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Beständeübersicht

Bestand

22332 Sächsische Landesschule für Hörgeschädigte Leipzig, Förderzentrum Samuel Heinicke

Datierung1950 - 2011
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)1,10

Bestand enthält auch 10 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular



Geschichte der Sächsischen Landesschule für Hörgeschädigte, Förderzentrum Samuel Heinicke



Die Sächsische Landesschule für Hörgeschädigte wurde am 14. April 1778 als "Churfürstlich-Sächsisches Institut für Stumme und andere mit Sprachgebrechen behaftete Personen" gegründet.[01] Sitz der Schule war in der Peters-Vorstadt [heute zwischen Schiller-Straße und Wilhelm-Leuschner-Platz]. Leiter der Schule war zu diesem Zeitpunkt der Gelehrte Samuel Heinicke. 1783 zogen er und seine 13 Schüler in die Klostergasse um. Zwei Jahre später bezogen sie eine Mietwohnung im Neuen Kirchenhof, wo sie bis 1790 verblieben. In dieser Zeit verringerte sich die Schüleranzahl auf nur noch vier Schüler.

Nach dem Tod Samuel Heinickes am 10. April 1790, welcher Direktor und Lehrer an "seinem" Institut war, führte seine Ehefrau Anna Catharina Elisabeth Heinicke bis 1829 seine Aufgaben als Lehrer und Direktor fort. Ab 1791 bezog die Schule eine Mietwohnung im sogenannten "Wernerhaus" vor dem Halleschen Pförtchen. Neun Jahre später zog das Institut in das Curtius'sche Haus in der Neuen Gasse, hinter der heutigen Hauptpost am Augustusplatz gelegen.

1814 fand man eine Bleibe am Reichelschen Gartengrundstück [Martin-Luther-Ring] an der Pleiße. Im Jahr 1822 zeichnete sich eine stabile Lösung für die Schule und ihren Standort ab. Es ergab sich die Möglichkeit, das Haus Klitzschergasse 806 zu erwerben. Dies war durch eine Kombination aus Fürsprache und Unterstützung der Universität Leipzig sowie ein Legat in Höhe von 40.000 Talern durch die Witwe des Rechtskonsulenten Dr. Carl im Jahr 1815 möglich. In der Klitzschergasse verblieb die Schule für 18 Jahre. Im Anschluss wurde ein eigener Neubau vor dem Windmühlentor [in der Nähe des Bayerischen Bahnhofs] errichtet. Zwei Monate bevor dieses Gebäude vollendet wurde, verstarb Anna Catharina Elisabeth Heinicke. Nach ihrem Tod übernahm der Mitdirektor Carl Gottlob Reich das Amt des Schuldirektors.

Nachdem das Institut 1856 bereits aufgestockt werden musste, wurde ein weiterer Neubau für die Schule errichtet. Dieser wurde im April 1880, zum 102. Jahrestag der Gründung des Instituts, bezogen. In diesem Gebäude verblieb das Institut bis 1915. Am 13. Juni 1913 wurde der Grundstein für ein Schulgebäude in der Karl-Siegismund-Straße gelegt und der Bau wurde im August 1915 beendet. Anfangs wurden 200 Schüler unterrichtet, ausgelegt war das Gebäude für insgesamt 320.

1924 kam es dann durch ein Beschluss des Kabinetts in Dresden zu einer großen Veränderung. Es wurde entschieden, dass es nur noch zwei Taubstummenschulen innerhalb Sachsens geben sollte. Eine Taubstummenschule sollte in Dresden für Kinder aus der sächsischen Hauptstadt und der näheren Umgebung offenstehen. Die übrigen Kinder in Sachsen sollten nach Leipzig eingeschult werden. So übersiedelten im Oktober 1924 ein Direktor, mehrere Lehrerinnen und Lehrer sowie 80 Schüler in die Taubstummenanstalt Leipzig.

Nach Ausbruch des 2. Weltkrieges nutzte man die Schule als Lazarett. Am 4. Dezember 1943 wurde das Gebäude durch einen Bombentreffer stark beschädigt, wobei auch die gesamte Bibliothek verbrannte. Jedoch konnten ca. 350 Werke gerettet werden, da diese bereits im Vorfeld ausgelagert worden waren.

Nach Ende des 2. Weltkrieges 1945 wurden die Kriegsschäden am Gebäude bereinigt.

1953 wurde die Schule durch einen Beschluss des Ministeriums für Volksbildung in Samuel-Heinicke-Schule umbenannt. Während der gesamten Zeit der DDR stand die Schule selbst nie im Rampenlicht. Jedoch genoss die Lehre der Schule große Anerkennung. Durch die hohe Qualität des Unterrichts konnte den Schülern eine Chancengleichheit in der Gesellschaft gewährt werden.

Auch wurden Lehrer im Bereich Sonderpädagogik vermehrt ausgebildet. Zum Bereich der Sonderpädagogik zählte unter anderem die Unterrichtung von Gehörlosen bzw. Personen mit Hörproblemen. Die Lehrmittel wie Schulbücher für Gehörlose wurden in regelmäßigen Abständen überarbeitet und veröffentlicht.

Während der Jahre des Umbruchs 1989/1990 ging der Betrieb an der Samuel-Heinicke-Schule normal und geordnet weiter. Die Schüler sollten trotz der bewegten Zeit eine umfassende und ordentliche Ausbildung erhalten. Eine der wichtigsten Veränderungen in der Entwicklung der Samuel-Heinicke-Schule kam am 1. August 1995. An diesem Tag wurde die Schule im Zuge der Neuordnung der Bildungslandschaft wieder unter Landesträgerschaft gestellt.




Bestandsgeschichte und -bearbeitung



Seit 1995 befindet sich die Samuel-Heinicke-Schule in Landesträgerschaft. Aus diesem Grund fällt die Archivierung der Unterlagen der Schule in den Zuständigkeitsbereich des Sächsischen Staatsarchives, Staatsarchiv Leipzig. Die ersten Unterlagen wurden am 21. Dezember 2011 bei einem Besuch in der Samuel-Heinicke-Schule bewertet. Am 23. April 2013 folgte dann die Übernahme der Unterlagen. Im Dezember 2018 begann dann die Erschließung der Unterlagen. Bis zum Juli 2020 wurden von der Samuel-Heinicke-Schule keine weiteren Unterlagen angeboten. Es ist jedoch von weiteren Anbietungen und Übergaben auszugehen.




Überlieferungsschwerpunkte



Überlieferungsschwerpunkt des Bestandes sind die Bauakten und Baupläne zum Wiederaufbau der Samuel-Heinicke-Schule in den 1950er-Jahren. Weiterhin sind vor allem Klassen-, und Notenbücher der 1990er-Jahre im Bestand überliefert. Einen weiteren Teil der Überlieferung bilden die Unterlagen der Beratungsstelle für Hörgeschädigte, welche der Schule angeschlossen war.

Unterlagen vor 1945 liegen im Bestand nicht vor und sind nach derzeitigem Kenntnisstand auch nicht mehr in der Landesschule.




Hinweise für die Benutzung



Bei der Bestellung von Archivgut muss neben der Bestandssignatur 22332 die Aktenbestellnummer angegeben werden.

Der Bestand enthält sowohl Unterlagen, die nach § 10 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 des Sächsischen Archivgesetzes erst dreißig Jahre nach der Entstehung benutzt werden dürfen, als auch Unterlagen, die nach § 10 Abs. 1 Satz 3 des Sächsischen Archivgesetzes erst zehn Jahre nach dem Tod bzw. einhundert Jahre nach der Geburt der betroffenen Person benutzt werden dürfen.

Die Vorlage dieser Archivalien ist nur nach gesonderter Prüfung im Wege des Antragsverfahrens zur Schutzfristenverkürzung möglich.

Aus Datenschutzgründen werden Verzeichnungsangaben, die einer Schutzfrist unterliegen, in der online-Fassung des Findbuchs nicht angezeigt. Wir empfehlen eine Nachfrage beim verwahrenden Archiv.




Quellen und Literatur

Heinker, Helge-Heinz: 225 Jahre Samuel-Heinicke-Schule. Festschrift, [Helge-Heinze Heinkert], Leipzig, [2003].



August 2020



[01] Heinker, Helge-Heinz: 225 Jahre Samuel-Heinicke-Schule, Leipzig, 2003, S. 15
Heinker, Helge-Heinz: 225 Jahre Samuel-Heinicke-Schule. Festschrift, [Helge-Heinze Heinkert], Leipzig, [2003].
Wiederaufbau der Schule nach 1945.- Gebäude- und Lagepläne.- Sonderpädagogische Beratungsstelle für Hörgeschädigte.- Schulbetrieb.- Klassenbücher.
Die 1778 gegründete spätere "Samuel-Heinicke-Schule" ist die älteste staatliche Gehörlosenschule Deutschlands und stand zunächst unter der Aufsicht der Universität. Im Jahre 1915 bezog sie als Königlich Sächsische Taubstummenanstalt ein heute denkmalgeschütztes Schulgebäude in der Karl-Sigismund-Straße, welches im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt wurde. Die Schule befand sich bis Ende 1994 in Trägerschaft der Stadt Leipzig und wurde ab Januar 1995 als Landesschule in die Zuständigkeit des Freistaates Sachsen überführt. Neben der Grund- und Mittelschulstufe für knapp 200 Kinder mit Hörbehinderung sind der Einrichtung eine heilpädagogische Kindertagesstätte, die Ganztags- und Heimbetreuung, eine Spezialbibliothek und die Beratungsdiagnostik angeschlossen.
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