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Beständeübersicht

Bestand

21117 Sicherheitsdienst des Reichsführers SS, SD-Abschnitt Leipzig

Datierung1938 - 1944
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)0,22
Der Sicherheitsdienst (SD)

Bereits vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde 1931 auf Betreiben des Reichsführers SS Heinrich Himmler ein Nachrichtendienst innerhalb der Schutzstaffel (SS) eingeführt. Ab 1932 stand dieser, bezeichnet als Sicherheitsdienst des Reichsführers SS, unter der Leitung Reinhard Heydrichs. In seinen Aufgaben konkurrierte der SD mit der ebenfalls Himmler und Heydrich unterstellten Geheimen Staatspolizei (Gestapo).
1934 wurde der SD letztlich zum einzigen Nachrichtendienst der NSDAP. Gleichzeitig wurden die Arbeitsgebiete von SD und Gestapo begrenzt. Der SD war für die Ermittlung von Gegnern des NS-Regimes zuständig, die Gestapo für die Gegnerbekämpfung. Die enge Kooperation zwischen Gestapo und SD wurde begünstigt durch die Position Heydrichs, welcher beide Institutionen in Personalunion führte. [01] 1935 erfolgte die Unterteilung in den "Allgemeinen SD", der daraufhin mit Angehörigen der Sicherheitspolizei (Sipo) besetzt wurde, und dem wichtigeren "Nachrichten-SD", der die Überwachung der Bevölkerung durchführte. Mit Hilfe eines ausgedehnten Spitzel- und Informationsnetzes überwachte der SD die deutsche Bevölkerung. Zu diesem Zweck standen dem SD 52 Leit-Abschnitte mit 51 Haupt- und 519 Außenstellen zur Verfügung. 1944 arbeiteten dort 6.482 hauptamtliche SD-Angehörige und über 30.000 V(ertrauens)-Leute. [02] Diese informierten ihn über alle Bereiche des öffentlichen Lebens und lieferten Berichte über die Wirkungen der von der NS-Führung verfügten Maßnahmen und Gesetze. Zudem gab der SD Beurteilungen über die politische Zuverlässigkeit von Parteifunktionären und Offizieren ab, die Auswirkungen auf die Laufbahn zur Folge hatten. [03] In den sogenannten "Meldungen aus dem Reich", wie die innenpolitischen Lageberichte des Reichsführers SS genannt wurden, sammelte dieser zwischen Kriegsbeginn 1939 und Juli 1944 Stimmungsberichte aus der deutschen Bevölkerung, um sie einem kleinen Kreis hoher NS-Funktionäre und Beamter zugänglich zu machen.

Durch Zusammenlegung von Sicherheitspolizei und SD wurde am 1. Oktober 1939 das Reichssicherheitshauptamt (RSHA) gegründet. Dieses stand wiederum unter der Leitung Heydrichs. Damit wurde der SD vollends zu einer staatlichen Institution. [04]
Ab Januar 1943, nun unter der Leitung Ernst Kaltenbrunners, war das RSHA die zentrale Schaltstelle für die Überwachung, Terrorisierung und Ermordung von Millionen Menschen im In- und Ausland. Vor allem ab Sommer 1941 im Krieg gegen die Sowjetunion ermordeten vom RSHA zusammengestellte Einsatzgruppen hunderttausende Menschen, zumeist Juden. Rekrutiert wurden für die Einsatzgruppen Männer aus dem SD und der Sipo sowie aus der Waffen-SS. Im nationalsozialistischen Sinn waren die Einsatzgruppen eine Eliteorganisation mit weltanschaulichem Vollstreckungsauftrag.

Bestandsgeschichte und -inhalt

Der überlieferte Bestand stellt zum einen lediglich ein Fragment der Registratur, welche beim SD-Abschnitt Leipzig entstand, dar. Zum anderen gibt er Einsicht in die aktive Arbeit eines einzelnen V-Mannes des Sicherheitsdienstes. Der Großteil des Bestandes wurde 1987 vom Bundesarchiv Koblenz an die Staatliche Archivverwaltung der DDR abgegeben und von dort an das Staatsarchiv Leipzig weitergeleitet (Nr. 1-5). Die Überlieferung, welche die Berichte eines V-Mannes aus Naunhof an die Leitung der SD-Außenstelle Grimma enthält, wurde 2005 bei Dacharbeiten an der Forstwarte in Naunhof gefunden und an das Staatsarchiv abgegeben (Nr. 6). Mit der Ordnung und Verzeichnung erschließt sich eine kleine Quellengruppe, die – aus Sicht der SS – Angaben zur Stimmungslage in der Stadt Leipzig und ganz Nordwestsachsens im Zweiten Weltkrieg enthält.
Im Kern umfassen die Dokumente jene Fernschreiben, die sowohl von Leipzig an das RSHA gesandt wurden als auch dem Oberabschnitt des SD in Dresden und der Gestapostelle Leipzig zur Kenntnis gelangten. In den Dokumenten aus Naunhof befinden sich hauptsächlich Berichte über die Stimmung in der Bevölkerung sowie Mitteilungen über die politische Haltung einzelner Personen.

Franziska Grüner

Leipzig 2011

Literaturverzeichnis

Boberach, Heinz (Hrsg.): Meldungen aus dem Reich 1938–1945 : Die geheimen Lageberichte des Sicherheitsdienstes der SS. 17 Bände. Herrsching : Pawlak Verl. 1984.

Rürup, Reinhard (Hrsg.): Topographie des Terrors : Gestapo, SS und Reichssicherheitshauptamt auf dem "Prinz-Albrecht-Gelände" : Eine Dokumentation. Berlin : Arenhövel, 2005.

Schreiber, Carsten: Elite im Verborgenen : Ideologie und regionale Herrschaftspraxis des Sicherheitsdienstes der SS und seines Netzwerks am Beispiel Sachsens. München : Oldenbourg, 2008.

Wildt, Michael (Hrsg.): Nachrichtendienst, politische Elite und Mordeinheit : Der Sicherheitsdienst des Reichsführers SS. Hamburg : Hamburger Ed., 2003.


[01] http://www.dhm.de/lemo/html/nazi/innenpolitik/sd/index.html, 17.02.2011.
[02] Pirntke, Gunter: Das wahre Gesicht des Wilhelm Franz Canaris – undurchsichtiger Abwehrchef von Hitler. Großrosseln : Digitalverl. 2006. S. 33.
[03] Wagner, Herbert: Die Gestapo war nicht allein… : Politische Sozialkontrolle und Staatsterror im deutsch-niederländischen Grenzgebiet. Münster : LIT. 2004, S. 249.
[04] Rürup, Reinhard (Hrsg.): Topographie des Terrors : Gestapo, SS und Reichssicherheitshauptamt auf dem "Prinz-Albrecht-Gelände" : Eine Dokumentation. Berlin : Arenhövel. 2005, S. 70.
Inlandslageberichte an das Reichssicherheitshauptamt und an den SD-Abschnitt Leipzig.- Meldungen eines Vertrauensmannes an die SD-Außenstelle Grimma.
Der Sicherheitsdienst (SD) des Reichsführers SS war seit 1934 der einzige Nachrichtendienst der NSDAP. Er war verantwortlich für die Überwachung der Bevölkerung, wofür ihm neben hauptamtlichen Mitarbeitern auch sogenannte Vertrauensleute zur Verfügung standen. 1939 wurde durch Zusammenlegung des SD mit der Sicherheitspolizei das Reichssicherheitshauptamt gegründet und der SD wurde somit zu einer staatlichen Institution. Neben der Waffen-SS und der Sicherheitspolizei war der SD auch verantwortlich für die Ermordung hunderttausender Menschen, vor allem ab 1941 im Krieg gegen die Sowjetunion.
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