Beständeübersicht
Bestand
21122 SED-Bezirksvorstand Westsachsen
Datierung | 1946 - 1947 |
---|---|
Benutzung im | Staatsarchiv Leipzig |
Umfang (nur lfm) | 0,40 |
Geschichte des SED-Bezirksvorstands Westsachsen
Im Verlauf des Jahres 1946 erhöhte die sowjetische Besatzungsmacht den Druck auf die SPD, sich mit den Kommunisten zu einer "Einheitspartei" zusammenzuschließen. Ergebnis war die Gründung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands am 21. und 22. April 1946 im Berliner-Admiralpalast. Otto Grotewohl [01] , der Sprecher der Ost-SPD, reichte dabei Wilhelm Pieck [02] , dem Führer der KPD, feierlich die Hand. Dieser Händedruck sollte als Parteisymbol der SED in die Geschichte eingehen. Bis heute wird kontrovers diskutiert, ob die Vereinigung beider Parteien unter Zwang erfolgte. [03] Unstrittig ist dagegen, dass im Laufe der folgenden Jahre die sozialdemokratischen Kräfte ausgeschaltet wurden. Das konnte für die Betroffenen Inhaftierung bedeuten, aber auch Verschleppung in die Sowjetunion, viele Sozialdemokraten bezahlten für ihre politische Überzeugung mit ihrem Leben. [04]
Als im April 1945 amerikanische Truppen in Leipzig einmarschierten, blieb die Tätigkeit politischer Parteien zunächst verboten. Es gelang jedoch der Leipziger SPD, bei der Besetzung wichtiger Stellen in der Stadtverwaltung berücksichtigt zu werden; im Mai 1945 hatte sich ein informeller Arbeitausschuss der SPD konstituiert. Mit dem Wechsel der Besatzungsmacht am 2. Juli 1945 wurde der SMAD-Befehl Nr. 2 vom 10. Juni 1945 über die Gründung antifaschistisch-demokratischer Parteien und Gewerkschaften wirksam. Im Gegensatz zur KPD, die von der sowjetischen Besatzungsmacht bereits Anfang Juli 1945 erlaubt wurde, erhielt die SPD erst im August 1945 ihre Zulassung. Dies traf die SPD insgesamt. Leipzig war eine Wiege der Sozialdemokratie, hier erschien seit 1894 mit der Leipziger Volkszeitung eine der bedeutendsten sozialdemokratischen Zeitungen, wie die Buchstadt Leipzig überhaupt auch ein Zentrum des sozialdemokratischen Zeitungs- und Verlagswesens war. In Leipzig hatten August Bebel und Wilhelm Liebknecht gewirkt, in der Weimarer Republik war die Leipziger SPD nicht nur in der Arbeiterschaft fest verankert, sondern auch in weiten Teilen der Leipziger Mittelschicht. In der Leipziger SPD gab es eine breite Bewegung, die den Konsens mit bürgerlichen Parteien gegen die NSDAP gesucht hatte. [05]
Auf dem ersten SPD-Bezirksparteitag am 26. August 1945 wurde der SPD-Bezirksvorstand unter Stanislaw Trabalski bestätigt. Seit 1912 war er Mitglied der SPD und Führer der Leipziger Sozialdemokraten in der Illegalität der NS-Zeit. Schnell zeigten sich gerade in Reihen der Leipziger SPD Vorbehalte gegenüber einer Vereinigung von KPD und SPD, die andererseits aber von Otto Buchwitz, Vorsitzender des SPD-Landesvorstandes, befürwortet wurde. Buchwitz bezeichnete sich selbst als "Apostel der Einheit". Trabalski vertrat dagegen die Position, nur ein die Zonen übergreifender Parteitag könne über eine Fusion entscheiden. Als aber Kurt Schumacher am 8. Februar 1946 vor dem Hintergrund der Entwicklung in der SBZ keine Möglichkeit sah, einen gesamtdeutschen Parteitag einzuberufen, schwächte er damit auch Trabalskis Strategie. Dieser brachte nun eine Mitgliederbefragung in die Diskussion und verwies auf die demokratische Tradition der Partei. Um die Vereinigung zu verhindern, erwog Trabalski sogar deren Selbstauflösung. Der Druck der KPD und der sowjetischen Besatzungsmacht wurde immer stärker, am 12. Februar 1946 hatte Ernst Lohagen, Vorsitzender der KPD-Kreisleitung, der Leipziger SPD "die Schaffung der sozialistischen Einheitspartei in allerkürzester Frist" angekündigt. Am 31. März 1946 wurde der SED-Bezirksvorstand Westsachsen auf einer gemeinsamen Delegiertenkonferenz des SPD-Bezirks Leipzig und des KPD-Unterbezirks Leipzig gegründet. Der SED-Bezirksvorstand Westsachsen fungierte als Bindeglied zwischen den SED-Kreisverbänden und dem SED-Landesvorstand Sachsen. An der Spitze stand der aus der KPD kommende Ernst Lohagen (KPD) und Stanislaw Trabalski (SPD). [06]
Neben Leipzig umfasste der Bezirksvorstand Westsachsen die Parteikreise Borna, Döbeln, Grimma, Oschatz und Rochlitz. Neben den Abteilungen wie Kultur und Erziehung, Wirtschaft, Landwirtschaft und Ernährung, Arbeit und Sozialpolitik, Handel und Versorgung, Verwaltung und Kommunalpolitik bestanden Abteilungen für Organisation, Personalpolitik, Finanzen, Geschäftsführung, Werbung und Schulung.
Vor dem Hintergrund des Ausgangs der Kommunal- und Landtagswahlen im September und Oktober 1946 verfügte das Zentralsekretariat im Spätherbst 1946 die Auflösung des SED-Bezirksvorstands Westsachsen. Diese Entscheidung wurde von den Mitgliedern des SED-Bezirksvorstands sehr unterschiedlich aufgenommen. Während Befürworter die Auflösung der Bezirksstrukturen als überfällig anmahnten, vertraten Kritiker wie Trabalski die Meinung, dass mit der Zerstörung organisch gewachsener Strukturen auch weitere wichtige Teile sozialdemokratischer Traditionen und Organisationsstrukturen endgültig verloren gingen und sich das Gewicht der Sozialdemokraten in der SED unwiderruflich auf ein Minimum reduzieren werde. Zudem schrieb er den Beschluss des ZK der SED namentlich dem Vorsitzenden Walter Ulbricht zu, der den Widerstand der Leipziger Sozialdemokratie im Zuge einer verstärkten Zentralisierung der SED-Parteistrukturen endlich ausschalten wollte. Offiziell wurde der Beschluss mit der im ZK der SED verabschiedeten Richtlinie zum organisatorischen Aufbau der SED vom 24. Dezember 1946 gerechtfertigt. Tatsächlich standen die Bezirksverbände einem zentralistischen Parteiaufbau im Wege. Zudem beklagte der SED-Landesvorstand Sachsen die Zwischenschaltung der Bezirksvorstände als hinderlich für die Parteiarbeit und betrieb so deren Zerschlagung. [07] Nachdem fast alle Kreisdelegiertenkonferenzen im Bezirk Leipzig am 14. und 15. Dezember 1946 für die Auflösung der Bezirksstrukturen entschieden hatten, erfolgte diese auf Beschluss der Bezirksdelegiertenkonferenz am 19. Januar 1947. Diese Entscheidung wurde maßgeblich von dem Hinweis auf die Verbindlichkeit des Beschlusses des Landesvorstands Sachsen und die Aussicht auf die Stärkung des Einflusses der Kreisverbände beeinflusst. [08]
Trabalski wurde einige Wochen später ins Landessekretariat nach Dresden berufen und mit der Leitung der Parteibetriebe beauftragt. Die Flucht von Erich W. Gniffke, der diese Funktion im Zentralsekretariat ausgeübt hatte, diente als Vorwand für Trabalskis Verhaftung. Anfang 1950 stellte sich seine Schuldlosigkeit heraus, Ende 1950 wurde er im Zuge des Kampfes gegen den Sozialdemokratismus erneut verhaftet, 1956 amnestiert und arbeitete dann am Bibliographischen Institut in Leipzig. Bis 1966 wurde er wiederholt vom MfS inhaftiert. [09]
Lohagen führte bis 1952 die sächsische SED als 1. Sekretär und gehörte seit 1960 dem ZK der SED an. Der Stalinist Lohagen fiel 1952 dem System von "Kritik und Selbstkritik" zum Opfer, mit dem Ulbricht seine innerparteiliche Position stärkte und ein Ventil schuf, die massive Unzufriedenheit auch in Reihen der SED zu kanalisieren. Sie erklärte sich vor allem aus den miserablen Lebensverhältnissen infolge einer einseitigen Konzentration auf die Schwerindustrie. [10]
Bestandsgeschichte und Bestandsbearbeitung
Der Bestand wurde vom SED-Bezirksparteiarchiv übernommen. Ein genauer Zeitpunkt ist anhand eines Übernahmeprotokolls nicht nachvollziehbar. Es erfolgte 1974 eine weitere Übernahme von Materialien aus der Bibliothek des Georgi-Dimitroff-Museums Leipzig, die dem Bestand offensichtlich nachträglich beigefügt wurden.
Das Staatsarchiv Leipzig hat den Bestand SED-Bezirksvorstand Westsachsen vom SED-Bezirksparteiarchiv Leipzig in der ersten Hälfte der 90er Jahre übernommen. Die rechtliche Grundlage für diese Übernahme bildet der Vertrag zur Regelung über den Verbleib der Archivbestände und Sammlungen der ehemaligen Bezirksparteiarchive der SED-Bezirksleitungen Dresden, Leipzig und Karl-Marx-Stadt vom 17. Dezember 1992 zwischen dem PDS-Landesvorstand Sachsen und dem Freistaat Sachsen.
Die im SED-Bezirksparteiarchiv Leipzig erstellte Findkartei wurde im Staatsarchiv Leipzig mit AUGIAS-Archivsoftware erfasst. Der Verzeichnungsstil war sehr flach, im Jahr 2008 erfolgte auf dieser Basis eine erweiterte Erschließung. Die Archivaliensignaturen wurden beibehalten, eine neue Titelbildung und das Erstellen von Enthält- und Darin-Vermerken waren erforderlich. Die Laufzeit des Bestandes musste auf den Zeitraum April 1946 bis Oktober 1962 korrigiert werden. Der in der Datenbank enthaltene Index wurde im Hinblick auf die Möglichkeit der Volltextrecherche nicht weitergeführt.
Rückschlüsse auf die Existenz eines Akten- oder Registraturplans können nicht gezogen werden. Von den insgesamt 17 AE waren bereits 16 AE unter einer dreigliedrigen Klassifikation im Archivprogramm AUGIAS-Archiv erfasst. Für die innere Ordnung des Bestandes wurde ein neues, dreigliedriges Ordnungsschema gewählt, das die Unterlagen nach formalen Gesichtspunkten zusammenfasst. Der Bestand wurde nach folgenden Klassifikationspunkten neu geordnet: 1. Sitzungen und Konferenzen des Bezirksvorstands und Sekretariats, 2. Protokolle, Rundschreiben und Informationsberichte der Abteilungen, 3. Materialsammlung zum Volksentscheid. Innerhalb der Klassifikationsgruppen wurden die AE nach Registratursignatur und chronologischer Abfolge geordnet.
Das SED-Bezirksparteiarchiv Leipzig hat zu dem Bestand 1988 eine Sicherungsverfilmung veranlasst. Diese Filme erhielten vom Bezirksparteiarchiv die Signaturen BPA 8/2801–2803. Als der Bestand vom Staatsarchiv Leipzig übernommen wurde, erfolgte die Vergabe neuer Filmsignaturen (18857–18859). Die Überprüfung der Sicherungsfilme hat eine unvollständige Verfilmung der Unterlagen erkennen lassen. Für die Archivalieneinheiten 16 und 17 fehlt eine Sicherungsverfilmung. Die Filmsignaturen sind im Findbuchausdruck angegeben und somit direkt für die Benutzerrecherche zugänglich.
Überlieferungsschwerpunkte
Der Bestand bietet vor allem zu den gesellschaftlichen Umgestaltungen eine breite Quellengrundlage, im Mittelpunkt steht der Volksentscheid vom 30. Juni 1946 und die Gemeinde-, Kreis- und Landtagswahlen im Herbst 1946. Darüber hinaus finden sich Informationen zum Aufbau staatlicher und wirtschaftlicher Strukturen, zum Aufbau von Organisationseinheiten der SED und der Zusammenarbeit mit den Blockparteien und Gewerkschaften. Außerdem befinden sich in den Unterlagen zahlreiche Berichte und Stellungnahmen von Vertretern der Kreise, die umfangreiche Informationen zu Problemen des Nachkriegsalltags wie Ernährungs- und Versorgungslage, Wohnsituation, Zustand von Transportwegen und Aufnahme von Kriegsflüchtlingen enthalten.
Die Sachsen waren beim Volksentscheid am 30. Juni 1946 aufgerufen, über das "Gesetz über die Übergabe von Betrieben von Kriegs- und Naziverbrechern in das Eigentum des Volkes" abzustimmen. Die Funktion des nur in Sachsen durchgeführten Volksentscheids bestand aber weniger in der nachträglichen Legalisierung der eingeleiteten Enteignungspolitik. Die Initiatoren dieser "Volksentscheid-Kampagne" nutzten vielmehr diese Veranstaltung, um die Effektivität der neu gegründeten SED-Organisation zu überprüfen. Gleichzeitig diente diese politisch wirksame Massenkampagne als Stimmungstest in der Bevölkerung für die bevorstehenden Wahlen im Herbst 1946. [11]
Auf Befehl der SMAD wurden in Sachsen am 1. September 1946 Gemeindewahlen und am 20. Oktober 1946 Wahlen zu Kreis- und Landtagsparlamenten durchgeführt. Diese Herbst-Wahlen 1946 fanden in allen Ländern der sowjetischen Besatzungszone statt und können als die letzten weitestgehend freien Wahlen auf dem Gebiet der späteren DDR bis 1990 bezeichnet werden. Die Wahlen in Sachsen brachten der SED aber keine absolute Mehrheit. In der Folge änderten die SED und die Sowjetische Besatzungsmacht das Wahlrecht mittels Einheitslisten. [12]
Die Überlieferung des SED-Bezirksvorstands Westsachsen ist mit 16 Archivalieneinheiten als sehr lückenhaft zu bezeichnen. Korrespondenzen fehlen völlig. Die Anreicherung der Akten mit Unterlagen anderer Provenienzen und das Einlegen von zahlreichen Kopien berechtigen zur Annahme, dass die Formierung der Akten weit nach dem Entstehungszeitpunkt der Unterlagen erfolgt ist. Die Aneinanderreihung von Protokollen und Berichten sowie die Unterbrechung der Foliierung lassen ebenso den Rückschluss zu, dass eine innere Ordnung der Unterlagen erst Jahrzehnte nach ihrer Entstehung erfolgte.
Hinweise für die Benutzung
Für die Benutzung des Bestands im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig gelten die Bestimmungen des Sächsischen Archivgesetzes für den Freistaat Sachsen in seiner jeweils gültigen Fassung.
Der Bestand SED-Bezirksvorstand Westsachsen unterliegt nicht der allgemeinen Schutzfrist gemäß § 10 Abs. 1 SächsArchivG, davon unabhängig gelten die in § 10 Abs. 3 SächsArchivG festgesetzten Schutzfristen für personenbezogenes Schriftgut.
Im Bestand SED-Bezirksvorstand Westsachsen sind personenbezogenen Daten enthalten.
Verweise auf korrespondierende Bestände
- Staatsarchiv Leipzig
21119 KPD-Kreisleitungen Westsachsen
21120 SPD-Bezirksvorstand Leipzig
21121 Aktionsgemeinschaft der KPD und SPD-Westsachsen
21123 SED-Bezirksleitung Leipzig
21126 SED-Kreisleitung Borna
21128 SED-Kreisleitung Döbeln
21131 SED-Kreisleitung Grimma
21145 SED-Stadtleitung Leipzig
21133 SED-Kreisleitung Leipziger- Land
21679 Trabalski, Stanislaw, Leipzig - Hauptstaatsarchiv Dresden
11856 SED-Landesleitung
- Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung
Nachlass Stanislaw Trabalski
Romy Hildebrandt
Leipzig 2008
Literaturverzeichnis
Amos, Heike: Politik und Organisation der SED-Zentrale 1949 bis 1963. Strukturen und Arbeitsweise von Politbüro, Sekretariat, Zentralkomitee und ZK-Apparat, Münster 2003, S. 145 ff.
Bouvier, Beatrix/ Schulz, Horst: "…die SPD hat aber aufgehört zu existieren. Sozialdemokraten unter sowjetischer Besatzung, Bonn 1991.
Broszat, Martin/Weber, Hermann (Hrsg.): SBZ Handbuch. Staatliche Verwaltungen, Parteien, gesellschaftliche Organisationen und ihre Führungskräfte in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands 1945 – 1949, München 1990.
Malycha, Andreas: Auf dem Weg zur SED. Die Sozialdemokratie und die Bildung der Einheitspartei in den Ländern der SBZ, Bonn 1996.
Rudolff, Michael/Adam, Thomas: Leipzig- Wiege der deutschen Sozialdemokratie, Berlin 1996.
Rudolff, Michael/Schmeitzner, Mike (Hrsg.): "Solche Schädlinge gibt es auch in Leipzig". Sozialdemokraten und die SED, Frankfurt/am Main 1997.
Schroeder, Klaus: Der SED – Staat. Geschichte und Strukturen der DDR, München 1998.
Tubbesing, Jürgen: Nationalkomitee "Freies Deutschland" – Antifaschistischer Block- Einheitspartei. Aspekte der Geschichte der antifaschistischen Bewegung in Leipzig, Beucha 1996.
Vogel, Jesko, Der sozialdemokratische Parteibezirk Leipzig in der Weimarer Republik: Sachsens demokratische Tradition, 2 Bde., Hamburg 2006.
Weber, Hermann/ Mählert, Ulrich: Terror. Stalinistische Parteisäuberungen 1936 – 1954, Paderborn 1998.Romy Hildebrandt
März 2008
Abkürzungsverzeichnis
AE Archivalieneinheit
BL Bezirksleitung
BPA Bezirksparteiarchiv
DDR Deutsche Demokratische Republik
FDGB Freier Deutscher Gewerkschaftsbund
KL Kreisleitung
KPD Kommunistische Partei Deutschlands
MfS Ministerium für Staatssicherheit der DDR
NSDAP Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei
PDS Partei des Demokratischen Sozialismus
SBZ Sowjetische Besatzungszone
SED Sozialistische Einheitspartei Deutschlands
SMAD Sowjetische Militäradministration in
Deutschland
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands
USPD Unabhängige Sozialdemokratische Partei
Deutschlands (1917- 1922)
ZK ZentralkomiteeII
[01] Otto Grotewohl (* 11.03.1894 in Braunschweig, † 21.09.1964 in Berlin), Buchdrucker, 1912 Mitglied der SPD, 1918 – 1921 Mitglied der USPD, 1925 Mitglied des Deutschen Reichstags, ab 1946 Mitglied der SED, 1949 – 1964 DDR-Ministerpräsident. Der Nachlass befindet sich im Bundesarchiv/SAPMO Berlin.
[02] Wilhelm Pieck (* 03.01.1876 in Guben, † 07.09.1960 in Berlin), Tischler, 1895 Mitglied der SPD, 1918 Gründungsmitglied der KPD, 1921 Mitglied im Preußischen Landtag, 1928 Mitglied im Deutschen Reichstag, 1946 Vorsitz der SED gemeinsam mit Otto Grotewohl, 1949 – 1960 1. und einziger DDR- Präsident. Der Nachlass befindet sich im Bundesarchiv/SAPMO Berlin.
[03] Beatrix W. Bouvier und Horst-Peter Schulz, "…die SPD aber aufgehört hat zu existieren. Sozialdemokraten unter sowjetischer Besatzung, Bonn 1991.
[04] Herrmann Weber und Ulrich Mählert (Hrsg.), Terror. Stalinistische Parteisäuberungen 1936 – 1954, Paderborn 1998.
[05] Vgl. Jesko Vogel, Der sozialdemokratische Parteibezirk Leipzig in der Weimarer Republik: Sachsens demokratische Tradition, 2 Bde., Hamburg 2006.
[06] Michael Rudloff, Stanislaw Trabalski (1896 – 1985), Eine Biographie zwischen den politischen Systemen, in: Ders. und Mike Schmeitzner (Hrsg.), "Solche Schädlinge gibt es auch in Leipzig". Sozialdemokraten und die SED; Frankfurt/Main 1997, S. 13 ff.
[07] Rudloff (wie Anm. 5), S. 48ff.
[08] Ebd.
[09] Ebd., S. 55 ff.
[10] Heike Amos, Politik und Organisation der SED-Zentrale 1949 – 1963. Strukturen und Arbeitsweise von Politbüro, Sekretariat, Zentralkomitee und ZK-Apparat, Münster 2003, S. 145 ff.
[11] Martin Broszat und Hermann Weber (Hrsg.), SBZ Handbuch. Staatliche Verwaltungen, Parteien, gesellschaftliche Organisationen und ihre Führungskräfte in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands 1945 – 1949, München 1990, S. 381ff.
[12] Ebd., S. 383 ff.
Im Verlauf des Jahres 1946 erhöhte die sowjetische Besatzungsmacht den Druck auf die SPD, sich mit den Kommunisten zu einer "Einheitspartei" zusammenzuschließen. Ergebnis war die Gründung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands am 21. und 22. April 1946 im Berliner-Admiralpalast. Otto Grotewohl [01] , der Sprecher der Ost-SPD, reichte dabei Wilhelm Pieck [02] , dem Führer der KPD, feierlich die Hand. Dieser Händedruck sollte als Parteisymbol der SED in die Geschichte eingehen. Bis heute wird kontrovers diskutiert, ob die Vereinigung beider Parteien unter Zwang erfolgte. [03] Unstrittig ist dagegen, dass im Laufe der folgenden Jahre die sozialdemokratischen Kräfte ausgeschaltet wurden. Das konnte für die Betroffenen Inhaftierung bedeuten, aber auch Verschleppung in die Sowjetunion, viele Sozialdemokraten bezahlten für ihre politische Überzeugung mit ihrem Leben. [04]
Als im April 1945 amerikanische Truppen in Leipzig einmarschierten, blieb die Tätigkeit politischer Parteien zunächst verboten. Es gelang jedoch der Leipziger SPD, bei der Besetzung wichtiger Stellen in der Stadtverwaltung berücksichtigt zu werden; im Mai 1945 hatte sich ein informeller Arbeitausschuss der SPD konstituiert. Mit dem Wechsel der Besatzungsmacht am 2. Juli 1945 wurde der SMAD-Befehl Nr. 2 vom 10. Juni 1945 über die Gründung antifaschistisch-demokratischer Parteien und Gewerkschaften wirksam. Im Gegensatz zur KPD, die von der sowjetischen Besatzungsmacht bereits Anfang Juli 1945 erlaubt wurde, erhielt die SPD erst im August 1945 ihre Zulassung. Dies traf die SPD insgesamt. Leipzig war eine Wiege der Sozialdemokratie, hier erschien seit 1894 mit der Leipziger Volkszeitung eine der bedeutendsten sozialdemokratischen Zeitungen, wie die Buchstadt Leipzig überhaupt auch ein Zentrum des sozialdemokratischen Zeitungs- und Verlagswesens war. In Leipzig hatten August Bebel und Wilhelm Liebknecht gewirkt, in der Weimarer Republik war die Leipziger SPD nicht nur in der Arbeiterschaft fest verankert, sondern auch in weiten Teilen der Leipziger Mittelschicht. In der Leipziger SPD gab es eine breite Bewegung, die den Konsens mit bürgerlichen Parteien gegen die NSDAP gesucht hatte. [05]
Auf dem ersten SPD-Bezirksparteitag am 26. August 1945 wurde der SPD-Bezirksvorstand unter Stanislaw Trabalski bestätigt. Seit 1912 war er Mitglied der SPD und Führer der Leipziger Sozialdemokraten in der Illegalität der NS-Zeit. Schnell zeigten sich gerade in Reihen der Leipziger SPD Vorbehalte gegenüber einer Vereinigung von KPD und SPD, die andererseits aber von Otto Buchwitz, Vorsitzender des SPD-Landesvorstandes, befürwortet wurde. Buchwitz bezeichnete sich selbst als "Apostel der Einheit". Trabalski vertrat dagegen die Position, nur ein die Zonen übergreifender Parteitag könne über eine Fusion entscheiden. Als aber Kurt Schumacher am 8. Februar 1946 vor dem Hintergrund der Entwicklung in der SBZ keine Möglichkeit sah, einen gesamtdeutschen Parteitag einzuberufen, schwächte er damit auch Trabalskis Strategie. Dieser brachte nun eine Mitgliederbefragung in die Diskussion und verwies auf die demokratische Tradition der Partei. Um die Vereinigung zu verhindern, erwog Trabalski sogar deren Selbstauflösung. Der Druck der KPD und der sowjetischen Besatzungsmacht wurde immer stärker, am 12. Februar 1946 hatte Ernst Lohagen, Vorsitzender der KPD-Kreisleitung, der Leipziger SPD "die Schaffung der sozialistischen Einheitspartei in allerkürzester Frist" angekündigt. Am 31. März 1946 wurde der SED-Bezirksvorstand Westsachsen auf einer gemeinsamen Delegiertenkonferenz des SPD-Bezirks Leipzig und des KPD-Unterbezirks Leipzig gegründet. Der SED-Bezirksvorstand Westsachsen fungierte als Bindeglied zwischen den SED-Kreisverbänden und dem SED-Landesvorstand Sachsen. An der Spitze stand der aus der KPD kommende Ernst Lohagen (KPD) und Stanislaw Trabalski (SPD). [06]
Neben Leipzig umfasste der Bezirksvorstand Westsachsen die Parteikreise Borna, Döbeln, Grimma, Oschatz und Rochlitz. Neben den Abteilungen wie Kultur und Erziehung, Wirtschaft, Landwirtschaft und Ernährung, Arbeit und Sozialpolitik, Handel und Versorgung, Verwaltung und Kommunalpolitik bestanden Abteilungen für Organisation, Personalpolitik, Finanzen, Geschäftsführung, Werbung und Schulung.
Vor dem Hintergrund des Ausgangs der Kommunal- und Landtagswahlen im September und Oktober 1946 verfügte das Zentralsekretariat im Spätherbst 1946 die Auflösung des SED-Bezirksvorstands Westsachsen. Diese Entscheidung wurde von den Mitgliedern des SED-Bezirksvorstands sehr unterschiedlich aufgenommen. Während Befürworter die Auflösung der Bezirksstrukturen als überfällig anmahnten, vertraten Kritiker wie Trabalski die Meinung, dass mit der Zerstörung organisch gewachsener Strukturen auch weitere wichtige Teile sozialdemokratischer Traditionen und Organisationsstrukturen endgültig verloren gingen und sich das Gewicht der Sozialdemokraten in der SED unwiderruflich auf ein Minimum reduzieren werde. Zudem schrieb er den Beschluss des ZK der SED namentlich dem Vorsitzenden Walter Ulbricht zu, der den Widerstand der Leipziger Sozialdemokratie im Zuge einer verstärkten Zentralisierung der SED-Parteistrukturen endlich ausschalten wollte. Offiziell wurde der Beschluss mit der im ZK der SED verabschiedeten Richtlinie zum organisatorischen Aufbau der SED vom 24. Dezember 1946 gerechtfertigt. Tatsächlich standen die Bezirksverbände einem zentralistischen Parteiaufbau im Wege. Zudem beklagte der SED-Landesvorstand Sachsen die Zwischenschaltung der Bezirksvorstände als hinderlich für die Parteiarbeit und betrieb so deren Zerschlagung. [07] Nachdem fast alle Kreisdelegiertenkonferenzen im Bezirk Leipzig am 14. und 15. Dezember 1946 für die Auflösung der Bezirksstrukturen entschieden hatten, erfolgte diese auf Beschluss der Bezirksdelegiertenkonferenz am 19. Januar 1947. Diese Entscheidung wurde maßgeblich von dem Hinweis auf die Verbindlichkeit des Beschlusses des Landesvorstands Sachsen und die Aussicht auf die Stärkung des Einflusses der Kreisverbände beeinflusst. [08]
Trabalski wurde einige Wochen später ins Landessekretariat nach Dresden berufen und mit der Leitung der Parteibetriebe beauftragt. Die Flucht von Erich W. Gniffke, der diese Funktion im Zentralsekretariat ausgeübt hatte, diente als Vorwand für Trabalskis Verhaftung. Anfang 1950 stellte sich seine Schuldlosigkeit heraus, Ende 1950 wurde er im Zuge des Kampfes gegen den Sozialdemokratismus erneut verhaftet, 1956 amnestiert und arbeitete dann am Bibliographischen Institut in Leipzig. Bis 1966 wurde er wiederholt vom MfS inhaftiert. [09]
Lohagen führte bis 1952 die sächsische SED als 1. Sekretär und gehörte seit 1960 dem ZK der SED an. Der Stalinist Lohagen fiel 1952 dem System von "Kritik und Selbstkritik" zum Opfer, mit dem Ulbricht seine innerparteiliche Position stärkte und ein Ventil schuf, die massive Unzufriedenheit auch in Reihen der SED zu kanalisieren. Sie erklärte sich vor allem aus den miserablen Lebensverhältnissen infolge einer einseitigen Konzentration auf die Schwerindustrie. [10]
Bestandsgeschichte und Bestandsbearbeitung
Der Bestand wurde vom SED-Bezirksparteiarchiv übernommen. Ein genauer Zeitpunkt ist anhand eines Übernahmeprotokolls nicht nachvollziehbar. Es erfolgte 1974 eine weitere Übernahme von Materialien aus der Bibliothek des Georgi-Dimitroff-Museums Leipzig, die dem Bestand offensichtlich nachträglich beigefügt wurden.
Das Staatsarchiv Leipzig hat den Bestand SED-Bezirksvorstand Westsachsen vom SED-Bezirksparteiarchiv Leipzig in der ersten Hälfte der 90er Jahre übernommen. Die rechtliche Grundlage für diese Übernahme bildet der Vertrag zur Regelung über den Verbleib der Archivbestände und Sammlungen der ehemaligen Bezirksparteiarchive der SED-Bezirksleitungen Dresden, Leipzig und Karl-Marx-Stadt vom 17. Dezember 1992 zwischen dem PDS-Landesvorstand Sachsen und dem Freistaat Sachsen.
Die im SED-Bezirksparteiarchiv Leipzig erstellte Findkartei wurde im Staatsarchiv Leipzig mit AUGIAS-Archivsoftware erfasst. Der Verzeichnungsstil war sehr flach, im Jahr 2008 erfolgte auf dieser Basis eine erweiterte Erschließung. Die Archivaliensignaturen wurden beibehalten, eine neue Titelbildung und das Erstellen von Enthält- und Darin-Vermerken waren erforderlich. Die Laufzeit des Bestandes musste auf den Zeitraum April 1946 bis Oktober 1962 korrigiert werden. Der in der Datenbank enthaltene Index wurde im Hinblick auf die Möglichkeit der Volltextrecherche nicht weitergeführt.
Rückschlüsse auf die Existenz eines Akten- oder Registraturplans können nicht gezogen werden. Von den insgesamt 17 AE waren bereits 16 AE unter einer dreigliedrigen Klassifikation im Archivprogramm AUGIAS-Archiv erfasst. Für die innere Ordnung des Bestandes wurde ein neues, dreigliedriges Ordnungsschema gewählt, das die Unterlagen nach formalen Gesichtspunkten zusammenfasst. Der Bestand wurde nach folgenden Klassifikationspunkten neu geordnet: 1. Sitzungen und Konferenzen des Bezirksvorstands und Sekretariats, 2. Protokolle, Rundschreiben und Informationsberichte der Abteilungen, 3. Materialsammlung zum Volksentscheid. Innerhalb der Klassifikationsgruppen wurden die AE nach Registratursignatur und chronologischer Abfolge geordnet.
Das SED-Bezirksparteiarchiv Leipzig hat zu dem Bestand 1988 eine Sicherungsverfilmung veranlasst. Diese Filme erhielten vom Bezirksparteiarchiv die Signaturen BPA 8/2801–2803. Als der Bestand vom Staatsarchiv Leipzig übernommen wurde, erfolgte die Vergabe neuer Filmsignaturen (18857–18859). Die Überprüfung der Sicherungsfilme hat eine unvollständige Verfilmung der Unterlagen erkennen lassen. Für die Archivalieneinheiten 16 und 17 fehlt eine Sicherungsverfilmung. Die Filmsignaturen sind im Findbuchausdruck angegeben und somit direkt für die Benutzerrecherche zugänglich.
Überlieferungsschwerpunkte
Der Bestand bietet vor allem zu den gesellschaftlichen Umgestaltungen eine breite Quellengrundlage, im Mittelpunkt steht der Volksentscheid vom 30. Juni 1946 und die Gemeinde-, Kreis- und Landtagswahlen im Herbst 1946. Darüber hinaus finden sich Informationen zum Aufbau staatlicher und wirtschaftlicher Strukturen, zum Aufbau von Organisationseinheiten der SED und der Zusammenarbeit mit den Blockparteien und Gewerkschaften. Außerdem befinden sich in den Unterlagen zahlreiche Berichte und Stellungnahmen von Vertretern der Kreise, die umfangreiche Informationen zu Problemen des Nachkriegsalltags wie Ernährungs- und Versorgungslage, Wohnsituation, Zustand von Transportwegen und Aufnahme von Kriegsflüchtlingen enthalten.
Die Sachsen waren beim Volksentscheid am 30. Juni 1946 aufgerufen, über das "Gesetz über die Übergabe von Betrieben von Kriegs- und Naziverbrechern in das Eigentum des Volkes" abzustimmen. Die Funktion des nur in Sachsen durchgeführten Volksentscheids bestand aber weniger in der nachträglichen Legalisierung der eingeleiteten Enteignungspolitik. Die Initiatoren dieser "Volksentscheid-Kampagne" nutzten vielmehr diese Veranstaltung, um die Effektivität der neu gegründeten SED-Organisation zu überprüfen. Gleichzeitig diente diese politisch wirksame Massenkampagne als Stimmungstest in der Bevölkerung für die bevorstehenden Wahlen im Herbst 1946. [11]
Auf Befehl der SMAD wurden in Sachsen am 1. September 1946 Gemeindewahlen und am 20. Oktober 1946 Wahlen zu Kreis- und Landtagsparlamenten durchgeführt. Diese Herbst-Wahlen 1946 fanden in allen Ländern der sowjetischen Besatzungszone statt und können als die letzten weitestgehend freien Wahlen auf dem Gebiet der späteren DDR bis 1990 bezeichnet werden. Die Wahlen in Sachsen brachten der SED aber keine absolute Mehrheit. In der Folge änderten die SED und die Sowjetische Besatzungsmacht das Wahlrecht mittels Einheitslisten. [12]
Die Überlieferung des SED-Bezirksvorstands Westsachsen ist mit 16 Archivalieneinheiten als sehr lückenhaft zu bezeichnen. Korrespondenzen fehlen völlig. Die Anreicherung der Akten mit Unterlagen anderer Provenienzen und das Einlegen von zahlreichen Kopien berechtigen zur Annahme, dass die Formierung der Akten weit nach dem Entstehungszeitpunkt der Unterlagen erfolgt ist. Die Aneinanderreihung von Protokollen und Berichten sowie die Unterbrechung der Foliierung lassen ebenso den Rückschluss zu, dass eine innere Ordnung der Unterlagen erst Jahrzehnte nach ihrer Entstehung erfolgte.
Hinweise für die Benutzung
Für die Benutzung des Bestands im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig gelten die Bestimmungen des Sächsischen Archivgesetzes für den Freistaat Sachsen in seiner jeweils gültigen Fassung.
Der Bestand SED-Bezirksvorstand Westsachsen unterliegt nicht der allgemeinen Schutzfrist gemäß § 10 Abs. 1 SächsArchivG, davon unabhängig gelten die in § 10 Abs. 3 SächsArchivG festgesetzten Schutzfristen für personenbezogenes Schriftgut.
Im Bestand SED-Bezirksvorstand Westsachsen sind personenbezogenen Daten enthalten.
Verweise auf korrespondierende Bestände
- Staatsarchiv Leipzig
21119 KPD-Kreisleitungen Westsachsen
21120 SPD-Bezirksvorstand Leipzig
21121 Aktionsgemeinschaft der KPD und SPD-Westsachsen
21123 SED-Bezirksleitung Leipzig
21126 SED-Kreisleitung Borna
21128 SED-Kreisleitung Döbeln
21131 SED-Kreisleitung Grimma
21145 SED-Stadtleitung Leipzig
21133 SED-Kreisleitung Leipziger- Land
21679 Trabalski, Stanislaw, Leipzig - Hauptstaatsarchiv Dresden
11856 SED-Landesleitung
- Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung
Nachlass Stanislaw Trabalski
Romy Hildebrandt
Leipzig 2008
Literaturverzeichnis
Amos, Heike: Politik und Organisation der SED-Zentrale 1949 bis 1963. Strukturen und Arbeitsweise von Politbüro, Sekretariat, Zentralkomitee und ZK-Apparat, Münster 2003, S. 145 ff.
Bouvier, Beatrix/ Schulz, Horst: "…die SPD hat aber aufgehört zu existieren. Sozialdemokraten unter sowjetischer Besatzung, Bonn 1991.
Broszat, Martin/Weber, Hermann (Hrsg.): SBZ Handbuch. Staatliche Verwaltungen, Parteien, gesellschaftliche Organisationen und ihre Führungskräfte in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands 1945 – 1949, München 1990.
Malycha, Andreas: Auf dem Weg zur SED. Die Sozialdemokratie und die Bildung der Einheitspartei in den Ländern der SBZ, Bonn 1996.
Rudolff, Michael/Adam, Thomas: Leipzig- Wiege der deutschen Sozialdemokratie, Berlin 1996.
Rudolff, Michael/Schmeitzner, Mike (Hrsg.): "Solche Schädlinge gibt es auch in Leipzig". Sozialdemokraten und die SED, Frankfurt/am Main 1997.
Schroeder, Klaus: Der SED – Staat. Geschichte und Strukturen der DDR, München 1998.
Tubbesing, Jürgen: Nationalkomitee "Freies Deutschland" – Antifaschistischer Block- Einheitspartei. Aspekte der Geschichte der antifaschistischen Bewegung in Leipzig, Beucha 1996.
Vogel, Jesko, Der sozialdemokratische Parteibezirk Leipzig in der Weimarer Republik: Sachsens demokratische Tradition, 2 Bde., Hamburg 2006.
Weber, Hermann/ Mählert, Ulrich: Terror. Stalinistische Parteisäuberungen 1936 – 1954, Paderborn 1998.Romy Hildebrandt
März 2008
Abkürzungsverzeichnis
AE Archivalieneinheit
BL Bezirksleitung
BPA Bezirksparteiarchiv
DDR Deutsche Demokratische Republik
FDGB Freier Deutscher Gewerkschaftsbund
KL Kreisleitung
KPD Kommunistische Partei Deutschlands
MfS Ministerium für Staatssicherheit der DDR
NSDAP Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei
PDS Partei des Demokratischen Sozialismus
SBZ Sowjetische Besatzungszone
SED Sozialistische Einheitspartei Deutschlands
SMAD Sowjetische Militäradministration in
Deutschland
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands
USPD Unabhängige Sozialdemokratische Partei
Deutschlands (1917- 1922)
ZK ZentralkomiteeII
[01] Otto Grotewohl (* 11.03.1894 in Braunschweig, † 21.09.1964 in Berlin), Buchdrucker, 1912 Mitglied der SPD, 1918 – 1921 Mitglied der USPD, 1925 Mitglied des Deutschen Reichstags, ab 1946 Mitglied der SED, 1949 – 1964 DDR-Ministerpräsident. Der Nachlass befindet sich im Bundesarchiv/SAPMO Berlin.
[02] Wilhelm Pieck (* 03.01.1876 in Guben, † 07.09.1960 in Berlin), Tischler, 1895 Mitglied der SPD, 1918 Gründungsmitglied der KPD, 1921 Mitglied im Preußischen Landtag, 1928 Mitglied im Deutschen Reichstag, 1946 Vorsitz der SED gemeinsam mit Otto Grotewohl, 1949 – 1960 1. und einziger DDR- Präsident. Der Nachlass befindet sich im Bundesarchiv/SAPMO Berlin.
[03] Beatrix W. Bouvier und Horst-Peter Schulz, "…die SPD aber aufgehört hat zu existieren. Sozialdemokraten unter sowjetischer Besatzung, Bonn 1991.
[04] Herrmann Weber und Ulrich Mählert (Hrsg.), Terror. Stalinistische Parteisäuberungen 1936 – 1954, Paderborn 1998.
[05] Vgl. Jesko Vogel, Der sozialdemokratische Parteibezirk Leipzig in der Weimarer Republik: Sachsens demokratische Tradition, 2 Bde., Hamburg 2006.
[06] Michael Rudloff, Stanislaw Trabalski (1896 – 1985), Eine Biographie zwischen den politischen Systemen, in: Ders. und Mike Schmeitzner (Hrsg.), "Solche Schädlinge gibt es auch in Leipzig". Sozialdemokraten und die SED; Frankfurt/Main 1997, S. 13 ff.
[07] Rudloff (wie Anm. 5), S. 48ff.
[08] Ebd.
[09] Ebd., S. 55 ff.
[10] Heike Amos, Politik und Organisation der SED-Zentrale 1949 – 1963. Strukturen und Arbeitsweise von Politbüro, Sekretariat, Zentralkomitee und ZK-Apparat, Münster 2003, S. 145 ff.
[11] Martin Broszat und Hermann Weber (Hrsg.), SBZ Handbuch. Staatliche Verwaltungen, Parteien, gesellschaftliche Organisationen und ihre Führungskräfte in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands 1945 – 1949, München 1990, S. 381ff.
[12] Ebd., S. 383 ff.
Gesellschaftliche Umgestaltung der SBZ und Volksentscheid vom 30. Juni 1946.- Wahlen 1946.- Werbungs- und Schulungsarbeit.
Am 31. März 1946 wurde auf der gemeinsamen Delegiertenkonferenz des Bezirks Leipzig der SPD und des Unterbezirks Leipzig der KPD die Gründung der Bezirksorganisation Westsachsen der SED beschlossen und ein Bezirksvorstand gewählt. Der Bezirk Westsachsen der SED umfasste die Parteikreise Borna, Döbeln, Grimma, Leipzig, Oschatz und Rochlitz. Innerhalb des Bezirksvorstands wurden Abteilungen gebildet, deren Geschäftsbereiche sich an den Aufbau der öffentlichen Verwaltung anlehnten: Kultur und Erziehung, Wirtschaft, Landwirtschaft und Ernährung, Arbeit und Sozialpolitik, Handel und Versorgung, Verwaltung und Kommunalpolitik und andere. Daneben bestanden Abteilungen mit innerparteilichen Aufgabenstellungen: Organisation, Personalpolitik, Finanzen, Geschäftsführung, Werbung, Schulung und andere. Innerhalb der Abteilungen bestanden Fachkommissionen. Vor dem Hintergrund des für die SED enttäuschenden Ausgangs der Kommunal- und Landtagswahlen im Herbst 1946 verabschiedete am 24. Dezember 1946 das Zentralsekretariat der SED Richtlinien für den organisatorischen Aufbau der SED, auf deren Grundlage die Bezirksdelegiertenkonferenz Westsachsen am 19. Januar 1947 die Auflösung des Bezirksvorstands beschloss. Der aus der SPD kommende Stanislaw Trabalski, der bis dato gemeinsam mit dem KPD-Mann Ernst Lohagen den Bezirksvorstand Westsachsen geführt hatte, wurde einige Wochen später abberufen und nach der Flucht von Erich W. Gniffke verhaftet.
- 2008 | Findbuch / Datenbank
- 2025-02-25 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5