Beständeübersicht
Bestand
21135 SED-Kreisleitung Schmölln
Datierung | 1945 - 1990 |
---|---|
Benutzung im | Staatsarchiv Leipzig |
Umfang (nur lfm) | 27,70 |
Bestand enthält auch 65 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular
Geschichte der SED-Kreisleitung Schmölln
Mit der Gründung der SED im April 1946 wurde im Statut der Organisationsaufbau der SED festgelegt. Es galt das Territorial- und Produktionsprinzip. Danach waren alle Parteimitglieder in territorialen Strukturen und in den Parteiorganisationen der Betriebe organisiert. Territorial wurden Ortsgruppen, Kreis-, Bezirks- und Landesverbände gebildet. Bereits 1947 wurden die Bezirksverbände wieder aufgelöst. Die Leitung der Verbände erfolgte durch Vorstände, deren Leitungsfunktionen paritätisch mit je einem früheren KPD-Mitglied und einem früheren SPD-Mitglied besetzt waren. In den Leitungen wurden 12 bis 15 Abteilungen und Kommissionen gebildet. 1949 entfiel die paritätische Besetzung der Leitungsfunktionen. Anstelle der Landes- und Kreisvorstände wurden Sekretariate gebildet. Die Leitung erfolgte durch den 1. Sekretär, Stellvertreter war der 2. Sekretär. Die Anzahl der Abteilungen wurde auf vier reduziert. Die SED-Mitglieder in Betrieben gehörten ab 1949 ausschließlich den Betriebsorganisationen an, sie waren nicht mehr Mitglieder in den territorialen Strukturen. Diese umfassten nur noch SED-Mitglieder, die nicht betrieblich organisiert waren. Nach dem Statut von 1950 waren in den Betrieben mit entsprechenden Mitgliederzahlen Abteilungspartei-organisationen und Parteigruppen zu bilden.
Das Gebiet um Schmölln gehörte bis 1952 zum Landkreis Altenburg in Thüringen.
Zur Durchsetzung des Prinzips des demokratischen Zentralismus wurde nach der 8. Tagung des SED-Zentralkomitees im Februar 1952 die Abschaffung der Länder vorbereitet, die mit der Bildung der Bezirke im Juli 1952 vollzogen wurde. Dabei kam es zu umfangreichen Änderungen in den Zuordnungen der Kreise und Gemeinden. Der Landkreis Altenburg wurde dem Bezirk Leipzig angegliedert. Die Bildung des Kreises Schmölln im Bezirk Leipzig erfolgte hauptsächlich durch Zusammenfassung von Gemeinden aus den Landkreisen Altenburg und Gera sowie von einigen Gemeinden aus den Landkreisen Zwickau und Zeitz. Noch vor den Veränderungen des staatlichen Aufbaus begann die Umstrukturierung der SED-Organisation mit der Bildung von Organisationskomitees, die die Umstrukturierungen vorbereiteten. Aus der Landesorganisation Sachsen entstanden die Bezirksorganisationen Dresden, Chemnitz (ab 1953 Karl-Marx-Stadt) und Leipzig sowie die Gebietsorganisation Wismut. In den Bezirksorganisationen wurden Kreisorganisationen gebildet. In den Kreisorganisationen fanden nach zentralen SED-Parteitagen und danach meist zweijährlich Kreisdelegiertenkonferenzen statt. Sie wählten die teilweise vom SED-Zentralkomitee vorgeschlagenen Mitglieder der Kreisleitungen. Die Kreisleitungen bestanden aus haupt- und ehrenamtlichen SED-Funktionären und SED-Mitgliedern aus Betrieben und Einrichtungen. Die Kreisleitungen wählten den 1. und den 2. Sekretär und die Mitglieder der Sekretariate. Außerdem bestimmten sie die Mitglieder der Kreisparteikontrollkommissionen. Die Kreisleitungen tagten meist vierteljährlich. 1954 erfolgte die Bildung von Büros der Kreisleitungen anstelle der Sekretariate. Sie hatten sieben bis neun Mitglieder, die entsprechend den Vorgaben des SED-Zentralkomitees die Sekretäre wählten, denen Fachabteilungen unterstanden.
Mit der Einführung des Neuen Ökonomischen Systems der Planung und Leitung der Volkswirtschaft 1963 erfolgte eine Umstrukturierung des Parteiapparates. Bezirksleitungen und Kreisleitungen wurden nach dem Produktionsprinzip organisiert. Es wurden das Büro für Industrie und Bauwesen, das Büro für Landwirtschaft und die Ideologische Kommission gebildet. Sie wurden durch Sekretäre geleitet, die weitgehend selbstständig arbeiteten. Die Sekretäre sowie Erster und Zweiter Sekretär bildeten das Sekretariat der Kreisleitung. Von den Kreisleitungen wurden außerdem die Parteikontrollkommission, die Frauenkommission und die Kommission Jugend und Sport bestimmt. Die bislang bestehenden Abteilungen wurden aufgelöst. Lediglich die Abteilung Organisation/Kader blieb bestehen. Die Organisation nach dem Produktionsprinzip bedeutete auch, dass die Unterstellung der Grundorganisationen der Betriebe nach der Art der Produktion erfolgte. Territoriale Aspekte waren zweitrangig. Grundorganisationen aus Betrieben mit gleicher Produktionsart konnten auch bei verschiedenen regionalen Standorten einer Kreisleitung unterstellt werden.
Bereits im Jahr 1965 erfolgte die Rückkehr zum Territorial- und Produktionsprinzip. Die Büros entfielen. Durch die Kreisleitungen wurden Erster und Zweiter Sekretär, der Sekretär für Wirtschaftspolitik, der Sekretär für Agitation und Propaganda, der Sekretär für Volksbildung und Kultur sowie die übrigen Mitglieder des Sekretariats, die Frauenkommission und die Kommission für Jugend und Sport gewählt. Die Abteilungen wurden wieder eingerichtet. Grundsätzlich gab es die Abteilungen Parteiorgane, Agitation und Propaganda, Wirtschaftspolitik, Landwirtschaft, Sicherheit sowie Kader. In Abhängigkeit von den Aufgabenschwerpunkten konnten Abweichungen vorkommen. So entfiel zum Beispiel in Kreisen ohne Landwirtschaft diese Abteilung. Die Abteilungen unterstanden den entsprechenden Sekretären, die zum Teil für mehrere Abteilungen zuständig waren. Auch bei den Zuordnungen der Grundorganisationen galt wieder das Territorial- und Produktionsprinzip.
Bis 1989 gab es keine grundlegenden Änderungen dieser Struktur.
Die SED-Kreisleitungen waren zuständig für die Durchsetzung der Beschlüsse und Anordnungen der zentralen Parteiführung und der Bezirksleitung in den Kreisorganisationen, Ortsparteiorganisationen und Grundorganisationen. Zu ihren Aufgaben gehörten die ideologische Arbeit im Kreis auf wirtschaftlichem, kulturellem und staatlichem Gebiet sowie die Anleitung und Kontrolle der SED-Grundorganisationen. Die SED-Kreisleitungen setzten die Redaktionsgremien regionaler Parteizeitungen ein und kontrollierten die Tätigkeit der Redaktionen. Zur Erfüllung der Aufgaben beschäftigten die SED-Kreisleitungen haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter.
Die territoriale und wirtschaftliche Struktur des jeweiligen Zuständigkeitsbereiches spiegelt sich in der Tätigkeit der Kreisleitung Schmölln wider. Im gesamten Zeitraum gehörte insbesondere die politisch-ideologische Arbeit mit den Parteimitgliedern, den Jugendlichen und den Werktätigen in den Betrieben und Einrichtungen zu den Schwerpunkten. Außerdem standen die Aufnahme neuer SED-Mitglieder in den Schwerpunktbetrieben, Organisation und Abrechnung des sozialistischen Wettbewerbs zu den Jahrestagen der DDR-Gründung, der SED-Gründung, der Befreiung vom Faschismus und zum 100. Geburtstag Lenins sowie die Gleichberechtigung der Frauen, die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter und die kulturelle Massenarbeit einschließlich des Volkskunstschaffens im Mittelpunkt.
Wirtschaftliche Schwerpunkte im Kreis Schmölln waren die Bereiche Leichtindustrie, insbesondere die Knopfindustrie, und Maschinenbau. Dazu gehörten u. a.:
- VEB Galfütex Schmölln
- VEB Apollowerk Gößnitz
- VEB Präzisionswerkzeuge Schmölln
- VEB Schmöllner Schuhfabrik
Land- und Forstwirtschaft waren ausgeprägt. Hier ist insbesondere der Obstanbau in der LPG Dobitschen zu nennen.
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Im Jahr 1963 wurde vom SED-Zentralkomitee die Einrichtung von Parteiarchiven beschlossen. Im gleichen Jahr erfolgte im Bezirk Leipzig die Bildung des Bezirksparteiarchivs. Das Bezirksparteiarchiv war zuständig für die Archivierung von dauerhaft aufzubewahrenden Unterlagen der SED-Bezirksleitung Leipzig, der SED-Kreisleitungen des Bezirkes Leipzig einschließlich Stadtleitung Leipzig und Stadtbezirksleitungen Leipzig, SED-Ortsleitungen sowie ausgewählter SED-Grundorganisationen. Sammlungen und Nachlässe ergänzten die Bestände. Erfassung, Bewertung, Übernahme, Erschließung und Benutzung waren in zentralen Vorschriften geregelt. Dazu gehörte auch das Signatursystem, nach dem Bestände und Archivalien geordnet wurden: Zuerst wurden die Unterlagen einer Abteilung zugeordnet. Danach erfolgte die Einordnung in eine Zeitscheibe, die sich an den SED-Parteitagen orientierte. An dritter Stelle steht eine Ziffer für den Bestandstyp. Beim Bestand SED-Bezirksleitung Leipzig folgt danach eine Zahl für den jeweiligen Strukturteil, bei den Kreisleitungen und Grundorganisationen die jeweilige Einheit. Am Schluss findet sich die Nummer der einzelnen Akte.
Abteilungen:
Zeitscheiben:
1946 bis 1962 kein Buchstabe
Bestandstyp:
Beispiel:
IV/D/4/11/005:
IV für SED
D für Zeitscheibe 1977 bis 1981
4 für Kreisleitungen
11 für Kreisleitung Schmölln
005 für die einzelne Akte, hier Protokoll der Tagung der Kreisleitung am 20. Dezember 1977
Der Bestand SED-Kreisleitung Schmölln wurde im Bezirksparteiarchiv durch eine nach Zeitscheiben geordnete Findkartei mit überwiegend einfacher Verzeichnung erschlossen. Im Jahr 1993 wurde der Bestand SED-Kreisleitung Schmölln mit den übrigen Beständen des Bezirksparteiarchivs vom PDS-Landesvorstand Sachsen dem Staatsarchiv Leipzig übergeben. 1996 erfolgte die Übergabe weiterer Unterlagen durch die Ortsorganisation Schmölln der PDS. 2018 wurden durch das Hauptstaatsarchiv Weimar audiovisuelle Unterlagen abgegeben, die zum Bestand gehören. In den 1990er Jahren erfolgte eine erste Bearbeitung im Staatsarchiv Leipzig. Dabei wurde die Gliederung nach Zeitscheiben aufgelöst, eine sachlich orientierte Klassifikation erstellt und eine entsprechende inhaltliche Zuordnung der einzelnen Archivalien vorgenommen. Die Erfassung im Archiv-Programm Augias-Archiv erfolgte weitgehend als Retrokonversion der vorhandenen Findkartei. Nur wenige Aktentitel wurden durch Enthält-Vermerke ergänzt. Im Jahr 2021 erfolgte eine redaktionelle Überarbeitung der vorhandenen Verzeichnungsangaben und der Klassifikation entsprechend der Erschließungsrichtlinie des Sächsischen Staatsarchivs. Die vom Hauptstaatsarchiv Weimar übernommenen audiovisuellen Medien sind noch nicht erschlossen worden und in diesem Findbuch daher nicht enthalten
Überlieferungsschwerpunkte
Den Schwerpunkt der Überlieferung bilden die Unterlagen der Sitzungen des Sekretariats der Kreisleitung. Hier finden sich Informationen aus dem gesamten Tätigkeitsspektrum der SED-Kreisleitung Schmölln. Dazu gehören z. B.
- Vorbereitung der Kreisleitungssitzungen und Kreisdelegiertenkonferenzen
- Berichte von und über Grundorganisationen
- Berichte über Mitgliederversammlungen in den Grundorganisationen
- Vorbereitung und Auswertung von Parteischulungsmaßnahmen
- Berichte aus Wirtschaftsbetrieben, wissenschaftlichen und Bildungsein-richtungen sowie staatlichen und kulturellen Einrichtungen
- Berichte über Meinungsäußerungen von SED-Mitgliedern und die politische Lage in der Kreisparteiorganisation
- Parteifinanzwesen
- Kadermäßige Besetzung von staatlichen Funktionen
- Aufnahme von Kandidaten und Mitgliedern in die SED
- Auszeichnungen von SED-Mitgliedern
- Berichte über durchgeführte Parteiverfahren
Die in den jeweiligen Arbeitsgebieten überlieferten Unterlagen umfassen vor allem Berichte, Analysen und Statistiken, häufig ohne direkten Bezug zu einzelnen Vorgängen
Hinweise für die Benutzung
Der Bestand enthält Unterlagen, die nach § 10 Abs. 1 Satz 3 des Sächsischen Archivgesetzes erst zehn Jahre nach dem Tod bzw. einhundert Jahre nach der Geburt der betroffenen Person benutzt werden dürfen. Die Vorlage dieser Archivalien ist nur nach gesonderter Prüfung im Wege des Antragsverfahrens zur Schutzfristenverkürzung möglich.
Verweise auf korrespondierende Bestände
Bestände der Tektonikgruppe 10.1.5 SED
Birgit Giese
Dezember 2021
Mit der Gründung der SED im April 1946 wurde im Statut der Organisationsaufbau der SED festgelegt. Es galt das Territorial- und Produktionsprinzip. Danach waren alle Parteimitglieder in territorialen Strukturen und in den Parteiorganisationen der Betriebe organisiert. Territorial wurden Ortsgruppen, Kreis-, Bezirks- und Landesverbände gebildet. Bereits 1947 wurden die Bezirksverbände wieder aufgelöst. Die Leitung der Verbände erfolgte durch Vorstände, deren Leitungsfunktionen paritätisch mit je einem früheren KPD-Mitglied und einem früheren SPD-Mitglied besetzt waren. In den Leitungen wurden 12 bis 15 Abteilungen und Kommissionen gebildet. 1949 entfiel die paritätische Besetzung der Leitungsfunktionen. Anstelle der Landes- und Kreisvorstände wurden Sekretariate gebildet. Die Leitung erfolgte durch den 1. Sekretär, Stellvertreter war der 2. Sekretär. Die Anzahl der Abteilungen wurde auf vier reduziert. Die SED-Mitglieder in Betrieben gehörten ab 1949 ausschließlich den Betriebsorganisationen an, sie waren nicht mehr Mitglieder in den territorialen Strukturen. Diese umfassten nur noch SED-Mitglieder, die nicht betrieblich organisiert waren. Nach dem Statut von 1950 waren in den Betrieben mit entsprechenden Mitgliederzahlen Abteilungspartei-organisationen und Parteigruppen zu bilden.
Das Gebiet um Schmölln gehörte bis 1952 zum Landkreis Altenburg in Thüringen.
Zur Durchsetzung des Prinzips des demokratischen Zentralismus wurde nach der 8. Tagung des SED-Zentralkomitees im Februar 1952 die Abschaffung der Länder vorbereitet, die mit der Bildung der Bezirke im Juli 1952 vollzogen wurde. Dabei kam es zu umfangreichen Änderungen in den Zuordnungen der Kreise und Gemeinden. Der Landkreis Altenburg wurde dem Bezirk Leipzig angegliedert. Die Bildung des Kreises Schmölln im Bezirk Leipzig erfolgte hauptsächlich durch Zusammenfassung von Gemeinden aus den Landkreisen Altenburg und Gera sowie von einigen Gemeinden aus den Landkreisen Zwickau und Zeitz. Noch vor den Veränderungen des staatlichen Aufbaus begann die Umstrukturierung der SED-Organisation mit der Bildung von Organisationskomitees, die die Umstrukturierungen vorbereiteten. Aus der Landesorganisation Sachsen entstanden die Bezirksorganisationen Dresden, Chemnitz (ab 1953 Karl-Marx-Stadt) und Leipzig sowie die Gebietsorganisation Wismut. In den Bezirksorganisationen wurden Kreisorganisationen gebildet. In den Kreisorganisationen fanden nach zentralen SED-Parteitagen und danach meist zweijährlich Kreisdelegiertenkonferenzen statt. Sie wählten die teilweise vom SED-Zentralkomitee vorgeschlagenen Mitglieder der Kreisleitungen. Die Kreisleitungen bestanden aus haupt- und ehrenamtlichen SED-Funktionären und SED-Mitgliedern aus Betrieben und Einrichtungen. Die Kreisleitungen wählten den 1. und den 2. Sekretär und die Mitglieder der Sekretariate. Außerdem bestimmten sie die Mitglieder der Kreisparteikontrollkommissionen. Die Kreisleitungen tagten meist vierteljährlich. 1954 erfolgte die Bildung von Büros der Kreisleitungen anstelle der Sekretariate. Sie hatten sieben bis neun Mitglieder, die entsprechend den Vorgaben des SED-Zentralkomitees die Sekretäre wählten, denen Fachabteilungen unterstanden.
Mit der Einführung des Neuen Ökonomischen Systems der Planung und Leitung der Volkswirtschaft 1963 erfolgte eine Umstrukturierung des Parteiapparates. Bezirksleitungen und Kreisleitungen wurden nach dem Produktionsprinzip organisiert. Es wurden das Büro für Industrie und Bauwesen, das Büro für Landwirtschaft und die Ideologische Kommission gebildet. Sie wurden durch Sekretäre geleitet, die weitgehend selbstständig arbeiteten. Die Sekretäre sowie Erster und Zweiter Sekretär bildeten das Sekretariat der Kreisleitung. Von den Kreisleitungen wurden außerdem die Parteikontrollkommission, die Frauenkommission und die Kommission Jugend und Sport bestimmt. Die bislang bestehenden Abteilungen wurden aufgelöst. Lediglich die Abteilung Organisation/Kader blieb bestehen. Die Organisation nach dem Produktionsprinzip bedeutete auch, dass die Unterstellung der Grundorganisationen der Betriebe nach der Art der Produktion erfolgte. Territoriale Aspekte waren zweitrangig. Grundorganisationen aus Betrieben mit gleicher Produktionsart konnten auch bei verschiedenen regionalen Standorten einer Kreisleitung unterstellt werden.
Bereits im Jahr 1965 erfolgte die Rückkehr zum Territorial- und Produktionsprinzip. Die Büros entfielen. Durch die Kreisleitungen wurden Erster und Zweiter Sekretär, der Sekretär für Wirtschaftspolitik, der Sekretär für Agitation und Propaganda, der Sekretär für Volksbildung und Kultur sowie die übrigen Mitglieder des Sekretariats, die Frauenkommission und die Kommission für Jugend und Sport gewählt. Die Abteilungen wurden wieder eingerichtet. Grundsätzlich gab es die Abteilungen Parteiorgane, Agitation und Propaganda, Wirtschaftspolitik, Landwirtschaft, Sicherheit sowie Kader. In Abhängigkeit von den Aufgabenschwerpunkten konnten Abweichungen vorkommen. So entfiel zum Beispiel in Kreisen ohne Landwirtschaft diese Abteilung. Die Abteilungen unterstanden den entsprechenden Sekretären, die zum Teil für mehrere Abteilungen zuständig waren. Auch bei den Zuordnungen der Grundorganisationen galt wieder das Territorial- und Produktionsprinzip.
Bis 1989 gab es keine grundlegenden Änderungen dieser Struktur.
Die SED-Kreisleitungen waren zuständig für die Durchsetzung der Beschlüsse und Anordnungen der zentralen Parteiführung und der Bezirksleitung in den Kreisorganisationen, Ortsparteiorganisationen und Grundorganisationen. Zu ihren Aufgaben gehörten die ideologische Arbeit im Kreis auf wirtschaftlichem, kulturellem und staatlichem Gebiet sowie die Anleitung und Kontrolle der SED-Grundorganisationen. Die SED-Kreisleitungen setzten die Redaktionsgremien regionaler Parteizeitungen ein und kontrollierten die Tätigkeit der Redaktionen. Zur Erfüllung der Aufgaben beschäftigten die SED-Kreisleitungen haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter.
Die territoriale und wirtschaftliche Struktur des jeweiligen Zuständigkeitsbereiches spiegelt sich in der Tätigkeit der Kreisleitung Schmölln wider. Im gesamten Zeitraum gehörte insbesondere die politisch-ideologische Arbeit mit den Parteimitgliedern, den Jugendlichen und den Werktätigen in den Betrieben und Einrichtungen zu den Schwerpunkten. Außerdem standen die Aufnahme neuer SED-Mitglieder in den Schwerpunktbetrieben, Organisation und Abrechnung des sozialistischen Wettbewerbs zu den Jahrestagen der DDR-Gründung, der SED-Gründung, der Befreiung vom Faschismus und zum 100. Geburtstag Lenins sowie die Gleichberechtigung der Frauen, die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter und die kulturelle Massenarbeit einschließlich des Volkskunstschaffens im Mittelpunkt.
Wirtschaftliche Schwerpunkte im Kreis Schmölln waren die Bereiche Leichtindustrie, insbesondere die Knopfindustrie, und Maschinenbau. Dazu gehörten u. a.:
- VEB Galfütex Schmölln
- VEB Apollowerk Gößnitz
- VEB Präzisionswerkzeuge Schmölln
- VEB Schmöllner Schuhfabrik
Land- und Forstwirtschaft waren ausgeprägt. Hier ist insbesondere der Obstanbau in der LPG Dobitschen zu nennen.
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Im Jahr 1963 wurde vom SED-Zentralkomitee die Einrichtung von Parteiarchiven beschlossen. Im gleichen Jahr erfolgte im Bezirk Leipzig die Bildung des Bezirksparteiarchivs. Das Bezirksparteiarchiv war zuständig für die Archivierung von dauerhaft aufzubewahrenden Unterlagen der SED-Bezirksleitung Leipzig, der SED-Kreisleitungen des Bezirkes Leipzig einschließlich Stadtleitung Leipzig und Stadtbezirksleitungen Leipzig, SED-Ortsleitungen sowie ausgewählter SED-Grundorganisationen. Sammlungen und Nachlässe ergänzten die Bestände. Erfassung, Bewertung, Übernahme, Erschließung und Benutzung waren in zentralen Vorschriften geregelt. Dazu gehörte auch das Signatursystem, nach dem Bestände und Archivalien geordnet wurden: Zuerst wurden die Unterlagen einer Abteilung zugeordnet. Danach erfolgte die Einordnung in eine Zeitscheibe, die sich an den SED-Parteitagen orientierte. An dritter Stelle steht eine Ziffer für den Bestandstyp. Beim Bestand SED-Bezirksleitung Leipzig folgt danach eine Zahl für den jeweiligen Strukturteil, bei den Kreisleitungen und Grundorganisationen die jeweilige Einheit. Am Schluss findet sich die Nummer der einzelnen Akte.
Abteilungen:
Zeitscheiben:
1946 bis 1962 kein Buchstabe
Bestandstyp:
Beispiel:
IV/D/4/11/005:
IV für SED
D für Zeitscheibe 1977 bis 1981
4 für Kreisleitungen
11 für Kreisleitung Schmölln
005 für die einzelne Akte, hier Protokoll der Tagung der Kreisleitung am 20. Dezember 1977
Der Bestand SED-Kreisleitung Schmölln wurde im Bezirksparteiarchiv durch eine nach Zeitscheiben geordnete Findkartei mit überwiegend einfacher Verzeichnung erschlossen. Im Jahr 1993 wurde der Bestand SED-Kreisleitung Schmölln mit den übrigen Beständen des Bezirksparteiarchivs vom PDS-Landesvorstand Sachsen dem Staatsarchiv Leipzig übergeben. 1996 erfolgte die Übergabe weiterer Unterlagen durch die Ortsorganisation Schmölln der PDS. 2018 wurden durch das Hauptstaatsarchiv Weimar audiovisuelle Unterlagen abgegeben, die zum Bestand gehören. In den 1990er Jahren erfolgte eine erste Bearbeitung im Staatsarchiv Leipzig. Dabei wurde die Gliederung nach Zeitscheiben aufgelöst, eine sachlich orientierte Klassifikation erstellt und eine entsprechende inhaltliche Zuordnung der einzelnen Archivalien vorgenommen. Die Erfassung im Archiv-Programm Augias-Archiv erfolgte weitgehend als Retrokonversion der vorhandenen Findkartei. Nur wenige Aktentitel wurden durch Enthält-Vermerke ergänzt. Im Jahr 2021 erfolgte eine redaktionelle Überarbeitung der vorhandenen Verzeichnungsangaben und der Klassifikation entsprechend der Erschließungsrichtlinie des Sächsischen Staatsarchivs. Die vom Hauptstaatsarchiv Weimar übernommenen audiovisuellen Medien sind noch nicht erschlossen worden und in diesem Findbuch daher nicht enthalten
Überlieferungsschwerpunkte
Den Schwerpunkt der Überlieferung bilden die Unterlagen der Sitzungen des Sekretariats der Kreisleitung. Hier finden sich Informationen aus dem gesamten Tätigkeitsspektrum der SED-Kreisleitung Schmölln. Dazu gehören z. B.
- Vorbereitung der Kreisleitungssitzungen und Kreisdelegiertenkonferenzen
- Berichte von und über Grundorganisationen
- Berichte über Mitgliederversammlungen in den Grundorganisationen
- Vorbereitung und Auswertung von Parteischulungsmaßnahmen
- Berichte aus Wirtschaftsbetrieben, wissenschaftlichen und Bildungsein-richtungen sowie staatlichen und kulturellen Einrichtungen
- Berichte über Meinungsäußerungen von SED-Mitgliedern und die politische Lage in der Kreisparteiorganisation
- Parteifinanzwesen
- Kadermäßige Besetzung von staatlichen Funktionen
- Aufnahme von Kandidaten und Mitgliedern in die SED
- Auszeichnungen von SED-Mitgliedern
- Berichte über durchgeführte Parteiverfahren
Die in den jeweiligen Arbeitsgebieten überlieferten Unterlagen umfassen vor allem Berichte, Analysen und Statistiken, häufig ohne direkten Bezug zu einzelnen Vorgängen
Hinweise für die Benutzung
Der Bestand enthält Unterlagen, die nach § 10 Abs. 1 Satz 3 des Sächsischen Archivgesetzes erst zehn Jahre nach dem Tod bzw. einhundert Jahre nach der Geburt der betroffenen Person benutzt werden dürfen. Die Vorlage dieser Archivalien ist nur nach gesonderter Prüfung im Wege des Antragsverfahrens zur Schutzfristenverkürzung möglich.
Verweise auf korrespondierende Bestände
Bestände der Tektonikgruppe 10.1.5 SED
Birgit Giese
Dezember 2021
Führungstätigkeit.- Parteikontrolle.- Arbeiter- und Bauerninspektion.- Parteiwahlen.- Kader.- Massenorganisationen.- Jugend, Frauen, Sport.- Volksbildung und Kultur.- Wirtschaft.- Landwirtschaft.- Wahlen.- Kampfgruppen und Wehrerziehung.- Blockparteien.- Kirchenfragen.- Gesundheitswesen.- Tonaufzeichnungen.
Der Kreis Schmölln, im Süden des Bezirks Leipzig gelegen, entstand am 1. September 1952 im Rahmen der politisch-territorialen Neugliederung der DDR aus Teilen der Landkreise Altenburg, Gera, Zeitz und Zwickau. Der Kreis grenzte damit an die Wismut-Territorien im Bezirk Gera an. Mit seinen ca. 44.000 Einwohnern (1955) war er bevölkerungsarm, die Region stand in der Tradition einer starken Sozialdemokratie. Die Bildung der Kreisparteiorganisation der SED erfolgte unmittelbar vor der Kreisgründung; am 30. und 31. August 1952 fand die erste Kreisdelegiertenkonferenz mit der Wahl der SED-Kreisleitung statt. Das Aufbegehren im Kontext des 17. Juni 1953 war vergleichsweise stark ausgeprägt. Das Gebiet war in den ersten Nachkriegsjahren hauptsächlich agrarisch geprägt, hinzu kam vor allem Knopfindustrie, aber auch Schuhe und Textilien. In den 1950er Jahren begann eine Umstrukturierung hin zur Metall verarbeitenden und chemischen Industrie. Die Kreisparteiorganisation war bestimmt durch Grundorganisationen in Betrieben des Maschinenbaus (VEB Apollowerk Gößnitz, VEB Präzisionswerkzeuge Schmölln), der Chemieindustrie (VEB Galfütex Schmölln) und der Leichtindustrie (VEB Schmöllner Schuhfabrik). Neben den landwirtschaftlichen Parteiorganisationen in Betrieben der Tier- und Pflanzenproduktion spielte der Obstbau (LPG Dobitschen) eine große Rolle.
- 2018 | Abgabeverzeichnis für 78 reine Tonträger
- 2021 | Findbuch / Datenbank
- 2024-11-19 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5