Beständeübersicht
Bestand
Zur Biografie von Karl Höhnel
Der Höhepunkt im Leben Karl Höhnels lag in den Jahren zwischen 1953 und 1969: Etwa 8 Jahre arbeitete er in der Staatlichen Archivverwaltung, zeitweilig als amtierender Leiter, 1961 bis Anfang 1969 stand er dem Staatsarchiv Leipzig vor. In einer Reihe mit Otto Korfes, Helmut Lötzke, Gerhart Enders, Eberhard Schetelich, Gottfried Börnert und Fritz Beck zählt er zu denen, die sich um den Aufbau des staatlichen Archivwesens der DDR einen großen und bleibenden Verdienst erworben haben.
Am 22.12.1900 als Sohn eines Eisenbahnbeamten in Turn Bez. Teplitz-Schönau (Teplice, CSSR) geboren, schloss er 1918 seine Schulbildung mit dem Abitur ab, war noch kurze Zeit Soldat der österr.- ungar. Monarchie, bis er 1919 das Studium an der Deutschen Universität in Prag begann. Seine Fächer waren Geschichte und Geographie. Zwei Semester (1921/22) hat er in Berlin Nationalökonomie studiert, schließlich 1925 in Prag mit einer Arbeit über Reformation und Gegenreformation in Graupen 1524 promoviert. Karl Höhnel nannte Lehrer als ursprüngliches Berufsziel. Da es sich nach dem Studium nicht realisieren ließ, schloss er ein juristisches Teilstudium in Prag an und wurde Versicherungskaufmann. Etwa 15 Jahre hat er diesen Beruf ausgeübt und war daneben – ähnlich seinem Vater – als Wanderlehrer für Bienenzucht tätig. 1943 musste er wieder Soldat werden. Als er Anfang 1946 aus der Gefangenschaft entlassen wurde, hatten seine Frau und die Pflegetochter ein Unterkommen in Bleicherode/Harz gefunden. Dort wurde Karl Höhnel Mitglied der SED, war kurze Zeit Lehrer, arbeitete schließlich in seinem kaufmännischen Beruf, bis er nach Halle überwechselte und in die Rechtsabteilung einer VVB eintrat, Leiter ihrer Allgemeinen Verwaltung und 1950 VVB-Archivar wurde. 1952 nahm er am ersten Lehrgang für Archivwissenschaften am Institut für Archivwissenschaften in Potsdam teil. Otto Korfes berief ihn in die damalige Hauptabteilung Archivwesen des MdI nach Berlin, wohin auch die Familie übersiedelte. Karl Höhnel widmete sich fortan der Archivorganisation. Er war Leiter der Abteilung Organisation und Grundsatzfragen, Vertreter des Leiters der Staatlichen Archivverwaltung und hat zwischen dem Tode Otto Meiers und der Übernahme der Funktion durch Karl Schirdewan an der Spitze der Verwaltung gestanden. Hervorzuheben ist sein Anteil an der Organisation der Betriebsarchive der volkseigenen Industrie, am Aufbau des Archivwesens der örtlichen Staatsorgane – die rd. 300 Kreisarchive waren Neugründungen – und sein Verdienst um die internationalen Kontakte. Er hat das Archivwesen der DDR oft auf Tagungen im Ausland vertreten.
Im Jahre 1961 schied er aus der Archivverwaltung aus und übernahm die Leitung des damaligen Landesarchivs Leipzig. Das geschah zu einem Zeitpunkt, als der – schon lange vorbereitete – Ausbau der Räume durchgeführt wurde (1961/62). Die Konstituierungsphase des Archivs, die seit 1955 durch die schwierigen äußeren Bedingungen nur sehr verhalten begonnen hatte, erhielt den entsprechenden Impuls. Das Archiv wurde mit Berufung Karl Höhnels aus der Unterstellung unter das Landesarchiv (Staatsarchiv) Dresden herausgelöst und der Staatlichen Archivverwaltung direkt nachgeordnet. Unmittelbar nach 1962 begann ein zügiger Aufbau des Gesamtbestandes mit einer schnellen und sehr umfangreichen Erschließungstätigkeit. Durch die Verordnung von 1965 nun Staatsarchiv geworden, wurde Einfluss vor allem auf die Kreis- und Betriebsarchive (über die Arbeitsgemeinschaften) im Bezirk genommen. Mit dem Archiv war die Außenstelle der Fachschule verbunden, der Fernunterricht zur Ausbildung von Archivassistenten, der Anfang der Lehrlingsausbildung usw. gehören in diese Jahre.
Karl Höhnel behielt bei dem Wechsel nach Leipzig seine Funktion im Zentralvorstand der Gewerkschaft Wissenschaft bei, die er viele Jahre ausgeübt hat. Zu erwähnen ist, dass er 1955 an der Gründung der Hansischen Arbeitsgemeinschaft beteiligt war und jahrelang als Vertreter des Archivwesens ihrer Leitung unter dem Vorsitz von H. Sproemberg angehörte.
Im Alter von 68 Jahren trat er Anfang 1969 in den Ruhestand, arbeitete aber dann noch fünf Jahre als Honorarkraft in der Zentralstelle für Genealogie mit, an deren Gründung er beteiligt war. Seine Frau Gertrud Höhnel hat nach 1961 lange dem Kollektiv des Stadtarchivs angehört, sie hat dort die zeitgeschichtliche Sammlung aufgebaut, und sie war Bearbeiter eines großen Teiles der Karteifassung der "Chronik der Stadt Leipzig" (ab 1945).
Karl Höhnel verstarb kurz nach seinem 83. Geburtstag am 25. Januar 1984 in Leipzig. Seine Urne wurde neben der seiner kurz davor verstorbenen Frau auf dem Südfriedhof beigesetzt.
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Als eigenen Bestand hat Karl Höhnel nur relativ wenig Dokumente hinterlassen. Bei der Eigenart seiner Tätigkeit ist natürlich viel auch zur Person im Registraturgut der Staatlichen Archivverwaltung und des Staatsarchivs enthalten. Zu verweisen ist z. B. auf die von ihm fortgesetzte Chronik des Staatsarchivs und auf seine ausführlichen Jahresberichte. Die Publikationen sind unschwer den Registern zu den "Archivmitteilungen" zu entnehmen. Aus der Anleitung der Betriebsarchive ergaben sich die zwei Hefte der entsprechenden archivalischen Quellennachweise zur Geschichte der Arbeiterbewegung im Bezirk, die den damaligen Erkenntnisstand reflektierten. Er hatte es übernommen, die hauptsächlich von der Arbeitsgemeinschaft der Stadtarchive des Bezirks vorbereiteten Quellennachweise drucken zu lassen, die vorher nur hektographiert existierten. Beides waren Arbeiten, die offenbar nur für den Bezirk Leipzig angefertigt wurden (1969). Vor allem war er gemeinsam mit G. Enders Autor einer Publikation. Einige Mappen hat er noch selbst, andere hat Frau Karla Schulz 1984 übergeben. Gelegentlich der Feier zum 80. Geburtstag überreichte Karl Höhnel der Staatlichen Archivverwaltung zwei Fotoalben, die Bilder von Kongressen und internationalen Begegnungen enthielten.
Im Zusammenhang mit Recherchen zur Vorbereitung der Feierlichkeiten zum 50jährigen Bestehen des Staatsarchivs Leipzig wurden Kopien aus der im Bundesarchiv verwahrten Personalakte von Karl Höhnel erstellt und dem Bestand zugeordnet. Das 1986 erstellte Findbuch wurde 2014 retrokonvertiert und in die AUGIAS-Datenbank eingearbeitet.
Hinweise zur Benutzung
Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 21798, Nachlass Karl Höhnel, Nr. (fettgedruckte Zahl).
M. Unger, 1986
D.-V. Jentsch, 2014
21798 Nachlass Karl Höhnel
Datierung | 1945 - 1984 |
---|---|
Benutzung im | Staatsarchiv Leipzig |
Umfang (nur lfm) | 0,40 |
Zur Biografie von Karl Höhnel
Der Höhepunkt im Leben Karl Höhnels lag in den Jahren zwischen 1953 und 1969: Etwa 8 Jahre arbeitete er in der Staatlichen Archivverwaltung, zeitweilig als amtierender Leiter, 1961 bis Anfang 1969 stand er dem Staatsarchiv Leipzig vor. In einer Reihe mit Otto Korfes, Helmut Lötzke, Gerhart Enders, Eberhard Schetelich, Gottfried Börnert und Fritz Beck zählt er zu denen, die sich um den Aufbau des staatlichen Archivwesens der DDR einen großen und bleibenden Verdienst erworben haben.
Am 22.12.1900 als Sohn eines Eisenbahnbeamten in Turn Bez. Teplitz-Schönau (Teplice, CSSR) geboren, schloss er 1918 seine Schulbildung mit dem Abitur ab, war noch kurze Zeit Soldat der österr.- ungar. Monarchie, bis er 1919 das Studium an der Deutschen Universität in Prag begann. Seine Fächer waren Geschichte und Geographie. Zwei Semester (1921/22) hat er in Berlin Nationalökonomie studiert, schließlich 1925 in Prag mit einer Arbeit über Reformation und Gegenreformation in Graupen 1524 promoviert. Karl Höhnel nannte Lehrer als ursprüngliches Berufsziel. Da es sich nach dem Studium nicht realisieren ließ, schloss er ein juristisches Teilstudium in Prag an und wurde Versicherungskaufmann. Etwa 15 Jahre hat er diesen Beruf ausgeübt und war daneben – ähnlich seinem Vater – als Wanderlehrer für Bienenzucht tätig. 1943 musste er wieder Soldat werden. Als er Anfang 1946 aus der Gefangenschaft entlassen wurde, hatten seine Frau und die Pflegetochter ein Unterkommen in Bleicherode/Harz gefunden. Dort wurde Karl Höhnel Mitglied der SED, war kurze Zeit Lehrer, arbeitete schließlich in seinem kaufmännischen Beruf, bis er nach Halle überwechselte und in die Rechtsabteilung einer VVB eintrat, Leiter ihrer Allgemeinen Verwaltung und 1950 VVB-Archivar wurde. 1952 nahm er am ersten Lehrgang für Archivwissenschaften am Institut für Archivwissenschaften in Potsdam teil. Otto Korfes berief ihn in die damalige Hauptabteilung Archivwesen des MdI nach Berlin, wohin auch die Familie übersiedelte. Karl Höhnel widmete sich fortan der Archivorganisation. Er war Leiter der Abteilung Organisation und Grundsatzfragen, Vertreter des Leiters der Staatlichen Archivverwaltung und hat zwischen dem Tode Otto Meiers und der Übernahme der Funktion durch Karl Schirdewan an der Spitze der Verwaltung gestanden. Hervorzuheben ist sein Anteil an der Organisation der Betriebsarchive der volkseigenen Industrie, am Aufbau des Archivwesens der örtlichen Staatsorgane – die rd. 300 Kreisarchive waren Neugründungen – und sein Verdienst um die internationalen Kontakte. Er hat das Archivwesen der DDR oft auf Tagungen im Ausland vertreten.
Im Jahre 1961 schied er aus der Archivverwaltung aus und übernahm die Leitung des damaligen Landesarchivs Leipzig. Das geschah zu einem Zeitpunkt, als der – schon lange vorbereitete – Ausbau der Räume durchgeführt wurde (1961/62). Die Konstituierungsphase des Archivs, die seit 1955 durch die schwierigen äußeren Bedingungen nur sehr verhalten begonnen hatte, erhielt den entsprechenden Impuls. Das Archiv wurde mit Berufung Karl Höhnels aus der Unterstellung unter das Landesarchiv (Staatsarchiv) Dresden herausgelöst und der Staatlichen Archivverwaltung direkt nachgeordnet. Unmittelbar nach 1962 begann ein zügiger Aufbau des Gesamtbestandes mit einer schnellen und sehr umfangreichen Erschließungstätigkeit. Durch die Verordnung von 1965 nun Staatsarchiv geworden, wurde Einfluss vor allem auf die Kreis- und Betriebsarchive (über die Arbeitsgemeinschaften) im Bezirk genommen. Mit dem Archiv war die Außenstelle der Fachschule verbunden, der Fernunterricht zur Ausbildung von Archivassistenten, der Anfang der Lehrlingsausbildung usw. gehören in diese Jahre.
Karl Höhnel behielt bei dem Wechsel nach Leipzig seine Funktion im Zentralvorstand der Gewerkschaft Wissenschaft bei, die er viele Jahre ausgeübt hat. Zu erwähnen ist, dass er 1955 an der Gründung der Hansischen Arbeitsgemeinschaft beteiligt war und jahrelang als Vertreter des Archivwesens ihrer Leitung unter dem Vorsitz von H. Sproemberg angehörte.
Im Alter von 68 Jahren trat er Anfang 1969 in den Ruhestand, arbeitete aber dann noch fünf Jahre als Honorarkraft in der Zentralstelle für Genealogie mit, an deren Gründung er beteiligt war. Seine Frau Gertrud Höhnel hat nach 1961 lange dem Kollektiv des Stadtarchivs angehört, sie hat dort die zeitgeschichtliche Sammlung aufgebaut, und sie war Bearbeiter eines großen Teiles der Karteifassung der "Chronik der Stadt Leipzig" (ab 1945).
Karl Höhnel verstarb kurz nach seinem 83. Geburtstag am 25. Januar 1984 in Leipzig. Seine Urne wurde neben der seiner kurz davor verstorbenen Frau auf dem Südfriedhof beigesetzt.
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Als eigenen Bestand hat Karl Höhnel nur relativ wenig Dokumente hinterlassen. Bei der Eigenart seiner Tätigkeit ist natürlich viel auch zur Person im Registraturgut der Staatlichen Archivverwaltung und des Staatsarchivs enthalten. Zu verweisen ist z. B. auf die von ihm fortgesetzte Chronik des Staatsarchivs und auf seine ausführlichen Jahresberichte. Die Publikationen sind unschwer den Registern zu den "Archivmitteilungen" zu entnehmen. Aus der Anleitung der Betriebsarchive ergaben sich die zwei Hefte der entsprechenden archivalischen Quellennachweise zur Geschichte der Arbeiterbewegung im Bezirk, die den damaligen Erkenntnisstand reflektierten. Er hatte es übernommen, die hauptsächlich von der Arbeitsgemeinschaft der Stadtarchive des Bezirks vorbereiteten Quellennachweise drucken zu lassen, die vorher nur hektographiert existierten. Beides waren Arbeiten, die offenbar nur für den Bezirk Leipzig angefertigt wurden (1969). Vor allem war er gemeinsam mit G. Enders Autor einer Publikation. Einige Mappen hat er noch selbst, andere hat Frau Karla Schulz 1984 übergeben. Gelegentlich der Feier zum 80. Geburtstag überreichte Karl Höhnel der Staatlichen Archivverwaltung zwei Fotoalben, die Bilder von Kongressen und internationalen Begegnungen enthielten.
Im Zusammenhang mit Recherchen zur Vorbereitung der Feierlichkeiten zum 50jährigen Bestehen des Staatsarchivs Leipzig wurden Kopien aus der im Bundesarchiv verwahrten Personalakte von Karl Höhnel erstellt und dem Bestand zugeordnet. Das 1986 erstellte Findbuch wurde 2014 retrokonvertiert und in die AUGIAS-Datenbank eingearbeitet.
Hinweise zur Benutzung
Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 21798, Nachlass Karl Höhnel, Nr. (fettgedruckte Zahl).
M. Unger, 1986
D.-V. Jentsch, 2014
Persönliche Unterlagen.- Manuskripte.- Auszeichnungen.- Nachruf.
Karl Höhnel wurde am 22. Dezember 1900 im böhmischen Turn geboren und promovierte 1925 an der Universität Prag. Nach dem Studium war er als Versicherungskaufmann tätig. 1946 wurde er Mitglied der SED. Von 1953 bis 1961 war er Leiter der Abteilung Organisation und Grundsatzfragen sowie amtierender Leiter der Staatlichen Archivverwaltung der DDR. Höhnel, der seine NSDAP-Mitgliedschaft verschwiegen hatte, wurde 1961an das Staatsarchiv Leipzig versetzt, das er bis 1969 leitete. Er starb am 25. Januar 1984 in Leipzig.
- 1984 | Findbuch / Datenbank
- 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5