Beständeübersicht
Bestand
21125 SED-Kreisleitung Böhlen
Datierung | 1946 - 1980 |
---|---|
Benutzung im | Staatsarchiv Leipzig |
Umfang (nur lfm) | 17,00 |
Geschichte der SED-Kreisleitung Böhlen
Mit der Gründung der SED im April 1946 wurde im Statut der Organisationsaufbau der SED festgelegt. Es galt das Territorial- und Produktionsprinzip. Danach waren alle Parteimitglieder in territorialen Strukturen und in den Parteiorganisationen der Betriebe organisiert. Territorial wurden Ortsgruppen, Kreis-, Bezirks- und Landesverbände gebildet. Bereits 1947 wurden die Bezirksverbände wieder aufgelöst. Die Leitung der Verbände erfolgte durch Vorstände, deren Leitungsfunktionen paritätisch mit je einem früheren KPD-Mitglied und einem früheren SPD-Mitglied besetzt waren. In den Leitungen wurden 12 bis 15 Abteilungen und Kommissionen gebildet. 1949 entfiel die paritätische Besetzung der Leitungsfunktionen. Anstelle der Landes- und Kreisvorstände wurden Sekretariate gebildet. Die Leitung erfolgte durch den 1. Sekretär, Stellvertreter war der 2. Sekretär. Die Anzahl der Abteilungen wurde auf vier reduziert. Die SED-Mitglieder in Betrieben gehörten ab 1949 ausschließlich den Betriebsorganisationen an, sie waren nicht mehr Mitglieder in den territorialen Strukturen. Diese umfassten nur noch SED-Mitglieder, die nicht betrieblich organisiert waren. Nach dem Statut von 1950 waren in den Betrieben mit entsprechenden Mitgliederzahlen Abteilungsparteiorganisationen und Parteigruppen zu bilden.
Zur Durchsetzung des Prinzips des demokratischen Zentralismus wurde nach der 8. Tagung des SED-Zentralkomitees im Februar 1952 die Abschaffung der Länder vorbereitet, die mit der Bildung der Bezirke im Juli 1952 vollzogen wurde. Noch vor den Veränderungen des staatlichen Aufbaus begann die Umstrukturierung der SED-Organisation mit der Bildung von Organisationskomitees, die die Umstrukturierungen vorbereiteten. Aus der Landesorganisation Sachsen entstanden die Bezirksorganisationen Dresden, Chemnitz (ab 1953 Karl-Marx-Stadt) und Leipzig sowie die Gebietsorganisation Wismut. In den Bezirksorganisationen wurden Kreisorganisationen gebildet. In den Kreisorganisationen fanden nach zentralen SED-Parteitagen und danach meist zweijährlich Kreisdelegiertenkonferenzen statt. Sie wählten die teilweise vom SED-Zentralkomitee vorgeschlagenen Mitglieder der Kreisleitungen. Die Kreisleitungen bestanden aus haupt- und ehrenamtlichen SED-Funktionären und SED-Mitgliedern aus Betrieben und Einrichtungen. Die Kreisleitungen wählten den 1. und den 2. Sekretär und die Mitglieder der Sekretariate. Außerdem bestimmten sie die Mitglieder der Kreisparteikontrollkommissionen. Die Kreisleitungen tagten meist vierteljährlich. 1954 erfolgte die Bildung von Büros der Kreisleitungen anstelle der Sekretariate. Sie hatten sieben bis neun Mitglieder, die entsprechend den Vorgaben des SED-Zentralkomitees die Sekretäre wählten, denen Fachabteilungen unterstanden. Die Büros bestanden bis April 1963.
Mit der Einführung des Neuen ökonomischen Systems der Planung und Leitung der Volkswirtschaft 1963 erfolgte eine Umstrukturierung des Parteiapparates. Bezirksleitungen und Kreisleitungen wurden nach dem Produktionsprinzip organisiert. Es wurden das Büro für Industrie und Bauwesen, das Büro für Landwirtschaft und die Ideologische Kommission gebildet. Sie wurden durch Sekretäre geleitet, die weitgehend selbstständig arbeiteten. Die Sekretäre sowie Erster und Zweiter Sekretär bildeten das Sekretariat der Kreisleitung. Von den Kreisleitungen wurden außerdem die Parteikontrollkommission, die Frauenkommission und die Kommission Jugend und Sport bestimmt. Die bislang bestehenden Abteilungen wurden aufgelöst. Lediglich die Abteilung Organisation/Kader blieb bestehen. Die Organisation nach dem Produktionsprinzip bedeutete auch, dass die Unterstellung der Grundorganisationen der Betriebe nach der Art der Produktion erfolgte. Territoriale Aspekte waren zweitrangig. Grundorganisationen aus Betrieben mit gleicher Produktionsart konnten auch bei verschiedenen regionalen Standorten einer Kreisleitung unterstellt werden.
Bereits im Jahr 1965 erfolgte die Rückkehr zum Territorial- und Produktionsprinzip. Die Büros entfielen. Durch die Kreisleitungen wurden Erster und Zweiter Sekretär, der Sekretär für Wirtschaftspolitik, der Sekretär für Agitation und Propaganda, der Sekretär für Volksbildung und Kultur sowie die übrigen Mitglieder des Sekretariats, die Frauenkommission und die Kommission für Jugend und Sport gewählt. Die Abteilungen wurden wieder eingerichtet. Grundsätzlich gab es die Abteilungen Parteiorgane, Agitation und Propaganda, Wirtschaftspolitik, Landwirtschaft, Sicherheit sowie Kader. In Abhängigkeit von den Aufgabenschwerpunkten konnten Abweichungen vorkommen. So entfiel zum Beispiel in Kreisen ohne Landwirtschaft diese Abteilung. Die Abteilungen unterstanden den entsprechenden Sekretären, die zum Teil für mehrere Abteilungen zuständig waren. Auch bei den Zuordnungen der Grundorganisationen galt wieder das Territorial- und Produktionsprinzip. Bis 1989 gab es keine grundlegenden Änderungen dieser Struktur.
Die SED-Kreisleitungen waren zuständig für die Durchsetzung der Beschlüsse und Anordnungen der zentralen Parteiführung und der Bezirksleitung in den Kreisorganisationen, Ortsparteiorganisationen und Grundorganisationen. Zu ihren Aufgaben gehörten die ideologische Arbeit im Kreis auf wirtschaftlichem, kulturellem und staatlichem Gebiet sowie die Anleitung und Kontrolle der SED-Grundorganisationen. Die SED-Kreisleitungen setzten die Redaktionsgremien regionaler Parteizeitungen ein und kontrollierten die Tätigkeit der Redaktionen. Zur Erfüllung der Aufgaben beschäftigten die SED-Kreisleitungen haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter.
Die SED-Kreisleitung Böhlen entstand 1954 nach der im Jahr 1952 erfolgten Vereinigung der Böhlener Braunkohlenbetriebe zum Kombinat Böhlen. Mit der Zusammenlegung des VEB Kombinat Otto Grotewohl Böhlen, des VEB Kombinat Espenhain und des VEB Teerverarbeitungswerk Rositz zum VEB Erdölverarbeitungskombinat Otto Grotewohl Böhlen unterstanden seit 1969 auch die Parteiorganisationen in den Betriebsteilen Espenhain und Rositz der Kreisleitung Böhlen. Weitere Strukturveränderungen ergaben sich durch die Ausgliederung der Tagebaue und der Brikettfabrik Espenhain zwischen 1970 und 1975 sowie die Übergabe der Brikettfabrik Böhlen 1977 und der Schwelereien Böhlen und Espenhain 1980 an den VEB Braunkohlenveredlungswerk Espenhain. Im Zusammenhang damit erfolgte am 29. November 1980 die Umwandlung der Industriekreisparteiorganisation in eine Zentrale Parteiorganisation im VEB Braunkohlenveredlungswerk Espenhain, die in den Zuständigkeitsbereich der SED-Kreisleitung Borna gehörte.
Die territoriale und wirtschaftliche Struktur des Zuständigkeitsbereiches spiegelt sich in der Tätigkeit der Kreisleitung Böhlen wider. Im Bereich der Industriekreisleitung Böhlen konzentrierten sich die Aufgaben auf die Bereiche Kohle, Energie und Karbochemie.
Die politisch-ideologische Arbeit mit den Parteimitgliedern, den Jugendlichen und den Werktätigen in den Betrieben und Einrichtungen gehörte zu den Schwerpunktaufgaben. Außerdem standen die Organisation und Abrechnung des sozialistischen Wettbewerbs zu den Jahrestagen der DDR-Gründung, der SED-Gründung, der Befreiung vom Faschismus und zum 100. Geburtstag Lenins sowie die Gleichberechtigung der Frauen, die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter und die kulturelle Massenarbeit einschließlich des Volkskunstschaffens im Mittelpunkt.
Wirtschaftliche Schwerpunktaufgaben im Bereich der Industriekreisleitung Böhlen waren im Zeitraum 1963 bis 1967 die Rekonstruktion des Benzinwerkes, die Umsetzung des Neuen Ökonomischen Systems der Planung und Leitung der Volkswirtschaft und die Forschung zur optimalen Nutzung des Rohstoffes Braunkohle. Im Zeitraum 1968 bis 1971 erfolgte die Umprofilierung des Kombinates Böhlen von der Karbo-Chemie in ein erdölverarbeitendes Kombinat. Der Olefin-Komplex für die Produktion von Äthylen wurde aufgebaut und die Werke Böhlen, Espenhain und Rositz zu einem Kombinat zusammengeschlossen. Für die Bedienung der neuen Großanlagen der Erdölverarbeitung und Petrolchemie war die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter erforderlich. Der Zeitraum 1972 bis 1976 beinhaltete die Inbetriebnahme und die Gewährleistung des Dauerbetriebes des Olefinkomplexes, die Produktion und Neuentwicklung von Konsumgütern und die Entwicklung von chemischen Endprodukten für den Bevölkerungsbedarf, insbesondere Bitumenemulsion für den Wohnungsbau und die Bevölkerung. Außerdem stand die Zusammenarbeit mit dem Partnerbetrieb in Zaluzi, CSSR, im Mittelpunkt. Im Zeitraum 1977 bis 1980 gehörten die Vorbereitung und Durchführung der komplexen Ascheverspühlung, die Entwicklung der PUR Sohlenproduktion und die Vorbereitung der Wasserstofferzeugung zu den Schwerpunktaufgaben im Bereich der Industriekreisleitung.
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Im Jahr 1963 wurde vom SED-Zentralkomitee die Einrichtung von Parteiarchiven beschlossen. Im gleichen Jahr erfolgte im Bezirk Leipzig die Bildung des Bezirksparteiarchivs. Das Bezirksparteiarchiv war zuständig für die Archivierung von dauerhaft aufzubewahrenden Unterlagen der SED-Bezirksleitung Leipzig, der SED-Kreisleitungen des Bezirkes Leipzig einschließlich Stadtleitung Leipzig und Stadtbezirksleitungen Leipzig, SED-Ortsleitungen sowie ausgewählter SED-Grundorganisationen. Sammlungen und Nachlässe ergänzten die Bestände. Erfassung, Bewertung, Übernahme, Erschließung und Benutzung waren in zentralen Vorschriften geregelt. Dazu gehörte auch das Signatursystem, nach dem Bestände und Archivalien geordnet wurden: Zuerst wurden die Unterlagen einer Abteilung zugeordnet. Danach erfolgte die Einordnung in eine Zeitscheibe, die sich an den SED-Parteitagen orientierte. An dritter Stelle steht eine Ziffer für den Bestandstyp. Beim Bestand SED-Bezirksleitung Leipzig folgt danach eine Zahl für den jeweiligen Strukturteil, bei den Kreisleitungen und Grundorganisationen die jeweilige Einheit. Am Schluss findet sich die Nummer der einzelnen Akte.
Abteilungen:
Zeitscheiben:
1946 bis 1962 kein Buchstabe
Bestandstyp:
Beispiel: IV/D/4/03/001:
IV für SED
D für Zeitscheibe 1977 bis 1981
4 für Kreisleitung
03 für Böhlen
001 für die einzelne Akte, hier Protokoll der Kreisdelegiertenkonferenz am 20. Januar 1979
Der Bestand SED-Kreisleitung Böhlen wurde im Bezirksparteiarchiv durch eine nach Zeitscheiben geordnete Findkartei mit überwiegend einfacher Verzeichnung erschlossen. Im Jahr 1993 wurde er mit den übrigen Beständen des Bezirksparteiarchivs vom PDS-Landesvorstand Sachsen dem Staatsarchiv Leipzig übergeben. Im Jahr 2017 erfolgte im Rahmen eines DFG-Projekts die Retrokonversion der Findkartei durch einen externen Dienstleister in eine Excel-Datei. Diese wurde 2018 in die Archivsoftware Augias 9.1 importiert. Zur besseren Übersicht wurde die Gliederung nach Zeitscheiben aufgelöst und eine inhaltliche Ordnung vorgenommen. Dafür wurde eine Musterklassifikation für alle SED-Kreisleitungen erstellt. Klassifikationsgruppen zu denen keine Verzeichnungseinheiten im Bestand SED-Kreisleitung Böhlen überliefert sind wurden im Inhaltsverzeichnis als [nicht belegt] gekennzeichnet. Die Verzeichnungsangaben wurden im Wesentlichen unverändert übernommen, lediglich teilweise sprachlich angepasst. Nur bei offensichtlichen Unstimmigkeiten wurden Aktentitel anhand der Akten überprüft und entsprechend präzisiert. Eine weitergehende Erschließungsverbesserung war mit der Retrokonversion nicht verbunden. Wurden einzelne Archivalien, die im Bezirksparteiarchiv nicht erschlossen worden waren, durch spätere Erschließungsarbeiten dem Bestand hinzugefügt, erhielten sie ausschließlich numerische Signaturen.
Überlieferungsschwerpunkte
Den Schwerpunkt der Überlieferung bilden Unterlagen der Tagungen der Kreisleitung Böhlen und des Büros bzw. des Sekretariats der Kreisleitung Böhlen im Zeitraum 1952 bis 1980.
Da es sich beim vorliegenden Findbuch lediglich um das Ergebnis der Retrokonversion der Findkartei handelt, können zu den inhaltlichen Überlieferungsschwerpunkten keine Angaben gemacht werden.
Hinweise für die Benutzung
Im Bestand sind personenbezogene Daten enthalten. Er unterliegt daher den Schutzfristen gemäß § 10 Sächsisches Archivgesetz.
Verweise auf korrespondierende Bestände
21123 SED-Bezirksleitung Leipzig
SED-Kreisleitungen
SED-Stadtbezirksleitungen
SED-Grundorganisationen
Birgit Giese
Mai 2019
Mit der Gründung der SED im April 1946 wurde im Statut der Organisationsaufbau der SED festgelegt. Es galt das Territorial- und Produktionsprinzip. Danach waren alle Parteimitglieder in territorialen Strukturen und in den Parteiorganisationen der Betriebe organisiert. Territorial wurden Ortsgruppen, Kreis-, Bezirks- und Landesverbände gebildet. Bereits 1947 wurden die Bezirksverbände wieder aufgelöst. Die Leitung der Verbände erfolgte durch Vorstände, deren Leitungsfunktionen paritätisch mit je einem früheren KPD-Mitglied und einem früheren SPD-Mitglied besetzt waren. In den Leitungen wurden 12 bis 15 Abteilungen und Kommissionen gebildet. 1949 entfiel die paritätische Besetzung der Leitungsfunktionen. Anstelle der Landes- und Kreisvorstände wurden Sekretariate gebildet. Die Leitung erfolgte durch den 1. Sekretär, Stellvertreter war der 2. Sekretär. Die Anzahl der Abteilungen wurde auf vier reduziert. Die SED-Mitglieder in Betrieben gehörten ab 1949 ausschließlich den Betriebsorganisationen an, sie waren nicht mehr Mitglieder in den territorialen Strukturen. Diese umfassten nur noch SED-Mitglieder, die nicht betrieblich organisiert waren. Nach dem Statut von 1950 waren in den Betrieben mit entsprechenden Mitgliederzahlen Abteilungsparteiorganisationen und Parteigruppen zu bilden.
Zur Durchsetzung des Prinzips des demokratischen Zentralismus wurde nach der 8. Tagung des SED-Zentralkomitees im Februar 1952 die Abschaffung der Länder vorbereitet, die mit der Bildung der Bezirke im Juli 1952 vollzogen wurde. Noch vor den Veränderungen des staatlichen Aufbaus begann die Umstrukturierung der SED-Organisation mit der Bildung von Organisationskomitees, die die Umstrukturierungen vorbereiteten. Aus der Landesorganisation Sachsen entstanden die Bezirksorganisationen Dresden, Chemnitz (ab 1953 Karl-Marx-Stadt) und Leipzig sowie die Gebietsorganisation Wismut. In den Bezirksorganisationen wurden Kreisorganisationen gebildet. In den Kreisorganisationen fanden nach zentralen SED-Parteitagen und danach meist zweijährlich Kreisdelegiertenkonferenzen statt. Sie wählten die teilweise vom SED-Zentralkomitee vorgeschlagenen Mitglieder der Kreisleitungen. Die Kreisleitungen bestanden aus haupt- und ehrenamtlichen SED-Funktionären und SED-Mitgliedern aus Betrieben und Einrichtungen. Die Kreisleitungen wählten den 1. und den 2. Sekretär und die Mitglieder der Sekretariate. Außerdem bestimmten sie die Mitglieder der Kreisparteikontrollkommissionen. Die Kreisleitungen tagten meist vierteljährlich. 1954 erfolgte die Bildung von Büros der Kreisleitungen anstelle der Sekretariate. Sie hatten sieben bis neun Mitglieder, die entsprechend den Vorgaben des SED-Zentralkomitees die Sekretäre wählten, denen Fachabteilungen unterstanden. Die Büros bestanden bis April 1963.
Mit der Einführung des Neuen ökonomischen Systems der Planung und Leitung der Volkswirtschaft 1963 erfolgte eine Umstrukturierung des Parteiapparates. Bezirksleitungen und Kreisleitungen wurden nach dem Produktionsprinzip organisiert. Es wurden das Büro für Industrie und Bauwesen, das Büro für Landwirtschaft und die Ideologische Kommission gebildet. Sie wurden durch Sekretäre geleitet, die weitgehend selbstständig arbeiteten. Die Sekretäre sowie Erster und Zweiter Sekretär bildeten das Sekretariat der Kreisleitung. Von den Kreisleitungen wurden außerdem die Parteikontrollkommission, die Frauenkommission und die Kommission Jugend und Sport bestimmt. Die bislang bestehenden Abteilungen wurden aufgelöst. Lediglich die Abteilung Organisation/Kader blieb bestehen. Die Organisation nach dem Produktionsprinzip bedeutete auch, dass die Unterstellung der Grundorganisationen der Betriebe nach der Art der Produktion erfolgte. Territoriale Aspekte waren zweitrangig. Grundorganisationen aus Betrieben mit gleicher Produktionsart konnten auch bei verschiedenen regionalen Standorten einer Kreisleitung unterstellt werden.
Bereits im Jahr 1965 erfolgte die Rückkehr zum Territorial- und Produktionsprinzip. Die Büros entfielen. Durch die Kreisleitungen wurden Erster und Zweiter Sekretär, der Sekretär für Wirtschaftspolitik, der Sekretär für Agitation und Propaganda, der Sekretär für Volksbildung und Kultur sowie die übrigen Mitglieder des Sekretariats, die Frauenkommission und die Kommission für Jugend und Sport gewählt. Die Abteilungen wurden wieder eingerichtet. Grundsätzlich gab es die Abteilungen Parteiorgane, Agitation und Propaganda, Wirtschaftspolitik, Landwirtschaft, Sicherheit sowie Kader. In Abhängigkeit von den Aufgabenschwerpunkten konnten Abweichungen vorkommen. So entfiel zum Beispiel in Kreisen ohne Landwirtschaft diese Abteilung. Die Abteilungen unterstanden den entsprechenden Sekretären, die zum Teil für mehrere Abteilungen zuständig waren. Auch bei den Zuordnungen der Grundorganisationen galt wieder das Territorial- und Produktionsprinzip. Bis 1989 gab es keine grundlegenden Änderungen dieser Struktur.
Die SED-Kreisleitungen waren zuständig für die Durchsetzung der Beschlüsse und Anordnungen der zentralen Parteiführung und der Bezirksleitung in den Kreisorganisationen, Ortsparteiorganisationen und Grundorganisationen. Zu ihren Aufgaben gehörten die ideologische Arbeit im Kreis auf wirtschaftlichem, kulturellem und staatlichem Gebiet sowie die Anleitung und Kontrolle der SED-Grundorganisationen. Die SED-Kreisleitungen setzten die Redaktionsgremien regionaler Parteizeitungen ein und kontrollierten die Tätigkeit der Redaktionen. Zur Erfüllung der Aufgaben beschäftigten die SED-Kreisleitungen haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter.
Die SED-Kreisleitung Böhlen entstand 1954 nach der im Jahr 1952 erfolgten Vereinigung der Böhlener Braunkohlenbetriebe zum Kombinat Böhlen. Mit der Zusammenlegung des VEB Kombinat Otto Grotewohl Böhlen, des VEB Kombinat Espenhain und des VEB Teerverarbeitungswerk Rositz zum VEB Erdölverarbeitungskombinat Otto Grotewohl Böhlen unterstanden seit 1969 auch die Parteiorganisationen in den Betriebsteilen Espenhain und Rositz der Kreisleitung Böhlen. Weitere Strukturveränderungen ergaben sich durch die Ausgliederung der Tagebaue und der Brikettfabrik Espenhain zwischen 1970 und 1975 sowie die Übergabe der Brikettfabrik Böhlen 1977 und der Schwelereien Böhlen und Espenhain 1980 an den VEB Braunkohlenveredlungswerk Espenhain. Im Zusammenhang damit erfolgte am 29. November 1980 die Umwandlung der Industriekreisparteiorganisation in eine Zentrale Parteiorganisation im VEB Braunkohlenveredlungswerk Espenhain, die in den Zuständigkeitsbereich der SED-Kreisleitung Borna gehörte.
Die territoriale und wirtschaftliche Struktur des Zuständigkeitsbereiches spiegelt sich in der Tätigkeit der Kreisleitung Böhlen wider. Im Bereich der Industriekreisleitung Böhlen konzentrierten sich die Aufgaben auf die Bereiche Kohle, Energie und Karbochemie.
Die politisch-ideologische Arbeit mit den Parteimitgliedern, den Jugendlichen und den Werktätigen in den Betrieben und Einrichtungen gehörte zu den Schwerpunktaufgaben. Außerdem standen die Organisation und Abrechnung des sozialistischen Wettbewerbs zu den Jahrestagen der DDR-Gründung, der SED-Gründung, der Befreiung vom Faschismus und zum 100. Geburtstag Lenins sowie die Gleichberechtigung der Frauen, die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter und die kulturelle Massenarbeit einschließlich des Volkskunstschaffens im Mittelpunkt.
Wirtschaftliche Schwerpunktaufgaben im Bereich der Industriekreisleitung Böhlen waren im Zeitraum 1963 bis 1967 die Rekonstruktion des Benzinwerkes, die Umsetzung des Neuen Ökonomischen Systems der Planung und Leitung der Volkswirtschaft und die Forschung zur optimalen Nutzung des Rohstoffes Braunkohle. Im Zeitraum 1968 bis 1971 erfolgte die Umprofilierung des Kombinates Böhlen von der Karbo-Chemie in ein erdölverarbeitendes Kombinat. Der Olefin-Komplex für die Produktion von Äthylen wurde aufgebaut und die Werke Böhlen, Espenhain und Rositz zu einem Kombinat zusammengeschlossen. Für die Bedienung der neuen Großanlagen der Erdölverarbeitung und Petrolchemie war die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter erforderlich. Der Zeitraum 1972 bis 1976 beinhaltete die Inbetriebnahme und die Gewährleistung des Dauerbetriebes des Olefinkomplexes, die Produktion und Neuentwicklung von Konsumgütern und die Entwicklung von chemischen Endprodukten für den Bevölkerungsbedarf, insbesondere Bitumenemulsion für den Wohnungsbau und die Bevölkerung. Außerdem stand die Zusammenarbeit mit dem Partnerbetrieb in Zaluzi, CSSR, im Mittelpunkt. Im Zeitraum 1977 bis 1980 gehörten die Vorbereitung und Durchführung der komplexen Ascheverspühlung, die Entwicklung der PUR Sohlenproduktion und die Vorbereitung der Wasserstofferzeugung zu den Schwerpunktaufgaben im Bereich der Industriekreisleitung.
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Im Jahr 1963 wurde vom SED-Zentralkomitee die Einrichtung von Parteiarchiven beschlossen. Im gleichen Jahr erfolgte im Bezirk Leipzig die Bildung des Bezirksparteiarchivs. Das Bezirksparteiarchiv war zuständig für die Archivierung von dauerhaft aufzubewahrenden Unterlagen der SED-Bezirksleitung Leipzig, der SED-Kreisleitungen des Bezirkes Leipzig einschließlich Stadtleitung Leipzig und Stadtbezirksleitungen Leipzig, SED-Ortsleitungen sowie ausgewählter SED-Grundorganisationen. Sammlungen und Nachlässe ergänzten die Bestände. Erfassung, Bewertung, Übernahme, Erschließung und Benutzung waren in zentralen Vorschriften geregelt. Dazu gehörte auch das Signatursystem, nach dem Bestände und Archivalien geordnet wurden: Zuerst wurden die Unterlagen einer Abteilung zugeordnet. Danach erfolgte die Einordnung in eine Zeitscheibe, die sich an den SED-Parteitagen orientierte. An dritter Stelle steht eine Ziffer für den Bestandstyp. Beim Bestand SED-Bezirksleitung Leipzig folgt danach eine Zahl für den jeweiligen Strukturteil, bei den Kreisleitungen und Grundorganisationen die jeweilige Einheit. Am Schluss findet sich die Nummer der einzelnen Akte.
Abteilungen:
Zeitscheiben:
1946 bis 1962 kein Buchstabe
Bestandstyp:
Beispiel: IV/D/4/03/001:
IV für SED
D für Zeitscheibe 1977 bis 1981
4 für Kreisleitung
03 für Böhlen
001 für die einzelne Akte, hier Protokoll der Kreisdelegiertenkonferenz am 20. Januar 1979
Der Bestand SED-Kreisleitung Böhlen wurde im Bezirksparteiarchiv durch eine nach Zeitscheiben geordnete Findkartei mit überwiegend einfacher Verzeichnung erschlossen. Im Jahr 1993 wurde er mit den übrigen Beständen des Bezirksparteiarchivs vom PDS-Landesvorstand Sachsen dem Staatsarchiv Leipzig übergeben. Im Jahr 2017 erfolgte im Rahmen eines DFG-Projekts die Retrokonversion der Findkartei durch einen externen Dienstleister in eine Excel-Datei. Diese wurde 2018 in die Archivsoftware Augias 9.1 importiert. Zur besseren Übersicht wurde die Gliederung nach Zeitscheiben aufgelöst und eine inhaltliche Ordnung vorgenommen. Dafür wurde eine Musterklassifikation für alle SED-Kreisleitungen erstellt. Klassifikationsgruppen zu denen keine Verzeichnungseinheiten im Bestand SED-Kreisleitung Böhlen überliefert sind wurden im Inhaltsverzeichnis als [nicht belegt] gekennzeichnet. Die Verzeichnungsangaben wurden im Wesentlichen unverändert übernommen, lediglich teilweise sprachlich angepasst. Nur bei offensichtlichen Unstimmigkeiten wurden Aktentitel anhand der Akten überprüft und entsprechend präzisiert. Eine weitergehende Erschließungsverbesserung war mit der Retrokonversion nicht verbunden. Wurden einzelne Archivalien, die im Bezirksparteiarchiv nicht erschlossen worden waren, durch spätere Erschließungsarbeiten dem Bestand hinzugefügt, erhielten sie ausschließlich numerische Signaturen.
Überlieferungsschwerpunkte
Den Schwerpunkt der Überlieferung bilden Unterlagen der Tagungen der Kreisleitung Böhlen und des Büros bzw. des Sekretariats der Kreisleitung Böhlen im Zeitraum 1952 bis 1980.
Da es sich beim vorliegenden Findbuch lediglich um das Ergebnis der Retrokonversion der Findkartei handelt, können zu den inhaltlichen Überlieferungsschwerpunkten keine Angaben gemacht werden.
Hinweise für die Benutzung
Im Bestand sind personenbezogene Daten enthalten. Er unterliegt daher den Schutzfristen gemäß § 10 Sächsisches Archivgesetz.
Verweise auf korrespondierende Bestände
21123 SED-Bezirksleitung Leipzig
SED-Kreisleitungen
SED-Stadtbezirksleitungen
SED-Grundorganisationen
Birgit Giese
Mai 2019
Kreisdelegiertenkonferenzen.- Sitzungen der Kreisleitung.- Kreisrevisionskommission.- Kreisparteikontrollkommission.- Arbeiter- und Bauerninspektion.- Entnazifizierung.- Energiepoltik.- Mitgliederbewegung.- Kader.- Kombinatsbildung.- Braunkohle und Umweltzerstörung.- Olefinkomplex.- Masseninitiativen.- Kooperation.- Arbeitskräfte.- Betriebliche Sozialpolitik.- Wahlen.
Bei der SED-Kreisleitung Böhlen handelte es sich um eine funktionale SED-Kreisleitung. Im Januar und Februar 1946 hatten sich KPD-Betriebsgruppen im Werk Böhlen der Braunkohle-Benzin-AG und im Braunkohlen- und Großkraftwerk Böhlen der Aktiengesellschaft Sächsische Werke gebildet. Mit der Überführung der Betriebe in Sowjetische Aktiengesellschaften (SAG) zum 1. August 1946 entstanden drei Werke mit separaten Betriebsparteiorganisationen. Im August 1947 richteten sie eine gemeinsame Betriebsparteischule der SED ein, 1950 bestand ein Zentralsekretariat der SED für die Böhlener Werke. Als 1952 die Vereinigung der Böhlener Braunkohlenbetriebe zum Kombinat Böhlen erfolgte, entstand eine einheitliche Betriebsparteiorganisation. Auf Grund ihrer Größe wurde sie im Januar 1954 in eine Industriekreisparteiorganisation mit einer Kreisleitung und einem Sekretariat umgewandelt. Seit der Zusammenlegung des VEB Kombinat Otto Grotewohl Böhlen, des VEB Kombinat Espenhain und des VEB Teerverarbeitungswerk Rositz zum VEB Erdölverarbeitungskombinat Otto Grotewohl Böhlen vom 1. Januar 1969 unterstanden auch die Parteiorganisationen in den Betriebsteilen Espenhain und Rositz der Kreisleitung Böhlen. Weitere Strukturveränderungen ergaben sich durch die Ausgliederung der Tagebaue und der Brikettfabrik Espenhain zwischen 1970 und 1975 sowie die Übergabe der Brikettfabrik Böhlen 1977 und der Schwelereien Böhlen und Espenhain 1980 an den VEB Braunkohlenveredlungswerk Espenhain. Im Zusammenhang damit erfolgte am 29. November 1980 die Umwandlung der Industriekreisparteiorganisation in eine Zentrale Parteiorganisation.
- 2019 | Findbuch / Datenbank
- 2024-11-19 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5