Beständeübersicht
Bestand
22333 Alfred Mehner, Leipzig
Datierung | um 1890 - 1954 |
---|---|
Benutzung im | Staatsarchiv Leipzig |
Umfang (nur lfm) | 0,77 |
Geschichte des Unternehmens Alfred Mehner und von ihm übernommener Verlage
Der spätere Verlag und Musikaliengroßhandel Alfred Mehner wurde 1904 durch seinen Namensgeber Julius Wilhelm Alfred Mehner als Musikalien-Versand-Geschäft gegründet. Bereits am 1. Februar des folgenden Jahres wurde Gustav Vetter, ein früherer Kollege von Alfred Mehner beim Musikalienverlag Rob. Forberg, als neuer Inhaber im Leipziger Handelsregister eingetragen.[01] 1907 zog das Unternehmen in größere Räumlichkeiten in die Hospitalstr. 26 um.[02] Per Vertrag vom 31. Dezember 1935 übertrug Gustav Vetter das Unternehmen mit Wirkung zum 1. Januar 1936 seinem Neffen Fritz Reling. Unter der Leitung von Vetter hatte sich die Firma zu einem Groß-Sortiment für Musikalien und einem Verlag mit Schwerpunkt auf Vereins-Humoristika, Chor- und Akkordeon-Werke entwickelt. Mit dem Kauf der Humoristika-Werke des Verlags Fredebeul & Koenen, Essen, war dieses Verlagssegment noch ausgebaut worden.
Durch den steten Ausbau der Groß-Sortiments-Abteilung unter der Leitung von Fritz Reling wurde es notwendig, dass das Unternehmen 1940 in größere Räume des ehemaligen Verlages Otto Forberg in die Stephanstr. 10 umzog. Trotz mehrfacher Bombenschäden führte der Verlag nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges seine Geschäfte in Leipzig fort; in den folgenden Jahren erschienen fast 300 neue Verlagswerke. Noch 1950 wurde die Operette "Babett" im Bühnen- und Musikverlag der Firma Alfred Mehner in Leipzig verlegt. Im selben Jahr gründete Reling in Frankfurt a. M. eine Zweigniederlassung der Firma Alfred Mehner.
Die erfolgreiche Geschichte des Verlags in Leipzig fand jedoch ein jähes Ende: Wegen angeblicher Wirtschaftsverbrechen wurde Reling im Mai 1951 verhaftet. Er hatte aus der sowjetischen Besatzungszone Musikalien nach Westberlin geliefert (vgl. zum Hergang sein Schreiben an den Ministerpräsidenten Otto Grotewohl vom 31. Juli 1953).[03] Reling wurde wegen Vergehens nach dem Gesetz zum Schutz des Innerdeutschen Handels am 16. Januar 1951 zu 5 Jahren und 6 Monaten Zuchthaus sowie Vermögenseinzug verurteilt (Az.: Landgericht Leipzig 2 a 194/51 sowie 5 K II VKs 32/53), jedoch auf Ministerratsbeschluss (Überprüfung ergangener Urteile auf besondere Härten) am 13. Juli 1953 vorzeitig aus der Haft entlassen.
Nach seiner Haftentlassung beantragte Reling bereits am 15. Juli 1953 bei der Bezirksstaatsanwaltschaft Leipzig die Aufhebung des verhängten Vermögenseinzuges und die Rückgabe seiner Firma Alfred Mehner, Musikverlag und Musikaliengroßhandel Leipzig, da sich diese seit seiner Inhaftierung in Treuhandschaft befand und am 31. Juli 1953 liquidiert werden sollte.[04] Die Rückübertragung des Verlages gelang nicht, der Rat der Stadt Leipzig bestellte im November 1953 zunächst Otto Richard Müller in Großdeuben als Treuhänder. Schließlich wurde der Hofmeister Musikverlag durch den Rat der Stadt Leipzig als Rechtsträger zur Übernahme des Vermögens in das Volkseigentum eingesetzt. 1955 wurde der Verlag aus dem Leipziger Handelsregister gelöscht.[05]
Fritz Reling liquidierte die Zweigniederlassung in Frankfurt a. M. und gründete zum 1. Januar 1954 die Firma Alfred Mehner in Frankfurt a. M., Bleichstraße 55/57, neu.
Zeit seines Bestehens übernahm der Alfred Mehner Verlag in Leipzig Teile des Sortiments anderer Firmen. Auch ganze Verlage gingen in seinen Besitz über. Zu einigen Firmen konnten nähere Informationen ermittelt werden.
Gustav Vetter, Leipzig
Gustav Vetter, der zeitweilige Inhaber des Unternehmens Alfred Mehner, besaß vermutlich einen nach ihm benannten Musikverlag, über den bisher keine näheren Informationen ermittelt werden konnten. Die Datierung einiger Musikalien lassen jedoch darauf schließen, dass dieser Verlag zumindest zum Teil parallel zum Verlag Alfred Mehner unter der Leitung von Gustav Vetter geführt wurde (1905-1935).
Karl Vogel Verlag, Leipzig
Bisher konnten zwar Hinweise zu einer Buchdruckerei bzw. Graphischen Kunstanstalt Karl Vogel in Leipzig ermittelt werden,[06] nicht aber zu einem Verlag von Musikalien. Daher kann bisher nur aus den Stempeln und Aufkleber auf einigen Musikdrucken auf Verlagskooperationen geschlossen werden: Der Bestand enthält mehrere Veröffentlichungen des Leipziger Musikverlags Richard Görlitz. Bei diesen ist die Verlagsangabe auf dem Titelblatt "Leipzig/ Richard Görlitz/ Central-Musik-Geschäft" unterstempelt mit "Karl Vogel/ Musikverlag /Leipzig/ Eilenburger Str. 2". Karl Vogel wiederum gibt auf Titelblättern seiner Musikdrucke mitunter den Hinweis "Auslieferung durch Richard Görlitz in Leipzig". Der Musikverlag Karl Vogel übernahm also Publikationen aus dem Görlitz-Sortiment und ließ eigene Verlagstitel durch Görlitz vertreiben. Teile des Sortiments von Karl Vogel, möglicherweise sogar sein Verlag selbst gingen in den Besitz des Leipziger Verlags Gustav Vetter über, denn mehrfach ist der Titelblattaufdruck "Karl Vogel, Leipzig" bzw. "Karl Vogel, Leipzig / Auslieferung durch Richard Görlitz in Leipzig" mit dem Schild "Gustav Vetter / Leipzig" überklebt.[07] Denkbar ist auch eine (Vetter vorausgehende) Übernahme des Verlags Karl Vogel durch den 1904 gegründeten Verlag Alfred Mehner, dessen neuer Besitzer 1905 Gustav Vetter wurde. Die Verlagsbestände Vogels wären in diesem Fall über Alfred Mehner an Gustav Vetter gegangen. Hinweisgebend für eine solche Tradierung sind zwei Titelblätter. Diese enthalten den Stempel "Alfred Mehner/ Musikalien-Versand-Geschäft/ Leipzig" bzw. "Alfred Mehner/ Musikalienhandlung/ Groß-Sortiment/ Johannisplatz 21". In letzteres wurde unter "Alfred Mehner", aufgrund der Schrift- und Farbunterschiede ganz offensichtlich nachträglich, "(Inh.: G. Vetter)" eingestempelt.
Hieraus folgt zugleich, dass der Verlag Karl Vogel vor 1904 gegründet worden sein muss. Es kann nur vermutet werden, wie weit die Verlagsgeschichte zurückreicht. Das im Bestand befindliche Verlagssortiment Karl Vogel wurde fast ausnahmslos in der Leipziger Musikaliendruckerei F. M. Geidel gedruckt, die seit 1885 existierte. Eine der publizierten Kompositionen (Camillo Haering, Edelweiß, op. 55) enthält in den Schlusstakten den Entstehungsvermerk "Geschrieben im Sommer 1896". Der Erscheinungszeitraum der vom "Verlag Karl Vogel" verlegten Musikdrucke konzentriert sich gemäß den Hofmeister'schen Monatsberichten auf die Jahre 1895 bis 1899.
1935 kaufte Fritz Reling den Musikverlag Alfred Mehner von seinem Onkel Gustav Vetter und erhielt damit auch Bestände des ehemaligen Musikverlags Karl Vogel. Es finden sich folgende Titelblattangaben: "Karl Vogel/ Leipzig" überklebt mit dem Schild "Gustav Vetter/ Leipzig" und unterstempelt "jetzt: Verlag/Alfred Mehner (Inh. Fritz Reling)/ Leipzig C1".
Der Verlag Karl Vogel publizierte hauptsächlich zeitgenössische Salonmusik, Genrestücke für Klavier, Lieder mit Klavierbegleitung und Männerchöre – nicht selten mit Widmungen an Leipziger Bürger, Vereine und Ensembles ("Dem Leipziger Radfahrer-Club und seinem Fahrwart Herrn G. Rieschel", "Dem Leipziger Männerchor und seinem Chormeister Herrn Gustav Wohlgemuth in Werthschätzung", "Frau Superintendent Spranger in Borna freundlichst gewidmet", "Seinem werten Freunde Herrn Fabrikdirektor Rudolf Patzschke gewidmet").
Rudolf Tanner Verlag, Leipzig
Die Geschichte des Verlags Rudolf Tanner, Leipzig, ist leichter nachzuverfolgen: Am 5. April 1899 wurde Martin Rudolf Tanner im Leipziger Handelsregister als Inhaber eingetragen, im September 1928 folgte ihm Melitta verw. Tanner, geb. Birkner als Inhaberin.[08] Per Vertrag zwischen Melitta verw. Tanner und Fritz Reling vom 7. November 1945 wurde die Firma durch den Verlag Alfred Mehner gekauft.[09] Fritz Reling wurde am 23. Dezember desselben Jahres als neuer Geschäftsinhaber im Handelsregister eingetragen.
Das Titelblatt einzelner Musikdrucke enthält die vollständige Leipziger Verlagsadresse: "Rudolf Tanner, Leipzig Inselstr. 7". Das Leipziger Adressbuch lässt genauere Angaben zu: Bis 1900 befand sich der Verlag in der Inselstraße, zog jedoch 1901 in die Nürnberger Str. 27b, und war schließlich ab 1903 unter der Adresse "Reudnitz, Täubchenweg 18" verzeichnet. Neben der Leipziger Niederlassung scheint Tanner auch ins englischsprachige Ausland vertrieben zu haben, denn mitunter finden sich auf Titelblättern folgende weitere Angaben zum Verlagssitz: "Rudolf Tanner, Leipzig I London, Rud. Tanner & Co. I New York, Rud. Tanner & Co.", "Rudolf Tanner, Leipzig I New York: Rud Tanner & Co. 136 East 40th Street”.
Rudolf Tanner, Pianist und Klavierlehrer (u. a. am Hampstead Conservatoire of Musik London), publizierte hauptsächlich leichte bis mittelschwere Charakterstücke für Klavier zu zwei oder vier Händen sowie Unterrichts- und Studienwerke. Dies entsprach seiner pädagogischen Erfahrung und Intention. "Der Öffentlichkeit übergeben, was ursprünglich nur für meine Schüler entworfen…" schrieb er 1897 im Vorwort zu der von ihm verfassten "Schule der Technik des Klavierspiels". "Spezialist für Unterrichtsmusik" nannte er sich in Firmenanzeigen (Neue musikalische Presse, 1901, S. 648). Seine eigenen Etüdensammlungen und Lehrwerke für Klavier, herausgegeben zwischen 1897 und 1924, waren seinerzeit geschätzt und wurden in der Fachpresse gewürdigt als "eine besondere, sehr praktische Art des Klavierunterrichts" (Musikpädagogische Blätter, 1926, S. 67). Tanners "Etüden-Schule des Klavierspiels" op. 2 wurde 1950 vom Verlag Alfred Mehner neu aufgelegt.
Da Tanner die Schreibweise der Plattennummern insbesondere hinsichtlich der Setzung von Leerzeichen unterschiedlich handhabte, wurden diese bei der Verzeichnung gut lesbar vereinheitlicht. Nicht alle Musikdrucke enthalten jedoch Plattennummern.
H. Hofmann Verlag, Kirchberg i. Sa.
Der im Jahr 1855 geborene Komponist und Städtische Musikdirektor Friedrich Hermann Hofmann gründete um 1884 die Firma "Verlag H. Hofmann", ansässig in der Jacobstraße in Kirchberg bei Zwickau. Die jüngsten Söhne Hans und Kurt stiegen später in das Verlagsgeschäft ein. Kurt war verantwortlich für den Druck, Hans für Buchhaltung und Schriftverkehr. Der Verlag war mit seiner inhaltlichen Ausrichtung auf leicht spielbare Musik für Blaskapellen, wie sie beispielsweise an Liebhabervereinigungen gepflegt wurde, bis zum Aufkommen des Nationalsozialismus sehr erfolgreich; er unterhielt Beziehungen nach Übersee und zum Friedrich Hofmeister Musikverlag Leipzig (Kommissionär). Nationalsozialismus, Wirren des zweiten Weltkrieges und die gänzlich veränderten Existenzbedingungen nach Kriegsende bedingten zunehmende Absatzschwierigkeiten, so dass sich der Verlag in der Nachkriegszeit schließlich auflöste. Die restlichen Notenbestände wurden durch die Verlage Friedrich Hofmeister in Leipzig und Oertel & Co. in Hannover gekauft. Bei einzelnen der überlieferten Musikaliendrucke ist die Angabe "Verlag von H. Hofmann, Kirchberg in Sachsen" auf dem Titelblatt unterstempelt mit "Jetzt Verlag Alfred Mehner (Inh. Fritz Reling) Leipzig C 1". Es ist also sehr wahrscheinlich, dass Teile der Notenbestände auch an Fritz Reling gingen – wann genau allerdings, ist fraglich. Jedoch kann hierfür der Zeitraum von 1935 (Übernahme des Mehner-Verlages durch Reling) bis 1951 (Übergabe des Mehner-Verlages an Treuhänder wegen Inhaftierung Relings) angenommen werden.
Der Verlagsschwerpunkt war biographisch bedingt: Friedrich Hermann Hofmann spielte seit seiner Kindheit die meisten der in Blasmusikformationen gebräuchlichen Instrumente selbst, war Initiator wie Mitglied von Blaskapellen und wusste daher, was für die musikalische Ausgestaltung/Untermalung des Alltagslebens in einer kleineren Stadt gebraucht wurde: Tanzmusik (Walzer, Polkas, Rheinländer usw.), Märsche, Ständchen in variabler Besetzung, Fest- und Trauermusiken bis hin zu Stücken mit Bezug zum politischen Zeitgeschehen. Hierfür stellte er ein immenses Repertoire in umfänglichen Sammlungen bereit, oft mehr als 30 Hefte umfassend und jedes nicht selten mit 20 bis 30 Stücken. Auf Zweckbestimmung, einfache Ausführbarkeit wie besetzungsmäßige Variabilität weisen auch die Verlagsankündigungen und Titel der Sammlungen hin. So zum Beispiel im Falle der Reihe "Lieblingsklänge": "Leichte Streichtänze für alle Chöre passend", "von Lehrlingen und Dilettanten ganz gut und leicht gespielt", je Heft "32 Stück Tänze und Märsche", erhältlich entweder für "Orchester", "Pariser Besetzung" (Violine, Flöte, Trompete, Piano), "Violine mit Klavierbegleitung" oder "Klavierbegleitung allein".
Die Sammlungen sind eine Primärquelle nicht nur der Kompositionen Hofmanns, sondern auch weiterer qualitativ hochwertiger Stücke nicht lexikalisch verzeichneter Meister und Arrangeure volkstümlicher Blasmusik. Der Bestand überliefert zu den einzelnen Publikationsreihen meist vollständige Stimmensätze. Einzelne Stimmen enthalten handschriftliche Eintragungen mit Spielanweisungen und zeigen deutliche Gebrauchsspuren. Ältere Notenausgaben sind in der Handschrift des Verlagseigentümers Friedrich Hermann Hofmann, spätere in Notenstich überliefert.
Weitere Musikverlage
Zu folgenden fünf Musikverlagen, deren Drucke teilweise durch aufgeklebte Schilder oder Stempel als übernommenes Eigentum des Alfred Mehner bzw. des Gustav Vetter Verlags ausgewiesen sind, liegen keine weitere Informationen vor: F.R. Müller's Verlag, Leipzig[10] ; Max Vormeyer (laut Leipziger Adressbuch etwa zwischen 1908-1917/18 bestehend), Fredebeul & Koenen, Essen an der Ruhr (wobei dieser Verlag ein deutlich über Musikalien hinaus gehendes Verlagsprogramm hatte); Hermann Heuschkel, Leipzig (laut Leipziger Adressbuch etwa zwischen 1896-1915 bestehend) und Ferdinand Redlinger, Berlin. Letztgenannter scheint, der Verlagsangabe auf den Musikdrucken zufolge, früher oder später als "Verlag Mandoline" firmiert zu haben. Dass es sich dabei um den gleichen Verlag handelt, lässt sich aus der Adresse schließen, die in beiden Fällen "Berlin-Friedenau, Sponholzstraße 27" lautet.
Bestandsgeschichte und –bearbeitung
Das Archivgut des Bestandes wurde zusammen mit Archivgut des VEB Deutscher Verlag für Musik Leipzig vor 1990 in das Staatsarchiv Leipzig übernommen und befand sich bis 2013 im Bestand 21006 VEB Deutscher Verlag für Musik Leipzig, Nummern 1638-1646 und 1648-1652. 2013 wurden die Unterlagen als Fremdprovenienz aus dem Bestand 21006 herausgelöst. Im November 2013 wurden die Geschäftsunterlagen und die Musikdrucke der Verlage H. Hofmann, Rudolf Tanner und Karl Vogel von Walpurga Alexander im Rahmen eines Praktikums verzeichnet (Nr. 1-37), die auch die vorstehend wiedergegebene Geschichte zu den genannten drei Verlagen erstellte. Die Musikdrucke der Verlage Alfred Mehner, Gustav Vetter und des F. R. Müller's Verlag wurden im Oktober 2014 ergänzend durch die Praktikantin Elisabeth Veit verzeichnet (Nr. 38 ff.). In Vorbereitung der Freigabe der Verzeichnungsinformationen für die Online-Recherche wurde die vorliegende Findbucheinleitung im April 2016 abschließend bearbeitet.
Überlieferungsschwerpunkte
Die vorhandene Überlieferung beschränkt sich fast ausschließlich auf Musikdrucke der oben genannten Verlage. Sie bieten einen Querschnitt durch die Unterhaltungsmusik für Klavier und kleine Besetzungen v. a. zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Bei den wenigen schriftlichen Unterlagen handelt es sich um Dokumente zur Geschäftsführung und Liquidation des Alfred Mehner Verlags.
Hinweise für die Benutzung
Die Notendrucke sind in der Regel nicht datiert; die Datierungen wurden geschätzt. Innerhalb der Verlage sind die Musikalien in der Reihenfolge der Nachnamen der Komponisten gereiht; im Falle des Verlags H. Hofmann nach Reihen.
Die Archivsignaturen aus der Zeit der Zugehörigkeit der Unterlagen zum Bestand 21006 VEB Deutscher Verlag für Musik Leipzig wurden bei der Verzeichnung mit erfasst, werden aber im Findbuch nicht mit ausgewiesen.
Literatur
50 Jahre im Dienste der Musik 1904-1954, Alfred Mehner Musik- und Bühnen-Verlag. Groß-Sortiment, Frankfurt a. M., 1954.
Hofmann, Wolfgang: Erinnerungen an einen Denkwürdigen. Der Komponist und Musikverleger Friedrich Hermann Hofmann aus Kirchberg in Sachsen, in: Kirchberger Nachrichten. Amtliches Mittteilungsblatt der Stadt Kirchberg 2006 (H. 22, S. 8-10) und 2007 (H. 3, S. 10-12; H. 5, S. 6-9).
Thekla Kluttig
Mai 2016
[01] Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig [im Folgenden: StA-L], 20124 Amtsgericht Leipzig, HR 12322. Im Leipziger Adressbuch ist der Betrieb 1906 erstmals als "Alfred Mehner, gegr. 1904, Musikalienhdlg. u. Versandgesch., Johannisplatz 21, Inh. Gustav Vetter" erfasst.
[02] Siehe hierzu und zum Folgenden auch die Firmenfestschrift anlässlich des fünfzigjährigen Jubiläums des Verlags: 50 Jahre im Dienste der Musik 1904-1954, Alfred Mehner Musik- und Bühnen-Verlag. Groß-Sortiment, Frankfurt a. M., 1954.
[03] StA-L, 22333 Alfred Mehner, Leipzig, Nr. 5.
[04] Nach Schilderung Relings stimmten die für die Rückgabe Verantwortlichen, Staatsanwaltschaft und Staatliche Kunstkommission der DDR, dem Antrag zu und Reling bat um eine endgültige Festsetzung der Übergabe auf den 1. Oktober 1953, StA-L, 22333 Alfred Mehner, Leipzig, Nr. 5.
[05] StA-L, 20124 Amtsgericht Leipzig, HRA 2320 (digitalisierte Handelsregisterkarte). Zur Rechtsträgerschaft siehe 21106 VEB Deutscher Verlag für Musik Leipzig, Nr. 4245 und 5787 sowie Bettina Hinterthür: Noten nach Plan. Die Musikverlage in der SBZ/DDR - Zensursystem, zentrale Planwirtschaft und deutsch-deutsche Beziehungen bis Anfang der 1960er Jahre, Stuttgart 2006, S. 190.
[06] StA-L, 20124 Amtsgericht Leipzig, HRA 422 (digitalisierte Handelsregisterkarte).
[07] Auch das Görlitzsche "Central-Musik-Geschäft" scheint von Gustav Vetter übernommen worden zu sein, denn Anzeigen von Richard Görlitz auf Musikdruckrückseiten des Verlags Karl Vogel sind ebenso überklebt mit dem Schild "Gustav Vetter / Leipzig".
[08] StA-L, 20124 Amtsgericht Leipzig, HRA 1672.
[09] StA-L, 22333 Alfred Mehner, Leipzig, Nr. 5.
[10] Unter HR 6646 wurde am 26.11.1886 ein Landkarten-Verlag F. R. Müller im Leipziger Handelsregister registriert, der schon 1888 als erloschen vermerkt wurde.
Der spätere Verlag und Musikaliengroßhandel Alfred Mehner wurde 1904 durch seinen Namensgeber Julius Wilhelm Alfred Mehner als Musikalien-Versand-Geschäft gegründet. Bereits am 1. Februar des folgenden Jahres wurde Gustav Vetter, ein früherer Kollege von Alfred Mehner beim Musikalienverlag Rob. Forberg, als neuer Inhaber im Leipziger Handelsregister eingetragen.[01] 1907 zog das Unternehmen in größere Räumlichkeiten in die Hospitalstr. 26 um.[02] Per Vertrag vom 31. Dezember 1935 übertrug Gustav Vetter das Unternehmen mit Wirkung zum 1. Januar 1936 seinem Neffen Fritz Reling. Unter der Leitung von Vetter hatte sich die Firma zu einem Groß-Sortiment für Musikalien und einem Verlag mit Schwerpunkt auf Vereins-Humoristika, Chor- und Akkordeon-Werke entwickelt. Mit dem Kauf der Humoristika-Werke des Verlags Fredebeul & Koenen, Essen, war dieses Verlagssegment noch ausgebaut worden.
Durch den steten Ausbau der Groß-Sortiments-Abteilung unter der Leitung von Fritz Reling wurde es notwendig, dass das Unternehmen 1940 in größere Räume des ehemaligen Verlages Otto Forberg in die Stephanstr. 10 umzog. Trotz mehrfacher Bombenschäden führte der Verlag nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges seine Geschäfte in Leipzig fort; in den folgenden Jahren erschienen fast 300 neue Verlagswerke. Noch 1950 wurde die Operette "Babett" im Bühnen- und Musikverlag der Firma Alfred Mehner in Leipzig verlegt. Im selben Jahr gründete Reling in Frankfurt a. M. eine Zweigniederlassung der Firma Alfred Mehner.
Die erfolgreiche Geschichte des Verlags in Leipzig fand jedoch ein jähes Ende: Wegen angeblicher Wirtschaftsverbrechen wurde Reling im Mai 1951 verhaftet. Er hatte aus der sowjetischen Besatzungszone Musikalien nach Westberlin geliefert (vgl. zum Hergang sein Schreiben an den Ministerpräsidenten Otto Grotewohl vom 31. Juli 1953).[03] Reling wurde wegen Vergehens nach dem Gesetz zum Schutz des Innerdeutschen Handels am 16. Januar 1951 zu 5 Jahren und 6 Monaten Zuchthaus sowie Vermögenseinzug verurteilt (Az.: Landgericht Leipzig 2 a 194/51 sowie 5 K II VKs 32/53), jedoch auf Ministerratsbeschluss (Überprüfung ergangener Urteile auf besondere Härten) am 13. Juli 1953 vorzeitig aus der Haft entlassen.
Nach seiner Haftentlassung beantragte Reling bereits am 15. Juli 1953 bei der Bezirksstaatsanwaltschaft Leipzig die Aufhebung des verhängten Vermögenseinzuges und die Rückgabe seiner Firma Alfred Mehner, Musikverlag und Musikaliengroßhandel Leipzig, da sich diese seit seiner Inhaftierung in Treuhandschaft befand und am 31. Juli 1953 liquidiert werden sollte.[04] Die Rückübertragung des Verlages gelang nicht, der Rat der Stadt Leipzig bestellte im November 1953 zunächst Otto Richard Müller in Großdeuben als Treuhänder. Schließlich wurde der Hofmeister Musikverlag durch den Rat der Stadt Leipzig als Rechtsträger zur Übernahme des Vermögens in das Volkseigentum eingesetzt. 1955 wurde der Verlag aus dem Leipziger Handelsregister gelöscht.[05]
Fritz Reling liquidierte die Zweigniederlassung in Frankfurt a. M. und gründete zum 1. Januar 1954 die Firma Alfred Mehner in Frankfurt a. M., Bleichstraße 55/57, neu.
Zeit seines Bestehens übernahm der Alfred Mehner Verlag in Leipzig Teile des Sortiments anderer Firmen. Auch ganze Verlage gingen in seinen Besitz über. Zu einigen Firmen konnten nähere Informationen ermittelt werden.
Gustav Vetter, Leipzig
Gustav Vetter, der zeitweilige Inhaber des Unternehmens Alfred Mehner, besaß vermutlich einen nach ihm benannten Musikverlag, über den bisher keine näheren Informationen ermittelt werden konnten. Die Datierung einiger Musikalien lassen jedoch darauf schließen, dass dieser Verlag zumindest zum Teil parallel zum Verlag Alfred Mehner unter der Leitung von Gustav Vetter geführt wurde (1905-1935).
Karl Vogel Verlag, Leipzig
Bisher konnten zwar Hinweise zu einer Buchdruckerei bzw. Graphischen Kunstanstalt Karl Vogel in Leipzig ermittelt werden,[06] nicht aber zu einem Verlag von Musikalien. Daher kann bisher nur aus den Stempeln und Aufkleber auf einigen Musikdrucken auf Verlagskooperationen geschlossen werden: Der Bestand enthält mehrere Veröffentlichungen des Leipziger Musikverlags Richard Görlitz. Bei diesen ist die Verlagsangabe auf dem Titelblatt "Leipzig/ Richard Görlitz/ Central-Musik-Geschäft" unterstempelt mit "Karl Vogel/ Musikverlag /Leipzig/ Eilenburger Str. 2". Karl Vogel wiederum gibt auf Titelblättern seiner Musikdrucke mitunter den Hinweis "Auslieferung durch Richard Görlitz in Leipzig". Der Musikverlag Karl Vogel übernahm also Publikationen aus dem Görlitz-Sortiment und ließ eigene Verlagstitel durch Görlitz vertreiben. Teile des Sortiments von Karl Vogel, möglicherweise sogar sein Verlag selbst gingen in den Besitz des Leipziger Verlags Gustav Vetter über, denn mehrfach ist der Titelblattaufdruck "Karl Vogel, Leipzig" bzw. "Karl Vogel, Leipzig / Auslieferung durch Richard Görlitz in Leipzig" mit dem Schild "Gustav Vetter / Leipzig" überklebt.[07] Denkbar ist auch eine (Vetter vorausgehende) Übernahme des Verlags Karl Vogel durch den 1904 gegründeten Verlag Alfred Mehner, dessen neuer Besitzer 1905 Gustav Vetter wurde. Die Verlagsbestände Vogels wären in diesem Fall über Alfred Mehner an Gustav Vetter gegangen. Hinweisgebend für eine solche Tradierung sind zwei Titelblätter. Diese enthalten den Stempel "Alfred Mehner/ Musikalien-Versand-Geschäft/ Leipzig" bzw. "Alfred Mehner/ Musikalienhandlung/ Groß-Sortiment/ Johannisplatz 21". In letzteres wurde unter "Alfred Mehner", aufgrund der Schrift- und Farbunterschiede ganz offensichtlich nachträglich, "(Inh.: G. Vetter)" eingestempelt.
Hieraus folgt zugleich, dass der Verlag Karl Vogel vor 1904 gegründet worden sein muss. Es kann nur vermutet werden, wie weit die Verlagsgeschichte zurückreicht. Das im Bestand befindliche Verlagssortiment Karl Vogel wurde fast ausnahmslos in der Leipziger Musikaliendruckerei F. M. Geidel gedruckt, die seit 1885 existierte. Eine der publizierten Kompositionen (Camillo Haering, Edelweiß, op. 55) enthält in den Schlusstakten den Entstehungsvermerk "Geschrieben im Sommer 1896". Der Erscheinungszeitraum der vom "Verlag Karl Vogel" verlegten Musikdrucke konzentriert sich gemäß den Hofmeister'schen Monatsberichten auf die Jahre 1895 bis 1899.
1935 kaufte Fritz Reling den Musikverlag Alfred Mehner von seinem Onkel Gustav Vetter und erhielt damit auch Bestände des ehemaligen Musikverlags Karl Vogel. Es finden sich folgende Titelblattangaben: "Karl Vogel/ Leipzig" überklebt mit dem Schild "Gustav Vetter/ Leipzig" und unterstempelt "jetzt: Verlag/Alfred Mehner (Inh. Fritz Reling)/ Leipzig C1".
Der Verlag Karl Vogel publizierte hauptsächlich zeitgenössische Salonmusik, Genrestücke für Klavier, Lieder mit Klavierbegleitung und Männerchöre – nicht selten mit Widmungen an Leipziger Bürger, Vereine und Ensembles ("Dem Leipziger Radfahrer-Club und seinem Fahrwart Herrn G. Rieschel", "Dem Leipziger Männerchor und seinem Chormeister Herrn Gustav Wohlgemuth in Werthschätzung", "Frau Superintendent Spranger in Borna freundlichst gewidmet", "Seinem werten Freunde Herrn Fabrikdirektor Rudolf Patzschke gewidmet").
Rudolf Tanner Verlag, Leipzig
Die Geschichte des Verlags Rudolf Tanner, Leipzig, ist leichter nachzuverfolgen: Am 5. April 1899 wurde Martin Rudolf Tanner im Leipziger Handelsregister als Inhaber eingetragen, im September 1928 folgte ihm Melitta verw. Tanner, geb. Birkner als Inhaberin.[08] Per Vertrag zwischen Melitta verw. Tanner und Fritz Reling vom 7. November 1945 wurde die Firma durch den Verlag Alfred Mehner gekauft.[09] Fritz Reling wurde am 23. Dezember desselben Jahres als neuer Geschäftsinhaber im Handelsregister eingetragen.
Das Titelblatt einzelner Musikdrucke enthält die vollständige Leipziger Verlagsadresse: "Rudolf Tanner, Leipzig Inselstr. 7". Das Leipziger Adressbuch lässt genauere Angaben zu: Bis 1900 befand sich der Verlag in der Inselstraße, zog jedoch 1901 in die Nürnberger Str. 27b, und war schließlich ab 1903 unter der Adresse "Reudnitz, Täubchenweg 18" verzeichnet. Neben der Leipziger Niederlassung scheint Tanner auch ins englischsprachige Ausland vertrieben zu haben, denn mitunter finden sich auf Titelblättern folgende weitere Angaben zum Verlagssitz: "Rudolf Tanner, Leipzig I London, Rud. Tanner & Co. I New York, Rud. Tanner & Co.", "Rudolf Tanner, Leipzig I New York: Rud Tanner & Co. 136 East 40th Street”.
Rudolf Tanner, Pianist und Klavierlehrer (u. a. am Hampstead Conservatoire of Musik London), publizierte hauptsächlich leichte bis mittelschwere Charakterstücke für Klavier zu zwei oder vier Händen sowie Unterrichts- und Studienwerke. Dies entsprach seiner pädagogischen Erfahrung und Intention. "Der Öffentlichkeit übergeben, was ursprünglich nur für meine Schüler entworfen…" schrieb er 1897 im Vorwort zu der von ihm verfassten "Schule der Technik des Klavierspiels". "Spezialist für Unterrichtsmusik" nannte er sich in Firmenanzeigen (Neue musikalische Presse, 1901, S. 648). Seine eigenen Etüdensammlungen und Lehrwerke für Klavier, herausgegeben zwischen 1897 und 1924, waren seinerzeit geschätzt und wurden in der Fachpresse gewürdigt als "eine besondere, sehr praktische Art des Klavierunterrichts" (Musikpädagogische Blätter, 1926, S. 67). Tanners "Etüden-Schule des Klavierspiels" op. 2 wurde 1950 vom Verlag Alfred Mehner neu aufgelegt.
Da Tanner die Schreibweise der Plattennummern insbesondere hinsichtlich der Setzung von Leerzeichen unterschiedlich handhabte, wurden diese bei der Verzeichnung gut lesbar vereinheitlicht. Nicht alle Musikdrucke enthalten jedoch Plattennummern.
H. Hofmann Verlag, Kirchberg i. Sa.
Der im Jahr 1855 geborene Komponist und Städtische Musikdirektor Friedrich Hermann Hofmann gründete um 1884 die Firma "Verlag H. Hofmann", ansässig in der Jacobstraße in Kirchberg bei Zwickau. Die jüngsten Söhne Hans und Kurt stiegen später in das Verlagsgeschäft ein. Kurt war verantwortlich für den Druck, Hans für Buchhaltung und Schriftverkehr. Der Verlag war mit seiner inhaltlichen Ausrichtung auf leicht spielbare Musik für Blaskapellen, wie sie beispielsweise an Liebhabervereinigungen gepflegt wurde, bis zum Aufkommen des Nationalsozialismus sehr erfolgreich; er unterhielt Beziehungen nach Übersee und zum Friedrich Hofmeister Musikverlag Leipzig (Kommissionär). Nationalsozialismus, Wirren des zweiten Weltkrieges und die gänzlich veränderten Existenzbedingungen nach Kriegsende bedingten zunehmende Absatzschwierigkeiten, so dass sich der Verlag in der Nachkriegszeit schließlich auflöste. Die restlichen Notenbestände wurden durch die Verlage Friedrich Hofmeister in Leipzig und Oertel & Co. in Hannover gekauft. Bei einzelnen der überlieferten Musikaliendrucke ist die Angabe "Verlag von H. Hofmann, Kirchberg in Sachsen" auf dem Titelblatt unterstempelt mit "Jetzt Verlag Alfred Mehner (Inh. Fritz Reling) Leipzig C 1". Es ist also sehr wahrscheinlich, dass Teile der Notenbestände auch an Fritz Reling gingen – wann genau allerdings, ist fraglich. Jedoch kann hierfür der Zeitraum von 1935 (Übernahme des Mehner-Verlages durch Reling) bis 1951 (Übergabe des Mehner-Verlages an Treuhänder wegen Inhaftierung Relings) angenommen werden.
Der Verlagsschwerpunkt war biographisch bedingt: Friedrich Hermann Hofmann spielte seit seiner Kindheit die meisten der in Blasmusikformationen gebräuchlichen Instrumente selbst, war Initiator wie Mitglied von Blaskapellen und wusste daher, was für die musikalische Ausgestaltung/Untermalung des Alltagslebens in einer kleineren Stadt gebraucht wurde: Tanzmusik (Walzer, Polkas, Rheinländer usw.), Märsche, Ständchen in variabler Besetzung, Fest- und Trauermusiken bis hin zu Stücken mit Bezug zum politischen Zeitgeschehen. Hierfür stellte er ein immenses Repertoire in umfänglichen Sammlungen bereit, oft mehr als 30 Hefte umfassend und jedes nicht selten mit 20 bis 30 Stücken. Auf Zweckbestimmung, einfache Ausführbarkeit wie besetzungsmäßige Variabilität weisen auch die Verlagsankündigungen und Titel der Sammlungen hin. So zum Beispiel im Falle der Reihe "Lieblingsklänge": "Leichte Streichtänze für alle Chöre passend", "von Lehrlingen und Dilettanten ganz gut und leicht gespielt", je Heft "32 Stück Tänze und Märsche", erhältlich entweder für "Orchester", "Pariser Besetzung" (Violine, Flöte, Trompete, Piano), "Violine mit Klavierbegleitung" oder "Klavierbegleitung allein".
Die Sammlungen sind eine Primärquelle nicht nur der Kompositionen Hofmanns, sondern auch weiterer qualitativ hochwertiger Stücke nicht lexikalisch verzeichneter Meister und Arrangeure volkstümlicher Blasmusik. Der Bestand überliefert zu den einzelnen Publikationsreihen meist vollständige Stimmensätze. Einzelne Stimmen enthalten handschriftliche Eintragungen mit Spielanweisungen und zeigen deutliche Gebrauchsspuren. Ältere Notenausgaben sind in der Handschrift des Verlagseigentümers Friedrich Hermann Hofmann, spätere in Notenstich überliefert.
Weitere Musikverlage
Zu folgenden fünf Musikverlagen, deren Drucke teilweise durch aufgeklebte Schilder oder Stempel als übernommenes Eigentum des Alfred Mehner bzw. des Gustav Vetter Verlags ausgewiesen sind, liegen keine weitere Informationen vor: F.R. Müller's Verlag, Leipzig[10] ; Max Vormeyer (laut Leipziger Adressbuch etwa zwischen 1908-1917/18 bestehend), Fredebeul & Koenen, Essen an der Ruhr (wobei dieser Verlag ein deutlich über Musikalien hinaus gehendes Verlagsprogramm hatte); Hermann Heuschkel, Leipzig (laut Leipziger Adressbuch etwa zwischen 1896-1915 bestehend) und Ferdinand Redlinger, Berlin. Letztgenannter scheint, der Verlagsangabe auf den Musikdrucken zufolge, früher oder später als "Verlag Mandoline" firmiert zu haben. Dass es sich dabei um den gleichen Verlag handelt, lässt sich aus der Adresse schließen, die in beiden Fällen "Berlin-Friedenau, Sponholzstraße 27" lautet.
Bestandsgeschichte und –bearbeitung
Das Archivgut des Bestandes wurde zusammen mit Archivgut des VEB Deutscher Verlag für Musik Leipzig vor 1990 in das Staatsarchiv Leipzig übernommen und befand sich bis 2013 im Bestand 21006 VEB Deutscher Verlag für Musik Leipzig, Nummern 1638-1646 und 1648-1652. 2013 wurden die Unterlagen als Fremdprovenienz aus dem Bestand 21006 herausgelöst. Im November 2013 wurden die Geschäftsunterlagen und die Musikdrucke der Verlage H. Hofmann, Rudolf Tanner und Karl Vogel von Walpurga Alexander im Rahmen eines Praktikums verzeichnet (Nr. 1-37), die auch die vorstehend wiedergegebene Geschichte zu den genannten drei Verlagen erstellte. Die Musikdrucke der Verlage Alfred Mehner, Gustav Vetter und des F. R. Müller's Verlag wurden im Oktober 2014 ergänzend durch die Praktikantin Elisabeth Veit verzeichnet (Nr. 38 ff.). In Vorbereitung der Freigabe der Verzeichnungsinformationen für die Online-Recherche wurde die vorliegende Findbucheinleitung im April 2016 abschließend bearbeitet.
Überlieferungsschwerpunkte
Die vorhandene Überlieferung beschränkt sich fast ausschließlich auf Musikdrucke der oben genannten Verlage. Sie bieten einen Querschnitt durch die Unterhaltungsmusik für Klavier und kleine Besetzungen v. a. zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Bei den wenigen schriftlichen Unterlagen handelt es sich um Dokumente zur Geschäftsführung und Liquidation des Alfred Mehner Verlags.
Hinweise für die Benutzung
Die Notendrucke sind in der Regel nicht datiert; die Datierungen wurden geschätzt. Innerhalb der Verlage sind die Musikalien in der Reihenfolge der Nachnamen der Komponisten gereiht; im Falle des Verlags H. Hofmann nach Reihen.
Die Archivsignaturen aus der Zeit der Zugehörigkeit der Unterlagen zum Bestand 21006 VEB Deutscher Verlag für Musik Leipzig wurden bei der Verzeichnung mit erfasst, werden aber im Findbuch nicht mit ausgewiesen.
Literatur
50 Jahre im Dienste der Musik 1904-1954, Alfred Mehner Musik- und Bühnen-Verlag. Groß-Sortiment, Frankfurt a. M., 1954.
Hofmann, Wolfgang: Erinnerungen an einen Denkwürdigen. Der Komponist und Musikverleger Friedrich Hermann Hofmann aus Kirchberg in Sachsen, in: Kirchberger Nachrichten. Amtliches Mittteilungsblatt der Stadt Kirchberg 2006 (H. 22, S. 8-10) und 2007 (H. 3, S. 10-12; H. 5, S. 6-9).
Thekla Kluttig
Mai 2016
[01] Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig [im Folgenden: StA-L], 20124 Amtsgericht Leipzig, HR 12322. Im Leipziger Adressbuch ist der Betrieb 1906 erstmals als "Alfred Mehner, gegr. 1904, Musikalienhdlg. u. Versandgesch., Johannisplatz 21, Inh. Gustav Vetter" erfasst.
[02] Siehe hierzu und zum Folgenden auch die Firmenfestschrift anlässlich des fünfzigjährigen Jubiläums des Verlags: 50 Jahre im Dienste der Musik 1904-1954, Alfred Mehner Musik- und Bühnen-Verlag. Groß-Sortiment, Frankfurt a. M., 1954.
[03] StA-L, 22333 Alfred Mehner, Leipzig, Nr. 5.
[04] Nach Schilderung Relings stimmten die für die Rückgabe Verantwortlichen, Staatsanwaltschaft und Staatliche Kunstkommission der DDR, dem Antrag zu und Reling bat um eine endgültige Festsetzung der Übergabe auf den 1. Oktober 1953, StA-L, 22333 Alfred Mehner, Leipzig, Nr. 5.
[05] StA-L, 20124 Amtsgericht Leipzig, HRA 2320 (digitalisierte Handelsregisterkarte). Zur Rechtsträgerschaft siehe 21106 VEB Deutscher Verlag für Musik Leipzig, Nr. 4245 und 5787 sowie Bettina Hinterthür: Noten nach Plan. Die Musikverlage in der SBZ/DDR - Zensursystem, zentrale Planwirtschaft und deutsch-deutsche Beziehungen bis Anfang der 1960er Jahre, Stuttgart 2006, S. 190.
[06] StA-L, 20124 Amtsgericht Leipzig, HRA 422 (digitalisierte Handelsregisterkarte).
[07] Auch das Görlitzsche "Central-Musik-Geschäft" scheint von Gustav Vetter übernommen worden zu sein, denn Anzeigen von Richard Görlitz auf Musikdruckrückseiten des Verlags Karl Vogel sind ebenso überklebt mit dem Schild "Gustav Vetter / Leipzig".
[08] StA-L, 20124 Amtsgericht Leipzig, HRA 1672.
[09] StA-L, 22333 Alfred Mehner, Leipzig, Nr. 5.
[10] Unter HR 6646 wurde am 26.11.1886 ein Landkarten-Verlag F. R. Müller im Leipziger Handelsregister registriert, der schon 1888 als erloschen vermerkt wurde.
Treuhandverwaltung.- Gedruckte Musikalien der Verlage Alfred Mehner, Gustav Vetter, Rudolf Tanner, Karl Vogel, F. R. Müller's (alle Leipzig) sowie H. Hofmann, Kirchberg.
Julius Wilhelm Alfred Mehner meldete sein Musikalien-Versand-Geschäft im Oktober 1904 im Leipziger Handelsregister an. Bereits 1905 wurde das Unternehmen von Gustav Vetter übernommen, der es 1935 an seinen Neffen Karl Reinhold Fritz Reling, Musikalienhändler in Leipzig, verkaufte. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Firma zu einem Groß-Sortiment für Musikalien und einem Musikverlag entwickelt. Reling kaufte 1945 den Leipziger Musikverlag Rudolf Tanner auf. Nach 1945 befand sich der Verlag zeitweilig in Treuhandschaft und wurde ab 1953 liquidiert. 1955 wurde die Firma im Leipziger Handelsregister gelöscht; zu diesem Zeitpunkt hatte Fritz Reling bereits die Firma Alfred Mehner in Frankfurt a. M. neu gegründet.
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