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Beständeübersicht

Bestand

22404 Reichs-Zentrale für Pelztier- und Rauchwarenforschung (Bibliothek)

Datierung1543 - 1949
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)6,41
Geschichte der Reichs-Zentrale für Pelztier- und Rauchwaren-Forschung in Leipzig

Die Reichszentrale wurde 1926 auf Initiative des Rauchwaren-Großhandels und der sich in Deutschland neu entwickelnden Industrie der Pelztierzucht in den Räumlichkeiten der Handelskammer in Leipzig gegründet. Ziel war die Förderung und Verbesserung der Veredlung von Pelzen, aber auch der Pelztierzucht, um ein Aussterben der vom Rauchwarenhandel begehrten Pelztiere zu verhindern. Als wirtschaftlicher Verein erhielt die Reichszentrale Rechtsfähigkeit durch Zuerkennung des Sächsischen Wirtschaftsministeriums entsprechend dem § 22 des BGB. Dies erfolgte noch im selben Jahr. Die Aufsicht über die Reichszentrale übte die Handelskammer Leipzig aus. Ihren Sitz hatte die Verwaltung des Vereins in der Nikolaistr. 28/32 (Steibls Hof). Zum Gründungsvorstand gehörten: H. von Kiesenwetter, Rechtsanwalt und Syndikus in Leipzig als Vorsitzender; Walter Krausse, Rauchwarenhändler in Leipzig als Geschäftsführender Vorsitzender; Dr. Paul Schöps, Syndikus und Prokurist sowie späterer Verlagsinhaber in Leipzig als Geschäftsführer, Dr. Wolfgang Stichel, Zoologe und Entomologe aus Berlin als Kustus, Alfred Selter, Kaufmann und Kaiserlich-Japanischer Konsul in Leipzig als Schatzmeister.
Die Aufgaben umfassten zum einen die Förderung der Forschung in Universitäten, Hochschulen und anderen Einrichtungen durch Bereitstellung von Mitteln, zum anderen eigene Forschungsarbeit. So hatte die Reichszentrale neben Forschungen zur Pelzveredlung z. B. eine Materialsammlung über Zuchterfahrungen mit Pelztieren anzulegen und an deren Auswertung mitzuwirken. Sie gab eine eigene Schriftenreihe heraus, in der sie "Schriften", "Vorträge" und "Arbeiten" (Aufsätze) publizierte. Den ersten Vortrag hielt 1927 Prof. Dr. H. Prell vom Zoologischen Institut der Forstlichen Hochschule Tharandt im Kristallpalast über die Ergebnisse seiner Forschungsreise durch die Pelztierzuchtdistrikte Nordamerikas. Die Reichszentrale unterhielt in der Zentralstraße 3 eine Bibliothek, ein Archiv und eine gegenständliche Sammlung. Eine erste Ausstellung von Sammlungs- und Anschauungsmaterial aus ihrem Fachgebiet veranstaltete sie auf der "Grünen Woche" 1927 in Berlin. Sie war maßgeblich beteiligt an der Einrichtung der Deutschen Kürschnerschule in Leipzig 1927 und eines Pelzfachmuseums, welches 1939 in der Sebastian-Bach-Str. 9 eröffnet wurde.[01] Seitdem hatte auch ihre "Bibliothek mit Sammlungen" als öffentliche Einrichtung "mit Lese- und Leihverkehr" und die Kürschnerschule ihren Sitz dort.[02]
Die Reichszentrale wurde offenbar 1948/1949 aufgelöst, der vorliegende Bestand endet 1949 und die Industrie- und Handelskammer Leipzig gab in einem Schreiben vom 25. Mai 1949 die Auskunft, dass die Reichs-Zentrale für Pelztierzucht und Rauchwaren-Forschung nicht mehr besteht.[03]

Bestandsgeschichte und –bearbeitung

Die Bearbeiterin bildete den Bestand 2017 unter Anwendung des Provenienzprinzips. Er besteht bis auf die sechs handschriftlichen Archivalien unter Punkt 11 "Handschriften" ausschließlich aus im Druck erschienenen Büchern, die alle den Stempel "Reichs-Zentrale für Pelztier- und Rauchwaren-Forschung, Bibliothek" und Bibliothekssignaturen (Lagerungssignaturen) tragen. Sie stammen aus einer größeren Übernahme des Staatsarchivs Leipzig 1997 aus der Edelpelz GmbH i. L. in Schkeuditz (ehemals VEB Edelpelz Schkeuditz). Ein Verzeichnis war nicht vorhanden. Prüfungen ergaben, dass weitere Bücher dieser Bibliothek sowohl in der Nationalbibliothek in Leipzig als auch im Staatsarchiv Leipzig, Bestand 21098 Hermlin-Verlag Dr. Paul Schöps Leipzig, überliefert sind.
In diesem Bestand 21098 ist auch ein veröffentlichter Bibliothekskatalog der Reichszentrale von 1936 mit Nachtrag von 1943 überliefert.[04] Aus diesem Katalog wurde die Gliederung für den Bestand und die Zuordnung der einzelnen Bücher zu den Gliederungspunkten übernommen. Da der Katalog keine ganz vollständige Darstellung bietet, sind wenige Bücher thematisch bzw. überwiegend dem neu gebildeten Punkt "10 Literatur zu weiteren Themen" zugeordnet worden. Die handschriftlichen Bücher konnten bis auf die Kürschnerordnung aus Regensburg nicht im Bibliothekskatalog nachgewiesen werden, sie tragen jedoch ebenfalls den Bibliotheksstempel der Reichszentrale. Der Gliederungspunkt "11 Handschriften" wurde ebenfalls bei der Bearbeitung neu gebildet.
Die Verzeichnung der gedruckten Bücher in der Erschließungssoftware AUGIAS-Archiv 9.1 erfolgte auf der Grundlage des Teils Druckschriften der Richtlinie für die archivische Erschließung im Sächsischen Staatsarchiv. Bei Datierungen in eckigen Klammern fehlte im jeweiligen Buch die Jahresangabe, diese wurde durch Internetrecherche ermittelt und ergänzt. Die Transliteration der zahlreichen Titel mit kyrillischen Buchstaben erfolgte nach Duden, aussprachenahe Transkription. Übersetzungen von fremdsprachigen Titeln, oft sehr frei und verkürzt, sind dem o. g. Bibliothekskatalog entnommen, soweit dort angegeben.
Ausgesondert wurden lediglich 0,2 lfm Dubletten.
Unterlagen aus dem Archiv der Reichszentrale und aus der Vorstandsarbeit sind nicht überliefert oder bekannt.

Überlieferungsschwerpunkte

Der Bestand enthält vor allem internationale Fachliteratur aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, aber auch einige Bücher aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Das älteste gedruckte Buch stammt aus dem Jahr 1612. Die sechs überlieferten Handschriften stammen aus dem 16. – 19. Jahrhundert und betreffen vor allem das Weiß- und Sämischgerber- sowie Pergamentmacherhandwerk in Leipzig.

Verweise auf korrespondierende Bestände im Staatsarchiv Leipzig

21098 Hermelin-Verlag Dr. Paul Schöps Leipzig
20931 Leipziger Rauchwarenfirmen

Dolores Herrmann

Februar 2018


[01] "Festfolge für die Eröffnungsfeier des Pelzfach-Museums der Reichsmessestadt Leipzig und Weihe der neuen Schulräume der deutschen Kürschnerschule zu Leipzig am 31. Januar 1939, 11 Uhr, Sebastian-Bach-Str. 9", URL bei Wikimedia Commons: File:Festfolge für die Weihe der Deutschen Kürschnerschule zu Leipzig, 1939.jpg (letzter Aufruf 12.02.2018).
[02] Tätigkeitsbericht der Reichszentrale für die Jahre 1926 und 1927, in: Mitteilungen der Reichs-Zentrale für Pelztier- und Rauchwaren-Forschung Leipzig, Band 1, Leipzig 1926-1928 und Leipziger Adressbuch.
[03] Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, 20242 Kreis- Industrie- und Handelskammern Nordwestsachsens, Nr. 2406.
[04] Ebenda, 21098 Hermelin-Verlag Dr. Paul Schöps Leipzig, Nr. 491.
Bibliotheksgut.- Handschriftliche Innungsbücher der Weißgerber- und Pergamentenmacher.
Die Reichs-Zentrale für Pelztier- und Rauchwaren-Forschung in Leipzig wurde 1926 als wirtschaftlicher Verein nach § 22 des BGB gebildet und bestand wohl bis 1948/1949. Sie förderte die Forschung durch Bereitstellung von Mitteln, leistete eigene Forschungsarbeit auf dem Gebiet der Pelzveredlung und Pelztierzucht und gab eine eigene Schriftenreihe heraus. Die Reichs-Zentrale unterhielt eine öffentliche Bibliothek, ein Archiv und eine gegenständliche Sammlung.
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