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Beständeübersicht

Bestand

22386 Lieboldtsche Begräbniskasse für Buchdrucker und deren Ehefrauen

Datierung1832 - 1947
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)0,11
Geschichte der Lieboldtschen Begräbniskasse für Buchdrucker und ihre Ehefrauen

Wenig ist zur Gründungsgeschichte der Lieboldtschen Begräbniskasse sowie der ersten Jahrzehnte ihrer Existenz bekannt. Eine Denkschrift anlässlich ihres hundertjährigen Bestehens verortet ihre Gründung zu Ostern des Jahres 1802.[01] Gründer bzw. Namenspatron könnte ein gewisser Ernst Christian Lieboldt gewesen sein, jedenfalls taucht dieser als einziger Lieboldt – nebst Ehefrau Sofia – in einem der ältesten Mitgliederverzeichnisse der Kasse auf. Rd. ein Jahr nach ihrer Gründung, im März 1803, zählte man schon 101 Beitragszahler. Über die nächsten 50 Jahre blieb deren Zahl weitgehend konstant, erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann sie langsam aber stetig zuzunehmen. Einen regelrechten Boom erlebte die Begräbniskasse schließlich in den 1890er Jahren – innerhalb einer Dekade verdoppelte sich die Zahl der Mitglieder; im September 1900 waren insgesamt 2238 Personen bei der Kasse registriert.
Die Lieboldtsche Begräbniskasse war über die längste Zeit ihres Bestehens eine Lebensversicherung für Buchdrucker und deren Ehefrauen; ein Umstand, welcher sich stets auch in ihren mehrfach wechselnden Bezeichnungen niederschlug.[02] 1830 firmierte die Kasse als "Lieboldt'sche Sterbe-Commun für Buchdrucker und deren Eheweiber", 1853 als "Lieboldt'sche Unterstützungs-Casse bei Todesfällen für Buchdrucker und deren Ehefrauen" und seit 1863 als "Lieboldt'sche Begräbniss-Casse für Buchdrucker und deren Ehefrauen" (in den 1920er Jahren mit veränderter Schreibweise: "Lieboldtsche Begräbniskasse"). Eine letzte Umbenennung erfolgte schließlich im Jahr 1935: Gemäß der neuen, nunmehr auch von den Nationalsozialisten genehmigten Satzung trug die Kasse fortan den Titel "Lieboldtsche Begräbniskasse für das graphische Gewerbe".[03] Damit sprach die Versicherung theoretisch wesentlich mehr Mitglieder an, als dies in früheren Satzungen der Fall gewesen war, wo man sich einzig auf gelernte Buchdrucker konzentriert hatte. In den Mitgliederzahlen schlug sich die Neuorientierung indes nicht nieder – zwischen 1935 und 1937 verlor die Kasse rd. 270 Beitragszahler.[04]
An ihrer grundsätzlichen Funktionsweise hat sich über die Jahre nichts Wesentliches verändert, aller vorgenannten Umbenennungen zum Trotz.[05] Mitglieder entrichteten regelmäßige Beiträge, im Gegenzug erwarben sie – nach Beitragsjahren gestaffelt – den Anspruch auf ein Begräbnisgeld, welches den Hinterbliebenen im Todesfall ausbezahlt wurde. Bei langjährigen Beitragszahlern dürfte diese Summe die tatsächlichen Begräbniskosten sogar um einiges überstiegen haben – was zumindest auch der Intention des ältesten vorliegenden Statuts von 1830 entspricht.[06] Und so änderte sich im Laufe der Jahre v. a. die Höhe der Leistungen (nebst der zu entrichtenden Beiträge).
Den Zweiten Weltkrieg überstand die Lieboldtsche Begräbniskasse noch, den forcierten Aufbau des Sozialismus in der Sowjetischen Besatzungszone dann nicht mehr: Zum 01.01.1947 wurde sie – wie auch alle anderen Versicherungen – in der staatlichen Versicherungsanstalt des Landes Sachsen zusammengeschlossen. Hier ging sie in der Zweigstelle L 303 (Volks-Feuerbestattung V.V.a.g.) zu Dresden auf.[07]

Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Bei den Unterlagen der Lieboldtschen Begräbniskasse handelt es sich um eine Splitterüberlieferung im Umfang von nur wenigen Zentimetern. Sie gelangten vermutlich mit Archivgut der Versicherungsanstalt des Landes Sachsen, Filiale Leipzig, vor 1990 in das Staatsarchiv Leipzig. Bei einer Bestandsbearbeitung wurden sie als Fremdprovenienz aus der Abgabegemeinschaft heraus gelöst, blieben aber weiterhin nicht erschlossen. Die Ordnung und Verzeichnung der Dokumente erfolgte im September 2015 durch Jan Gülzau im Rahmen eines Praktikums. Dabei wurden die Unterlagen geordnet, verzeichnet, Doppelstücke (einige Druckschriften) entfernt und die vorliegende Findbucheinleitung erstellt.

Überlieferungsschwerpunkte

Für die Jahre 1854ff. sind die Rechnungsabschlüsse nahezu vollständig überliefert,[08] Lücken liegen lediglich für die Jahre 1858 und 1859 sowie 1921 bis 1926 (hernach in den Einladungen zur Generalversammlung[09] jeweils in Kurzform enthalten) vor. Darüber hinaus besteht der vorliegende Bestand hauptsächlich aus Unterlagen, welche im Zusammenhang mit den zunächst alle fünf Jahre, später auch in kürzeren Abständen abgehaltenen Generalversammlungen der Begräbniskasse entstanden sind.[10]

Verweise auf korrespondierende Bestände

Unter StA-L, 20031 Polizeipräsidium Leipzig, Nr. PP-V 165 ist die Polizeiakte zur Lieboldtschen Begräbniskasse – irrtümlicherweise mit "Lippoldt'sche Krankenkasse der Buchdrucker" betitelt – überliefert.

Jan Gülzau
September 2015


[01] Vgl. hierzu und im Folgenden Denkschrift zum Hundertjährigen Bestehen der Lieboldt‘schen Begräbniss-Casse für Buchdrucker und deren Ehefrauen zu Leipzig, Leipzig 1902, S. 3, 8-12, in: Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, 22386 Lieboldtsche Begräbniskasse für Buchdrucker und deren Ehefrauen [im Folgenden: StA-L, 22386], Nr. 5.
[02] Vgl. ebd., S. 6.
[03] Vgl. Satzung der Lieboldtschen Begräbniskasse für das graphische Gewerbe in Leipzig. Gültig ab 01.10.1935, in: StA-L, 22386, Nr. 5.
[04] Konkret von 3320 (1935) auf 3050 (1937) Personen. Vgl. Einladung zur Ordentlichen Generalversammlung der Lieboldtschen Begräbniskasse, 15.03.1935, S. 2, in: StA-L, 22386, Nr. 2; Einladung zur Generalversammlung der Lieboldtschen Begräbniskasse, 16.04.1937, S. 2, in: ebd.
[05] Vgl. hierzu und im Folgenden Denkschrift zum Hundertjährigen, S. 3-5, in: StA-L, 22386, Nr. 5.
[06] "Diesen [= den Hinterbliebenen; J.G.] einigermassen zu Hülfe zu kommen, und sie wenigstens auf einige Zeit zu unterstützten […], haben sich die Mitglieder dieser Sterbe-Commun unter einander verbindlich gemacht." Zit. nach ebd., S. 13.
[07] Vgl. Rundschreiben an die Mitglieder der Lieboldtschen Begräbniskasse, Dez. 1946, in: StA-L, 22386, Nr. 4.
[08] StA-L, 22386, Nr. 3.
[09] StA-L, 22386, Nr. 2.
[10] StA-L, 22386, Nr. 1.
Statuten.- Generalversammlungen.- Rechnungsabschlüsse.- Rundschreiben an die Mitglieder.
Die Lieboldtsche Begräbniskasse wurde 1802 unter dem Namen "Lieboldtsche Sterbe-Commun für Buchdrucker und deren Eheweiber" gegründet, nach mehreren Umbenennungen (letztmalig 1935) firmierte sie zuletzt als "Lieboldtsche Begräbniskasse für das graphische Gewerbe". Von ihrer Funktionsweise her entsprach sie einer Lebensversicherung für Buchdrucker und deren Ehefrauen: Kam ein Mitglied zu Tode, zahlte sie den Hinterbliebenen ein Begräbnisgeld. Bis in die 1930er Jahre hinein konnte die Begräbniskasse die Zahl ihrer Mitglieder stetig steigern, zeitweilig auf über 3000 Personen. 1947 ging sie in der staatlichen Versicherungsanstalt des Landes Sachsen auf.
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