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Beständeübersicht

Bestand

21763 Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe, Bezirksvorstand Leipzig

Datierung1893 - 1964
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)10,85
Geschichte des Bezirksvorstandes Leipzig der Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe

Die Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB) formierte sich am 10. Mai 1946 aus den Ausschüssen der gegenseitigen Bauernhilfe, um dem Hauptanliegen, die werktätigen Bauern bei der Entwicklung der Produktion in der Landwirtschaft zu unterstützen, besser gerecht zu werden. Neben dieser bäuerlichen Organisation gab es auf dem Lande die landwirtschaftlichen Dorf-, Molkerei- und Winzergenossenschaften, die meist Ende des 19. bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts gegründet wurden. Am 20. November 1950 wurden alle bäuerlichen Organisationen zur VdgB (BHG) vereinigt. Diese Vereinigungen der gegenseitigen Bauernhilfe(Bäuerliche Handelsgenossenschaften) wurden durch die Verbände der VdgB (BHG) der einzelnen Länder, die unmittelbaren Nachfolger der Verbände landwirtschaftlicher Genossenschaften, angeleitet. Im Jahre 1952 wurden infolge der politisch-territorialen Neugliederung der damaligen DDR die Verbände der VdgB (BHG) der einzelnen Länder aufgelöst und Bezirksvorstände der VdgB (BHG) gebildet. Deren Arbeit wurde durch das Statut geregelt. Die Organisation gliederte sich nach dem Territorialprinzip in Orts-, Kreis- und Bezirksorganisationen. Das höchste Organ war die Zentrale Delegiertenkonferenz, die alle fünf Jahre stattfand und den Zentralvorstand sowie die Zentrale Revisionskommission wählte. Der Zentralvorstand war das höchste Organ zwischen den Zentralen Delegiertenkonferenzen. Er übte die wirtschaftsleitenden Funktionen gegenüber den VdgB (BHG) aus. Der Bezirksvorstand Leipzig konstituierte sich am 10. September auf seiner ersten Sitzung. Zum 1. Vorsitzenden wurde Richard Müller gewählt. Es war vorgesehen, dass anfangs im Bezirksvorstand 30 Mitarbeiter und in den Kreisvorständen jeweils 7 bis 9 Mitarbeiter tätig waren.

Die auf der ersten Sitzung formulierten Hauptaufgaben waren:
1. die Hilfe und Unterstützung bei der Bildung von Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften,
2. die gegenseitige Hilfe der Klein- und Mittelbauern untereinander stärker zu organisieren und
3. die Förderung von Massenbewegungen der werktätigen Bauern zur Steigerung der Produktion.

Im zunehmenden Maße bestimmten Fragen zur Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Landbevölkerung, vor allem Versorgungs- und Dienstleistungen den Inhalt der Tätigkeit des VdgB-Bezirksvorstandes Leipzig. Trotz einiger Fortschritte, die z. B. bei der Einrichtung von Wäschereien auf dem Lande erzielt wurden, gab es große territoriale Unterschiede und das Niveau der Versorgungs- und Dienstleistungen blieb insgesamt weit unter dem der Städte.

Zur Unterstützung bzw. Förderung der landwirtschaftlichen Produktion wurden verschiedene Arbeitsgemeinschaften beim Bezirksvorstand gebildet, die sich auf bestimmte Bereiche, z. B. Saatzucht u. a. konzentrierten. Bis Ende der 1950er Jahre bestanden Weide- und andere Gemeinschaften oder Genossenschaften. Zur Regulierung des Wassers auf den Fluren bzw. zur Landgewinnung wurden Anfang der 1950er Jahre Meliorationsgenossenschaften der VdgB gegründet. Die Arbeitsaufgaben dieser speziellen Genossenschaften und Gemeinschaften wurden nach und nach von den neu gegründeten LPG übernommen oder zentrale Einrichtungen geschaffen. 1957 beschloss der V. Deutsche Bauernkongreß die Doppelbezeichnung VdgB (BHG) aufzugeben und die einheitliche Bezeichnung VdgB wieder einzuführen. Zur VdgB gehörten die Bäuerlichen Handelsgenossenschaften und die Molkereigenossenschaften. Der VdgB-Bezirksvorstand Leipzig führte die Anleitung und Kontrolle der Kreisvorstände durch und diese wiederum leiteten die BHG und Molkereigenossenschaften an. Für die Revisionen und Prüfungen der Jahresabschlüsse der einzelnen Genossenschaften war jedoch die Prüfdienststelle beim Bezirksvorstand zuständig.

Den Bäuerlichen Handelsgenossenschaften oblag die Versorgung der Landwirtschaftsbetriebe und der Landbevölkerung mit Produktionsmitteln (später wurde das Agrochemische Zentrum-ACZ, also die Dünger- und Pflanzenschutzmittelversorgung herausgelöst) und der Kreditierung der Einzelbauern. Die Kreditierung wurde später von der Bank für Land- und Nahrungsgüterwirtschaft übernommen und die Bäuerlichen Handelsgenossenschaften übten die Sparkassenfunktion für die Landbevölkerung aus.

Ende der 1950er bis Anfang der 1960er Jahre kam es zu Verschmelzungen von benachbarten Bäuerlichen Handelsgenossenschaften, die manchmal auf die Kritik ihrer Mitglieder stieß, da sie häufig administrativ beschlossen wurde, ohne die Meinungen der Mitglieder zur Kenntnis zu nehmen oder die konkreten Bedingungen zu beachten. Der VdgB-Bezirksvorstand Leipzig wurde 1990 in den Sächsischen Bauernverband, Sitz Leipzig, umgebildet.

Bestandsgeschichte und -bearbeitung

An das Staatsarchiv Leipzig wurden Akten vom VdgB-Bezirksvorstand Leipzig und vom VdgB-Kreisvorstand Döbeln abgegeben. Bei der Bearbeitung des Schriftgutes wurden vier Provenienzen ermittelt: Schriftgut aus dem Landesvorstand Dresden, dem Landesvorstand Sachsen-Anhalt, Halle (ehemalige Provinz) für die Zeit von 1945-1952, dem VdgB-Bezirksvorstand Leipzig und dem Kreisvorstand Döbeln. Die Dokumente der Landesvorstände sind offensichtlich 1952 als Vorakten an den VdgB-Bezirksvorstand Leipzig gelangt. Gemäß § 21 der Ordnungs- und Verzeichnungsgrundsätze wurde ein zusammengefaßter Bestand gebildet, da die Registraturbildner in einem sachlichen und funktionalen Zusammenhang stehen. Der Kreisvorstand Döbeln ist der einzige, der mit Archivgut im Staatsarchiv Leipzig vertreten ist. Das war der Grund, im Sinne eines zusammengefaßten Bestandes auch dieses Schriftgut bei der Bestandsbildung einzubeziehen. Im Verwaltungsarchiv des VdgB-Bezirksvorstandes Leipzig waren die Bedingungen für die Sicherung und Lagerung des Archivgutes nicht gegeben. Darum wurde eine Abgabe der Akten an das Staatsarchiv Leipzig vereinbart und in zwei Etappen, 1969 und 1970, wurde das Schriftgut mit einer Abgabeliste übernommen. Es handelt sich hauptsächlich um Akten aus der Zeit von 1945 bis 1964, vereinzelt sind Schriftstücke vor dieser Zeit überliefert. Das übrige Schriftgut befindet sich in der Geschäftsstelle des Sächsischen Bauernverbandes Leipzig.

Die Registraturverhältnisse waren kaum erkennbar. Der VdgB-Kreisvorstand Döbeln gab Schriftgut mit einem Umfang von ca. 2 lfm an das Staatsarchiv Leipzig ab. Hierbei handelt es sich um Akten aus der Zeit von 1945 bis 1955.

Bei der Bestandsbearbeitung wurde versucht, die Aktenbildung nicht zu verändern. Im Interesse der Einheitlichkeit des Bestandes und der zugrundeliegenden Registraturverhältnisse wurden Schriftstücke vor 1945 in den Akten belassen. Da das Archivgut eine historisch bedeutsame Etappe der Landwirtschaftsentwicklung des Landes Sachsen bis 1952 und des Bezirkes Leipzig bis 1964 widerspiegelt und der Bestand zu den wenigen gehört, die zu dieser Problematik aussagekräftig sind und sich im Staatsarchiv Leipzig befindet, wurde eine Kassation nur bei Mehrfachüberlieferung vorgenommen.

Überlieferungsschwerpunkte

In diesem Bestand befinden sich Dokumente, die aussagekräftig sowohl zu den Aufgaben der VdgB als auch zu vielen Fragen der Landwirtschaftsentwicklung insgesamt sind. Für die einzelnen Genossenschaften oder Gesellschaften wurden bei den Verbänden landwirtschaftlicher Genossenschaften und beim Bezirksvorstand Leipzig Akten angelegt, die Gründungsunterlagen, Statuten, die Finanzdokumentationen und den Schriftverkehr beinhalten. Diese Akten sind relativ vollständig überliefert und stellen auch von ihrem Umfang her den Hauptteil der Überlieferung dar. Über die Arbeit des Bezirksvorstandes Leipzig und des Kreisvorstandes Döbeln und über landwirtschaftliche Fragen geben insbesondere die Reihen der Protokolle von Bezirksvorstandssitzungen Auskunft. Hinzuweisen ist auf Dokumente, die Informationen zur sozialen Lage der Landbevölkerung nach 1945 beinhalten, z. B. zur Umsiedleraktion "Neue Heimat - Neues Leben" (395) oder zu den Problemen der Ausstattung mit notwendigster Arbeitsbekleidung (396). Infolge der Unerfahrenheit vieler Neubauern und der veränderten Bedingungen in der Landwirtschaft wurden umfangreiche Schulungsmaßnahmen eingeleitet (425). Auch über Aktionen und Sondermaßnahmen gibt es Dokumente, z. B. zur Kartoffelkäferbekämpfung (424). Allerdings sind dazu immer nur wenige Schriftstücke überliefert. Weitere Akten zur Entwicklung der Landwirtschaft befinden sich in den Beständen "Ländliche Spar- und Darlehnskassen GmbH, ehemals Sachsen-Anhalt" und "Bank für Land- und Nahrungsgüterwirtschaft der DDR, Bezirksdirektion Leipzig".

N. Keil
Leipzig 2012

Anmerkungen

1) Siehe Findbucheinleitung des Bestandes: Ländliche Spar- und Darlehnskassen GmbH, ehemals Sachsen-Anhalt,
2) Siehe StALeipzig, VdgB-Bezirksvorstand Leipzig, Nr. 28;
3) Siehe StALeipzig, VdgB-Bezirksvorstand Leipzig, Nr. 102
Sozialistische Umgestaltung der Landwirtschaft (v. a. Döbeln).- Statuten, Jahresabschlüsse und Finanzprüfungen der Genossenschaften der Kreise (bis 1952 auch Weißenfels, Merseburg, Zeitz).- Bezirksbauerntage.- Kreisbauerntage.
Die Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB) war die Massenorganisation für Bauern in der DDR. Sie wurde am 10. Mai 1946 gegründet, Vorläufer waren die im Herbst 1945 gegründeten Kommissionen für die Bodenreform und Bauernausschüsse. Bis zum 20. November 1950 schlossen sich alle bäuerlichen Organisationen zur Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe/Bäuerliche Handelsgenossenschaften (VdgB/BHG) zusammen (ab 1957 nur noch VdgB). Nach Auflösung der Länder konstituierte sich der Leipziger Bezirksvorstand des VdgB/BHG am 10. September 1952. Der Bezirksvorstand war für die Anleitung und Kontrolle der Kreisvorstände und für die Revision und Prüfung der Jahresabschlüsse der Genossenschaften zuständig. 1990 ging der VdgB-Bezirksvorstand Leipzig im Sächsischen Bauernverband, Sitz Leipzig, auf.
Dokumente der Landesvorstände Sachsen und Sachsen-Anhalt (bis 1952) sind als Vorakten dem Bestand beigefügt.
  • | Ohne Findmittel 0,35 lfm
  • 1990 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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