Beständeübersicht
Bestand
21813 Nachlass Karl Alfred Eugen Neu
Datierung | 1859 - 1980 |
---|---|
Benutzung im | Staatsarchiv Leipzig |
Umfang (nur lfm) | 0,77 |
Zur Biografie von Karl Alfred Eugen Neu
Karl Alfred Eugen Neu wurde am 21. Dezember 1871 in Reichenbach im Vogtland geboren. Sowohl sein Vater Carl Heinrich Neu als auch seine Mutter Marie geb. Wolf waren Mitglieder der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, was den Sohn entscheidend prägte.[01] Nach dem Besuch des Gymnasiums in Schneeberg studierte Neu zwischen 1893 und 1896 Rechtswissenschaften an der Universität Leipzig und legte 1901 das Zweite Staatsexamen ab. Im Anschluss ließ er sich zunächst als Rechtsanwalt in Leipzig nieder. Schon früh hatte er sich zur Sozialdemokratie bekannt und unterhielt auch Kontakte zur Familie Liebknecht.[02]
Alfred Neu beschäftigte sich nicht nur mit der Arbeiterbewegung, er war bis 1933 auch Mitglied des Republikanischen Richterbundes und Vorsitzender der Ortsgruppe der Liga für Menschenrechte. Der Jurist wurde 1922 als Präsident des Amtsgerichts Leipzig in den Staatsdienst berufen. Als Justizminister des Freistaates Sachsen war er seit 1923 Mitglied der Regierung unter Ministerpräsident Dr. Erich Zeigner, welche unter Anwendung der Reichsexekution 1924 beendet wurde. Daraufhin war Neu bis zu seiner Entlassung 1933 als Landgerichtsdirektor beim Landgericht Leipzig tätig. Nachdem er in den Jahren nach der Machtübernahme durch die NSDAP u. a. als Buchhalter arbeitete, wurde Alfred Neu bereits im Juni 1945 durch die amerikanische Militärregierung zum Präsidenten des Landgerichtes bestellt und behielt diese Position bis zu seiner Pensionierung 1951 inne. Lange Jahre war er als SPD-, später SED-Mitglied und Stadtverordneter aktiv. Alfred Neu war außerdem Mitglied der Vereinigung demokratischer Juristen Deutschlands. Im Ruhestand betätigte er sich noch als Rechtsberater für die Leipziger Volkszeitung. Mit seiner Ehefrau Maria (geb. Dreydorff) hatte Alfred Neu vier gemeinsame Kinder: Leonore (geb. 1904), Karl (geb. 1906), Wolfgang (geb. 1907) sowie Gerhard (geb. 1909). Er verstarb am 17. November 1969 im Alter von 97 Jahren in Leipzig.
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Teile des Bestandes waren schon 1967 von Alfred Neu an das Staatsarchiv übergeben worden. Die Übergabe des Nachlasses erfolgte 1970 durch Tochter Leonore Neu. 1980 wurde der Bestand durch Christine Rothe vorläufig erschlossen und es entstand eine Findkartei. Ein weiteres Mal ergänzt wurde der Nachlass im Juni 1988, als Siegfried Haustein dem Staatsarchiv weitere Dokumente übergab, die sich bei seinen biographischen Recherchen zu Alfred Neu angefunden hatten.[03] Im Jahr 2015 erfolgte im Rahmen eines Praktikums die Retrokonversion der Findkartei. Eine Enkelin von Alfred Neu übergab 2021 weitere Unterlagen zur Familie Neu/Dreydorff, überwiegend Fotoalben, an das Staatsarchiv. 2022 erfolgte die Verzeichnung dieses Nachtrags in Augias 9.2 und die Erstellung des Findbuchs durch Martin Schulz. Der Bestand umfasst 0,66 lfm Unterlagen aus dem Zeitraum zwischen 1859 und 1980.
Überlieferungsschwerpunkte
Neben persönlichen Dokumenten Alfred Eugen Neus, wie der Ernennungsurkunde zum Justizminister im Kabinett Zeigner oder Porträtfotos, finden sich auch Dokumente und Fotografien weiterer Familienmitglieder im Bestand. Vor allem Reisen der Familie sind durch umfangreiche und sorgfältig beschriftete Fotoalben gut dokumentiert. Diese Bilder gehen über den Fokus auf Alfred Neu hinaus und beleuchten auch die Reisen des Sohnes Gerhard als Seemann.
Die Material- und Pressesammlung, darunter Zeitungsausschnitte zu Kriegsereignissen oder zur gerichtlichen Aufarbeitung des 17. Juni 1953, ermöglicht einen Einblick in die Geschehnisse, die die politische und soziale Gedankenwelt von Alfred Neu in dieser Zeit prägten. Eine fundierte Materialsammlung spiegelt den Umbau der Justiz im System der DDR aus juristischer Perspektive wider. Auch die Handakte des Landgerichtspräsidenten Neu bietet einen interessanten Einblick, da sie Themen wie Entnazifizierung, Enteignung, Einflussnahme der SED, Beschwerden gegen SED-Unrecht und Richtlinien für das SED-Parteigericht behandelt. Nicht nur die juristische Tätigkeit, sondern auch die Arbeitsweise eines Stadtverordneten kann anhand des Nachlasses nachvollzogen werden. Neben schriftlichen Ausarbeitungen und Informationen zur Arbeiterbewegung enthält der Bestand auch besondere Dokumente und Gegenstände, so ist z. B. eine Sammlung von Inflations-geldscheinen von 1922/23 überliefert.
Hinweise zur Benutzung
Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: SächsStA-L, 21813, Nachlass Karl Alfred Eugen Neu, Nr. (fettgedruckte Zahl).
Verweise auf korrespondierende Bestände
20114 Landgericht Leipzig
21762 Vereinigung der Juristen der DDR, Bezirksvorstand Leipzig
Nadja Weigel / Martin Schulz
2015 / Mai 2022
[01] Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig (StA-L), 21813 Nachlass Karl Alfred Egon Neu, Nr. 11.
[02] StA-L, 21813 Nachlass Karl Alfred Egon Neu, Nr. 26.
[03] Haustein, Siegfried: "Alfred Neu. Ein Leben für Recht und Gerechtigkeit. Eine biographische Skizze". Belegarbeit 1988.
Karl Alfred Eugen Neu wurde am 21. Dezember 1871 in Reichenbach im Vogtland geboren. Sowohl sein Vater Carl Heinrich Neu als auch seine Mutter Marie geb. Wolf waren Mitglieder der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, was den Sohn entscheidend prägte.[01] Nach dem Besuch des Gymnasiums in Schneeberg studierte Neu zwischen 1893 und 1896 Rechtswissenschaften an der Universität Leipzig und legte 1901 das Zweite Staatsexamen ab. Im Anschluss ließ er sich zunächst als Rechtsanwalt in Leipzig nieder. Schon früh hatte er sich zur Sozialdemokratie bekannt und unterhielt auch Kontakte zur Familie Liebknecht.[02]
Alfred Neu beschäftigte sich nicht nur mit der Arbeiterbewegung, er war bis 1933 auch Mitglied des Republikanischen Richterbundes und Vorsitzender der Ortsgruppe der Liga für Menschenrechte. Der Jurist wurde 1922 als Präsident des Amtsgerichts Leipzig in den Staatsdienst berufen. Als Justizminister des Freistaates Sachsen war er seit 1923 Mitglied der Regierung unter Ministerpräsident Dr. Erich Zeigner, welche unter Anwendung der Reichsexekution 1924 beendet wurde. Daraufhin war Neu bis zu seiner Entlassung 1933 als Landgerichtsdirektor beim Landgericht Leipzig tätig. Nachdem er in den Jahren nach der Machtübernahme durch die NSDAP u. a. als Buchhalter arbeitete, wurde Alfred Neu bereits im Juni 1945 durch die amerikanische Militärregierung zum Präsidenten des Landgerichtes bestellt und behielt diese Position bis zu seiner Pensionierung 1951 inne. Lange Jahre war er als SPD-, später SED-Mitglied und Stadtverordneter aktiv. Alfred Neu war außerdem Mitglied der Vereinigung demokratischer Juristen Deutschlands. Im Ruhestand betätigte er sich noch als Rechtsberater für die Leipziger Volkszeitung. Mit seiner Ehefrau Maria (geb. Dreydorff) hatte Alfred Neu vier gemeinsame Kinder: Leonore (geb. 1904), Karl (geb. 1906), Wolfgang (geb. 1907) sowie Gerhard (geb. 1909). Er verstarb am 17. November 1969 im Alter von 97 Jahren in Leipzig.
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Teile des Bestandes waren schon 1967 von Alfred Neu an das Staatsarchiv übergeben worden. Die Übergabe des Nachlasses erfolgte 1970 durch Tochter Leonore Neu. 1980 wurde der Bestand durch Christine Rothe vorläufig erschlossen und es entstand eine Findkartei. Ein weiteres Mal ergänzt wurde der Nachlass im Juni 1988, als Siegfried Haustein dem Staatsarchiv weitere Dokumente übergab, die sich bei seinen biographischen Recherchen zu Alfred Neu angefunden hatten.[03] Im Jahr 2015 erfolgte im Rahmen eines Praktikums die Retrokonversion der Findkartei. Eine Enkelin von Alfred Neu übergab 2021 weitere Unterlagen zur Familie Neu/Dreydorff, überwiegend Fotoalben, an das Staatsarchiv. 2022 erfolgte die Verzeichnung dieses Nachtrags in Augias 9.2 und die Erstellung des Findbuchs durch Martin Schulz. Der Bestand umfasst 0,66 lfm Unterlagen aus dem Zeitraum zwischen 1859 und 1980.
Überlieferungsschwerpunkte
Neben persönlichen Dokumenten Alfred Eugen Neus, wie der Ernennungsurkunde zum Justizminister im Kabinett Zeigner oder Porträtfotos, finden sich auch Dokumente und Fotografien weiterer Familienmitglieder im Bestand. Vor allem Reisen der Familie sind durch umfangreiche und sorgfältig beschriftete Fotoalben gut dokumentiert. Diese Bilder gehen über den Fokus auf Alfred Neu hinaus und beleuchten auch die Reisen des Sohnes Gerhard als Seemann.
Die Material- und Pressesammlung, darunter Zeitungsausschnitte zu Kriegsereignissen oder zur gerichtlichen Aufarbeitung des 17. Juni 1953, ermöglicht einen Einblick in die Geschehnisse, die die politische und soziale Gedankenwelt von Alfred Neu in dieser Zeit prägten. Eine fundierte Materialsammlung spiegelt den Umbau der Justiz im System der DDR aus juristischer Perspektive wider. Auch die Handakte des Landgerichtspräsidenten Neu bietet einen interessanten Einblick, da sie Themen wie Entnazifizierung, Enteignung, Einflussnahme der SED, Beschwerden gegen SED-Unrecht und Richtlinien für das SED-Parteigericht behandelt. Nicht nur die juristische Tätigkeit, sondern auch die Arbeitsweise eines Stadtverordneten kann anhand des Nachlasses nachvollzogen werden. Neben schriftlichen Ausarbeitungen und Informationen zur Arbeiterbewegung enthält der Bestand auch besondere Dokumente und Gegenstände, so ist z. B. eine Sammlung von Inflations-geldscheinen von 1922/23 überliefert.
Hinweise zur Benutzung
Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: SächsStA-L, 21813, Nachlass Karl Alfred Eugen Neu, Nr. (fettgedruckte Zahl).
Verweise auf korrespondierende Bestände
20114 Landgericht Leipzig
21762 Vereinigung der Juristen der DDR, Bezirksvorstand Leipzig
Nadja Weigel / Martin Schulz
2015 / Mai 2022
[01] Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig (StA-L), 21813 Nachlass Karl Alfred Egon Neu, Nr. 11.
[02] StA-L, 21813 Nachlass Karl Alfred Egon Neu, Nr. 26.
[03] Haustein, Siegfried: "Alfred Neu. Ein Leben für Recht und Gerechtigkeit. Eine biographische Skizze". Belegarbeit 1988.
Alfred Neu - Ein Leben für Recht und Gerechtigkeit. Eine biographische Skizze, Siegfried Haustein, Belegarbeit 1988 (Bestellnummer: M-Neu)
Persönliche Dokumente.- Zeitungsausschnitte zum Zeitgeschehen (z.B. 17. Juni 1953).- Druckschriften und Sammlungen zu den Themen Recht und Politik.- Persönliche Fotoalben.- Handschriftliche Notizbücher mehrerer Familienangehöriger.
Alfred Neu wurde am 21. Dezember 1871 in Reichenbach geboren und stammte aus einem sozialdemokratischen Elternhaus. Er studierte an der Universität Leipzig Jura. 1901 eröffnete er in Leipzig eine Rechtsanwaltspraxis und galt als "roter" Anwalt. 1922 wurde er zum Präsidenten des Amtsgerichts Leipzig berufen. Als Jurist beschäftigte sich Neu mit Überlegungen zur Strafrechtsreform. Dem Kabinett von Erich Zeigner gehörte er als Justizminister von Oktober 1923 bis Januar 1924 an und galt darin als einer der wenigen Fachleute. Bis März 1933 war er Landtagsabgeordneter der SPD, von 1945 bis 1952 Präsident des Landgerichts Leipzig. Alfred Neu starb am 7. November 1969 in Leipzig.
- 2022 | Findbuch / Datenbank
- 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5