Hauptinhalt

Beständeübersicht

Bestand

22529 VEB Nahrungsmittelkombinat "Albert Kuntz", Wurzen

Datierung1924 - 1978
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)0,00
Geschichte des Unternehmens

Johann Friedrich Krietsch (1804-1880) erwarb 1847 die am Mühlgraben gelegene Wurzener Stadtmühle, die aus einer Weizen-, Roggen- und Ölmühle sowie einer Schneide- und Walkmühle auf dem linken Ufer des Mühlgrabens bestand. Er entwickelte die Mühle weiter und nahm seine Söhne Julius Wilhelm Friedrich Krietsch (1833-1901) und Ernst Krietsch (1850-1909) in das Unternehmen auf. Die vorhandene Ölmühle wurde durch eine Graupenmühle ersetzt, eine Erbsenschälerei kam hinzu. Die 1869 errichtete Brotbäckerei wurde 1888 eingestellt und als Biskuitfabrik mit der Herstellung von Honig- und Pfefferkuchen, Schiffszwieback und anderen Dauerbackwaren weitergeführt. Es erfolgte der Umbau der Weizenmühle, Turbinenanlagen und Dampfmaschinen wurden angekauft, der Mühlgraben reguliert.
Die Söhne gründeten nach dem Tod von Johann Friedrich Krietsch zum 1. Mai 1886 die Aktiengesellschaft "Wurzener Kunstmühlenwerke und Biscuitfabriken vorm. F. Krietsch" und führten das Unternehmen unter Beteiligung der Allgemeinen Deutschen Creditanstalt Leipzig weiter. Die Produktpalette wurde 1887 durch eine Hirseschälerei erweitert, ein 1893 zwischen Dresdener Straße und Staatsbahn mit Gleisanschluss errichtetes Getreidelager schuf die notwendigen Lagerkapazitäten für das gewachsene Unternehmen. Eine Werkbahn verband den Wurzener Güterbahnhof an der Bahnstrecke Leipzig–Dresden mit der Krietschmühle.
1902 kauften die Krietschwerke aus der Konkursmasse der Wurzener Dampfmühlen-AG vorm. Gustav Schönert deren Mühlenwerk an der Dresdener Straße.
1913 beschäftigten die Krietschwerke 600 Arbeiter und 80 Beamte, pro Tag verließen das Werk 6.000 Zentner Ware. Das Grundstück des Unternehmens umfasste eine Fläche von 90.346 qm, die überwiegend bebaut war.
Am 5. Oktober 1917 brach in der Graupenmühle ein Großfeuer aus und vernichtete zahlreiche Bauten am Mühlgraben.
Das neue, als Weizenmühle bezeichnete und vom Leipziger Architekten Max Fricke konzipierte Gebäude wurde im Dezember 1920 übergeben. Neben der Weizen- enthielt es die Graupenmühle, die Erbsen- und Hirseschälerei sowie die Keksabteilung. In dieser wurden mit modernen Spezialmaschinen – Teigknet-, Ausstech- und Mischmaschinen, Ketten-, Waffel- und Auszugsöfen – verschiedene Arten von Biskuit, Waffeln und Honigkuchen fabrikmäßig hergestellt.
1924 brannte auch die Roggenmühle an der Dresdner Straße ab. Das Unternehmen entschied sich gegen einen Wiederaufbau am alten Standort. Stattdessen wurde in unmittelbarer Nähe der Weizenmühle ein dem bereits bestehenden Gebäude angepasster Neubau errichtet. Die Planung für die neue Roggenmühle übertrug man wiederum Max Fricke. Sowohl die Weizen- als auch die Roggenmühle wurden in Stahlbetonbauweise ausgeführt und wegen der Brandgefahr mit Sprinklerschutzanlagen ausgerüstet. Die Türme der beiden Gebäude nahmen die Wasserhochbehälter der Sprinkleranlage auf. Durch die ähnliche Bauweise, die Größe und parallele Stellung der Bauten entstand ein stadtbildprägender, weithin sichtbarer Gebäudekomplex.

Während der Weltwirtschaftskrise geriet die Aktiengesellschaft der Wurzener Kunstmühlenwerke und Biscuitfabriken in finanzielle Schwierigkeiten, es musste ein Ausgleichsverfahren eröffnet werden. 1931 erfolgte eine Sanierung durch erhebliche Herabsetzung des Aktienkapitals und anschließender Ausgabe neuer Aktien an die Gläubigerbanken.

Auf Grund des Volksentscheides in Sachsen zum Gesetz über die Übergabe von Betrieben von Kriegs- und Naziverbrechern in das Eigentum des Volkes am 30. Juni 1946 wurde die Aktiengesellschaft Wurzener Kunstmühlenwerke und Biscuitfabriken vorm. F. Krietsch enteignet. Das Unternehmen ging zum 1. Juli 1946 in die Verwaltung des Landes Sachsen über, am 24. August 1947 wurde es an den Rat der Stadt Wurzen übertragen.
Am 1. Juli 1948 wurden die ehemaligen Wurzener Kunstmühlenwerke und Biscuitfabriken als Zweigbetrieb der Vereinigung Volkseigener Betriebe (VVB), Land Sachsen, Nahrungs- und Genussmittel, Dresden angegliedert. Mit dem 1. Januar 1952 entstand ein selbstständiger Volkseigener Betrieb mit der Bezeichnung "VEB Krietschwerke Wurzen", der zum 1. Mai 1953 in VEB Nahrungsmittelkombinat "Albert Kuntz" umbenannt wurde.

Das 1969 initiierte Programm "Neue Nährmittel" führte zur Entwicklung neuer Produkte. Erdnussflips, Cornflakes, Schnellkochreis und Instantnährmittel für Kinder wurden in die Produktionspalette aufgenommen. Die Produktion von Dauerbackwaren – Keksen, Lebkuchen, Gebäckmischungen und Waffelerzeugnissen – wurde durch die Einführung neuer Technologien, der Erweiterung der Keksfabrik und einer Sortimentsbereinigung gesteigert.

1982 wurde das Nahrungsmittelkombinat "Albert Kuntz" Leitbetrieb für Dauerbackwaren. Betriebsteile waren der VEB Premier Leipzig, Demmeringstraße, VEB Dauerbackwaren, Erdmannstraße, und VEB Pikanta, Fichtestraße.

Nach 1990 wurde der VEB durch die Treuhandanstalt privatisiert.


Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Die Unterlagen, die ausschließlich aus Tonträgern und Lauffilmen bestehen, wurden dem Sächsischen Staatsarchiv 2020 durch die Wurzener Nahrungsmittel GmbH als Schenkung übergeben. Die Erschließung erfolgte nach den Erschließungsrichtlinien des Staatsarchives, Teil AV-Medien durch das Sachgebiet Audiovisuelle Medien.
Die vorgefundenen Titel wurden, sofern vorhanden, übernommen; im Falle von Büchsentiteln wurde bei Bedarf ein aussagekräftigerer Archivtitel angelegt. Der detaillierte Inhalt wurde in Enthält-Vermerken erfasst.
Teilweise wurden die Filme restauriert und digitalisiert.


Überlieferungsschwerpunkte

Überliefert sind ausschließlich audiovisuelle Unterlagen, so Werbefilme für die Produkte des VEB Nahrungsmittelkombinates "Albert Kuntz", beispielsweise für Kekse und Mehle sowie zum Produktionsprozess in den Wurzener Kunstmühlen und Biscuitfabriken vorm. F. Krietsch bzw. im VEB Nahrungsmittelkombinat "Albert Kuntz".
Daneben enthält der Bestand Filme und Tonbandaufzeichnungen zu einer Übung der Betriebsfeuerwehr, zum Betriebssportfest, der Tätigkeit der Betriebskampfgruppe, zur Eröffnung des Ausbildungsjahres 1977 und zum Namensgeber Albert Kuntz.


Hinweise für die Benutzung

Bei der Bestellung der Archivalien ist die lfd. Nummer des Titels in Verbindung mit den Kennbuchstaben und der Bestandssignatur anzugeben (Beispiel: AV 22529-022). Die Bereitstellung der Ton-Archivalien erfolgt nur in digitalisierter Form und in einem gesonderten Benutzerraum.


Quellen und Literatur

Richard Klinkhardt. Die Wurzener Industrie 1797-2002. Sax-Verlag Beucha, 2005.

Konstantin Wiesinger. Historischer Film einer Wurzener Keksfabrik gerettet. Veröffentlicht am 18.05.2022. https://saxarchiv.hypotheses.org/6459.

Konstantin Wiesinger. VEB "Albert Kuntz": Werbefilme online. Veröffentlicht am 04.09.2023. https://saxarchiv.hypotheses.org/24433.

Konstantin Wiesinger/Anett Müller

Februar 2024
Industriewerbefilme.- Filme zum Betriebsleben.
Johann Friedrich Krietsch (1804-1880) erwarb 1847 die am Mühlgraben gelegene Wurzener Stadtmühle, die aus einer Weizen-, Roggen- und Ölmühle sowie einer Schneide- und Walkmühle bestand. Er erweiterte den Mühlenbetrieb und nahm seine beiden Söhne in das Unternehmen auf. Diese gründeten nach dem Tod von Johann Friedrich Krietsch zum 1. Mai 1886 die Aktiengesellschaft "Wurzener Kunstmühlenwerke und Biscuitfabriken vorm. F. Krietsch".1946 wurde die Aktiengesellschaft enteignet und 1948 in eine VVB eingegliedert. 1952 entstand ein selbstständiger Volkseigener Betrieb mit der Bezeichnung "VEB Krietschwerke Wurzen", der zum 1. Mai 1953 in VEB Nahrungsmittelkombinat "Albert Kuntz" umbenannt wurde. Nach 1990 wurde der VEB durch die Treuhandanstalt privatisiert.
  • 2024 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-11-19 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
Sitemap-XML zurück zum Seitenanfang