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Beständeübersicht

Bestand

21784 Nachlass Margarete Blank

Datierung(1823 - 1917) 1918 - 1987
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)3,50
Zur Biografie von Margarete Blank

Margarete Blank ist eine der großen Frauenpersönlichkeiten des antifaschistischen Widerstands. Und in einer Reihe mit Maria Grollmuß, Margarete Bothe, Rosemarie Sacke und Hildegard Heinze gehört sie zu jenen Absolventinnen der Alma Mater Lipsiensis, die ihre großen humanistischen und kämpferischen Traditionen verkörpern. Zusammen mit Alfred Frank, Georg Sacke, Wolfgang Heinze und Hermann Reinmuth zählt sie zu den Widerstandskämpfern aus der Intelligenz in der Region Leipzig-Westsachsen, die im Ringen mit dem Faschismus ihr Leben geopfert haben.
Die Ärztin von Panitzsch stammt aus Kiew, wo sie am 21. Februar 1901 geboren wurde. Ihr Vater war Diplomingenieur, die Mutter Zahnärztin. Zusammen mit dem Vater, dem um zehn Jahre älteren Bruder und ihrer Schwester Eleonore verließ sie Kiew als die Mutter in den Kämpfen von Revolution und Bürgerkrieg umgekommen war. Während der Bruder noch in der Heimatstadt das Studium beenden konnte, haben die Schwestern erst in Kolberg an der pommerschen Ostseeküste, ihrer ersten Station in Deutschland, das Abitur nachholen können. Sie entschieden sich dann für Leipzig, wo Margarete 1921 das Medizinstudium begann. Der Weg, den die Schwestern nahmen, war ganz ähnlich dem der Brüder Sacke, die - gleichfalls deutscher Nationalität - damals ihre moldauische Heimat verließen und nach Leipzig kamen, das schon seit der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts einer der großen Anziehungspunkte junger Intellektueller aus Russland war. Der Weg ähnelte auch dem von Friedrich Braun, der zur selben Zeit von Petersburg nach Leipzig überwechselte, aber schon Inhaber einer Professur war und der Sowjetmacht auch am neuen Ort verbunden blieb.
Im Herbst 1927 schloss sie mit der ärztlichen Approbation das Studium ab. Es folgten zwei Jahre an der Leipziger Klinik, bevor sie sich entschloss, Landärztin zu werden und in Panitzsch eine Praxis zu eröffnen. In der Gemeinde war bis dahin kein Arzt sesshaft gewesen. Während die Praxisräume im Ort lagen, bauten sich die beiden Schwestern am Dorfrand ein einstöckiges Holzhaus, den "Pilz", das sie in seiner Bauart und den davor liegenden Getreidefeldern an die dörfliche Umgebung ihrer Heimatstadt erinnert haben mag.
Das einstige Bauerndorf an der Parthe war seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert durch die Industrialisierung des Leipziger Ostens zunehmend ein Wohnort von Arbeitern geworden. Die Wandlung bewirkte ein solches politisches Kräfteverhältnis in der Gemeinde, dass vor der Machtergreifung der Nazis SPD und KPD mehr als die Hälfte der Wählerstimmen auf sich vereinigen konnten (1932). Darin war der Ort z. B. Zwenkau im Süden oder Glesien im Norden von Leipzig verwandt, ohne dass in allen drei ein Repräsentant der Arbeiterbewegung Bürgermeister wurde. Immerhin bot diese Lage später eine gewisse Basis für antifaschistische Aktivitäten.
Die Ärztin blieb parteilos. Wie einige ihrer Freunde stand sie aber der KPD nahe. Sie trat der internationalen Arbeiterhilfe bei und lehnte es dann ab, Mitglied des NS-Ärztebundes zu werden. Diese ihre politische Position war in einem kleinen Ort wie Panitzsch für alle deutlicher als sie es in der Großstadt hätte sein können. Sie und ihre Schwester gehörten zu jener Arbeitermehrheit vor 1933.

Für die Dissertation gehörte Margarete Blank um 1930 zum Arbeitskreis von Ernest Sigerist, der an der Universität die Medizingeschichte vertrat. Von daher wurde sie mit Valentin Sacke bekannt, der sich am Ende seines Medizinstudiums gleichfalls für ein Thema in dieser Richtung interessierte. Er wollte über die Semstwo-Organisation des Gesundheitswesens im vorrevolutionären Russland promovieren. Valentin und seine Frau haben mehrmals die Schwestern Blank im "Pilz" besucht. Über ihn kam Margarete auch mit Georg und Rosemarie Sacke in Verbindung. Georg Sacke habilitierte sich 1932 über russische Geschichte des 18. Jahrhunderts. Im gleichen Jahr promovierte Margarete Blank über Medizin in den Niederlanden des 17. Jahrhunderts. Was die beiden Schwestern, die Sackes, dazu Alexander Hardt, einen Ingenieur, der auch aus Kiew stammte und - in Berlin wohnhaft, wo auch der Vater Blank lebte - die ganzen Jahre Margaretes Lebensgefährte war, dazu den Sinologen Siegfried Behrsing - Eleonores späterer Ehemann, der aus dem Baltikum stammte - miteinander verband, war wohl nicht zuletzt die Erinnerung an die östliche Heimat, die Kultur Russlands und die Sympathie für die Sowjetunion. Siegfried Behrsing war Sinologe an der Universität. Er hatte in Leipzig promoviert.
Valentin Sacke, als KPD-Funktionär in der Stadt bekannt und Angehöriger der "Kostufra" - der kommunistischen Studentenfraktion - sah sich nach der Machtergreifung der Nazis gezwungen, von einem illegalen Quartier ins andere zu wechseln, bis er im September 1933 der Polizei in die Hände fiel, vom Freiberger Sondergericht verurteilt und in Hoheneck eingekerkert wurde. Bei der Entlassung im Dezember 1934 ausgewiesen, emigrierte er über die CSR in die SU, die ihm ihre Staatsbürgerschaft schon im September verliehen hatte. Ernest Sigerist verließ Deutschland 1933, um in den USA eine neue Aufgabe zu übernehmen. Er nahm Mitarbeiter mit. Auch Margarete Blank hatte er das angeboten.
Georg Sacke war am 1. April 1933 an der Universität entlassen, Ende 1934 verhaftet und u.a. im KZ Sachsenhausen eingekerkert worden. Siegfried Behrsing musste seine Assistenz an der Universität aufgeben. Er kam 1935 an einem Museum in Berlin unter. Seine Frau folgte ihm dorthin, auch wenn die engen Verbindungen zur Schwester in Panitzsch nie abrissen, deren Praxis sich inzwischen im Ort und darüber hinaus bei der Bevölkerung großen Ansehens erfreute.
Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges forcierte man im Leipziger Raum die Rüstungsproduktion und der nordöstliche Rand der Stadt mit Taucha, Leipzig-Thekla usw. wurde zu einem Zentrum der Kriegsproduktion. Hier machten sich in kurzer Zeit Betriebe der HASAG, der Erla-Werke sowie der Mitteldeutschen Motorenwerke breit. Tausende deutsche Arbeiter wurden dorthin dienstverpflichtet. Es wurden primitive Lager für Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge errichtet, deren Zahl sich auf durchschnittlich schätzungsweise 5.000 belaufen haben dürfte. Die Wohnbevölkerung von Taucha verdoppelte sich während des Krieges auf 23.000. Das Umfeld der Praxis von Margarete Blank veränderte sich dadurch ganz wesentlich. Unter den Lagerinsassen waren viele Sowjetbürger und Polen. Es darf als sicher gelten, dass Ukrainer ihre Praxis aufsuchten. Die Lage dieser Menschen, die brutale Unterdrückung und Ausbeutung, der sie permanent ausgesetzt waren, muss auf eine Ärztin wie sie eine tiefe Wirkung gehabt haben. Es muss als wahrscheinlich gelten, dass sie sich - wann und wo immer das möglich schien - nicht allein auf medizinische Hilfe beschränkte.
So sehr Zeitpunkt und Umstände ihrer Verhaftung, dann die Verurteilung und Hinrichtung denen von Georg Schumann und seinen Genossen ähneln, erscheinen doch Anklage und Prozess ohne einen Bezug auf das Leipziger Widerstandszentrum. Was ihr angelastet wurde, lag jedoch völlig im Sinne der Schumann-Gruppe. Viel spricht dafür, dass sie mit ihr Kontakt hatte, individueller und organisatorischer Antifaschismus bei Margarete Blank in den letzten Jahren ineinander übergingen. Nachdem über Georg Sacke die Verbindung zwischen dem NKFD Leipzig und ihr hergestellt worden war, lief der Kontakt 1943/44 wohl hauptsächlich über Alfred Frank bzw. Wolfgang Heinze. Offensichtlich ist der Gestapo diese Verbindung verborgen geblieben. Selbst Gertrud Frank, mit der die Ärztin dann zeitweilig in Dresden die Zelle teilte, muss der Zusammenhang unbekannt gewesen sein, was bei der Konspiration nicht verwunderlich ist.

In der Interpretation der Anklageschrift und des Urteilstextes muss dem Argument, sie habe vor 1933 SPD oder KPD gewählt, besonderes Gewicht beigemessen werden. In dieser Richtung lag der - "berechtigte" - Verdacht der Nazis, wie er sich in der Parallelität zur Verfolgung der Schumann-Gruppe und der auffälligen Härte des Urteils, dem drakonischen Spruch der faschistischen Justiz gegen sie ausdrückt. Diese Verdächtigungen hatten die Nazis im Ort und im Kreis schon vor dem Kriege. Es gab 1938 eine interne Beurteilung über sie, die ihr die politische Distanz zum Faschismus gleichsam bescheinigte. Die Nazis haben Praxis und Wohnhaus als einen Kristallisationspunkt des Widerstands angesehen, die Ärztin als Spionin und Bolschewistin verdächtigt und offensichtlich nach einer Gelegenheit gesucht, sie zu beseitigen. Hinderlich war ihnen wohl das große Ansehen, das Margarete Blank in der Bevölkerung genoss. Im Juli 1944 bot sich den Nazis die Möglichkeit mit Hilfe der Anzeige des Borsdorfer Arztes Benne, der während seines Fronturlaubs ein Gespräch zwischen Margarete Blank und seiner Frau aufgriff, um sie der Gestapo auszuliefern.
Zum 14. Juli 1944 mit Uhrzeit 17.00 verzeichnet das Polizeigefängnis unter der Nr. 4386 den Zugang von Margarete Viktoria Blank aus Panitzsch, Borsdorfer Straße 88f. Sie war an diesem Tag zur Gestapostelle bestellt und dort verhaftet worden. Den Anlass bot eine Denunziation. Die Frau jenes Kollegen in Borsdorf, der als Oberstabsarzt an der Ostfront war, hatte Margarete Blank im Januar 1944 um Hilfe für ihre erkrankten Kinder gebeten. Als diese Frau Sorgen auch um ihren Mann äußerte, fürchtete, er könne in Gefangenschaft geraten, glaubte Margarete Blank, offen sprechen zu müssen. Sie versuchte, ihr die Sorgen zu nehmen und erklärte ihr, die Russen seien ein gutes Volk, sie solle die Gräuelmärchen nicht glauben, und Russland sei das Land der Zukunft. Die Wiedergabe dieser Äußerung war der Grund zu Anzeige und Verhaftung wegen "Wehrkraftzersetzung" - die Frau hatte das ihrem Mann an die Front geschrieben - und genügte dem Volksgericht zum Todesurteil. Bei der Anzeige stießen die Gesinnungen zweier Ärzte aufeinander, eine dem Faschismus bis zur Pervertierung aller menschlichen Gefühle ergebene, die sich in nichts von den KZ-Ärzten unterschied, mit der eines kämpferischen Humanismus. Faschismus und Antifaschismus zeigten sich im Alltag jener Zeit in äußerster Zuspitzung. Der Benne brachte es fertig, eine Berufskollegin dem Henker auszuliefern, die seiner Familie und seinen Kindern geholfen hatte, und die sogar ihm helfen wollte.
Von Verhören und Haft in Leipzig sind lediglich drei Daten überliefert. Nach zehn Tagen im Polizeigefängnis in der Wächterstraße wurde die Antifaschistin am 24. Juli in die Untersuchungshaftanstalt II gebracht, von dort am 28. Juli in die I verlegt, wo sie bis zum 5. Oktober festgehalten wurde. An diesem Tage erfolgte der Transport nach Dresden. Die Karteikarte der U-Haftanstalt vermerkt "Wehrkraftzersetzung" in der Spalte "Straftat/ Tatverdacht". Durch Verhöre von Patienten versuchte die Gestapo vergeblich, weiteres Beweismaterial zu gewinnen. Der Prozess und das Urteil konzentrierten sich auf die Denunziation, ließen aber auch das Misstrauen erkennen, die Ärztin könnte mehr als dieses eine Mal so gesprochen und gehandelt haben. Und dieser Verdacht war wohl ausschlaggebend für die Härte des Urteils. Am 24. November 1944 fiel das Todesurteil gegen Margarete Blank, weil sie "vor einer deutschen Frau, deren Mann im Felde steht, schwer zersetzende Äußerungen getan" hatte. Die Urteilsbegründung reflektiert durchaus ihre Motive. Sie habe die "Überzeugung gewonnen, dass der Nationalsozialismus im Grunde die Fortsetzung des Krieges bedeutet. Daher habe sie auch innerlich den Nationalsozialismus abgelehnt und sei aus diesem Grunde weder der nationalsozialistischen Partei noch dem nationalsozialistischen Ärztebund beigetreten. Sie habe kurz vor dem Umbruch die Kommunistische Partei gewählt."
Im August 1944 war in Hamburg das Ehepaar Sacke der Gestapo mit anderen Angehörigen einer dortigen Widerstandsgruppe in die Hände gefallen. Rosemarie Sacke wurde in Fuhlsbüttel, Georg Sacke im KZ Neuengamme eingekerkert.
Ein Wiederaufnahmeverfahren und ein Gnadengesuch wurden abgelehnt. Gleich nach der Verhaftung hatte Margarete Blank darum gebeten, dass für ihre Patienten gesorgt werde.
Einer der aus der Todeszelle geschriebenen Briefe war an die Leipziger Stelle der Reichsärztekammer gerichtet. Dass sie darin die volle Wiederherstellung ihrer Ehre verlangte, muss als ihr entschiedener Protest verstanden werden. Allein dieser Brief ist eines der großen Dokumente antifaschistischen Widerstands.
Margarete Blank wurde am 8. Februar 1945 auf dem Hof des Landgerichts Dresden, des heutigen Georg-Schumann-Baues der Technischen Universität, die Stunde der Befreiung vor Augen, mit dem Fallbeil umgebracht. Das geschah wenige Wochen nach der Hinrichtung von Georg Schumann, Kurt Kresse, Wolfgang Heinze, Alfred Frank und der anderen an derselben Stelle. Georg Sacke kam im April auf einem Häftlingstransport aus dem KZ Neuengamme am Kai von Lübeck um. Zur selben Zeit erlangten Rosemarie Sacke in Hamburg-Fuhlsbüttel wie andere Angehörige der Schumann-Gruppe in Waldheim die Freiheit. Valentin Sacke hatte nach einigen Jahren als Arzt in der SU schwer unter dem Personenkult zu leiden, bevor er zehn Jahre nach Kriegsende in die letztlich baltische Heimat der Sackes zurückkehren und später auch Leipzig besuchen konnte. Siegfried Behrsing übernahm eine Professur in Berlin an der HUB. Rosemarie Sacke kam nach Leipzig zurück, wo sie - nicht ohne Bezug zum geistigen Erbe ihres Vaters, des großen Reformpädagogen Gaudig und ganz im Sinne ihres Gatten, der neben der Universitätsarbeit um 1930 auch in der Arbeiterbildung tätig gewesen war – an die Spitze der ABF trat. Alexander Hardt arbeitete nach 1945 in der SU, kehrte zurück und starb 1975 in Berlin.

Bestandsgeschichte und –bearbeitung

Wie bei so vielen Antifaschisten litten auch die ersten biografischen Bemühungen zu Margarete Blank unter dem Mangel an Quellen. Selbst das von Gertrud Bobek verfasste Lebensbild (1979) stützte sich noch vorwiegend auf Erlebnisberichte. Schriftgut und Bücher des "Pilz" hatten ihre Schicksale. Die Nazis hatten bei der Hausuchung Wichtiges beschlagnahmt. Im Urteil ist von "staatsfeindlichen" Schriften die Rede, ohne dass sie im Einzelnen genannt werden. Von ihnen fehlt jede Spur. Das Haus diente nach 1945 Umsiedlern, war von der Gemeinde vermietet, bevor es Gedenkstätte wurde. Einige Möbel, Gegenstände, Bücher sind auf dem Dachboden der POS "Margarete Blank" in Panitzsch eingelagert gewesen, wo sie 1987 auf Initiative von Charlotte Zeitschel geborgen wurden, die 1983 die Betreuung der Gedenkstätte übernommen und auch die Neuausgabe des Lebensbildes redigiert hatte. Schon seit Ende der 70er Jahre stellte sich die Frage der Bildung eines Personenbestandes, der Archivierung der wenigen Originale in der Gedenkstätte, um sie substanziell zu sichern und in der Ausstellung durch Kopien zu ersetzen.
Die Bemühungen von 1987 gingen dahin, Provenienz und Pertinenz verbindend ein Optimum an Dokumenten zu erfassen. Es schien unumgänglich, nach Dokumenten über Margarete Blank in anderen Überlieferungszusammenhängen zu suchen, allen möglichen Spuren nachzugehen. Die Recherchen zogen sich über Monate hin, und nicht alle waren erfolgreich. Nicht auffindbar war z.B. die Patientenkartei, sie muss als verloren gelten. Offen blieb auch die Suche nach einigen Briefen aus der Haft. Dokumente der Haft in Dresden sind nicht erhalten geblieben. Allen Archiven, die den Anliegen nachgegangen sind, vor allem dem ZStA, dem ZPA, dem UA, dem BPA, ist sehr zu danken. Ein besonderer Dank gebührt Siegfried Behrsing und Charlotte Zeitschel. Auf diese Weise gelang es, nicht wenige Dokumente ausfindig zu machen und als Kopie in den Bestand aufzunehmen. Provenienzen dieser Dokumente waren das Reichsjustizministerium, der Volksgerichtshof sowie die Universität (einschließlich des Klinikums). Über den Bestand Gelbke (BPA) gelangte der Vorgang Margarete Blank aus der Registratur der Bezirksstelle der Reichsärztekammer in den Nachlass. Er wurde - gleichsam unter Beachtung des historischen Registraturprinzips - in der überlieferten Form erhalten, obgleich oder gerade weil er Dokumente gegensätzlichen Charakters, darunter einen vor der Hinrichtung geschriebenen letzten Briefe von Margarete Blank enthält. Eine andere Form war die der Verweisverzeichnung wie das z.B. beim Urteil im Prozess gegen die Denunziantinnen von 1946 geschehen ist.

Überlieferungsschwerpunkte

Die Gliederung des Bestandes hatte vom Entstehungszusammenhang der einzelnen Dokumente bzw. Dokumentengruppen auszugehen, sodass grundsätzlich zwischen den von Margarete Blank und ihrer Familie stammenden, denen des Umfelds, wie der Universität Leipzig sowie denen ihrer Feinde zu unterscheiden war, zu denen nach 1933 auch die bei der Gemeindeverwaltung und der Ärztekammer entstandenen gehörten. Eine Besonderheit ist, dass jene Bücher in den Bestand aufgenommen wurden, die einst zur Bibliothek des "Pilz" gehörten und mit anderem aus dem Haus auf dem Dachboden der POS lagen. Unter dem Provenienzrahmen die personelle Pertinenz zu beachten, hat sich in der Konzipierung des Bestandes offenbar bewährt und dürfte auch der Auswertung entgegenkommen. Da die Bestandsbildung weit über das hinausgeht, was der Archivar als zusammengefassten Bestand ansieht, denkbar verschiedene Provenienzen enthalten sind, schien es notwendig, in vielen Fällen die Provenienz der Dokumenteneinheit mit zu verzeichnen.
Die Bestandsbearbeitung soll der weiteren biografischen Arbeit, der Traditionspflege in der Gedenkstätte und den Kollektiven dienlich sein, die den Namen der Antifaschistin tragen. Sie ist wohl zugleich ein Beitrag dazu, die Quellenbasis der Geschichte des antifaschistischen Widerstandskampfes in Leipzig-Westsachsen zu erweitern.

Hinweise zur Benutzung
Die Erfassung erfolgte mit der Archivsoftware AUGIAS. Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 21784, Nachlass Margarete Blank, Nr. (fettgedruckte Zahl).

M. Unger

September 1987

Bobek, Gertrud: Dr. Magarete Blank. Ein Lebensbild, hrsg. von der SED - Kreisleitung Leipzig - Land, Leipzig, 1985.
Dokumente zur Berufstätigkeit.- Brief aus der Untersuchungshaft Leipzig.- Erinnerungsberichte.- Bibliotheksgut.
Magarete Blank wurde am 21. Februar 1901 in Kiew geboren. Sie studierte an der Universität Leipzig Medizin und schloss ihr Studium 1927 ab. 1929 eröffnete sie in Panitzsch eine Arztpraxis. 1932 promovierte sie an der Universität Leipzig. Am 14. Juli 1944 wurde sie von der Gestapo verhaftet. Magarete Blank, parteilos, hatte über den ebenso parteilosen Georg Sacke, Alfred Frank und Wolfgang Heinze Kontakte zum kommunistischen Widerstandskreis um Georg Schumann aufgebaut. Sie wurde am 24. November 1944 wegen "Wehrkraftzersetzung" zum Tode verurteilt und am 8. Februar 1945 in Dresden hingerichtet. Der ab 1987 im Staatsarchiv Leipzig vorgehaltene Nachlass ist Ergebnis einer aktiven Sammeltätigkeit des Staatsarchivs zu Magarete Blank mit der Einwerbung von Unterlagen aus verschiedenen Einrichtungen und Archiven der DDR zur Dokumentation des antifaschistischen Widerstandes. Insofern ist er auch archivgeschichtlich interessant.
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