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Beständeübersicht

Bestand

21438 SED-Grundorganisation Karl-Marx-Universität, Franz-Mehring-Institut

Datierung1951 - 1989
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)3,50
Zur Geschichte des Franz-Mehring-Instituts

Das Franz-Mehring-Institut (FMI) gehörte zur Karl-Marx-Universität in Leipzig (KMU). Es wurde 1948 gegründet und war das zentrale Weiterbildungsinstitut für Lehrkräfte des marxistisch-leninistischen Grundlagenstudiums. Ab 1951 war dieses 3- bis 4-jährige "gesellschaftswissenschaftliche Grundstudium" für alle Studierenden in der DDR verpflichtend. Zu den Lehrveranstaltungen zählten Vorträge, Seminare, Lehrgänge und das Selbststudium marxistisch-leninistischer Literatur. Für die Organisation des Grundstudiums wurden an den Universitäten eigene Institute für Gesellschaftswissenschaften (später Institute für Marxismus-Leninismus) gegründet. Nach dem VI. Parteitag der SED 1963 erfolgte eine Umstrukturierung der Hochschulen. An Stelle der Institute waren nun die Sektionen für Marxismus-Leninismus zuständig. Zu den Inhalten des Grundlagenstudiums gehörten u. a. die Geschichte der Arbeiterbewegung, der Dialektische und Historische Materialismus und die Politische Ökonomie. An den Lehrveranstaltungen nahmen regelmäßig auch Studierende aus dem sozialistischen Ausland teil.
Ab 1969 unterhielt das FMI zudem eine Außenstelle in Berlin, bei der westeuropäische Kommunisten geschult wurden. Am 19. März 1975 wurde diese zu einer SED-Parteischule umgewandelt.[01]
Außerdem bildete das FMI auch Lehrer für die Parteilehrjahre aus. Diese waren von den Grundorganisationen (GO) durchzuführen, um ihre Mitglieder im Marxismus-Leninismus zu schulen. Die Leitungen der Grundorganisationen waren außerdem angehalten, Delegierte als Lehrkräfte für die Lehrgänge an den Kreisschulen für Marxismus-Leninismus vorzuschlagen, die von der Kreisleitung wiederum bestätigt werden mussten.
Als Grundorganisation hatte das FMI selbst auch eigene Parteilehrjahre zu organisieren. Die Inhalte dieser Parteilehrjahre orientierten sich an den Werken von Marx, Engels und Lenin sowie an den Beschlüssen der Parteitage bzw. des ZK der SED (teilweise auch an denen der KPdSU). Die Beschlüsse wurden über die Bezirks- an die Kreisleitungen und von dort wiederum an die Grundorganisationen weitergegeben. In den Kursen wurden die entsprechenden Schriften gelesen, diskutiert und Möglichkeiten der Umsetzung der theoretischen Lehre in die Praxis (im Privatleben sowie in der Parteiarbeit) vermittelt.
Die einzelnen Lehrgänge dauerten in der Regel zwei bis fünf Monate. Es gab auch Sonderlehrgänge, z. B. Frauenlehrgänge. Die Teilnehmenden gehörten für die Zeit der Lehrgänge der Grundorganisation des FMI an und jeder Lehrgang bildete zudem eine "zeitweilige Abteilungsparteiorganisation" (zeitweilige APO), die der GO unterstellt war. Die gewählten Sekretäre der APO mussten von der Kreisleitung bestätigt werden. Innerhalb der APO wurden wiederum Parteigruppen entsprechend der Fachgruppen gegründet, z. B. eine "Parteigruppe Wissenschaftlicher Kommunismus". In diesen waren Parteigruppenorganisatoren verantwortlich.
Aufgabe der APO war es, den Teilnehmenden die Beschlüsse von SED (und ggf. der KPdSU) zu vermitteln und für deren Umsetzung zu sorgen. Dazu wurden Arbeitspläne für die Lehrgänge erstellt. Die Einhaltung der Vorgaben wurde vom FMI als Grundorganisation und von der Kreisleitung kontrolliert. Bei der Planung und Durchführung der Parteilehrjahre wurde auf eine enge Zusammenarbeit zwischen der Leitung der GO, der APO-Leitung und den Gruppenorganisatoren geachtet.
Auf regelmäßigen Parteigruppenversammlungen und Sitzungen der Grundorganisation, der zeitweiligen Abteilungsparteiorganisation sowie der Kreis- und der Bezirksleitung wurden die Lehrgänge geplant und ausgewertet. In Monats-, Zwischen, Abschluss- und Rechenschaftsberichten wurde detailliert über den Ablauf und den Erfolg der Lehrveranstaltungen berichtet, insbesondere über die theoretischen Vorkenntnisse der Teilnehmenden, ihre Motivation sowie über die Leistung der Kursleiter. Berichtet wurde auch über Diskussionen in den Veranstaltungen und darüber, wer welchen Standpunkt vertrat.
Diese Analyse und die Weiterentwicklung der Lehre und Forschung spielten ebenso wie die Gewinnung neuer Propagandisten für die Leitung der Kurse eine große Rolle. Zu diesen Propagandisten zählten neben Absolventen von Bezirksparteischulen und Parteihochschulen auch Arbeiter und Genossenschaftsbauern, die entsprechend geschult wurden.
Bei den Lehrveranstaltungen in den Parteilehrjahren wurde zwischen Zirkeln und Seminaren unterschieden. In den Zirkeln wurden ideologische Grundkenntnisse vermittelt. Es gab Zirkel, die die Kandidaten auf ihre Aufnahme in die Partei vorbereiten sollten sowie ein Grundlagenstudium für Personen, die bereits Mitglied waren.
Die Seminare dienten der Vertiefung der Grundlagen. Durch regelmäßige Diskussionen sollte die Argumentationsfähigkeit geschult werden. Die Teilnehmenden sollten in die Lage versetzt werden, in ihrem Alltag im Sinne der Lehre des Marxismus-Leninismus gegen die Politik und Ideologie des Imperialismus zu argumentieren. Es sollten Impulse für die politisch-ideologische Massenarbeit gesetzt werden. In den Seminaren wurden zudem Schwerpunkte auf ökonomische Themen sowie auf die Zusammenarbeit der SED mit der KPdSU bzw. der DDR mit der UdSSR gelegt.
Für leitende Kader gab es zusätzliche Vorträge und Seminare.
Von den Wohngebietsparteiorganisationen wurden außerdem Schulungsabende angeboten, die sich hauptsächlich mit Grundfragen der Beschlüsse der Parteitage befassten und weniger wissenschaftlich aufgebaut waren.
Einige Schulungen konnten auch von Parteilosen besucht werden.
Die Presseorgane der Bezirksleitung sowie die Print- und Rundfunkmedien (Radio und Fernsehen) waren angehalten, das Parteilehrjahr "durch Beiträge zu aktuellen theoretischen Problemen und über gute Erfahrungen seiner Führung durch die Bezirks- und Kreisleitungen und die Leitungen der Grundorganisationen"[02] zu unterstützen.
Dem FMI kam also eine zentrale Rolle in der Vermittlung der marxistisch-leninistischen Lehre zu, einerseits durch die Ausbildung von Hochschullehrern und Kursleitern, andererseits durch die selbst durchgeführten Lehrgänge im Rahmen der Parteilehrjahre.

Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Ein Teil der Unterlagen wurde bereits im Bezirksparteiarchiv Leipzig archiviert. Sie wurden dort verzeichnet und entsprechend des dort üblichen Signatursystems mit alphanumerischen Signaturen versehen. Im Jahr 1993 wurden die Unterlagen mit den übrigen Beständen des Bezirksparteiarchivs vom PDS-Landesvorstand Sachsen dem Staatsarchiv Leipzig übergeben und im Jahr 2006 bearbeitet und ein Findbuch erstellt. Die Signaturen des Bezirksparteiarchivs wurden beibehalten.

Ein weiterer Teil der Unterlagen der SED-Grundorganisation Franz-Mehring-Institut wurde Anfang der 1990er Jahre der Rosa-Luxemburg-Stiftung übergeben und dort inventarisiert. Im Jahr 2013 wurden sie vom Sächsischen Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, übernommen und dem Bestand 21438 SED-Grundorganisation Karl-Marx-Universität, Franz-Mehring-Institut, hinzugefügt. Die Bearbeitung erfolgte im Jahr 2021. Zur Unterscheidung zu den bereits im Bezirksparteiarchiv bearbeiteten Unterlagen erhielten sie ausschließlich numerische Signaturen.

Überlieferungsschwerpunkte

Es handelt sich hauptsächlich um Unterlagen zur Planung, Durchführung und Auswertung von Lehrveranstaltungen am FMI sowie um Unterlagen zur Parteiarbeit (z. B. Parteiwahlen, Beschlüsse der Kreisleitung, Berichte).

Inhaltlich geht es dabei meist um die Umsetzung der Beschlüsse des ZK der SED. Außerdem finden sich in vielen Akten Stellungnahmen zu außenpolitischen Themen, insbesondere zur politischen Lage in der BRD und zur internationalen Rüstungspolitik

Hinweise für die Benutzung

Die Bezeichnung der Lehrgänge ist in den Akten nicht immer einheitlich. Manche Lehrgänge wurden sowohl als "Weiterbildungslehrgang" als auch als "Fünfmonatelehrgang" bezeichnet. In diesen Fällen erscheint in der Verzeichnung der am häufigsten verwendete Begriff.
Die Unterlagen enthalten häufig sehr verschiedene Dokumente, u. a. Beschlüsse von Parteigruppen, Kreisleitung und ZK der SED, Versammlungsprotokolle, Unterlagen zur Organisation der Lehrveranstaltungen, Parteiarbeit auf Kreisebene und in der Grundorganisation.
In diesen Fällen wurden die Aktentitel durch Enthält-Vermerke ergänzt. Die Enthält-Vermerke sind so erstellt, dass sie einen möglichst repräsentativen Überblick über die enthaltenen Unterlagen bieten, geben aber meist nicht den kompletten Inhalt wieder.
In einigen Akten sind personenbezogene Daten enthalten (z. B. Mitgliederlisten). Diese unterliegen einer Schutzfrist nach dem Sächsischen Archivgesetz.
Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 21438 SED-Grundorganisation Karl-Marx-Universität, Franz-Mehring-Institut, Nr. (fett gedruckte Zahl).

Nora Frießner

August 2021


[01] Bundesarchiv, Parteischule der SED "Franz Mehring”, Einleitung zum Findbuch, abgerufen über: http://www.argus.bstu.bundesarchiv.de/dy30partschm/index.htm?kid=9275f508-1bd5-4019-9b5f-f989edc76502, letzter Abruf am 02.07.2021.
[02] Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig (StA-L), 21438, Nr. 074 (Druckschrift "Aufgaben und Gestaltung des Parteilehrjahres in den Jahren 1976-1981. Beschluss des Politbüros des ZK der SED vom 8. Juni 1976”).
Feige, Hans-Uwe: Zur Vorgeschichte der Gründung des Franz-Mehring-Instituts (1945 - 1948). Sonderdruck aus: Wissenschaftliche Zeitschrift der Karl-Marx-Universi-tät Leipzig, Gesellschafts- und Sprachwissenschaftliche Reihe. Hrsg.: Der Rektor der Karl-Marx-Universität, 33. Jg. (1984), Heft 4, S. 372 - 380. - Feige Hans-Uwe/Pellmann, Dietmar: Geschichte des Franz--Mehring-Instiuts der Karl-Marx-Universität Leipzig 1948 - 1986. Hrsg.: Der Direktor des Franz-Mehring-Instituts der Karl-Marx-Universität. Leipzig 1988. (SEDSamBG Nr. 07)
Planung, Durchführung und Auswertung von Lehrveranstaltungen.- Parteiarbeit am Franz-Mehring-Institut.
Das Franz-Mehring-Institut gehörte zur Karl-Marx-Universität Leipzig. Es wurde 1948 gegründet und war bis 1989 das zentrale Weiterbildungsinstitut der DDR für Lehrkräfte des marxistisch-leninistischen Grundlagenstudiums und der Parteilehrjahre der SED.
  • 2021 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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