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Beständeübersicht

Bestand

22298 Hermann Gleisberg, Großmühle Grimma

Datierung1929 - 1984
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)0,44
Zur Geschichte der Großmühle Hermann Gleisberg, Grimma

Bereits um 1200 sind bei Grimma die zum Besitz des Klosters Altzella gehörende Ober- und Niedermühle nachweisbar, welche in den folgenden Jahrhunderten mehrfach verkauft oder verpachtet wurden. Nach dem Erwerb der ehemaligen Obermühle durch die Familie Krätzner 1848 erfolgten mehrere Um- und Ausbauarbeiten. Neben der Getreidemühle gab es eine Schneidemühle, eine Öl- und Senfmühle sowie eine Walkmühle für eine Tuchfabrik.
Nach dem Kauf mehrerer Mühlen durch Franz Heinrich Bauer und Emil Hermann Gleisberg 1876 wurde die Firma Bauer & Gleisberg 1877 in das Handelsregister von Grimma eingetragen. Nach dem Rückzug von Bauer firmierte die Mühle ab 1881 nur noch unter dem Namen Hermann Gleisberg. Dieser baute den Gebäudekomplex in den folgenden Jahren zu einer modernen Großmühle mit Turbinenanlage aus. 1917 wurde Hermann Gleisberg zum Kommerzienrat ernannt. Sein 1877 geborener Sohn Friedrich Karl Gottfried Gleisberg trat 1904 in die Firma ein und führte diese nach dem Tod des Vaters im Jahre 1929 weiter. Als 1945 Gottfried Gleisberg starb, übernahm dessen 1908 geborener Sohn Dr. Hermann Gleisberg die Geschäfte und konnte den Betrieb nach kurzzeitiger Sequestrierung und Rückgabe durch die Landesverwaltung erfolgreich ausbauen. 1946 umfasste die Belegschaft 30 Mitarbeiter und arbeitete in drei Schichten.
Der historisch interessierte Hermann Gleisberg versuchte ab 1952 ein Mühlenmuseum zu errichten, welches später nach Bernburg verlegt wurde. Er engagierte sich im Internationalen Museumsrat (ICOM) und veröffentlichte 1956 eine "Technikgeschichte der Getreidemühle". 1954 wurde die Großmühle unter Denkmalschutz gestellt. Im gleichen Jahr verursachte ein Hochwasser starke Schäden an den Gebäuden. Die Hermann Gleisberg KG wurde 1964 in einen Betrieb mit staatlicher Beteiligung, mit dem VEB Mühlenwerke Stahmeln als Gesellschafter, umgewandelt. Im Rahmen der letzten großen Enteignungswelle in der DDR wurde das Unternehmen 1972 in den VEB Großmühle Grimma umgewandelt und dem VEB Kombinat Getreidewirtschaft Leipzig unterstellt. Kurz darauf, im Jahr 1974, richtete ein weiteres schweres Hochwasser Schäden im Betrieb an. Hermann Gleisberg blieb, auch über die Altersgrenze von 65 Jahren hinweg, mindestens bis 1982 Leiter des Betriebes. Er verstarb im April 1986. Ein bleibendes Zeugnis seiner Verbundenheit zum Mühlenwesen und zu seinem Betrieb ist die von ihm erstellte Chronik.

Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Der Bestand wurde 1982 durch Hermann Gleisberg an das Staatsarchiv Leipzig übergeben. Auf Grundlage der Erschließungsrichtlinie des Sächsischen Staatsarchivs wurden die Unterlagen 2015 durch Roswitha Franke unter Nutzung der Software AUGIAS-Archiv verzeichnet; 2016 wurden die Angaben überarbeitet und die vorliegende Einleitung abschließend erstellt.

Überlieferungsschwerpunkte

Viertel- und Halbjahresberichte aus der Zeit von 1929 bis 1972, die von Gottfried und später von Hermann Gleisberg erarbeitet wurden, geben umfassenden Einblick in den täglichen Betriebsablauf. Fotokopien von 26 Urkunden, die z. T. aus dem Hauptstaatsarchiv Dresden stammen und mit Erläuterungen von Hermann Gleisberg versehen wurden, zeigen die Entwicklung der Mühle über acht Jahrhunderte. Ergänzt wird die Überlieferung durch wenige Originaldokumente wie Kaufverträge, Bilanzen und betriebliche Vereinbarungen sowie eine historische Abhandlung von Professor Henning.

Verweise auf korrespondierende Bestände und Akten

Bestand
Nummer
Titel
Laufzeit
20122 - Amtsgericht Grimma
14329
Hermann Gleisberg, früher Bauer und Gleisberg in Grimma
Großmühle
1877 - 1949 (1964 - 1973, 1992 - 2000)
20242 - Kreis-Industrie- und Handelskammern Nordwestsachsens
0680
Hermann Gleisberg, Großmühle, Grimma
1952 – 1954
20256 - Bezirksvertragsgericht Leipzig
4649
VEB Großmühle Grimma
110-13-1599
1972 – 1984



Quellen und Literatur

Priemer, Rudolf, Nachruf auf Dr. Hermann Gleisberg (1908-1986), in: Sächsische Heimatblätter, 33. Jahrgang, Heft 1/1987, Kulturbund der DDR 1987.
Gleisberg, Hermann, Technikgeschichte der Getreidemühle, in: Deutsches Museum, Abhandlungen und Berichte, 24. Jahrgang, Heft 3/1956, Verlag R. Oldenburg, München 1956.

Roswitha Franke / Christian Treu

2015 / 2016
Berichte zur Entwicklung der Firma Hermann Gleisberg 1876 - 1973.
Nach dem Kauf mehrerer Mühlen durch Franz Heinrich Bauer und Emil Hermann Gleisberg 1876 wurde die Firma Bauer & Gleisberg 1877 in das Handelsregister von Grimma eingetragen. Nach dem Rückzug von Bauer firmierte die Mühle ab 1881 nur noch unter dem Namen Hermann Gleisberg. Sein 1877 geborener Sohn Friedrich Karl Gottfried Gleisberg führte diese nach dem Tod des Vaters im Jahre 1929 weiter. Als 1945 Gottfried Gleisberg starb, übernahm dessen 1908 geborener Sohn Dr. Hermann Gleisberg die Geschäfte. Die Hermann Gleisberg KG wurde 1964 in einen Betrieb mit staatlicher Beteiligung umgewandelt. Im Rahmen der letzten großen Enteignungswelle in der DDR wurde das Unternehmen 1972 in den VEB Großmühle Grimma umgewandelt und dem VEB Kombinat Getreidewirtschaft Leipzig unterstellt. Hermann Gleisberg blieb mindestens bis 1982 Leiter des Betriebes. Der Bestand wurde 1982 durch Hermann Gleisberg, der 1986 verstarb, an das Staatsarchiv Leipzig übergeben.
  • 2016 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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