren waren Gerhard König (ab 01.12.1960), Elmar Faber (ab 1970), Peter Fix (ab 1983). Von 1960-1970 amtierten als Cheflektor die leitenden Lektoren Rudolf Dietze, Joachim Konrad und Reiner Frenzel. Weitere längjährige Funktionen hatten inne: Kaufm.-Technischer Leiter: Rudolf Panicke (ab 1960), Hauptbuchhalter: Fritz Langer (ab 1960), Kader/Arbeit: Friedrich Breyer (ab 1959), Absatzleiter: Otto Tensierowski (ab 1960) und Fritz Becker (ab 1964). Im Mai 1960 zählte der Verlag Edition 14 Mitarbeiter; 1967 waren es bereits 56 Personen. In den Anfangsjahren sollte der Verlag den Hauptteil seiner Themenpläne zunächst durch Übernahmen von Buchpublikationen aus anderen DDR-Verlagen decken. Das Verlagsprogramm 1960/1961 orientierte auf wissenschaftlich-technische Literatur sowie Fachbücher, informative Literatur über die DDR, Kunst- und Bildbände sowie Belletristik, Kinder- und Jugendbücher. Für das erste Jahr sah der Themenplan eine Herausgabe von 20 Titeln bei 200 Tonnen Papieraufkommen vor, bis Anfang September 1960 war aber noch kein einziger Titel erschienen. Im Laufe der 1960er Jahre zeigte sich das gegenwärtige Verlagsprofil deutlicher. Belletristik, Kinder- und Jugendbücher wurden nicht herausgegeben. Dafür erschienen ab 1963 entsprechend dem internationalen Trend wissenschaftlich-bibliophile Neudrucke. Die Übernahmen aus anderen DDR-Verlagen gingen zurück (1964 Höchststand 27 Titel, 1970 vier Titel). Mehr und mehr traten Eigenentwicklungen an die Stelle der Lizenzproduktionen. Das Verlagsprofil zeichnete sich wie folgt ab: Kunst- und Kulturgeschichte, Naturwissenschaftlich-technische Literatur, Wissenschaftlich-bibliophile Neudrucke sowie Hobby-Literatur (Pflanzen, Tiere, Fische). Entsprechend diesem Verlagsprofil kristallisierten sich die einzelnen Lektorate heraus: L I: Kunst- und Kulturgeschichte, L II: Naturwissenschaftlich.-technisches Lektorat, L III: Bibliophile und wissenschaftliche Neudrucke sowie FL: Fremdsprachenlektorat. Die Bildung des Fremdsprachenlektorates Ende der 1960er Jahre war aus Gründen der unterschiedlichen Ausbildung der einzelnen Fremdsprachenmitarbeiter sowie vorgesehener Erweiterung der Fremdsprachen (Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch) notwendig geworden. In den 1970er Jahren gab es zusätzlich ein Lexikon- und ein Bildlektorat.
Von 1962 bis 1970 arbeitete der Verlag ohne Cheflektor. In dieser Zeit trugen leitende Lektoren die Verantwortung insbesondere für Themen- und Perspektivplanung, Messebetreuung, und Dienstreisen. Den Lektoren oblag die Betreuung der Manuskriptentwicklung, die Verantwortung für alle Fragen, die sich mit dem Objekt im Lektorat befassen, etwa die Auswertung und Beachtung der in den Verträgen festgelegten Formulierungen für Titeleien, Impressa, die Bearbeitung der Schutzumschläge oder die Ausarbeitung der Vorworte und Reiseberichte. Zentrale Aufgabe des Bereiches Absatz/Werbung war die Sicherstellung der Absatzfähigkeit vor allem "kapitalistischen Ausland". Die Werbung umfasste die Herstellung von Katalogen und Prospekten in verschiedenen Sprachen und deren Versand in alle Welt, die Aufgabe von Anzeigen in ausländischen Fachzeitschriften und die ständige Beteiligung an ausländischen Ausstellungen und Messen. Hierzu gehörte die Vorbereitung und Auswertung zunehmender Auslandreisen, die Aufstellung und Kontrolle des Werbeplanes, die Erledigung von Anfragen, Marktinformation und der Versand von Mustern sowie Pflicht- und Belegexemplaren. Zum herstellungstechnischen Ablauf gehörte vor allem die Kooperation mit der polygraphischen Industrie, aber auch die möglichst frühe Einbeziehung des zuständigen Herstellers in die Manuskriptgestaltung.
Die Produktion von Edition Leipzig als Auflagenexporteur hing im Gegensatz zu anderen Verlagen von seiner Verkaufsfähigkeit auf Märkten außerhalb der DDR ab. Verkaufsreisen führen die leitenden Verlagsmitarbeiter u. a. nach Mexiko, USA, Schweiz, Kuba, die BRD und in die Länder Afrikas. Man nahm an Buchmessen teil (z. B. Leipzig, Frankfurt a. M., Warschau) und beteiligte sich an internationalen Ausstellungen. 1964 hatte Edition seine Planaufgaben erfüllt; jedoch wurde 1966 die Aufgabenstellung mit 1,8 Mill. Export unterschritten, obwohl gerade in diesem Jahr die höchste Exportplanerfüllung seit Bestehen des Verlages erreicht wurde (siehe Nr. 857). Im Bereich der Polygraphie und der Rohstoffbereitstellung gab es bis 1970 keine nennenswerten Erweiterungen. Das setzte für den Verlag hinsichtlich Thematik und Qualität seiner Erzeugnisse strenge Maßstäbe. 1972 gliederten sich die 49 erschienenen Titel wie folgt auf: Kunst- und Bildbände 6, Kulturgeschichtliche Literatur 9, bibliophile Neudrucke 6, wissenschaftliche Literatur 3, Freizeitliteratur 5, Technische Grundlagen 20. Von diesen 49 Titeln waren 37 Titel Erstauflagen und 12 Neuauflagen, 37 Titel erschienen in Fremdsprachen, 3 mehrsprachig, 3 waren Übernahmen aus DDR-Verlagen (Nr. 860). Die berufspädagogische Reihe "Technische Grundlagen" erschien erstmalig im Jahr 1961. Sie wurde vom Verlag und mit dem Ziel herausgegeben, technische Literatur in der jeweiligen Landessprache zur Qualifizierung der Werktätigen in den Entwicklungsländern zu veröffentlichen. Bis 1972 betrug die Gesamtauflage von 103 Ausgaben (39 Titel) 650 000 Exemplare (Nr. 827). 1973 wurde die Anzahl der Titel reduziert und als neue Serie "Technische Wörterbücher" kreiert. In diesem Jahr erschien auch erstmalig die Reihe "Kunstbücher für Kinder" (Nr. 908).
Die bedeutendsten literarischen und verlegerischen Leistungen von Edition aus den Jahren 1960 bis 1973 lagen in der großen Themenbreite der Fremdsprachenausgaben, die 1960 30% und um 1970 51-65% des Planes betrugen und in durchgängig sehr guter Qualität auf den Markt kamen (Nr. 859). International anerkannte Leistungen waren u. a. die Reihen "Weltstädte der Kunst", "Bild der Frau", "Technical Fundamental" und "Europa-Querschnitte". Die Nachdrucke großer, kostbarer Werke wurden höchsten herstellerischen und verlegerischen Ansprüchen gerecht, so der "Machsor Lipseae" oder das "Astronomicum Caesareum". Auch kartographische Werke von hoher Qualität waren im Reprint-Programm des Verlages; hier vor allem der "Atlas des Großen Kurfürsten" oder "Afrika auf Karten des 12. - 18. Jahrhunderts". In Esperanto gab Edition 1974 "Nackt unter Wölfen” ("Nuda Inter lupoj") von Bruno Apitz mit einer Auflagenhöhe von 10.000 Exemplaren heraus. In den Jahren 1961 - 1983 erhielt der Verlag für 60 Titel die Auszeichnung "Schönstes Buch der DDR" und wurde auch mit dem Gutenbergpreis geehrt (Nr. 894).
Namhafte Verlagsunternehmen des "kapitalistischen Auslandes", z.B. Dausien oder später Bertelsmann, konnten als Koproduzenten gewonnen werden. 1970 arbeitete Edition Leipzig mit 160 Partnern in ca. 39 Ländern ständig zusammen. 530 Titel wurden bis zu diesem Zeitpunkt herausgebracht, davon 320 in fremden Sprachen (Nr. 859). Namen von hervorragenden Buchgestaltern aus dieser Zeit, wie Kapr, Eckardt, Wolter, Schiller sind ebenso hervorzuheben wie die Partner in der Polygraphie, dem Buchexport, der ehemaligen Ratsdruckerei Dresden (später Völkerfreundschaft, Abteilung Lichtdruck), Offizin Andersen Nexö Leipzig, Röderdruck Leipzig, Fortschritt Erfurt, LKG und Andere. Die Leistungen der Verlagsmitarbeiter sind umso höher zu bewerten, wenn man um die Belastungen weiß, die sie z. B. durch katastrophale Raumverhältnisse in der Karlstraße erfuhren. Durch langwierige Um- und Ausbauten mussten sie teilweise in Ausweichräumen bei LKG oder in anderen Verlagsteilen arbeiten (Nr. 909).
Neben dem Akademie-Verlag galt Edition Leipzig als der größte Exportverlag der DDR. Bis 1984 erschienen mehr als 1000 Titel, darunter 500 fremdsprachig. 1988 waren im Verlag 70 Mitarbeiter beschäftigt. Diese hohe Zahl war nach der friedlichen Revolution 1989/90 nicht mehr zu halten. Es begann eine schwierige Phase des Übergangs in die Privatwirtschaft. 1992 übernahm der Unternehmer Silvius Dornier den Verlag, nachdem er schon den Verlag E. A. Seemann und den Berliner Theaterverlag Henschel erworben hatte. Nach einer Phase der Zugehörigkeit zur Dornier Medienholding übernahmen im April 2003 die leitenden Mitarbeiter Dr. Jürgen A. Bach und Bernd Kolf die Rechte und Bestände der drei Verlage Edition Leipzig, E. A. Seemann und Henschel. Das Unternehmen arbeitet mit Stand April 2014 als Seemann Henschel GmbH & Co. KG, Gerichtsweg 28, 04103 Leipzig. [02]
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Das 20-jährige Bestehen von Edition im Jahre 1980 war Anlass, über die Sicherung der historisch wertvollen Dokumente des Hauses und die Abgabe des Archivgutes an das Staatsarchiv Leipzig nachzudenken. Die nächsten Schritte wurden auf einer Besprechung zwischen Elmar Faber und Reiner Frenzel (Edition Leipzig) und Manfred Unger (Staatsarchiv Leipzig) im April 1980 vereinbart. Von 1983 bis 1985 gab es daraufhin mehrere Übernahmen, die in der Altregistratur der Lektorate in der Shakespearestraße begannen. Die archivische Bearbeitung dieser ersten Abgaben (lfd. Nr. 1 bis 1130) erfolgte zwischen November 1983 und März 1985 durch Evelyn Kretzschmar. Die Ordnung der Registraturen in den Lektoraten und Abteilungen wurde bei der Bearbeitung beibehalten. Die Aktenbildung war sowohl nach Schriftstückart als auch nach Betreffsakten vorgenommen worden. Die vorgefundenen Ordnungsschemata des Verlages wurden belassen, ebenso die kaufmännische Ablage innerhalb der Korrespondenzakten. Die Überlieferung umfasst Schriftstücke in originaler Form, vor allem Werkmanuskripte oder Autorenkorrespondenz, aber auch Vervielfältigungen, z.B. Leitungssitzungsprotokolle, Jahresberichte, Titelvorschlagsmaterialien und nicht zuletzt gedrucktes Schriftgut in Form der Bild- bzw. Textaushänger sowie Rezensionen.
Grundlage der Bestandsbearbeitung bildeten der Bearbeitungsplan für den Bestand Edition sowie ein Rahmenbearbeitungsplan für Verlagsbestände vom November 1983. Die Erschließung erfolgte nach den OVG (Ordnungs- und Verzeichnungsgrundsätzen der Staatlichen Archivverwaltung der DDR) von 1964, den OVG-D (Druckschriften) und den OVG des Goethe-Schiller-Archivs (OVG-GSA), letztere für die Titelakten.
Im Juli 1990 wandte sich das Staatsarchiv Leipzig an den damaligen Verlagsdirektor Dieter Nadolski mit Bitte um Übergabe des bis Ende 1989 entstandenen Archivguts. In den folgenden Jahren kam es zu weiteren Abgaben, die in einer in der Systematik des Findbuch gegliederten Findkartei erfasst wurden. Das Findbuch von 1985 und die Findkartei von 1996 wurden im Jahr 2013 durch Ingolf Notzke retrokonvertiert, d. h. in die Erschließungsdatenbank des Staatsarchivs Leipzig übertragen. Im Anschluss an die Retrokonversion wurden in geringem Umfang Aktentitel und Enthält-Vermerke präzisiert und Datierungen nachgetragen.
Überlieferungsschwerpunkte
Edition Leipzig hatte als Auflagenexporteur und Repräsentant wissenschaftlicher und kulturgeschichtlicher Leistungen im Buchwesen der DDR vor allem gegenüber dem westlichen Ausland einen besonderen Rang. Den Schwerpunkt der Überlieferung bilden die Titelakten der verschiedenen Lektorate. Sie beinhalten zu den überlieferten Titeln Manuskripte, Bild- und Textaushänger, vereinzelt auch Umbruchexemplare, sowie eine umfassende Korrespondenz. Neben der Autorenkorrespondenz ist Schriftwechsel mit den Koproduktionspartnern, dem Buch-Export oder auch mit den Partnern in der Polygraphie überliefert. Namhafte Wissenschaftler und Autoren als Gutachter und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens begegnen in der Korrespondenz, z. B. Friedrich Ebert, Helene Weigel, Walter Markov, Alfred Kurella, Avery Brundage oder Manfred Ewald. Daneben enthalten die Korrespondenzakten Autoren-, Lizenz- oder Übersetzerverträge, Anträge auf Druckgenehmigung bei der HV Verlage sowie Gutachten. In Kombination mit den Titelmappen des Rechnungswesens, die neben wesentlicher Korrespondenz Autoren-, Lizenz- und Übersetzerverträge enthalten, stellen die Titelakten einen umfassenden Nachweis der Produktion von Edition Leipzig dar. Die Palette reicht über die ersten Versuche am "Reiseführer DDR" über Lizenzproduktionen anderer DDR-Verlage bis zu den Serien im Bereich der technisch-wissenschaftlichen Literatur (z. B. zu den "Technischen Grundlagen") und der Kunstliteratur, wie "Weltstädte der Kunst", "Bild der Frau", "Deutsche Kunstdenkmäler" oder "Europa-Querschnitte". Neben Hobby-Literatur (Pflanzen, Tiere, Fische) ist die Olympische Sportliteratur erwähnenswert. "Olympia und seine Spiele" in spanischer Auflagenhöhe von 8.000 Exemplaren war bahnbrechend für die Zusammenarbeit mit mexikanischen Verlagen (Nr. 867). Ein repräsentatives Reprint-Programm widerspiegelt die Leistungen des Verlages, insbesondere des Lektorates III. Der "Atlas des Großen Kurfürsten" erschien nach sechsjährigen Vorarbeiten 1971 (Nr. 692ff.), das bis dato teuerste Buch, eine Faksimile-Ausgabe des "Astronomicum Caesareum", 1967 mit einer Gesamtauflage von 750 Exemplaren zu einem Preis von 1950 Mark in der Normalausgabe. Hier sind neben der Autorenkorrespondenz und Aushängern auch Einladungen zur Buchpremiere, Rezensionen sowie Berichte über die Absatzentwicklung des Buches überliefert. Vom 1964 erschienenen "Machsor Lipsiae" sind überformatige Aushänger, Autorenkorrespondenz und Farbabzüge von Planfilmen enthalten.
Die Leitungsdokumente geben einen informativen Querschnitt der Tätigkeit der Verlagsleitung, insbesondere des Verlagsleiters, und ermöglichen Aussagen zur Gründung, zum Werdegang und zur organisatorischen Entwicklung des Verlags. Überliefert sind Arbeitsordnungen, Betriebskollektivverträge und Rationalisierungskonzeptionen. Leitungssitzungsprotokolle informieren über Plankontrolle, Sicherung der Produktion, des technischen Ablaufes und des Absatzes und fixieren den Stand der Exportschwerpunkte. In den Jahresberichten des Verlagsleiters wird die Erfüllung der Themenpläne eingeschätzt, die ökonomischen Planteile und die kulturpolitische Aufgabenstellung analysiert und die Leitungstätigkeit ausgewertet. 1964 wurde im Verlag das Titelannahme-Verfahren aufgebaut (Nr. 899). In den Folgejahren ging man dazu über, die Autoren zur Verteidigung ihrer Vorhaben in der Titelannahme-Kommission zu gewinnen. Die Ergebnisprotokolle der Kommission sind aus den Jahren 1972 - 1976 vollständig überliefert. Bis 1972 finden sie sich in der allgemeinen Geschäftskorrespondenz Cheflektor bzw. Lektorate I und II.
Die Aktengruppe Planungsdokumente enthält Perspektiv-, Fein- und Themenplanungsunterlagen, vor allem mit Aussagen zur Export- und Absatzplanung. Aus u. a. den Jahren 1964 - 1976 sind Titelvorschlagsmaterialien vorhanden. Titelvorschläge beinhalten bibliographische Angaben zur Auflagenhöhe, Daten für die Manuskriptentwicklung, Begründung des Titels mit kurzer Inhaltsangabe, Preisvorstellungen u .a. m. Die Titelannahme-Kommission bestätigte den Titel unter der Voraussetzung, dass eine Vereinbarung mit einem ausländischen Partner vorlag (Nr. 891). Aus den Jahren vor 1964 sind Planungsunterlagen überwiegend in der Allgemeinen Geschäftskorrespondenz VL, ChL, Lektorate I und II sowie im innerbetrieblichen Schriftwechsel und in den Jahresabschlussdokumenten zu finden, wo sie z. T. im Enthält-Vermerk ausgewiesen wurden. Hier sind auch - neben den Jahresberichten des Verlagsleiters - Protokolle des Ministeriums für Kultur, HV Verlage, über die jährlichen Rechenschaftslegungen zur Planerfüllung von Edition überliefert.
Über Arbeits- und Lebensbedingungen, Qualifizierungs- und Wettbewerbsfragen geben die Dokumente der Abteilung Kader/Arbeit Auskunft. Es sind Kaderstatistiken, Analysen, Struktur- und Stellenpläne vorhanden. Der Qualifizierung seiner Mitarbeiter schenkte der Verlag stets große Beachtung, einschließlich der Lehrlings- und Praktikantenausbildung. Aus den Lektoraten ist neben den Titelakten eine umfangreiche Geschäftskorrespondenz vorhanden, mit ausländischen Verlagen, der UNESCO und DDR-Verlagen. Reise- und Messeberichte der Lektorate I und II sind ebenso überliefert wie Besprechungsprotokolle, Abschlussberichte mit Ausweisung der ökonomischen Ergebnisse, Verhandlungsberichte und Arbeitspläne. Hierbei nehmen die Dienstreiseberichte von Joachim Konrad, leitender Lektor L II, in die Länder Afrikas, nach Kuba und Mexiko eine gesonderte Stellung ein. Sie enthalten auch Konzeptionen und Auswertungen der sich verlegerisch auf diesen Märkten ergebenden Absatzmöglichkeiten (Nr. 831-838). Innerhalb der Überlieferung des Lektoratsschriftgutes sind die Unterlagen des Cheflektors von Bedeutung, mit eigener Korrespondenz, Konzeptionen und einer Titelkartei aus den Jahren 1971-1974.
Aus der Abteilung Herstellung fehlt eine geschlossene Überlieferung und auch aus dem Absatzbereich ist die Überlieferungsdichte lückenhaft. Es wird verwiesen auf die im Lektoratsschriftwechsel und in den Akten des Verlagsleiters und Cheflektors vorhandenen Absatzpläne, Analysen, Titellisten und Warenbewegungspläne.
Hinweise für die Benutzung
Bei der Verzeichnung des Bestands auf Karteikarten wurde teilweise die sogenannte Gruppenverzeichnung angewandt: Mehrere Akten wurden mit einem gleichlautenden Titel und Enthält-Vermerk sowie einer Gesamtdatierung (Laufzeit über die Akten hinweg) verzeichnet. Für eine Präzisierung der Angaben ist die Überprüfung an den Akten selbst notwendig; dies konnte im Rahmen des Retrokonversionsprojektes 2013 und kann aus Ressourcengründen auch bis auf weiteres nicht geleistet werden. Um einen online-Zugang zu den Verzeichnungsangaben zu ermöglichen, muss diese Ungenauigkeit bis auf weiteres in Kauf genommen werden.
Ein kleiner Teil des Archivguts stammt aus der Zeit nach dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland am 3. Oktober 1990. Der Bestand unterliegt daher verschiedenen Schutzfristen gemäß § 10 Sächsisches Archivgesetz, für einen Teil der Akten ist auch § 9 Sächsisches Archivgesetz zu beachten.
Verweise auf korrespondierende Bestände
Akten zur Edition Leipzig befinden sich u. a. in den Beständen 20256 Bezirksvertragsgericht Leipzig (Nr. 322, 2059, 2130, 2761) und 21043 Deutsche Investitionsbank, Bezirksdirektion Leipzig (Nr. 336, 526, 599, 22033 Industrie- und Handelskammer zu Leipzig (Nr. 564) und 21766 Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig (II) (Nr. 1081).
Thekla Kluttig
April 2014
[01] Edition Leipzig. Ansichten zu einer Verlagsgeschichte, hrsg. von Elmar Faber, Leipzig 1985.
[02] Ausführlich zu der Entwicklung ab 1990: Christoph Links: Das Schicksal der DDR-Verlage. Die Privatisierung und ihre Konsequenzen, Berlin, 2. Auflage 2010, S. 66-69.
Trotz der bedeutenden Rolle des Verlags Edition Leipzig liegt bisher keine wissenschaftliche Publikation vor, die die Geschichte dieses Verlags umfassend untersucht. Für den Zeitraum bis 1985 liegt mit "Edition Leipzig. Ansichten zu einer Verlagsgeschichte" eine facettenreiche Darstellung vor. [01] Die folgende kurze Firmengeschichte basiert hieraus sowie auf der Einleitung zu dem 1985 erstellten Findbuch, das eine erste größere Abgabe im Umfang von 20 laufenden Metern umfasste. Diese Einleitung wurde geringfügig überarbeitet und hinsichtlich der Bestandsgeschichte und –bearbeitung ergänzt und aktualisiert.
Im Jahre 1960 trat mit der Gründung von Edition Leipzig ein neues Verlagshaus mit internationaler Geltung in die Reihe traditionsreicher Leipziger Verlage. Nach längerer Planung wurde die Gründung mit Wirkung vom 1. Januar 1960 vorgenommen. Impulse kamen bereits Mitte der 1950er Jahre von der VVB Verlage, von der Deutschen Buchexport-GmbH, dem Ministerium für Kultur, aber auch durch die Gründung des ungarischen Fremdsprachenverlages "Corvina" und des tschechoslowakischen Verlages "Artia". Es gab nicht nur umfassende Ausarbeitungen um das Verlagsprofil und um Strukturvorstellungen, auch die Diskussion um die Namensgebung nahm einen breiten Raum ein. Namen wie "Leipziger Buchverlag GmbH" und noch im Dezember 1959 "Libra" standen im Gespräch, bis der Name "Edition Leipzig, Verlag für Kunst und Wissenschaft", bestätigt wurde.
Im Gründungsexposé vom 2. Mai 1958 wurden die Schwerpunkte für die Gründung eines eigenständigen Exportverlages fixiert, so vor allem die Bedeutung der Erhöhung des Exportes im Buchhandel und die Verschärfung der Beziehungen der Parallelverlage in der Bundesrepublik Deutschland. Auch die voraussichtliche Profilierung wurde angesprochen, wobei anfangs die Betonung auf Fremdsprachen-Verlag, noch nicht auf Auflagenexport, lag. 1959 in den Räumen des Seemann-Verlages Leipzig, Jacobstr. 6, etabliert und auch als "Fremdsprachenverlag Edition" bezeichnet, erfolgte im Jahr darauf die Übersiedelung in die Karlstr. 20. Später kamen noch Räumlichkeiten in der Karl-Liebknecht-Straße 64 und 77 hinzu.
Die Organisationsstruktur des Verlages hatte sich Mitte der 1960er Jahre etabliert und wies folgende Strukturteile auf: Verlagsleiter, Cheflektor (darunter Lektorate), Herstellung, Absatz/Werbung, Hauptbuchhalter, Kader/Arbeit. Der Verlag war vorübergehend der VVB Verlage, Berlin, nachgeordnet und ab 1963 der HV Verlage und Buchhandel des Ministeriums für Kultur unterstellt. Namhafte Repräsentanten des Verlagshauses waren als Verlagsleiter: Johannes Egloff (Eintrittsdatum 01.10.1959), Helmut Bähring (1962), Elmar Faber (1976, vorher Cheflektor), Dieter Nadolski (ab 1983). Cheflektoren waren Gerhard König (ab 01.12.1960), Elmar Faber (ab 1970), Peter Fix (ab 1983). Von 1960-1970 amtierten als Cheflektor die leitenden Lektoren Rudolf Dietze, Joachim Konrad und Reiner Frenzel. Weitere längjährige Funktionen hatten inne: Kaufm.-Technischer Leiter: Rudolf Panicke (ab 1960), Hauptbuchhalter: Fritz Langer (ab 1960), Kader/Arbeit: Friedrich Breyer (ab 1959), Absatzleiter: Otto Tensierowski (ab 1960) und Fritz Becker (ab 1964). Im Mai 1960 zählte der Verlag Edition 14 Mitarbeiter; 1967 waren es bereits 56 Personen. In den Anfangsjahren sollte der Verlag den Hauptteil seiner Themenpläne zunächst durch Übernahmen von Buchpublikationen aus anderen DDR-Verlagen decken. Das Verlagsprogramm 1960/1961 orientierte auf wissenschaftlich-technische Literatur sowie Fachbücher, informative Literatur über die DDR, Kunst- und Bildbände sowie Belletristik, Kinder- und Jugendbücher. Für das erste Jahr sah der Themenplan eine Herausgabe von 20 Titeln bei 200 Tonnen Papieraufkommen vor, bis Anfang September 1960 war aber noch kein einziger Titel erschienen. Im Laufe der 1960er Jahre zeigte sich das gegenwärtige Verlagsprofil deutlicher. Belletristik, Kinder- und Jugendbücher wurden nicht herausgegeben. Dafür erschienen ab 1963 entsprechend dem internationalen Trend wissenschaftlich-bibliophile Neudrucke. Die Übernahmen aus anderen DDR-Verlagen gingen zurück (1964 Höchststand 27 Titel, 1970 vier Titel). Mehr und mehr traten Eigenentwicklungen an die Stelle der Lizenzproduktionen. Das Verlagsprofil zeichnete sich wie folgt ab: Kunst- und Kulturgeschichte, Naturwissenschaftlich-technische Literatur, Wissenschaftlich-bibliophile Neudrucke sowie Hobby-Literatur (Pflanzen, Tiere, Fische). Entsprechend diesem Verlagsprofil kristallisierten sich die einzelnen Lektorate heraus: L I: Kunst- und Kulturgeschichte, L II: Naturwissenschaftlich.-technisches Lektorat, L III: Bibliophile und wissenschaftliche Neudrucke sowie FL: Fremdsprachenlektorat. Die Bildung des Fremdsprachenlektorates Ende der 1960er Jahre war aus Gründen der unterschiedlichen Ausbildung der einzelnen Fremdsprachenmitarbeiter sowie vorgesehener Erweiterung der Fremdsprachen (Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch) notwendig geworden. In den 1970er Jahren gab es zusätzlich ein Lexikon- und ein Bildlektorat.
Von 1962 bis 1970 arbeitete der Verlag ohne Cheflektor. In dieser Zeit trugen leitende Lektoren die Verantwortung insbesondere für Themen- und Perspektivplanung, Messebetreuung, und Dienstreisen. Den Lektoren oblag die Betreuung der Manuskriptentwicklung, die Verantwortung für alle Fragen, die sich mit dem Objekt im Lektorat befassen, etwa die Auswertung und Beachtung der in den Verträgen festgelegten Formulierungen für Titeleien, Impressa, die Bearbeitung der Schutzumschläge oder die Ausarbeitung der Vorworte und Reiseberichte. Zentrale Aufgabe des Bereiches Absatz/Werbung war die Sicherstellung der Absatzfähigkeit vor allem "kapitalistischen Ausland". Die Werbung umfasste die Herstellung von Katalogen und Prospekten in verschiedenen Sprachen und deren Versand in alle Welt, die Aufgabe von Anzeigen in ausländischen Fachzeitschriften und die ständige Beteiligung an ausländischen Ausstellungen und Messen. Hierzu gehörte die Vorbereitung und Auswertung zunehmender Auslandreisen, die Aufstellung und Kontrolle des Werbeplanes, die Erledigung von Anfragen, Marktinformation und der Versand von Mustern sowie Pflicht- und Belegexemplaren. Zum herstellungstechnischen Ablauf gehörte vor allem die Kooperation mit der polygraphischen Industrie, aber auch die möglichst frühe Einbeziehung des zuständigen Herstellers in die Manuskriptgestaltung.
Die Produktion von Edition Leipzig als Auflagenexporteur hing im Gegensatz zu anderen Verlagen von seiner Verkaufsfähigkeit auf Märkten außerhalb der DDR ab. Verkaufsreisen führen die leitenden Verlagsmitarbeiter u. a. nach Mexiko, USA, Schweiz, Kuba, die BRD und in die Länder Afrikas. Man nahm an Buchmessen teil (z. B. Leipzig, Frankfurt a. M., Warschau) und beteiligte sich an internationalen Ausstellungen. 1964 hatte Edition seine Planaufgaben erfüllt; jedoch wurde 1966 die Aufgabenstellung mit 1,8 Mill. Export unterschritten, obwohl gerade in diesem Jahr die höchste Exportplanerfüllung seit Bestehen des Verlages erreicht wurde (siehe Nr. 857). Im Bereich der Polygraphie und der Rohstoffbereitstellung gab es bis 1970 keine nennenswerten Erweiterungen. Das setzte für den Verlag hinsichtlich Thematik und Qualität seiner Erzeugnisse strenge Maßstäbe. 1972 gliederten sich die 49 erschienenen Titel wie folgt auf: Kunst- und Bildbände 6, Kulturgeschichtliche Literatur 9, bibliophile Neudrucke 6, wissenschaftliche Literatur 3, Freizeitliteratur 5, Technische Grundlagen 20. Von diesen 49 Titeln waren 37 Titel Erstauflagen und 12 Neuauflagen, 37 Titel erschienen in Fremdsprachen, 3 mehrsprachig, 3 waren Übernahmen aus DDR-Verlagen (Nr. 860). Die berufspädagogische Reihe "Technische Grundlagen" erschien erstmalig im Jahr 1961. Sie wurde vom Verlag und mit dem Ziel herausgegeben, technische Literatur in der jeweiligen Landessprache zur Qualifizierung der Werktätigen in den Entwicklungsländern zu veröffentlichen. Bis 1972 betrug die Gesamtauflage von 103 Ausgaben (39 Titel) 650 000 Exemplare (Nr. 827). 1973 wurde die Anzahl der Titel reduziert und als neue Serie "Technische Wörterbücher" kreiert. In diesem Jahr erschien auch erstmalig die Reihe "Kunstbücher für Kinder" (Nr. 908).
Die bedeutendsten literarischen und verlegerischen Leistungen von Edition aus den Jahren 1960 bis 1973 lagen in der großen Themenbreite der Fremdsprachenausgaben, die 1960 30% und um 1970 51-65% des Planes betrugen und in durchgängig sehr guter Qualität auf den Markt kamen (Nr. 859). International anerkannte Leistungen waren u. a. die Reihen "Weltstädte der Kunst", "Bild der Frau", "Technical Fundamental" und "Europa-Querschnitte". Die Nachdrucke großer, kostbarer Werke wurden höchsten herstellerischen und verlegerischen Ansprüchen gerecht, so der "Machsor Lipseae" oder das "Astronomicum Caesareum". Auch kartographische Werke von hoher Qualität waren im Reprint-Programm des Verlages; hier vor allem der "Atlas des Großen Kurfürsten" oder "Afrika auf Karten des 12. - 18. Jahrhunderts". In Esperanto gab Edition 1974 "Nackt unter Wölfen” ("Nuda Inter lupoj") von Bruno Apitz mit einer Auflagenhöhe von 10.000 Exemplaren heraus. In den Jahren 1961 - 1983 erhielt der Verlag für 60 Titel die Auszeichnung "Schönstes Buch der DDR" und wurde auch mit dem Gutenbergpreis geehrt (Nr. 894).
Namhafte Verlagsunternehmen des "kapitalistischen Auslandes", z.B. Dausien oder später Bertelsmann, konnten als Koproduzenten gewonnen werden. 1970 arbeitete Edition Leipzig mit 160 Partnern in ca. 39 Ländern ständig zusammen. 530 Titel wurden bis zu diesem Zeitpunkt herausgebracht, davon 320 in fremden Sprachen (Nr. 859). Namen von hervorragenden Buchgestaltern aus dieser Zeit, wie Kapr, Eckardt, Wolter, Schiller sind ebenso hervorzuheben wie die Partner in der Polygraphie, dem Buchexport, der ehemaligen Ratsdruckerei Dresden (später Völkerfreundschaft, Abteilung Lichtdruck), Offizin Andersen Nexö Leipzig, Röderdruck Leipzig, Fortschritt Erfurt, LKG und Andere. Die Leistungen der Verlagsmitarbeiter sind umso höher zu bewerten, wenn man um die Belastungen weiß, die sie z. B. durch katastrophale Raumverhältnisse in der Karlstraße erfuhren. Durch langwierige Um- und Ausbauten mussten sie teilweise in Ausweichräumen bei LKG oder in anderen Verlagsteilen arbeiten (Nr. 909).
Neben dem Akademie-Verlag galt Edition Leipzig als der größte Exportverlag der DDR. Bis 1984 erschienen mehr als 1000 Titel, darunter 500 fremdsprachig. 1988 waren im Verlag 70 Mitarbeiter beschäftigt. Diese hohe Zahl war nach der friedlichen Revolution 1989/90 nicht mehr zu halten. Es begann eine schwierige Phase des Übergangs in die Privatwirtschaft. 1992 übernahm der Unternehmer Silvius Dornier den Verlag, nachdem er schon den Verlag E. A. Seemann und den Berliner Theaterverlag Henschel erworben hatte. Nach einer Phase der Zugehörigkeit zur Dornier Medienholding übernahmen im April 2003 die leitenden Mitarbeiter Dr. Jürgen A. Bach und Bernd Kolf die Rechte und Bestände der drei Verlage Edition Leipzig, E. A. Seemann und Henschel. Das Unternehmen arbeitet mit Stand April 2014 als Seemann Henschel GmbH & Co. KG, Gerichtsweg 28, 04103 Leipzig. [02]
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Das 20-jährige Bestehen von Edition im Jahre 1980 war Anlass, über die Sicherung der historisch wertvollen Dokumente des Hauses und die Abgabe des Archivgutes an das Staatsarchiv Leipzig nachzudenken. Die nächsten Schritte wurden auf einer Besprechung zwischen Elmar Faber und Reiner Frenzel (Edition Leipzig) und Manfred Unger (Staatsarchiv Leipzig) im April 1980 vereinbart. Von 1983 bis 1985 gab es daraufhin mehrere Übernahmen, die in der Altregistratur der Lektorate in der Shakespearestraße begannen. Die archivische Bearbeitung dieser ersten Abgaben (lfd. Nr. 1 bis 1130) erfolgte zwischen November 1983 und März 1985 durch Evelyn Kretzschmar. Die Ordnung der Registraturen in den Lektoraten und Abteilungen wurde bei der Bearbeitung beibehalten. Die Aktenbildung war sowohl nach Schriftstückart als auch nach Betreffsakten vorgenommen worden. Die vorgefundenen Ordnungsschemata des Verlages wurden belassen, ebenso die kaufmännische Ablage innerhalb der Korrespondenzakten. Die Überlieferung umfasst Schriftstücke in originaler Form, vor allem Werkmanuskripte oder Autorenkorrespondenz, aber auch Vervielfältigungen, z.B. Leitungssitzungsprotokolle, Jahresberichte, Titelvorschlagsmaterialien und nicht zuletzt gedrucktes Schriftgut in Form der Bild- bzw. Textaushänger sowie Rezensionen.
Grundlage der Bestandsbearbeitung bildeten der Bearbeitungsplan für den Bestand Edition sowie ein Rahmenbearbeitungsplan für Verlagsbestände vom November 1983. Die Erschließung erfolgte nach den OVG (Ordnungs- und Verzeichnungsgrundsätzen der Staatlichen Archivverwaltung der DDR) von 1964, den OVG-D (Druckschriften) und den OVG des Goethe-Schiller-Archivs (OVG-GSA), letztere für die Titelakten.
Im Juli 1990 wandte sich das Staatsarchiv Leipzig an den damaligen Verlagsdirektor Dieter Nadolski mit Bitte um Übergabe des bis Ende 1989 entstandenen Archivguts. In den folgenden Jahren kam es zu weiteren Abgaben, die in einer in der Systematik des Findbuch gegliederten Findkartei erfasst wurden. Das Findbuch von 1985 und die Findkartei von 1996 wurden im Jahr 2013 durch Ingolf Notzke retrokonvertiert, d. h. in die Erschließungsdatenbank des Staatsarchivs Leipzig übertragen. Im Anschluss an die Retrokonversion wurden in geringem Umfang Aktentitel und Enthält-Vermerke präzisiert und Datierungen nachgetragen.
Überlieferungsschwerpunkte
Edition Leipzig hatte als Auflagenexporteur und Repräsentant wissenschaftlicher und kulturgeschichtlicher Leistungen im Buchwesen der DDR vor allem gegenüber dem westlichen Ausland einen besonderen Rang. Den Schwerpunkt der Überlieferung bilden die Titelakten der verschiedenen Lektorate. Sie beinhalten zu den überlieferten Titeln Manuskripte, Bild- und Textaushänger, vereinzelt auch Umbruchexemplare, sowie eine umfassende Korrespondenz. Neben der Autorenkorrespondenz ist Schriftwechsel mit den Koproduktionspartnern, dem Buch-Export oder auch mit den Partnern in der Polygraphie überliefert. Namhafte Wissenschaftler und Autoren als Gutachter und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens begegnen in der Korrespondenz, z. B. Friedrich Ebert, Helene Weigel, Walter Markov, Alfred Kurella, Avery Brundage oder Manfred Ewald. Daneben enthalten die Korrespondenzakten Autoren-, Lizenz- oder Übersetzerverträge, Anträge auf Druckgenehmigung bei der HV Verlage sowie Gutachten. In Kombination mit den Titelmappen des Rechnungswesens, die neben wesentlicher Korrespondenz Autoren-, Lizenz- und Übersetzerverträge enthalten, stellen die Titelakten einen umfassenden Nachweis der Produktion von Edition Leipzig dar. Die Palette reicht über die ersten Versuche am "Reiseführer DDR" über Lizenzproduktionen anderer DDR-Verlage bis zu den Serien im Bereich der technisch-wissenschaftlichen Literatur (z. B. zu den "Technischen Grundlagen") und der Kunstliteratur, wie "Weltstädte der Kunst", "Bild der Frau", "Deutsche Kunstdenkmäler" oder "Europa-Querschnitte". Neben Hobby-Literatur (Pflanzen, Tiere, Fische) ist die Olympische Sportliteratur erwähnenswert. "Olympia und seine Spiele" in spanischer Auflagenhöhe von 8.000 Exemplaren war bahnbrechend für die Zusammenarbeit mit mexikanischen Verlagen (Nr. 867). Ein repräsentatives Reprint-Programm widerspiegelt die Leistungen des Verlages, insbesondere des Lektorates III. Der "Atlas des Großen Kurfürsten" erschien nach sechsjährigen Vorarbeiten 1971 (Nr. 692ff.), das bis dato teuerste Buch, eine Faksimile-Ausgabe des "Astronomicum Caesareum", 1967 mit einer Gesamtauflage von 750 Exemplaren zu einem Preis von 1950 Mark in der Normalausgabe. Hier sind neben der Autorenkorrespondenz und Aushängern auch Einladungen zur Buchpremiere, Rezensionen sowie Berichte über die Absatzentwicklung des Buches überliefert. Vom 1964 erschienenen "Machsor Lipsiae" sind überformatige Aushänger, Autorenkorrespondenz und Farbabzüge von Planfilmen enthalten.
Die Leitungsdokumente geben einen informativen Querschnitt der Tätigkeit der Verlagsleitung, insbesondere des Verlagsleiters, und ermöglichen Aussagen zur Gründung, zum Werdegang und zur organisatorischen Entwicklung des Verlags. Überliefert sind Arbeitsordnungen, Betriebskollektivverträge und Rationalisierungskonzeptionen. Leitungssitzungsprotokolle informieren über Plankontrolle, Sicherung der Produktion, des technischen Ablaufes und des Absatzes und fixieren den Stand der Exportschwerpunkte. In den Jahresberichten des Verlagsleiters wird die Erfüllung der Themenpläne eingeschätzt, die ökonomischen Planteile und die kulturpolitische Aufgabenstellung analysiert und die Leitungstätigkeit ausgewertet. 1964 wurde im Verlag das Titelannahme-Verfahren aufgebaut (Nr. 899). In den Folgejahren ging man dazu über, die Autoren zur Verteidigung ihrer Vorhaben in der Titelannahme-Kommission zu gewinnen. Die Ergebnisprotokolle der Kommission sind aus den Jahren 1972 - 1976 vollständig überliefert. Bis 1972 finden sie sich in der allgemeinen Geschäftskorrespondenz Cheflektor bzw. Lektorate I und II.
Die Aktengruppe Planungsdokumente enthält Perspektiv-, Fein- und Themenplanungsunterlagen, vor allem mit Aussagen zur Export- und Absatzplanung. Aus u. a. den Jahren 1964 - 1976 sind Titelvorschlagsmaterialien vorhanden. Titelvorschläge beinhalten bibliographische Angaben zur Auflagenhöhe, Daten für die Manuskriptentwicklung, Begründung des Titels mit kurzer Inhaltsangabe, Preisvorstellungen u .a. m. Die Titelannahme-Kommission bestätigte den Titel unter der Voraussetzung, dass eine Vereinbarung mit einem ausländischen Partner vorlag (Nr. 891). Aus den Jahren vor 1964 sind Planungsunterlagen überwiegend in der Allgemeinen Geschäftskorrespondenz VL, ChL, Lektorate I und II sowie im innerbetrieblichen Schriftwechsel und in den Jahresabschlussdokumenten zu finden, wo sie z. T. im Enthält-Vermerk ausgewiesen wurden. Hier sind auch - neben den Jahresberichten des Verlagsleiters - Protokolle des Ministeriums für Kultur, HV Verlage, über die jährlichen Rechenschaftslegungen zur Planerfüllung von Edition überliefert.
Über Arbeits- und Lebensbedingungen, Qualifizierungs- und Wettbewerbsfragen geben die Dokumente der Abteilung Kader/Arbeit Auskunft. Es sind Kaderstatistiken, Analysen, Struktur- und Stellenpläne vorhanden. Der Qualifizierung seiner Mitarbeiter schenkte der Verlag stets große Beachtung, einschließlich der Lehrlings- und Praktikantenausbildung. Aus den Lektoraten ist neben den Titelakten eine umfangreiche Geschäftskorrespondenz vorhanden, mit ausländischen Verlagen, der UNESCO und DDR-Verlagen. Reise- und Messeberichte der Lektorate I und II sind ebenso überliefert wie Besprechungsprotokolle, Abschlussberichte mit Ausweisung der ökonomischen Ergebnisse, Verhandlungsberichte und Arbeitspläne. Hierbei nehmen die Dienstreiseberichte von Joachim Konrad, leitender Lektor L II, in die Länder Afrikas, nach Kuba und Mexiko eine gesonderte Stellung ein. Sie enthalten auch Konzeptionen und Auswertungen der sich verlegerisch auf diesen Märkten ergebenden Absatzmöglichkeiten (Nr. 831-838). Innerhalb der Überlieferung des Lektoratsschriftgutes sind die Unterlagen des Cheflektors von Bedeutung, mit eigener Korrespondenz, Konzeptionen und einer Titelkartei aus den Jahren 1971-1974.
Aus der Abteilung Herstellung fehlt eine geschlossene Überlieferung und auch aus dem Absatzbereich ist die Überlieferungsdichte lückenhaft. Es wird verwiesen auf die im Lektoratsschriftwechsel und in den Akten des Verlagsleiters und Cheflektors vorhandenen Absatzpläne, Analysen, Titellisten und Warenbewegungspläne.
Hinweise für die Benutzung
Bei der Verzeichnung des Bestands auf Karteikarten wurde teilweise die sogenannte Gruppenverzeichnung angewandt: Mehrere Akten wurden mit einem gleichlautenden Titel und Enthält-Vermerk sowie einer Gesamtdatierung (Laufzeit über die Akten hinweg) verzeichnet. Für eine Präzisierung der Angaben ist die Überprüfung an den Akten selbst notwendig; dies konnte im Rahmen des Retrokonversionsprojektes 2013 und kann aus Ressourcengründen auch bis auf weiteres nicht geleistet werden. Um einen online-Zugang zu den Verzeichnungsangaben zu ermöglichen, muss diese Ungenauigkeit bis auf weiteres in Kauf genommen werden.
Ein kleiner Teil des Archivguts stammt aus der Zeit nach dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland am 3. Oktober 1990. Der Bestand unterliegt daher verschiedenen Schutzfristen gemäß § 10 Sächsisches Archivgesetz, für einen Teil der Akten ist auch § 9 Sächsisches Archivgesetz zu beachten.
Verweise auf korrespondierende Bestände
Akten zur Edition Leipzig befinden sich u. a. in den Beständen 20256 Bezirksvertragsgericht Leipzig (Nr. 322, 2059, 2130, 2761) und 21043 Deutsche Investitionsbank, Bezirksdirektion Leipzig (Nr. 336, 526, 599, 22033 Industrie- und Handelskammer zu Leipzig (Nr. 564) und 21766 Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig (II) (Nr. 1081).
Thekla Kluttig
April 2014
[01] Edition Leipzig. Ansichten zu einer Verlagsgeschichte, hrsg. von Elmar Faber, Leipzig 1985.
[02] Ausführlich zu der Entwicklung ab 1990: Christoph Links: Das Schicksal der DDR-Verlage. Die Privatisierung und ihre Konsequenzen, Berlin, 2. Auflage 2010, S. 66-69.
Gebauer, Gertraude: Verlagsschriftgut im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig: Eine Bestandsanalyse. In: Leipziger Jahrbuch zur Buchgeschichte 4(1994) S. 311-320.
Gebauer, Gertraude: Stiefkind Verlagsarchive. In: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel (Leipzig) Nr. 29, 1980, S. 600.
Gebauer, Gertraude: Verlagsschriftgut im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig (Diskussionsbeitrag). In: Archiv-Geschichte-Region. Symposium zum 40jährigen Bestehen des Sächsischen Staatsarchivs Leipzig (1954-1994). Leipzig 1994. Kretzschmar, S.: VEB Edition-Ein Exportverlag im Spannungsfeld von Ideologie und Ökonomie. Magisterarbeit 2001; 162/2001
Faber, Elmar: Edition Leipzig - Ansichten zu einer Verlagsgeschichte. (L)
VEB Edition Leipzig: Zwanzig Jahre Edition Leipzig 1960 - 1980. (L)
Gebauer, Gertraude: Stiefkind Verlagsarchive. In: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel (Leipzig) Nr. 29, 1980, S. 600.
Gebauer, Gertraude: Verlagsschriftgut im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig (Diskussionsbeitrag). In: Archiv-Geschichte-Region. Symposium zum 40jährigen Bestehen des Sächsischen Staatsarchivs Leipzig (1954-1994). Leipzig 1994. Kretzschmar, S.: VEB Edition-Ein Exportverlag im Spannungsfeld von Ideologie und Ökonomie. Magisterarbeit 2001; 162/2001
Faber, Elmar: Edition Leipzig - Ansichten zu einer Verlagsgeschichte. (L)
VEB Edition Leipzig: Zwanzig Jahre Edition Leipzig 1960 - 1980. (L)
Verlagsleitung.- Jahresberichte.- Verträge.- Themenpläne.- Dienstberatungen.- Titelakten der Lektorate.- Messe- und Reiseberichte.- Export.- Werbung.- Verlagsgeschichtliche Sammlung.- Verträge des Verlag "Union".
Am 1. Januar 1960 wurde der Verlag Edition Leipzig als volkseigener Verlag gegründet. Er war dem Ministerium für Kultur, Hauptverwaltung Buch und Verlage, unterstellt. Das Verlagsprofil setzte sich aus Publikationen in deutscher und fremden Sprachen auf den Gebieten der Kunstliteratur und Kulturgeschichte, naturwissenschaftlichen Sachbüchern, Faksimileausgaben und Reprints zusammen. Vielfach wurden Verlagstitel mit der Auszeichnung "Schönstes Buch der DDR" geehrt. Die Edition Leipzig GmbH wurde 1992 von der Verlagsgruppe Dornier übernommen.
- 2014 | Findbuch / Datenbank
- 2015 | Abgabeverzeichnis für 5,37 lfm
- 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5