Beständeübersicht
Bestand
21134 SED-Kreisleitung Oschatz
Datierung | 1946 - 1990 |
---|---|
Benutzung im | Staatsarchiv Leipzig |
Umfang (nur lfm) | 37,50 |
Geschichte der SED-Kreisleitung Oschatz
Mit der Gründung der SED im April 1946 wurde im Statut der Organisationsaufbau der SED festgelegt. Es galt das Territorial- und Produktionsprinzip. Danach waren alle Parteimitglieder in territorialen Strukturen und in den Parteiorganisationen der Betriebe organisiert. Territorial wurden Ortsgruppen, Kreis-, Bezirks- und Landesverbände gebildet. Bereits 1947 wurden die Bezirksverbände wieder aufgelöst. Die Leitung der Verbände erfolgte durch Vorstände, deren Leitungsfunktionen paritätisch mit je einem früheren KPD-Mitglied und einem früheren SPD-Mitglied besetzt waren. In den Leitungen wurden 12 bis 15 Abteilungen und Kommissionen gebildet. 1949 entfiel die paritätische Besetzung der Leitungsfunktionen. Anstelle der Landes- und Kreisvorstände wurden Sekretariate gebildet. Die Leitung erfolgte durch den 1. Sekretär, Stellvertreter war der 2. Sekretär. Die Anzahl der Abteilungen wurde auf vier reduziert. Die SED-Mitglieder in Betrieben gehörten ab 1949 ausschließlich den Betriebsorganisationen an, sie waren nicht mehr Mitglieder in den territorialen Strukturen. Diese umfassten nur noch SED-Mitglieder, die nicht betrieblich organisiert waren. Nach dem Statut von 1950 waren in den Betrieben mit entsprechenden Mitgliederzahlen Abteilungsparteiorganisationen und Parteigruppen zu bilden.
Zur Durchsetzung des Prinzips des demokratischen Zentralismus wurde nach der 8. Tagung des SED-Zentralkomitees im Februar 1952 die Abschaffung der Länder vorbereitet, die mit der Bildung der Bezirke im Juli 1952 vollzogen wurde. Noch vor den Veränderungen des staatlichen Aufbaus begann die Umstrukturierung der SED-Organisation mit der Bildung von Organisationskomitees, die die Umstrukturierungen vorbereiteten. Aus der Landesorganisation Sachsen entstanden die Bezirksorganisationen Dresden, Chemnitz (ab 1953 Karl-Marx-Stadt) und Leipzig sowie die Gebietsorganisation Wismut. In den Bezirksorganisationen wurden Kreisorganisationen gebildet. In den Kreisorganisationen fanden nach zentralen SED-Parteitagen und danach meist zweijährlich Kreisdelegiertenkonferenzen statt. Sie wählten die teilweise vom SED-Zentralkomitee vorgeschlagenen Mitglieder der Kreisleitungen. Die Kreisleitungen bestanden aus haupt- und ehrenamtlichen SED-Funktionären und SED-Mitgliedern aus Betrieben und Einrichtungen. Die Kreisleitungen wählten den 1. und den 2. Sekretär und die Mitglieder der Sekretariate. Außerdem bestimmten sie die Mitglieder der Kreisparteikontrollkommissionen. Die Kreisleitungen tagten meist vierteljährlich. 1954 erfolgte die Bildung von Büros der Kreisleitungen anstelle der Sekretariate. Sie hatten sieben bis neun Mitglieder, die entsprechend den Vorgaben des SED-Zentralkomitees die Sekretäre wählten, denen Fachabteilungen unterstanden. Die Büros bestanden bis April 1963.
Mit der Einführung des Neuen ökonomischen Systems der Planung und Leitung der Volkswirtschaft 1963 erfolgte eine Umstrukturierung des Parteiapparates. Bezirksleitungen und Kreisleitungen wurden nach dem Produktionsprinzip organisiert. Es wurden das Büro für Industrie und Bauwesen, das Büro für Landwirtschaft und die Ideologische Kommission gebildet. Sie wurden durch Sekretäre geleitet, die weitgehend selbstständig arbeiteten. Die Sekretäre sowie Erster und Zweiter Sekretär bildeten das Sekretariat der Kreisleitung. Von den Kreisleitungen wurden außerdem die Parteikontrollkommission, die Frauenkommission und die Kommission Jugend und Sport bestimmt. Die bislang bestehenden Abteilungen wurden aufgelöst. Lediglich die Abteilung Organisation/Kader blieb bestehen. Die Organisation nach dem Produktionsprinzip bedeutete auch, dass die Unterstellung der Grundorganisationen der Betriebe nach der Art der Produktion erfolgte. Territoriale Aspekte waren zweitrangig. Grundorganisationen aus Betrieben mit gleicher Produktionsart konnten auch bei verschiedenen regionalen Standorten einer Kreisleitung unterstellt werden.
Bereits im Jahr 1965 erfolgte die Rückkehr zum Territorial- und Produktionsprinzip. Die Büros entfielen. Durch die Kreisleitungen wurden Erster und Zweiter Sekretär, der Sekretär für Wirtschaftspolitik, der Sekretär für Agitation und Propaganda, der Sekretär für Volksbildung und Kultur sowie die übrigen Mitglieder des Sekretariats, die Frauenkommission und die Kommission für Jugend und Sport gewählt. Die Abteilungen wurden wieder eingerichtet. Grundsätzlich gab es die Abteilungen Parteiorgane, Agitation und Propaganda, Wirtschaftspolitik, Landwirtschaft, Sicherheit sowie Kader. In Abhängigkeit von den Aufgabenschwerpunkten konnten Abweichungen vorkommen. So entfiel zum Beispiel in Kreisen ohne Landwirtschaft diese Abteilung. Die Abteilungen unterstanden den entsprechenden Sekretären, die zum Teil für mehrere Abteilungen zuständig waren. Auch bei den Zuordnungen der Grundorganisationen galt wieder das Territorial- und Produktionsprinzip. Bis 1989 gab es keine grundlegenden Änderungen dieser Struktur.
Die SED-Kreisleitungen waren zuständig für die Durchsetzung der Beschlüsse und Anordnungen der zentralen Parteiführung und der Bezirksleitung in den Kreisorganisationen, Ortsparteiorganisationen und Grundorganisationen. Zu ihren Aufgaben gehörten die ideologische Arbeit im Kreis auf wirtschaftlichem, kulturellem und staatlichem Gebiet sowie die Anleitung und Kontrolle der SED-Grundorganisationen. Die SED-Kreisleitungen setzten die Redaktionsgremien regionaler Parteizeitungen ein und kontrollierten die Tätigkeit der Redaktionen. Zur Erfüllung der Aufgaben beschäftigten die SED-Kreisleitungen haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter.
Die Kreisparteiorganisation Oschatz der SED wurde am 14. April 1946 gebildet. Durch die Verwaltungsreform von 1952 kam es zu Veränderungen in der territorialen Zuständigkeit der Kreisleitung Oschatz. Einzelne Grundorganisationen wurden der Kreisleitung Döbeln zugeordnet. Aus den vorherigen Kreisen Grimma und Torgau kamen Grundorganisationen hinzu.
Die territoriale und wirtschaftliche Struktur des jeweiligen Zuständigkeitsbereiches spiegelt sich in der Tätigkeit der Kreisleitung Oschatz wider. Im gesamten Zeitraum gehörte insbesondere die politisch-ideologische Arbeit mit den Parteimitgliedern, den Jugendlichen und den Werktätigen in den Betrieben und Einrichtungen zu den Schwerpunkten. Außerdem standen die Organisation und Abrechnung des sozialistischen Wettbewerbs zu den Jahrestagen der DDR-Gründung, der SED-Gründung, der Befreiung vom Faschismus und zum 100. Geburtstag Lenins sowie die Gleichberechtigung der Frauen, die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter und die kulturelle Massenarbeit einschließlich des Volkskunstschaffens im Mittelpunkt.
Wirtschaftliche Schwerpunktaufgaben im Kreis Oschatz waren im Zeitraum 1963 bis 1967 die Einführung des Neuen Ökonomischen Systems der Planung und Leitung der Volkswirtschaft, die Intensivierung der Bodennutzung und Viehwirtschaft, der Produktionsanlauf im VEB Glasseidenwerk Oschatz und die Produktion eines Strahlungsofens im VEB Ofenbau. Außerdem sollten verstärkt Parteimitgliedern in halbstaatlichen Betrieben und PGH gewonnen werden. Im Zeitraum 1968 bis 1971 wurde der Kreisbaubetrieb der örtlichen Bau- und Baustoffindustrie gebildet. Es erfolgte die Inbetriebnahme von Anlagen im VEB Glasseidenwerk Oschatz, die Kaolingewinnung sollte erhöht und der Tagebau Gröppendorf aufgeschlossen werden. Die Intensivierung der Landwirtschaft war eine weitere Schwerpunktaufgabe. Im Zeitraum 1972 bis 1976 standen die Realisierung des Wohnungsbauprogramms und die Sicherung der Konsumgüterproduktion im Mittelpunkt. Im VEB Silikat-Rohstoffkombinat Kemmlitz wurde ein Forschungszentrum eingerichtet. Die industriemäßige Produktion in der Landwirtschaft, besonders in den Betrieben Kooperationsvereinigung Niedergoseln, Milchviehanlage Nauendorf, Käserei Mügeln, Obstlagerhaus Sornzig, Kreisbetrieb für Landtechnik und Schlachtbetrieb Oschatz, sollte intensiviert werden. Der Zeitraum 1977 bis 1981 war gekennzeichnet durch den Einsatz von Mikroelektronik und von Industrierobotern im VE Kombinat Glasseide Oschatz und VE Silikatrohstoffkombinat Kemmlitz. Die industriemäßige Produktion in der Landwirtschaft sollte weitergeführt und die Produktion von Speisekarpfen im VEB Binnenfischerei Wermsdorf erhöht werden
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Im Jahr 1963 wurde vom SED-Zentralkomitee die Einrichtung von Parteiarchiven beschlossen. Im gleichen Jahr erfolgte im Bezirk Leipzig die Bildung des Bezirksparteiarchivs. Das Bezirksparteiarchiv war zuständig für die Archivierung von dauerhaft aufzubewahrenden Unterlagen der SED-Bezirksleitung Leipzig, der SED-Kreisleitungen des Bezirkes Leipzig einschließlich Stadtleitung Leipzig und Stadtbezirksleitungen Leipzig, SED-Ortsleitungen sowie ausgewählter SED-Grundorganisationen. Sammlungen und Nachlässe ergänzten die Bestände. Erfassung, Bewertung, Übernahme, Erschließung und Benutzung waren in zentralen Vorschriften geregelt. Dazu gehörte auch das Signatursystem, nach dem Bestände und Archivalien geordnet wurden: Zuerst wurden die Unterlagen einer Abteilung zugeordnet. Danach erfolgte die Einordnung in eine Zeitscheibe, die sich an den SED-Parteitagen orientierte. An dritter Stelle steht eine Ziffer für den Bestandstyp. Beim Bestand SED-Stadtleitung Leipzig erfolgte keine weitere Untergliederung nach Strukturteilen, sodass durchgängig die Nummerierung 01 vorliegt. Am Schluss findet sich die Nummer der einzelnen Akte.
Abteilungen:
Zeitscheiben:
1946 bis 1962 kein Buchstabe
Bestandstyp:
Beispiel: IV/D/4/10/002:
IV für SED
D für Zeitscheibe 1977 bis 1981
4 für Kreisleitung
10 für Oschatz
002 für die einzelne Akte, hier Protokoll der Kreisdelegiertenkonferenz am 10. Januar 1981
Der Bestand SED-Kreisleitung Oschatz wurde im Bezirksparteiarchiv durch eine nach Zeitscheiben geordnete Findkartei mit überwiegend einfacher Verzeichnung erschlossen. Im Jahr 1993 wurde er mit den übrigen Beständen des Bezirksparteiarchivs vom PDS-Landesvorstand Sachsen dem Staatsarchiv Leipzig übergeben. Im Jahr 2017 erfolgte im Rahmen eines DFG-Projekts die Retrokonversion der Findkartei durch einen externen Dienstleister in eine Excel-Datei. Diese wurde 2018 in die Archivsoftware Augias 9.1 importiert. Zur besseren Übersicht wurde die Gliederung nach Zeitscheiben aufgelöst und eine inhaltliche Ordnung vorgenommen. Dafür wurde eine Musterklassifikation für alle SED-Kreisleitungen erstellt. Klassifikationsgruppen zu denen keine Verzeichnungseinheiten im Bestand SED-Kreisleitung Oschatz überliefert sind wurden im Inhaltsverzeichnis als [nicht belegt] gekennzeichnet. Die Verzeichnungsangaben wurden im Wesentlichen unverändert übernommen, lediglich teilweise sprachlich angepasst. Nur bei offensichtlichen Unstimmigkeiten wurden Aktentitel anhand der Akten überprüft und entsprechend präzisiert. Eine weitergehende Erschließungsverbesserung war mit der Retrokonversion nicht verbunden. Wurden einzelne Archivalien, die im Bezirksparteiarchiv nicht erschlossen worden waren, durch spätere Erschließungsarbeiten dem Bestand hinzugefügt, erhielten sie ausschließlich numerische Signaturen.
Überlieferungsschwerpunkte
Den Schwerpunkt der Überlieferung bilden Unterlagen der Tagungen der Kreisleitung Oschatz und des Büros bzw. des Sekretariats der Kreisleitung Oschatz im Zeitraum 1952 bis 1989.
Da es sich beim vorliegenden Findbuch lediglich um das Ergebnis der Retrokonversion der Findkartei handelt, können zu den inhaltlichen Überlieferungsschwerpunkten keine Angaben gemacht werden.
Hinweise für die Benutzung
Im Bestand sind personenbezogene Daten enthalten. Er unterliegt daher den Schutzfristen gemäß § 10 Sächsisches Archivgesetz.
Verweise auf korrespondierende Bestände
21123 SED-Bezirksleitung Leipzig
SED-Kreisleitungen
SED-Stadtbezirksleitungen
SED-Grundorganisationen
Birgit Giese
Mai 2019
Mit der Gründung der SED im April 1946 wurde im Statut der Organisationsaufbau der SED festgelegt. Es galt das Territorial- und Produktionsprinzip. Danach waren alle Parteimitglieder in territorialen Strukturen und in den Parteiorganisationen der Betriebe organisiert. Territorial wurden Ortsgruppen, Kreis-, Bezirks- und Landesverbände gebildet. Bereits 1947 wurden die Bezirksverbände wieder aufgelöst. Die Leitung der Verbände erfolgte durch Vorstände, deren Leitungsfunktionen paritätisch mit je einem früheren KPD-Mitglied und einem früheren SPD-Mitglied besetzt waren. In den Leitungen wurden 12 bis 15 Abteilungen und Kommissionen gebildet. 1949 entfiel die paritätische Besetzung der Leitungsfunktionen. Anstelle der Landes- und Kreisvorstände wurden Sekretariate gebildet. Die Leitung erfolgte durch den 1. Sekretär, Stellvertreter war der 2. Sekretär. Die Anzahl der Abteilungen wurde auf vier reduziert. Die SED-Mitglieder in Betrieben gehörten ab 1949 ausschließlich den Betriebsorganisationen an, sie waren nicht mehr Mitglieder in den territorialen Strukturen. Diese umfassten nur noch SED-Mitglieder, die nicht betrieblich organisiert waren. Nach dem Statut von 1950 waren in den Betrieben mit entsprechenden Mitgliederzahlen Abteilungsparteiorganisationen und Parteigruppen zu bilden.
Zur Durchsetzung des Prinzips des demokratischen Zentralismus wurde nach der 8. Tagung des SED-Zentralkomitees im Februar 1952 die Abschaffung der Länder vorbereitet, die mit der Bildung der Bezirke im Juli 1952 vollzogen wurde. Noch vor den Veränderungen des staatlichen Aufbaus begann die Umstrukturierung der SED-Organisation mit der Bildung von Organisationskomitees, die die Umstrukturierungen vorbereiteten. Aus der Landesorganisation Sachsen entstanden die Bezirksorganisationen Dresden, Chemnitz (ab 1953 Karl-Marx-Stadt) und Leipzig sowie die Gebietsorganisation Wismut. In den Bezirksorganisationen wurden Kreisorganisationen gebildet. In den Kreisorganisationen fanden nach zentralen SED-Parteitagen und danach meist zweijährlich Kreisdelegiertenkonferenzen statt. Sie wählten die teilweise vom SED-Zentralkomitee vorgeschlagenen Mitglieder der Kreisleitungen. Die Kreisleitungen bestanden aus haupt- und ehrenamtlichen SED-Funktionären und SED-Mitgliedern aus Betrieben und Einrichtungen. Die Kreisleitungen wählten den 1. und den 2. Sekretär und die Mitglieder der Sekretariate. Außerdem bestimmten sie die Mitglieder der Kreisparteikontrollkommissionen. Die Kreisleitungen tagten meist vierteljährlich. 1954 erfolgte die Bildung von Büros der Kreisleitungen anstelle der Sekretariate. Sie hatten sieben bis neun Mitglieder, die entsprechend den Vorgaben des SED-Zentralkomitees die Sekretäre wählten, denen Fachabteilungen unterstanden. Die Büros bestanden bis April 1963.
Mit der Einführung des Neuen ökonomischen Systems der Planung und Leitung der Volkswirtschaft 1963 erfolgte eine Umstrukturierung des Parteiapparates. Bezirksleitungen und Kreisleitungen wurden nach dem Produktionsprinzip organisiert. Es wurden das Büro für Industrie und Bauwesen, das Büro für Landwirtschaft und die Ideologische Kommission gebildet. Sie wurden durch Sekretäre geleitet, die weitgehend selbstständig arbeiteten. Die Sekretäre sowie Erster und Zweiter Sekretär bildeten das Sekretariat der Kreisleitung. Von den Kreisleitungen wurden außerdem die Parteikontrollkommission, die Frauenkommission und die Kommission Jugend und Sport bestimmt. Die bislang bestehenden Abteilungen wurden aufgelöst. Lediglich die Abteilung Organisation/Kader blieb bestehen. Die Organisation nach dem Produktionsprinzip bedeutete auch, dass die Unterstellung der Grundorganisationen der Betriebe nach der Art der Produktion erfolgte. Territoriale Aspekte waren zweitrangig. Grundorganisationen aus Betrieben mit gleicher Produktionsart konnten auch bei verschiedenen regionalen Standorten einer Kreisleitung unterstellt werden.
Bereits im Jahr 1965 erfolgte die Rückkehr zum Territorial- und Produktionsprinzip. Die Büros entfielen. Durch die Kreisleitungen wurden Erster und Zweiter Sekretär, der Sekretär für Wirtschaftspolitik, der Sekretär für Agitation und Propaganda, der Sekretär für Volksbildung und Kultur sowie die übrigen Mitglieder des Sekretariats, die Frauenkommission und die Kommission für Jugend und Sport gewählt. Die Abteilungen wurden wieder eingerichtet. Grundsätzlich gab es die Abteilungen Parteiorgane, Agitation und Propaganda, Wirtschaftspolitik, Landwirtschaft, Sicherheit sowie Kader. In Abhängigkeit von den Aufgabenschwerpunkten konnten Abweichungen vorkommen. So entfiel zum Beispiel in Kreisen ohne Landwirtschaft diese Abteilung. Die Abteilungen unterstanden den entsprechenden Sekretären, die zum Teil für mehrere Abteilungen zuständig waren. Auch bei den Zuordnungen der Grundorganisationen galt wieder das Territorial- und Produktionsprinzip. Bis 1989 gab es keine grundlegenden Änderungen dieser Struktur.
Die SED-Kreisleitungen waren zuständig für die Durchsetzung der Beschlüsse und Anordnungen der zentralen Parteiführung und der Bezirksleitung in den Kreisorganisationen, Ortsparteiorganisationen und Grundorganisationen. Zu ihren Aufgaben gehörten die ideologische Arbeit im Kreis auf wirtschaftlichem, kulturellem und staatlichem Gebiet sowie die Anleitung und Kontrolle der SED-Grundorganisationen. Die SED-Kreisleitungen setzten die Redaktionsgremien regionaler Parteizeitungen ein und kontrollierten die Tätigkeit der Redaktionen. Zur Erfüllung der Aufgaben beschäftigten die SED-Kreisleitungen haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter.
Die Kreisparteiorganisation Oschatz der SED wurde am 14. April 1946 gebildet. Durch die Verwaltungsreform von 1952 kam es zu Veränderungen in der territorialen Zuständigkeit der Kreisleitung Oschatz. Einzelne Grundorganisationen wurden der Kreisleitung Döbeln zugeordnet. Aus den vorherigen Kreisen Grimma und Torgau kamen Grundorganisationen hinzu.
Die territoriale und wirtschaftliche Struktur des jeweiligen Zuständigkeitsbereiches spiegelt sich in der Tätigkeit der Kreisleitung Oschatz wider. Im gesamten Zeitraum gehörte insbesondere die politisch-ideologische Arbeit mit den Parteimitgliedern, den Jugendlichen und den Werktätigen in den Betrieben und Einrichtungen zu den Schwerpunkten. Außerdem standen die Organisation und Abrechnung des sozialistischen Wettbewerbs zu den Jahrestagen der DDR-Gründung, der SED-Gründung, der Befreiung vom Faschismus und zum 100. Geburtstag Lenins sowie die Gleichberechtigung der Frauen, die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter und die kulturelle Massenarbeit einschließlich des Volkskunstschaffens im Mittelpunkt.
Wirtschaftliche Schwerpunktaufgaben im Kreis Oschatz waren im Zeitraum 1963 bis 1967 die Einführung des Neuen Ökonomischen Systems der Planung und Leitung der Volkswirtschaft, die Intensivierung der Bodennutzung und Viehwirtschaft, der Produktionsanlauf im VEB Glasseidenwerk Oschatz und die Produktion eines Strahlungsofens im VEB Ofenbau. Außerdem sollten verstärkt Parteimitgliedern in halbstaatlichen Betrieben und PGH gewonnen werden. Im Zeitraum 1968 bis 1971 wurde der Kreisbaubetrieb der örtlichen Bau- und Baustoffindustrie gebildet. Es erfolgte die Inbetriebnahme von Anlagen im VEB Glasseidenwerk Oschatz, die Kaolingewinnung sollte erhöht und der Tagebau Gröppendorf aufgeschlossen werden. Die Intensivierung der Landwirtschaft war eine weitere Schwerpunktaufgabe. Im Zeitraum 1972 bis 1976 standen die Realisierung des Wohnungsbauprogramms und die Sicherung der Konsumgüterproduktion im Mittelpunkt. Im VEB Silikat-Rohstoffkombinat Kemmlitz wurde ein Forschungszentrum eingerichtet. Die industriemäßige Produktion in der Landwirtschaft, besonders in den Betrieben Kooperationsvereinigung Niedergoseln, Milchviehanlage Nauendorf, Käserei Mügeln, Obstlagerhaus Sornzig, Kreisbetrieb für Landtechnik und Schlachtbetrieb Oschatz, sollte intensiviert werden. Der Zeitraum 1977 bis 1981 war gekennzeichnet durch den Einsatz von Mikroelektronik und von Industrierobotern im VE Kombinat Glasseide Oschatz und VE Silikatrohstoffkombinat Kemmlitz. Die industriemäßige Produktion in der Landwirtschaft sollte weitergeführt und die Produktion von Speisekarpfen im VEB Binnenfischerei Wermsdorf erhöht werden
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Im Jahr 1963 wurde vom SED-Zentralkomitee die Einrichtung von Parteiarchiven beschlossen. Im gleichen Jahr erfolgte im Bezirk Leipzig die Bildung des Bezirksparteiarchivs. Das Bezirksparteiarchiv war zuständig für die Archivierung von dauerhaft aufzubewahrenden Unterlagen der SED-Bezirksleitung Leipzig, der SED-Kreisleitungen des Bezirkes Leipzig einschließlich Stadtleitung Leipzig und Stadtbezirksleitungen Leipzig, SED-Ortsleitungen sowie ausgewählter SED-Grundorganisationen. Sammlungen und Nachlässe ergänzten die Bestände. Erfassung, Bewertung, Übernahme, Erschließung und Benutzung waren in zentralen Vorschriften geregelt. Dazu gehörte auch das Signatursystem, nach dem Bestände und Archivalien geordnet wurden: Zuerst wurden die Unterlagen einer Abteilung zugeordnet. Danach erfolgte die Einordnung in eine Zeitscheibe, die sich an den SED-Parteitagen orientierte. An dritter Stelle steht eine Ziffer für den Bestandstyp. Beim Bestand SED-Stadtleitung Leipzig erfolgte keine weitere Untergliederung nach Strukturteilen, sodass durchgängig die Nummerierung 01 vorliegt. Am Schluss findet sich die Nummer der einzelnen Akte.
Abteilungen:
Zeitscheiben:
1946 bis 1962 kein Buchstabe
Bestandstyp:
Beispiel: IV/D/4/10/002:
IV für SED
D für Zeitscheibe 1977 bis 1981
4 für Kreisleitung
10 für Oschatz
002 für die einzelne Akte, hier Protokoll der Kreisdelegiertenkonferenz am 10. Januar 1981
Der Bestand SED-Kreisleitung Oschatz wurde im Bezirksparteiarchiv durch eine nach Zeitscheiben geordnete Findkartei mit überwiegend einfacher Verzeichnung erschlossen. Im Jahr 1993 wurde er mit den übrigen Beständen des Bezirksparteiarchivs vom PDS-Landesvorstand Sachsen dem Staatsarchiv Leipzig übergeben. Im Jahr 2017 erfolgte im Rahmen eines DFG-Projekts die Retrokonversion der Findkartei durch einen externen Dienstleister in eine Excel-Datei. Diese wurde 2018 in die Archivsoftware Augias 9.1 importiert. Zur besseren Übersicht wurde die Gliederung nach Zeitscheiben aufgelöst und eine inhaltliche Ordnung vorgenommen. Dafür wurde eine Musterklassifikation für alle SED-Kreisleitungen erstellt. Klassifikationsgruppen zu denen keine Verzeichnungseinheiten im Bestand SED-Kreisleitung Oschatz überliefert sind wurden im Inhaltsverzeichnis als [nicht belegt] gekennzeichnet. Die Verzeichnungsangaben wurden im Wesentlichen unverändert übernommen, lediglich teilweise sprachlich angepasst. Nur bei offensichtlichen Unstimmigkeiten wurden Aktentitel anhand der Akten überprüft und entsprechend präzisiert. Eine weitergehende Erschließungsverbesserung war mit der Retrokonversion nicht verbunden. Wurden einzelne Archivalien, die im Bezirksparteiarchiv nicht erschlossen worden waren, durch spätere Erschließungsarbeiten dem Bestand hinzugefügt, erhielten sie ausschließlich numerische Signaturen.
Überlieferungsschwerpunkte
Den Schwerpunkt der Überlieferung bilden Unterlagen der Tagungen der Kreisleitung Oschatz und des Büros bzw. des Sekretariats der Kreisleitung Oschatz im Zeitraum 1952 bis 1989.
Da es sich beim vorliegenden Findbuch lediglich um das Ergebnis der Retrokonversion der Findkartei handelt, können zu den inhaltlichen Überlieferungsschwerpunkten keine Angaben gemacht werden.
Hinweise für die Benutzung
Im Bestand sind personenbezogene Daten enthalten. Er unterliegt daher den Schutzfristen gemäß § 10 Sächsisches Archivgesetz.
Verweise auf korrespondierende Bestände
21123 SED-Bezirksleitung Leipzig
SED-Kreisleitungen
SED-Stadtbezirksleitungen
SED-Grundorganisationen
Birgit Giese
Mai 2019
Führungstätigkeit.- Parteikontrolle.- Arbeiter- und Bauerninspektion.- Parteiwahlen.- Kader.- Massenorganisationen.- Jugend, Frauen, Sport.- Volksbildung und Kultur.- Wirtschaft.- Kollektivierung der Landwirtschaft.- Wahlen.- Kampfgruppen und Wehrerziehung.- Blockparteien.- Kirchenfragen.- Gesundheitswesen.
Am 14. April 1946 schlossen sich KPD und SPD im Kreis Oschatz zur Kreisparteiorganisation der SED zusammen. Mit der Verwaltungsreform 1952 gab die Kreisleitung Grundorganisationen an die Kreisleitung Döbeln ab und bekam gleichzeitig Parteiorganisationen aus den Gebieten der alten Kreise Grimma und Torgau unterstellt. Die Kreisparteiorganisation enthielt Grundorganisationen aus Betrieben der Glas-, Steine- und Erdenindustrie (VEB Glasseidenwerk Oschatz, VEB Silikatrohstoff-Kombinat Kemmlitz), der Metall verarbeitenden Industrie (VEB Wägetechnik Oschatz) und der Leichtindustrie (VEB Erstlings- und Kinderbekleidung Oschatz). Unter den landwirtschaftlichen Parteiorganisationen spielten neben der Pflanzen- und Tierproduktionen auch der Obstbau (Ablaß und Sornzig) und die Fischereiwirtschaft (VEB Binnenfischerei Wermsdorf) eine bedeutende Rolle.
- 2019 | Findbuch / Datenbank
- 2024-11-19 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5