Beständeübersicht
Bestand
21704 Bund der Architekten der DDR, Bezirksgruppe Leipzig
Datierung | 1952 - 1990 |
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Benutzung im | Staatsarchiv Leipzig |
Umfang (nur lfm) | 7,00 |
Geschichte des Bundes der Architekten, Bezirksgruppe Leipzig
Der Bund der Architekten der DDR (BdA, seit dem VI. Kongress 1971 Bund der Architekten der DDR, zuvor Bund Deutscher Architekten) entstand im Unterschied zu einigen anderen gesellschaftlichen Organisationen in der DDR in den 1950er Jahren als Fachverband.[01] Er definierte sich als "die gesellschaftliche Organisation der Architekten, Stadtplaner und Landschaftsarchitekten" in der DDR.[02] Er wurde nach eingehenden Vorbereitungen am 31. Oktober 1952 in Berlin gegründet. Anwesend waren auch 32 Delegierte aus Leipzig. Am 22. Dezember 1952 fand im Plenarsaal des Neuen Rathauses zu Leipzig die Gründungsversammlung der Bezirksgruppe Leipzig mit 91 Teilnehmern statt.[03] 1953 zählte der BdA landesweit 193 Mitglieder, davon 69 allein im Bezirk Leipzig. Obwohl sich die Mitgliederzahlen in den folgenden Jahrzehnten stetig erhöhten, wurde der BdA keine Massenorganisation, sondern blieb ein Fachverband.[04] Die Mitgliederzahlen der Bezirksgruppe Leipzig entwickelten sich wie folgt: 18.11.1955: 115,[05] 31.12.1959: 201, 31.12.1960: 223,[06] 1965: 299,[07] 1970: 336,[08] 1975: 374.[09] 1989 teilten sich die 470 Mitglieder auf folgende Fachgruppen auf: Wohn- und Gesellschaftsbauten: 139, Industriebau: 93, Städtebau: 79, Landschaftsarchitekten: 75, Rekonstruktion: 31, Innengestaltung: 36 sowie Ländliches Bauen: 17.[10]
Die Bezirksgruppe war in Betriebs- und Kreisgruppen untergliedert. Die Zahl der Kreisgruppen wuchs zwischen 1961 und 1989 von zwei (Altenburg mit Schmölln, Döbeln) auf sechs (zzgl. Torgau/Eilenburg, Leipzig-Land, Grimma, Geithain).[11] Die Zahl der Betriebsgruppen stieg bis 1989 auf 17:
Oberstes Organ der Bezirksgruppe war die Bezirksdelegiertenkonferenz, die in der Regel alle fünf Jahre in Vorbereitung des Kongresses stattfand. Die erste Bezirkskonferenz am 27. Mai 1955 befasste sich inhaltlich mit dem Thema "Industrialisierung und Typisierung im Bauwesen". Die zweite Bezirkskonferenz wurde am 13. November 1957 durchgeführt. Der Präsident der Deutschen Bauakademie referierte über das Thema "Fragen des sozialistischen Städtebaus und der Architektur in der DDR". Einen inhaltlichen Schwerpunkt der dritten Bezirkskonferenz am 22. April 1960 bildete der Aufbau der Leipziger Innenstadt. Seit Anfang der 1970er Jahre rückten verstärkt die unterschiedlichsten Probleme der Realisierung des vom VIII. SED- Parteitag (1971) beschlossenen Wohnungsbauprogrammes in den Mittelpunkt der Aussprachen auf den Delegiertenkonferenzen. In den 1980er Jahren orientierte sich der BdA an den "Grundsätzen für die sozialistische Entwicklung von Städtebau und Architektur in der DDR", die vom Zentralkomitee der SED und dem Ministerrat vorgegeben worden waren.
Auf den Delegiertenkonferenzen wurden jeweils der Rechenschaftsbericht des Vorstandes und der Bericht der Revisionskommission entgegengenommen, sowie die Aufgaben für die nächste Wahlperiode beschlossen. Es fanden die Wahlen der Bezirksdelegierten zum Kongress und in die Leitungsorgane des Bezirkes statt. In der Zeit zwischen den Delegiertenkonferenzen leitete der Bezirksvorstand die Arbeit der Bezirksgruppe. Er war der Delegiertenkonferenz und dem Präsidium rechenschaftspflichtig. Die Leitung des Vorstandes übernahmen zunächst die freischaffenden Architekten Kurt Brendel als 1. Vorsitzender und Arthur Bock als 2. Vorsitzender.[20] Auf der 3. Bezirkskonferenz am 13. November 1957 wurde der damalige Chefarchitekt der Stadt Leipzig Walter Lucas zum 1. Vorsitzenden gewählt. Kurt Brendel übte bis September 1958 die Funktion des 2. Vorsitzenden aus. Danach übernahm Alfred Rämmler diese Funktion. Infolge der Berufung in das Amt des Stadtbaudirektors und der Wahl zum Stadtrat und Stadtverordneten sah sich Chefarchitekt Lucas gezwungen, um Entbindung von seinem Amt als 1. Vorsitzenden zu bitten. Am 7. Dezember 1961 wurde Alfred Rämmler zum neuen 1. Vorsitzenden und Klemens Heinze zum 2. Vorsitzenden gewählt. Auf der Bezirksvorstandssitzung im April 1968 erfolgte die Wahl von Diplomgärtner Klemens Heinze zum 1. Vorsitzenden. Dieses Amt übte er zehn Jahre lang, bis zu seinem Eintritt in das Rentenalter, aus.[21] Am 12. April 1978 erfolgte die Wahl von Prof. Dr. Herbert Ricken zum 1. Vorsitzenden, Frieder Gebhard wurde neuer 2. Vorsitzender. In der Bezirksvorstandssitzung am 11.01.1989 trat H. Ricken als Vorsitzender der Bezirksgruppe zurück. Als neuer Vorsitzender wurde Prof. Dr. Rudolf Skoda gewählt.[22] Er übte diese Funktion bis zu seinem Rücktritt zum 31. Dezember des gleichen Jahres aus. Ihm zur Seite stand Rüdiger Sudau als 2. Vorsitzender und Stellvertreter.
Entsprechend den bezirklichen Bedingungen berief der Bezirksvorstand Kommissionen und Arbeitsgruppen bzw. Fachgruppen.[23] Sie hatten die Aufgabe, die fachbezogene Arbeit zu organisieren, Weiterbildungsveranstaltungen durchzuführen, Empfehlungen zu erarbeiten und den Bezirksvorstand zu beraten. So bestanden im Dezember 1961: Gartenarchitektur und Landschaftsgestaltung; Gebiets-, Stadt- und Dorfplanung; Wohn- und gesellschaftliche Bauten; Industriebau; Ländliches Bauen und Dorfplanung; Innengestaltung,[24] im Januar 1964: Gartenarchitektur und Landschaftsgestaltung; Gebiets-, Stadt- und Dorfplanung; Wohn- und gesellschaftliche Bauten; Industriebau; Ländliches Bauen und Dorfplanung; Innengestaltung, [25] sowie 1970: Wohn- und gesellschaftliche Bauten; Gartenarchitektur und Landschaftsgestaltung; Gebiets-, Stadt- und Dorfplanung; Industriebau; Innengestaltung.[26]
Kommissionen wurden zur Bearbeitung spezieller, meist querschnittsbezogener Aufgaben, zur Beratung der gewählten bezirklichen Organe und zur aktiven Einbeziehung der Mitglieder in die Arbeit des BdA gebildet. So gab es z.B. folgende Kommissionen bzw. Arbeitsgruppen: Aus- und Weiterbildung, Internationale Arbeit, Wettbewerbe, Pressearbeit, Frauen und Jugend. Außerdem konnten Arbeitsgruppen aus Mitgliedern des BdA und anderen Fachverbänden auf der Grundlage von Vereinbarungen mit den entsprechenden Leitungen im Bezirk gebildet werden. Belegt sind u. a. folgende Kommissionen: Febr. 1953: Aufnahmekommission,[27] 1954: Veranstaltungskommission,[28] Mai 1955:[29] Aufnahmekommission; Veranstaltungskommission[30] ; Wettbewerbskommission; Wirtschafts- und Sozialkommission,[31] Ende 1962:[32] Aufnahmekommission; Pressekommission; Veranstaltungskommission; Wettbewerbskommission, 12.12.1962: Beschluss des Bezirksvorstandes über die Bildung einer Sonderkommission zur "Aktivierung der jungen Kollegen"[33] (vermutlich Bildung der Kommission Ausbildung und Nachwuchs zwischen März 1963 und Apr. 1964),[34] 1965:[35] Aufnahmekommission; Revisionskommission; Pressekommission; Veranstaltungskommission; Wettbewerbskommission, 1968:[36] Bildung einer Kommission für Qualifizierung und Weiterbildung, 1970:[37] Aufnahmekommission; Revisionskommission; Pressekommission; Wettbewerbskommission; Kommission für Aus- und Weiterbildung; Febr. 1988: 8 Arbeitsgruppen, darunter Jugend (junge Architekten) und ältere BdA-Mitglieder, März 1989:[38] 8 Arbeitsgruppen.
In der Bezirksgruppe des BdA bestand mindestens seit 1958 eine Parteigruppe der SED.[39]
Die Arbeit des Bezirksvorstandes und der anderen Organisationseinheiten war folgendermaßen organisiert (Stand um 1961/62): [40] Der Bezirksvorstand (BV) tagte wöchentlich unter Hinzuziehung des Sekretärs der SED-Parteigruppe und des Vorsitzenden der Bezirksrevisionskommission (BRK). Die Vorsitzenden der Fach- und Betriebsgruppen sowie Kommissionen "werden regelmäßig ... zu den Vorstandssitzungen hinzugezogen". Die Kreisgruppen tagten monatlich.
Die Bezirksgruppe Leipzig verfügte auch über ein eigenes Publikationsorgan, die "BdA- Information". Es wurde von einer Pressekommission herausgegeben und erschien ab 1972 regelmäßig als Vierteljahresschrift. Das letzte Heft trug die Nummer I/1983. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden 40 Hefte / Faltblätter herausgegeben. Außerdem erschienen drei Sonderhefte mit wichtigen fachlichen Informationen. Als offizielle Begründung für das Einstellen des Infoblattes wurde 1983 "Papiermangel" angegeben.[41] Eine Kurzinformation des Sekretärs der SED-Parteigruppe des Bezirksvorstandes vom 25. März 1983 deckt indessen die wahren Gründe auf: Zwei kritisch-satirische Bildbeiträge zur Kolonadenstraße im Heft I/83 gaben Anlass, das Blatt (und damit die Mitarbeiter der Pressekommission) zu zensieren und letztendlich das Einstellen zu veranlassen.[42] Ab dem III. Quartal 1983 erschien nur noch ein einseitiger Veranstaltungsplan als Publikationsschrift.
Zur Unterstützung der ehrenamtlichen Tätigkeit des Bezirksvorstandes, insbesondere zur Erfüllung der organisatorischen und finanztechnischen Aufgaben wurden sogenannte "Politische" Mitarbeiter für fachbezogene Arbeit und Sachbearbeiter durch den 1. Sekretär im Sekretariat bzw. Büro des Bezirksvorstandes eingestellt. Dieses Büro tagte im Durchschnitt zweimal monatlich.[43]
Der BdA insgesamt und auch die Bezirksgruppe Leipzig unterhielten weitreichende internationale Verbindungen, vor allem zu den Architektenverbänden in den östlichen Nachbarstaaten. Es gab aber auch darüber hinausreichende Kontakte in andere Teile der Welt und zu internationalen Organisationen wie dem UIA, IFLA und dem IFHP. Die Bezirksgruppe arbeitete mit staatlichen Organen, Einrichtungen sowie gesellschaftlichen Organisationen, wie der Kammer der Technik[44] , dem Kulturbund, Künstlerverbänden u. a. zusammen. Insbesondere mit dem Kulturbund und der Gesellschaft für Denkmalpflege wurden in den 1980er Jahren Initiativen entwickelt. Viele der Anregungen und Vorschläge, die aus der obigen Zusammenarbeit resultierten, wurden aber seitens der staatlichen Stellen ignoriert. Ungefähr 14 Expertisen und Vorschläge hatte die Bezirksgruppe zu Architektur- und Stadtentwicklung, Denkmalpflege, Wohnungsbau, Erzeugnisentwicklung usw. staatlichen Stellen unterbreitet. Nur eine einzige Expertise wurde jemals zum Ratsbeschluss erhoben. Die Vereinbarungen mit dem Rat des Bezirkes über Zusammenarbeit zum Beispiel blieben letztendlich ohne Resultat.[45] Einerseits wurde der BdA zumeist viel zu spät zu Stellungnahmen bezüglich der anstehenden Probleme gebeten, er konnte deshalb auf Prozesse der Entscheidungsfindung nur bedingt Einfluss nehmen. Andererseits zeigte es sich wie im Falle einer Expertise zum innerstädtischen Bauen von 1987, dass der Bezirksvorstand selbst zu inkonsequent war, indem er diese z.B. von sich aus zurückbehielt, wohl auch, um einer öffentlichen Auseinandersetzung mit unbequemen kritischen Aspekten der Verfasser aus dem Wege zu gehen.[46]
Nach einer gewissen Zeit der Sprachlosigkeit während der gesellschaftlichen Wandlungsprozesse im Herbst 1989 meldete sich die Bezirksgruppe mit ihrem Vorstand im November zu Wort. Höhepunkte bildeten das Architektenforum am 7. November 1989 und die mit dem Kulturbund gemeinsam initiierte 1. Volksbaukonferenz am 6. und 7. Januar 1990. Erste selbstkritische Stellungnahmen zur Arbeit der Bezirksgruppe und zu Fragen des Baugeschehens in Leipzig kamen durch Betriebs- und Kreisgruppen, einzelne Mitglieder zur Sprache.[47] Wie oft schon in der Vergangenheit intern, wurde nun öffentlich das nur geringe Ansehen der Architekten in der DDR-Gesellschaft bemängelt. Generell habe der BdA nur eine "schwache Stellung" als Fachverband eingenommen. Kritisch hinterfragt wurde die Rolle des Bezirksvorstandes bei der Wahrung der Interessen der Mitglieder. Er habe "bestenfalls den Niedergang des Ansehens und der Kompetenz der Mitglieder betreut".[48] Auch die Mitverantwortung des BdA für Fehlentwicklungen im Bauwesen, für die Verwahrlosung der Bausubstanz sowie die Gestalt- und Symbolentleerung der Stadt Leipzig wurde hinterfragt. Besonders kritische Worte galten den Erzeugnissen des komplexen Wohnungsbaus: "Genährt von einem unwiderstehlichen Strom betonierter Selbstherrlichkeit in Partei- und Staatsapparat, wälzten sich seit über zehn Jahren die Erzeugnisse des komplexen Wohnungsbaues über die ganze Stadt, diesen Bezirk, die WBS 70 drohen uns zu ersticken." Durch zentrales Baudiktat entmündigt, inaktiv geworden, resigniert und gedemütigt, müsse der BdA auch im Bezirk Leipzig erst wieder lernen, aufrecht zu gehen, waren nur einige der während der gesellschaftlichen Wende geäußerten Meinungen.
Im Dezember 1990 begann in Leipzig eine "Initiative Leipziger Architekten" (deren Mitglieder zum Teil dem BdA angehörten) mit dem organisatorischen Aufbau einer Architektenkammer als Schutzorganisation der Architekten außerhalb des BdA.[49] Am 10. Januar 1990 löste sich der bisherige Bezirksvorstand auf. Ein Arbeitsausschuss wurde eingesetzt, der Neuwahlen vorbereiten sollte. Diese wurden am 24. Februar 1990 durchgeführt. Gleichzeitig wurden die Delegierten zum Kongress gewählt. Am 2. März 1990 fand in Berlin ein ausserordentlicher Kongress des BdA statt. Ein auf dem Kongress gewählter Arbeitsausschuss gab die Empfehlung, bis zum 30. April 1990 Kommissionen zur Bildung von Ländergruppen einzusetzen. Auf einem Erfahrungsaustausch zum Stand der Gründung von Landesgruppen am 5. Juli 1990 wurde festgestellt, dass es in Thüringen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern Landesvorstände des BdA gäbe, dagegen in Sachsen und Sachsen-Anhalt die Bildung von Architektenkammern vorangetrieben werde.[50]
Am 2. und 3. November 1990 fand in Berlin letztmalig eine Zentrale Delegiertenversammlung des BdA statt. Von den anwesenden 48 Delegierten sprachen sich 40 für die Auflösung des BdA und den freiwilligen Beitritt zur BRD-Organisation aus.[51] Die Bundesgeschäftsstelle sprach den im Angestelltenverhältnis arbeitenden Mitarbeitern der Bezirksgeschäftsstelle per 31.12.1990 die Kündigung aus. Im Bulletin. Informationsblatt für alle Mitglieder im Bund der Architekten. Hrsg.: Arbeitsausschuss des BdA, Berlin. Nov. 1990, heißt es: "am 30. November 1990 wird der Bund der Architekten seine Arbeit einstellen".[52]
Bestandsgeschichte und –bearbeitung
Die aufgelöste Bezirksgeschäftsstelle der Bezirksgruppe Leipzig des BdA übergab 1990 das Archivgut an das Staatsarchiv Leipzig. Im Januar 1991 wurde ein Ablieferungsverzeichnis nachgereicht, das der Beschriftung der Aktenordner entsprach. Der äußere Zustand und die chronologische Vollständigkeit der Schriftstücke war gut. Das ist um so bemerkenswerter, da die Bezirksgruppe über Jahre in unterschiedlichen Räumen verschiedener Einrichtungen oder Organisationen, wie z. B. des Kulturbundes arbeiten musste, bis sie letztendlich im Romanushaus, Katharinenstrasse 23, eine ständige Wirkungsstätte fand.
Das gesamte Schriftgut im Umfang von 6 lfm wurde im Sommer 1996 zusammenhängend von Frau Dr. Martschenko (ABM) bearbeitet und verzeichnet. Dabei wurde die vorgefundene Registraturordnung zugrunde gelegt. Lediglich zu umfangreiche Akteneinheiten wurden aus Gründen der Bestandserhaltung unter Beachtung chronologischer oder sachlicher Gesichtspunkte geteilt.[53]
Grundlage für die Verzeichnung bildeten die Ordnungs- und Verzeichnisgrundsätze (OVG) von 1964[54] und das umfassende Werk von J. Papritz. Als hauptsächliche Verzeichnungsmethode wurde die Gruppenverzeichnung angestrebt. Bei der Eingabe der Verzeichnungseinheiten in den PC mit Hilfe des AUGIAS-Archivprogrammes wurden auf Grund des Sortierungsschlüssels für die Findbucherstellung die Verzeichnungseinheiten innerhalb einer Klassifikationsgruppe zunächst nach der Datierung sortiert. Bei Verzeichnungseinheiten, deren Datierungen identisch waren, sortierte das Programm nach dem Titel-Feld. Gab es dann noch Verzeichnungseinheiten, die auch im Titelfeld gleiche Inhalte aufwiesen, sortierte es diese nach einem weiteren Feld des Sortierschlüssels, z.B. nach der vorläufigen Nummer. Dadurch wird das Prinzip der Gruppenverzeichnung beim Findbuchausdruck zum Teil wieder aufgehoben bzw. unterbrochen.
In Einzelfällen erfolgte eine erweiterte Verzeichnung, und zwar dann, wenn sich in den Akteneinheiten besonders relevante Dokumente befanden, auf deren Existenz allein aus dem Aktentitel nicht unbedingt geschlossen werden kann. Kassiert wurden lediglich Doppelstücke von Schriftstücken.
2015 wurde die erarbeitete Einleitung gekürzt und redaktionell überarbeitet und das Findmittel für die online-Recherche freigegeben.
Überlieferungsschwerpunkte
Das überlieferte Archivgut der Bezirksgruppe Leipzig des Bundes der Architekten umfasst fast lückenlos den Zeitraum 1953 bis 1990. Das betrifft vor allem die Unterlagen zur innerorganisatorischen Entwicklung der Bezirksgruppe. Zurückzuführen ist dieser Umstand u.a. darauf, dass das Bundessekretariat eine eigene Archivordnung entwarf und das Bezirkssekretariat eine ordnungsgemäße Registratur und Ablage von Schriftstücken vornahm.[55] In einer vorläufigen Archivordnung von 1969 schlug das Bundessekretariat u.a. für die Bezirksgruppen folgende Dokumente zur Archivierung vor: Gründungsunterlagen der Bezirksgruppe; Materialien der Bezirkskonferenzen; Arbeitspläne, Rechenschaftsberichte, Analysen, Mitgliederstatistiken, Sitzungsprotokolle; Finanzanalysen und -pläne sowie Unterlagen der Betriebsgruppen, Fachgruppen und Kommissionen.[56]
Darüber hinaus wurden Hinweise, Richtlinien der Bundesleitung, Kongressunterlagen, Mitgliederkorrespondenzen bewahrt. Kaum überliefert sind Materialien der Gewerkschafts- und Parteigruppe des Bezirksvorstandes. Innerorganisatorische Probleme wie die Nichtbesetzung des Bezirkssekretariats 1967 führten dazu, dass "eine regelmäßige Berichterstattung und Registrierung aller Veranstaltungen unterblieb".[57]
Anhand der bereits genannten Schriftstücke kann die Organisationsgeschichte des BdA auf Bezirksebene gut dokumentiert und erforscht werden. Außerdem kommt das Leitungsprinzip des "demokratischen Zentralismus" z.B. im Verhältnis zur Verbindlichkeit der Beschlüsse des Bauministeriums oder der Bundesleitung zum Ausdruck. Auch zur Stellung im politischen System können auf regionaler Ebene Aussagen getroffen werden, wenngleich zu berücksichtigen ist, dass bis auf geringe Ausnahmen keine Dokumente der SED und ihres direkten Einflusses auf den BdA im Bestand enthalten sind. Das betrifft auch ein Fehlen von Schriftstücken über das Wirken des FDGB innerhalb der Bezirksgruppe. Ungeachtet dessen gibt es aber zur sozialen Lage der Architekten und dem Wandel ihrer gesellschaftlichen Stellung viele wertvolle Dokumente.
Historisches Quellenmaterial zur Wirksamkeit sowie zu den Grenzen und Möglichkeiten einer Einflußnahme auf gesellschaftliche Entwicklungsprozesse bieten die Akten zur Zusammenarbeit mit den Organen und Einrichtungen des Staates sowie mit anderen gesellschaftlichen Organisationen auf Stadt- und Bezirksebene. Dabei dürften insbesondere die Stellungnahmen und Expertisen zur Entwicklung von Architektur und Bauwesen von Interesse sein, die gleichzeitig auch Quellen zur sächsischen Regionalgeschichte (Stadt und ehemaliger Bezirk Leipzig) darstellen.
Die Akten der Bezirksgruppe sind im Kontext mit weiteren Beständen im Staatsarchiv Leipzig wie z.B. dem Bezirkstag und Rat des Bezirkes Leipzig, Verband bildender Künstler und der Bezirksleitung Leipzig des Kulturbundes auswertbar. Dadurch können wesentliche Aussagen über die Rolle und Stellung gesellschaftlicher Organisationen, insbesondere der Berufsverbände in der DDR getroffen werden. Von beträchtlichem Interesse für die deutsche Zeitgeschichte sind auch jene Stellungnahmen von Mitgliedern des Bundes der Architekten, die während der bewegenden Zeit der Wende im Herbst 1989 zur gesellschaftlichen Entwicklung insgesamt, zur baulichen Entwicklung in der Stadt und im Bezirk Leipzig sowie zur Arbeit des BdA öffentlich abgegeben wurden. Gut dokumentiert sind auch die Bestrebungen zu einer Erneuerung des BdA bis hin zur Auflösung Ende 1990, zur Bildung einer Architektenkammer außerhalb des BdA und die Suche nach neuen Fachverbänden bzw. die Integration in bestehende Verbände der Bundesrepublik.
Hinweise zur Benutzung
Bei Bestellungen sind stets der Name des Bestandes sowie die Signatur der Verzeichnungseinheit anzugeben.
Den Verzeichnungseinheiten sind im gedruckten Findbuch Register nachgestellt. Die Zahlen hinter den Registereinträgen beziehen sich auf die Indexnummern der Verzeichnungseinheiten.
Archivgut des DDR-Verbandes wurden Ende 1990 infolge der Auflösung des BdA (DDR) in Absprache mit dem westdeutschen Bund Deutscher Architekten dem damaligen Institut für Städtebau und Architektur (ISA) der Bauakademie übergeben. Der zeitliche Schwerpunkt der Dokumente liegt in den 1970er und 80er Jahren. Mit der Gründung des Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung e.V. (IRS) wurden nicht-staatliche Forschungsunterlagen nach Provenienzen vom Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung übernommen, dies gilt auch für das Archivgut des BdA. Darunter befinden sich auch die Mitgliedsanträge des BdA-Bezirksverbands Leipzig.
Ein Bestand des Bundes Deutscher Architekten der DDR befindet sich auch im Bundesarchiv in Berlin, das Findbuch ist online zu recherchieren unter http://www.argus.bstu.bundesarchiv.de/dy15/index.htm.
Thoralf Handke, 1996
Thekla Kluttig, 2015
Abkürzungsverzeichnis
[01] Zur Herausbildung und zum Funktionswandel gesellschaftlicher Organisationen in den Anfangsjahren vgl. Weber, Hermann (Hrsg.): Parteiensystem zwischen Demokratie und Volksdemokratie. Dokumente und Materialien zum Funktionswandel der Parteien und Massenorganisationen der SBZ/DDR 1945-1950. Köln 1982.
[02] Statut des Bundes der Architekten der DDR, beschlossen auf dem IX. Kongress 1987. Hrsg.: Bundessekretariat des BdA. Berlin 1987, S.1.
[03] Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, 21704 Bund der Architekten der DDR, Bezirksgruppe Leipzig (im Folgenden: StA-L, 21704 BdA), Nr. 64, 192.
[04] StA-L, 21704 BdA, Nr. 138, 152, 162, 192.
[05] Auszug aus dem Protokoll der Mitgliederversammlung der Bezirksgruppe Leipzig am 18.11.1955, StA-L, 21704 BdA, Nr. 132.
[06] Vgl. Bericht über die Tätigkeit der Revisionskommission vom 24.03.1961, StA-L, 21704 BdA, Nr. 231.
[07] StA-L, 21704 BdA, Nr. 165.
[08] BdA-Information. Sonderheft Bezirkskonferenz 1975 (Legislaturperiode 1970 - 1975). Hrsg.: BdA, Bezirksgruppe Leipzig. Leipzig 1975, S. 3.
[09] StA-L, 21704 BdA, Nr. 164.
[10] StA-L, 21704 BdA, Nr. 80.
[11] Vgl. Bericht über die Prüfung der Bezirksrevisionskommission am 05.07.1961, StA-L, 21704 BdA, Nr. 231, für 1970 s. Nr. 165, für 1971, Nr. 296, für 1975 BdA-Information. Sonderheft Bezirkskonferenz 1975 (Legislaturperiode 1970 - 1975). Hrsg.: BdA, Bezirksgruppe Leipzig. Leipzig 1975, S 5ff., für 1981 Nr. 88 und für 1989 das Prüfungsprotokoll der BRK vom 30.03.1989, StA-L, 21704 BdA, Nr. 170.
[12] Protokoll der 1. Bezirkskonferenz am 27. Mai 1955, StA-L, 21704 BdA, Nr. 280.
[13] StA-L, 21704 BdA, Nr. 239.
[14] Bericht der Veranstaltungskommission über das 2. Halbjahr 1959, StA-L, 21704 BdA, Nr. 238.
[15] StA-L, 21704 BdA, Nr. 263.
[16] StA-L, 21704 BdA, Nr. 165.
[17] BdA-Information. Sonderheft Bezirkskonferenz 1975 (Legislaturperiode 1970 - 1975). Hrsg.: BdA, Bezirksgruppe Leipzig. Leipzig 1975, S. 3.
[18] StA-L, 21704 BdA, Nr. 88.
[19] Prüfungsprotokoll der BRK vom 30.03.1989, StA-L, 21704 BdA, Nr. 170.
[20] Protokoll der 1. Bezirkskonferenz am 27. Mai 1955, StA-L, 21704 BdA, Nr. 280.
[21] BdA Leipzig, Nr.240, Wiederwahl am 29. Mai 1970 und 22. Mai 1975. Vgl. StA-L, 21704 BdA, Nr.165 und 164.
[22] Niederschrift über die 23. Bezirksvorstandssitzung am 11.01.1989, StA-L, 21704 BdA, Nr. 166.
[23] Bis Mitte 1961 Arbeitsgruppen, von da an Fachgruppen genannt. Der IV. Bundeskongress hatte die "Bildung der neuen Fachgruppen" beschlossen. Sie konnten im Bezirk Leipzig ihre Arbeit erst mit Verspätung aufnehmen, "weil das Bundessekretariat der Bezirksgruppe erst am 1. Juli ds. Jahres die erforderlichen Unterlagen der zentralen Fachgruppen zur Weitergabe an die neuen Fachgruppen zustellte". Bericht über die Prüfung der Bezirksrevisionskommission am 05.07.1961, StA-L, 21704 BdA, Nr. 231.
[24] Vgl. Bericht über die Prüfung der Bezirksrevisionskommission am 05.12.1961, StA-L, 21704 BdA, Nr. 231. Die Fachgruppe Innengestaltung wurde am 21.08.1961 gegründet. Vgl. ebd. Abweichende Bezeichnungen: Fachgruppen "Ländliches Bauen" und "Innenraumgestaltung". Vgl. Bericht des Bundessekretariats über die Tätigkeit der Bezirksgruppen des VDA vom 30.03.1962, StA-L, 21704 BdA, Nr. 129.
[25] Vgl. Bericht der Bezirksrevisionskommission vom 08.01.1964, StA-L, 21704 BdA, Nr. 231 und 263.
[26] StA-L, 21704 BdA, Nr. 165.
[27] Protokoll der Sitzung der Aufnahmekommission der Bezirksgruppe Leipzig am 03.02.1953, StA-L, 21704 BdA, Nr. 132.
[28] StA-L, 21704 BdA, Nr. 238.
[29] Protokoll der 1. Bezirkskonferenz am 27. Mai 1955, StA-L, 21704 BdA, Nr. 280.
[30] Die Hauptaufgaben der Veranstaltungskommission bestanden "im wesentlichen in der organisatorischen Vorbereitung von Studienreisen, Vortragsveranstaltungen, Besichtigungen und geselligen Zusammenkünften". Protokoll der 1. Bezirkskonferenz am 27. Mai 1955, StA-L, 21704 BdA, Nr. 280.
[31] Schwerpunkte der Arbeit der Wirtschafts- und Sozialkommission bildeten "Arbeitsbeschaffung, Materialversorgung, Verbesserung der Kranken- und Altersfürsorge für freiberuflich schaffende Kollegen" sowie die "Beschaffung von ... Ferienaufenthalten und zahlreichen anderen Fragen des täglichen Arbeitsablaufes des Kollegenkreises". Protokoll der 1. Bezirkskonferenz am 27. Mai 1955, StA-L, 21704 BdA, Nr. 280.
[32] Vgl. Bericht der Bezirksrevisionskommission vom 31.01.1963. StA-L, 21704 BdA, Nr. 231.
[33] StA-L, 21704 BdA, Nr. 232. Zuvor oblag der Pressekommission die Aufgabe, junge Architekten in die Arbeit der Bezirksgruppe einzubeziehen. Vgl. ebd.
[34] StA-L, 21704 BdA, Nr. 232.
[35] Vgl. Bericht der Bezirksrevisionskommission vom 05.04.1965, StA-L, 21704 BdA, Nr. 231.
[36] Thematische Prüfung der BRK 1968 vom 21.11.1968, StA-L, 21704 BdA, Nr. 231.
[37] StA-L, 21704 BdA, Nr. 165.
[38] Prüfungsprotokoll der BRK vom 30.03.1989, StA-L, 21704 BdA, Nr. 170.
[39] Vgl. Bericht über die Prüfung der Revisionskommission am 24.04.1958, StA-L, 21704 BdA, Nr. 231.
[40] Vgl. Bericht der Bezirksrevisionskommission vom 31.01.1963, StA-L, 21704 BdA, Nr. 231. Die Zitate stammen aus dem Bericht vom Jan. 1963.
[41] StA-L, 21704 BdA, Nr.64.
[42] StA-L, 21704 BdA, Nr.111.
[43] StA-L, 21704 BdA, Nr. 4 und 5.
[44] 1972 schätzte die BRK ein, dass in den Betrieben keine Zusammenarbeit zwischen BdA und KdT stattfindet. "Der mit ... der KdT abgeschlossene Vertrag steht nur auf dem Papier." Protokoll über die thematische Prüfung "Wie organisiert der Bezirksvorstand eine bessere Betriebsgruppenarbeit" vom 08.11.1972, StA-L, 21704 BdA, Nr. 231.
[45] StA-L, 21704 BdA, Nr. 166.
[46] StA-L, 21704 BdA, Nr. 79.
[47] StA-L, 21704 BdA, Nr. 15, 78, 80.
[48] Zum folgenden StA-L, 21704 BdA, Nr. 79.
[49] StA-L, 21704 BdA, Nr.75.
[50] StA-L, 21704 BdA, Nr. 178.
[51] StA-L, 21704 BdA, Nr.178.
[52] StA-L, 21704 BdA, Nr. 178.
[53] 129 in 129, 290 und 291; 130 in 130, 292 und 293; 160 in 160 und 286; 92 in 92 und 285; 163 in 163 und 287; 167 in 167 und 295; 41 in 41 und 288; 69 in 69 und 289; 166 in 166 und 294; 263 in 263 und 296.
[54] Ordnungs-und Verzeichnungsgrundsätze für die staatlichen Archive der DDR. Potsdam 1964; Papritz, J.: Archivwissenschaft. 2. Auflage Marburg 1983.
[55] 1968 befand sich die Archivordnung des BdA noch im Entwurfsstadium, StA-L, 21704 BdA, Nr. 231.
[56] StA-L, 21704 BdA, Nr. 248.
[57] StA-L, 21704 BdA, Nr. 240.
Der Bund der Architekten der DDR (BdA, seit dem VI. Kongress 1971 Bund der Architekten der DDR, zuvor Bund Deutscher Architekten) entstand im Unterschied zu einigen anderen gesellschaftlichen Organisationen in der DDR in den 1950er Jahren als Fachverband.[01] Er definierte sich als "die gesellschaftliche Organisation der Architekten, Stadtplaner und Landschaftsarchitekten" in der DDR.[02] Er wurde nach eingehenden Vorbereitungen am 31. Oktober 1952 in Berlin gegründet. Anwesend waren auch 32 Delegierte aus Leipzig. Am 22. Dezember 1952 fand im Plenarsaal des Neuen Rathauses zu Leipzig die Gründungsversammlung der Bezirksgruppe Leipzig mit 91 Teilnehmern statt.[03] 1953 zählte der BdA landesweit 193 Mitglieder, davon 69 allein im Bezirk Leipzig. Obwohl sich die Mitgliederzahlen in den folgenden Jahrzehnten stetig erhöhten, wurde der BdA keine Massenorganisation, sondern blieb ein Fachverband.[04] Die Mitgliederzahlen der Bezirksgruppe Leipzig entwickelten sich wie folgt: 18.11.1955: 115,[05] 31.12.1959: 201, 31.12.1960: 223,[06] 1965: 299,[07] 1970: 336,[08] 1975: 374.[09] 1989 teilten sich die 470 Mitglieder auf folgende Fachgruppen auf: Wohn- und Gesellschaftsbauten: 139, Industriebau: 93, Städtebau: 79, Landschaftsarchitekten: 75, Rekonstruktion: 31, Innengestaltung: 36 sowie Ländliches Bauen: 17.[10]
Die Bezirksgruppe war in Betriebs- und Kreisgruppen untergliedert. Die Zahl der Kreisgruppen wuchs zwischen 1961 und 1989 von zwei (Altenburg mit Schmölln, Döbeln) auf sechs (zzgl. Torgau/Eilenburg, Leipzig-Land, Grimma, Geithain).[11] Die Zahl der Betriebsgruppen stieg bis 1989 auf 17:
Oberstes Organ der Bezirksgruppe war die Bezirksdelegiertenkonferenz, die in der Regel alle fünf Jahre in Vorbereitung des Kongresses stattfand. Die erste Bezirkskonferenz am 27. Mai 1955 befasste sich inhaltlich mit dem Thema "Industrialisierung und Typisierung im Bauwesen". Die zweite Bezirkskonferenz wurde am 13. November 1957 durchgeführt. Der Präsident der Deutschen Bauakademie referierte über das Thema "Fragen des sozialistischen Städtebaus und der Architektur in der DDR". Einen inhaltlichen Schwerpunkt der dritten Bezirkskonferenz am 22. April 1960 bildete der Aufbau der Leipziger Innenstadt. Seit Anfang der 1970er Jahre rückten verstärkt die unterschiedlichsten Probleme der Realisierung des vom VIII. SED- Parteitag (1971) beschlossenen Wohnungsbauprogrammes in den Mittelpunkt der Aussprachen auf den Delegiertenkonferenzen. In den 1980er Jahren orientierte sich der BdA an den "Grundsätzen für die sozialistische Entwicklung von Städtebau und Architektur in der DDR", die vom Zentralkomitee der SED und dem Ministerrat vorgegeben worden waren.
Auf den Delegiertenkonferenzen wurden jeweils der Rechenschaftsbericht des Vorstandes und der Bericht der Revisionskommission entgegengenommen, sowie die Aufgaben für die nächste Wahlperiode beschlossen. Es fanden die Wahlen der Bezirksdelegierten zum Kongress und in die Leitungsorgane des Bezirkes statt. In der Zeit zwischen den Delegiertenkonferenzen leitete der Bezirksvorstand die Arbeit der Bezirksgruppe. Er war der Delegiertenkonferenz und dem Präsidium rechenschaftspflichtig. Die Leitung des Vorstandes übernahmen zunächst die freischaffenden Architekten Kurt Brendel als 1. Vorsitzender und Arthur Bock als 2. Vorsitzender.[20] Auf der 3. Bezirkskonferenz am 13. November 1957 wurde der damalige Chefarchitekt der Stadt Leipzig Walter Lucas zum 1. Vorsitzenden gewählt. Kurt Brendel übte bis September 1958 die Funktion des 2. Vorsitzenden aus. Danach übernahm Alfred Rämmler diese Funktion. Infolge der Berufung in das Amt des Stadtbaudirektors und der Wahl zum Stadtrat und Stadtverordneten sah sich Chefarchitekt Lucas gezwungen, um Entbindung von seinem Amt als 1. Vorsitzenden zu bitten. Am 7. Dezember 1961 wurde Alfred Rämmler zum neuen 1. Vorsitzenden und Klemens Heinze zum 2. Vorsitzenden gewählt. Auf der Bezirksvorstandssitzung im April 1968 erfolgte die Wahl von Diplomgärtner Klemens Heinze zum 1. Vorsitzenden. Dieses Amt übte er zehn Jahre lang, bis zu seinem Eintritt in das Rentenalter, aus.[21] Am 12. April 1978 erfolgte die Wahl von Prof. Dr. Herbert Ricken zum 1. Vorsitzenden, Frieder Gebhard wurde neuer 2. Vorsitzender. In der Bezirksvorstandssitzung am 11.01.1989 trat H. Ricken als Vorsitzender der Bezirksgruppe zurück. Als neuer Vorsitzender wurde Prof. Dr. Rudolf Skoda gewählt.[22] Er übte diese Funktion bis zu seinem Rücktritt zum 31. Dezember des gleichen Jahres aus. Ihm zur Seite stand Rüdiger Sudau als 2. Vorsitzender und Stellvertreter.
Entsprechend den bezirklichen Bedingungen berief der Bezirksvorstand Kommissionen und Arbeitsgruppen bzw. Fachgruppen.[23] Sie hatten die Aufgabe, die fachbezogene Arbeit zu organisieren, Weiterbildungsveranstaltungen durchzuführen, Empfehlungen zu erarbeiten und den Bezirksvorstand zu beraten. So bestanden im Dezember 1961: Gartenarchitektur und Landschaftsgestaltung; Gebiets-, Stadt- und Dorfplanung; Wohn- und gesellschaftliche Bauten; Industriebau; Ländliches Bauen und Dorfplanung; Innengestaltung,[24] im Januar 1964: Gartenarchitektur und Landschaftsgestaltung; Gebiets-, Stadt- und Dorfplanung; Wohn- und gesellschaftliche Bauten; Industriebau; Ländliches Bauen und Dorfplanung; Innengestaltung, [25] sowie 1970: Wohn- und gesellschaftliche Bauten; Gartenarchitektur und Landschaftsgestaltung; Gebiets-, Stadt- und Dorfplanung; Industriebau; Innengestaltung.[26]
Kommissionen wurden zur Bearbeitung spezieller, meist querschnittsbezogener Aufgaben, zur Beratung der gewählten bezirklichen Organe und zur aktiven Einbeziehung der Mitglieder in die Arbeit des BdA gebildet. So gab es z.B. folgende Kommissionen bzw. Arbeitsgruppen: Aus- und Weiterbildung, Internationale Arbeit, Wettbewerbe, Pressearbeit, Frauen und Jugend. Außerdem konnten Arbeitsgruppen aus Mitgliedern des BdA und anderen Fachverbänden auf der Grundlage von Vereinbarungen mit den entsprechenden Leitungen im Bezirk gebildet werden. Belegt sind u. a. folgende Kommissionen: Febr. 1953: Aufnahmekommission,[27] 1954: Veranstaltungskommission,[28] Mai 1955:[29] Aufnahmekommission; Veranstaltungskommission[30] ; Wettbewerbskommission; Wirtschafts- und Sozialkommission,[31] Ende 1962:[32] Aufnahmekommission; Pressekommission; Veranstaltungskommission; Wettbewerbskommission, 12.12.1962: Beschluss des Bezirksvorstandes über die Bildung einer Sonderkommission zur "Aktivierung der jungen Kollegen"[33] (vermutlich Bildung der Kommission Ausbildung und Nachwuchs zwischen März 1963 und Apr. 1964),[34] 1965:[35] Aufnahmekommission; Revisionskommission; Pressekommission; Veranstaltungskommission; Wettbewerbskommission, 1968:[36] Bildung einer Kommission für Qualifizierung und Weiterbildung, 1970:[37] Aufnahmekommission; Revisionskommission; Pressekommission; Wettbewerbskommission; Kommission für Aus- und Weiterbildung; Febr. 1988: 8 Arbeitsgruppen, darunter Jugend (junge Architekten) und ältere BdA-Mitglieder, März 1989:[38] 8 Arbeitsgruppen.
In der Bezirksgruppe des BdA bestand mindestens seit 1958 eine Parteigruppe der SED.[39]
Die Arbeit des Bezirksvorstandes und der anderen Organisationseinheiten war folgendermaßen organisiert (Stand um 1961/62): [40] Der Bezirksvorstand (BV) tagte wöchentlich unter Hinzuziehung des Sekretärs der SED-Parteigruppe und des Vorsitzenden der Bezirksrevisionskommission (BRK). Die Vorsitzenden der Fach- und Betriebsgruppen sowie Kommissionen "werden regelmäßig ... zu den Vorstandssitzungen hinzugezogen". Die Kreisgruppen tagten monatlich.
Die Bezirksgruppe Leipzig verfügte auch über ein eigenes Publikationsorgan, die "BdA- Information". Es wurde von einer Pressekommission herausgegeben und erschien ab 1972 regelmäßig als Vierteljahresschrift. Das letzte Heft trug die Nummer I/1983. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden 40 Hefte / Faltblätter herausgegeben. Außerdem erschienen drei Sonderhefte mit wichtigen fachlichen Informationen. Als offizielle Begründung für das Einstellen des Infoblattes wurde 1983 "Papiermangel" angegeben.[41] Eine Kurzinformation des Sekretärs der SED-Parteigruppe des Bezirksvorstandes vom 25. März 1983 deckt indessen die wahren Gründe auf: Zwei kritisch-satirische Bildbeiträge zur Kolonadenstraße im Heft I/83 gaben Anlass, das Blatt (und damit die Mitarbeiter der Pressekommission) zu zensieren und letztendlich das Einstellen zu veranlassen.[42] Ab dem III. Quartal 1983 erschien nur noch ein einseitiger Veranstaltungsplan als Publikationsschrift.
Zur Unterstützung der ehrenamtlichen Tätigkeit des Bezirksvorstandes, insbesondere zur Erfüllung der organisatorischen und finanztechnischen Aufgaben wurden sogenannte "Politische" Mitarbeiter für fachbezogene Arbeit und Sachbearbeiter durch den 1. Sekretär im Sekretariat bzw. Büro des Bezirksvorstandes eingestellt. Dieses Büro tagte im Durchschnitt zweimal monatlich.[43]
Der BdA insgesamt und auch die Bezirksgruppe Leipzig unterhielten weitreichende internationale Verbindungen, vor allem zu den Architektenverbänden in den östlichen Nachbarstaaten. Es gab aber auch darüber hinausreichende Kontakte in andere Teile der Welt und zu internationalen Organisationen wie dem UIA, IFLA und dem IFHP. Die Bezirksgruppe arbeitete mit staatlichen Organen, Einrichtungen sowie gesellschaftlichen Organisationen, wie der Kammer der Technik[44] , dem Kulturbund, Künstlerverbänden u. a. zusammen. Insbesondere mit dem Kulturbund und der Gesellschaft für Denkmalpflege wurden in den 1980er Jahren Initiativen entwickelt. Viele der Anregungen und Vorschläge, die aus der obigen Zusammenarbeit resultierten, wurden aber seitens der staatlichen Stellen ignoriert. Ungefähr 14 Expertisen und Vorschläge hatte die Bezirksgruppe zu Architektur- und Stadtentwicklung, Denkmalpflege, Wohnungsbau, Erzeugnisentwicklung usw. staatlichen Stellen unterbreitet. Nur eine einzige Expertise wurde jemals zum Ratsbeschluss erhoben. Die Vereinbarungen mit dem Rat des Bezirkes über Zusammenarbeit zum Beispiel blieben letztendlich ohne Resultat.[45] Einerseits wurde der BdA zumeist viel zu spät zu Stellungnahmen bezüglich der anstehenden Probleme gebeten, er konnte deshalb auf Prozesse der Entscheidungsfindung nur bedingt Einfluss nehmen. Andererseits zeigte es sich wie im Falle einer Expertise zum innerstädtischen Bauen von 1987, dass der Bezirksvorstand selbst zu inkonsequent war, indem er diese z.B. von sich aus zurückbehielt, wohl auch, um einer öffentlichen Auseinandersetzung mit unbequemen kritischen Aspekten der Verfasser aus dem Wege zu gehen.[46]
Nach einer gewissen Zeit der Sprachlosigkeit während der gesellschaftlichen Wandlungsprozesse im Herbst 1989 meldete sich die Bezirksgruppe mit ihrem Vorstand im November zu Wort. Höhepunkte bildeten das Architektenforum am 7. November 1989 und die mit dem Kulturbund gemeinsam initiierte 1. Volksbaukonferenz am 6. und 7. Januar 1990. Erste selbstkritische Stellungnahmen zur Arbeit der Bezirksgruppe und zu Fragen des Baugeschehens in Leipzig kamen durch Betriebs- und Kreisgruppen, einzelne Mitglieder zur Sprache.[47] Wie oft schon in der Vergangenheit intern, wurde nun öffentlich das nur geringe Ansehen der Architekten in der DDR-Gesellschaft bemängelt. Generell habe der BdA nur eine "schwache Stellung" als Fachverband eingenommen. Kritisch hinterfragt wurde die Rolle des Bezirksvorstandes bei der Wahrung der Interessen der Mitglieder. Er habe "bestenfalls den Niedergang des Ansehens und der Kompetenz der Mitglieder betreut".[48] Auch die Mitverantwortung des BdA für Fehlentwicklungen im Bauwesen, für die Verwahrlosung der Bausubstanz sowie die Gestalt- und Symbolentleerung der Stadt Leipzig wurde hinterfragt. Besonders kritische Worte galten den Erzeugnissen des komplexen Wohnungsbaus: "Genährt von einem unwiderstehlichen Strom betonierter Selbstherrlichkeit in Partei- und Staatsapparat, wälzten sich seit über zehn Jahren die Erzeugnisse des komplexen Wohnungsbaues über die ganze Stadt, diesen Bezirk, die WBS 70 drohen uns zu ersticken." Durch zentrales Baudiktat entmündigt, inaktiv geworden, resigniert und gedemütigt, müsse der BdA auch im Bezirk Leipzig erst wieder lernen, aufrecht zu gehen, waren nur einige der während der gesellschaftlichen Wende geäußerten Meinungen.
Im Dezember 1990 begann in Leipzig eine "Initiative Leipziger Architekten" (deren Mitglieder zum Teil dem BdA angehörten) mit dem organisatorischen Aufbau einer Architektenkammer als Schutzorganisation der Architekten außerhalb des BdA.[49] Am 10. Januar 1990 löste sich der bisherige Bezirksvorstand auf. Ein Arbeitsausschuss wurde eingesetzt, der Neuwahlen vorbereiten sollte. Diese wurden am 24. Februar 1990 durchgeführt. Gleichzeitig wurden die Delegierten zum Kongress gewählt. Am 2. März 1990 fand in Berlin ein ausserordentlicher Kongress des BdA statt. Ein auf dem Kongress gewählter Arbeitsausschuss gab die Empfehlung, bis zum 30. April 1990 Kommissionen zur Bildung von Ländergruppen einzusetzen. Auf einem Erfahrungsaustausch zum Stand der Gründung von Landesgruppen am 5. Juli 1990 wurde festgestellt, dass es in Thüringen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern Landesvorstände des BdA gäbe, dagegen in Sachsen und Sachsen-Anhalt die Bildung von Architektenkammern vorangetrieben werde.[50]
Am 2. und 3. November 1990 fand in Berlin letztmalig eine Zentrale Delegiertenversammlung des BdA statt. Von den anwesenden 48 Delegierten sprachen sich 40 für die Auflösung des BdA und den freiwilligen Beitritt zur BRD-Organisation aus.[51] Die Bundesgeschäftsstelle sprach den im Angestelltenverhältnis arbeitenden Mitarbeitern der Bezirksgeschäftsstelle per 31.12.1990 die Kündigung aus. Im Bulletin. Informationsblatt für alle Mitglieder im Bund der Architekten. Hrsg.: Arbeitsausschuss des BdA, Berlin. Nov. 1990, heißt es: "am 30. November 1990 wird der Bund der Architekten seine Arbeit einstellen".[52]
Bestandsgeschichte und –bearbeitung
Die aufgelöste Bezirksgeschäftsstelle der Bezirksgruppe Leipzig des BdA übergab 1990 das Archivgut an das Staatsarchiv Leipzig. Im Januar 1991 wurde ein Ablieferungsverzeichnis nachgereicht, das der Beschriftung der Aktenordner entsprach. Der äußere Zustand und die chronologische Vollständigkeit der Schriftstücke war gut. Das ist um so bemerkenswerter, da die Bezirksgruppe über Jahre in unterschiedlichen Räumen verschiedener Einrichtungen oder Organisationen, wie z. B. des Kulturbundes arbeiten musste, bis sie letztendlich im Romanushaus, Katharinenstrasse 23, eine ständige Wirkungsstätte fand.
Das gesamte Schriftgut im Umfang von 6 lfm wurde im Sommer 1996 zusammenhängend von Frau Dr. Martschenko (ABM) bearbeitet und verzeichnet. Dabei wurde die vorgefundene Registraturordnung zugrunde gelegt. Lediglich zu umfangreiche Akteneinheiten wurden aus Gründen der Bestandserhaltung unter Beachtung chronologischer oder sachlicher Gesichtspunkte geteilt.[53]
Grundlage für die Verzeichnung bildeten die Ordnungs- und Verzeichnisgrundsätze (OVG) von 1964[54] und das umfassende Werk von J. Papritz. Als hauptsächliche Verzeichnungsmethode wurde die Gruppenverzeichnung angestrebt. Bei der Eingabe der Verzeichnungseinheiten in den PC mit Hilfe des AUGIAS-Archivprogrammes wurden auf Grund des Sortierungsschlüssels für die Findbucherstellung die Verzeichnungseinheiten innerhalb einer Klassifikationsgruppe zunächst nach der Datierung sortiert. Bei Verzeichnungseinheiten, deren Datierungen identisch waren, sortierte das Programm nach dem Titel-Feld. Gab es dann noch Verzeichnungseinheiten, die auch im Titelfeld gleiche Inhalte aufwiesen, sortierte es diese nach einem weiteren Feld des Sortierschlüssels, z.B. nach der vorläufigen Nummer. Dadurch wird das Prinzip der Gruppenverzeichnung beim Findbuchausdruck zum Teil wieder aufgehoben bzw. unterbrochen.
In Einzelfällen erfolgte eine erweiterte Verzeichnung, und zwar dann, wenn sich in den Akteneinheiten besonders relevante Dokumente befanden, auf deren Existenz allein aus dem Aktentitel nicht unbedingt geschlossen werden kann. Kassiert wurden lediglich Doppelstücke von Schriftstücken.
2015 wurde die erarbeitete Einleitung gekürzt und redaktionell überarbeitet und das Findmittel für die online-Recherche freigegeben.
Überlieferungsschwerpunkte
Das überlieferte Archivgut der Bezirksgruppe Leipzig des Bundes der Architekten umfasst fast lückenlos den Zeitraum 1953 bis 1990. Das betrifft vor allem die Unterlagen zur innerorganisatorischen Entwicklung der Bezirksgruppe. Zurückzuführen ist dieser Umstand u.a. darauf, dass das Bundessekretariat eine eigene Archivordnung entwarf und das Bezirkssekretariat eine ordnungsgemäße Registratur und Ablage von Schriftstücken vornahm.[55] In einer vorläufigen Archivordnung von 1969 schlug das Bundessekretariat u.a. für die Bezirksgruppen folgende Dokumente zur Archivierung vor: Gründungsunterlagen der Bezirksgruppe; Materialien der Bezirkskonferenzen; Arbeitspläne, Rechenschaftsberichte, Analysen, Mitgliederstatistiken, Sitzungsprotokolle; Finanzanalysen und -pläne sowie Unterlagen der Betriebsgruppen, Fachgruppen und Kommissionen.[56]
Darüber hinaus wurden Hinweise, Richtlinien der Bundesleitung, Kongressunterlagen, Mitgliederkorrespondenzen bewahrt. Kaum überliefert sind Materialien der Gewerkschafts- und Parteigruppe des Bezirksvorstandes. Innerorganisatorische Probleme wie die Nichtbesetzung des Bezirkssekretariats 1967 führten dazu, dass "eine regelmäßige Berichterstattung und Registrierung aller Veranstaltungen unterblieb".[57]
Anhand der bereits genannten Schriftstücke kann die Organisationsgeschichte des BdA auf Bezirksebene gut dokumentiert und erforscht werden. Außerdem kommt das Leitungsprinzip des "demokratischen Zentralismus" z.B. im Verhältnis zur Verbindlichkeit der Beschlüsse des Bauministeriums oder der Bundesleitung zum Ausdruck. Auch zur Stellung im politischen System können auf regionaler Ebene Aussagen getroffen werden, wenngleich zu berücksichtigen ist, dass bis auf geringe Ausnahmen keine Dokumente der SED und ihres direkten Einflusses auf den BdA im Bestand enthalten sind. Das betrifft auch ein Fehlen von Schriftstücken über das Wirken des FDGB innerhalb der Bezirksgruppe. Ungeachtet dessen gibt es aber zur sozialen Lage der Architekten und dem Wandel ihrer gesellschaftlichen Stellung viele wertvolle Dokumente.
Historisches Quellenmaterial zur Wirksamkeit sowie zu den Grenzen und Möglichkeiten einer Einflußnahme auf gesellschaftliche Entwicklungsprozesse bieten die Akten zur Zusammenarbeit mit den Organen und Einrichtungen des Staates sowie mit anderen gesellschaftlichen Organisationen auf Stadt- und Bezirksebene. Dabei dürften insbesondere die Stellungnahmen und Expertisen zur Entwicklung von Architektur und Bauwesen von Interesse sein, die gleichzeitig auch Quellen zur sächsischen Regionalgeschichte (Stadt und ehemaliger Bezirk Leipzig) darstellen.
Die Akten der Bezirksgruppe sind im Kontext mit weiteren Beständen im Staatsarchiv Leipzig wie z.B. dem Bezirkstag und Rat des Bezirkes Leipzig, Verband bildender Künstler und der Bezirksleitung Leipzig des Kulturbundes auswertbar. Dadurch können wesentliche Aussagen über die Rolle und Stellung gesellschaftlicher Organisationen, insbesondere der Berufsverbände in der DDR getroffen werden. Von beträchtlichem Interesse für die deutsche Zeitgeschichte sind auch jene Stellungnahmen von Mitgliedern des Bundes der Architekten, die während der bewegenden Zeit der Wende im Herbst 1989 zur gesellschaftlichen Entwicklung insgesamt, zur baulichen Entwicklung in der Stadt und im Bezirk Leipzig sowie zur Arbeit des BdA öffentlich abgegeben wurden. Gut dokumentiert sind auch die Bestrebungen zu einer Erneuerung des BdA bis hin zur Auflösung Ende 1990, zur Bildung einer Architektenkammer außerhalb des BdA und die Suche nach neuen Fachverbänden bzw. die Integration in bestehende Verbände der Bundesrepublik.
Hinweise zur Benutzung
Bei Bestellungen sind stets der Name des Bestandes sowie die Signatur der Verzeichnungseinheit anzugeben.
Den Verzeichnungseinheiten sind im gedruckten Findbuch Register nachgestellt. Die Zahlen hinter den Registereinträgen beziehen sich auf die Indexnummern der Verzeichnungseinheiten.
Archivgut des DDR-Verbandes wurden Ende 1990 infolge der Auflösung des BdA (DDR) in Absprache mit dem westdeutschen Bund Deutscher Architekten dem damaligen Institut für Städtebau und Architektur (ISA) der Bauakademie übergeben. Der zeitliche Schwerpunkt der Dokumente liegt in den 1970er und 80er Jahren. Mit der Gründung des Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung e.V. (IRS) wurden nicht-staatliche Forschungsunterlagen nach Provenienzen vom Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung übernommen, dies gilt auch für das Archivgut des BdA. Darunter befinden sich auch die Mitgliedsanträge des BdA-Bezirksverbands Leipzig.
Ein Bestand des Bundes Deutscher Architekten der DDR befindet sich auch im Bundesarchiv in Berlin, das Findbuch ist online zu recherchieren unter http://www.argus.bstu.bundesarchiv.de/dy15/index.htm.
Thoralf Handke, 1996
Thekla Kluttig, 2015
Abkürzungsverzeichnis
[01] Zur Herausbildung und zum Funktionswandel gesellschaftlicher Organisationen in den Anfangsjahren vgl. Weber, Hermann (Hrsg.): Parteiensystem zwischen Demokratie und Volksdemokratie. Dokumente und Materialien zum Funktionswandel der Parteien und Massenorganisationen der SBZ/DDR 1945-1950. Köln 1982.
[02] Statut des Bundes der Architekten der DDR, beschlossen auf dem IX. Kongress 1987. Hrsg.: Bundessekretariat des BdA. Berlin 1987, S.1.
[03] Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, 21704 Bund der Architekten der DDR, Bezirksgruppe Leipzig (im Folgenden: StA-L, 21704 BdA), Nr. 64, 192.
[04] StA-L, 21704 BdA, Nr. 138, 152, 162, 192.
[05] Auszug aus dem Protokoll der Mitgliederversammlung der Bezirksgruppe Leipzig am 18.11.1955, StA-L, 21704 BdA, Nr. 132.
[06] Vgl. Bericht über die Tätigkeit der Revisionskommission vom 24.03.1961, StA-L, 21704 BdA, Nr. 231.
[07] StA-L, 21704 BdA, Nr. 165.
[08] BdA-Information. Sonderheft Bezirkskonferenz 1975 (Legislaturperiode 1970 - 1975). Hrsg.: BdA, Bezirksgruppe Leipzig. Leipzig 1975, S. 3.
[09] StA-L, 21704 BdA, Nr. 164.
[10] StA-L, 21704 BdA, Nr. 80.
[11] Vgl. Bericht über die Prüfung der Bezirksrevisionskommission am 05.07.1961, StA-L, 21704 BdA, Nr. 231, für 1970 s. Nr. 165, für 1971, Nr. 296, für 1975 BdA-Information. Sonderheft Bezirkskonferenz 1975 (Legislaturperiode 1970 - 1975). Hrsg.: BdA, Bezirksgruppe Leipzig. Leipzig 1975, S 5ff., für 1981 Nr. 88 und für 1989 das Prüfungsprotokoll der BRK vom 30.03.1989, StA-L, 21704 BdA, Nr. 170.
[12] Protokoll der 1. Bezirkskonferenz am 27. Mai 1955, StA-L, 21704 BdA, Nr. 280.
[13] StA-L, 21704 BdA, Nr. 239.
[14] Bericht der Veranstaltungskommission über das 2. Halbjahr 1959, StA-L, 21704 BdA, Nr. 238.
[15] StA-L, 21704 BdA, Nr. 263.
[16] StA-L, 21704 BdA, Nr. 165.
[17] BdA-Information. Sonderheft Bezirkskonferenz 1975 (Legislaturperiode 1970 - 1975). Hrsg.: BdA, Bezirksgruppe Leipzig. Leipzig 1975, S. 3.
[18] StA-L, 21704 BdA, Nr. 88.
[19] Prüfungsprotokoll der BRK vom 30.03.1989, StA-L, 21704 BdA, Nr. 170.
[20] Protokoll der 1. Bezirkskonferenz am 27. Mai 1955, StA-L, 21704 BdA, Nr. 280.
[21] BdA Leipzig, Nr.240, Wiederwahl am 29. Mai 1970 und 22. Mai 1975. Vgl. StA-L, 21704 BdA, Nr.165 und 164.
[22] Niederschrift über die 23. Bezirksvorstandssitzung am 11.01.1989, StA-L, 21704 BdA, Nr. 166.
[23] Bis Mitte 1961 Arbeitsgruppen, von da an Fachgruppen genannt. Der IV. Bundeskongress hatte die "Bildung der neuen Fachgruppen" beschlossen. Sie konnten im Bezirk Leipzig ihre Arbeit erst mit Verspätung aufnehmen, "weil das Bundessekretariat der Bezirksgruppe erst am 1. Juli ds. Jahres die erforderlichen Unterlagen der zentralen Fachgruppen zur Weitergabe an die neuen Fachgruppen zustellte". Bericht über die Prüfung der Bezirksrevisionskommission am 05.07.1961, StA-L, 21704 BdA, Nr. 231.
[24] Vgl. Bericht über die Prüfung der Bezirksrevisionskommission am 05.12.1961, StA-L, 21704 BdA, Nr. 231. Die Fachgruppe Innengestaltung wurde am 21.08.1961 gegründet. Vgl. ebd. Abweichende Bezeichnungen: Fachgruppen "Ländliches Bauen" und "Innenraumgestaltung". Vgl. Bericht des Bundessekretariats über die Tätigkeit der Bezirksgruppen des VDA vom 30.03.1962, StA-L, 21704 BdA, Nr. 129.
[25] Vgl. Bericht der Bezirksrevisionskommission vom 08.01.1964, StA-L, 21704 BdA, Nr. 231 und 263.
[26] StA-L, 21704 BdA, Nr. 165.
[27] Protokoll der Sitzung der Aufnahmekommission der Bezirksgruppe Leipzig am 03.02.1953, StA-L, 21704 BdA, Nr. 132.
[28] StA-L, 21704 BdA, Nr. 238.
[29] Protokoll der 1. Bezirkskonferenz am 27. Mai 1955, StA-L, 21704 BdA, Nr. 280.
[30] Die Hauptaufgaben der Veranstaltungskommission bestanden "im wesentlichen in der organisatorischen Vorbereitung von Studienreisen, Vortragsveranstaltungen, Besichtigungen und geselligen Zusammenkünften". Protokoll der 1. Bezirkskonferenz am 27. Mai 1955, StA-L, 21704 BdA, Nr. 280.
[31] Schwerpunkte der Arbeit der Wirtschafts- und Sozialkommission bildeten "Arbeitsbeschaffung, Materialversorgung, Verbesserung der Kranken- und Altersfürsorge für freiberuflich schaffende Kollegen" sowie die "Beschaffung von ... Ferienaufenthalten und zahlreichen anderen Fragen des täglichen Arbeitsablaufes des Kollegenkreises". Protokoll der 1. Bezirkskonferenz am 27. Mai 1955, StA-L, 21704 BdA, Nr. 280.
[32] Vgl. Bericht der Bezirksrevisionskommission vom 31.01.1963. StA-L, 21704 BdA, Nr. 231.
[33] StA-L, 21704 BdA, Nr. 232. Zuvor oblag der Pressekommission die Aufgabe, junge Architekten in die Arbeit der Bezirksgruppe einzubeziehen. Vgl. ebd.
[34] StA-L, 21704 BdA, Nr. 232.
[35] Vgl. Bericht der Bezirksrevisionskommission vom 05.04.1965, StA-L, 21704 BdA, Nr. 231.
[36] Thematische Prüfung der BRK 1968 vom 21.11.1968, StA-L, 21704 BdA, Nr. 231.
[37] StA-L, 21704 BdA, Nr. 165.
[38] Prüfungsprotokoll der BRK vom 30.03.1989, StA-L, 21704 BdA, Nr. 170.
[39] Vgl. Bericht über die Prüfung der Revisionskommission am 24.04.1958, StA-L, 21704 BdA, Nr. 231.
[40] Vgl. Bericht der Bezirksrevisionskommission vom 31.01.1963, StA-L, 21704 BdA, Nr. 231. Die Zitate stammen aus dem Bericht vom Jan. 1963.
[41] StA-L, 21704 BdA, Nr.64.
[42] StA-L, 21704 BdA, Nr.111.
[43] StA-L, 21704 BdA, Nr. 4 und 5.
[44] 1972 schätzte die BRK ein, dass in den Betrieben keine Zusammenarbeit zwischen BdA und KdT stattfindet. "Der mit ... der KdT abgeschlossene Vertrag steht nur auf dem Papier." Protokoll über die thematische Prüfung "Wie organisiert der Bezirksvorstand eine bessere Betriebsgruppenarbeit" vom 08.11.1972, StA-L, 21704 BdA, Nr. 231.
[45] StA-L, 21704 BdA, Nr. 166.
[46] StA-L, 21704 BdA, Nr. 79.
[47] StA-L, 21704 BdA, Nr. 15, 78, 80.
[48] Zum folgenden StA-L, 21704 BdA, Nr. 79.
[49] StA-L, 21704 BdA, Nr.75.
[50] StA-L, 21704 BdA, Nr. 178.
[51] StA-L, 21704 BdA, Nr.178.
[52] StA-L, 21704 BdA, Nr. 178.
[53] 129 in 129, 290 und 291; 130 in 130, 292 und 293; 160 in 160 und 286; 92 in 92 und 285; 163 in 163 und 287; 167 in 167 und 295; 41 in 41 und 288; 69 in 69 und 289; 166 in 166 und 294; 263 in 263 und 296.
[54] Ordnungs-und Verzeichnungsgrundsätze für die staatlichen Archive der DDR. Potsdam 1964; Papritz, J.: Archivwissenschaft. 2. Auflage Marburg 1983.
[55] 1968 befand sich die Archivordnung des BdA noch im Entwurfsstadium, StA-L, 21704 BdA, Nr. 231.
[56] StA-L, 21704 BdA, Nr. 248.
[57] StA-L, 21704 BdA, Nr. 240.
Leitung.- Fachgruppen.- Kommissionen und Arbeitsgruppen.- Gutachten.- Wettbewerbe.- Veranstaltungen.
Am 31. Oktober 1952 wurde in Berlin der Bund Deutscher Architekten als Fachverband der Architekten, Landschaftsgestalter, Städtebauer, Stadt- und Regionalplaner gegründet. Seine Mitglieder waren in Bezirks-, Kreis- und Betriebsgruppen organisiert. Die Bezirksgruppe Leipzig arbeitete seit 1953 mit dem Ziel, die sozialistische Architektur weiterzuentwickeln, ihre Mitglieder baufachlich fortzubilden und Bebauungspläne sowie Rekonstruktionsvorhaben mit Gutachten zu begleiten. Auf Beschluss der Bundesdelegiertenversammlung wurde der Verband zum 30. November 1990 aufgelöst.
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