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Beständeübersicht

Bestand

22096 Büro für Städtebau des Rates des Bezirkes Leipzig

Datierung1951-1990
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)6,32
Geschichte des Büros für Städtebau


Das Büro für Städtebau des Rates des Bezirkes Leipzig bestand von 1965 bis 1990. Es war eine nachgeordnete Einrichtung des Rates des Bezirkes und unterstand dem Bezirksbauamt.

Das Büro ging auf das "Staatliche Entwurfsbüro für Stadt- und Dorfplanung" auf Landesebene in Dresden zurück. Von dort erfolgte zum 1. Juli 1954 die Abgabe der Entwurfsabteilung für Stadt- und Dorfplanung Leipzig an die beiden Entwurfsbüros für Hochbau des Rates des Bezirkes Leipzig[01] , wobei das Entwurfsbüro Hochbau I für die Stadt Leipzig zuständig war (1957-1965 auch der Stadt unterstellt und mit Sitz im Neuen Rathaus[02] ) und das Entwurfsbüro Hochbau II für den Bezirk.

Seit 1. Januar 1960 bildeten beide Abteilungen Stadt- und Dorfplanung das Entwurfsbüro für Gebiets-, Stadt- und Dorfplanung des Rates des Bezirkes Leipzig als nachgeordnete Einrichtung mit Sitz im Neuen Rathaus.[03] Es unterteilte sich in die Abteilung Stadtplanung mit 44 Stellen und die Abteilung Dorfplanung mit 77 Stellen.[04]

Die Hauptaufgabe bestand in der Ausweisung der Standorte für sämtliche Baumaßnahmen (Industriebauten, Wohn- und Gesellschaftsbauten, Bauten für Verkehr/Energie/Wasser, landeskulturelle Maßnahmen) und in der Untersuchung und Festlegung sämtlicher Maßnahmen, die für die Ausführung und Nutzung der Bauvorhaben notwendig waren. Dazu gehörte die technisch gestalterische Planung großräumiger Vorhaben, wie z.B. in dieser Zeit der Gebietsentwicklungsplan "Wirtschaftsraum Kohle" (Raum Leipzig/Borna/Altenburg) mit Orts-, Fluss-, Straßen- und Bahnlinienverlegungen einschließlich der Rekultivierung oder der Gebietsentwicklungsplan Raum Leipzig ebenso wie die Festlegung und Planung von Einzelstandorten. Für die Dörfer hatte der V. Parteitag der SED entsprechend der sozialistischen Umgestaltung der Landwirtschaft die Ausarbeitung von Dorfentwicklungsplänen bis Ende 1960 festgelegt.[05]

Der Beschluss des Ministerrates der DDR vom 16. November 1964 über die Grundsätze der grundlegenden Veränderung der Arbeitsweise in der bautechnischen Projektierung zur Verwirklichung des neuen ökonomischen Systems der Planung und Leitung der Volkswirtschaft im Bauwesen (Grundsätze für die bautechnische Projektierung) bestimmte unter Punkt IV.5 auch die Neuordnung von Aufgaben, Verantwortung und Arbeitsweise der Organe der Gebiets-, Stadt- und Dorfplanung auf Grundlage einer gemeinsamen Konzeption der Staatlichen Plankommission der DDR und des Ministeriums für Bauwesen der DDR bis zum 1. Januar 1965.[06] Danach sollten nun grundlegende Fragen der Entwicklung der Gebiete und Städte im Zuge von Perspektivplanung und volkswirtschaftlicher Gesamtkoordinierung von der Staatlichen Plankommission der DDR bzw. den Plankommissionen der Räte der Bezirke wahrgenommen werden. Anfang 1965 wurden die Entwurfsbüros für Gebiets-, Stadt- und Dorfplanung in den Bezirken der DDR aufgelöst und mit Wirkung zum 1. Jan. 1965 dafür Büros für Städtebau gebildet.[07] Das Büro für Städtebau des Rates des Bezirkes Leipzig umfasste 1965 die Abteilungen Leitung sowie städtebauliche Projektierung, die sich wiederum in die Bereiche Flächennutzungsplanung und Bebauungspläne unterteilte. Es beschäftigte 89 Mitarbeiter.[08]

Die Arbeit gestaltete sich auf der Grundlage der Verordnung über die Vorbereitung und Durchführung von Investitionen vom 25. September 1964[09] und der Verordnung über das Projektierungswesen vom 20. November 1964.[10] Die Aufgaben der Büros für Städtebau beschränkten sich auf die Erstellung und Weiterführung der Flächennutzungspläne, der Bebauungspläne und der Pläne für die Versorgungsnetze der einzelnen Orte, sowie die technisch-städtebauliche Gestaltung und die städtebauliche Koordinierung der Spezialprojektanten des Verkehrs, der Wasserwirtschaft, Energie u.s.w.

1968 kam es bereits zu einer erneuten Umstrukturierung der Projektierungskapazitäten für den Bezirk, in dessen Rahmen das Büro für Städtebau Zuständigkeiten für die Stadt Leipzig sowie 25 Planstellen an den Stadtarchitekten von Leipzig abzugeben hatte.[11] Die Verordnung über die Vorbereitung und Durchführung von Investitionen von 1964 wurde 1967[12] und 1972[13] erneuert. 1970 gliederte man die Arbeitshygienische Untersuchungsstelle des Bauwesens des Bezirkes Leipzig dem Büro für Städtebau an und strukturierte erneut um. Es bestanden jetzt die vier Bereiche Direktor, Chefarchitekt, Verwaltungsleiter und Technik mit insgesamt 65 Stellen.[14] 1972 erschien eine neue Ordnung über die Projektierung in der Bauwirtschaft.[15]

Weitere Hinweise zu Aufgaben und Struktur des Büros für Städtebau bis 1990 können aufgrund fehlender Quellen im Staatsarchiv nicht gegeben werden.

Als Direktor des Büros für Städtebau und bzw. seiner Vorgängerbehörden ist seit Juli 1958 bis Mai 1990 Diplomingenieur Rolf Billig nachweisbar, danach Helmut Bauer, seit Oktober 1958 stellvertretender Direktor.[16]

Mit Auflösung der Räte der Bezirke zum 31. Mai 1990 änderte sich die Bezeichnung der Einrichtung in Büro für Städtebau Leipzig, bis es zum 31. Dez. 1990 ebenfalls aufgelöst wurde. Seit dem 1. März 1991 stand die neu gebildete Ortsplanungsstelle im Regierungspräsidium Leipzig den Gemeinden zur städtebaulichen Beratung und zur Anfertigung von Bauleitplanungen auf Honorarbasis zur Verfügung. Die Kommunen konnten auf den hier vorliegenden Fundus an Planunterlagen und Dokumentationen des ehemaligen Büros für Städtebau zurückgreifen.


Bestandsgeschichte und -bearbeitung


Das Staatsarchiv Leipzig übernahm die Unterlagen des Büros für Städtebau des Rates des Bezirkes Leipzig 1991 (3 lfm Haushalt/Personal) und 2001 (11 lfm städtebauliche Unterlagen) aus dem Regierungspräsidium Leipzig. Im August 2006 wurde auf Nachfrage die Existenz weiteren Schriftgutes des Büros für Städtebau im Regierungspräsidium Leipzig verneint.

Es erfolgte eine in der Regel einfache Verzeichnung mit Zählung sämtlicher Pläne, Fotos und Druckschriften im Darin-Vermerk. Die vorhandene Ordnung der Unterlagen nach den damaligen Kreisen ist aufgrund der Aktenbildung beizubehalten gewesen (und wo gestört, wieder hergestellt). Ein alphabetisches Orts- und Firmenregister ergänzt die Verzeichnung. Bestehen Ortsnamen doppelt, handelt es sich in diesem Findbuch um die Orte im Bezirk Leipzig, Zusätze sind nur bei den Ortsnamen angebracht worden, die im Bezirk Leipzig doppelt bestanden. Die Findbuchausfertigung erfolgte in AUGIAS - Archiv 7.4.

Bei einem Ausgangsumfang des Bestandes von 14 lfm sonderte die Bearbeiterin 0,5 lfm Fremdprovenienzen (Büro für Verkehrsplanung Leipzig und Büro für Bergbauangelegenheiten) und Broschüren zur Ortsgeschichte (nicht vom Büro für Städtebau) aus und bewertete 7,5 lfm als nicht archivwürdig. Damit beträgt der Endumfang 6 lfm. Die Druckschriften sind über die Bibliothek benutzbar.

Vernichtet wurden 2,8 lfm aus dem Bereich Haushalt (v. a. Buchungsbelege), 1,5 lfm Doppelüberlieferung (viele Studien, Projekte und Pläne sind in mehreren identischen Exemplaren vorhanden gewesen) aber auch 3,25 lfm sonstige städtebauliche Unterlagen (v.a. Kreise Döbeln, Oschatz und Torgau je 1 lfm). Für diese Kreise lag eine umfangreichere Überlieferung vor, die sich auf alle Bauvorhaben, auch Genehmigungen und Stellungnahmen zu Einzelstandorten (z. B. Anbau eines Schuppens oder einzelner Gebäude) erstreckte. Archiviert wurden grundsätzlich alle Unterlagen zur Planung und Konzeption der Ortsgestaltung, (z.B. Ortsgestaltungskonzeptionen und Generalbebauungspläne), Konzeptio-nen und Projekte, städtebauliche Studien (außer zu unbedeutenden Einzelstandorten). Es sind alle überlieferten Ausarbeitungen, sofern nicht anders vermerkt, vom Büro für Städtebau erstellt worden.

Der Bestand enthielt Lohn- und Gehaltsakten der Mitarbeiter des Büros für Städtebau und seiner Vorgängerbehörden aus den Jahren 1960 bis 1990, die zur Vernichtung 2011 ausgesondert wurden und solange am Bestandsende liegen. Sie sind nicht Bestandteil dieses Findbuches.


Überlieferungsschwerpunkte


Es sind bis auf sechs Akten aus dem Bereich Personal/Haushalt ausschließlich städtebauliche Unterlagen vorhanden: Flächennutzungspläne, Bebauungspläne, städtebauliche Genehmigungen und Stellungnahmen zu Baustandorten. Bebauungspläne liegen in verschiedenen Stufen der Ausfertigung vor, einer anfänglichen Skizze folgten Studien, dann die Konzeption und zum Schluss das fertige Projekt. Die einzelnen Kreise sind sehr unterschiedlich überliefert, am vollständigsten der Kreis Döbeln, am minimalsten der Kreis Wurzen.

Der Bestand enthält in 339 Akten 2821 Lage- und sonstige Pläne, 186 Fotos sowie neun Druckschriften. Darüber hinaus legte das Büro für Städtebau seit ca. 1968 zur Dokumentation der städtebaulichen Veränderungen eine Dia-Sammlung mit 351 Color-Dias an, die überliefert ist.


Verweise auf andere Bestände im eigenen Archiv und in fremden Archiven


Staatsarchiv Leipzig:

20237 Bezirkstag/Rat des Bezirkes (BT/RdB) Leipzig, Teilbestände:

Sitzungen des RdB (mit den Beschlüssen),

Leitung und Querschnittsbereiche des RdB (mit den Akten des Vorsitzenden des RdB),

Bezirkstag,

Bauwesen/Wohnungswesen



21123 SED-Bezirksleitung Leipzig



nachgeordnete Einrichtungen des Rates des Bezirkes Leipzig:

20246 Büro für architekturbezogene Kunst Leipzig

20244 Büro für Verkehrsplanung Leipzig

20304 Büro für Bergbauangelegenheiten



Hinweise auf Benutzungsbeschränkungen


Die Akten Nr. 342 und 343 (Personalangelegenheiten) enthalten personenbezogenes Archivgut gemäß § 10 Abs. 1 Satz 2 des Sächsischen Archivgesetzes. Die Vorlage dieser Archivalien ist nur nach gesonderter Prüfung im Wege des Antragsverfahrens zur Schutzfristenverkürzung möglich.



Quellen und Literatur


Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig (StA-L), 20237 Bezirkstag/Rat des Bezirkes Leipzig (BT/RdB Leipzig), Nr. 1445, Nr. 1453, Nr. 1454, Nr. 4499, Nr. 4954/1, Nr. 20651.

StA-L, 22096 Büro für Städtebau des Rates des Bezirkes (RdB) Leipzig, Nr. 341, Nr. 342. Beschluss des Ministerrates der DDR vom 16. Nov. 1964 über die Grundsätze für die bautechnische Projektierung, in: GBl. der DDR, 1964/II, S. 877.

Beschluss des Ministerrates der DDR über Grundsätze zur Vorbereitung und Durchführung von Investitionen vom 14. Dez. 1967. in: GBl. der DDR, 1967/II, S. 813.

Verordnung über das Projektierungswesen vom 20. Nov. 1964, in: GBl. der DDR, 1964/II, S. 909.

Verordnung über die Vorbereitung und Durchführung von Investitionen vom 25. Sept. 1964, in: GBl. der DDR, 1964/II, S. 785.

Verfügungen und Mitteilungen des Ministeriums für Bauwesen, Berlin, 1972.



Dolores Herrmann

November 2006





Abkürzungsverzeichnis


agraLandwirtschaftsausstellung der DDR in Markkleeberg
BHGBäuerliche Handelsgenossenschaft
DDRDeutsche Demokratische Republik
DHfKDeutsche Hochschule für Körperkultur
DSFGesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft
EOSErweiterte Oberschule
GHGGroßhandelsgesellschaft
MpMegapond
NVANationale Volksarmee
o.J.ohne Jahr (ohne Datumsangabe)
PGHProduktionsgenossenschaft des Handwerks
POSPolytechnische Oberschule
TUTechnische Universität
VEVolkseigenes
VdgBVereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe
VEBVolkseigener Betrieb
WBSWohnungsbauserie
WEWohnungseinheit(en)





[01] Bericht über den Sachstand der Reorganisation der Staatlichen Entwurfsbüros für Stadt- und Dorfplanung vom 9. Juni 1954, in: StA-L, 20237 BT/RdB Leipzig, Nr. 20651.
[02] Nutzungsvertrag für die Räumlichkeiten im Neuen Rathaus vom März 1960, in: Ebenda, 22096 Büro für Städtebau des RdB Leipzig, Nr. 341.
[03] Rekonstruktionsplan für das Bauwesen im Bezirk Leipzig für den Siebenjahrplan 1959-1965 (mit Punkt 4 zur Projektierung), in: Ebenda, 20237 BT/RdB Leipzig, Nr. 1445, Bl.71 und Bericht zur bisherigen Durchführung dieses Rekonstruktionsplanes an den Bezirkstag (Beschluss des Rates des Bezirkes vom 21. März 1960), in: Ebenda, Nr. 1453, Bl. 227.
[04] Stellenplan des Entwurfsbüros von 1961, in: Ebenda, 22096 Büro für Städtebau des RdB Leipzig, Nr. 342.
[05] Ratsinformationsbericht des Bezirksbauamtes über Aufgaben und Stand der Arbeiten der Gebiets-, Stadt- und Dorfplanung vom 1. Apr. 1960, in: Ebenda, 20237 BT/RdB Leipzig, Nr. 1454, Bl. 327.
[06] GBl. der DDR, 1964/II, S. 877.
[07] Beschluss des Rates des Bezirkes Leipzig vom 12. Apr. 1965 zu Veränderungen in der Nomenklatur des Rates des Bezirkes, in: StA-L, 20237 BT/RdB Leipzig, Nr. 4499. Es wurde u.a. wegen der Neubildung des Büros für Städtebau des Rates des Bezirkes die Funktion des Direktors des Entwurfsbüros für Stadt-, Gebiets- und Dorfplanung gestrichen und die des Direktors des Büros für Städtebau des Rates des Bezirkes Leipzig aufgenommen.
[08] Stellenplan in: Ebenda, 22096 Büro für Städtebau des RdB Leipzig, Nr. 342.
[09] GBl. der DDR, 1964/II, S. 785.
[10] Ebenda, S. 909.
[11] Bericht des Bezirksbaudirektors über die Neuformierung der Projektierungskapazitäten vom 28. Dez. 1967, in: StA-L, 20237 BT/RdB Leipzig, Nr. 4954/1.
[12] Ministerratsbeschluss über Grundsätze zur Vorbereitung und Durchführung von Investitionen vom 14. Dez.1967, in: GBl. der DDR, 1967/II, S. 813.
[13] Verordnung über die Standortverteilung der Investitionen, in: Ebenda, 1972/II, S.573.
[14] Stellenplan vom Nov. 1970, in: StA-L, 22096 Büro für Städtebau des RdB Leipzig, Nr. 342.
[15] Verfügungen und Mitteilungen des Ministeriums für Bauwesen, Berlin 1972.
[16] Stellenpläne in: StA-L, 22096 Büro für Städtebau des RdB Leipzig, Nr. 342.
Städtebauliche Unterlagen nach Orten A - Z.- Haushalt.- Personal.
Die Bildung des Büros für Städtebau aus dem Entwurfsbüro für Gebiets-, Stadt- und Dorfplanung Leipzig geht auf einen Beschluss des Ministerrates der DDR vom 16. Nov. 1964 zurück und erfolgte im Jan. 1965. Als nachgeordnete Einrichtung des Rates des Bezirkes unterstand das Büro dem Bezirksbauamt, zuständig für die Erstellung und Weiterführung der Flächennutzungspläne, der Bebauungspläne und der Pläne für die Versorgungsnetze der einzelnen Orte, sowie die technisch-städtebauliche Gestaltung und die städtebauliche Koordinierung der Spezialprojektanten des Verkehrs, der Wasserwirtschaft, Energie u.s.w. Mit Auflösung der Räte der Bezirke zum 31. Mai 1990 änderte sich die Bezeichnung der Einrichtung in Büro für Städtebau Leipzig, bis es zum 31. Dez. 1990 ebenfalls aufgelöst wurde.
  • 2006 | Findbuch / Datenbank
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