Beständeübersicht
Bestand
21128 SED-Kreisleitung Döbeln
Datierung | 1945 - 1990 |
---|---|
Benutzung im | Staatsarchiv Leipzig |
Umfang (nur lfm) | 43,35 |
Geschichte der SED-Kreisleitung Döbeln
Mit der Gründung der SED im April 1946 wurde im Statut der Organisationsaufbau der SED festgelegt. Es galt das Territorial- und Produktionsprinzip. Danach waren alle Parteimitglieder in territorialen Strukturen und in den Parteiorganisationen der Betriebe organisiert. Territorial wurden Ortsgruppen, Kreis-, Bezirks- und Landesverbände gebildet. Bereits 1947 wurden die Bezirksverbände wieder aufgelöst. Die Leitung der Verbände erfolgte durch Vorstände, deren Leitungsfunktionen paritätisch mit je einem früheren KPD-Mitglied und einem früheren SPD-Mitglied besetzt waren. In den Leitungen wurden 12 bis 15 Abteilungen und Kommissionen gebildet. 1949 entfiel die paritätische Besetzung der Leitungsfunktionen. Anstelle der Landes- und Kreisvorstände wurden Sekretariate gebildet. Die Leitung erfolgte durch den 1. Sekretär, Stellvertreter war der 2. Sekretär. Die Anzahl der Abteilungen wurde auf vier reduziert. Die SED-Mitglieder in Betrieben gehörten ab 1949 ausschließlich den Betriebsorganisationen an, sie waren nicht mehr Mitglieder in den territorialen Strukturen. Diese umfassten nur noch SED-Mitglieder, die nicht betrieblich organisiert waren. Nach dem Statut von 1950 waren in den Betrieben mit entsprechenden Mitgliederzahlen Abteilungsparteiorganisationen und Parteigruppen zu bilden.
Zur Durchsetzung des Prinzips des demokratischen Zentralismus wurde nach der 8. Tagung des SED-Zentralkomitees im Februar 1952 die Abschaffung der Länder vorbereitet, die mit der Bildung der Bezirke im Juli 1952 vollzogen wurde. Noch vor den Veränderungen des staatlichen Aufbaus begann die Umstrukturierung der SED-Organisation mit der Bildung von Organisationskomitees, die die Umstrukturierungen vorbereiteten. Aus der Landesorganisation Sachsen entstanden die Bezirksorganisationen Dresden, Chemnitz (ab 1953 Karl-Marx-Stadt) und Leipzig sowie die Gebietsorganisation Wismut. In den Bezirksorganisationen wurden Kreisorganisationen gebildet. In den Kreisorganisationen fanden nach zentralen SED-Parteitagen und danach meist zweijährlich Kreisdelegiertenkonferenzen statt. Sie wählten die teilweise vom SED-Zentralkomitee vorgeschlagenen Mitglieder der Kreisleitungen. Die Kreisleitungen bestanden aus haupt- und ehrenamtlichen SED-Funktionären und SED-Mitgliedern aus Betrieben und Einrichtungen. Die Kreisleitungen wählten den 1. und den 2. Sekretär und die Mitglieder der Sekretariate. Außerdem bestimmten sie die Mitglieder der Kreisparteikontrollkommissionen. Die Kreisleitungen tagten meist vierteljährlich. 1954 erfolgte die Bildung von Büros der Kreisleitungen anstelle der Sekretariate. Sie hatten sieben bis neun Mitglieder, die entsprechend den Vorgaben des SED-Zentralkomitees die Sekretäre wählten, denen Fachabteilungen unterstanden.
Mit der Einführung des Neuen ökonomischen Systems der Planung und Leitung der Volkswirtschaft 1963 erfolgte eine Umstrukturierung des Parteiapparates. Bezirksleitungen und Kreisleitungen wurden nach dem Produktionsprinzip organisiert. Es wurden das Büro für Industrie und Bauwesen, das Büro für Landwirtschaft und die Ideologische Kommission gebildet. Sie wurden durch Sekretäre geleitet, die weitgehend selbstständig arbeiteten. Die Sekretäre sowie Erster und Zweiter Sekretär bildeten das Sekretariat der Kreisleitung. Von den Kreisleitungen wurden außerdem die Parteikontrollkommission, die Frauenkommission und die Kommission Jugend und Sport bestimmt. Die bislang bestehenden Abteilungen wurden aufgelöst. Lediglich die Abteilung Organisation/Kader blieb bestehen. Die Organisation nach dem Produktionsprinzip bedeutete auch, dass die Unterstellung der Grundorganisationen der Betriebe nach der Art der Produktion erfolgte. Territoriale Aspekte waren zweitrangig. Grundorganisationen aus Betrieben mit gleicher Produktionsart konnten auch bei verschiedenen regionalen Standorten einer Kreisleitung unterstellt werden.
Bereits im Jahr 1965 erfolgte die Rückkehr zum Territorial- und Produktionsprinzip. Die Büros entfielen. Durch die Kreisleitungen wurden Erster und Zweiter Sekretär, der Sekretär für Wirtschaftspolitik, der Sekretär für Agitation und Propaganda, der Sekretär für Volksbildung und Kultur sowie die übrigen Mitglieder des Sekretariats, die Frauenkommission und die Kommission für Jugend und Sport gewählt. Die Abteilungen wurden wieder eingerichtet. Grundsätzlich gab es die Abteilungen Parteiorgane, Agitation und Propaganda, Wirtschaftspolitik, Landwirtschaft, Sicherheit sowie Kader. In Abhängigkeit von den Aufgabenschwerpunkten konnten Abweichungen vorkommen. So entfiel zum Beispiel in Kreisen ohne Landwirtschaft diese Abteilung. Die Abteilungen unterstanden den entsprechenden Sekretären, die zum Teil für mehrere Abteilungen zuständig waren. Auch bei den Zuordnungen der Grundorganisationen galt wieder das Territorial- und Produktionsprinzip. Bis 1989 gab es keine grundlegenden Änderungen dieser Struktur.
Die SED-Kreisleitungen waren zuständig für die Durchsetzung der Beschlüsse und Anordnungen der zentralen Parteiführung und der Bezirksleitung in den Kreisorganisationen, Ortsparteiorganisationen und Grundorganisationen. Zu ihren Aufgaben gehörten die ideologische Arbeit im Kreis auf wirtschaftlichem, kulturellem und staatlichem Gebiet sowie die Anleitung und Kontrolle der SED-Grundorganisationen. Die SED-Kreisleitungen setzten die Redaktionsgremien regionaler Parteizeitungen ein und kontrollierten die Tätigkeit der Redaktionen. Zur Erfüllung der Aufgaben beschäftigten die SED-Kreisleitungen haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter.
Die territoriale und wirtschaftliche Struktur des jeweiligen Zuständigkeitsbereiches spiegelt sich in der Tätigkeit der Kreisleitung Döbeln wider. Im gesamten Zeitraum gehörte insbesondere die politisch-ideologische Arbeit mit den Parteimitgliedern, den Jugendlichen und den Werktätigen in den Betrieben und Einrichtungen zu den Schwerpunkten. Außerdem standen die Organisation und Abrechnung des sozialistischen Wettbewerbs zu den Jahrestagen der DDR-Gründung, der SED-Gründung, der Befreiung vom Faschismus und zum 100. Geburtstag Lenins sowie die Gleichberechtigung der Frauen, die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter und die kulturelle Massenarbeit einschließlich des Volkskunstschaffens im Mittelpunkt.
Ergänzend sind zu nennen für den Zeitraum 1963 – 1967
- Einführung des Neuen Ökonomischen Systems der Planung und Leitung der Volkswirtschaft
- Herstellung der Devisenrentabilität im Aropharmwerk Riesa, Zweigwerk Niederstrigis
- Gewinnung von ehrenamtlichen Instrukteuren für den Bereich Industrie der Kreisleitung
- Erhöhung des Parteieinflusses in halbstaatlichen und privaten Betrieben
- Erhöhung der pflanzlichen und tierischen Produktion u. a. durch Bildung von Arbeitsgemeinschaften Tierärzte und Züchter, Einkreuzung hochproduktiver Rinderrassen, Senkung der Tierverluste
- Bildung von drei Zwischengenossenschaftlichen Bauorganisationen
- Sicherung der Produktion von Frühgemüse
für den Zeitraum 1968 – 1971
- V. Turn- und Sportfest der DDR
- 13. Arbeiterfestspiele
- Rationalisierung und Automatisierung in den VEB Elektromotorenwerk Hartha, Schmiedewerke "Hermann Matern" Roßwein, Döbelner Beschläge und Metallwaren, Stoßdämpferwerk Hartha, Landmaschinenbau "Rotes Banner" Döbeln
- Erhöhung der Leistungsfähigkeit des Bauwesens
- Autobahnbau Leipzig-Dresden
- Kooperation in der Feld- und Grünlandwirtschaft, besonders KOG Ostrau und Kieselbach
- Bau von Großanlagen für die Schweinezucht und die Jungrinderaufzucht
- Neubau von ACZ in Döbeln und Leisnig
für den Zeitraum 1972 bis 1976
- Intensivierung der Produktion im VEB Renak und Armaturenwerke, Döbelner Beschläge und Metallwaren, Landmaschinenbau "Rotes Banner" Döbeln
- Neuererbewegung und Jugendinitiativen im Bereich Wissenschaft und Technik
- Bildung einer Kreisrationalisierungskommission
- Einführung industriemäßiger Produktionsmethoden in der Landwirtschaft
- Verbesserung der Arbeit der Kooperationsverbände zur Produktion von Nahrungsgütern
für den Zeitraum 1977 – 1981
- Einführung der Mikroelektronik in Industrie und Landwirtschaft
- Produktion von Präzisionskleinstmotoren im VEB Elmo Hartha
- Stabilisierung der Produktion von Trabantfedern im VEB Schmiedewerke "Hermann Matern" Roßwein
- Einführung eines Montageroboters im VEB Stoßdämpferwerk Hartha
- Entwicklung und Produktion neuer Konsumgüter
- Energieeinsparungen in Betrieben
- Wohnungsbau im Neubaugebiet Hartha-Nord
- Sicherung der Pflanzenproduktion durch Zusammenarbeit der LPG mit den Agrochemischen Zentren und dem Kreisbetrieb für Landtechnik
- Futterökonomie durch Anwendung des DDR-Futterbewertungssystem
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Im Jahr 1963 wurde vom SED-Zentralkomitee die Einrichtung von Parteiarchiven beschlossen. Im gleichen Jahr erfolgte im Bezirk Leipzig die Bildung des Bezirksparteiarchivs. Das Bezirksparteiarchiv war zuständig für die Archivierung von dauerhaft aufzubewahrenden Unterlagen der SED-Bezirksleitung Leipzig, der SED-Kreisleitungen des Bezirkes Leipzig einschließlich Stadtleitung Leipzig und Stadtbezirksleitungen Leipzig, SED-Ortsleitungen sowie ausgewählter SED-Grundorganisationen. Sammlungen und Nachlässe ergänzten die Bestände. Erfassung, Bewertung, Übernahme, Erschließung und Benutzung waren in zentralen Vorschriften geregelt. Dazu gehörte auch das Signatursystem, nach dem Bestände und Archivalien geordnet wurden: Zuerst wurden die Unterlagen einer Abteilung zugeordnet. Danach erfolgte die Einordnung in eine Zeitscheibe, die sich an den SED-Parteitagen orientierte. An dritter Stelle steht eine Ziffer für den Bestandstyp. Beim Bestand SED-Bezirksleitung Leipzig folgt danach eine Zahl für den jeweiligen Strukturteil, bei den Kreisleitungen und Grundorganisationen die jeweilige Einheit. Am Schluss findet sich die Nummer der einzelnen Akte.
Abteilungen:
Zeitscheiben:
1946 bis 1962 kein Buchstabe
Bestandstyp:
Beispiel:
IV/D/4/05/012:
IV für SED
D für Zeitscheibe 1977 bis 1981
4 für Kreisleitungen
05 für Kreisleitung Döbeln
012 für die einzelne Akte, hier Protokoll der Tagung der Kreisleitung am 10. Januar 1980
Der Bestand SED-Kreisleitung Döbeln wurde im Bezirksparteiarchiv durch eine nach Zeitscheiben geordnete Findkartei mit überwiegend einfacher Verzeichnung erschlossen. Im Jahr 1993 wurde er mit den übrigen Beständen des Bezirksparteiarchivs vom PDS-Landesvorstand Sachsen dem Staatsarchiv Leipzig übergeben. Im Jahr 2017 erfolgte die Retrokonversion der Findkartei durch eine externe Firma unter Nutzung einer Excel-Datei, die im Staatsarchiv Leipzig in die Archivsoftware Augias 9.1 importiert wurde. Zur besseren Übersicht wurde die Gliederung nach Zeitscheiben aufgelöst und eine inhaltliche Ordnung vorgenommen. Dafür wurde eine Musterklassifikation für alle SED-Kreisleitungen erstellt. Klassifikationsgruppen, zu denen keine Verzeichnungseinheiten im Bestand SED-Kreisleitung Döbeln überliefert sind, wurden im Inhaltsverzeichnis als [nicht belegt] gekennzeichnet. Aufgrund der Vielzahl der überlieferten Archivalien wurde der Klassifikationspunkt 04.03 Grundorganisationen ergänzt um Ortsparteiorganisationen und entsprechend weiter untergegliedert. Die Verzeichnungsangaben wurden im Wesentlichen unverändert übernommen, lediglich teilweise sprachlich angepasst. Nur bei offensichtlichen Unstimmigkeiten wurden Aktentitel anhand der Akten überprüft und entsprechend präzisiert. Eine weitergehende Erschließungsverbesserung war mit der Retrokonversion nicht verbunden. Wurden einzelne Archivalien, die im Bezirksparteiarchiv nicht erschlossen worden waren, durch spätere Erschließungsarbeiten dem Bestand hinzugefügt, erhielten sie ausschließlich numerische Signaturen.
Überlieferungsschwerpunkte
Den Schwerpunkt der Überlieferung bilden Unterlagen der Tagungen der Stadtbezirksleitung und des Sekretariats der Stadtbezirksleitung im Zeitraum 1952 bis 1989. Über die Anleitung und Kontrolle der Grundorganisationen ist eine Vielzahl von Akten überliefert. Außerdem sind im Bestand Unterlagen der Ortsparteiorganisationen Hartha, Leisnig, Roßwein und Waldheimvorhanden. Sie betreffen vorwiegend den Zeitraum 1946 bis 1962 und beinhalten Unterlagen der Ortsparteileitungen und von Grundorganisationen im jeweiligen Zuständigkeitsbereich.
Da es sich beim vorliegenden Findbuch lediglich um das Ergebnis der Retrokonversion der Findkartei handelt, können zu den inhaltlichen Überlieferungsschwerpunkten keine Angaben gemacht werden.
Hinweise für die Benutzung
Im Bestand sind personenbezogene Daten enthalten. Er unterliegt daher den Schutzfristen gemäß § 10 Sächsisches Archivgesetz. Das gilt nicht für dieses Findbuch, denn die Aktentitel und Enthältvermerke sind in ihrer Formulierung so gewählt worden, dass gesetzliche Schutzfristen bei der Benutzung des Findmittels nicht beachtet werden müssen.
Verweise auf korrespondierende Bestände
21123 SED-Bezirksleitung Leipzig
21145 SED-Stadtleitung Leipzig
SED-Kreis- und Stadtbezirksleitungen
SED-Grundorganisationen
Birgit Giese
Oktober 2019
Mit der Gründung der SED im April 1946 wurde im Statut der Organisationsaufbau der SED festgelegt. Es galt das Territorial- und Produktionsprinzip. Danach waren alle Parteimitglieder in territorialen Strukturen und in den Parteiorganisationen der Betriebe organisiert. Territorial wurden Ortsgruppen, Kreis-, Bezirks- und Landesverbände gebildet. Bereits 1947 wurden die Bezirksverbände wieder aufgelöst. Die Leitung der Verbände erfolgte durch Vorstände, deren Leitungsfunktionen paritätisch mit je einem früheren KPD-Mitglied und einem früheren SPD-Mitglied besetzt waren. In den Leitungen wurden 12 bis 15 Abteilungen und Kommissionen gebildet. 1949 entfiel die paritätische Besetzung der Leitungsfunktionen. Anstelle der Landes- und Kreisvorstände wurden Sekretariate gebildet. Die Leitung erfolgte durch den 1. Sekretär, Stellvertreter war der 2. Sekretär. Die Anzahl der Abteilungen wurde auf vier reduziert. Die SED-Mitglieder in Betrieben gehörten ab 1949 ausschließlich den Betriebsorganisationen an, sie waren nicht mehr Mitglieder in den territorialen Strukturen. Diese umfassten nur noch SED-Mitglieder, die nicht betrieblich organisiert waren. Nach dem Statut von 1950 waren in den Betrieben mit entsprechenden Mitgliederzahlen Abteilungsparteiorganisationen und Parteigruppen zu bilden.
Zur Durchsetzung des Prinzips des demokratischen Zentralismus wurde nach der 8. Tagung des SED-Zentralkomitees im Februar 1952 die Abschaffung der Länder vorbereitet, die mit der Bildung der Bezirke im Juli 1952 vollzogen wurde. Noch vor den Veränderungen des staatlichen Aufbaus begann die Umstrukturierung der SED-Organisation mit der Bildung von Organisationskomitees, die die Umstrukturierungen vorbereiteten. Aus der Landesorganisation Sachsen entstanden die Bezirksorganisationen Dresden, Chemnitz (ab 1953 Karl-Marx-Stadt) und Leipzig sowie die Gebietsorganisation Wismut. In den Bezirksorganisationen wurden Kreisorganisationen gebildet. In den Kreisorganisationen fanden nach zentralen SED-Parteitagen und danach meist zweijährlich Kreisdelegiertenkonferenzen statt. Sie wählten die teilweise vom SED-Zentralkomitee vorgeschlagenen Mitglieder der Kreisleitungen. Die Kreisleitungen bestanden aus haupt- und ehrenamtlichen SED-Funktionären und SED-Mitgliedern aus Betrieben und Einrichtungen. Die Kreisleitungen wählten den 1. und den 2. Sekretär und die Mitglieder der Sekretariate. Außerdem bestimmten sie die Mitglieder der Kreisparteikontrollkommissionen. Die Kreisleitungen tagten meist vierteljährlich. 1954 erfolgte die Bildung von Büros der Kreisleitungen anstelle der Sekretariate. Sie hatten sieben bis neun Mitglieder, die entsprechend den Vorgaben des SED-Zentralkomitees die Sekretäre wählten, denen Fachabteilungen unterstanden.
Mit der Einführung des Neuen ökonomischen Systems der Planung und Leitung der Volkswirtschaft 1963 erfolgte eine Umstrukturierung des Parteiapparates. Bezirksleitungen und Kreisleitungen wurden nach dem Produktionsprinzip organisiert. Es wurden das Büro für Industrie und Bauwesen, das Büro für Landwirtschaft und die Ideologische Kommission gebildet. Sie wurden durch Sekretäre geleitet, die weitgehend selbstständig arbeiteten. Die Sekretäre sowie Erster und Zweiter Sekretär bildeten das Sekretariat der Kreisleitung. Von den Kreisleitungen wurden außerdem die Parteikontrollkommission, die Frauenkommission und die Kommission Jugend und Sport bestimmt. Die bislang bestehenden Abteilungen wurden aufgelöst. Lediglich die Abteilung Organisation/Kader blieb bestehen. Die Organisation nach dem Produktionsprinzip bedeutete auch, dass die Unterstellung der Grundorganisationen der Betriebe nach der Art der Produktion erfolgte. Territoriale Aspekte waren zweitrangig. Grundorganisationen aus Betrieben mit gleicher Produktionsart konnten auch bei verschiedenen regionalen Standorten einer Kreisleitung unterstellt werden.
Bereits im Jahr 1965 erfolgte die Rückkehr zum Territorial- und Produktionsprinzip. Die Büros entfielen. Durch die Kreisleitungen wurden Erster und Zweiter Sekretär, der Sekretär für Wirtschaftspolitik, der Sekretär für Agitation und Propaganda, der Sekretär für Volksbildung und Kultur sowie die übrigen Mitglieder des Sekretariats, die Frauenkommission und die Kommission für Jugend und Sport gewählt. Die Abteilungen wurden wieder eingerichtet. Grundsätzlich gab es die Abteilungen Parteiorgane, Agitation und Propaganda, Wirtschaftspolitik, Landwirtschaft, Sicherheit sowie Kader. In Abhängigkeit von den Aufgabenschwerpunkten konnten Abweichungen vorkommen. So entfiel zum Beispiel in Kreisen ohne Landwirtschaft diese Abteilung. Die Abteilungen unterstanden den entsprechenden Sekretären, die zum Teil für mehrere Abteilungen zuständig waren. Auch bei den Zuordnungen der Grundorganisationen galt wieder das Territorial- und Produktionsprinzip. Bis 1989 gab es keine grundlegenden Änderungen dieser Struktur.
Die SED-Kreisleitungen waren zuständig für die Durchsetzung der Beschlüsse und Anordnungen der zentralen Parteiführung und der Bezirksleitung in den Kreisorganisationen, Ortsparteiorganisationen und Grundorganisationen. Zu ihren Aufgaben gehörten die ideologische Arbeit im Kreis auf wirtschaftlichem, kulturellem und staatlichem Gebiet sowie die Anleitung und Kontrolle der SED-Grundorganisationen. Die SED-Kreisleitungen setzten die Redaktionsgremien regionaler Parteizeitungen ein und kontrollierten die Tätigkeit der Redaktionen. Zur Erfüllung der Aufgaben beschäftigten die SED-Kreisleitungen haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter.
Die territoriale und wirtschaftliche Struktur des jeweiligen Zuständigkeitsbereiches spiegelt sich in der Tätigkeit der Kreisleitung Döbeln wider. Im gesamten Zeitraum gehörte insbesondere die politisch-ideologische Arbeit mit den Parteimitgliedern, den Jugendlichen und den Werktätigen in den Betrieben und Einrichtungen zu den Schwerpunkten. Außerdem standen die Organisation und Abrechnung des sozialistischen Wettbewerbs zu den Jahrestagen der DDR-Gründung, der SED-Gründung, der Befreiung vom Faschismus und zum 100. Geburtstag Lenins sowie die Gleichberechtigung der Frauen, die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter und die kulturelle Massenarbeit einschließlich des Volkskunstschaffens im Mittelpunkt.
Ergänzend sind zu nennen für den Zeitraum 1963 – 1967
- Einführung des Neuen Ökonomischen Systems der Planung und Leitung der Volkswirtschaft
- Herstellung der Devisenrentabilität im Aropharmwerk Riesa, Zweigwerk Niederstrigis
- Gewinnung von ehrenamtlichen Instrukteuren für den Bereich Industrie der Kreisleitung
- Erhöhung des Parteieinflusses in halbstaatlichen und privaten Betrieben
- Erhöhung der pflanzlichen und tierischen Produktion u. a. durch Bildung von Arbeitsgemeinschaften Tierärzte und Züchter, Einkreuzung hochproduktiver Rinderrassen, Senkung der Tierverluste
- Bildung von drei Zwischengenossenschaftlichen Bauorganisationen
- Sicherung der Produktion von Frühgemüse
für den Zeitraum 1968 – 1971
- V. Turn- und Sportfest der DDR
- 13. Arbeiterfestspiele
- Rationalisierung und Automatisierung in den VEB Elektromotorenwerk Hartha, Schmiedewerke "Hermann Matern" Roßwein, Döbelner Beschläge und Metallwaren, Stoßdämpferwerk Hartha, Landmaschinenbau "Rotes Banner" Döbeln
- Erhöhung der Leistungsfähigkeit des Bauwesens
- Autobahnbau Leipzig-Dresden
- Kooperation in der Feld- und Grünlandwirtschaft, besonders KOG Ostrau und Kieselbach
- Bau von Großanlagen für die Schweinezucht und die Jungrinderaufzucht
- Neubau von ACZ in Döbeln und Leisnig
für den Zeitraum 1972 bis 1976
- Intensivierung der Produktion im VEB Renak und Armaturenwerke, Döbelner Beschläge und Metallwaren, Landmaschinenbau "Rotes Banner" Döbeln
- Neuererbewegung und Jugendinitiativen im Bereich Wissenschaft und Technik
- Bildung einer Kreisrationalisierungskommission
- Einführung industriemäßiger Produktionsmethoden in der Landwirtschaft
- Verbesserung der Arbeit der Kooperationsverbände zur Produktion von Nahrungsgütern
für den Zeitraum 1977 – 1981
- Einführung der Mikroelektronik in Industrie und Landwirtschaft
- Produktion von Präzisionskleinstmotoren im VEB Elmo Hartha
- Stabilisierung der Produktion von Trabantfedern im VEB Schmiedewerke "Hermann Matern" Roßwein
- Einführung eines Montageroboters im VEB Stoßdämpferwerk Hartha
- Entwicklung und Produktion neuer Konsumgüter
- Energieeinsparungen in Betrieben
- Wohnungsbau im Neubaugebiet Hartha-Nord
- Sicherung der Pflanzenproduktion durch Zusammenarbeit der LPG mit den Agrochemischen Zentren und dem Kreisbetrieb für Landtechnik
- Futterökonomie durch Anwendung des DDR-Futterbewertungssystem
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Im Jahr 1963 wurde vom SED-Zentralkomitee die Einrichtung von Parteiarchiven beschlossen. Im gleichen Jahr erfolgte im Bezirk Leipzig die Bildung des Bezirksparteiarchivs. Das Bezirksparteiarchiv war zuständig für die Archivierung von dauerhaft aufzubewahrenden Unterlagen der SED-Bezirksleitung Leipzig, der SED-Kreisleitungen des Bezirkes Leipzig einschließlich Stadtleitung Leipzig und Stadtbezirksleitungen Leipzig, SED-Ortsleitungen sowie ausgewählter SED-Grundorganisationen. Sammlungen und Nachlässe ergänzten die Bestände. Erfassung, Bewertung, Übernahme, Erschließung und Benutzung waren in zentralen Vorschriften geregelt. Dazu gehörte auch das Signatursystem, nach dem Bestände und Archivalien geordnet wurden: Zuerst wurden die Unterlagen einer Abteilung zugeordnet. Danach erfolgte die Einordnung in eine Zeitscheibe, die sich an den SED-Parteitagen orientierte. An dritter Stelle steht eine Ziffer für den Bestandstyp. Beim Bestand SED-Bezirksleitung Leipzig folgt danach eine Zahl für den jeweiligen Strukturteil, bei den Kreisleitungen und Grundorganisationen die jeweilige Einheit. Am Schluss findet sich die Nummer der einzelnen Akte.
Abteilungen:
Zeitscheiben:
1946 bis 1962 kein Buchstabe
Bestandstyp:
Beispiel:
IV/D/4/05/012:
IV für SED
D für Zeitscheibe 1977 bis 1981
4 für Kreisleitungen
05 für Kreisleitung Döbeln
012 für die einzelne Akte, hier Protokoll der Tagung der Kreisleitung am 10. Januar 1980
Der Bestand SED-Kreisleitung Döbeln wurde im Bezirksparteiarchiv durch eine nach Zeitscheiben geordnete Findkartei mit überwiegend einfacher Verzeichnung erschlossen. Im Jahr 1993 wurde er mit den übrigen Beständen des Bezirksparteiarchivs vom PDS-Landesvorstand Sachsen dem Staatsarchiv Leipzig übergeben. Im Jahr 2017 erfolgte die Retrokonversion der Findkartei durch eine externe Firma unter Nutzung einer Excel-Datei, die im Staatsarchiv Leipzig in die Archivsoftware Augias 9.1 importiert wurde. Zur besseren Übersicht wurde die Gliederung nach Zeitscheiben aufgelöst und eine inhaltliche Ordnung vorgenommen. Dafür wurde eine Musterklassifikation für alle SED-Kreisleitungen erstellt. Klassifikationsgruppen, zu denen keine Verzeichnungseinheiten im Bestand SED-Kreisleitung Döbeln überliefert sind, wurden im Inhaltsverzeichnis als [nicht belegt] gekennzeichnet. Aufgrund der Vielzahl der überlieferten Archivalien wurde der Klassifikationspunkt 04.03 Grundorganisationen ergänzt um Ortsparteiorganisationen und entsprechend weiter untergegliedert. Die Verzeichnungsangaben wurden im Wesentlichen unverändert übernommen, lediglich teilweise sprachlich angepasst. Nur bei offensichtlichen Unstimmigkeiten wurden Aktentitel anhand der Akten überprüft und entsprechend präzisiert. Eine weitergehende Erschließungsverbesserung war mit der Retrokonversion nicht verbunden. Wurden einzelne Archivalien, die im Bezirksparteiarchiv nicht erschlossen worden waren, durch spätere Erschließungsarbeiten dem Bestand hinzugefügt, erhielten sie ausschließlich numerische Signaturen.
Überlieferungsschwerpunkte
Den Schwerpunkt der Überlieferung bilden Unterlagen der Tagungen der Stadtbezirksleitung und des Sekretariats der Stadtbezirksleitung im Zeitraum 1952 bis 1989. Über die Anleitung und Kontrolle der Grundorganisationen ist eine Vielzahl von Akten überliefert. Außerdem sind im Bestand Unterlagen der Ortsparteiorganisationen Hartha, Leisnig, Roßwein und Waldheimvorhanden. Sie betreffen vorwiegend den Zeitraum 1946 bis 1962 und beinhalten Unterlagen der Ortsparteileitungen und von Grundorganisationen im jeweiligen Zuständigkeitsbereich.
Da es sich beim vorliegenden Findbuch lediglich um das Ergebnis der Retrokonversion der Findkartei handelt, können zu den inhaltlichen Überlieferungsschwerpunkten keine Angaben gemacht werden.
Hinweise für die Benutzung
Im Bestand sind personenbezogene Daten enthalten. Er unterliegt daher den Schutzfristen gemäß § 10 Sächsisches Archivgesetz. Das gilt nicht für dieses Findbuch, denn die Aktentitel und Enthältvermerke sind in ihrer Formulierung so gewählt worden, dass gesetzliche Schutzfristen bei der Benutzung des Findmittels nicht beachtet werden müssen.
Verweise auf korrespondierende Bestände
21123 SED-Bezirksleitung Leipzig
21145 SED-Stadtleitung Leipzig
SED-Kreis- und Stadtbezirksleitungen
SED-Grundorganisationen
Birgit Giese
Oktober 2019
Kreisdelegiertenkonferenzen.- Sitzungen der Kreisleitung.- Kreisrevisionskommission.- Kreisparteikontrollkommission.- Parteiwahlen.- Mitgliederbewegung.- Agitation und Propaganda.- Volksbildung und Kultur.- Wirtschaft.- Kollektivierung der Landwirtschaft.- Wahlen.
Kreisdelegiertenkonferenzen von KPD und SPD beschlossen am 30. März 1946 die Vereinigung zur SED. Am 9. April 1946 konstituierte sich die SED-Kreisleitung Döbeln. Mit der Verwaltungsreform 1952 gab die SED-Kreisleitung einige Grundorganisationen an die Kreisleitung Grimma ab und bekam gleichzeitig Parteiorganisationen aus dem Gebiet der alten Kreise Grimma, Meißen und Oschatz unterstellt. Döbeln, bei den Reichtagswahlen 1933 mit einem überdurchschnittlichen NSDAP-Wahlergebnis versehen, zählte nicht zu den Kreisen im Bezirk Leipzig mit besonders hoher Beteiligung am 17. Juni 1953, wenn man von Roßwein und Hartha absieht. Landwirtschaft, Metallbetriebe und Kongumgüterpoduktion wie bspw. Florena-Kosmetik prägten die Wirtschaft des Kreises. Zur Kreisparteiorganisation gehörten u. a. Grundorganisationen im VEB Döbelner Beschläge- und Metallwerk und VEB Stoßdämpferwerk Hartha, die u. a. den DDR-Fahrzeugbau belieferten, und im VEB Armaturenwerk Rosswein.
- 2019 | Findbuch / Datenbank
- 2024-11-19 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5